Heilige und Feste im Februar

 

Der heilige Tryphon

 

01. Februar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Tryphon wurde um das Jahr 232 in der Region Phrygien im zentralen Teil Kleinasiens geboren. Die verschiedenen Quellen geben uns unterschiedliche Namen seiner Geburtsstadt an (Samosata in Phrygien ?). Der Heilige ist einfacher Gänsehirt gewesen. Er zeichnete sich aber durch seinen starken und unerschütterlichen christlichen Glauben aus. Deshalb wurde er auch von Gott auch mit der Gnade begabt war, Krankheiten zu heilen und Dämonen auszutreiben.

 

Als der heilige Tryphon 017 Jahre alt war, heilte er auch die Tochter des phrygischen Königs Gordian, die von einem Dämon heftig gequält wurde. Der Heilige befahl dem Dämon, als Hund zu erscheinen und zu zeigen, welche Boshaftigkeiten er den Leuten zu tun aufgetragen hatte. Durch dieses Wunder wurden viele Menschen zum christlichen Glauben bekehrt.

 

Bald darauf, in der Regierungszeit des heidnischen Kaiser Decius, kam es erneut zu schweren Christenverfolgungen. Der heilige Tryphon wurde beim römischen Präfekten Aquilinus in Nicäa als Christ denunziert. Zusammen mit zwei anderen Christen, dem heiligen Respicius und der heiligen Nympha, wurde er daraufhin vor Gericht gestellt. Nachdem sie einige Tage im Kerker geschmachtet hatten, führte man sie vor den Richtstuhl. Als sie dort unerschrocken ihren christlichen Glauben bekannten, sagte ihnen ein neben ihnen stehender Beamter, dass, wer sich weigere zu opfern, lebendig verbrannt werden würde. Der heidnische Beamte ermahnte sie, Mitleid mit sich selbst zu haben. „Eben dies tun wir ja“, antwortete der heilige Tryphon. „Wir können es nicht besser mit uns meinen, als wenn wir Jesus Christus bekennen, der alle Menschen vor Sein Gericht fordern wird, um über alle ihre Handlungen Rechenschaft zu fordern.“ Als ihnen hierauf der Präfekt Aquilinus vorstellte, sie hätten doch das Alter, wo sie wissen könnten, was sie zu tun hätten, erwiderte Tryphon: „Ja, darum wünschen wir auch die Vollkommenheit der wahren Weisheit zu erlangen, indem wir Jesus Christus folgen.“ So legten sie alle  drei ein mutiges Bekenntnis ihres Glaubens zu Christus vor den römischen Behörden ab. Da sie sich vom Christentum nicht lossagen wollten, wurden sie daraufhin furchtbar gefoltert.

 

Während dieser Pein erschien ihnen ein Engel, welcher den heiligen Märtyrern mit Blumen und Edelsteinen gezierte Kronen aufsetzte. Als der heidnische Richter daraufhin erkannte, dass die drei Märtyrer nicht bereit waren, Christus zu verleugnen, ließ er sie enthauptet. Den Quellen zufolge geschah dies am 1. Februar des Jahres 250.

 

Ihre Reliquien wurden zuerst nach Konstantinopel, später dann nach Kotor im heutigen  Montenegro überführt.

 

Der heilige Tryphon wird in der russischen Kirche als Schutzpatron der Falkner und Jäger verehrt. Nach einer russischen Legende flog einem Falkner Iwans des Schrecklichen ein Falke davon. Der Falkner fürchtete Zar Iwan´s Strafe. Doch in der Nacht erschien ihm im Traum der heilige Tryphon, auf einem weißen Pferd reitend und mit einem Falken auf der Hand. Am nächsten Tag fand er den Falken an der Stelle, die ihm der heilige Tryphon im Traum gezeigt hatte. Daher wurde der heilige Tryphon in Russland zum Beschützer der Falkner und Jäger.

 

In Griechenland und auf dem Balkan wird er als Schutzpatron der Gärtner, Weinbauern und Gastronomen verehrt, da am 01. Februar dort traditionell der erste Rebschnitt durchgeführt wird. Hier wird wird der heilige Trifon auf den Ikonen als junger Mann dargestellt, der eine Sichel in der Hand trägt.

 

In Bulgarien zog man nach der Festliturgie in der Kirche in die Weinberge um dort ein oder zwei Weinstöcke zu beschneiden. Die Wurzeln wurden dabei mit Wein begossen und anschließend mit dem Weihwasser des Triphontagesgesegnet.

 

Nach diesem ersten Rebschnitt versammeln sich dann alle um den festlich gedeckten Tisch inmitten der Rebstöcke, auf dem alles aufgetischt war, was sie von Zuhause mitgebracht hatten. Die abgeschnittenen Weinreben stellte man in einen Weinkrug. Später wurde daraus ein Weinrebenkranz geflochten und nach Hause getragen und vor der Ikone des heiligen Trifon gelegt.

