Jahrekreis des Heiles-                               Kreuzerhöhung bis Theophanie

 

Hochfest der Erhöhung des Heiligen und Lebensschaffenden Kreuzes des HERRN in aller Welt

 

14. September

 

Die gallische Pilgerin Egeria schildert Ende des 4. Jahrhunderts die feierliche Weihe der Anastasis-Kirche in Jerusalem durch den heiligen und apostelgleichen Kaiser Konstantin. Nach dem Bericht über seine Lebensgeschichte sah er ihm im Traum das Kreuz Christi und eine Stimme verhieß ihm den Sieg über seinen Widersacher Maxentius. Der heilige Kaiser Konstantin nahm dies zum Anlass und nahm das Kreuz zu seinem Feldzeichen. Auch ließ das Christogramm auf die Schilde seiner Soldaten malen. So errang mit Gottes Hilfe den Sieg.

 

Die Einweihung der Anastasis-Kirche in Jerusalem am 14. September 335 war gleichzeitig mit der feierlichen Aufrichtung des Heiligen und Lebenssschaffenden Kreuzes im Martyrion dieser Kirche durch den Bischof von Jerusalem verbunden gewesen. Der Grund für den in der orthodoxen Kirche bis heute am 14. September sich wiederholenden Vollzug der feierlichen Erhöhung des Heiligen Kreuzes ist die Geschichte von der Auffindung des Wahren Kreuzes Christi durch die heilige, apostelgleiche und fromme Kaiserin Helena. Die Auffindungsgeschichte berichtet uns am Ende von der Erhebung der heiligsten Reliquie der Christenheit, von der feierlichen Aufrichtung des Wahren Kreuzes Christi am 14. September 320.

 

Die heilige Kaiserin Helena ist im hohen Alter nach Jerusalem gepilgert. Dort grub sie auf Golgatha-Hügel drei Kreuze aus. Um zu erfahren, welches nun das Kreuz Christi sei, ließ sie alle drei Kreuze nacheinander auf den Körper eines Toten legen. Unter dem Wahren Kreuz Christi erwachte der Tote dann wieder zu neuen Leben. Der Bischof von Jerusalem erhob die Reliquie des Heiligen Kreuzes darauf hin in allen vier Himmelsrichtungen und das Volk sang dabei jedeweils 40 mal "Kyrie eleison". Die heilige Kaiserin Helena brachte einen Teil des Kreuzes nach Konstantinopel, ein anderer Teil blieb in Jerusalem. Andere Teile, wie der Titulus, wurden nach Rom gebracht. Am 14. September 353 wurde das wiedergefundene Kreuz Christi in Konstantinopel aufgestellt. Ende des 4. Jahrhundert bildeten Auffindung des Kreuzes und Kreuzerhöhung eine gemeinsam begangenes Festgedächtnis am 14. September. Dies war der Ursprung des ältesten Kreuzverehrungsfestes. Das Fest wurde vom Heiligen Gregor Dialogs I. , dem Papst-Erzbischof von Altrom auch in den Kirchen des Westens eingeführt. Am Anfang wurde es in der abendländischen Kirche jedoch zusammen mit dem Fest der Verklärung Christi am 14. September gefeiert.

 

Im Jahre 614 wurde das Kreuz Christi in Jerusalem durch den Perserkönig Chosroes II. geraubt. Der römische Kaiser Heraklius führte dann das von den Persern bei der Einnahme Jerusalems geraubte Heilige Kreuz Christi wieder am 03. Mai 628 unter großen Feierlichkeit nach Jerusalem zurück.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan

 

 

Die Erhöhung des ehrwürdigen und lebenspendenden Kreuzes

in aller Welt 

 

Nachdem die heilige, apostelgleiche und fromme Kaiserin Helena im Jahr 324 das Heilige Land besucht hatte, und dort in einem Brunnen nahe dem Golgotha-Felsen das heilige und lebensschaffende Kreuz Christi wieder aufgefunden hatte, ließ der heilige und apostelgleiche Kaiser Konstantin in Palästina an den Orten des Lebens, Wirkens und Leidens unseres HERRN Jesus Christus mehrere Kirchen errichten. In Jerusalem entstand damals über dem Golgothafesten und der Anstasis, dem Heiligen Grab und Ort der lichten Auferstehung des HERRN, eine Doppelkirche. Dabei wurde eine Kirchengebäude errichtet, das durch einen Atriumshof das Martyrion- mit der Anastasis-Kirche verband. Damit wurden Tod und Auferstehung unseres HERRN Jesus Christi an einem geistlichen Ort gemeinsam verherrlicht werden. Die fünfschiffige Martyrion-Basilika wurde am 13. September 335 in Anwesenheit des heiligen Kaisers Konstantin von vielen Bischöfen, die vorher zu einer Synode in Tyrus (Libanon) versammelt gewesen waren waren, als Mutterkirche aller christlichen Kirchen geweiht.

