Heilige & Feste im Monat August

 

Das Gottesmutter-Fasten

 

Das Fasten im August erfolgt zu Ehren des Entschlafens der Gottesmutter, die immer für uns wirkte und fastete, in Nachahmung ihres Fastens und als Ausdruck unserer Liebe zu ihr. Es beginnt am 01. und dauert bis zum 15. August.

 

Die allheilige Gottesgebärerin fastete und betete selbst unaufhörlich, als sie sich zum Übergang ins ewige Leben vorbereitete, worüber auch die Kirchenschriftsteller berichten, obwohl sie, die ja heilig und völlig rein war, das Fasten eigentlich nicht nötig hatte. So betete sie insbesondere für uns, als sie sich anschickte, von dem hiesigen in das zukünftige Leben überzugehen und als sich ihre selige Seele durch den Beistand und das Wirken des Göttlichen Geistes bald mit ihrem Sohn vereinigen sollte. Und deshalb müssen auch wir fasten und ihr lobsingen, ihr Leben nachahmen, um sie so zum Beten für uns zu bewegen.

 

Deshalb verfügte die Kirche, dass die Gläubigen bis zum Tag des Gedenkens an das Entschlafen der Allerheiligsten Gottesmutter zu fasten und sich auf den Empfang der allreinen Mysterien Christi vorzubereiten haben. Und so wie wir auf diese Weise Gott dem Herrn ein Opfer darbringen, Ihm für alle Seine Wohltaten danken, so bezeugen wir auch in der Tat wahre Liebe zur Allerreinsten Jungfrau und Gottesgebärerin.

 

 

Der Große Bittkanon an die Allheilige Gottesgebärerin

 

von S.E. Erzbischof Stylianos von Australien

 

Die ersten vierzehn Tage im August sind ein Abschnitt unseres Kirchenjahres, in dem die orthodoxen Gläubigen ihre Aufmerksamkeit in tiefer Herzensreue der Allheiligen Gottesgebärerin zuwenden. Vierzehn Tage lang, vor dem Fest der Entschlafung, läuten die Kirchenglocken am Nachmittag, um die Menge der Gläubigen zum Singen des Großen Bittkanons zu rufen. Die Zeit des AkathistosHymnus zur Gottesmutter ist ähnlich voll mit Gefühlen der Zerknirschung. Während aber im Akathistos-Hymnus der Ton des Lobpreises vorherrscht, der triumphierend die Würde derer preist, die „die Mutter unseres Gottes“ wurde, ist der vorherrschende Ton im Bittkanon im August voll Gram und Kummer über die schmerzende Seele der Gläubigen, die Mut und Trost bei der Jungfrau suchen.

 

Natürlich hat jeder mit Zerknirschung die herzerreißenden Verse des Großen Bittkanons gehört, der von den „Krankheiten der Seele und des Leibes“ spricht. Aber hier ist es nicht der Schmerz der Verzweiflung, der meist zu Unglauben und Glaubensabfall führt. Die Art von Schmerz, die jemand für Gott leidet, ist ein Schmerz des Verstehens, der Reinigung bewirkt und ein Schritt zur Erhöhung ist: denn wenn er ihn auch bekümmert und schmerzt, entfremdet er ihn doch Gott nicht, sondern führt ihn zu einem tieferen Verstehen Gottes. Damit kommt der Kummer zu einem Höhepunkt und auch zu einer Rast in der folgenden Form des Flehens: „O allgepriesene Gottesgebärerin, schau auf meines Leibes schlimme Bedrängnis und heile den Schmerz meiner Seele“.

 

Wenn man die Verse des Großen Bittkanons nur oberflächlich hört, bekommt man den Eindruck, dass ein anonymer Hymnograph die Leiden von Leib und Seele der Gläubigen wohl ziemlich dramatisiert. Immerhin, jeder Christ hat schon wiederholt „das Wüten der Leidenschaften“ erfahren und war schon manches Mal „gequält“ von vielen „Versuchungen“. Aber ein sorgfältigeres Lesen und ein Studium dieser gesegneten Verse machen klar, dass der Kanon keine allgemeine Beschreibung und Erzählung der Bedrängnisse des Menschen im täglichen Kampf um die Vollkommenheit ist. Er ist vielmehr die Wiedergabe der herzzerreißenden Schreie „des Lebens selbst“ vor Trauer und Schmerz, die „aus erster Hand“ zu uns kommen.

 

Wir haben also ein ganz persönliches Drama vor uns, das Drama einer gewissen historischen Person, die unter realen und konkreten Umständen lebte. Wie viele unserer arglosen Gläubigen, die den Kanon singen, wissen wer diese Person ist? Man könnte vermuten, dass der Hymnograph des Großen Bittkanons eine sensible Frau, wie Kassiani, oder ein ältlicher Mönch aus der Wüste sein könnte. Aber es ist weder die eine noch der andere. Der Autor dieses trauerrigen hymnischen Textes war ein Mann in seinen besten Jahren und König: der byzantinische Kaiser von Nikaia, Theodoros Laskaris II. (1222-1258), der die Tonsur als Mönch und seinen Namen Theodosios kurz vor seinem Tode erhielt.

 

Nach seinen Biographen war er ein besonders vornehmer und höflicher Mann, mit hoher Bildung. Aber er lebte in einer sehr schwierigen Zeit.

 

Die Lateiner hatten Konstantinopel erobert, die Bulgaren und das Königreich Epirus mussten abgewehrt werden und die Muslime in Kleinasien stellten eine unmittelbare und dauernde Gefahr dar. Da dieser tragische Kaiser eine Künstlernatur besaß, konnte er eine solch schwierige Verantwortung nicht ohne Gefahr für seine Gesundheit schultern. Aus diesem Grunde starb er auch mit gerade nur 36 Jahren. 

 

Sein Leben war beherrscht von vielen Widersprüchen, die allerdings weder im Palast noch in der ihn umgebenden höheren Gesellschaft unbekannt waren. Das wiederum war aber genau die größte menschliche Errungenschaft von Byzanz, nämlich dass die Widersprüche des Lebens nie die Sicht auf die Ewigkeit und das Heil vergessen ließen, solange es die Reue gab. Damals begingen Menschen oft schreckliche Verbrechen, aber mit den Strömen bereuender Tränen wurden sie vor den Augen Gottes und der Menschen gereinigt. Das ganze Zeitalter des christlichen Mittelalters im Osten wie im Westen unterscheidet sich von unserer modernen Zeit genau durch diese charakteristische Erscheinung: aus vorgeblich humanen Gründen ist es Ziel unserer modernen Zeit einen gesetzestreuen und ehrbaren Menschen zu formen, ohne nach seinen tieferen Überzeugungen, seinem Glauben und seiner geistigen Wachsamkeit zu fragen. Dadurch kann ein Mensch heute ein Kapitalverbrechen in den Beziehungen zu seinen Mitmenschen eher vermeiden, was ihn, jedenfalls aus Sicht des Gesetzes, gesetzestreuer als einen Christen des Mittelalters erscheinen lässt, aber der gleiche Mensch der modernen Zeit und der humanen Weltanschauung, der sich in seiner „autonomen“ und selbstbestimmten Moral erstarrt empfindet, hat nie die Zerknirschung und die Reinigung, die Reue und die Heiligung der Tränen nach der Sünde erfahren. Daraus ergibt sich die Frage: Welche Beziehung können Menschen dieser Art zum Königreich Gottes haben? Wir wissen, dass Christus erklärte: „Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“, was heißt, dass das Reich Gottes nicht bewohnt ist vom fehlerlosen Narziss, der keinen Makel vor Gottes unfassbaren Mysterien zeigt, sondern durch Menschen, die wiedergeboren wurden durch die Reue.

 

Der Kaiser Theodoros Laskaris II. kannte genau diese heilbringenden Wahrheiten, obwohl er sich selbst beschreibt als einer, „der auf vielerlei Weise verwundet wurde und immer noch verwundet wird“, doch verzweifelt er nicht, sondern glaubt und bleibt wachsam. Er drückt seinen Glauben und die Hoffnung aus, dass trotz allen Unglücks Gott seine Erlösung will: „Ach, was wurde mir nicht alles zugefügt! Ich kann nichts anderes sagen, als dass die Seele gereinigt und das Fleisch gedemütigt wurde, damit der Schöpfer beiden die Erlösung bringen könne“.

 

Ewiges Gedenken dem gesegneten Kaiser Theodoros Laskaris II., der uns den Bittkanon gelehrt hat.

 

Quelle: The Orthodox Messenger, July/Aug. 1997, Australien.

 

 

Zum Gedächtnis der Prozession mit dem Heiligen und Lebenspendenden Kreuzes in Konstantinopel

 

 01. August

 

Thomas Zmija

 

An diesem Tag, (dem Beginn des Muttergottesfastens) pflegte man die Reliquie des kostbaren und lebenspendenen Kreuzes unseres Herrn und Erlösers aus dem Kaiserpalast in Konstantinopel, wo sie aufbewahrt wurde herauszubringen und in einer feierlichen Prozession in die Hagia Sophia zu tragen. Das von der heiligen apostelgleichen  Helena auf  Golgotha aufgefundene Kreuz war im Jahr 635 angesichts der drohenden arabischen Invasion von Jerusalem nach Konstantinopel gebracht worden, wo es seither in der Kapelle des Kaiserpalastes aufbewahrt wurde. Die Prozession hatte eine erste Station am kleinen Baptisterium, wo dann der Gottesdienst der Kleinen  Wasserweihe (russisch: Малое освящение воды, griechisch Μικρός γιασμός) zelebriert wurde.

 

Am 06. Januar zum Fest der Theophanie (Taufe Christi) wird die Große Wasserweihe vollzogen, die zu den Mysterien (Sakramenten) der orthodoxen Kirche gehört. Durch die Taufe Christi im Jordan wurde das Wasser dieses Flusses und somit alle Gewässer geheiligt. Deshalb wird mit der Großen Wasserweihe bis heute die ganze Natur und alle Schöpfung geweiht. Die Kleine Wasserweihe Wird vor allem an den Festen der Heiligen vollzogen. Sie kann jedoch zu jedem Anlass gefeiert werden. In Gegensatz zur Großen Wasserweihe, die nur einmal im Jahr vollzogen wird, gehört die Kleine Wasserweihe nicht zu den Sakramenten sondern zu den Segenshandlungen der orthodoxen Kirche. Dieses Weihwasser (russisch: Святая вода oder освящённая вода, griechisch: Αγίασμα) wird als Segen in der Kirche und in den Häusern der Gläubigen verwendet. Mit dem Weihwasser werden die  Gläubigen oder Gegenstände besprengt, damit sie gesegnet werden. Auch trinken die Gläubigen Morgen einen Schluck vom Weihwasser, wenn sie auch ein Stück der in der Kirche empfangenen Antidorons zu sich nehmen. In den orthodoxen Klöstern wird  am ersten Tag eines jeden Monats die Kleine Wasserweihe vollzogen.

 

Nach der Feier der Kleinen Wasserweihe am Baptisterium Wurde die Kreuzreliquie ins Allerheiligste der Großen Kirche getragen und dort auf den Altar gelegt . Von dort aus trug man das heilige Kreuz in den Tagen bis zum 14. August, dem Vorfest der Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin, in aufeinanderfolgenden Prozessionen durch die ganze Stadt. Dabei besuchte die Reliquie Quartier um Quartier, um die Bewohner zu beschützen vor den Epidemien zu bewahren, die in heißen Jahreszeit im Hochsommer  eine besonders große Gefahr darstellten. Nachdem das Heilige Kreuz auf diese Weise den Gläubigen Gesundheit und Trost gespendet hatte, wurde die Reliquie wieder in die Kapelle des Kaiserpalast zurückgetragen.

 

 

Die Verehrung des Kreuzes

 

zum Prozessionsfest am 1. August

 

Am ersten August wird das Fest der „Prozession mit den Holzpartikeln des Kostbaren und Lebenspendenden Kreuzes“ (КРЕСТА ГОСПОДНЯ) gefeiert. Wir wissen, dass es noch zwei andere Feste zum Gedächtnis des Kreuzes unseres Erlösers gibt, eines am 14. September (Kreuzerhöhung) [s. S. 21] und das andere am dritten Sonntag der Großen Fastenzeit (Kreuzverehrung). Das heutige Fest hat nicht die Bedeutung der beiden anderen, obwohl mit ihnen gemeinsam hat, dass man vor ihm niederfällt und es küsst. Aus dem Evangelium des Johannes wird die Perikope der Passion gelesen, oder wenigstens die letzten Szenen, die sich auf Golgotha beziehen. Wollte man den drei byzantinischen Kreuzesfesten eine rein spirituelle Interpretation geben, könnte man sagen, dass das Fest im September die „Entdeckung“ des Kreuzes ist, seine Begegnung mit der Seele, unser erster Kontakt mit den Kreuz Jesu – nicht nur mit dem historischen Kreuz und dem Mysterium der Erlösung, sondern auch damit, dass wir selbst das Kreuz tragen, mit der Erfahrung, dass wir uns alle das Kreuz Christi teilen, das uns Gott in unserem Leben gegeben hat. Das Fest in der Großen Fastenzeit bedeutet, dass das Kreuz – das Kreuz des Erlösers wie auch unser eigenes – in unseren Herzen aufgerichtet und verehrt wird: wir erkennen seine höchste Autorität über uns an. Das Fest im August ist wirklich eine „Prozession“: wir folgen dem Kreuz wohin es uns führt und ist damit die Folge der vorausgegangenen Feste. 

 

Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord, Seite 243.

 

 

Die Verehrung des heiligen und lebenspendenden Kreuzes zur Prozession am 1. August

 

Am ersten August wird das Fest der „Prozession mit den Holzpartikeln des Kostbaren und Lebenspendenden Kreuzes“ (Происхождение (изнесение) Честных Древ Животворящего Креста Господня) gefeiert. Wir wissen, dass es noch zwei andere Feste zum Gedächtnis des Kreuzes unseres Erlösers gibt, eines am 14. September (Kreuzerhöhung) und das andere am dritten Sonntag der Großen Fastenzeit (Kreuzverehrung). Das heutige Fest hat nicht die Bedeutung der beiden anderen, obwohl mit ihnen gemeinsam hat, dass man vor ihm niederfällt und es küsst. Aus dem Evangelium des Johannes wird die Perikope der Passion gelesen, oder wenigstens die letzten Szenen, die sich auf Golgotha beziehen. Wollte man den drei byzantinischen Kreuzesfesten eine rein spirituelle Interpretation geben, könnte man sagen, dass das Fest im September die „Entdeckung“ des Kreuzes ist, seine Begegnung mit der Seele, unser erster Kontakt mit den Kreuz Jesu – nicht nur mit dem historischen Kreuz und dem Mysterium der Erlösung, sondern auch damit, dass wir selbst das Kreuz tragen, mit der Erfahrung, dass wir uns alle das Kreuz Christi teilen, das uns Gott in unserem Leben gegeben hat. Das Fest in der Großen Fastenzeit bedeutet, dass das Kreuz – das Kreuz des Erlösers wie auch unser eigenes – in unseren Herzen aufgerichtet und verehrt wird: wir erkennen seine höchste Autorität über uns an. Das Fest im August ist wirklich eine „Prozession“: wir folgen dem Kreuz wohin es uns führt und ist damit die Folge der vorausgegangenen Feste.

 

Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord, page 243; hier Andreasbote September 2005.

 

 

FREUDE ALLER TRAUERNDEN
05. August
Am 5. August wird das Fest der wundertätigen Ikone "Freude aller Trauernden" oder „Aller Betrübten Freude“ (mit Münzen) begangen.
Diese Ikone der allheiligen Gottesmutter wurde am Ende des XVII. Jahrhunderts bekannt. Die in Moskau lebende Schwester des Patriarchen Ioakim (= 1660), litt lange Zeit an einer schweren Krankheit. Eines Tages hörte sie während des Gebetes eine Stimme: “Evfimija! Warum nimmst du in deinem Leiden nicht Zuflucht zu der, die alle heilt? In der Kirche der Verklärung meines Sohnes gibt es mein Bild, das “Aller Betrübten Freude” genannt wird. Bitte einen Priester, dieses Bild zu bringen, und wenn er einen Bittgottesdienst mit einer Wasserweihe gefeiert hat, wirst du Heilung erlangen.” Evfimija beherzigte die Aufforderung der Allheiligen Gottesmutter und wurde gesund.
Die Ikone der Gottesmutter “Aller Betrübten Freude”(mit Münzen) wurde 1888 in St. Petersburg bekannt. Bei Unwetter wurde die Kirche, in der es diese Ikone gab, vom Blitz getroffen. Es brach Feuer, die Ikone blieb jedoch unbeschädigt. Nur ein paar Münzen vom zerbrochenen Spendenkasten klebten an der Oberfläche. Die wundertätige Ikone befindet sich bis zum heutigen Tag in der Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit in St. Petersburg.
Die Gottesmutter ist auf dieser Ikone in voller Gestalt dargestellt, in königlichem Gewand, mit einer Krone auf dem Haupt. Vor ihr sind betrübte Menschen zu sehen, die von verschiedenen Krankheiten und Kummer geplagt werden. Neben den Menschen sind Engel dargestellt, die auf die Gottesmutter weisen.
Bis heute beten die Menschen in Kummer und Not inständig zur Allheiligen Gottesmutter: “Aller Betrübten Freude, und Gekränkten Schutz, der Hungernden Fürsorgerin, der Irrenden Trost, der in Not Geratenen sicherer Hafen, der Kranken Weggefährtin, der Schwachen Hort und Fürsprecherin, des Alters Stütze, Du Mutter des Höchsten Gottes, Allheilige, wir bitten Dich: Eile, Deine Diener zu retten!”

 

Aus dem Vorabendgottesdienst (Große Vecernja)

am Fest der Verklärung Christi

 

Dichtung des Kosmas  und des  Anatolios

 

Die heiligen Kosmas von Maiuma, auch Kosmas Hagiopolites (“von der Heiligen Stadt”), Kosmas von Jerusalem, oder Kosmas der Melode genannt und Anatolios der Hymnograph waren zwei wichtige Hymnendichter der orthodoxen Kirche. Viele Preisgesänge des orthodoxen Gottesdienstes wurden von ihnen verfasst.

 

Vor Deinem Kreuz, o Herr, ahmte der Berg den Himmel nach, die Wolken breiteten sich aus wie ein Zelt. Als Du verklärt vom Vater wurdest bezeugt, waren da Petrus mit Jakobus und Johannes, als die, welche mit Dir sein wollten auch zu der Zeit, da Du verraten wurdest: auf dass sie, nachdem sie geschaut Deine Wunder, nicht verzagen möchten ob Deiner Leiden. Diese zu verehren in Frieden, mache uns würdig durch Deine große Gnade! 

 

Vor Deinem Kreuz, o Herr, hast Du Deine Jünger auf die Höhe des Berges geführt, Dich vor ihnen verklärt und sie in die Strahlen Deiner Stärke gehüllt. Alles geschah aus Menschenliebe in der Fülle Deiner Kraft: Bezeugen wolltest Du die Herrlichkeit der Auferstehung. Mache auch uns auf Erden würdig, Gott, an diesem Schauen teilzuhaben, denn Du bist gnädig und menschenliebend. 

 

Auf der Höhe des Berges verklärte sich der Erlöser vor dem Angesicht der erhabenen Jünger. Herrlich ward Er vom Licht umhüllt und lehrte, Der über Lebende und Tote herrscht: Die mit Christus sprechenden Mose und Elija erstrahlten ob der Fülle ihrer Tugenden und wurden würdig der göttlichen Herrlichkeit. Der einst durch das Gesetz und die Propheten sprach, ist Gott. Aus der lichten Wolke klang tönend die Stimme des Vaters: Auf Ihn sollt ihr hören, der durch das Kreuz den Hades gefangen nahm und den Toten das ewige Leben verleiht.

 

Der Berg erschien einst dunkel und verhüllt, nun ist er kostbar und heilig, da Deine Füße ihn berührten, Herr. In der Endzeit offenbartest Du Petrus, Jakobus und Johannes das von Urzeiten her verborgene Geheimnis: Deine ehrfurchterregende Verklärung. Sie vermochten das Leuchten Deines Antlitzes und das Strahlen Deiner Gewänder nicht zu ertragen. Sie fielen nieder auf ihr Angesicht und verhüllten es. Außer sich geraten staunten sie, da sie Moses und Elias erkannten. Nahe wollten sie Dir bleiben und mit Dir reden. Die Stimme des Vaters bezeugte: Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, auf Ihn sollt ihr hören, Er verleiht aller Welt große Gnade.

 

Als Vorabbild Deiner Auferstehung, Christus, Gott, nahmst Du einst Deine drei Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes, mit zum Thabor hinauf. Da Du, Erlöser, Dich verklärtest, erglänzte der Thabor im Licht. Deine Jünger, o Wort, warfen sich zu Boden, da sie es nicht ertragen konnten, zu schauen die Gestalt, die sie nicht schauen konnten. Die Engel dienten in Furcht und Zittern, die Himmel schauderten, die Erde erbebte, da sie sahen auf Erden den Herrn der Herrlichkeit!

 

 

Predigt zum Fest der Verklärung

 

von Metropolit Anthony von Souroš

 

06. August

 

Es gibt gesegnete oder tragische Momente, wenn uns jemand in einem Licht gezeigt wird, das ihn uns in einer Tiefe mit ehrfurchtgebietender Schönheit offenbart, die wir nie geahnt hätten. Es kommt vor, wenn unsere Augen offen sind, in einem Augenblick der Reinheit des Herzens. Denn es ist nicht nur Gott Selbst, den die, die reinen Herzens sind, schauen werden. Es ist auch das göttliche Bild, das Licht, das in der Finsternis einer menschlichen Seele leuchtet, das Licht des menschlichen Lebens, das wir in den Augenblicken sehen können, da unser Herz ruhig wird, durchscheinend, rein.

 

Aber es gibt auch andere Augenblicke, wenn wir jemand, von dem wir gedacht haben, dass wir ihn kennen, in einem Licht sehen, das Enthüllung ist. Das geschieht, wenn jemand vor Freude oder vor Liebe, Anbetung und Verehrung leuchtet. Es geschieht auch, wenn jemand am Tiefpunkt ist, am Kreuz des Leidens, aber nur wenn das Leiden rein bleibt, wenn kein Hass, kein Groll, keine Bitterkeit, nichts Böses enthalten ist, wenn das reine Leiden erscheint, wie es unsichtbar vielen vom gekreuzigten Christus erschienen ist.

 

Das kann uns helfen zu verstehen, was die Apostel empfanden, als sie auf dem Berge Tabor die Verklärung sahen. Sie sahen Christus in Seiner Herrlichkeit in einem Augenblick, als ihnen Seine völlige Hingabe an den Willen des Vaters, Seine endgültige und vollkommene Annahme Seines eigenen menschlichen Schicksals offenbar wurde. Moses und Elias standen bei Ihm, so wird uns berichtet. Der eine verkörpert das Gesetz und der andere die Propheten: beide haben die Zeit verkündet, wann das Heil kommen werde, wann der Schmerzensmann die Last der Welt auf sich nehmen werde, wann das Lamm Gottes, vor aller Zeit geschlachtet, allen Schmerz der Welt auf sich nehmen würde. Es war der Augenblick, als Christus in Seiner Menschlichkeit, in demütiger und glorreicher Auslieferung, sich Selbst und endgültig dem Kreuz übergab.

 

Wir haben Ihn gerade sagen gehört, dass der Menschensohn den Menschen ausgeliefert werde und sie Ihn kreuzigen werden, dass Er aber am dritten Tage auferstehen werde. In diesem Augenblick wurde es reale Zukunft, das war der entscheidende Punkt, und Er leuchtete in der Herrlichkeit der vollkommenen, aufopfernden, gekreuzigten Liebe zur Heiligen Dreiheit und der Liebe, die uns der Mensch Christus Jesus (1. Timotheus 2: 5) entgegenbringt. Die Apostel sahen das Leuchten, sie sahen das göttliche Licht, wie es durch den transparenten Leib Christi strömte, und auf alles um Ihn fiel, auf Felsen und Pflanzen, und aus ihnen eine lichte Antwort hervorrief. Nur sie verstanden nichts, denn in der ganzen Schöpfung hat nur der Mensch gesündigt und ist blind. Und doch wurde ihnen das Mysterium gezeigt, und doch betraten sie die Wolke der göttlichen Herrlichkeit, die sie mit Ehr furcht, mit Angst, aber gleichzeitig auch mit so überschäumender Freude und Wunder erfüllte.

 

Moses hatte die Wolke betreten und die Erlaubnis mit Gott zu sprechen, wie ein Freund zu einem Freund. Ihm war es erlaubt gewesen, Gott an sich vorüberziehen zu sehen, noch namenlos, noch ohne Antlitz. Aber jetzt sahen sie das Antlitz Gottes in der Inkarnation. Sie sahen Sein Antlitz und sie sahen aus der Tragik Seine Herrlichkeit leuchten. Was sie wahrnahmen war Seine Herrlichkeit, was sie wahrnahmen war das Wunder hier zu sein, in der Herrlichkeit Gottes, in der Gegenwart Christi, die ihnen in ihrer Herrlichkeit offenbart wurde. Sie wollten für immer dort bleiben, wie es auch uns oft geht, wenn uns etwas mit Verehrung, mit Anbetung, mit Ehrfurcht, mit unsagbarer Freude erfüllt. Aber Christus sagte ihnen, dass die Zeit gekommen sei, hinunter zu gehen ins Tal, den Berg der Verklärung zu verlassen, denn dies war der Anfang des Wegs zum Kreuz und er musste eindringen in das Tragische im Menschenleben. Er brachte sie ins Tal, um sie mit dem Schmerz des Vaters, dessen Kind nicht geheilt werden konnte, zu konfrontieren, ihnen ihre Unfähigkeit das Kind zu heilen vorzuhalten, ihnen die Erwartungen der Leute, die sich nur noch an Ihn wenden konnten zu zeigen – dazu brachte Er sie ins Tal.

 

Es wird berichtet, dass Er diese drei Jünger auserwählt hatte, denn sie hatten zusammen die drei großen Tugenden, mit deren Hilfe wir mit Gott das Mysterium Seiner Inkarnation, Seiner Göttlichkeit, Seiner Kreuzigung teilen können, Seinen Abstieg in den Hades nach Seinem Tod und die Nachricht von Seiner Auferstehung: der Glaube des Petrus, die Liebe des Johannes und die Rechtschaffenheit des Jakobus.