 

In der bulgarischen Volkskultur wird mit diesem Fest der Übergang vom Winter zum Frühling gefeiert und traditionsgemäß die neue Winzersaison eröffnet.

 

 

 

Hochfest der Begegnung

 

mit unserem Herrn Jesus Christus

 

02. Februar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die orthodoxe Kirche feiert am 2. Februar eines ihrer zwölf Hochfeste – das Fest „Begegnung des Herrn“ (Сретение Господне). Dieses Fest erinnert uns an die Begegnung (griechisch: ὑπαπαντή τοΰ Κυρίου = Hypapante tou Kyriou) des Christuskindes und der Allheiligen Gottesmutter mit dem gerechten Simeon und der heiligen Prophetin Hanna im Tempel in Jerusalem.

 


Bereits im 4. Jahrhundert feierte die Kirche von Jerusalem dieses Fest – zunächst am 14. Februar, dem 40. Tag nach dem Fest der Theophanie, dem Festtag der Taufe des Herrn im Jordan durch den heiligen Johannes den Täufer. Später dann, als die Feier der Geburt des Erlösers im Fleische vom Fest der Erscheinung (Theophanie) des Herrn abgelöst wurde und das heutige Weihnachtsfest entstand, wurde das Fest der Begnung des Herrn auf den 02. Februar verlegt, genau 40 Tage nach dem Weihnachtsfest.

 

Das Lukasevangelium (Lukas 2: 22-40) berichtet uns, wie der heilige Joseph und die Allheilige Gottesgebärerin zum Tempel nach Jerusalem kamen, um dort das Christuskind als den Erstgeborenen im Tempel darzubringen. Die geschah nach dem alttestamentlichen Gebot: „Du musst alles, was den Mutterschoß durchbricht, vor den Herrn bringen“ (Exodus 13:12). Das Evangelium überliefert uns auch den Lobgesang des heiligen Simeon des Gottesträgers: „Nun entlässt Du, o Herr, Deinen Diener, wie Du gesagt hast, in Frieden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, welches Du bereitet hast vor aller Völker Angesicht; ein Licht zur Erleuchtung der Heiden (= Völker) und zur Verherrlichung Deines Volkes Israel (Lukas 2: 29-32).

 

Das Lukas-Evangelium berichtet uns aus Anlass der Begnung des Herrn auch von zwei jüdischen Riten, die die Allheilige Gottesgebärerin und der heilige Joseph, der Bräutigam, an diesem Tage vollziehen: Zum einen sollte im Tempel sollte die "männliche Erstgeburt (…) dem Herrn geweiht" werden und die Mutter sollte zur "Reinigung" ein Schaf und eine Taube - wenn sie aber arm war nur ein Paar Turteltauben - an die Priester zum Opfer übergeben (vgl. Leviticus 12). Denn die Frauen im Volk Israel galten nach dem mosaischen Gesetz 40 Tage nach der Geburt eines Jungen - aber 80 Tage nach der Geburt eines Mädchens - als unrein. Schon aus dem Bericht des Lukas-Evangeliums eröffnen sich also die beiden Deutungsmöglichkeiten für den Charakter des Festes: Mit Blick auf den Herrn Jesus Christus als ein Herrenfest und mit Blick auf die Allheilige Gottesgebärerin als ein Marienfest.

 

Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, kommt also in den Tempel als Sein Eigentum. Dort sollte Er laut dem Gesetz Gott übergeben, also "dargebracht" werden, um danach durch ein Geldopfer wieder ausgelöst werden. Interessanterweise steht beim heiligen apostel und Evangelisten Lukas nicht ausdrücklich, dass die Allheilige Gottesgebärerin und der heilige Joseph, der Bräutigam, Ihn tatsächlich mit der vorgeschriebenen Geldspende auslösten.

 

Christus, der Eingeborene Sohn des Vaters, ist Mensch geworden, damit wir Menschen erlöst und vergöttlicht werden können. Sein Opfer begann bereits mit Seiner heiligen Inkarnation. Er brachte sich selbst dann aus freiem Willen am Kreuz auf Golgotha dar, um unsere gefallene menschliche Natur aus der Verstickung in Sünden und Tod zu erlösen. Er erstand nach drei Tagen von den Toten und bahnte damit dem Menschengeschlecht ebenfalls den Weg zum ewigen Leben. Er erhöhte in Seiner glorreichen Himmelfahrt unsere menschliche Natur zur Rechten Gottes, des Vaters. Durch Sein freiwilliges und lebenssspendendes Opfer bahnte Er damit allen Menschen den Weg zur Erlösung und zum Heil.