 

In muslimischer Zeit ließ dann der Fatimiden-Kalif al-Hakim (996-1021), der, obwohl Sohn einer christlichen Sklavin, so doch vom Hass gegen den christlichen Glauben erfüllt war, im Jahr 1009 die Doppelkirche plündern und das Grab Christi fast vollständig zerstören. Um 1048 ließ deshalb der Jerusalemer Patriarch Nikephoros über dem Heiligen Grab des HERRN eine neue Grabkapelle in Form einer Rotunde errichten und den Atriumshof zur Kirche umgestalten. Als die lateinischen Kreuzfahrer im Jahre 1099 die Stadt Jerusalem eroberten, haben sie auch die von ihnen als "Kirche des Heiligen Grabes" bezeichnete Anastasis - nun im lateinsch-gotischen Stil - weiter um- und ausgebaut. Doch bildet der Kirchenbau des Nikephoros noch immer die Hauptkirche, das Katholikon.Sie ist bis heute die Bischofskirche der orthodoxen Patriarchen von Jerusalem geblieben. Die unter Kaiser Konstantin erbaute große Martyrion-Kirche ist bis heute eine unter Schutt und Läden verborgene und von einem koptischen und äthiopischen Kloster überbaute Ruine geblieben.

 

 

Um den Golgotha-Felsen neben dem Atrium war durch der heiligen Kaiser Konstantin eine Kapelle erbaut worden und auf dem Golgotha-Felsen wurde das Heilige, Wahre Kreuz unseres HERRN zur Verehrung aufgestellt. Der heilige Bischof Cyrill von Jerusalem erwähnt bereits um das Jahr 348 in seinen Taufkatechesen nicht nur die Verehrung der Heiligen Reliquie des Wahren Kreuzes, sondern auch die Verbreitung von Partikeln dieser Kreuz-Reliquie in allen Teilen der christlichen Welt.

 

Der heilige Bischof Ambrosius von Mailand berichtet uns um das Jahr 395 von der Auffindung des Heiligen und Lebensschaffenden Kreuzes Christi durch die heilige Kaiserin-Mutter Helena: Unter Schutt und Geröll neben dem Golgotha-Felsen wurden damals drei Kreuze gefunden. Da niemand sagen konnte, welches das Wahre Kreuz des HERRN war, wurden sie einem Toten nacheinander aufgelegt. Bei der Berührung mit dem Heiligen, Wahren und Lebensspendenen Kreuz Christi erwachte der Tote wieder zu neuem Leben.

 

Weitere Überlieferungen über das Heilige Kreuzes aus der Zeit der frühen Kirche wurden damals ebenfalls gesammelt und aufgeschrieben. So ist das ursprünglich georgische Kreuzkloster am Rande der Altstadt von Jerusalem an jener Stelle errichtet worden, wo aus einem Schössling vom Lebensbaum des Paradieses, den unser Stammvater Adam mitgenommen hatte, dann jener Baum erwuchs, aus welchem Christi Kreuz gezimmert wurde.

 

Auch wenn diese Überlieferung vielleicht nur bildhaft verstanden werden darf, drückt sie doch im Symbol sehr schön die Einheit vom paradiesischen Baum des Lebens und dem lebens- und heilsschaffenden Baum des Heiligen Kreuzes aus.

 

Eine weitere Überlieferung erklärt uns die heilsgeschichtliche Bedeutung des Golgotha-Felsens: In einer Höhle im Felsen von Golgotha, der Schädelstätte, wurde einst der Stammvater Adam beigesetzt. Das Heilige Kreuz wurde dann später an der Stelle aufgerichtet, an der der Schädel Adams beigesetzt worden war. So ist das die Sünden vergebende Heilige Blut unseres HERRN und Erlösers Jesus Christus auf sie die Gebeine der ersten Adam herabgeflossen. Christus der Neuen Adam schenkt durch Seine unser Menschengeschlecht erlösende Heilstat Adam und seinen Nachkommen das neu, ewige Leben. Dies wird auch auf den heiligen Ikonen, die die Kreuzigung des HERRN darstellen, abgebildet: Der Schädel des Stammvaters Adam ist in einer kleinen Höhle direkt unter dem Kreuz dargestellt.

 

Während viele westlichen Christen heute jedoch alles, was sich nicht archeologisch ausgraben oder sezieren läßt, als "unhistorisch" und "mythologisch" ablehnen, halten wir als orthodoxe Christen daran fest, das das Mysterium des Glaubens auch nur mit geistlichen Augen, den Augen des Glaubens, geschaut, jedoch niemals vollständig mit den Mitteln unseres, sich am Ende immer wieder als recht armselig erweisenden, menschlichen Verstandeswissens enthüllt werden kann. Wir erfahren in der Feier der Heiligen Liturgie und im Betrachten der heiligen Ikonen die Gegenwart und Realität des durch Christus gewirkten Heiles, ohne die Tradition der Kirche und ihre Überlieferungen einem rationalen Säurebad aussetzen zu müssen oder zu wollen. Dabei sind wir Orthodoxen uns über die bildhaft-ikonographische Rede vieler unserer Überlieferungen durchaus im klaren. Die Heiligen Väter bieten uns viele Beispiele einer bildhaft- allegorischen oder -typologischen Verstehensweise auch der Heiligen Schriften. Ob also Adam buchstäblich in einer Höhle des Golgotha-Felsens beigesetzt wurde, ob an der Stelle des Jerusalemer Kreuzklosters buchstäblich ein Schößling des Paradiesbaumes erwuchs, aus den das Heilige und Lebensschaffende Kreuz Christi gezimmert wurde, steht nicht im Zentrum unserer orthodoxen Betrachtungsweise und unserer Weltsicht. Wichtig für uns Orthodoxe ist, dass dies genau ein Ort ist, an dem wir an eine bestimmte, in CHRISTUS JESUS historisch-wirklich geschehene Heiltatsache gedenken und einen bestimmten Aspekt aus der Fülle des gesamten christlichen Heilsmysteriums an diesem und durch diesen Ort verehren.