 

Es gibt Augenblicke, wenn auch wir etwas sehen, das über unseren Verstand geht, und auch wir uns wünschen bleiben zu können, für immer in diesem seligen Zustand zu verharren. Nicht nur weil wir dazu unfähig sind, dürfen wir nicht bleiben, sondern weil der Herr sagt: Du bist jetzt auf dem Berg der Verklärung, du hast Christus gesehen, als Er bereit war für das Leben der Welt gekreuzigt zu werden – geh jetzt mit Ihm, geh in Seinem Namen, geh jetzt und bring deine Mitmenschen zu Ihm, auf dass sie leben!

 

Das ist unsere Berufung. Möge Gott uns den Glauben geben und die Reinheit des Herzens, die es uns erlaubt Gott in jedem unserer Brüder und Schwestern zu sehen! Hat nicht einer der Wüstenväter gesagt: „Wer seinen Bruder gesehen hat, hat Gott gesehen“? – und dient einander in aufopfernder Liebe, mit der frohlockenden Freude, einander unser Leben zu geben, wie Christus Sein Leben für uns gegeben hat. Amen.

 

 

Das Geheimnis der Verklärung

und das Mysterium der Rettung

 

Heiliger Justin (Popović) von Čelije 

 

zum 06. August

 

 

Auf seinem gottmenschlichen Weg in dieser Welt führte der Herr Christus Seine menschliche Natur auch durch die Verklärung als ein notwendiges Ereignis in Seiner göttlichen Heilsökonomie. Indem Sich der Herr auf dem Tabor verklärte, zeigte der Herr, dass die Verklärung der menschlichen Natur durch die Göttliche eine unumgängliche Bedingung für die gottmenschliche Askese der Rettung der Welt von Sünde, Bösem und Tod ist. Denn das Heil ist unmöglich ohne die Verklärung der menschlichen Natur durch Gott aus der sündigen in eine heilige, aus einer schlechten in eine gute, von der sterblichen zur unsterblichen. In der Tat besteht die Rettung in der allumfassenden Verklärung der menschlichen Natur durch Gott.

 

Wie alles, was dem Heiland gehört, kommt auch Seiner Verklärung allgemein menschliche Bedeutung zu, denn nach den Worten des heiligen Proklos  (der heilige Proklos war Schüler des heiligen Johannes Chrysostomos und Bischof von Kyzikos), verklärte Er Sich nicht einfach, sondern er verklärte Sich, um uns die künftige Verklärung der Natur zu zeigen (Rede über die Verklärung des Herrn). Als neuer Stammvater zeigt der Heiland auf dem Tabor, welche Verklärung die menschliche Natur auf ihrem Weg der Heiligung, Vergöttlichung (Theosis), Rettung durchlaufen muss.

 

  

Als Neuer Adam umfasst der Gottmensch Christus durch Seine Verklärung in wunderbarer Weise die gesamte Menschheit und vollzieht in Seiner menschlichen Natur grundsätzlich die Verklärung der ganzen menschlichen Natur. Indem die Orthodoxe Kirche im Herrn Christus als ihrem ununterbrochenen und ewigen Leben lebt, fühlt sie mit ihrem ganzen Wesen die unersetzliche Bedeutung der Verklärung des Heilands in den Sache der Rettung der Menschheit und der gesamten Schöpfung.

 

 

Auf dem Berg Tabor verklärte Sich der Herr und erleuchtete das ganze All mit Seinem Licht, um die Welt von der Übertretung zu erlösen. So singt die Kirche am Fest der Verklärung unseres Herr und Gottes und Retters Jesus Christus im großen Abendgottesdienst (Vesper) bei der Litia: „Der Du durch Dein Licht das ganze Weltall erleuchtet, verklärtest Du Dich auf dem hohen Berg, Gütiger, und zeigtest Deinen Schülern Deine Kraft, denn Du erlösest die Welt von der Übertretung.“

 

Die Verklärung des Heilands ist „der Urgrund des unzugänglichen Lichtes, des Lichtes, das sich reichlich auf dem Tabor ergoss (vgl. Heiliger Johannes von Damaskus, Homilie über die Verklärung des Herrn) , und die ganze Schöpfung überflutete, und in erster Linie die Menschheit. Denn nach den Worten des heiligen Anastasios von Antiochien bedeutet die Verklärung der Gewänder des Heilands die Veränderung unserer Körper. Denn wir wurden dem Erretter zur Kleidung, als Er unseren Leib anlegte (vgl.: Anastasios von Antiochien, Predigt über die Verklärung des Herrn).

 

Zwischen der Taufe und der Kreuzigung des Heilands steht die Verklärung, welche Ihn als den Herrn des Alten und Neuen Testaments erwies (vgl.: Heiliger Johannes von Damaskus; Predigt über die Verklärung des Herrn) und von neuem als Sohn Gottes bezeugte. So wurde nicht lange vor dem Kreuz von Golgatha die Gottheit des Herrn Jesus bezeugt und damit auch die Rettung der Welt, denn nur Gott kann die Welt von der Sünde, dem Bösen und dem Tod retten. Das ganze Leben des Retters auf Erden stellt eine einzige unteilbare asketische Tat der Rettung des Menschengeschlechts dar, eine einzige unteilbare organische Ganzheit. In der Mitte von allem steht die Allheilige Dreieinheit, welche die Rettung eben in göttlicher Weise vollbringt. Vor Seinen Leiden am Kreuz vollbrachte der Herr alles, was in der Heilsökonomie notwendig war, und auf dem Tabor zeigte Er geheimnisvoll das Bild der Dreieinheit. So singt die Kirche am Fest der Verklärung im großen Abendgottesdienst bei der Litia: „Der vor der Sonne Licht war, Christus, lebt leiblich auf der Erde, und vollbrachte vor dem Kreuz in gottschöner Weise die schreckliche Sorge, offenbart heute auf dem Taborberg geheimnisvoll das Abbild der Dreieinheit“.

 

 

Das Gottmenschliche ist gleichzeitig auch allgemeinmenschlich, denn als Gottmensch umfasst der Herr Christus, das ganze Menschengeschlecht. Daher kommt Seiner Verklärung allgemeine Bedeutung zu. Das universale Empfinden der Kirche ist voll davon: durch Seine Verklärung auf dem Tabor ließ Er die von der Sünde geschwärzte menschliche Natur wieder aufleuchten, da Er sie in die Herrlichkeit Seiner Gottheit verwandelte. So hören wir wiederum in den Gesängen zur Litia. „...auf diesen Berg (das ist der Tabor) bist Du, Retter, mit Deinen Schülern aufgestiegen und hast die geschwärzte Natur Adams verklärt und wiederum aufleuchten lassen, indem Du sie in die Herrlichkeit und das Licht Seiner Gottheit verwandeltest“.

 

Durch Seine Verklärung offenbarte der Herr das von alters her verborgene Geheimnis und offenbarte das Geheimnis und die ewige Herrlichkeit der menschlichen Natur (so der heilige Johannes von Damaskus in seiner Predigt über die Verklärung des Herrn). Aufgrund der hypostatischen Einheit des Körpers mit Gott Logos wurde der Körper durch die Herrlichkeit der unsichtbaren Gottheit bereichert, denn ein und dieselbe Herrlichkeit gehört dem Logos und dem Körper. Diese Herrlichkeit war dem sichtbaren Leib des Heilands unsichtbar zu eigen, und im Moment der Verklärung wurde sie den Jüngern offenbart. Der Heiland verklärte Sich, ohne Sich etwas hinzuzufügen, was Er nicht gehabt hätte, sondern er offenbarte das, was Er in Sich hatte. Denn Eine Sonne der Wahrheit ist der Eine Christus in zwei untrennbaren Naturen (vgl. der heilige Gregor Palamas in seiner 24.  Homilie: Über die verehrungswürdige Verklärung unseres Herrn und Gottes und Erretters Jesus Christus). Eine riesige göttliche Kraft durchdrang auf wunderbare Weise die menschliche Natur im Moment der Verklärung des Heilands. Die gealterte und in Sünden geschwärzte menschliche Natur fand Eingang in den geheimnisvollen Vorgang der Verklärung und Vergottung, denn sie wurde ganz von dem Tabor-Licht der Gottheit Christi umfangen: da Er Sich in den ganzen Adam kleidete, durchleuchtete Christus die von alters her geschwärzte menschliche Natur, indem Er sie durch die Verklärung Seines Leibes verklärte und vergottete (so hören wir es im Morgengottesdienst während der Lesung des Kanon in der 3. Ode). Durch Seine wunderbare Menschwerdung und herrliche Verklärung vergottete der Herr die menschliche Natur (so hören wir es im Morgengottesdienst während der Aposticha). Durch Seine Verklärung veränderte der Herr die menschliche Natur, an die einstmals die Worte gewandt waren: Erde bist du und zu Erde wirst du zurückkehren (Genesis 3:  19). Am Tag der Verklärung des Heilands verherrlichen wir die Vergottung der menschlichen Natur, ihre Veränderung zum Besseren, ihre natürliche Erhebung und ihren Übergang zum Übernatürlichen. Das vollbrachte der Heiland durch Seine Gottheit (so der heilige Andreas von Kreta in seiner Rede über die Verklärung unseres Herrn).

 

 

Durch Seine Verklärung verklärte der allgütige Herr das Ebenbild Gottes im Menschen, und er leuchtete in seinem ursprünglichen göttlichen Glanz und Schönheit auf. Denn Sinn und Zweck der Verklärung des Gottmenschen ist es – den Menschen und alles Menschliche zum Ebenbild Gottes als der Wesenhaftigkeit des menschlichen Wesens zurückzuführen; den sündigen Staub von der gottebenbildlichen menschlichen Seele zu entfernen; die Gottebenbildlichkeit der menschlichen Natur in ihrer bezaubernden gottebenbildlichen Wesenhaftigkeit und Kraft als dem von Gott verliehenen Ursprung wiederherzustellen, durch den auf verlässlichste Weise die Ewigkeit garantiert wird. Das durch die Verklärung des Retters erneuerte Abbild Gottes im Menschen strahlte auf wie die Sonne, der Körper aber – wie Licht. In ihrer Urwesentlichkeit ist die gottebenbildliche Seele des Menschen ein entfernter Abglanz des göttlichen Lichtes, des Lichtes, welches in seinem vollen Glanz auf dem Tabor durch den allheiligsten Leib des Gottmenschen Christus aufleuchtete. Durch Seine Verklärung zeigte der Herr, dass Sinn und Wert und die unverwesliche göttliche Schönheit des Körpers, der Materie, darin liegt vom göttlichen Licht erfüllt zu werden, durch es zu strahlen, darin zu leben, denn das Licht ist eine Synonym für das Leben und die Unsterblichkeit (vgl.: Johannes 1: 4), wie die Finsternis das Synonym für Tod und Verwesung ist. Das von der Sünde verzerrte und entstellte Ebenbild Gottes im Menschen übergoss der Heiland mit göttlichem Licht bei Seiner Verklärung und stellt seine Schönheit und Güte wieder her (vgl.: Vesper des Festes in den Stichiren zu „Herr ich rufe zu Dir“). Bei der Schöpfung des Menschen aus Erde, sagt der heilige Johannes von Damaskus, ehrte ihn der Herr durch Sein eigenes Ebenbild und Abbild, machte ihn zum Bewohner von Eden und zum Freund der Engel. Da wir jedoch das Ebenbild des Göttlichen Abbildes durch den Unrat der Leidenschaften verfinsterten und verdunkelten, ermöglichte uns der barmherzige Herr eine andere Art Seiner Gemeinschaft mit uns, viel wunderbarer und zuverlässiger als die erste. Er verweilte in der Größe Seiner Gottheit und nahm Anteil an dem Niederen, das heißt an der menschlichen Natur, vergottete in Sich die menschliche Natur, vereinigte das Original mit dem Abbild, und offenbarte bei der Verklärung Seine Eigene Schönheit. Und Sein Antlitz leuchtete wie die Sonne, denn der Hypostase nach ist Er mit dem immateriellen Licht vereint, und aus ihm leuchtet die Sonne der Wahrheit (so der heiliger Johannes von Damaskus in seiner  Predigt über die Verklärung des Herrn). Gemäß Seiner unermesslichen Menschenliebe nimmt Gott der Schöpfer das Bild des Knechtes an und rettet in Seiner Verklärung dieses Ebenbild aus der alten Verfinsterung, da Er mit dem Antlitz aufleuchtete und das Licht Seiner Gottheit in Seinem Körper zeigte (vgl.: Vesper des Festes in den Stichiren zu „Herr ich rufe zu Dir“).

 

Da Er das Licht der Welt ist, wohnt der Herr auf wunderbare Weise stets der Welt durch Sein Licht inne, aber auf dem Tabor zeigte Er im Überfluss dieses Sein Licht, mit welchem Er die Welt von der Sünde rettet (vgl.: Vesper des Festes in den Stichiren zu „Herr ich rufe zu Dir“ im Dogmatikon) Mit dem Wunsch, die menschliche Natur aus einer schlechten in eine gute, aus einer unheiligen in eine heilige, aus einer verfinsterten in eine lichte zu verwandeln, stieg der Herr Christus auf den Tabor und zeigte Seinen Jüngern Seine Gottheit, durch welche Er auch die menschliche Natur rettet (im Abendgottesdienst der Nachfeier am 11. August zu den Aposticha). Die Verklärung der Heilands ist der Quell unerschöpflicher verklärender Kraft, welche die gesamte Schöpfung und alle Wesen verklärt, weshalb wir auch dem wunderbaren Retter singen: Offenkundig wird die Schöpfung durch Deine Verklärung, Christus, verklärt (im Abendgottesdienst der Nachfeier am 09. August zu den Aposticha).

 

 

Die Verklärung Christi unseres Herrn und Gottes

und Erlösers Jesus Christus

 

6. August

 

Der griechische Text der Evangelien spricht eigentlich nicht von einer  "Verklärung" Christi, sondern von der "Verwandlung", Metamorphosis (μεταμόρφωσις), als Hinweis auf Seine Auferstehungsherrlichkeit. Die synoptischen Evangelien geben die Gestaltverwandlung des irdischen Leibes als Offenbarung der verborgenen göttlichen Würde zu erkennen. Die Verklärung ist geprägt von der Auferstehung, und das Ereignis atmet den Geist seiner Erhöhung durch den Vater.

 

Die Verwandlung Christi wird als Licht-Herrlichkeit beschrieben, wobei besonders das Leuchten seines Angesichtes hervorgehoben wird. Auch Moses Gesicht „strahlte Licht aus“; auf ihm lag der Widerschein der Herrlichkeit Gottes, als er nach seiner Begegnung mit Jahwe vom Berg herabstieg und die göttlichen Weisungen dem Volk übergab (Ex 34,29-35). Der Lichtglanz Christi aber stammt aus seiner eigenen, in ihm verborgenen Gottheit. Mögen auch Mose, dem Führer aus ägyptischer Sklaverei und Gesetzgeber, und Elija, dem Erstpropheten und großen Streiter für Jahwes Ehre, die beide auf dem Berg Horeb (Sinai) mit Gott sprechen durften, eine einmalig hervorragende Rolle im Leben des israelitischen Volkes zugefallen sein, der „geliebte Sohn“ ist erhabener als die Diener und seine Autorität erstreckt sich über alle Völker.

 

Die Feier der Metamorphosis erlangte zur Zeit Kaisers Justinian (527-565) Allgemeingeltung. Das Fest dürfte von der Gedächtniskirche ausgegangen sein, welche im 4. Jahrhundert auf dem ca. 600 m über der galliläischen Ebene sich erhebenden Berg Tabor errichtet worden war. Nach syrischer Überlieferung fand die Verklärung vierzig Tage vor der Kreuzigung statt. Wegen des Bußcharakters der Großen Fastenzeit vor Ostern wurde das Fest in der Orthodoxie auf den 6. August gelegt, vierzig Tage vor dem Fest der Kreuzerhöhung.

 

 

Die Verklärung Christi

 

Die Verklärung Christi (Μεταμόρφωση του Σωτήρος) , fand auf dem Berg Tabor in Galiläa statt. Sie wird nur bei Matthäus, Lukas und Markus, nicht aber im Johannesevangelium  erwähnt (Mattäus 17:1-13, Lukas 9:28-36 , Markus 9:2-13 . In Evangelium nach Lukas heißt es:

 

"Und es begab sich, etwa acht Tage nach diesen Reden, dass er mit sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, um zu beten. Und als er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts anders, und sein Gewand wurde weiß und glänzte. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das waren Mose und Elia. Sie erschienen verklärt und redeten von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus aber und die bei ihm waren, waren voller Schlaf. Als sie aber aufwachten, sahen sie, wie er verklärt war, und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es begab sich, als sie von ihm schieden, da sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete. Als er aber dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie; und sie erschraken, als sie in die Wolke hineinkamen. Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören! Und als die Stimme geschah, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen davon und verkündeten in jenen Tagen niemandem, was sie gesehen hatten." (Lukas 9: 28-36)

 

 

Die Verklärung des Herrn auf dem Berge Tabor

 

Heiliger Kyrill von Alexandrien

 

(Homilie zur Verklärung des Herrn, 9. Predigt)

 

Der Herr stieg auf den Berg; drei auserwählte Jünger nahm er mit. Dann wurde er verwandelt in ein außergewöhnliches, gottwürdiges Leuchten, so daß auch sein Gewand durch das darauf fallende Licht zu leuchten schien. Mose und Elija standen neben Jesus und sprachen miteinander über seinen Tod, den er in Jerusalem erfahren sollte, das heißt über das Mysterium des Heilsplanes im Fleisch, über, wie ich meine, das heilbringende Leiden am ehrwürdigen Kreuz.

 

Dass Mose und Elija neben Jesus standen und miteinander redeten, gehörte zum Heilsplan; so sollte deutlich werden, daß unser Herr Jesus Christus vom Gesetz und von den Propheten begleitet werde, daß Gesetz und Propheten im voraus auf den Herrn hingewiesen und ihn gemeinsam verkündet haben. Denn die Verkündigung des Gesetzes unterscheidet sich nicht von der der Propheten. Darüber, meine ich, haben der erhabene Mose und Elija, der ehrwürdigste Prophet, miteinander gesprochen.

 

Man muss aber noch etwas anderes bedenken: Da das Volk meinte, Jesus sei Elija oder Jeremia oder ein anderer Prophet (vgl.: Matthäus 16:14), führt Christus die Führer herbei, damit man den Unterschied zwischen den Dienern und dem Herrn erkennt.

 

Noch eine weitere Überlegung kann man anstellen: Die Juden hatten Jesus dauernd beschuldigt, das Gesetz zu übertreten, und hielten ihn für einen Gotteslästerer, weil er sich die Herrlichkeit des Vaters anmaße, die Ihm nicht zustehe; sie sagten: »Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält« (Johannes 9:16), und weiter: »Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen der Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott« (Johannes 10:33). Der Herr wollte nun zeigen, daß beide Vorwürfe Verleumdungen sind, daß er in jeder Hinsicht unschuldig ist, daß weder sein Wirken ein Vergehen gegen das Gesetz ist, noch daß es eine Anmaßung der Ehre ist, die ihm nicht zustehe, wenn er sich dem Vater als gleich bezeichne. Deshalb führt er jene Männer herbei, die in beiderlei Hinsicht anerkannte Zeugen waren. Mose hatte das Gesetz gegeben, und die Juden konnten nun daraus schließen, daß der Herr das Gesetz nicht verachtet, wie sie meinten. Wäre er ein Übertreter und Feind des Gesetzes gewesen, hätte ihn der Gesetzgeber nicht geehrt. Und Elija war erfüllt vom Eifer für Gottes Ehre. Hätte sich Christus gegen Gott gestellt und behauptet, er sei, ohne es zu sein, dem Vater gleich, hätte er also in Anmaßung gehandelt, wäre Elija nicht an seine Seite getreten und hätte ihm nicht gehorcht. ...

 

Die seligen Jünger sind darüber irgendwie für kurze Zeit eingeschlafen, als Christus sich dem Gebet hingab; sie stillten dem Heilsplan entsprechend menschliche Bedürfnisse. Als sie dann erwachten, wurden sie Augenzeugen der so ehrwürdigen und wunderbaren Verwandlung. Der herrliche Petrus glaubte schon, die Zeit des Gottesreiches sei bereits angebrochen, und dachte, auf dem Berg bleiben zu dürfen. Drei Hütten, meinte er, sollte man bauen, da er nicht wusste, was er sagte. Doch die Zeit der Vollendung der Welt war noch nicht angebrochen, und auch die Heiligen der jetzigen Zeit können noch nicht teilhaben an der ihnen verheißenen Hoffnung. Denn Paulus sagt: »Christus wird unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes« (Philipper 3:21). Da das Heilswerk noch am Anfang stand und seine Vollendung noch nicht gefunden hatte, wie hätte da Christus, der aus Liebe zur Welt gekommen war und für sie leiden wollte, sie jetzt schon rechtens verlassen können? Er hat die himmlische Daseinsweise verborgen und den Tod im Fleisch auf sich genommen und ihn durch seine Auferstehung von den Toten vernichtet. Petrus wusste also nicht, was er sagte.

 

Außer der wunderbaren und unaussprechlichen Schau der Herrlichkeit Christi ereignete sich noch etwas anderes Nützliches und Notwendiges, damit nicht nur bei Petrus und den Jüngern, sondern auch in uns der Glaube gefestigt werde. Aus der Wolke ertönte von oben die Stimme Gottes des Vaters: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.« ...

 

Sieh, in Gegenwart des Mose befiehlt der Vater den heiligen Aposteln, auf Jesus zu hören. Hätte er des Mose Gesetz zu befolgen verlangt, hätte er gesagt: Weil ihr Mose glaubt, haltet das Gesetz. Nun hat aber Gott der Vater dies keineswegs gesagt, obwohl Mose und Elija anwesend waren; er heißt sie vielmehr, auf Jesus zu hören.

 

 

Die Verklärung

unseres Erlösers Jesus Christus

 

Thomas Zmija

 

Am 06. August feiert unsere orthodoxe Kirche die Verklärung des Herrn auf dem Berge Tabor. Die Ikonographie diese Herrenfestes Hochfestes Verklärung Christi hängt eng mit dem im Neuen Testament beschriebenen damaligen Ereignis (Matthäus 17:1-9, Markus 9:1-10, Lukas 9:28-36) zusammen. Im Matthäusevangelium (17, 1-13) heißt es: "Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, Seine Kleider aber wurden weiß wie Licht". Jesus Christus und den ihn begleitenden heiligen Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes (vgl.: Matthäus 17:1, Markus 9:2, Lukas 9:28) erschienen die heiligen Propheten Moses und Elias und aus den Wolken sprach eine Stimme: "Siehe, das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe".

 

Die Erscheinung der beiden heiligen Propheten des Alten Bundes – der Prophet, der von Gott die Tafeln des Gesetzes empfing und jener, der   auf feurigem Wagen in die Himmel hinweg geführt wurde, hat die orthodoxe Kirche als Typoi (im Bild) gedeutet: In diesen beiden exemplarischen Heiligen aus der Zeit des Alten Bundes, die eine Vorbereitung und eine Vorherverkündigung des Kommens Christi unseres Heilandes war, dienen nun Gesetz und Vorherverkündigung (Prophetentum) dem Urheber und Vollender des Gesetzes, Christus, unserm Gott. Sowohl Schöpfung als auch Gesetzgebung am Sinai waren jeweils eine gemeinsame Tat der Drei Göttlichen Personen der Allheiligen Dreieinheit, also des Dreieinigen Gottes, wobei Gott, der Vater, der Anordnende, Gott der Sohn (der Logos), der Aufführende und Gott, der Heilige Geist, der durch Sein Wirken Erfüllende ist.

 

 

So war es Christus Selbst, der einst dem Mose das Gesetz offenbarte und ihm auf dem Berge Sinai im Sturme erschien. Jetzt aber auf dem Berg Tabor offenbart Er sich in Ungeschaffenem Göttlichen Lichte. Er vertauscht den Sturm des Gesetzes mit der überirdischen Leuchten Seiner Verwandlung.

 

Erklärung zum Verständnis: Im griechischen Text des Evangeliums steht an dieser Stelle das Verb μεταμορφώνομαι das „verwandelt werden“ oder „umgestaltet werden“ bedeutet. Als im 16. Jahrhundert der protestantische Theologe Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, missfiel ihm jedoch der Begriff μεταμόρφωσις (metamórphosis) = Verwandlung, da er den Glauben der orthodoxen und katholischen Christen an die Wandlung der Heiligen Gaben in der Eucharistie biblisch begründet. Diesen Glauben an die Wandlung der Heiligen Gaben  wollen die protestantischen Christen als Erben der Theologie Luthers bis heute so nicht teilen. Luther nahm entgegen den Auffassungen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche nur eine zeitweise Gegenwart Christi in den Abendmahlsgaben Brot und Wein (für die Dauer der Abendmahlsfeier) an. Auch die römischen Katholiken bezeichnen, nach dem Text ihrer lateinischen Bibel, der Vulgata, das Fest mit dem Begriff „Transfiguratio Domini“ als „Verwandlung des Herrn“. Hingegen übersetzte Luther den Begriff μεταμορφώνομαι mit „verklärt werden“. „Verklärt werden“ hat aber in der Semantik der deutschen Sprache, die Luther hervorragend beherrschte, keine ontologische (wesensmäßige) Bedeutungskomponente. Insofern bedeutet es eher, „es hatte den Anschein, dass Er leuchtete und Seine Kleider weiß wie Schnee wurden“. Auch orthodoxe Christen benutzen in der deutschen Sprache für das Fest "Η Μεταμόρφωσις του Σωτήρος" heute ebenfalls den Ausdruck „Verklärung des Herrn“, ohne damit jedoch den theologischen Annahmen ihrer protestantischen Mitchristen zustimmen zu wollen.

 

 

Von Ehrfurcht erfüllt und als Diener stehen die beidem heiligen alttestamentlichen Propheten neben Christus, der aus dem flammendem Gewitter und wieder in sanftem Säuseln des Windes zu ihnen gesprochen hatte. Nun aber leuchtet Er vor Ihnen und den heiligen Aposteln in Ungeschaffenen Göttlichem Lichte.

 

 

Auf den Ikonen der Verklärung wird dieses Ungeschaffene Göttliche Licht, das für uns Menschen immer unbegeiflich bleibt, mit Hilfe der theologisch gefüllten Bildsymbolik der Ikonenmalerei ausgedrückt. Christus ist umgeben von einer  ovalen oder auch runden Mandorla, einem besonderen Heiligenschein, der von himmelblauer oder auch hellblauer Farbe ist und aus deren Mitte von der Gestalt Christi ausgehend, weiße Lichtstrahlen hervortraten. Die blaue Farbe symbolisiert zum einen den Göttlichen Ursprung dieses Lichtes und ist zum anderen ein farbliches Symbol der Ewigkeit Gottes.