 

Am Fest der Begegnung des Herrn werden in der Kirche deshalb auch die Opferkerzen geweiht. Der Hintergrund dafür ist die Lichtsymbolik des Festes, die in Zusammenhang mit dem Lobgesang des heiligen Simeon deutlich wird, der Christus als das „Licht zur Erleuchtung der Völker“ bezeichnet. Die Opferkerze ist wiederum ein Symbol für unser Gebet. Aber die Opferkerze steht auch für unsere tagtägliche geistliche Selbstaufopferung als gläubige orthodoxe Christen. Wie Christus das Kreuz freiwillig um unseres Heiles Willen auf sich genommen hat, so sollen auch wir unser Kreuz geduldig auf uns nehmen und dem Herrn dadurch nachfolgen. Wie Er sich zum Opfer für das Heil der Menschen gemacht hat, so sollen auch wir uns selbst und unser ganzes Leben Gott darbringen und überliefern.

 

Die Lichtsymbolik des Hymnus des heiligen Simeon des Gottesträgers aufnehmend, singt die orthodoxe Kirche an diesem Fest:

 

Schmücke dein Brautgemach, Zion, und nimm Christus, den König, auf! Begrüße Maria, die himmlische Pforte! Denn sie hat sich als cherubinischer Thron erwiesen, da sie den König der Herrlichkeit in Händen hält. Eine Lichtwolke ist die Jungfrau, im Fleische trägt sie den vor dem Morgenstern gezeugten Sohn. Simeon nahm Ihn in seine Arme und verkündete den Völkern, dass Er der Herr über Leben und Tod ist und der Erlöser der Welt.

                                                                                                                                                                          (aus den Aposticha der Vesper)

 

In der orthodoxen Kirche trägt der heilige Simeon den Beinamen der Gottes-Träger“ oder auch der „Gott-Empfangende“. Die kirchlichen Hymnen preisen ihn als den letzten all jener Heiligen und Gerechten des Alten Bundes, die über Jahrhunderte das Kommen des Herrn ankündigten. Deshalb verstanden die Heiligen Väter das Fest der Begegnung des Herrn schon immer als Ereignis, an dem der Messias in Seinen Tempel kommt und symbolisch in Simeon und Hanna dem Gottesvolk des Alten Bundes begegnet. Daher wird in den Gesängen und Hymnen des Festes immer wieder Bezug genommen auf die alttestamentliche Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn Jesus Christus.

 

Das Jesuskind, das der heilige Gottesträger Simeon nun auf seinen Armen hält, ist der Mensch gewordene Gott Selbst. Er ist der „Ewig-Seiende“ (vgl. Exodus 3:14 nach der Septuaginta). Er ist eines Wesens mit dem Vater, wie wir es im orthodoxen Glaubensbekenntnis bekennen und verkünden.

 

Das Fest der Begegnung des Herrn stellt im orthodoxen Jahreslauf den Abschluss des Weihnachtsfestkreises dar. Ab jetzt schreiten wir liturgisch auf die Vorfastensonntage und damit auf die Große Fastenzeit und das heilige Osterfest zu.

 

Das Fest der Begegnung des Herrn ist eigentlich ein Christusfest und wird deshalb in der Regel auch in goldenen liturgischen Gewändern gefeiert. In einigen Gegenden aber gilt es mehr als Marienfest, an dem der besondere Charakter der Immerjungfrau Maria als der Allreinen Gottesgebärerin besonders hervortritt. Deshalb kann der Gottesdienst auch in blauen liturgischen Gewändern gefeiert werden.

 

Troparion im 1. Ton: Freue Dich, gnadenerfüllte, jungfräuliche Gottesgebärerin! Denn aus Dir erstrahlte die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott, und erleuchtete die von Finsternis Umgebenen. Frohlocke auch du, gerechter Greis, der du den Befreier unserer Seelen auf die Arme nahmst, der uns die Auferstehung schenkt!

 

Kontakion im 1. Ton: Der Du den jungfräulichen Schoß durch Deine Geburt geheiligt und die Hände des Simeon, wie es sich gebührte, gesegnet hast, Du hast zuvorkommend auch uns jetzt errettet, Christus, Gott. Aber schenke Frieden in Kämpfen dem Staate, und stärke die, welche Du liebst, o einzig Menschenliebender!

 Heilige Begegnung mit unserem Herrn,  Gott und Erlöser Jesus Christus

 

(griechisch: Ἡ Ὑπαπαντὴ τοῦ Κυρίου, 

slavisch: Сретение Господне)

 

02. Februar

 

Als die 40 Tage vorüber waren, die das Gesetz des Mose vorschrieb für die Reinigung der Mutter eines Neugeborenen (Leviticus 12: 2-4), brachten die Allheilige Gottesmutter und der Heilige Joseph das göttliche Kind nach Jerusalem, um Es im Tempel dem Herrn darzubringen, denn jeder erstgeborene Knabe gehörte von Gesetzes wegen dem Herrn (Exodus 13, 15) und musste im Tempel ausgelöst werden gegen ein einjähriges Lamm oder, im Fall armer Familien, gegen zwei Turteltauben oder zwei Tauben (Leviticus 12: 8). Der Herr des Himmels und der Erde, Der Seinem Volk Israel das Gesetz gegeben hatte und Der nicht kam, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen (Matthäus 5,17), heilte die durch den Ungehorsam sterblich gewordene menschliche Natur, die Er angenommen hatte, vom ersten Augenblick Seiner Inkarnation, indem Er sich gehorsam allen Vorschriften des Gesetzes unterwarf. Quelle allen Reichtums und aller Gnade, machte Er sich zum Niedrigsten und Ärmsten aller. Er gehorchte dem Gesetz, das Er uns Menschen gegeben hat und das wir unablässig übertreten, um uns zu zeigen, dass der Gehorsam der Weg zur Versöhnung mit Gott ist. Nachdem Er sich am achten Tag der Beschneidung unterzogen hatte, wartete Er in der Höhle von Bethlehem noch den Ablauf der gesetzmäßigen Frist der Reinigung ab – obwohl weder Er selbst noch Seine allreine Mutter der Reinigung bedurften –, um im Tempel Seiner Herrlichkeit den Leib darzubringen, den Er annahm als neuen und vollkommenen Tempel Seiner Göttlichkeit. Der unzugängliche und unbegreifliche Gott ließ Sich Selbst auslösen gegen die Gabe der Armen: zwei Tauben, Sinnbild der Reinheit, des Friedens und der Arglosigkeit, die uns der Erlöser und Menschenfreund mit Seinem Kommen gebracht hat.

 

Im Tempel wurden sie empfangen vom Hohenpriester Zacharias, dem Vater des heiligen Johannes des Vorläufers und Täufers, der die Gottesmutter auf überraschende Weise in jenen Teil des Tempels stellte, der den Jungfrauen vorbehalten war. (Anmerkung: Die Einzelheiten über diesen Empfang fehlen in den Texten der Evangelien. Sie wurden in den Synaxarien aus der kirchlichen Tradition übernommen.) Im selben Augenblick betrat ein Greis namens Symeon den Tempel. Er war gerecht und fromm und hielt alle Gebote Gottes mit Sorgfalt ein. Seit vielen Jahren wartete er auf die Erfüllung einer Verheißung, die ihm der Heilige Geist gemacht hatte und wonach er nicht sterben werde, bevor er den Messias, den Herrn Jesus Christus, mit seinen Händen berührt habe. Dieser Greis, der die Erwartung des ganzen Volkes Israel verkörperte, streckte voller Sehnsucht seine Hände aus, um auf ihnen wie auf einem cherubinischen Thron den Erlöser zu empfangen. Als er Ihn so auf seinen Händen trug, pries er Gott und sagte: „Nun lass gehen Deinen Knecht, o Gebieter, gemäß Deinem Wort in Frieden, denn meine Augen schauten Dein Heil, das Du bereitet hast vor allen Völkern, Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhm Deines Volkes Israel.“ (Lukas 2: 29). 

 

Mit diesem Gebet des heiligen Symeon bitten der erste Bund und das alte Gesetz selbst, hinfällig geworden durch die Ankunft Christi, sich zurückziehen zu dürfen vor dem Licht der Gnade. Als der Greis den Erlöser erblickte und berührte, Dessen Ankunft die Propheten und die Gerechten seit so manchen Generationen angekündet und vorbereitet hatten, konnte er Gott in aller Zuversicht darum bitten, ihn nunmehr von den Fesseln des Fleisches und der Verderbnis zu befreien und so den Platz zu räumen für die ewige Jugend der Kirche. Damit verkündete er feierlich das Ende der Sinnbilder und zugleich die letzte Prophetie bezüglich des Erlösers, indem er Seiner Mutter voraussagte, dass Seine Passion und Seine lebenspendende Auferstehung ein Zeichen des Widerspruchs sein werden, das die Gottlosen zu Fall bringen, jene aber, die an Ihn glauben, zum Heil aufstehen lassen wird. 

 

Im Tempel befand sich zu jener Stunde auch eine hochbetagte Frau namens Anna vom Stamm Ascher. Nach siebenjähriger Ehe war sie verwitwet und diente seither Gott mit ununterbrochenem Fasten und Gebet, in Erwartung der Ankunft des Messias. Auch sie trat heran zu dem göttlichen Kind, lobte Gott und verkündete allen die Erlösung Israels.