 

Dieses Wunder ereignete sich auf dem Berge Tabor in der Nacht zum 40. Tag vor der Kreuzigung des Herrn (vgl.: Lukas 9:32). Christus spricht mit den beiden Propheten über Seinen Weg zum Kreuz, damit die heiligen Apostel nach der Herrlichkeit auf dem Berge Tabor den Anblick Seines freiwilligen Kreuzesleidens ertragen und der Welt den Abglanz des Vaters im Sohne verkünden konnten. Dort auf dem Berge geschah nämlich etwas, was die Apostel nicht mit der irdischen, menschlichen Gestalt ihres Lehrers und Meisters vereinbaren konnten. Sie schauten, wie aus Ihm Seine göttliche Natur hervorstrahlte. 

 

 

Im Kondakion des Festes heißt es deshalb: „…Deine Jünger sahen Deine Herrlichkeit, Christus, o Gott, soweit sie es vermochten:  auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sähen, das freiwillige Leiden verstehen könnten und der Welt verkünden, dass Du in Wahrheit des Vaters Abglanz bist“.

 

So sahen die Apostel, als sie in dieser Nacht plötzlich vom Schlaf erwachten, Christus in Seiner Göttlichen Herrlichkeit erstrahlen.  Die drei Apostel reagierten angesichts der Konfrontation mit der sich offenbarenden Göttlichkeit Christi zutiefst menschlich: sie waren von Erstaunen und zugleich von zum Verstummen bringendem Entsetzen erfüllt, das uns Menschen seit dem Sündenfall immer dann ergreift, wenn sich uns das Göttliche offenbart – sei es in der Schau wie auf dem Berge Tabor, sei es, wenn die Engel Gottes uns als Boten Gottes erscheinen. Nicht umsonst beginnen die Engel dann immer mit den Worten: „Fürchte dich nicht…“ Und der heilige Apostel Petrus sagt zu Christus, als er im Geschehen um den Fischfang, der seiner Berufung vorausging, die Göttlichkeit Christi aufscheinen sieht: „ Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch (vgl.: Lukas 5: 1-11, hier Lukas 5: 8) 

 

 

Das griechische Wort, das an dieser Stelle im Evangelium steht, ist im Übrigen Κύριος („Kyrios“) = Herr, hebräisch: אֲדֹנָי („Adonai“). Es ist das Wort, das fromme Juden bei der Anrede Gottes bis heute verwenden, um den Namen Gottes nicht zu verunehren. Die Apostel erschraken und waren von Furcht über die Göttliche Natur Christi erfüllt. Dies wird auf den Ikonen dadurch abgebildet, dass die Apostel zu Boden gestürzt dargestellt werden. Aber der Herr beruhigte sie, als sie nach dem Wunder wieder vom Berge hinabstiegen und gebot ihnen auch niemandem von Seine Verwandlung zu erzählen bis „der Menschensohn von den Toten auferstanden“ sei.

 

Da sich die Verklärung auf dem Berg Tabor ereignete, heißt das Ungeschaffene Göttliche Licht, das die heiligen Apostel zu schauen gewürdigt waren, in der orthodoxen Kirche das „Taborlicht”.  Die Möglichkeit dieses Ungeschaffene Göttliche Licht schauen zu dürfen wird uns geschenkt, wenn wir uns - durch die Gnade Gottes - in der Theosis der Gemeinschaft mit Gott immer mehr annähern. Denn die Theosis ist ein Geschehen, dass dann eintritt, wenn wir mit dem Wirken der göttlichen Gnade aus freiem Willen zusammenwirken. Wir können uns zwar mit unserer Askese und dem geistlichen Bemühen niemals selbst erlösen: Dies tut allein das barmherzige Wirken der göttlichen Gnade. Aber wir können uns darauf vorbereiten, diese Gnade, wenn Gott sie uns schenkt, auch annehmen und empfangen zu können.

 

 

Der heilige Gregorios Palamas der zuerst Mönch auf dem Heiligen Berg Athos gewesen ist und dann Erzbischof von Thessaloniki wurde, hat im 13. Jahrhundert viel darüber geschrieben und gesagt, wie das geistliche Leben eines Menschen beschaffen sein muss, damit er der Gnade des Ungeschaffenem Göttlichen Lichtes begegnen und die Gnade dieser Begegnung aufnehmen kann. 

Auch der heilige Seraphim von Sarov, der uns gelehrt hat, dass es das Ziel eines jeden menschlichen Lebens sein muss, die Gabe des Heiligen Geistes zu erlangen, hat seinem geistlichen Schüler Nicholai Motovilov mit seinem Gebet geholfen, die Gabe des Heiligen Geistes zu erlangen und so das Taborlicht schauen zu dürfen.

 

So ist für uns Orthodoxe die Möglichkeit der Erkenntnis Gottes in Seinem Ungeschaffenen Vergöttlichendem Lichte ein großer geistlicher Trost und ein besonderer Anlass zur Freude an diesem großen Festtag. Deshalb sind auch die priesterlichen Gewänder und der Schmuck der ganzen Kirche an diesem Festtag weiß, in Erinnerung an die Farbe des Gewandes unseres verklärten Erlösers.

 

Troparion des Festes

 

Du wurdest verklärt auf dem Berge, Christus, Gott,

und zeigtest Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit, soweit sie es vermochten.

Lass auch uns Sündern Dein ewiges Licht erstrahlen,

durch die Fürbitten der Gottesgebärerin.

Lichtspender Ehre sei Dir!

Kondakion des Festes

 

Auf dem Berge wurdest Du verklärt,

und Deine Jünger sahen Deine Herrlichkeit, Christus, o Gott, soweit sie es vermochten:

auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sahen,

das freiwillige Leiden verstehen könnten.

Und der Welt verkünden,

dass Du in Wahrheit des Vaters Abglanz bist.


 

Der griechische Text der Evangelien spricht eigentlich nicht von einer "Verklärung" Christi, sondern von der Gestaltverwandlung (Metamorphosis), als Hinweis auf die Auferstehungsherrlichkeit des Herrn. Die synoptischen Evangelien geben die Gestaltverwandlung des irdischen Leibes als Offenbarung der verborgenen göttlichen Würde zu erkennen. Die Verwandlung Christi wird als Licht-Herrlichkeit beschrieben, wobei besonders das Leuchten seines Angesichtes hervorgehoben wird. Auch Moses Gesicht „strahlte Licht aus“; auf ihm lag der Widerschein der Herrlichkeit Gottes, als er nach seiner Begegnung mit Gott vom Berge Sinai wieder herabstieg und die göttlichen Weisungen dem alttestamentlichen Gottesvolk übergab (Exodus 34:29-35). Der Lichtglanz Christi aber stammt aus Seiner eigenen, in Ihm verborgenen Gottheit.

Die Feier der Verklärung  fand zur Zeit des Kaisers Justinian (527-565) in der gesamten orthodoxen Kirche Verbreitung. Das Fest dürfte vom Kirchweihgedächtnis einer Christi-Verklärungs-Kirche ausgegangen sein, welche im 4. Jahrhundert auf dem Berg Tabor errichtet worden war. Nach syrischer Überlieferung fand die Verklärung der Herrn vierzig Tage vor Seiner Kreuzigung statt. Wegen des Bußcharakters der Großen Fastenzeit vor Ostern wurde das Fest in der Orthodoxie auf den 06. August gelegt, vierzig Tage vor das Fest der Kreuzerhöhung.

Die Verlegung des Festes in den Hochsommer zeigt, dass Christi Verklärung einen die gesamte Schöpfung umspannenden Charakter trägt. Die Verherrlichung gilt zwar dem irdischen Leib des Gottessohnes, der aber in Seiner Menschwerdung die irdische Materie in sich aufgenommen hat und durch sie in Gemeinschaft steht mit allen Menschen, den übrigen Geschöpfen der Erde, ja dem gesamten Kosmos. Die eschatologisch erhoffte Verklärung des ganzen Kosmos wird von den Gläubigen gefeiert, wenn sie am 06. August die Erstlingsfrüchte der Ernte, Trauben und Früchte - in Russland vor allem Äpfel - zur Kirche bringen und sie segnen lassen.

 

 

Das Hochfest der Verklärung (Metamorphosis)

unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus

 

06. August

 

Thomas Zmija

 

Als sich unser Herr Jesus Christus mit Seinen Jüngern in Cäsarea Philippi befand, nahm Er drei von ihnen –die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes - und stieg mit ihnen auf einen Berg. Danach verließ Er sie und ging etwas höher, um alleine zu beten. Es war Nacht; Jesus liebte es gewöhnlich, nachts zu beten. Während des Gebetes wurde Er verklärt

 

Im griechischen Text des Evangeliums steht an dieser Stelle das Verb μεταμορφώνομαι das verwandelt werden oder umgestaltet werden bedeutet. Als aber Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, missfiel ihm der Begriff μεταμόρφωσις (metamórphosis) = Verwandlung, da er den Glauben der Orthodoxen und Katholiken an die Wandlung der heiligen Gaben in der Eucharistie so nicht teilen wollte, sondern nur an eine Gegenwart Christi in Brot und Wein für die Dauer der Abendmahlsfeier annahm. Auch die Katholiken bezeichnen, nach dem Text ihrer lateinischen Bibel, der sogenannten Vulgata, das Fest mit dem Begriff Trānsfigūrātio Domini als Verwandlung des Herrn. Luther übersetzte den Begriff μεταμορφώνομαι aber mit verklärt werden. Deshalb spricht man heute im deutschen Sprachraum vom Fest der Verklärung Christi.

 

Es geschah etwas, was sich nicht mit der irdischen, menschlichen Gestalt, des Meisters vereinbaren ließ, aus Ihm erstrahlte Seine göttliche Natur. Als die Jünger vom Schlaf erwachten, sahen sie plötzlich ihren Lehrer Jesus Christus in seiner göttlichen Herrlichkeit, Sein Gewand war weiß wie Schnee, und Sein Gesicht war verklärt. Er sprach mit zwei Propheten - Mose und Elias. Der erste war schon lange gestorben, aber der zweite hatte den Tod noch nicht erfahren, weil er lebendig in den Himmel aufgenommen worden war. Der erste war ein überragender Prophet, dem Gott die Gebote Seines Gesetzes gegeben hatte und der zweite soll, da er seinen irdischen Weg noch nicht vollendet hat, vor der Wiederkehr Christi wiederkehren und den Antichrist entlarven.

 

Das Gespräch wurde vor den Augen der Jünger fortgesetzt. Wahrscheinlich nicht sehr lange, aber was mit ihnen geschehen war, war eine gnadenvolle Erleuchtung. Als Mose und Elias sich anschickten, von Christus zu scheiden, sagte Sein eifrigster Jünger Petrus: “Es ist gut, dass wir hier sind”, das heißt – wie gut ist es, diese Gnade zu erfahren. „Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten machen. Dir eine und Mose eine und Elias eine, “ Der Apostel wusste nicht, dass er um etwas Unmögliches bat.

 

Plötzlich fiel auf sie der Schatten einer ungewöhnlichen Wolke und sie erschraken, als sie diese Wolke bedeckte. ” Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe, auf Ihn sollt ihr hören “, ertönte eine Stimme. Und als die Jünger es hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus trat herbei, rührte sie an und sprach: „Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie die Augen öffneten, sahen sie niemand als Ihn, Jesus Christus allein, in Seiner gewohnten Gestalt.

 

Diese Begebenheit aus dem heiligen Evangelium (Mat. 17, 1-13; Luk. 9, 28-36) liegt dem heutigen Fest zugrunde. Christi Verklärung ist das Fest Seiner göttlichen Herrlichkeit. Der Herr schenkt den Menschen die wahre Gotteserkenntnis, in der Er sich ihnen als Gnadenlicht offenbart, das den Menschen die Erfahrung großer Freude schenkt. Wie seinen heiligen Jüngern auf dem Berge Tabor so will er auch den Augen unserer Seelen die Herrlichkeit Seiner Göttlichkeit sichtbar zu machen und uns in unserem Glauben zu stärken.

 

An diesem Festtag sind die Gewänder der Geistlichen und der Schmuck der ganzen Kirche weiß, in Erinnerung an die Farbe des Gewandes des verklärten Erlösers.

 

Da sich die Verklärung auf dem Berg Tabor ereignete, heißt das Licht, das die Jünger gesehen haben, auch das „Taborlicht”. Es ist das ungeschaffene Licht Gottes selbst. Der heilige Metropolit Gregorios Palamas schrieb im XIII. Jahrhundert, dass dieses ungeschaffene Licht vom Menschen aufgenommen werden kann, ihm zugänglich ist. Die Möglichkeit der Erkenntnis Gottes in diesem Licht ist für uns eine Offenbarung und Anlass der großen Freude an diesem Fest.

 

Troparion im 7. Ton:

 

Du wurdest verklärt auf dem Berge, Christus, Gott, und zeigtest Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit, soweit sie es vermochten. Lass auch uns Sündern Dein ewiges Licht erstrahlen, durch die Fürbitten der Gottesgebärerin. Lichtspender Ehre sei Dir!

 

Kondakion im 7. Ton:

 

Auf dem Berge wurdest Du verklärt, und Deine Jünger sahen Deine Herrlichkeit, Christus, o Gott, soweit sie es vermochten: auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sahen, das freiwillige Leiden verstehen könnten Und der Welt verkünden, dass Du in Wahrheit des Vaters Abglanz bist.

 

In diesem Kondakion wird die freiwillige Annahme des Leidens und Todes Jesu Christi verherrlicht. Nachdem die Jünger die Herrlichkeit Seiner göttlichen Natur gesehen hatten, konnten sie da noch zweifeln, ob Jesus mit Hilfe der Heerscharen und der himmlischen Glorie alle Plagen dieser Welt, alle Seine Feinde besiegen könne? Denn sein freiwilliger Tod um des Heiles der Welt willen waren das Hauptziel Seines Kommens auf die Erde.

 

Am Fest der Verklärung unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, das die orthodoxe Kirche am 19. August feiert, bringen die Gläubigen Weintrauben, Äpfel sowie andere Früchte zum Zeichen des Dankes in die Kirche, um diese segnen zu lassen und Gott für die Nahrung, die wir aus seinen gütigen Händen empfangen, zu danken. Denn der heilige Johannes Chrysostomos lehrt uns, dass „ der Bauer die Früchte des Feldes nicht so sehr durch seine Arbeit, als vielmehr durch die Güte Gottes, der sie wachsen lässt, erhält.

 

Die Tradition der Opfergabe hat ihren Anfang in der alttestamentlichen Kirche und ist uns aus der Bibel bekannt (s. u. a.: 1. Mose 4, 2 - 4; 4. Mose 15, 19 - 21). Sie wird in der christlichen Kirche seit frühesten Zeiten fortgesetzt. Diese Tradition der Opfergabe wird mit dem Fest der Verklärung Christi in einer Jahreszeit verknüpft, in der die Früchte des Feldes ihre Reife erreichen.

 

 

Die Verklärung unseres Herrn und Gottes und Erlösers Jesus Christus

 

Thomas Zmija

 

Der griechische Urtext der Evangelien spricht nicht von einer Verklärung Christi, sondern von der Gestaltverwandlung, griechisch der Η Μεταμόρφωσις (Metamorphosis) του Σωτήρος, slawisch der Преображение Господне als Hinweis auf die kommende Herrlichkeit Seiner Auferstehung und die sakramental-verwandelnde Gegenwart Christi in den Mysterien (Sakramenten) Seiner Kirche.

 

Die Evangelisten deuten uns dieses Geschehen, indem sie in der Gestaltverwandlung Seiner Allheiligen Leibes, der menschlichen Natur Christi,  ein Offenbarwerden der vor den Augen der Menschen verborgenen Göttlichen Natur des Erlöser erkennen. Diese Verwandlung Christi wird als lichte Herrlichkeit beschrieben, wobei besonders das Leuchten Seines Angesichtes hervorgehoben wird.

 

Auch das Gesicht des heiligen Propheten Moses „strahlte Licht aus“ als er vom Berg Sinai herabstieg, doch war dies nur der Widerschein der Herrlichkeit Gottes (hebr.:שְׁכיִנָה = "Schechinah"), die später die Stifthütte und dann den Jerusalemer Tempel erfüllte, wie uns die Vision der Jesaja offenbart (vgl.: Jesaja 6:1-8 ). In dieser Vision des heiligen Propheten Jesaja ist ein typologischer Hinweis auf das Kommen des Messias (Christus), vor allem Seine glorreiche Himmelfahrt, bei der Er mit Seinem auferstandenen Leib die angenommene menschliche Natur zu Rechten Gottes erhöht hat. Darüber sagt der heilige Prophet David: „Setze Dich zu Meiner Rechten, bis ich Deine Feinde hinlege als Schemel unter Deine Füße“ (Psalm 111). Die Seraphim, also die Engel die durch das immerwährende „Heilig, Heilig, Heilig“ Gottes Herrlichkeit preisen, werden im gesamten Alten Testament nur in der Vision des Jesaja erwähnt.

 

 

Der Lichtglanz Christi aber stammt aus Seiner eigenen, vor den Augen der Menschen verhüllten Gottheit. Er ist nicht Abglanz der Herrlichkeit Gottes (δοξα του θεου), sondern die Metamorphosis, die Verwandlung Christi vor den Augen Seiner Jünger ist ein Offenbarwerden (Theophanie) Seiner Göttlichen Natur.

 

Dem heiligen Propheten Mose ist einst als Führer des alttestamentlichen Gottesvolkes aus der Sklaverei in Ägypten und dem heiligen Propheten Elias, als dem Ersten in der Reihe der alttestamentlichen Propheten eine jeweils einmalige und herausragende Rolle auf dem Weg der Gottesbegegnung des alttestamentlichen Gottesvolkes zugefallen. Beide wurden gewürdigt, auf dem Gottesberg Horeb (Sinai) mit Gott sprechen durften. Aber der „Geliebte Sohn“, der durch Gottes Stimme bereits bei Seiner Taufe im Jordan durch Johannes geoffenbart wurde, ist ungleich erhabener als Seine Diener. Er erweist sich hier auf dem Gottesberg Tabor als DER-EWIG-SEIENDE, der bereits einstmals im brennenden Dornbusch mit Mose sprach. Hat der Bund des Mose einst das Gottesvolk Israel zur Gemeinschaft mit Gott, so ruft das der Kommen Christi (Messias = Christus = Heiland = Erretter), des menschgewordenen Sohnes Gottes, Israel und die Heiden (έθνη = éthni = die Völker), also alle Menschen zu Heil.

 

Im hebräischen Text des Alten Testamentes steht יהדות, die vier Buchstaben, die den für Juden unausprechlichen Gottesnamen beinhalten. Nur am Versöhnungstag, den Jom Kippur sprach ihn der Hohepriester im Allerheiligsten des Jeusalemer Tempels aus. So wissen wir heute nichtmehr, wie der Gottesname ausgesprochen wird, da die hebräische Schrift nur die Konsonaten, nicht jedoch die dazugehörenden Vokale abbildet. Im Gottesdienst der Synagoge lesen die Juden überall, wo der Gottesname יהדות im Text vorkommt das hebräische Wort אֲדֹנָי = „Adonai“ = Herr. Die der heutigen jüdischen Bibel (Tenach) vorausgehende griechische Version den Alten Testamentes, die Septuaginta, die deshalb der maßgebliche Bibeltext für die orthodoxe Kirche ist, wird ebenfalls der Gottesname יהדות  durch das Wort Κύριος  (= „Kyrios“ = der Herr) ersetzt. Jedoch steht im griechischen Text an der Stelle, wo sich Gott im brennenden Dornbusch dem Mose offenbart „ώ ον“ (gelesen „ho Ohn“ = „der (ewig) Seiende“). Da es nach orthodoxer Überzeugung der präinkarnierte Christus, der Sohn und Logos (Wort) Gottes Selbst es war, der zu Mose aus den brennenden Dornbusch sprach, sind im Nimbus (Heiligenschein) der orthodoxen Christusikonen immer ein eingezeichnetes Kreuz mit den Buchstaben  „ώ – ο - ν“ abgebildet.

 

 

Christus fragte kurz vor Seiner Verwandlung auf dem Berge Tabor  Seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ (Matthäus 16:13). Seine Jünger sprachen daraufhin die unterschiedlichen Antworten der Menschen aus: „Johannes der Täufer, Elias, Jeremia oder einen der anderen Propheten. Dann fragte Christus erneut: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Matthäus 16:15). Und der erste unter den Aposteln Simon Petrus, ihr Sprecher, antwortete Christus: „Du bist der Messias (griechisch: Christus), Der Sohn des lebendigen Gottes!“(Matthäus 16:16)

 

Kurz nach diesem Bekenntnis, indem der Wesenskern des christlichen Glaubens zusammengefasst ist, ging der Herr mit den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg. Aus dem Texten der Heiligen Evangelien wissen wir nicht, welcher Berg dies war, jedoch überliefert uns die kirchliche Tradition, dass es der  Berg Tabor gewesen ist. Christus suchte diesen Berggipfel auf, um dort zu beten. Und als Er betete, wurde „Er vor ihren Augen verwandelt und Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht.“ (Matthäus 17: 2). „Und siehe, zwei Männer redeten mit Ihm, Mose und Elija, die in Herrlichkeit erschienen und von Seinem Weggang sprachen, den Er in Jerusalem vollenden sollte.“

 

Die drei Jünger, die vom Schlaf überwältigt worden waren, erwachten und sahen die Göttliche Herrlichkeit Christi, nicht in all ihrer Fülle (vgl.: Exodus 33:20), sondern nur soweit, wie es zu fassen und zu ertragen vermochten (vgl.: Kondakion des Festes) und auch die beiden heiligen Männer des Alten Bundes, die bei Ihm standen.  Als die beiden Propheten des Alten Bundes Christus verließen, sagte der Apostel Simon Petrus zum Herrn: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn Du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Und er wusste nicht was er sagte“

 

 

An dieser Stelle wird eine Verbindung deutlich, die das Fest der Verwandlung des Herrn als alttestamentlichen Typos mit dem Laubhüttenfest (hebräisch: Sukkot (סֻכּוֹת) von hebräisch Sukka = Laubhütte), dem Dankfest Israel für das Errettungshandeln Gottes in der Wüste und dem Erntedank Israels für die ersten Feldfrüchte des Gelobten Landes zur Grundlage hat. Wenn die Jünger vor Freude also „drei Hütten bauen wollten“, so ist dabei nicht ein Wetterunterstand, sondern die Laubhütte als Ausdruck der Dankbarkeit und Freude über die immerwährende Güte des Herrn gemeint. In der Begegnung mit Christus ist das von Generationen alttestamentlicher Frommer lang ersehnte Königtum Gottes, das messianische Aion (Zeitalter) bereits angebrochen. Was einst das Gesetz (vertreten durch den Propheten Mose) und die prophetische Offenbarung (vertreten durch Propheten Elias) verheißen hatten, ist nun im Heilswerk Christi angebrochen und damit bereits in Erfüllung gegangen. Das alttestamentliche Gottesvolk feierte mit dem Laubhüttenfest nicht nur eine Erinnerung an die Wüstenwanderung in die Freiheit mit provisorischen Wohnstätten (Leviticus 23), sondern auch die Hoffnung auf die endgültige Befreiung am Ende der Zeiten, wenn die Gerechten ihre Zelte im ewigen Friedensreich erhalten würden. (vgl.: Jesaja 32:18).

 

 

Die Kirche hat die Thematik des alttestamentlichen Laubhüttenfest jedoch nicht vollständig als ein eigenes Fest übernommen. Vielmehr bezieht sie sich zu verschiedenen Festen des Kirchenjahres auf die Erfüllung der dort enthaltenen Typoi (Vorabbilder der Verheißung) in Jesus Christus. So knüpft bereits die Feier von Mittpfingsten (Christus als Quelle der Weisheit) an die Wasser-Symbolik des Laubhüttenfestes an, denn die Zeremonie des Wasserschöpfens war, mit dem Ende des Laubhüttenfestes verbunden. Der Festtag der Heiligen Photini (die Begegnung Christi Samariterin am Jakobsbrunnen) am fünften Sonntag in der Osterzeit spricht zu uns über Christus als Quelle des lebendigen Wassers, das wir in der Heiligen Taufe empfangen haben.  

 

 

Nachdem der Apostel Simon Petrus über den Bau der  Hütten gesprochen hatte, kam eine lichte Wolke und überschattete sie; und sie fürchteten sich als sie in die Wolke traten. Eine Stimme rief aus der Wolke: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf Ihn sollt ihr hören!“ Als die Stimme gesprochen hatte, sahen sie nur noch Jesus allein. Die Theophanie war vorüber und sie schwiegen still und erzählten niemand in jenen Tagen etwas darüber, was sie gesehen hatten (vgl.: Lukas 9:29-36).

 

Bereits im alttestamentlichen Bund sind „Licht“ oder eine „Wolke“ Typoi (Bilder) die dem Menschen die göttliche Gegenwart anzeigen: Dann stieg Mose auf den Berg, und die Wolke bedeckte den Berg. Die Herrlichkeit des Herrn (δοξα του θεου) kam auf den Gipfel des Sinai herab, und die „Wolke“ bedeckte den Berg sechs Tage lang. Am siebten Tag rief der Herr mitten aus der Wolke Mose herbei. Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn auf dem Gipfel des Berges zeigte sich vor den Augen Israels wie „verzehrendes Feuer“ (Exodus 24:15-17). Genauso bedeutet die „Wolke“ auf dem Berg Tabor die Göttliche Gegenwart – die Theophanie (Gotteserscheinung) des menschgewordenen Gottes Jesus Christus. Wie die Theophanie am Jordan zu Beginn des irdischen Heilshandeln, so ist die Theophanie auf dem Tabor gleichsam das Tor, das zur Passion des Herrn hinüberführt.

 

„Auf dem Berge wurdest Du verwandelt, Christus, Gott, * und Deine Jünger sahen Deine Herrlichkeit, soweit sie es vermochten: * auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sähen, * das freiwillige Leiden verstehen könnten * und der Welt verkünden, * dass Du in Wahrheit des Vaters Abglanz bist.

Kondakion

 

Im Kontakion des Festes wird die freiwillige Annahme des Leidens und Todes durch Jesus Christus verherrlicht. Sein freiwilliges Leiden und der freiwillige Tod um des Heiles der Welt willen waren das Hauptziel Seines Kommens und Erlöserhandelns auf Erden. Wieam Jordan so ist auch auf dem Tabor die Theophanie  ein trinitarisches Geschehen, denn es ist die Stimme des Vaters der den Sohn bezeugt und die Kraft des Heiligen Geistes, die die Jünger die Herrlichkeit des Herrn auf dem Tabor schauen lässt.