 

Als der König Herodes von diesem allen erfuhr, begriff er sogleich, dass jenes Kind der neue König war, von dem die Magier aus dem Osten gesprochen hatte  und sandte umgehend Soldaten aus, um das Christuskind zu töten. Doch vom Engel Gottes rechtzeitig gewarnt, verließen Joseph und Maria das Land und flohen nach Ägypten. Erst zwei Jahre später kehrten sie auf Weisung des Engels wieder zurück nach Nazareth. Der göttliche Knabe aber wuchs heran in Frieden, in Erwartung der vorgesehenen Zeit Seines öffentlichen Wirkens.

 

Durch die Gebete Deiner Heiligen, Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser. Amen.

 

Quelle: Synaxarion zum Fest der Hypante 

 

 

Das Fest der Hypante oder Darstellung des Herrn im Tempel

 

02. Februar

 

Das Fest der Hypánte, (vom griech. hypantan = entgegengehen), ist in der orthodoxen Kirche das Fest der Darstellung der Herrn im Jerusalemer Tempel. Dieses Fest erinnert an eine Begegnung. Wir verstehen darunter die Begegnung des Gotteskindes und der Gottesmutter mit dem gerechten Simeon und der Prophetin Hanna im Tempel von Jerusalem. Dies geschah so:

 

Es waren vierzig Tage seit der Geburt des Erlösers vergangen. Die Allheilige Jungfrau kam zusammen mit dem heiligen Josef, mit dem sie verlobt war, gemäß der Sitte aus Betlehem nach Jerusalem. Sie brachten das Kind Jesus in den Tempel, um das Gebot zu erfüllen, das vom Herrn durch seinen Propheten Mose gegeben worden war. Diesem Gebot nach musste man, erstens, nach der Geburt eines Kindes Gott ein Opfer darbringen und das Gebet eines Priesters erhalten. Zweitens musste man das Kind in den Tempel bringen und es so Gott weihen.

 

Das Opfer war gewöhnlich ein einjähriges Lamm und eine junge Taube oder Turteltaube. Den Armen war es erlaubt, anstatt des Lammes auch eine Taube darzubringen. Nach dem Gesetz des Mose musste man den ersten Jungen in der Familie Gott weihen. Man tat dies in Erinnerung an den furchtbaren Tag, an dem der Engel des Herrn die Erstgeborenen der Juden verschonte, nachdem er alle Erstgeborenen in Ägypten, wo das auserwählte Volk litt, getötet hatte. Seit jener Zeit brachten die Juden alle erstgeborenen Knaben in den Tempel und weihten sie Gott. Danach kauften sie sie gleichsam wieder zurück, indem sie für sie einen symbolischen Kaufpreis gaben. Dieser Preis wurde „Auslösegeld“ genannt und wurde den Tempeldienern, den Leviten, übergeben. Die Gottesmutter erfüllte dieses Gesetz und kam mit dem Kind, das in Wahrheit selbst die Quelle aller Gesetze war, in den Tempel. Eigentlich hätten die Mutter und das Kind dieses Gesetz nicht erfüllen müssen. Es betraf sie nicht, da es für sündige Menschen galt und nicht für die Allreine Jungfrau und den Herrn, aber um das Gesetz nicht zu brechen, taten sie alles so, wie es in der Bibel vorgeschrieben ist.

 

Nach dem biblischen Gesetz des Mose gilt die Frau nach der Geburt eines Knaben 40 Tage (sieben plus 33 Tage; (Leviticus 12:2–4) und nach der Geburt eines Mädchens 80 Tage (14 plus 66 Tage; (Leviticus 12:5) als unrein (Leviticus 12:1–8). Zur Zeit des Tempelkultes hatte sie nach diesen Tagen als Reinigungsopfer einem Priester ein Schaf und eine Taube zu übergeben, bei finanziellen Schwierigkeiten ersatzweise zwei Turteltauben oder andere Tauben (Leviticus 12:8)

Zudem wurde der erstgeborene Sohn in Erinnerung an das Passah-Fest als Eigentum Gottes angesehen (Exodus 13:2.15) und ihm im Tempel übergeben („dargestellt“), wo er durch ein Geldopfer (Numeri 18:16) ausgelöst wurde.

 

In jener Zeit kam der greise Simeon durch eine Eingebung des Heiligen Geistes in den Tempel. Er war ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der sein ganzes langes Leben auf die Ankunft des Erlösers Christus gewartet hatte. Simeon wusste, dass die Zeit Seiner Geburt bereits gekommen war, weil alle Prophezeiungen der Heiligen Schrift über Ihn schon erfüllt waren. Der Heilige Geist hatte Simeon versprochen, er werde so lange nicht sterben, bis er den Messias mit seinen eigenen Augen gesehen habe. Als der fromme Greis auf die Allreine Jungfrau mit dem Kind in den Armen blickte, sah er die Gnade Gottes, die sie wie eine Wolke umgab. Der Heilige Geist offenbarte ihm, dass dies der von ihm erwartete Erlöser sei. Simeon trat eilig heran und nahm mit großer Freude und Ehrfurcht das Kind in die Arme, und sprach die prophetischen Worte, im Bewusstsein, dass für ihn die Zeit gekommen war, in die Ewigkeit einzugehen: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.“

 

Ich hatte keinen Frieden in meinen Gedanken“, so dachte er, „als ich jeden Tag auf Dich wartete und traurig war, bis Du gekommen bist. Jetzt, da ich Dich gese- hen habe, kehrt endlich Frieden in mir ein. Meine Trauer ist nun geschwunden und ich gehe zu meinen Vorvätern mit der freudigen Kunde; ich werde sie Adam und Abraham, Mose und David, Jesaja und den anderen heiligen Vätern und Propheten verkünden. Ich bringe ihnen, die jetzt noch traurig sind, eine große Freude. Lass mich nun zu ih- nen gehen, damit sie sich freuen, dass der Erlöser in die Welt gekommen ist, und von ihrer Trauer ablassen. Entlasse mich, Deinen Diener, damit ich nach den vielen Jahren meiner Mühen Ruhe finde mit dem Erzvater Abraham. Ich habe mit meinen eigenen Augen die Erlösung gesehen, die Du den Menschen bereitet hast. Meine Augen haben das Licht gesehen, mit dem Du die heidnische Finsternis in allen Völkern vertreiben wirst, da Du ihnen die großen göttlichen Geheimnisse offenbarst.“

 

Josef und die Allreine Jungfrau wunderten sich über die Worte des alten Simeon, weil sie sahen, dass er sich an das Kind nicht wie an einen Menschen wandte, sondern wie an den allwissenden Gott, in dessen Händen sein Schicksal lag, und der ihn aus dem Leben entlassen oder in der Welt belassen konnte.

 

Der greise Simeon segnete sie und verherrlichte die Größe der Allreinen Jungfrau, die den Gott-Menschen Jesus geboren hatte, und auch den vermeintlichen Vater, den heiligen Josef, den Diener dieses großen Geheimnisses.

 

Danach wandte er sich an die Jungfrau Maria und sagte:

 

Dieses Kind ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch Ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Fallen werden diejenigen, die nicht an Seine Worte glauben wollen, und aufgerichtet werden jene, die Seine Worte mit Liebe annehmen werden. Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die durch Bosheit geblendet sind, werden fallen, aber ungebildete Menschen, einfache Fischer, wer- den Ihm nachfolgen. Er wird die Weisen beschämen und einfache Leute erwählen. Seinetwegen werden viele streiten, in den Völkern wird Zwiespalt herrschen: die einen werden Ihn loben, die anderen werden sagen, dass Er ein Betrüger sei. Sie werden Ihn kreuzigen, Seine Hände und Füße mit Nägeln wie mit Pfeilen durchbohren und Seine Brust mit einer Lanze. 

 

Dir selbst aber, Allreine Mutter - fuhr der heilige Greis fort -, wird ein Schwert durch die Seele dringen: es wird dies die Trauer und die furchtbare Seelenpein sein, wenn Du Deinen Sohn und Gott an das Kreuz genagelt sehen wirst, und dann weinend und mit Schmerz im Herzen den aus dieser Welt geleiten wirst, den Du jetzt schmerzlos geboren hast.“

 

Im Tempel stand auch die Prophetin Hanna. Sie war eine Witwe und sehr betagt – sie war 84 Jahre alt. Sie war nur sieben Jahre verheiratet gewesen und verbrachte ihr Leben nach dem Tod ihres Mannes in Fasten und Gebet im Tempel und diente Gott Tag und Nacht. Sie stand zu dieser Stunde im Tempel und verkündete allen Menschen, die in Jerusalem auf die Erlösung warteten, vom dargebrachten Kind. Es waren hier sehr viele Menschen versammelt, sie warteten auf den von den Propheten vorhergesagten Erlöser und freuten sich sehr, als sie erfuhren, dass Er gekommen war.

 

Quelle: Andrej Lorgus und Michail Dudko, Orthodoxes Glaubensbuch, eine Einführung in das Glaubens- und Gebetsleben der russischen Orthodoxen Kirche, Würzburg 2001, Seite 145 f.