 

 

Sowohl Mose als auch Elias hatten die Gegenwart Gottes erfahren, wie uns die alttestamentlichen Lesungen in der Vecernja (Vesper) zum Fest sagen. Als Zeugen für das Offenbarwerden der Göttlichkeit Christi auf dem Berge Tabor bezeugen sie zugleich, dass Christus die Erfüllung des alttestamentlichen Gesetzes und die Erfüllung aller Weissagungen der alttestamentlichen Propheten ist. Dabei ist die Anwesenheit des heiligen Propheten Mose der Typos für das Gesetz und die alttestamentlichen Weissagungen werden durch die Anwesenheit des Propheten Elias symbolisiert.

 

Das hell strahlende Licht und das Leuchten des Antlitzes sind bereits im Alten Bund Charakteristika für die Gegenwart Gottes, die sich im Antlitz seiner Ikone, des Menschen widerspiegelt. So war es der Fall beim heiligen Propheten  Mose, der mit Gott von Angesicht zu Angesicht gesprochen hatte ( vgl.: Exodus 34:29-35).

 

Dass sich die Begegnung mit der Herrlichkeit Gottes als leuchtender Widerschein offenbart, ist jedoch nicht auf die Zeit des Alten Terstamentes beschränkt geblieben. Auch beim Heiligen Seraphim von Sarov ist dieses Phänomen  zu beobachten gewesen. Nach dem Zeugnis seines geistlichen Schülers Nikolai Motovilov, verklärte sich das Angesicht des Heiligen Seraphim in seiner Gegenwart, so dass es „wie die hellste Sonne strahlte“.

 

 

Hier wird deutlich, dass sich die Theosis, das Erlangen einer innigen Beziehung zu Gott nicht nur in unserer Seele und unserem Geist (Nous) vollzieht, sondern sich auch auf unseren körperlichen Habitus auswirkt. Als vollkommen in der Theosis Lebende haben es die Heiligen erlangt, auch an ihrem Leibe die sichtbaren Zeichen der Nähe zu Gott zu tragen: Ihre Reliquien sind unversehrt geblieben und spenden heiliges Myron. Dies ist eine sichtbare Folge jener spirituellen Verwandlung des Leibes durch die Theosis, von der der heilige Apostel Paulus zu uns spricht (2. Korinther 15: 51). Dadurch, dass im vollkommen geheiligen Menschen als dem vollkommen in der  Vergöttlichung Lebenden nicht mehr er selbst, sondern Christus in ihm lebt (vgl.: Galater 2:20) wird der vergöttlichte Mensch auch mit einem geistlichen Körper überkleidet. Davon singen wir in der Heiligen Taufe, wenn dem Täufling als Symbol des Lichtgewandes der Heiligkeit das weiße Taufkleid übergeben wird.

 

Nach der Lehre der Heiligen Väter ist der „Geist“ (griechisch: νος = Nous) des Menschen nicht allein auf den analytischen Verstand beschränkt, sondern der Geist umfasst alle kognitiven Kräfte des Menschen, also die seiner analytischen Ratio, aber auch seine anderen seelischen und emotionalen Einsichtsfähigkeiten.

 

So geht es im Festgedächtnis der Metamorphosis - genau wie in dem des Entschlafens der Allheiligen Gottesgebärerin - nicht um ein unbedeutendes Beiwerk des christlichen Glaubens, sondern um zentral wichtige, unverzichtbare Aspekte des geistlichen Lebensweges eines orthodoxen Christen hin zu seiner Erlösung. Denn dass die heiligen Apostel das Taborlicht schauen durften ist auch für uns die Quelle unserer eigenen eschatologischen Hoffnung auf die Ruhe unter den Seligen im Königtum Gottes und die Teilhabe an der ewigen Freude derer, die  die einst von der Sünde verdunkelte Schönheit als Abbilder Gottes wieder erlangt haben. So ist das Fest der Verwandlung des Herrn uns auch eine Ikone des Lebensziels eines jeden gläubigen Christen: dass sein ganzes Leben von der Anwesenheit der Herrlichkeit Gottes verklärt wird und von der Göttlichen Liebe widerzustrahlen beginnt. Einige Heilige sind schon in ihrem irdischen Leben im  überirdischen Glanz des Taborlichtes erstrahlt, wie uns das Leben des heiligen Serafim von Sarov zeigt und dessen Lebensziel als Starez es war, die Menschen zur Theosis, zur Erlangung des Heiles durch die gnadenhafte Gemeinschaft mit Gott zu führen.

 

 

Bereits unter Kaiser Justinian (527-565) erlangte das Fest der Metamorphosis allgemeine Verbreitung in der orthodoxen Welt. Das Datum des heutigen Festes am 06. August dürfte von der Weihe einer Gedächtniskirche ausgegangen sein, welche im 4. Jahrhundert auf Berg Tabor errichtet worden war. Nach den Quellen der syrischen Überlieferung fand die Feier der Verwandlung Christi vorher vierzig Tage vor dem Karfreitag (Gedenken an das Leiden und die Kreuzigung des Herrn) statt. Wegen des Bußcharakters der Großen Fastenzeit wurde das Fest dann in der gesamten Orthodoxie auf den 06. August gelegt, vierzig Tage vor dem Fest der Kreuzerhöhung (14. September).

 

Die Verlegung in den Hochsommer ermöglichte es auch den Wandlungscharakter der Verklärung des Herrn, seine kosmische Dimension, liturgisch noch besser auszudrücken. Durch die Verherrlichung Seines irdischen Leibes bei der Gestaltwandlung des Sohnes Gottes, wurde, wie am Fest der Taufe Christi (Theophanie), die gesamte Schöpfung geheiligt (deshalb feiern wir im Übrigen am Fest der Theophanie das Mysterion der Großen Wasserweihe: Dadurch dass Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, mit Seinem irdischen Leib in die Fluten des Jordan steigt, wird die Materie der Wasser durch die Anwesenheit Seiner Gottheit geheiligt).

 

Die durch das Kommen Christi bereits angebrochene Verklärung des gesamten Kosmos wird liturgisch am Fest Metamorphosis gefeiert, wenn die Gläubigen an diesem Fest die Erstlingsfrüchte der Natur, insbesondere Trauben und Weizenähren, zur Kirche bringen und durch dieses Symbol die gesamte Schöpfung durch die verwandelnde Kraft Gottes segnen lassen.

 

Aus den Trauben und dem Weizen werden im Übrigen auch die Abendmahlsgaben Brot und Wein genommen, die wir durch das Wirken des Heiligen Geistes gewandelt im Kelch des Heiles als den wahren Leib und das kostbare Blut Christi zurückerhalten. 

 

 

Das Fest der Metamorphosis heißt in Russland auch noch „Erlöser“ (slavisch: спасъ). Während in den südlichen Ländern die neugeernteten Trauben, vor allem diejenigen, aus denen der liturgische Wein und der Weizen, aus dem das Mehl für die Prosphoren hergestellt wird gesegnet werden, werden in den nördlichen Ländern der Orthodoxie  Äpfel, Pflaumen und Birnen geweiht, das sind dort die Früchte, die zu dieser Zeit bereits reif sind. Deshalb heißt das Fest im russischen Volksmund яблоко спас = “Apfel-Erlöser”. Die orthodoxen Gläubigen bringen dabei das Obst in schönen Körben und Gefäßen, die mit gestickten Handtüchern geschmückt sind, zur Segnung in die Kirche. Einen Teil der Früchte lässt man als Opfer in der Kirche. Davon wird wiederum ein Teil den Geistlichen gegeben, das Übrige aber wird an arme und bedürftige Menschen verteilt. Menschen, die streng nach der kirchlichen Tradition leben, essen vor diesem Tag weder Äpfel noch andere frische Früchte.

 

 

Wie an allen Festen der Kirche kommt in den Gebeten und Hymnen der Kirche dem besonderen Festgeheimnis der Metamorphosis, der Gestaltwandlung Christi, eine besondere Bedeutung zu. Dem Fest geht als Auftakt die Vorfeier am Abend zum 05. August voraus. Am Ende der Vecernja weist das Troparion der Vorfeier bereits auf Bedeutung und Inhalt der Feier der Metamorphosis hin:

 

„Der Verwandlung Christi lasst uns entgegeneilen und festlich die Vorfeier begeben, ihr Gläubigen, und lasst uns rufen: Gekommen ist der Tag der in Gott begründeten Freude. Zum Berge Tabor stieg der Herr hinauf, um Seiner Gottheit Schönheit erstrahlen zu lassen“.

 

Die Utrenja der Vorfeier am Morgen des  05. August klingt aus mit dem Hymnus, der die Vollendung des Alten Bundes im Kommen Christ preist:

 

„Als des Gesetzes und der Propheten Schöpfer und Vollender, Christus, haben Dich bezeugt, da sie Dich bei Deiner Verwandlung in der Wolke sahen, Mose, der Gott schaute, und Elija, der Lenker des feurigen Wagens, der, ohne zu verbrennen, gen Himmel fuhr. Mit ihnen würdige auch uns Deiner Erleuchtung, Herr, damit wir Dich mit Liedern preisen in alle Ewigkeit“.

 

In der Großen Vecernja, dem feierlichen Abendlob am eigentlich Auftakt des Festes, erklingen festliche Hymnen, die genauso wie die alttestamentlichen Lesungen auf die alttestamentlichen Typoi (Vorabbilder) des Mysterions der Gestaltwandlung Christi hinweisen:

 

So hören wir in den Paromien des Festes wie der heilige Prophet Mose auf dem Berg Sinai in der Wolke Gottes Herrlichkeit schauen darf, die sich „wie verzehrendes Feuer“ offenbart (Exodus 24: 12-18). Auf die Bitte des Mose: „Lass mich doch Deine Herrlichkeit schauen!“, antwortete der Herr: „Ich will alle meine Schönheit vor dir vorüberziehen lassen“ (Exodus 33:11-23. 34:4-6. 8). Der heilige Prophet Elias erlebt auf dem Berg Horeb im leisen Säuseln des Windes die Gegenwart Gottes (1. Könige 19:3-16). Zum Abschluss der abendlichen Feier erklingt dann auch erstmals das Festtroparion:

 

„Auf dem Berge, wurdest Du verwandelt Christus, Gott; * und zeigtest Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit, soweit sie diese zu ertragen vermochten. * Lass erstrahlen lass´ auch auf uns Sünder Dein ewiges Licht, * auf die Fürbitten der Gottesgebärerin,  * Lichtspender, Ehre sei Dir.“

 

 

Der hl. Märtyrer-Erzdiakon Laurentius von Rom

 

10. August

 

Wie schon zur ersten christlichen Zeit in Jerusalem von den heiligen Aposteln sieben bewährte Männer zu Diakonen bestellt und geweiht wurden, die mit den Priestern am Altar dienen und darüber hinaus für die Armen sorgen sollten, so gab es später auch in der Stadt Rom sieben Diakone. Einer von ihnen war um das Jahr 258 der hl. Erzdiakon Laurentius. Er war kein Italiker, sondern stammte ursprünglich aus Spanien. Neben dem liturgischen Dienst war dem hl. Laurentius die Aufgabe in der römischen Kirche übertragen worden, das Hab und Gut der Kirche in kluger und gerechter Weise zu verwalten und Almosen unter die Armen und Bedürftigen der Stadt zu verteilen.

 

In der Christenverfolgung unter Kaiser Valerian wurde mit dem hl. römischen Bischof Sixtus auch vier seiner Diakonen, darunter auch der hl. Laurentius, verhaftet. Weil die Behörden erfahren hatten, dass er der Verwalter des Kirchenvermögens war, und von dessen Höhe man sich sagenhafte Vorstellungen machte, brachte man den hl. Laurentius nicht um, sondern versprach ihm Schonung und sogar Straflosigkeit, wenn er bereit sei, die Schätze der Kirche auszuliefern.

 

Aus den bisherigen Erfahrungen, die die römischen Behörden mit den Christen gemacht hatten, war man sich dort von vornherein bewusst, dass der hl. Laurentius das Angebot ablehnen und lieber in den Tod gehen würde als Verrat an der Kirche zu üben. Daher staunte man nicht wenig, als der hl. Laurentius offenbar sichtlich bedenkenlos auf diesen Vorschlag einging. Gern räumte man ihm auf seine Bitte hin eine dreitägige Frist ein, damit er die Kirchenschätze restlos herbeibringen und ordnungsgemäß an die Behörden übergeben könne.

 

In den ihm zugestandenen drei Tagen machte er dann alles, was die Kirche damals besaß, zu Geld und verteilte das Geld unter die Armen. Am dritten Tag aber zog er an der Spitze einer langen Reihe von Bettlern, Krüppeln, Waisen und alten Leuten vor das kaiserliche Tribunal. Dort wies der hl. Laurentius mit ausgestreckter Hand auf seine sonderbare Gefolgschaft hin und sagte mit heiligen Ernst: „Da seht! Dies sind die Schätze der Kirche!“

 

Er erlitt daraufhin sein Martyrium für Christus indem er über einem glühenden Feuer auf einem Eisenrost gelegt wurde. Über seinem Grab steht heute die römische Basilika San Lorenzo fuori le Mura.

 

Das Haupt von Laurentius ist eine der hochverehrten Reliquien in der ganzen Christenheit. Ein Teil davon, die Schädeldecke, wird im ehemaligen Benediktinerkloster - dem heutigen Münster - in Mönchengladbach verehrt. Andere Teile des Hauptes befinden sich in der Schatzkammer des Petersdoms in Rom sowie in der Schatzkammer der Kathedrale in Dubrovnik. Weitere Teile der Reliquien des hl. Laurentius befinden sich auch im Dom in Augsburg.

 

Tropar im 4. Ton: Siegreicher Märtyrer Christi, unseres Gottes, durch das Zeichen des Kreuzes gabst du den Blinden das Augenlicht; den Reichtum der Kirche verteiltest du an die Armen; du wurdest vom Feuer geprüft, und es ward kein Übel in dir gefunden. Da du das Brennen ertragen hast, mögen deine Gebete die Flammen unserer vielen Sünden löschen, gesegneter Erzdiakon Laurentius!

 

 

 

Der heilige Märtyrer-Diakon Laurentius von Rom

 

10. August

 

Thomas Zmija

 

Der heilige Märtyrer-Diakon Laurentius (Святой Священномученик Лаврентий Римский) wurde in einer vornehmen und wohlhabenden Magistratsfamilie der Stadt Laurentum,  einer Küstenstadt Latiums südwestlich von Rom, geboren. Bereits seine Eltern Orentius und Patientia waren Christen und gaben ihr Leben als Märtyrer für Christus hin.

 

Sein Name Laurentius bedeutet „ Mann aus Laurentum“, was auf seine Herkunft aus dieser römischen Provinzstadt hinweist. Laurentius war Erzdiakon der römischen Kirche, als der heilige Sixtus (II.) Bischof von Rom war.

 

Der heilige Sixtus wurde im Jahre 257 im selben Monat, in dem der erste Erlass von Kaiser Valerian zur Christenverfolgung erschien, Bischof der Stadt Rom als Nachfolger des Heiligen Stephan. Nach dem Bericht des heiligen Cyprian von Karthago fiel der heilige Sixtus mit seinen Diakonen der zweiten Verfolgungswelle unter Kaiser Valerian als Märtyrer zum Opfer. Nach einer ersten Verfolgung hatte der heidnische Kaiser im August 258 ein zweites, verschärftes Edikt erlassen, das besonders die christlichen Kleriker mit der Todesstrafe bedrohte, wenn sie das vorgeschriebene heidnische Opfer verweigerten. Bischof Sixtus wurde zusammen mit vier seiner Diakone, darunter Laurentius, Agapitus und Felicissimus, beim Gottesdienst in den Katakomben des Callistus verhaftet und sofort enthauptet. Da dem heiligen Laurentius als Archidiakon die Verwaltung des Kirchenvermögens der römischen Kirche und aus diesen Mitteln auch die caritative Fürsorge für Witwen, Waisen und die Armen der Gemeinde oblag, lies der Kaiser Laurentius zunächst nicht enthaupten, sondern auspeitschen. Danach wurde er aufgefordert, den Kirchenschatz innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Der heilige Erzdiakon verteilte diesen  daraufhin an die Mitglieder der Gemeinde, versammelte eine Schar von Armen und Kranken, Verkrüppelten, Blinden, Leprösen, Witwen und Waisen und präsentierte sie dem römischen Gericht als „den wahren Schatz der Kirche“. Der Hauptmann, vor dem der heilige Laurentius erschienen war, ließ ihn deswegen mehrfach foltern und am Ende sogar auf einen glühenden Eisenrost legen. Am Ende jedoch erlitt der Heilige Laurentius das Martyrium durch enthaupten.

 

 

Der heilige Erzdikon-Märtyrer  Laurentius gehört in der abendländischen Kirche zu den besonders verehrten Heiligen. Sein Name wird im Heiligengedächtnis der römischen Gregoriusliturgie ausdrücklich erwähnt. Auch im orthodoxen Osten wird sein Gedächtnis, zusammen mit dem heiligen Märtyrerbischof Sixtus und den übrigen, die mit ihm das Martyrium erlitten, am 10. August begangen.

 

 

 

Gedächtnis der Wundertaten des Heiligen Spyridon

 

11. August

 

Thomas Zmija

 

Der Heilige Spyridon lebte zunächst als Schafhirte auf Zypern. Er war verheiratet und hatte eine Tochter, Irene. Spyridon war bekannt für seine Nächstenliebe, Sanftmut, Großzügigkeit und Gastfreundschaft. So hatte er die Angewohnheit, sein Geld in ein stets geöffneten Kästchen aufzubewahren, damit es für alle immer verfügbar war, denn der heilige Spyridon war freigiebig und mildtätig gegenüber jedem, egal ob dieser seiner Hilfe wirklich bedurfte oder nicht. 

 

Als seine Frau gestorben war, begann der Heilige Spyridon ein noch intensiveres, geistliches Leben zu führen. So wurde er auf der Insel als großer Beter und frommer Christ immer bekannter und schließlich von den Gläubigen zum Bischof von Trimythunt gewählt. Trotz seiner bischöflichen Würde lebte der Heilige weiterhin als Schafhirte. Obwohl er weiterhin seine einfache Hirtenkleidung trug und sich treu um seine Schafherde kümmerte, war der Heilige Spyridon zugleich unermüdlich um das Wohl seiner geistlichen Herde in Trimythunt, aber zugleich auch um den rechten Glauben in der gesamten Kirche Christi bemüht. Während der letzten großen Christenverfolgung unter dem Kaiser Maximian wurde er festgenommen und verbannt. Mit dem Antritt der Alleinherrschaft des heiligen, apostelgleichen Kaisers Konstantin konnte er aber in sein Bistum zurückkehren. Als Bischof von Trimythunt nahm er dann im Jahre 325 am Ersten Ökumenischen Konzil in Nicäa teil und wiederlegte geduldig und unermüdlich die Häresie des Arianismus. Er brachte durch seine einfachen und klaren Darlegungen des rechten Glaubens viele Häretiker zurück in die Kirche. Durch ein göttliches Wunder ließ er aus einem Ziegelstein Feuer, Wasser und Erde hervortreten und machte so die Einheit in der Dreiheit und die Dreiheit in der Einheit Gottes für alle anschaulich. 

 

 

Bereits auf Zypern wirkte der Heilige Spyridon viele Wunder: So fiel durch sein wirkmächtiges Gebet während einer langanhaltenden Dürre endlich wieder Regen; er hielt die Überflutung durch einen Flusses zurück; durch sein Gebet ließ er mehrere Tote ins Leben zurückkehren und er heilte durch seine Fürsprache bei Gott den Kaiser Konstantius von einer schweren Krankheit. Während seiner Gebete, vor allem aber bei der Feier der Göttlichen Liturgie, sah und hörte der Heilige Spyridon oftmals die heiligen Engel Gottes. Dem Heiligen Spyridon war von Gott das Charisma der Hellsichtigkeit verliehen worden, so dass er zukünftige Ereignisse voraussehen und die verborgenen Geheimnisse im Herzen der Menschen erkennen konnte. Durch diese Gabe konnte er viele Heiden zum christlichen Glauben und viele Häretiker zur Rückkehr zum wahren Glauben bewegen. Auch tat der Heilige Spyridon darüber hinaus noch viele weitere Wundertaten.

 

Der Heilige Spyridon übergab seine Seele in Frieden in Gottes Hand. Im 7. Jahrhundert wurden dann seine heiligen Reliquien unter Kaiser Justinian II. nach Konstantinopel verbracht und kamen von dort im Jahre 1456 nach Korfu. 

 

 

Nach dem Fall Konstantinopels (1453) brachte der korfiotische Priester Giorgios Kalochairetis die Reliquie des Heiligen Spyridon im Jahre 1456 nach Korfu. Nach seinem Tode ging die heilige Reliquie zunächst in den Besitz seiner drei Kinder über. Als Mitgift seiner Enkelin Asimia gelangte die Reliquie dann in die Obhut der griechisch-korfiotischen Adelsfamilie Bulgaris. Diese stellten die Reliquie in ihre Privatkirche auf, wo sie schon bald von vielen Menschen aufgesucht und verehrt wurde. Als im 16. Jahrhundert zum Bau einer neuen Stadtmauer, die wegen der andauernden Türkengefahr dringend notwendig geworden war, diese kleine Kirche der Familie Bulgaris abgetragen wurde, wurde im Jahre 1589 durch die Orthodoxen der Insel für den Heiligen eine neue Kirche im Zentrum der Stadt errichtet, wo seine Reliquien bis zum heutigen Tag verehrt werden.

 

 

Denn auch nach der Übertragung der Reliquien nach Korfu ereigneten sich auf die Fürbitte des heiligen Spyridon bei Gott noch viele, weitere Wunder:

 

So wurde, durch die Fürsprache des Heiligen Spyridon, sowohl im Jahre 1550, als wiederum auch im Jahre 1630 eine drohende Hungersnot von der Insel Korfu abgewendet. Im Jahre 1630 überwand seine starke Fürbitte vor Gott eine Cholera- Epidemie und im Jahr 1673 beendete sie das Wüten der Pest. Als die Osmanen im Jahre 1716 mit einer großen Streitmacht und Flotte versuchten, Korfu der Herrschaft der Venezianern zu entreißen, schlug der Heilige Spyridon mittels einer furchterregenden Erscheinung die islamischen Angreifer in die Flucht. Besonders dieses Eingreifens des Heiligen Spyridon gegen den daraufhin fehlgeschlagenen Eroberungsversuch der Muslime gedenkt dankbar dieses Fest am 11. August.

 

Aus Dankbarkeit für diese Wundertaten des Heiligen Spyridon werden seine bis heute unversehrten Reliquien viermal im Jahr in einer großen Prozession durch die Straßen Korfus getragen:

 

1.: Am Palmsonntag, um daran zu erinnern, dass der Heilige die Korfioten im Jahr 1630 vor der Cholera bewahrte.

 

2.: Am Karsamstag, weil der Heilige die Korfioten in den Jahren 1550 und 1630 vor einer Hungersnot bewahrte.

 

3.: Am 11. August, um daran zu erinnern, dass der Heilige die monatelange Belagerung der Türken im Jahr 1716 abwendete.

 

4.: Am ersten Sonntag im November, um daran zu erinnern, dass der Heilige die Korfioten vor der Pest im Jahr 1673 bewahrte.

 

 

Troparion des Hl. Spyridon des Wundertäters, des Bischofs von Trimythunt:

 

Als Streiter des ersten Konzils und als Wundertäter

hast du dich, Gott-tragender Vater Spyridon, erwiesen:

Deshalb hast du mit einer Toten im Grabe gesprochen

und eine Schlange in Gold verwandelt.

Und als du deine heiligen Gebete sangest,

hattest du Engel, die zusammen mit dir dienten, Hochgeweihter.

Ehre Dem, Der dich verherrlicht hat;

Ehre Dem, Der dich krönte

Ehre Dem, Der durch dich allen Heiligungen wirkt.

 

 

Das Fest der Entschlafung der allheiligen

Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

15. August 

 

Thomas Zmija

 

Das Fest der Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria - im griechischen Sprachraum Koimesis und im slavischen Uspenije genannt - ist eines der ältesten Kirchenfeste. Es wird am 28. August gefeiert. Die Heilige Schrift berichtet uns nichts über den Tod der allheiligen Gottesgebärerin. Aber es existiert eine kirchliche Überlieferung, die bis ins zweite Jahrhundert zurückreicht. Es ist uns nicht genau bekannt, wie lange die Allreine Jungfrau gelebt hat: die einen sagen 57 Jahre, andere 63, wieder andere nennen die Zahl 72; aber es ist klar, dass sie ein hohes Alter erreichte.

 

Nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, lebte sie im Haus des heiligen Apostels Johannes des Theologen auf dem Berg Zion, im Südwesten von Jerusalem, wo sich die Burg von Jerusalem erhob. Von da ging sie oft auf den Ölberg, zum Ort der Himmelfahrt ihres Sohnes. Hier betete sie inständig in Abgeschiedenheit. Die Seele der Gottesmutter war immer von einem Wunsch erfüllt: endlich wieder das Antlitz ihres Sohnes zu schauen, in der Herrlichkeit des Himmels. Und eines Tages, während des Gebets erschien ihr der heilige Erzengel Gabriel, welcher der Gottesmutter schon seit den ersten Tagen ihrer Kindheit gedient und sie immer während ihres Lebens auf Erden beschützt hatte. Der Erzengel überbrachte der allheiligen Gottesgebärerin die schon lange von ihr ersehnte Kunde, dass sie in drei Tagen zu Christus, Gott, gehen werde. Der Erzengel sagte, sie solle mit Freude seine Worte annehmen, denn dies werde kein Tod sein, sondern der Übergang in ein Leben der Unsterblichkeit, zum ewigen König der Herrlichkeit. Die ruhmreiche Gebieterin begann sich auf ihr Ende vorzubereiten. Zuerst berichtete sie alles dem von ihr, statt ihres Sohnes angenommenen Lieblingsjunger Christi, Johannes. Dann erzählte die Gottesmutter auch allen übrigen von ihrem bevorstehenden Heimgang. 

 

Vor ihrer Entschlafung wollte sie nochmals alle Apostel sehen, die in der ganzen Welt verstreut waren um dort das heilige Evangelium zu predigen. Der heilige Johannes der Theologe schickte sofort Boten zum heiligen Jakobus, dem Apostel und Bischof von Jerusalem, und auch zu allen Verwandten und Bekannten und benachrichtigte sie über den bevorstehenden Heimgang der Gottesmutter. 

 

Der heilige Apostel Jakobus beeilte sich, davon alle Christen zu verständigen, die nicht nur in Jerusalem, sondern auch in der Umgebung und sogar in anderen Städten wohnten. So versammelte sich bei der Gottesmutter mit dem Bischof von Jerusalem eine Vielzahl von Menschen, Verwandten und gläubigen Christen. 