 

 

 

 

Die Heilige Begegnung

  mit unserem Herrn, Gott und Erlöser Jesus Christus

 

02. Februar

 

Als die 40 Tage vorüber waren, die das Gesetz des Mose vorschrieb für die Reinigung der Mutter eines Neugeborenen (Leviticus 12:2-4), brachten die Allheilige Gottesmutter und der Heilige Joseph das göttliche Kind nach Jerusalem, um Es im Tempel dem Herrn dar zubringen, denn jeder erstgeborene Knabe gehörte von Gesetzes wegen dem Herrn (Exodus 13: 15) und musste im Tempel ausgelöst werden gegen ein einjähriges Lamm oder, im Fall armer Familien, gegen zwei Turteltauben oder zwei Tauben (Leviticus 12:8). Der Herr des Himmels und der Erde, Der Seinem Volk Israel das Gesetz gegeben hatte und Der nicht kam, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen (Matthäus 5:17), heilte die durch den Ungehorsam sterblich gewordene menschliche Natur, die Er angenommen hatte, vom ersten Augenblick Seiner Inkarnation, indem Er sich gehorsam allen Vorschriften des Gesetzes unterwarf. Quelle allen Reichtums und aller Gnade, machte Er sich zum Niedrigsten und Ärmsten aller. Er gehorchte dem Gesetz, das Er uns Menschen gegeben hat und das wir unablässig übertreten, um uns zu zeigen, dass der Gehorsam der Weg zur Versöhnung mit Gott ist. Nachdem Er sich am achten Tag der Beschneidung unterzogen hatte, wartete Er in der Höhle von Bethlehem noch den Ablauf der gesetzmäßigen Frist der Reinigung ab – obwohl weder Er selbst noch Seine allreine Mutter der Reinigung bedurften –, um im Tempel Seiner Herrlichkeit den Leib darzubringen, den Er annahm als neuen und vollkommenen Tempel Seiner Göttlichkeit. Der unzugängliche und unbegreifliche Gott ließ Sich Selbst auslösen gegen die Gabe der Armen: zwei Tauben, Sinnbild der Reinheit, des Friedens und der Arglosigkeit, die uns der Erlöser und Menschenfreund mit Seinem Kommen gebracht hat. 

 

Im Tempel wurden sie empfangen vom Hohepriester Zacharias, dem Vater des Hl. Johannes des Vorläufers und Täufers, der die Gottesmutter auf überraschende Weise in jenen Teil des Tempels stellte, der den Jungfrauen vorbehalten war.  Die Einzelheiten über diesen Empfang fehlen in den Evangelien und wurden in den Synaxarien aus der apokryphen Tradition, meist dem "Protoevangelium des Jakobus" übernommen. Im selben Augenblick betrat ein Greis namens Symeon den Tempel. Er war gerecht und fromm und hielt alle Gebote Gottes mit Sorgfalt ein. Seit vielen Jahren wartete er auf die Erfüllung einer Verheißung, die ihm der Heilige Geist gemacht hatte und wonach er nicht sterben werde, bevor er den Messias, den Herrn Jesus Christus, mit seinen Händen berührt habe. Dieser Greis, der die Erwartung des ganzen Volkes Israel verkörperte, streckte voller Sehnsucht empfangen. Als er Ihn so auf seinen Händen trug, pries er Gott und sagte: Nun lass gehen Deinen Knecht, o Meister, gemäß Deinem Wort in Frieden, denn meine Augen schauten Dein Heil, das Du bereitet hast vor allen Völkern, Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhm Deines Volkes Israel (Lk 2,29). Mit diesem Gebet des Hl. Symeon bitten der erste Bund und das alte Gesetz selbst, hinfällig geworden durch die Ankunft Christi, sich zurückziehen zu dürfen vor dem Licht der Gnade. Als der Greis den Erlöser erblickte und berührte, Dessen Ankunft die Propheten und die Gerechten seit so manchen Generationen angekündigt und vorbereitet hatten, konnte er Gott in aller Zuversicht darum bitten, ihn nunmehr von den Fesseln des Fleisches und der Verderbnis zu befreien und so den Platz zu räumen für die ewige Jugend der Kirche. Damit verkündete er feierlich das Ende der Sinnbilder und zugleich die letzte Prophetie bezüglich des Erlösers, indem er Seiner Mutter voraussagte, dass Seine Passion und Seine lebenspendende Auferstehung ein Zeichen des Widerspruchs sein werden, das die Gottlosen zu Fall bringen, jene aber, die an Ihn glauben, zum Heil aufstehen lassen wird. Im Tempel befand sich zu jener Stunde auch eine hochbetagte Frau namens Anna vom Stamm Ascher. Nach siebenjähriger Ehe war sie verwitwet und diente seither Gott mit ununterbrochenem Fasten und Gebet, in Erwartung der Ankunft des Messias. Auch sie trat heran zu dem göttlichen Kind, lobte Gott und verkündete allen die Erlösung Israels.