 

Die allreine Gebieterin vermachte ihre Gewänder zwei armen Witwen, die ihr Zeit ihres Lebens gedient hatten, und bat, ihren Leib im Garten Getsemani zu begraben, am Fuße des Ölbergs, unweit von Jerusalem. Dort befanden sich das Grab Joachims und Annas, ihrer Eltern, und auch das Grab Josephs, mit dem sie verlobt gewesen war. Diese Gräber befanden sich am Rande des Tales Josafat, das zwischen Jerusalem und dem Ölberg lag. In diesem Tal wurden für gewöhnlich arme Bürger bestattet.

 

Während die Gottesmutter diese Anweisungen gab, vernahm man plötzlich ein Tosen, das an Donnergrollen erinnerte, und Wolken hüllten das Haus Johannes des Theologen ein. Gemäß Gottes Befehl ergriffen Engel die Apostel in den verschiedenen Ländern, wohin sie gegangen waren, um das Evangelium zu predigen. und brachten sie nach Jerusalem zum Haus der Gottesmutter. Die Apostel freuten sich, als sie einander sahen, waren aber unschlüssig, wozu sie der Herr versammelt hatte. Der heilige Johannes der Theologe erklärte ihnen, dass für die Gottesmutter die Zeit gekommen sei, zum Herrn zu gehen. 

 

Am dritten Tag, in der dritten Stunde erfüllte ein göttliches Licht das Zimmer, in dem die allheilige Gottesgebärerin auf ihren Heimgang wartete. In diesem Licht kam der Herr Jesus Christus selbst mit einer Vielzahl von Engeln und Erzengeln herab. „Dann habe Maria ihre Seele in die Hände des Sohnes übergeben, der die Seele seiner Mutter in den Himmel entrückte“, beschreibt der heilige Kirchenvater Johannes von Damaskus (675 – 749) in seiner Predigt zu Mariä Heimgang. Und später, “Maria sei in der Gegenwart aller Apostel gestorben, aber ihr Grab sei leer gewesen, als es auf Anfrage des hl. Thomas geöffnet wurde.” 

 

Der heilige Apostel Thomas, der nicht am Begräbnis teilgenommen hatte, kam erst am dritten Tag nach der Entschlafung der Mutter Gottes nach Jerusalem. Er wollte die Verstorbene nochmals sehen und ließ deshalb das Grab öffnen, doch dieses war leer. In diesem Augenblick habe ein Engelchor zu singen begonnen und die Gottesmutter sei erschienen. 

 

Eine andere Überlieferung berichtet, die allheilige Gottesgebärerin sei den Aposteln am dritten Tag in dem Moment erschienen, als sie beim Herrenmahl das Brot erhoben. Deshalb wird bei den Griechen während des Muttergotteshymnus in der Göttlichen Liturgie jeweils ein Opferbrot zu Ehren der Jungfrau geweiht. 

 

Das Fest Maria Entschlafung wird am zweiten oder dritten Tag mit einer besonderen Prozession beendet. Sie wird “Begräbnis der Gottesgebärerin” genannt. Am Ende der Nachtwache, während der das Grabtuch mit der Darstellung der Gottesmutter in der Mitte der Kirche liegt, wird es in einer Prozession um die Kirche getragen und in den Altar gebracht. Dieser Ritus wird in Analogie zu der Prozession begangen, die in Jerusalem am Grab der Gottesmutter in Getsemani stattfindet. Die Farbe der liturgischen Gewänder ist Blau. Eine besondere Tradition dieses Festes ist ein üppiger Blumenschmuck. Wir bereiten uns auf das Fest des Heimganges der Allheiligen mit einem vierzehntägigen Fasten vor. Nur zur Feier des Festes der Verklärung des Herrn wird unsere Tafel durch Fischspeisen bereichert. An den Wochentagen vor dem Fest wird ein besonderer Fürbittgottesdienst zur allheiligen Gottesgebärerin, die kleine Paraklesis, vollzogen.

 

 

Damit auch ihr dort seid, wo ich bin –

Das Entschlafen der allheiligen Gottesgebärerin

und unser Heimgang zu Gott

 

Thomas Zmija

 

Die Ikonographie des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin gibt uns auch eine Antwort auch auf die Frage nach der Zukunft eines jeden Menschen. In den Abschiedsreden sagt unser Herr Jesus Christus zu Seinen Jüngern: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“ (Johannes 14: 2-3) Christus spricht hier von Seinem eigenen Sterben aber auch vom Sterben des Menschen, doch mit ganz anderen Worten, als wir, wenn wir vom Sterben reden. Er spricht nicht von "Abschied"oder "Trennung", vom „letzten Weg“ oder „der schwersten Stunde“sondern von einem„Gehen“ und „Wiederkommen“vom „Holen“ und „Wohnung nehmen“ und vom Sinn all dessen: dort zu sein, wo ER ist- Einen tiefen bildlichen Ausdruck haben diese Worte des Herrn in der Ikone vom Entschlafen der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria gefunden.

 

 

Auf der Ikone sehen wir das Zimmer, in dem sich die allheilige Gottesgebärerin nach der Abkündigung ihres bevorstehenden Heimgangs durch den Heiligen Erzengel Gabriel auf dieses große und heilige Ereignis vorbereitet hatte. Sie liegt auf einem Bett. Um die Ruhestatt stehen die heiligen Apostel, die durch heilige Engel auf wunderbare Weise von den Enden der Erde nach Jerusalem geholt worden waren, um sich dort zum Heimgang der Allheiligen zu versammeln. Auch andere Menschen, die ihr nahe stehen, umgeben das Lager der Mutter Gottes. Alle Anwesenden sind von Trauer und Abschiedsschmerz erfüllt erfüllt, denn es ist immer einen tiefer Einschnitt in unser Leben - auch als gläubige orthodoxe Christen - wenn wir dem Weggang eines uns nahestehenden Menschen aus diesem irdischen Leben gegenüber stehen. So sind alle von Trauer und Schmerz erfüllt.  Sie klagen und weinen. Doch noch während die heiligen Apostel und alle übrigen Versammelten in ihrer Trauer gefangen sind, tritt der HERR plötzlich in ihre Mitte. Umgeben von einer Mandorla aus Engel tritt Er dicht an die Ruhestatt der entschlafenen Allheiligen. Strahlen des Göttlichen Lichtes gehen von IHM aus und bringen die Göttliche Helligkeit in diese von Trauer und Schmerz umfangene Situation. In Seinen Händen hält Christus die Seele der Allheiligen Gottesgebärerin. Die Tücher die die Gestalt der Muttergottes umgeben symbolisieren einerseits die Tücher, in die man nach der Geburt das Neugeborene einwickelt, andererseits aber auch die Grablinnen, in den man nun den Körper der Allheiligen Gottesgebärerin einhüllen wird.

 

 

Und auf der hier oberhalb abgebildeten Ikone wird die geistliche Bedeutung dieses mystischen Übergangs in der Orthodoxie deutlich: Vor dem ganzen Geschehen brennt eine Kerze. Auch die heiligen Engel tragen Kerzen in ihren Händen als Zeichen für die Heiligkeit des gesamten Geschehens, denn nun findet auf gewisse Weise die Inkarnation, die Menschwerdung des Sohnes Gottes aus dem Schoße der Immerjungfrau Maria ihren sichtbaren Abschluss. Die Cherubim, die das Tor des Paradieses und den Zugang zum Baum des Lebens bewacht hatten, beschatten nun das heilige Geschehen. Denn der Baum des Lebens im Paradieses ist ein Vorabbild (Typos) des Heiligen und Lebenschaffenden Kreuzes, an dem Christus, um die gesamte Heilsordnung zu erfüllen, zu unserer Erlösung den Tod erlitten hat und damit die Kenosis, den Herabstieg des Sohnes Gottes in der Menschwerdung vollendete. Aber Er, der ohne Sünde war, hat unsere menschliche Natur, die Er aus dem Leibe der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau annahm, in Seiner glorreichen Auferstehung nach drei Tagen vom geistlichen Tode der Sündenverhaftung befreit und zur Rechten Gottes des Vaters in Herrlichkeit erhöht.

 

Auf unsere Frage, was geschieht mit einem gläubigen Christen im Tode antwortet die Ikone des Entschafens der Muttergottes: Wenn Dein gesamtes Leben der Gemeinschaft mit Christus gewidmet war, wie es das Leben der allheiligen Gottesgebärerin gewesen ist, dann liegt in diesem Übergang (Tod) nicht ein schreckliches Ende, sondern der Anfang eines beseligenden, ewigen Lebens. Denn wenn wir uns in den Tagen unseres Erdenlebens der Einladung Gottes zur liebenden Gemeinschaft mit IHM nicht verweigern, fällt unsere Seele am Ende unseres Erdenlebens nicht in das Nichts der Hölle, sondern in die liebenden Hände Gottes. Gleich der Seele der Allheiligen versetzt Gottes Gnade dann auch unsere Seelen dorthin, wo die Gerechten ruhen; das heißt, in die beseligende Gegenwart Gottes, die wir den Himmel nennen. Wenn der gläubige Mensch stirbt, so kommt Christus mit Seinen Engeln und holt ihn ab von dem Ort, an dem er stirbt, und bringt ihn heim in das Haus Seines Himmlischen Vaters. Dort wird er erwartet, dort ist ein Platz für ihn bereits vorbereitet. Deshalb ist um Christus auch ein besonderer Heiligenschein, Mandorla genannt gemalt, der einem Torbogen aus himmlischen Licht gleicht, in dem die heiligen Engel bereits erwartend stehen. Sie schauen nicht ratlos oder traurig oder im Schmerz befangen auf den Leib der Allheiligen Gottesmutter, wie es die noch ganz von ihrem Abschiedsschmerz umfangenen heiligen Apostel tun. Mit brennenden Kerzen in den Händen erwarten sie den im Tod zu neuem Leben geborenen Menschen um ihn, den auf den barmherzigen Händen Christi zum ewigen Leben getragenen zu begleiten.

 

Zwar steht die Allheilige Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria in ihrer Heiligkeit höher als alle anderen Menschen, als die Cherubim und Seraphim und als alle übrigen Engel und himmlischen Heerscharen, doch auch wir sind wie sie zur Theosis, also zur innigen Gnaden-und Liebesgemeinschaft mit ihrem und unserem Herrn und Gott Jesus Christus berufen. Denn indem sie damals der Verkündigung des Erzengels zustimmte, öffnete sie uns mit der Menschwerdung Gottes aus ihrem immerjungfräulichen Schoss wieder das Tor des Paradieses und damit den Weg zum ewigen Leben. Die Allheilige ist die erste der Erlösten und Mutter aller Christen.

 

 

Christus ist der gute Hirte, der Sich um die Seinen kümmert (vgl.: Johannes 10:11), Er ist die Tür zum ewigen Leben, durch die jeder gerettet wird, der durch sie eintritt. ( vgl.: Johannes 10: 1-15). Er ist die Tür zum Haus des himmlischen Vaters, die Mandorla, den Bogen aus Himmlischem Licht hinter Ihm andeutet wird. Über dem Torbogen steht der Seraphim, der als gekreuzigter Seraph, einer besonderen Darstellung in der Ikonographie der Dreieinheit, die Erretterliebe Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes darstellt.

 

 

Im Augenblick des Todes, wo wir Menschen füreinander nichts mehr tun können und der Sterbende ganz allein auf die Gnade Gottes angewiesen ist, kommt Christus zu uns - gerade auch auf die Fürsprache der allheiligen Gottesmutter - und nimmt unsere Seele in Seine erbarmenden Hände. Wer aber in die Hände Christi gelegt ist, Der das Leben ist, wer in seinem Leben auf Ihn als Herrn und Gott und Heiland gebaut hat, den läßt Er auch im Tode nicht allein zurück. Er wird gleich der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria durch Gottes Gnade zum ewigen Leben hinüber versetzt werden. In der Ikonographie dieses Festes verheißt Christus dem Glaubenden im Blick auf die allheiligen Mutter Gottes auch seine eigene beseligende Zukunft. So schenkt uns die Ikone mit dem Blick auf den Heimgang der Muttergottes zu Christus auch einen tröstenden Ausblick auf das Schicksal eines aufrichtig gläubigen Christen.

 

 

Predigt des  heiligen Johannes von Damaskus über die Entschlafung der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

Der Herrin Heimgang war herrlich und wahrhaft heilig. Seht, wie die Quelle des Lebens mitten durch den Tod zum Leben geführt wird. Seht, wie die heilige Seele, da sie sich von dem Gott aufnehmenden Zelte loslöst, vom Schöpfer aller Dinge mit eigenen Händen aufgenommen wird! O herrlicher Abschied, welcher die Ankunft bei Gott beschert! Denn mag dies auch allen Gott liebenden Menschen von Seiten Gottes gewährt sein – und es ist gewährt, wir glauben daran -, so besteht doch zwischen den Knechten Gottes und der Mutter ein unendlicher Unterschied. Wie sollen wir dieses an ihr gewirkte Geheimnis nennen? Tod? Doch wenn auch der Leib dem herkömmlichen Grab übergeben wird, er verbleibt nicht in der Gewalt des Todes und fällt nicht der Verwesung anheim. Denn wie beim Gebären ihre Jungfrauschaft unversehrt blieb, so wird beim Scheiden ihr Leib vor der Verwesung bewahrt und nur in ein besseres und göttlicheres Gezelt versetzt, welches keinem Tod unterliegt, sondern ohne Ende in alle Ewigkeiten bestehen wird.

Die so hell leuchtende und stets strahlende Sonne wird durch den Mond für eine kleine Weile verhüllt und scheint zwar zu erlöschen und im Dunkel zu versinken und den Glanz mit Finsternis zu vertauschen, trotzdem geht sie aber ihres Lichtes nicht verlustig, weil sie eine unaufhörlich sprudelnde Quelle des Lichtes in sich hat oder vielmehr selbst eine unversiegliche Quelle des Lichtes ist, wie Gott der Schöpfer bestimmt hat. So bist auch Du die unvergängliche Quelle des wahren Lichtes, der unerschöpfliche Schatz des Lebens selbst, der überreiche Sprudel des Segens, und wenn Du vorübergehend durch den Tod dem Leibe nach verhüllt wirst, so spendest Du uns doch in Überfülle unversiegliche und reine und unerschöpfliche Wasser unermesslichen Lichtes und himmlischen Lebens und wahrer Seligkeit, Ströme der Gnade, Quellen der Heilung, unaufhörlichen Segen. Deshalb werde ich Deinen heiligen Heimgang nicht Tod nennen, sondern Entschlafen oder Abschied oder, eigentlich zu reden, Ankunft.


Welch überwältigende Dinge! Jener Tod, der einst Gegenstand der Verwünschung und des Hasses war, wird jetzt gefeiert und seliggepriesen. Er, der einst Schmerz und Trauer, Tränen und Klage brachte, hat sich jetzt als Ursache der Freude und des Jubels erwiesen. Nun wird freilich bei allen Dienern Gottes, deren Tod gepriesen wird, ihre Gottwohlgefälligkeit erst nach dem Ende des Lebens sichergestellt: Und ihr Tod wird deshalb gepriesen, weil er sie vollendet und seligmacht, nachdem er ihnen die Unwandelbarkeit der Tugend verleiht, gemäß dem Worte, dass da sagt: „Preise keinen Menschen selig vor seinem Ende!“ (Sirach 11: 28)

 

Von Dir aber lassen wir das nicht gelten. Denn nicht der Tod erwirbt Dir die Seligpreisung, und nicht der Hingang gibt Dir die Vollendung, und nicht der Abschied gewährt Dir die Sicherheit. Nicht der Tod hat Dich seliggepriesen, sondern Du hast den Tod verherrlicht, indem Du seine Traurigkeit aufhobst und ihn zur Freude machtest.

 

 

So wollen wir unsere Seelen in der Hoffnung auf Dich als einen durchaus festen und sicheren Anker ketten, wollen Geist, Seele, Leib, alles was wir sind und haben, Dir zum Geschenke weihen und mit Psalmen, Hymnen und geistlichen Gesängen Dich verherrlichen, soweit wir es nur vermögen.

 

 

Die Heilige Apostolische Tradition

und das Entschlafen der Allheiligen Gottesmutter

                                     

Thomas Zmija

 

 

Wie bei den anderen Festen der Allheiligen Gottesgebärerin verwenden die liturgischen Texte und die ikonographische Darstellung das Überlieferungsgut der Heiligen Tradition.

 

Das deutschsprachige Wort „Tradition“ stammt aus dem lateinischen Begriff ‚traditio‘ und ist das sprachliche Äquvalent des griechischen παραδόσεις (= ‚Paradosis‘). Die Tradition als Pradoisis (=Überlieferung) umfasst deshalb im orthodoxen Verständnis die auf der Lehre der heiligen Apostel sich gründende Überlieferung. Sie ist also die getreue Weitergabe der gesamten Fülle des christlichen Glaubensgutes, die authentische christlichen Heilsbotschaft, wie sie unser Herr Jesus Christus verkündet hat (1. Johannes 1:2) und sie aufgrund dieser Verkündigung der Herrn von den heiligen Apostel gepredigt wurde (1 Korinther 11:23) und von der apostolischen Zeit an bis zum heutigen Tage von Generation zu Generation durch die pneumatisch gewirkte, geistliche Leben der Kirche weitergegeben (2. Thessalonicher 2:15) wird. 

 

 

Die Bibel ist der schriftliche Teil der Heiligen Apostolischen Tradition. Die Heiligen Schriften und die Heilige Tradition bilden eine untrennbare Einheit. Sie beide sind durch das Wirken des Heiligen Geistes in der orthodoxen Kirche, die die authentische Kirche Jesu Christi ist, inspiriert. Deshalb kann nach orthodoxen Verständnis die Heilige Schrift nur sachgerecht im Sinne der Kirche, also im kirchlichen und frommen Geist ausgelegt werden. Die schließt eine wissenschaftlicher Erforschung des Textes keineswegs aus. In Analogie zu verschiedenen Textstellen beim Heiligen Basilius dem Großen können wir sagen, dass die wissenschaftliche Theologie dazu mithilft, einzelne schwere Textstellen besser verstehen zu lernen. Nach orthodoxem Verständnis aber ist der wahre Theologe nicht so sehr ein weltlicher Wissenschaftler als ein Heiliger und Beter. Deshalb ist, bei aller Wertschätzung wissenschaftlicher Leistungen, die eigentliche Basis für jedes angemessene Textverständnis der Heiligen Schriften der gebetete Glaube, also die Heilige Liturgie und die übrigen Gottesdienste der orthodoxen Kirche.

 

Von dieser ‚Heiligen Apostolischen Tradition‘ oder ‚Apostolischen Überlieferung‘ sind die zeitgebundenen ‚lokalkirchlichen Gebräuche‘ oder ‚kirchlichen Sitten‘ zu unterscheiden. In englischsprachigen orthodoxen Texten wird diese Unterscheidung viel klarer als in deutschsprachigen Darlegungen. Wo im Deutschen meist von der ‚Heiligen Tradition‘ und den ‚kirchlichen Traditionen‘ gesprochen wird, unterscheidet das Englische zwischen ‚Holy Tradition‘ und den ‚ecclesiastical customs‘.

 

Entgegen immer wieder aufgestellten Behauptungen moderner nicht-orthodoxer Theologen sind nicht bestimmte apokryphe Schriften (Pseudo-Evangelium des Jakobus, Pseudo-Johannes d. Theologe, Pseudo-Meliton etc.) maßgebend für das, was die orthodoxe Kirche über die Feste ‚Maria Entschlafen‘, ‚Maria Geburt‘ oder ‚Mariae Einführung in den Tempel‘ glaubt, sondern die seit apostolischer Zeit ungebrochen überlieferte Glaubensfülle der Kirche Christi.

 

 

In Jerusalem wurde das Fest „Η Κοίμηση της Θεοτόκου“ – Das Entschlafen der allheiligen Gottesgebärerin ursprünglich nicht im August sondern im Januar gefeiert. Erst Kaiser Maurikios  (582-602) setzte es im ganzen rhomäischen Reich auf den 15. August fest. 

 

 

Viele Kirchenväter haben das Festgeheimnis in Hymnen und  Homilien ausgelegt und gepriesen, so die Heiligen Andreas von Kreta, Johannes von Damaskus, Germanos von Konstantinopel, Theodor vom Studion, Gregor Palamas und viele andere. Nach der kirchlichen Tradition war es 22. Jahr nach der Auferstehung des Herrn, also im Jahre 52 nach Christus, dass die Allheilige Gottesgebärerin entschlief. Sie war damals 70 Jahre alt.

 

Nach der Ansicht vieler Kirchenschriftsteller wohnte die Gottesmutter zu diesem Zeitpunkt im Haus des Heiligen Johannes des Theologen auf dem Zionberg im Südwesten der Altstadt von Jerusalem. Dort hatte einstmals auch der Palast der heiligen Propheten und Könige David und Salomo gestanden.

 

Seit dem 19. Jahrhundert nimmt jedoch im Widerspruch zu den Aussagen der Apostolischen Tradition ein Teil der römisch-katholischen Christen vor allem in Deutschland an, dass die Allheilige Gottesgebärerin vor ihrem Entschlafen mit dem heiligen Apostel Johannes in Ephesus gelebt habe. Diese Annahme geht auf gewisse visionäre Eindrücke einer katholischen deutschen Mystikerin, der Nonne Anna Katharina Emmerick (1774-1824) aus Coesfeld im Münsterland zurück. Französische Lazaristenpatres lokalisierten daraufhin eine bestimmte archäologische Stätte in Ephesus als das „Haus der Maria“. Heute ist dieser Ort für katholische Christen und Moslems gleichermaßen ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Im 19. Jahrhundert veröffentlichte der deutsche Romantiker Clemens Brentano, der unter dem Einfluss der stigmatisierten Nonne zum Katholizismus konvertiert war, sein bis heute viel gelesenes Buch „Das Leben der Heiligen Jungfrau Maria“, das die Berichte Katharina Emmericks literarisch verarbeitete.

 

 

Aus dem Johannes-Evangelium wissen wir, dass als der Herr Seine Mutter und Seinen Lieblingsjünger unter dem Kreuz sah, zu seiner Mutter sagte: „Frau, siehe, dein Sohn". Dann sagte Er zu dem Jünger: "Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich“ (Johannes 19: 26-27).

 

Anders als die meisten der übrigen Jünger blieb der heilige Apostel Johannes noch zwölf Jahre lang im Heiligen Land und verkündete dort das Evangelium Christi. Erst als im Jahre 41 der König Herodes Agrippa seinen Bruder Jakobus gefangen nehmen und hinrichten ließ, verließ er, wie die meisten anderen Apostel schon vor ihm, das Heilige Land. Dies geschah entweder ein Jahr nach dem Entschlafen der Allheiligen Gottesgebärerin oder, wie andere Quellen berichten, ging der heilige Apostel Johannes allein nach Ephesus, während die Allheilige Jungfrau nach seinem Weggang weiter in Jerusalem bei den Eltern des heiligen Johannes des Theologen auf dem Ölberg lebte.

 

Sicher ist, dass der Heilige Apostel Johannes von Jerusalem nach Ephesus ging, wo er lange Zeit der dortigen Kirche vorstand.

 

Ephesus war damals eine Weltstadt, die bedeutendste Metropole an der Westküste Kleinasiens. Im Hafen von Ephesus legten Schiffe aus dem ganzen Mittelmeerraum an, der Handel florierte. Noch heute zeugen die Ruinen öffentlicher Prachtbauten, die teils vom Magistrat, teils aber auch von reichen Bürgern gestiftet wurden, vom großen Reichtum dieser Stadt. Bei den Römern war sie zudem Hauptstadt der Provinz Asia (Kleinasien) und Sitz des römischen Statthalters. Hier befand sich auch der berühmte Tempel der Artemis, das nicht nur viele heidnische Pilger anzog, sondern so prachtvoll war, dass es zu den sieben Weltwundern gezählt wurde. Die Besucher des Heiligtums brachten Reichtum in die Stadt, vor allem für ihre Silberschmiede, die kleine Nachbildungen des Artemis-Kultbildes anfertigten.

 

Von Antiochia aus kam der christliche Glaube nach Ephesus. Die heilige Apostel Johannes und Paulus verkündeten nach dem Zeugnis der Heiligen Schriften das Evangelium in der Stadt. Vom Wirken des heiligen Apostels Paulus berichtet die Apostelgeschichte (Taten der heiligen Apostel). Seine christliche Predigt beunruhigte die heidnischen Silberschmiede und Devotionalienhändler, die um ihre Einnahmequelle fürchteten, so sehr, dass sie einen Aufstand gegen ihn anzettelten (Apostelgeschichte 19:29). Auch das erste Sendschreiben im Buch der Apokalypse (Offenbarung des Johannes 2: 1-7) ist an die noch junge Kirche in Ephesus gerichtet, was die Verbundenheit des Lieblingsjüngers Jesu mit der christlichen Gemeinde in dieser Stadt bestätigt. Der heilige Apostel Johannes verließ Ephesus erst, als Kaiser Domitian ihn im Jahre 81 auf die Insel Patmos verbannte. Dort verfasste er aufgrund seiner göttlichen Visionen das Buch der Apokalypse. Im Jahre 96 nach Christus konnte er nach Ephesus zurückkehren.

 

 

Der Heilige Märtyrer-Bischof Irenäus von Lyon (* um 135; † um 200) schreibt in seiner Schrift „Adversus haereses“ ( vgl.: 2,22,5; 3,3,4) über den Heiligen Polykarp, das dieser vom Heiligen Apostel Johannes des Theologen kurz vor dem Tod des Apostels zum Bischof von Smyrna eingesetzt worden ist. Der Heilige Irenäus bezeichnet sich selbst als einen Jünger des Heiligen Polykarp, welcher ihn schon in seiner Kindheit über die Taten und Lehren der Apostel unterrichtet hatte (vgl.: Brief an Florinus, in der Kirchengeschichte des Eusebius 5,20,5-6 zitiert).

 

In Ephesus hat der heilige Apostel Johannes ebenfalls den heiligen Ignatius den Gott-Tragenden, einen seiner Schüler,  zum Bischof von Antiochia geweiht. Der Heilige Ignatius der Gott-Tragende war einer der ersten nachapostolischen Autoren. Er hat sieben Sendschreiben ("Briefe") verfasst. Die ersten vier schrieb Ignatius in Smyrna und hatten die verfolgten Christen in Smyrna sowie die Christengemeinden in Rom, Ephesus, Tralles und Magnesia als Adressaten. In Troas schrieb er dann drei weitere Briefe nach Philippi, an die Gemeinde von Smyrna und an deren Bischof, den Heiligen Polykarp.

 

Alle diese Heiligen und frühchristlichen Lehrer betonen zum Ersten die jungfräuliche Geburt Jesu Christi aus der Allheiligen Gottesmutter Maria und überliefert uns des Weiteren, mit Berufung auf die Berichte der heiligen Apostel, weitere Details über das Leben der Allheiligen Gottesgebärerin, darunter auch ihr Entschlafen und ihr Begräbnis in Jerusalem. Wenn heute also moderne, nicht-orthodoxe Theologen eine arianische oder gar adoptianische Christologie als einzig mit einem modernen Verstehenshorizont vereinbar zu predigen versuchen und auch die Immerjungfräulichkeit Mariens bestreiten wollen, so spricht gegen sie aller schon der Nachweis dessen, was der christliche Glaube wirklich ist, durch das Zeugnis der Schüler der heiligen Apostel.

 

 

Um das Jahr 100 nach Christus verstarb dann der heilige Apostel Johannes in Ephesus. Mit ihm verstarb auch derjenige unter den heiligen Aposteln Christi, der die allheilige Gottesgebärerin nach unserem Herrn Selbst am Besten gekannt hatte. Über seinem Grab ließ Kaiser Justinian im 06. Jahrhundert  eine prächtige Basilika errichtet, deren Ruinen noch heute in Ephesus zu sehen sind.

 

Im Jahre 431 fand in Ephesus das Heilige Dritte ökumenische Konzil statt, das die Lehre der Kirche über Stellung der Allheilige Gottesgebärerin im Heilswerk Christi zusammenfasste. Dieses Konzil tagte bereits in einer Kirche, die der Allheiligen Immerjungfrau Maria geweiht war. Dies bezeugt uns die große Verehrung der Allheiligen Mutter Gottes, die schon vor dem Konzil in der Stadt Ephesus, aber auch in der übrigen Christenheit herrschte und die Nestorius mit seiner Häresie angegriffen hatte.

 

Jedoch kannte kein frühchristlicher Autor die Tradition, dass die Allheilige Gottesgebärerin in Ephesus und nicht in Jerusalem entschlafen sei. Der heilige Meliton von Sardes, ein weiterer Schüler des heiligen Johannes des Theologen, berichtet uns in seinem Bericht über den „Heimgang der seligen Maria“ mit ausdrücklichem Hinweis auf das Zeugnis des heiligen Apostel Johannes, dass die Allheilige Gottesgebärerin Maria nicht etwa mit Johannes nach Ephesus gegangen sei, sondern sie hat „im Haus seiner Eltern nahe dem Ölberg“ gelebt. Als sie im 22. Jahr nach der Auferstehung Christi ihren Tod nahen sah, wurde der heilige Apostel Johannes „auf einer Wolke vor aller Augen entführt“ und zu Allheiligen Gottesgebärerin gebracht.

 

Später folgten auf ähnlich wunderbare Weise die anderen heiligen Apostel, bis sie alle versammelt waren und sich so von der Allheiligen verabschieden konnten. Sie setzten ihren heiligen Leib in einer Höhle am Ölberg bei und fanden ihr Grab am dritten Tag leer vor. Jesus hatte sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. So überliefert uns der heilige Meliton das eindeutige Zeugnis des heiligen Apostels Johannes.

 

Am Bericht des Heilige Meliton von Sardes sehen wir auch, dass sich bestimmte moderne nicht-orthodoxe Theologen irren, wenn sie behaupten, die Tradition der orthodoxen Kirche folge bei ihren Marienfesten apokryphen Schriften. Vielmehr ist es so, dass auch in den apokryphen Schriften einige Teile der genuinen Überlieferung der heiligen Apostel erhalten geblieben sind, jedoch vermengt neben späteren Hinzufügungen und Ausschmückungen stehen, dass die Kirche diese Schriften nicht zu den kanonischen Heiligen Schriften zählt hat.

 

 

Noch heute wird in Jerusalem, direkt neben der Gethsemane-Grotte von den Orthodoxen das leere Grab der Gottesmutter verehrt.

 

Der frühchristliche Autor Lenchius, berichtet in seinen um das Jahr 160-170 nach  Christus verfassten ‚Taten des hl. Johannes laut Prochurus‘, dass der heilige Apostel Johannes erst nach dem Tod Mariens nach Ephesus gegangen sei.

 

Auch drei apokryphe Schriften des 4. Jahrhunderts, das ‚Beati Inatii missa S. Ioanni‘, der Brief des heiligen Dionysios Areopagita an Bischof Titus und das ‚Ioannis liber de Dormitione Virginis‘, beeugen, dass die allheilige Gottesgebärerin ihre letzten Lebensjahre in Jerusalem verbrachte und dass ihr Grab sich ebenfalls dort befindet. Pilgerberichte des 5. Jahrhundert beschreiben regelmäßig neben den anderen heiligen Stätten in der Stadt das Mariengrab im Garten Gethsemane. Keine einzige frühe Quelle dagegen weiß etwas von ihrem Tod in Ephesus.

 

 

Über das Entschlafen der allheiligen Gottesgebärerin glaubt die orthodoxe Kirche das, was uns von den heiligen Aposteln überliefert und dann durch den Glauben der Kirche, vor allem die Texte des Gottesdienste tradiert wurde. Dieses überlieferte und getreulich tradierte Glaubensgut finden wir später im Synaxarion (Συναξάριον) zu liturgischen Lesetexten poetisch zusammengefasst. Das Synaxarion wurde um das Jahr 1000 zusammengestellt. Es fasst für die Kirche von Konstantinopel die Feste und Heiligengedächtnisse zusammen und findet heute in allen orthodoxen Kirchen gottesdienstliche Verwendung.

 

Im Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche hat es die orthodoxe Kirche jedoch immer vermieden, über die Art und Weise, wie sich der Hinübergang der Mutter Gottes in die Himmel vollzogen hat, debattieren oder das Geheimnis gar definieren zu wollen. Das Mysterium bleibt für unsere Kirche ein Gegenstand des Gebetes und des lobpreisenden Hymnus und damit ganz im Bereich der ehrfürchtiger Verehrung. Wie alle Glaubensmysterien entzieht sich auch der Heimgang der Allheiligen Gottesmutter jedem Versuch einer theologischen Definition. Die orthodoxe Kirche verkündet den  Hinübergang der Allheiligen Gottesgebärerin als Vollendung des Heilswerks des aus ihrem Leib fleischgewordenen Erlösers Jesus Christus.

 

 

In den Klöstern wird der jeweilige Abschnitt aus dem Synaxarion in der Utrenja (Orthros) während des Kanons (nachdem das Kondakion und der darauf folgende Ikos vorgetragen wurde) gelesen. Für das Fest „Η Κοίμηση της Θεοτόκου“ – Das Entschlafen der allheiligen Gottesgebärerin berichtet uns das Synaxarion:

 

„Als es Christus unserem Gott gefiel, Seine Mutter zu Sich zu rufen, entsandte Er drei Tage im Voraus einen Engel – einige sagen, den Erzengel Gabriel – um es ihr kundzutun. Als dieser sich der Gnadenreichen näherte, sagte er: „Dies lässt dein Sohn dir sagen: Die Zeit ist gekommen, Meine Mutter hinaufzurufen zu Mir. Sei nicht besorgt beim Vernehmen dieser Nachricht, sondern freue dich, denn du wirst ausziehen ins Ewige Leben.“ Die Gottesmutter empfing die Botschaft mit großer Freude und begab sich, erfüllt von der Sehnsucht, auszuziehen zu ihrem Sohn, sogleich in den Garten Gethsemane, um in der Stille zu beten, wie sie es oft tat. Da geschah ein erstaunliches Wunder: Als sie den Ölberg hinanstieg, beugten die Bäume ihre Kronen vor ihr nieder, als wären sie beseelte und vernunftbegabte Diener und erwiesen so der Herrin der Welt die gebührende Ehre.

 

Nachdem sie ihr Gebet beendet hatte, kehrte die Allheilige zurück in ihr Heim auf dem Zion. Als sie das Haus betrat, begann es plötzlich zu beben. Unter Dankgebeten zündete die Gottesmutter alle Lampen an und rief ihre Verwandten und Nachbarn zusammen. Mit eigener Hand ordnete sie das Haus und richtete alles her für ihre Entschlafung und ihr Begräbnis. Den Frauen, die inzwischen eingetroffen waren, teilte sie die Worte des Engels mit und zeigte ihnen zur Bekräftigung den Palmzweig, den ihr der Engel zum Zeichen des Siegs und der Unverweslichkeit überreicht hatte. Diese nahmen die Nachricht mit Wehklagen und Tränen auf und baten sie, noch zu verweilen und sie nicht als Waisen zurückzulassen, denn sie waren noch der Welt verhaftet. Doch die Allheilige tröstete sie und verhieß ihnen, dass sie auch nach ihrem Auszug in die Himmel nicht aufhören werde, sie zu beschützen, ebenso wie die ganze Welt. Danach schenkte sie ihre beiden Gewänder den beiden armen Witwen, die ihre täglichen Gefährtinnen und Vertrauten waren.

 

 

Kaum war dies geschehen, erbebte das Haus abermals, dann erdröhnte plötzlich wie ein starker Donner und Wolken erschienen, welche die Apostel von den Enden der Erde herbeitrugen. Zusammen mit den Aposteln erschienen auch der heilige Hierotheos von Athen[i], der heilige Dionysios Areopagita[ii] und der heilige Timotheos[iii] sowie die übrigen gottweisen Hierarchen, sodass, mit dem Herrn selbst und den Engelscharen, bei der Entschlafung der Gottesmutter die ganze Kirche mystisch gegenwärtig war. Mit Tränen in den Augen sagten sie zu der Allheiligen: „Da wir dich sahen, wie du in dieser Welt lebtest und bei uns warst, fühlten wir uns getröstet, so als sähen wir deinen Sohn, unseren Herrn und Meister selbst. Doch da du nun nach Seinem Willen hinübergehst in die himmlischen Stätten, wehklagen wir und weinen, wie du siehst. Zum anderen aber freuen wir uns wegen dem, was für dich bereitet ist.“ Und indem sie diese Worte sprachen, benetzten sich ihre Gesichter. Da antwortete die Allheilige und sagte: „O ihr Freunde und Jünger meines Sohnes und meines Gottes, wandelt nicht meine Freude zu Trauer und Schmerz. Begrabt meinen Leib, so wie ich ihn hinterlasse auf dem Sterbelager.“ Nach diesen Worten erschien auch das auserwählte Gefäß, der heilige Apostel Paulus, an dem Ort und warf sich der Allheiligen zu Füßen, um sie zu verehren. Dann tat er den Mund auf und pries sie mit himmlischen Worten und sagte zu ihr: „Freue dich, Mutter des Lebens und Inhalt meiner Verkündigung, denn obwohl ich deinen Sohn nicht leibhaftig sah auf Erden, war mir, wenn ich dich sah, als sähe ich Ihn selbst.“


[i] Der heilige Märtyrer-Bischof Hierotheos lebte in Athen und war Mitglied des Athener Volksversammlung (Areopag). Als Nachfolger des Heiligen Dionysios Arepagita wurde er noch zu Lebzeiten des heiligen Apostels Paulus Bischof von Athen.

 

[ii] Der Heilige Dionysios Areopagita war einer der Athener Archonten. Er wurde durch den heiligen Apostel Paulus zum christlichen Glauben bekehrt und war der erste Bischof der Kirche in Athen (vgl.: Apostelgeschichte 17:34)

 

[iii] Der heilige Timotheus war der Sohn eines Griechen und der zum christlichen Glauben gekommenen Jüdin Eunike. Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte und der Paulusbriefe begleitete er den heiligen Apostel Paulus auf seinen Missionsreisen. Nach dem Tode des heiligen Apostels Johannes des Theologen wurde der heilige Timotheus erster Bischof von Ephesus und fand dort den Märtyrertod. Ale er Bischof geworden war schrieb ihm der heilige Apostel Paulus den ersten und zweiten Timotheusbrief.

 

 

Nachdem die Makellose Abschied genommen hatte von allen Anwesenden, legte sie sich auf das Sterbelager, in der Stellung, die sie wollte, und betete und flehte zum Herrn für die Erhaltung und den Frieden der  ganzen Welt. Dann gab sie den Aposteln und Hierarchen ihren Segen und übergab lächelnd ihre Seele, rein und strahlender als jedes irdische Licht, in die Hände ihres Sohnes und Gottes, Der erschienen war mit dem Erzengel Michael und den Engelscharen. So wie ihr Gebären ohne Schmerzen geschah, so war auch ihr Sterben ohne Leiden und ohne Todesangst.

 

Da stimmte als erster der Apostel Petrus den Grabeshymnus an, während die übrigen Apostel die Bahre hoben und in einem feierlichen Umzug, angeführt vom heiligen Johannes dem Theologen mit dem Palmzweig in der Hand und von Fackelträgern, unter Hymnengesang zur Begräbnisstätte trugen. Die Engelchöre begleiteten die Gesänge der Menschen, sodass Himmel und Erde vereint waren in jenem Trauer- und Lobgesang zu Ehren der Herrin der Welt. Die Luft ward gereinigt durch den Aufstieg ihrer Seele und die Erde geheiligt durch den in sie gelegten Leib, sodass an jenem Tag viele Kranke gesund wurden. 

 

 

Die Anführer der Juden aber, die diesen Anblick nicht ertragen konnten, hetzten einige Männer auf, damit sie die Tragbahre mit dem Leib, der Gott geboren hatte, umstürzten. Doch das Urteil Gottes kam ihnen zuvor, sodass sie mit Blindheit geschlagen wurden. Einem von ihnen, dem Priester Jephonias, dem es in seiner Unverfrorenheit gelungen war, sich mit seinen Händen an das heilige Lager zu klammern, wurden durch das Schwert des göttlichen Zorns beide Arme auf Ellbogenhöhe abgehauen. Da bekehrte er sich und wurde auf ein Wort des heiligen Petrus geheilt. Danach berührte er mit einem Blatt des Palmzweigs der Gottesmutter die Augen seiner Gefährten, sodass sie auf der Stelle geheilt wurden sowohl von der Blindheit ihrer Augen, als auch von jener ihrer Seele.

 

 

Als sie im Garten Gethsemane ankamen, legten die Apostel den allheiligen Leib der Gottesmutter ins Grab. Sie verharrten drei Tage lang imGebet an der Stätte, begleitet vom Gesang der Engel. Nach Ratschluss der göttlichen Vorsehung aber war einer der Apostel (Thomas, sagen einige) abwesend beim Begräbnis. Er kam erst am dritten Tag nach Gethsemane,untröstlich darüber, dass es ihm nicht gegeben war, einen letzten Blick zu werfen auf den vergöttlichten Leib der Allheiligen. Da beschlossen die anderen Apostel einmütig, das Grab zu öffnen, damit er den heiligen Leib verehren konnte. Als man den Stein hinweghob, der die Gruft verschloss, stellten sie zu ihrer Verwunderung fest, dass dieselbe leer war. Nur das Tuch, das den Leib umhüllt hatte, lag da, zum unwiderlegbaren Zeugnis des Hinübergangs desselben aus dem Grab in die Himmel oder vielmehr über die Himmel hinaus zu ihrem Sohn, um dort wiedervereinigt zu werden mit ihrer Seele.“

 

 

Die deutsche Übersetzung des Synaxarions [i] fügt dem Syanxartext für das Fest noch die folgende Auslegung hinzu: „Maria, Tochter Adams, wahrhaftig Gottgebärerin geworden, Mutter Gottes und Mutter des Lebens, indem sie Den gebar, Der das Leben selbst ist (siehe Johannes 14:6), ist mithin durch den Tod gegangen. Doch ihr Tod hat nichts Entehrendes an sich, denn besiegt durch Christus, Der sich ihm freiwillig unterzogen hat zu unserem Heil, ist der Tod vom Fluch Adams zum heilbringenden Geschehnis geworden, zum „lebenspendenden Tod“, zum Anfang eines neuen Lebens. So erscheint das Grab in Gethsemane als „Brautgemach“, in dem die Hochzeit der Unsterblichkeit vollzogen ward. Die Entschlafung der Gottesmutter ist deshalb für uns Gläubige Anlass zur Freude, da sie unsere Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung am Letzten Tag bekräftigt und da wir in der Allheiligen fortan eine mächtige Fürsprecherin haben beim Herrn. Dies ist der Grund, warum wir dieses Fest wie ein zweites Pas´cha feiern.“

 

„Es wird noch berichtet, dass die Apostel, als sie zurückkehrten vom Begräbnis in Gethsemane, ein brüderliches Mahl hielten und wie üblich am Platz Christi am Kopfende des Tisches ein Stück Brot in Form eines Dreiecks niederlegten. Doch als sie dieses am Schluss des Mahls dem Brauch gemäß unter Anrufung des Namens Christi erhoben, vernahmen sie vom Himmel her die Stimme der Gottesmutter: „Freut euch, denn ich bin mit euch alle Tage“. Freudenerfüllt riefen da die Apostel mit einer einzigen Stimme: „Allheilige Gottgebärerin, steh uns bei“. Hier liegt der Ursprung des kurzen Gottesdienstes der Erhebung der Panagia, der in den Klöstern am Ende der Tafel der Festtage zelebriert wird.“

 

Dieser Beitrag wurde unter maßgeblicher Verwendung des Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, Bd. II, März– August, Kloster des Heiligen Johannes des Vorläufers, Chania/Kreta 2005 erstellt.



[i] Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, Bd. II, März– August, Kloster des Heiligen Johannes des Vorläufers, Chania/Kreta 2005.

 

 

Das Fest der Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria

 

Das Fest der Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria - im Griechischen Κοίμησις Θεοτόκου und im slavischen Успение Пресвятой Богородицы genannt - ist eines der ältesten Kirchenfeste. Die Verbreitung des Festes nahm seinen Ausgang von Ägypten aus, wo es ab dem 5. Jahrhundert am 15. August gefeiert wurde. Mit der Nachfeier dieses Festes endet in der orthodoxen Kirche das Kirchenjahr, das am 01. September mit der Vorfeier der Geburt der Gottesgebärerin (08. September) beginnt. Als letzte Hochfest des Kirchenjahres und bringt in besonderer Weise noch einmal das Thema unseres Einswerdens mit Christus, die Theosis (Θεωσις), zur Sprache. 

 

Die Heiligen Schriften des Neuen Testamentes berichten uns nicht über den Tod der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria., jedoch gibt es einige Schriftstellen (vgl.: Apokalypse  12:1) die uns Hinweise darauf geben. Auch existiert eine kirchliche Überlieferungen, die bis ins zweite Jahrhundert zurückreicht. Diese ist im Transitus Beatae Mariae Virginis, einer frühchristliche Schrift, die noch zu Lebzeiten der Apostel verfasst wurde, legendenhaft verdichtet. Die Datierung des Werkes ist jedoch schwierig, da man heute etwa 20 Handschriften mit unterschiedlichen Textfassungen des Transitus Beatae Mariae Virginis kennt, die zum Teil stark voneinander abweichen, so dass die Rekonstruktion einer „Urfassung“ der Schrift kaum mehr möglich ist. Laut neuesten Erkenntnissen soll ein in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrtes griechisches Manuskript dem Original am nächsten kommen. Ein Teil der Forschung datiert die Schrift in das  4./5. Jahrhundert. Damit wäre sie im Zusammenhang und in Folge der dogmatischen Auseinandersetzungen der ersten Ökumenischen Konzilien entstanden. Andere datieren das Werk ins 2./3. Jahrhundert, also in die Zeit, als die frühchristliche Kirche das vorher mündlich tradierte Glaubensgut verschriftlicht hat. Allen Handschriften gemeinsam sind folgende Textinhalte: die allheilige Gottesgebärerin Maria liegt im Sterben, ein Engel überbringt die Botschaft vom bevorstehenden Tode an die heiligen Apostel, die Apostel werden auf wunderbare Weise durch die Lüfte zum Totenbett der Gottesmutter getragen.

 

Das Fest des Entschlafens der Gottesmutter schöpft aus diesem Erzählungcorpus (Transitus Beatae Mariae Virginis Kap. 6-17). So wird erzählt, wie die in alle Welt zerstreuten Apostel kurz vor dem Entschlafen der Gottesgebärerin auf wunderbare Weise durch die Lüfte an ihr Lager gebracht wurden, so daß sie noch mit ihr wachen und beten konnten. Nach ihrem Hinscheiden haben sie dann die allheilige Gottesgebärerin nach dem Befehl des Herrn im Tale Josaphat in einem neuen Grab beigesetzt. Doch kaum war dieses Grab mit einem großen Stein verschlossen worden, erschien der Herr Selbst mit Seinen himmlischen Heerscharen, hat den Stein wegwälzen lassen und Seine allheilige Mutter mit den Worten ins Leben zurückgerufen: „Erhebe dich, Meine Freundin, du, die du nicht versehrt wurdest durch die Berührung eines Mannes, du wirst auch nicht die Zerstörung des Leibes im Grabe erfahren“ (Transitus Beatae Mariae Virginis 17). Die allheilige Gottesgebärerin wird also vom Tod nicht zerstört, aber das Erleiden des Todes bleibt auch ihr nicht erspart. Vielmehr war auch sie in ihrer Todesnot der Fürbitte ihrer Brüder und Schwestern im Glauben, der heiligen Jünger und Apostel, sowie der heiligen Frauen und der gesamten versammelten Jerusalemer Gemeinde  bedürftig, wie dies die Erzählung vom Heimgang der Muttergottes klar bezeugt, denn sie sprach: „Der Herr hat euch hierher geführt, um mich zu trösten in den Ängsten, welche mich bedrängen müssen. Ich bitte euch, daß ihr alle, ohne zu erschlaffen, mit mir wachen möget bis zur Stunde, da der Herr kommen wird und ich diesen Leib verlassen werde“ (Transitus Beatae Mariae Virginis 6). Das bedeutet für die orthodoxen Gläubigen, das der leibliche Tod nach seinem Besiegt-werden durch unseren Herrn Jesus Christus in der Auferstehung nicht einfach aufgehoben und aus der Wirklichkeitserfahrung der Glaubenden verschwunden. Er gehört vielmehr bis zur Wiederkunft des Herrn zur Vollendung der menschlichen Natur. Aber er hat nicht mehr das letzte vernichtende Wort, sondern ist zum Mittel der Verherrlichung geworden in der Hand Dessen, der über Leben und Tod herrscht und durch Seinen Tod den Tod überwunden hat.

 

 

 

Troparion  1. Ton

 

Im Gebären hast du die Jungfräulichkeit bewahrt,
und im Entschlafen die Welt nicht verlassen, Gottesgebärerin.
Zum Leben gingst du hinüber als Mutter des Lebens
und rettest auf deine Fürsprache uns vom Tode.

 

Kondakion  2. Ton

 

Die in Fürbitten unermüdliche Gottesmutter
und in der Hilfe unerschütterliche Hoffnung
konnten Tod und Grab nicht halten,
denn als Mutter des Lebens
hat sie zum Leben geführt
Er, der einst ihren jungfräulichen Schoß
zur Wohnung genommen.

 

Exapostilarion

 

Apostel von den Enden der Erde,
die ihr zusammengekommen
im Flecken Gethsemane,
beerdigt meinen Leib,
und Du, mein Sohn und Gott,
nimm auf meinen Geist.

 

 

 

Bildeindrücke vom Fest des Entschlafens der allheiligen Gottesmutter in Jerusalem

 

 

Über die Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria

 

Es ist uns nicht genau bekannt, wie lange die Allreine Jungfrau gelebt hat: die einen sagen 57 Jahre, andere 63, wieder andere nennen die Zahl 72; aber es ist klar, dass sie ein hohes Alter erreichte.

 

Nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, lebte sie im Haus des heiligen Apostels Johannes des Theologen auf dem Berg Zion, im Südwesten von Jerusalem, wo sich die Burg von Jerusalem erhob. Von da ging sie oft auf den Ölberg, zum Ort der Himmelfahrt ihres Sohnes. Hier betete sie inständig in Abgeschiedenheit. Die Seele der Gottesmutter war immer von einem Wunsch erfüllt: Endlich wieder das Antlitz ihres Sohnes zu schauen, in der Herrlichkeit des Himmels. Und eines Tages, während des Gebets erschien ihr der heilige Erzengel Gabriel, welcher der Gottesmutter schon seit den ersten Tagen ihrer Kindheit gedient und sie immer während ihres Lebens auf Erden beschützt hatte. Der Erzengel überbrachte der allheiligen Gottesgebärerin die schon lange von ihr ersehnte Kunde, daß sie in drei Tagen zu Christus, ihrem Sohn und Gott gehen werde. Der Erzengel sagte sie solle mit Freude seine Worte annehmen, denn dies werde kein Tod sein, sondern der Übergang in ein Leben der Unsterblichkeit, zum ewigen König der Herrlichkeit.

 

Die ruhmreiche Gebieterin begann sich auf ihr Ende vorzubereiten. Zuerst berichtete sie alles dem von ihr, statt ihres Sohnes angenommenen Lieblingsjunger Christi, Johannes. Dann erzählte die Gottesmutter auch allen übrigen von ihrem bevorstehenden Heimgang.

 

Vor ihrer Entschlafung wollte sie nochmals alle Apostel sehen, die in der ganzen Welt verstreut waren um dort das heilige Evangelium zu predigen. Der heilige Johannes der Theologe schickte sofort Boten zum heiligen Jakobus, dem Apostel und Bischof von Jerusalem, und auch zu allen Verwandten und Bekannten und benachrichtigte sie über den bevorstehenden Heimgang der Gottesmutter.

 

Der heilige Apostel Jakobus beeilte sich davon alle Christen zu verständigen, die nicht nur in Jerusalem, sondern auch in der Umgebung und sogar in anderen Städten wohnten. So versammelte sich bei der allheiligen Gottesgebärerin mit dem heiligen Jakobus, dem Bischof von Jerusalem eine Vielzahl von Menschen, Verwandten und gläubigen Christen.

 

Die allreine Gebieterin vermachte ihre Gewänder zwei armen Witwen, die ihr Zeit ihres Lebens gedient hatten und bat, ihren Leib im Garten Getsemane zu begraben, am Fuße des Ölbergs, unweit von Jerusalem. Dort befanden sich das Grab der Heiligen Joachim und Anna ihrer Eltern und auch das Grab des heiligen Josephs mit dem sie verlobt gewesen war. Diese Gräber befanden sich am Rande des Tales Josaphat, das zwischen Jerusalem und dem Ölberg lag. In diesem Tal wurden für gewöhnlich arme Bürger bestattet.

 

Während die Gottesmutter diese Anweisungen gab, vernahm man plötzlich ein Tosen, das an Donnergrollen erinnerte, und Wolken hüllten das Haus Johannes des Theologen ein. Gemäß Gottes Befehl ergriffen Engel die Apostel in den verschiedenen Ländern wohin sie gegangen waren, um das heilige Evangelium zu verkündigen und brachten sie nach Jerusalem zum Haus der allheiligen Gottesmutter. Die Apostel freuten sich, als sie einander sahen, waren aber auch unschlüssig, wozu sie der HERR versammelt hatte. Der heilige Johannes der Theologe erklärte ihnen, daß für die Gottesmutter nun die Zeit gekommen sei, zum HERRN heimzugehen.

 

Am dritten Tag, in der dritten Stunde erfüllte ein göttliches Licht das Zimmer, in dem die allheilige Gottesgebärerin auf ihren Heimgang wartete. In diesem Licht kam der Herr Jesus Christus selbst mit einer Vielzahl von Engeln und Erzengeln herab.

 

„Dann hat Maria ihre Seele in die Hände des Sohnes übergeben, der die Seele seiner Mutter in den Himmel entrückte“, so beschreibt es der Heilige Johannes von Damaskus (675 – 749) in seiner Predigt zu Mariä Heimgang. Und später, “Maria ist in der Gegenwart aller Apostel gestorben, aber ihr Grab war leer gewesen, als es auf Anfrage des heiligen Apostel Thomas geöffnet wurde.”

 

Der heilige Apostel Thomas, der nicht am Begräbnis teilgenommen hatte, kam erst am dritten Tag nach der Entschlafung der allheiligen Muttergottes nach Jerusalem. Er wollte die Verstorbene noch einmal sehen und ließ deshalb das Grab öffnen. Doch er fand dieses war leer vor. In diesem Augenblick begann ein Engelchor zu singen und er erschien ihm die allheilige Gottesgebärerin.

 

Eine andere Überlieferung berichtet, die allheilige Gottesgebärerin sei den heiligen Aposteln am dritten Tag in dem Moment erschienen, als sie bei der Feier der Heiligen Liturgie die Geheiligten Gaben erhoben. Um an diese Ereignis zu gedenken, wird in der griechischen Tradition während des Gottesmutter-Hymnus nach der Epiklese in der Feier der Göttlichen Liturgie jeweils eine besondere Prospore mit dem Siegelabdruck der Allheiligen zu Ehren der Jungfrau geweiht.

 

 

Das Fest der Entschlafung

der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungrau Maria

 

  Priester Johannes Nothhaas, Gemeinde des Heiligen Christophorus in Mainz

 

Die Position des Festes der Entschlafung der Gottesgebärerin gegen Ende des orthodoxen Kirchenjahres (31. August) hat einen tiefen Sinn. Der Festreigen des Jahres widerspiegelt nämlich sowohl den Ablauf der Heilsgeschichte als auch etwas von unserem eigenen Leben. Er zeigt am Anfang die Geburt der Mutter des Herrn (8. September), die Geburt des Herrn (25. Dezember), sein Heilswirken im österlich-pfingstlichen Festreigen und am Ende den Hindurchgang der Mutter des Herrn zum ewigen Leben. Auf der Ikone ihrer Entschlafung bildet die Mandorla des Herrn mit der Heerschar der himmlischen Geister und Engel sozusagen einen Triumphbogen, durch den der Herr eingetreten ist, um die entschlafene Theotokos in sein Reich heimzuholen. Die Ikone ist ein Abbild für die Worte des Herrn im Johannesevangelium: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“(Johannes 14: 2 f.).

 

Die Gottesgebärerin ist ja auch ein Symbol für die Kirche, d.h. für uns Gläubige, und ihr Lebensweg ist der Weg der Kirche durch die Geschichte hinüber in das Reich der Himmel; und die himmlische Welt ist ja nicht als getrennt zu betrachten von der Kirche auf Erden. Beide sind in dem einen Haus der Kirche vereint, und es gibt eine gegenseitige Anteilnahme an dem Leben in beiden Welten. Dies kommt besonders deutlich zum Ausdruck bei dem Gebet des Priesters beim Kleinen Einzug, wenn er bei der Station in der Mitte der Kirche das Gebet zum Einzug spricht: „Herr, unser Gott, der Du im Himmel die Ordnungen und Heere der Engel und Erzengel zum Dienste Deiner Herrlichkeit eingesetzt hast, lass mit unserem Einzug den Einzug heiliger Engel geschehen, die mit uns die Liturgie konzelebrieren und Deine Güte preisen.“ Irdische und himmlische Kirche vollziehen gemeinsam den Dienst der Anbetung und Verherrlichung Gottes und bilden eine untrennbare Einheit. Diese Einheit ist es, die auf der Festikone der Entschlafung der Gottesgebärerin zum Ausdruck kommt, wenn der auferstandene Christus, der Allherrscher, der den Tod überwunden hat, vom Himmel herabsteigt, um seine entschlafene Mutter heim zu holen. Er kommt auch, um uns am Ende unseres Lebens heim zu holen in die Wohnungen, die Er für uns in Seines Vaters Haus bereitet hat. 

 

Die alttestamentlichen Lesungen in der Vesper am Vorabend des Festes sind hilfreich zu seinem Verständnis. Die erste Lesung handelt von Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Er sieht im Traum eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht, auf der die Engel Gottes hinauf und herabsteigen. „Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde … und durch dich und deine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde Segen erlangen“ (Genesis 28: 12-14).

 

 

Diese Lesung ist eine Allegorie auf die Gottesgebärerin. So wie im Alten Bund die himmlische Welt der Engel vom Himmel herabsteigt zur Erde, so ist auch sie, die Mutter des Herrn, gleich einer Leiter, auf der der Gottessohn zu den Menschen herab - steigt, um sein Heilswerk an der Menschheit zu verrichten. 

 

Die zweite Vesperlesung aus dem Propheten Ezechiel (Ezechiel 43: 27-44,4) handelt von dem nach Osten gerichteten Tor des Tempels, das der Prophet schaut, und dessen Verschlossenheit der Herr gebietet, weil es nur Ihm vorbehalten ist, durch dieses in den Tempel einzuziehen. Hier ist dieses Tor des Heiligtums ein Gleichnisbild für die Gottesgebärerin, weil sie es ist, durch die Gott in Seinem Sohn eingeht in die Geschichte der Menschheit. Das Tor des Tempels ist nach Osten gerichtet, der Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht. So ist die Theotokos, die Eingangspforte, durch die der Herr als die aufgehende Sonne des Neuen Bundes in der Finsternis der gefallenen Welt aufscheint. 

 

Die dritte Lesung in der Vesper stammt aus dem Buch der Sprüche Salomos. Da heißt es: „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, … sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg: Zum Unwissenden sagt sie: Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich mischte“ (Sprüche 9: 1-5). 

 

 

Diese Lesung ist ein Gleichnisbild für Christus und seine Kirche. Weisheit ist ein Ehrentitel für Ihn (die Hagia Sophia, die Kirche der Heiligen Weisheit in Konstantinopel, ist eine Christuskirche), und das Haus ist ein Abbild für die Kirche. Das Haus aber ist gleichzeitig auch eine Allegorie auf die Gottesgebärerin, weil sie diejenige ist, in der der Gottessohn am Anfang seine Wohnung genommen hatte. So wie Er in ihr war, so ist Er auch in den Sakramenten Seiner Kirche gegenwärtig. Somit bilden die drei Lesungen am Vorabend des Festes mit drei Gleichnisbildern die wahrgenommene Aufgabe derjenigen, „die den Gott geboren hat“ ab: Leiter, Tor und Haus. 

 

 

Auf der Festtagsikone sehen wir am Totenbett der Allheiligen die Schar der Apostel ratlos und von tiefer Trauer erfasst. Sie schauen auf die Tote und tragen den Schmerz des Abschieds auf ihren Gesichtern. Ein jeder von uns reagiert so beim Tod eines Menschen, den er liebt und schätzt. In dem Augenblick des Todes, wo wir Menschen nichts mehr für einander tun können, und der Sterbende ganz auf sich allein gestellt zu sein scheint, tritt der auferstandene Herr auch an unser Totenbett, um uns heim zu holen in das Haus Seines himmlischen Vaters. Wenn wir unseren letzten Atemzug getan haben, fallen wir nicht in ein dunkles Loch des Zerfalls unseres Leibes und der Auflösung unserer Person, sondern in die Hände Gottes. Durch den Eingang Seines Sohnes in das Reich des Todes wurde dessen Macht gebunden. Dieser muss, so wie er den in sein Reich eingedrungenen Gottessohn wieder freigeben musste, auch uns gleich dem Wal, der Jona ausgespuckt hatte, aus seiner Macht freigeben. Nicht nur unsere Seele muss er ins Leben bei Gott entlassen. Auch unseren Leib muss er freigeben, wenn Christus, der Allherrscher am Ende der Zeit am Himmel erscheinen wird mit der Heerschar Seiner körperlosen Mächte, Seiner Engel und Erzengel, um Gericht zu halten über Lebende und aus den Gräbern Auferstandene. Dann wer - den auch wir auferstehen und einen neuen Leib erhalten, und dem Hades, dem Tod, bleibt nicht einmal mehr der Leib.

 

Die Ikone offenbart das, was in unsrer Sterbestunde auch uns unsichtbar um - gibt: Der Auferstandene tritt auch in unser Sterbezimmer ein, um uns heimzuholen in das Haus Seines Vaters, wo unser letztes Zuhause sein wird auf ewig. Auch uns, die wir unsere Hoffnung über den physischen Tod hinaus auf Ihn gesetzt haben, wird das widerfahren, was auf der Ikone abgebildet ist: Er wird kommen und uns durch den Triumphbogen seines Sieges über den Tod zurückführen in den Lichtglanz Seines himmlischen Reiches. Amen.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen

Joseph der Hesychast

 

16. August

 

Der hl. Altvater Joseph der Hesychast war eine der bedeutendsten Gestalten des gegenwärtigen athonitischen Mönchtums. Er wurde im Jahre 1897 im Dorf Levki auf der Insel Paros geboren. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Familie konnte er die Schule nicht abschließen. Im Jahre 1914 ging er in die Hafenstadt Piräus, wo er Arbeit fand. Der nächste Schritt auf seinem Lebensweg war dann sein Dienst in der griechischen Armee. Im Anschluss ließ er sich in Athen nieder, wo er im Handel tätig war. Mit 23 Jahren erwachte plötzlich sein Interesse an geistlichen Leben. in dieser Zeit interessierte er sich für die Werke der hl. Väter, die er damals zu lesen begann. Im Jahre 1921 verteilte er dann sein Eigentum an die Armen und ging auf den Heiligen Berg Athos, um dort Mönch zu werden.

 

Das ganze monastische Leben des heiligen  Altvaters Joseph war dem Jesus-Gebet gewidmet. Er versuchte, das Gebot des hl. Apostels Paulus: "Betet ohne Unterlaß" zu erfüllen. Jeden Abend hatte er als geistliche Regel, sich mit dem Jesus-Gebet unbeirrbar sechs volle Stunden hintereinander zu widmen.  Der selige Altvater sagte: „Sprich das Gebet zu jeder Zeit, laß deinen Mund überhaupt nicht ruhen. Auf diese Weise wird es in dir zur Gewohnheit, und der Geist wird es allmählich in sich aufnehmen.“ Der hl. Joseph wurde zum geistlichen Vater vieler Athosmönche. Der Heilige bemühte sich aber nicht nur die einzelnen Schritte dieser geistlichen Gebetspraxis der Mönchen, sondern auch den in der Welt lebenden Christen zu lehren. Gemäß den Worten des hl. Altvater Joseph können alle Menschen – ungeachtet ihrer Lebensweise die Praxis dieses geistlichen Gebetes auf sich nehmen.

 

Der hl. Joseph war ein lebendes Beispiel für einen hesychastischen Altvater, der das orthodoxe Leben führt und dieses durch sein lebendiges Beispiel einfach weitergibt. Der hl. Joseph war schlicht ein vollkommen durch das immerwahrende Jesus- Gebet geheiligter Mensch, in dem die Fülle der göttlichen Gnade erlebbar wohnte. So gelang es ihm auch, durch die vollständige Erleuchtung seines von der göttlichen Gnade erfüllten Geistes, zu den höchsten Stufen der wahren Theologie aufzusteigen.

 

Der hl. Joseph war im vollem Sinn ein orthodoxer Theologe.  Denn ein orthodoxer Theologe ist in erster Linie nicht derjenige, der an einer theologischen Hochschule studiert, also dort ein umfangfreiches Theoriewissen erworben hat, sondern vielmehr ein ganz und gar von Gottes Gnadenwirken geheiligter Mensch, durch den dann wiederum das göttliche Wort (Christus der Logos) spricht. Theologie ist also vor allem eine Gabe des Heiligen Geistes und eine Frucht des immerwährenden Gebetes. Der heilige Altvater Joseph schrieb diesbezüglich: „Wenn jemand in Gehorsam und Stille die Sinne reinigt und den Geist beruhigt und das Herz reinigt, dann empfängt er Gnade und die Erleuchtung des (wahren) Wissens. Er wird ganz Nous, ganz Klarheit und so sehr von Theologie erfüllt, daß, wenn drei mitschrieben, sie nicht mit diesem Fluß mithalten könnten. Er verbreitet Frieden und völlige Untätigkeit der Leidenschaften im ganzen Leib.“

 

Der hl. Altvater Joseph entschlief im Herrn am 28. August 1959 (Mariä Entschlafung nach altem Stil). Am 9. März 2020 wurde er durch das griechische Patriarchat in Konstantinopel  unter die kirchlich anerkannten Heiligen Gotttes gezählt.

 

Die Hauptbotschaft des hl. Altvaters Joseph an das fromme Volk Gottes lautet: So viel du kannst, sprich das Jesus- Gebet.

 

Tropar im 4. Ton: Du Spross des Athos und große Zierde der Mönche, Verteidiger der Askese, Hort der Stille und des Gebets, als unser Vater wardst du offenbart; durch dein Leben zeigtest du uns die Gnadenwege zur Erlösung, und durch deine Bitten rettetest du jene, die treu zu dir beten. Und deshalb halte Fürsprache beim Herrn, o gerechter Vater Joseph.

 

Kondak im 8. Ton: O Vater, durch die Ströme deiner Tränen wardst du gereinigt und durch deine wachsamen Gebete zu Gott erfüllt mit Licht; und von deinem Bräutigam wardst du geziert mit dem reinen Gewand der Seele, und du lebtest auf der Erde ein unvergängliches Leben, nachahmend das Leben der monastischen Heiligen. Mit ihnen betest du um das Heil für jene, die dich ehren.

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria vom Don

 

Das Fest der Ikone  ist am 19. August

 

Thomas Zmija

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin und immer Jungfrau Maria “vom Don” wurde vom griechischen Ikonenmaler Theophanes geschrieben. Später gelangte sie zu den Kosaken am Don. Als der Heilige Großfürst Dimitri Donskoi (1363-1389) gegen die Tatarenheere zog, wurde sie von den Don-Kosaken zum russischen Heer gebracht, damit sie dem Großfürsten und seinen Kriegern gegen die Muslime beistehen sollte. Damals war die Ikone als Prozessionsikone auf auf einer hözernen Tragestange montier, so dass die Ikone durch das Lager getragen und den Kriegern gezeigt werden konnte. Nachdem der Heilige Dimitri Donskoi die tatarische Streitmacht am 08. September des Jahres 1380 auf dem Kulikovo Polje (Schnepfenfeld) geschlagen und damit die Zeit des Tatarenjochs beeendet hatte, wurde die Ikone von den Don-Kosaken dem Großfürsten geschenkt. Der Heilige Dimitri Donskoi stellte die Ikone daraufhin in der Mariä-Entschlafen-Kathedrale in Kolomna auf. Später wurde sie dann in die Mariae-Verkündigungs-Kathedrale im Moskauer Kreml gebracht.

 

 

 

Als im Jahre 1591 der Khan der Krim-Tataren Nuradin und sein Bruder Murat-Girei mit einer großen Streitmacht bis nach Russland vordrang und Moskau belagerte, wurde die heilige Ikone in einer Prozession rund um Moskau getragen, um die Allheilige um ihren Schutz und Beistand gegen die anrückenden Tataren zu bitten. Am darauffolgenden Tag als die Schlacht begann befand sich die heilige Ikone in einem Kirchenzelt auf dem Schlachtfeld, wo der Heilige Jov, der erste russische Patriarch umgeben anderen Bischöfen und allen Moskauer Priestern beständig das Moleben zur allheiligen Gottesgebärerin vor dieser Ikone betete. Nachdem die Krim-Tataren vernichtend geschlagen worden waren, wurde zum Dank für die Hilfe der allheiligen Gottesgebärerin das Donskoi-Kloster gegründet. Die wundertätige Heilige Ikone wurde daraufhin in einer Kapelle der Hauptkathedrale dieses Klosters aufgestellt und in der slawischen Orthodoxie wurde daraufhin der 19. August (01. September bürgerlichen Kalenders) zum Festtag der heiligen Ikone der Gottesmutter vom Don bestimmt.

 

 

Schon bald wurde auch eine Kopie der Ikone angefertigt und an das Heer der Don-Kosaken geschickt, damit die heilige Ikone auch weiterhin das Heer der rechtgläubigen Krieger auf ihren Feldzügen begleite. Diese dem Don-Heer gesandte Ikone gelangte nach der bolschewistischen Oktoberrevolution mit den russischen Emigranten nach Paris und ist heute in der dortigen Alexander-Newski-Kathedrale aufgestellt. Im Jahre 1812 wurde auch dem russischen Oberbefehlshaber Fürsten Kutuzov in seinem Abwehrkampf gegen die nach Russland eingedrungenen Heere des französischen Kaisers Napoleon eine Kopie der heiligen Ikone geschickt. 

 

 

Nachdem das Donskoi-Kloster Anfang der 1990 er-Jahre der Orthodoxen Kirche zurückgegeben wurde und im Jahre 1991 das Kloster wiedereröffnet und zum neuen Sitz des russischen Patriarchen werden konnte, bürgerte sich der neue kirchliche Brauch ein, dass der  Patriarch von Moskau und Ganz Russland die Weihe des Heiligen Myron (Chrisma) in der kleinen Kathedrale zu Ehren der Muttergottes vom Don und vor dieser wundertätigen Ikone vollzieht.

 

 

Auf der Ikone der allheiligen Gottesmutter vom Don sitzt Christus-Emanuel auf dem rechten Arm der Allheiligen Gottesgebärerin und drückt Seine Wange an ihr Gesicht. Die Gottesmutter beugt ihr Haupt hin zum Göttlichen Kind und hält es mit dem rechten Arm. Der Erlöser streckt Seine rechte Hand nach vorne zur Schulter Seiner Mutter aus und hält in der linken Hand eine Schriftrolle. 

 

 

Gedächtnis der Enthauptung Johannes des Täufers

 

29. August

 

Mit diesem Gedächtnis, das bei den Russen zum Hochfest geworden ist, ist ein strenger Fasttag verbunden, einerseits im Gedenken an die Bußpredigt des Täufers, andererseits im Gegenüber zum ausschweifenden Festmahl des Herodes, das dem Täufer das Leben kostete. Entstanden ist der Gedächtnistag wohl aus einem Kirchweihfest einer Kirche in Sebaste (Samaria), wo man das Grab des Täufers verehrte. Auch hier ist der zentrale Festgedanke, dass der Tod seinen Schrecken verloren hat. Denn er wird Johannes zuteil als die Gnade, den Verstorbenen in der Totenwelt (d. h. im „Hades“, nicht in der „Hölle“) die Ankunft Christi auf Erden zu verkündigen. In diesem Bild ist ausgedrückt, dass seit der Menschwerdung des göttlichen Logos auch die Verstorbenen nicht mehr vom Heilsgeschehen in Christus unberührt sind und dass sie dies „erfahren“ durch den letzten und größten der Propheten des alten Bundes (vgl. Matthäus 11:7-14) als eine letzte Verheißung Gottes vor der Auferstehung Christi, die den Tod dann endgültig entmachtet hat, dadurch, dass der Herr Selbst in den Hades hinabgestiegen ist. So gibt das letzte Fest des Kirchenjahres einen Ausblick auf Ostern und verbindet unsere Zukunft sowie die Zukunft aller Menschen mit der Auferstehung Christi.

 

 

Troparion im 2. Ton

 

Das Gedächtnis des Gerechten wird gefeiert in Hymnen,  dir aber, Vorläufer, genügt das Zeugnis des Herrn. Denn du bist erschienen als der ehrwürdigste der Propheten, der du würdig wurdest, zu taufen in den Wellen Den, Den du verkündigt hast. Deshalb hast du für die Wahrheit gelitten und freutest dich, denen im Hades zu verkündigen Den im Fleisch erschienenen Gott, Der die Sünden der Welt auf Sich nahm und uns schenkt große Gnade.

 

Kondakion im 5. Ton

 

Des Vorläufers ruhmvolles Ende geschah nach göttlichem Ratschluss, damit er auch denen im Hades die Befreiung durch den Erlöser verkündige. Beweint werde dagegen Herodias, schuldig eines widergesetzlichen Mordes. Denn sie liebte nicht Gottes Gesetz, noch das ewige Leben, sondern weltliche Ausschweifung.

 

 

Quelle: Andreasbote August/September 2013

 

 

Gedächtnis der Niederlegung des kostbaren Gürtels

der Allheiligen Gottesmutter in Konstantinopel

 

am 31. August

 

Nach einer alten kirchlichen Überlieferung hinterließ die Allheilige Gottesmutter, als sie diese Welt verließ, um auszuziehen zu ihrem Sohn und Gott, ihre beiden Gewänder zwei armen jüdischen Frauen, die ihr treu gedient hatten. Diese bewahrten sie als kostbaren Schatz und gaben sie von Generation zu Generation weiter, bis zur Zeit des byzantinischen Kaisers Leon I. (457-474) zwei Edelmänner aus Konstantinopel, Galbios und Kandidos, eines davon in Galiläa entdeckten, durch eine List an sich nahmen und nach Konstantinopel brachten, wo das aus zwei Stücken bestehende Gewand (Rock und Schleier) in der Blachernen-Kirche niedergelegt wurde.

 

Der Gürtel der Gottesmutter aber gelangte, man weiß nicht auf welchem Weg, in das Bistum Zelas in die Gegend von Amasea im Helenopont. Von dort wurde die hl. Reliquie im Jahr 395, zur Zeit von Kaiser Arkadios (395-408), nach Konstantinopel gebracht und vom Kaiser selbst in einen dafür gefertigten kostbaren Schrein gelegt, den er mit seinen eigenen Händen versiegelte, wovon eine Urkunde zeugt, die mit der Reliquie in den Schrein gelegt wurde. Im 6. Jahrhundert ließ Kaiser Justin II. (565-573) die Muttergottes-Kirche von Chalkoprateia restaurieren und verschönern und fügte ihr ein Seitenkirchlein bei, in welchem man den Schrein mit dem heiligen Gürtel niederlegte. Hier wurde die heilige Reliquie viele Jahrhunderte lang verehrt und wirkte unzählige Wunder. Das berühmteste dieser Wunder ist die Heilung von Kaiserin Zoe, der vierten Gattin von Kaiser Leon VI. dem Weisen (886-912). Im Jahr 888 wurde die Kaiserin durch Einwirkung eines bösen Geistes von einer schweren Krankheit befallen. In einem Gesicht ward ihr offenbart, dass sie geheilt werden könne durch Auflegung des Gürtels der Gottesmutter. Da ließ der Kaiser die Siegel des Schreins (griechisch: sorris) erbrechen, und zu aller Verwunderung fand man den aus Kamelhaar gefertigten heiligen Gürtel gänzlich unverdorben und wie neu, als wäre er erst gestern gewoben worden. Daneben fand man die oben erwähnte Urkunde über die Überführung des Gürtels nach Konstantinopel. Kaiser Leon küsste die heilige Reliquie mit Ehrfurcht und überreichte sie dem Patriarchen. Als dieser sie der Kaiserin auf das Haupt legte, wurde Zoe sogleich geheilt. Alle verherrlichten den Erlöser des Menschengeschlechts sowie Seine Allreine Mutter. Nachdem die Kaiserin den Gürtel zum Dank mit Goldfäden bestickt hatte, legte man denselben wieder in den Schrein. Das heutige Fest wurde im 12. Jahrhundert offiziell eingeführt, durch Kaiser Manuel V. Komnenos (1143-1180), doch bestand es wahrscheinlich schon weit früher, denn man besitzt Hymnen zu diesem Fest aus dem 7. Jahrhundert, geschrieben vom Heiligen Maximos dem Bekenner, und eine Homilie zum selben Anlass aus dem frühen 8. Jahrhundert, vom heiligen Patriarchen Germanos von Konstantinopel.

 

 

Heute befindet sich die heilige Reliquie im Athos-Kloster Vatopedi, wo sie weiterhin unzählige Wunder wirkt und einen wunderbaren Duft verströmt. Nach der Überlieferung des Klosters wurde sie demselben im 14. Jahrhundert von Kaiser Johannes V. Kantakouzenós (1347 -1355) zum Geschenk gemacht. 

 

Dieser Gürtel, der einst den jungfräulichen Schoß umschloss, der den Schöpfer in sich getragen hat, und benetzt wurde von Tropfen der Milch, mit welcher Jener ernährt wurde, Der die ganze Schöpfung ernährt, bleibt für alle Gläubigen ein Unterpfand des Heils. Er spornt sie an, sich zu gürten für den guten Kampf und nach der Jungfräulichkeit der Seele und des Leibes zu streben, damit sie wie die Allheilige Jungfrau und Mutter für würdig befunden werden möchten, ihrerseits in ihrem Herzen den Herrn Christus zu tragen, Der nicht aufhört, Sich zum kleinen Kind zu machen für uns.

 

Quelle: Das Synaxarion, Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania, Kreta, Griechenland.

 

 

Die Niederlegung des Gürtels der allheiligen Gottesgebärerin

 

31. August

 

Die Niederlegung des verehrungswürdigen Gürtels der Allheiligen Gottesgebärerin in einer Kirche in Distrikt von Chalkoprateia in Konstantinopel fand während der Regierungszeit von Kaiser Theodosios dem Jüngeren statt. Davor hatten fromme Christen die heilige Reliquie, die dem Apostel Thomas von der allheiligen Gottesgebärerin selbst nach ihrem Entschlafen anvertraut worden war, in Jerusalem aufbewahrt.

 

Während der Regierungszeit des Kaisers Leos des Weisen (886 – 911), wurde seine Frau Zoe von einem unreinen Geist befallen und er flehte zu Gott, Er möge sie heilen. Die Kaiserin hatte eine Vision, dass sie von ihrer Krankheit geheilt werden würde, wenn der Gürtel der allheiligen Gottesgebärerin auf sie gelegt würde. Der Kaiser bat den Patriarchen den Reliquienschrein zu öffnen. Darauf brach der Patriarch das Siegel und öffnete die Truhe, in der die heilige Reliquie aufbewahrt wurde. Der Gürtel der allheiligen Gottesgebärerin darin war heil und unbeschädigt durch den Lauf der Zeit. Der Patriarch legte den Gürtel auf die kranke Kaiserin und sie wurde daraufhin sofort von ihrer Krankheit befreit. Die Versammelten sangen der Muttergottes daraufhin Dankeslieder. Zum Dank an die Gottesmutter umstickte die Kaiserin den ganzen Gürtel mit einem Goldfaden und gab ihm so sein heutiges Aussehen. Daraufhin legte man dann den verehrungswürdigen Gürtel wieder in den Schrein zurück und versiegelten diesen erneut.

 

Im Gedenken an dieses Heilungswunder und die zweifache Niederlegung des verehrungswürdigen Gürtels der Muttergottes wurde diese Fest der Niederlegung des verehrungswürdigen Gürtels der Allheiligen Gottesgebärerin in den orthodoxen Festkalender festgesetzt.

 

Heute befinden sich Teile des Gürtels im Kloster Vatopaidi auf dem Heiligen Berg, in Trier und in Georgien.

 

Troparion im 8.Ton:

 

O Gottesgebärerin, ehrwürdige Jungfrau, du Schutz der Menschen, Du hast Deiner Stadt das Kleid und den Gürtel Deines allreinen Leibes als machtvolle Umgürtung geschenkt, welche durch Dein samenloses Gebären unvergänglich bleibt; denn an Dir werden Natur und Zeit erneuert. Deshalb flehen wir zu Dir, dass Du mögest Frieden Deiner Gemeinde schenken und unsern Seelen große Gnade.

 

Kontakion im 2.Ton:

 

Der Deinen gottwohlgefälligen Leib, o Gottesgebärerin, umfasste, Dein ehrwürdiger Gürtel ist unüberwindliche Macht Deiner Stadt und ein unerschöpflicher Schatz der Güter, Du einzige immerwährende Jungfrau, die geboren hat!

 

 

Im 12. Jahrhundert, während der Regierungszeit von Manuel I. Komnenus (1143-1180), wurde offiziell das Fest des Heiligen Gürtels am 31. August eingeführt; bis dahin war es zusammen mit dem Fest des Mantels der Jungfrau am 1. Juli gefeiert worden.

 

Der Gürtel selbst blieb in Konstantinopel bis zum 12. Jahrhundert., als er, im Zusammenhang mit der Niederlage des Isakius unter den bulgarischen König Asan (1185), gestohlen und nach Bulgarien gebracht wurde, wo er später in die Hände der Serben fiel. Vom serbischen Prinzen Lazarus I. (1372-1389) wurde er, zusammen mit einem großen Stück des Kreuzes Christi, dem Kloster Vatopedi übereignet. Seit dieser Zeit wird er im Bema des Katholikons aufbewahrt. Während der türkischen Herrschaft schickten die Brüder aus Vatopedi den Gürtel auf Reisen nach Kreta, Makedonien, Thrakien, Konstantinopel und Kleinasien, damit er seinen Segen spende, die Herzen der versklavten Griechen stärke und Erlösung von den schrecklichen Leiden bringe.

 

Die Wunder, die der Heilige Gürtel im Laufe der Zeiten vollbrachte, sind zahllos. Ein paar wenige Beispiele sollen hier Erwähnung finden:

 

Einmal baten die Einwohner von Ainos um den Heiligen Gürtel; die Mönche, die ihn begleiteten, wurden im Haus eines Priesters gastlich aufgenommen; dessen Frau jedoch nutzte die Gelegenheit und schnitt heimlich ein Stück vom Gürtel ab. Als sich die Väter einschifften, um Ainos zu verlassen, war das Schiff, trotz ruhiger See, nicht zum Auslaufen zu bewegen. Als die Frau des Priesters dieses seltsamen Phänomens gewahr wurde, sah sie ihr Unrecht ein und übergab den Mönchen das abgeschnittene Stück vom Gürtel, woraufhin das Schiff unverzüglich ablegte. Im Anschluss an diese Begebenheit wurde ein zweites Kästchen angefertigt, in der das abgetrennte Stück bis heute aufbewahrt wird.

Während des Befreiungskrieges von 1821 wurde der Gürtel nach Kreta gebracht, auf die Bitten der Inselbevölkerung hin, die schwer unter zahllosen Verheerungen zu leiden hatte. Als die Mönche jedoch ihre Rückkehr zum Kloster vorbereiteten, wurden sie von den Türken gefangengenommen und gehängt, der Heilige Gürtel aber wurde vom Britischen Konsul, Domeniko Santantonio, ausgelöst, der ihn schließlich mit sich in seinen neuen Wohnsitz auf Santorin nahm. Schnell wurden diese Neuigkeiten auf der ganzen Insel bekannt. Der einheimische Bischof benachrichtigte die Mönche von Vatopedi, und im Jahre 1831 wurde der Abt Dionysius nach Santorin gesandt. Der Konsul wollte den Heiligen Gürtel jedoch nur gegen eine Summe von 15.000 Piaster aushändigen; die Inselbewohner schafften es mit ergreifendem Eifer, dieses Geld zu sammeln. So wurde der Heilige Gürtel zurückgekauft und der Abt Dionysius konnte ihn wieder nach Vatopedi bringen.

 

Inzwischen hatte sich aber die Tat der Frau des Priesters von Ainos wiederholt: auch die Frau des Konsuls hatte, ohne Wissen ihres Mannes, ein Stück des Heiligen Gürtels abgeschnitten, bevor er dem Abt Dionysius übergeben wurde. Kurze Zeit danach starb ihr Mann unvermittelt, ihre Mutter und ihre Schwester wurden auf den Tod krank. Im Jahre 1839 schrieb sie an das Kloster und bat darum, dass Mönche das Stück des Gürtels, das sie an sich genommen hatte, nach Vatopedi zurückholen möchten.

 

Im Jahre 1864 wurde der Heilige Gürtel nach Konstantinopel gebracht, da unter den Einwohnern der Stadt eine Cholera-Epidemie herrschte. Sobald das Schiff mit der Reliquie im Hafen angelegt hatte, verschwand die Seuche, und die bereits von ihr Ergriffenen wurden vom Tod verschont.

 

Dieses merkwürdige Wunder erregte die Neugierde des Sultans, der den Gürtel in den Palast holen ließ, damit er ihm seine Verehrung erweisen konnte.

 

Während dieser Zeit, in der sich der Heilige Gürtel in Konstantinopel befand, bat ein Grieche aus Galata darum, dass die Reliquie in sein Haus gebracht werden möge, da sein Sohn auf den Tod erkrankt sei. Bis der Gürtel aber zum Haus kam, war der Sohn bereits gestorben. Die Mönche verloren jedoch ihre Hoffnung nicht. Sie verlangten danach, den Toten zu sehen, und sobald der Heilige Gürtel den Knaben berührt hatte, erwachte dieser wieder zum Leben.

 

Im Jahre 1894 hofften die Einwohner von Madytos in Kleinasien darauf, dass der Heilige Gürtel sie von einer Heuschreckenplage befreie, der ihre Bäume und ihre Früchte zum Opfer fielen. Als das Schiff mit dem Gürtel in den Hafen einfuhr, bedeckte sich der Himmel mit Wolken von Heuschrecken, die dann ins Meer stürzten, so dass das Schiff nur mit Mühe den Anker werfen konnte. Die Bewohner von Madytos, die das Wunder sahen, stimmten am Ufer ein überwältigendes "Kyrie eleison" an.

 

Bis hinein in unsere heutige Zeit wirkt der Heilige Gürtel weiter seine Wunder, besonders bei unfruchtbaren Frauen, die auf Wunsch ein Stück Stoff aus der Truhe, in der er aufbewahrt wird, bekommen: viele empfingen daraufhin im Glauben und auf die Fürbitte der allheiligen Gottesgebärerin hin, ein Kind.

 

Literaturhinweis: Das Große Kloster Vatopedi. Ein Handbuch für den Pilger. Verlag: Das Große Kloster Vatopedi, Berg Athos, Griechenland, 1993. ISBN 960-85391-3-7.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen,

der selige Augustinus, Bischofs von Hippo Regius

 

28. August

 

Der heilige Aurelius Augustinus wurde am 23. November 345 in Thagaste im heutigen Tunesien geboren. Er wurde von seiner frommen Mutter Monika christlich erzogen, ließ sich aber zunächst nicht taufen, sondern führte ein auf weltliches Ansehen und Karriere orientiertes Leben. Augustinus wurde zunächst Rhetor in Thagaste, Karthago und Rom. Für einen ambitionierten jungen Mann in der Spätantike mit dem Berufsziel des Politikers oder Anwalts war eine ausgefeilte und geschliffene Beherrschung der Rhetorik unumgänglich. Rhetoren wurden als Redner bei politischen Anlässen oder vor Gericht engagiert und hoch bezahlt. Um 384 begann Augustinus als Rhetor am kaiserlichen Hof in Mailand zu arbeiten. Die Aufgabe der kaiserlichen Rhetoren war es, bei offiziellen Anlässen in Lobansprachen Weisheit und politisches Geschick des Kaisers und seiner Ratgeber zu preisen.

 

In Mailand hörte er sich regelmäßig die Predigten des heiligen Ambrosius, der zu dieser Zeit Bischof der weströmischen kaiserlichen Residenzstadt war, um dessen rhetorischen Stil genau zu studieren. Aber Augustinus wurde vom Inhalt der Botschaft angerührt und bekehrte sich nach langem Glaubenskampf zum Christentum. In der Osternacht 387 wurde er vom heiligen Ambrosius getauft. Über diese Zeit hat Augustinus in seinen Bekenntnissen ausführlich berichtet. 388 kehrte er nach Tagaste zurück, verkaufte seine Besitzungen und gründete mit Freunden eine Klostergemeinschaft. Bischof Valerius von Hippo ernannte Augustinus, der zunächst widerstrebte, 392 zum Priester und kurze Zeit später zu seinem Vikarbischof. 

 

Nach dem Tode des Valerius wurde der heilige Augustinus 396 Bischof von Hippo Regius im heutigen Algerien. Neben seinen Bekenntnissen und dem Gottesstaat schrieb er zahlreiche Werke. Es sollen über 1000 Schriften gewesen sein. Erhalten sind uns heute über 800 Werke. Der heilige Augustinus war auch ein großer Seelsorger und Lehrer. In der Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen seiner Zeit, den Manichäern, Donatisten und Pelagianern entwickelte er seine Theologie, aus denen sich dann seit dem Hochmittelalter in der westlichen Kirche die von der Orthodoxie abweichenden Theologumena entwickelten, aus denen später die heutigen Sonderlehren der römischen Kirche und der protestantischen Glaubensgemeinschaften entstanden. In der orthodoxen Kirche, wird er trotz der Ablehnung von Teilen seiner theologischen Lehre wegen seines vorbildlichen Lebenswandels als Heiliger verehrt.

 

Vor allem die Lehre des heiligen Augustinus über das Hervorgehen des Heiligen Geist weißt viele Möglichkeiten zu Fehldeutungen auf. Aber auch orthodoxen Theologen schreiben die eigentliche Lehre über das „filioque“ – dass der Heilige Geist dem Wesen nach von Vater und vom Sohn ausgehe – nicht Augustinus, sondern dem spanischen Theologen Isidorus von Sevilla aus dem 6. Jahrhundert zu.

 

So schreibt der Erzpriester Sergei Bulgakov: „Die tatsächliche Heimat nicht nur des theologischen, sondern auch des kirchlichen, dogmatischen Filioquismus ist wohl bekanntermaßen die spanische Kirche, die im Kampf mit dem Arianertum die Göttlichkeit des Sohnes dadurch erhöhen und bekräftigen wollte, dass Ihm auch eine Teilhabe an der Aussendung des Heiligen Geistes zugeschrieben wurde. Es ist festzuhalten, dass der heilige Augustinus sich mit großem Lob über das Buch des heiligen Hilarius von Poitiers De Trinitate äußerte, in dem dieser in Anlehnung an die Meinung der östlichen heiligen Väter lehrte, dass der Heilige Geist vom Vater “durch den Sohn” ausgeht. Bei den östlichen Kirchenvätern finden wir hinsichtlich des Ursprungs des Heiligen Geistes Gedanken, welche den westlichen - zwar nicht dem Sinn, doch der Form nach - sehr nahe kommen, was den eifrigen Verfechtern der Filioque-Lehre Anlass gab, sich zum Beweis ihrer falschen Doktrin auf sie zu beziehen. Der ehrwürdige Maximus Confessor (der Bekenner) schreibt in seinem Brief an den zyprischen Presbyter Marinus, der etwa um 640 in Rom verfasst wurde, dass die Römer seiner Zeit "weit davon entfernt waren, den Sohn zum Urheber des Geistes zu machen, weil sie nämlich anerkannten, dass der Vater der Urheber des Sohnes und des Geistes ist, denn die Lateiner hätten in dieser Frage gar keine Meinungsverschiedenheit mit den Griechen. Aber die Lage änderte sich jäh, als sie die Lehre über das Filioque zum Abschluss brachten, die Lehre der Heiligen Väter nach ihrem eigenen Gutdünken auslegten und die der Schule Karls des Großen angehörenden, lateinischen Doktrinen des 9. Jahrhunderts der sogenannten Karolinger Theologen, als Lehre der Kirche ausgaben. Sie taten nicht nur dies, sondern sie bestanden auch darauf - und setzten in einigen Ländern sogar durch - dass das Wort "filioque" in das Nicäno- Konstantinopolische Glaubensbekenntnis eingefügt wurde. Aus diesem Grund erhob sich zwischen der Ost- und Westkirche ein großer theologischer Streit“. Für diesen aber ist der heilige Augustinus nicht verantwortlich zu machen. Vielmehr lieferte seine Lehre noch nach seinem Tod einen entscheidenden Beitrag zur Formulierung der orthodoxen Glaubenslehre. Während des Vierten Heiligen Ökumenischen Konzil von Chalcedon (451) machte der heilige Leo der Große, Bischof und Papst von Alt- Rom in seinem Tomus an die Versammlung eine christologische Schlüssel-Aussage, die direkt vom heiligen Augustinus stammte: „zwei Naturen in einer Person“ - unser Herr und Erlöser Jesus Christus ist also wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich".

 

Der heilige Augustinus starb am 28. August des Jahre 430 in Hippo Regius während der Belagerung der Stadt durch das Heer der Vandalen.

 

Wahrscheinlich wurde der bei seinem Volk in höchstem Ansehen stehende Bischof in der Kathedrale von Hippo, der Basilica Pacis, bestattet. In späterer Zeit wurden seine Reliquien nach Italien übertragen, wo sie heute in Pavia In Norditalien verehrt werden. Sie ruhen dort in der Kirche San Pietro in Ciel d'Oro. Das älteste Zeugnis über die Übertragung der Reliquien des Heiligen nach Italien ist das des heiligen Beda Vernerabilis (dem Ehrwürdigen). In seinem Chronicon de sex ætatibus mundi berichtet Beda von der Reise der sterblichen Überreste des Augustinus von Afrika nach Sardinien, der dann die Übertragung nach Pavia folgte. Die Übertragung der Reliquien von der Insel nach Pavia muss sich um das Jahr 725 ereignet haben. Die Jahrhunderte ließen den genauen Ort der Ruhestätte des heiligen Augustinus in Vergessenheit geraten. Es wurde angenommen, dass er traditionsgemäß in der Nähe des Altares der Krypta der Kirche liegt. Als am 01. Oktober 1695 im Verlauf von Arbeiten in der Krypta die Mauer abgeschlagen wurde, die den Sockel des Altares bildete, kam ein marmorner Sarkophag zum Vorschein, in dessen Innern sich ein silberner Schrein mit den Reliquien des heiligen Augustinus befand.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Fest der Niederlegung des Gürtels der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria 

 

31. August

 

Thomas Zmija

 

Bereits für das 4. Jahrhundert ist belegt, dass die Kirchen in Jerusalem und Syrien ein eigenes Kirchenfest feierten, um des Entschlafens und der leiblichen Auffahrt der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria in die Himmel zu gedenken. Da die allheilige Gottesgebärerin der erster Mensch war, der die Vergöttlichung erfahren hatte, erstand die Allheilige, nach dem Zeugnis der Heiligen Apostolischen Tradition und der Heiligen Väter (vgl. zum Beispiel in den Schriften des Heiligen Cyrill von Alexandrien) drei Tage, nachdem sie entschlafen war und stieg danach leiblich in den Himmel auf.

 

Die besondere Stellung der allheiligen Gottesgebärerin im gottmenschlichen Erlösungswirken Jesu Christi wird aber in der orthodoxen Theologie konsequent aus einer völlig anderen Perspektiv betrachtet als in der lateinisch-römischen Theologie. Die allheilige Gottesgebärerin ist die Erste der Erlösten nicht durch eine angenommene „unbefleckte Empfängnis“ ohne die Folgen der Urschuld der Erstgeschaffenen, sondern die Allheilige gehört vollständig zum übrigen Menschengeschlecht. So hat die allheilige Gottesgebärerin wie alle anderen Menschen Erteil an den Folgen der Urschuld. Nach der übereinstimmenden Schriftauslegung der Heiligen Väter ist es vielmehr die freiwillige Zustimmung der Gottesmutter (vgl.: Lukas 1:38) zur Einbeziehung ihrer Person in die Verwirklichung des Heilsgeschehens durch die Menschwerdung des Gottessohnes, was seinerseits zum Offenbarwerden der göttlichen Gnade (vgl.: Lukas 1:42; Lukas 1:48.), zur Theosis der Allheiligen als Erste des Menschengeschlechtes führt.

 

 

Während ihrer Himmelfahrt übergab die Gottesmutter dann dem heiligen Apostel Thomas ihren Gürtel. Zusammen mit den anderen Aposteln öffnete der Apostel Thomas danach ihr Grab. Die Apostel fanden jedoch im Grab der Gottesmutter nur Blüten und duftende Kräuter vor. Ihr allreiner Leib war dort nicht mehr zu finden. Auch entstömte dem Grab ein wunderbarer Wohlgeruch. Auf diese Weise ist der geheiligte Gürtel der Gottesmutter für die orthodoxe Kirche der greifbare Erweis für die Auferstehung und leibliche Auffahrt der Allheiligen in die Himmel.

 

Nach dem Zeugnis der kirchlichen Überlieferung wurde der Gürtel von der heiligen Gottesmutter (αγίας ζώνης της θεοτόκου) selbst aus Kamelhaar gewebt. Während der ersten christlichen Jahrhunderte wurde der Gürtel zunächst in Jerusalem aufbewahrt. Im 4. Jahrhundert gelangte er dann nach Zela in Kappadokien. Im selben Jahrhundert brachte ihn Kaiser Theodosius der Große von dort zurück nach Jerusalem. Jedoch schon sein Sohn Kaiser Arkadius überführte das Heiligtum dann nach Konstantinopel. Dort wurde der Gürtel zunächst in die Chalkoprateion-Kirche aufbewahrt. Unter Kaiser Leo kam er dann in das wichtigste Marien Heiligtum Konstantinopels die Vlachernen-Kirche, denn dort wurde bereits das Schleiertuch (Omophorion) der Gottesmutter aufbewahrt. Deshalb wurde das Fest des heiligen Gürtels zunächst zusammen mit Fest des Mantels der allheiligen Jungfrau am 01. Juli gefeiert. Während der Regierungszeit des Kaisers Leo VI. des Weisen (886-912) wurde der Gürtel dann in die Kapelle des Kaiserpalastes gebracht. Grund dafür war eine Vision der Kaiserin Zoe, die daraufhin von einer schwerer Krankheit geheilt wurde. Die Kaiserin bestickte aus Dankbarkeit für das auf die Fürsprache der Allheiligen Gottesgebärerin empfangenes Heilungswunder den Gürtel mit Goldfäden. Damit gewann der ursprünglich ganz einfache Gürtel sein heutiges Aussehen. Allerdings wurde er später noch einmal in drei Teile geteilt.

 

 

Im 12. Jahrhundert während der Regierungszeit von Manuel I. Komnenus (1143-1180), wurde  dann der besondere Feiertag am 31. August eingeführt, der heute gleichsam das Hochfest Koimesis (griechisch) oder Uspenie (kirchenslawisch) abschließt. Die Reliquie des Gürtel der Allheiligen Gottesgebärerin verblieb bis ins 12. Jahrhundert in Konstantinopel. Dann wurde sie im Zusammenhang mit der Niederlage des Kaisers Isaak gegen den bulgarischen Zaren Asan (1185) nach Bulgarien gebracht wurde. Später kam die Reliquie nach Serbien. Vom serbischen Fürsten Lazar I. (1372-1389) wurde sie dann, zusammen mit einem großen Stück des Kreuzes Christi, dem Kloster Vatopedi übereignet.

 

In der Erinnerung der griechischen Christen übergab jedoch Kaiser Johannes VI. Katakouzenos (1347-1355) den Gürtel der Allheiligen dem Vatopedi-Kloster. Seitdem wird der Gürtel im Kloster Vatopaidi in einem kleinen silbernen Schrein, der aber erst aus neuerer Zeit stammt, aufbewahrt. Auf diesem kleinen Silberkästchen ist das Kloster Vatopaidi dargestellt und ebenfalls der rhomäische Kaiser Katakouzenos, wie er den Gürtel dem Kloster übergibt.

 

Seit dem 12. Jahrhundert wird der heilige Gürtel auf der Bema des Katholikons aufbewahrt. Während der türkischen Herrschaft schickten die Brüder des Vatopedi-Klosters den Gürtel auf Reisen nach Kreta, Makedonien, Thrakien, Konstantinopel und Kleinasien, damit er dort seinen Segen spende, die Herzen der unterjochten Christen wieder aufrichte und ihren Glauben stärke und ihnen geistliche Linderung in ihren Leiden bringe.

 

 

Auch in unsere Zeit wirkte die Allheilige Gottesgebärerin durch ihren Gürtel viele Wunder. Sein spiritueller Wert liegt - wie bei den Gnadenwirkungen aller heiligen Reliquien - jedoch nicht in der Materie begründet, sondern als Segen und Gnadenmittel, durch das dem Glaubenden auf die Fürsprache der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria Gottes Rettung und Hilfe gewährt. So vermittelt der geheiligte Gürtel die Gnade, die Gott der Allheiligen Gottesgebärerin geschenkt hat. Denn als geheiligte Reliquie ist der Gürtel mit ihrer Person und ihrem Leben verbunden. Die Reliquien sind jedoch niemals magisch wirksam; sie bewirken ohne den Glauben und das Gebet überhaupt nichts. Sie nutzen dem Demütigen, der auf die Hilfe Gottes und die Fürsprache der Allheiligen Gottesmutter vertraut; dem Stolzen, Hochmütigen oder Ungläubigen hilft auch der stärkste heilige Gnadenmittler nicht. Auch sind die heiligen Reliquien keine Erfindung der „mittelalterlichen Kirche“, wie es heute immer wieder von voreingenommenen oder ungläubigen Menschen behauptet wird, denn schon die Heilige Schrift berichtet uns, dass Dinge, die der heilige Prophet Elias und die heiligen Apostel trugen, Wunder gewirkt haben (weil sie die Gnade der Heiligen vermittelten). Deshalb billigt die orthodoxe Kirche die Verehrung (προσκύνησις = Proskynese) der heiligen Reliquien, genauso wie die der heiligen Ikonen und des Kostbaren Kreuzesholzes, aber die Anbetung (λατρεία = Latreia) kommt nur Gott allein zu.

 

 

Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin von Minsk

 

13. August

 

Diese Minsker Ikone der allheiligen Gottesgebärerin ist sehr alt; nach der Überliefer-ung wurde sie vom hl. Evangelisten Lukas geschrieben.

 

Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Minsker Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin vom heiligen Apostelgleichen Großfürsten Wladimir von Korsun nach Kiew überführt und in der Zehntenkirche aufgestellt, in der sie mehr als 500 Jahre verblieb. Während der Eroberung Kiews durch Khan Mengli Giray im Jahr 1500 warf einer der Tataren, der die Schmuckverkleidung und die Verzierungen von der wundertätigen Ikone abgerissen hatte, die Ikone in den Dnjepr.

 

 

Nach einiger Zeit erschien das heilige Bild der Himmelskönigin auf wundersame Weise in Minsk auf dem Fluss Svislotsch. Die am Ufer hängen gebliebene Ikone, umgeben von außergewöhnlichem Licht, wurde feierlich in die Kirche zu Ehren der Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin überführt, die sich in der Burg der Minsker Fürsten befand. Dies geschah am 13. August 1500, und deshalb wurde die Feier des Gnadenbildes an diesem Tag eingeführt.

 

1616 wurde die heilige Ikone in die Minsker Kathedrale zu Ehren der Herabkunft des Heiligen Geistes überführt.

 

Die Ikone auf der linken Seite der Ikonostase zeigt die Gottesmutter mit dem Göttlichen Kind auf ihrem linken Arm Im Jahre 1852 wurde die Ikone mit einer silbernen Ikonenverkleidung (Oklad) versehen. Dadurch sind nur noch die Gesichter der Muttergottes und des Erlösers bzw. deren Arme und Beine zu sehen. In ihrer rechten Hand hält die Allheilige ein Zepter als Zeichen ihrer königlichen Macht im Himmel. Die vergoldeten Heiligenscheine wurden mit Edelsteinen verziert. Auf der Verkleidung ist unten folgende Inschrift eingraviert: „Diese Ikone der Muttergottes mit dem Jesuskind, wurde vom Großfürst des russischen Landes, dem Hl. Wladimir in Kiew, der Zehntenkirche geschenkt, und nach der Verwüstung Kiews durch die Tataren, erschien sie am 13. August 1500 in Minsk auf dem Fluss Swislotsch und wurde bis 1852 in der Schlosskirche verehrt. Später wurde sie in die Kathedrale der Stadt überführt, wo sie durch die eifrigen Bemühungen der orthodoxen Gläubigen eine neue silberne Verkleidung erhielt".

 

Tropar im 5. Ton: Auf den Wassern des Svislotsch *erschienst du, o Unbefleckte Jungfrau, *aus Konstantinopel und Kiew, *und zeigtest der von Gott geretteten Stadt Minsk Deine Barmherzigkeit, *erleuchte uns Sünder mit Deinem Glanz, *offenbare wie stets Deine Macht, *rette uns durch Deinen Schutz *und befreie uns von den Tücken des Feindes, *denn Du bist unsere unbesiegbare Festung **und die einzige Hoffnung.