 

Als die Pharisäer alle diese Prophezeiungen vernahmen und voller Zorn sahen, wie der Hohepriester die Gottesmutter unter die Jungfrauen stellte, gingen sie zu König Herodes und berichteten ihm alles. Dieser begriff, dass jenes Kind der neue König war, von dem die Magier aus dem Osten gesprochen hatten, und sandte sogleich Soldaten aus, um es zu töten. Doch vom Engel Gottes rechtzeitig gewarnt, verließen Joseph und Maria das Land und flohen nach Ägypten. Erst zwei Jahre später kehrten sie auf Weisung des Engels wieder zurück nach Nazareth. Der göttliche Knabe aber wuchs heran in Frieden, in Erwartung der vorgesehenen Zeit Seines öffentlichen Wirkens.

 

Nach einer alten Tradition soll der heilige Greis Symeon einer der 70 weisen Hebräer gewesen sein, die vom Ptolemäer-Herrscher Philadelphos (285-246 vor Christus) in Alexandria beauftragt wurden, die hebräische Bibel ins Griechische zu übersetzen. Symeon fiel die Übersetzung des Buches des Propheten Isaias zu, und als er zur berühmten Stelle kam, wo der Prophet die jungfräuliche Geburt Christi voraussagt (Siehe, die Jungfrau trägt in ihrem Schoss, sie wird einen Sohn gebären und ihn benennen mit dem Namen Emmanuel, Isaias 7:14), wurde er ganz verlegen und nahm das Federmesser, um das Wort „Jungfrau“ wegzuschaben und es zu ersetzen durch „junge Frau“. Doch in diesem Augenblick erschien ihm ein Engel des Herrn und hinderte ihn daran, den heiligen Text zu verändern, indem er ihm erklärte, dass das, was ihm unmöglich erscheine, in Wirklichkeit eine Prophetie sei über die Inkarnation des Sohnes Gottes. Um diese Worte zu bekräftigen, verhieß der Engel dem Heiligen Symeon, dass er nicht sterben werde, bis er den aus der Jungfrau geborenen Messias mit seinen eigenen Augen gesehen und mit seinen Händen berührt habe.

 

Diese Tradition hat aber eher symbolischen als historischen Wert, setzt sie doch voraus, dass Symeon fast 270 Jahre alt war, als er Christus im Tempel begegnete. Wir führen sie trotzdem an, weil sie auf bildhafte Weise die orthodoxe Interpretation der Weissagung des Isaias ausdrückt, welche von der rationalistischen Kritik so sehr entstellt worden ist.

 

Als Christus nach langen Jahren von der Allheiligen Gottesmutter in den Tempel von Jerusalem gebracht wurde, enthüllte der Heilige Geist dem Greis, dass die Zeit der Erfüllung jener Verheißung gekommen sei. Symeon eilte in den Tempel, nahm das göttliche Kind in seine Hände und sagte: Nun läßt Du, o HERR, Deinen Diener in Frieden scheiden nach Deiner Wort (Lukas 2:29). Wenige Tage später entschlief er.

 

Die Prophetin Anna, Tochter Phanuels, war das Vorbild aller heiligen Witwen, Jungfrauen und Mönche, die sich lösen von den Dingen dieser Welt, um ständig im Tempel des Herrn zu weilen, bis sie mit den Augen ihres Herzens den Herrn schauen, der in ihnen Wohnung genommen hat, und Ihn berühren mit ihren geistigen Sinnen, sodass sie ihrerseits freudig verkünden können, dass der Erlöser nicht aufhört, in diese Welt zu kommen, als Licht zur Erleuchtung der Heiden und Ruhm Seines Volkes Israel (Lk 2,32).

 

Durch die Gebete Deiner Heiligen, Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser. Amen. 

 

Quelle: Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, Band 1, September – Februar,

Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania, Kreta:

 

 

Fest der Begegnung unseres Herrn

 

Eine Einführung von Erzpriester Alexius v. Maltzev

 

Dieses Fest erinnert an die Darstellung des Herrn Jesus im Tempel durch Seine Mutter Maria nach Erfüllung der Tage der Reinigung zu der von Mose gebotenen Auslösung, die in 5 Sekalen, für Arme aber in 2 Tauben bestand. Die heilige Jungfrau, obwohl sie der Reinigung nicht bedurfte, erschien dennoch im Tempel, um Alles nach dem Gesetze zu erfüllen. Im Tempel ward das Kind von dem Greise Simeon empfangen, der auf Antrieb des hl. Geistes in den Tempel kam, um den Herrn zu sehen und von der beim Tempel wohnenden 84-jährigen Greisin Anna, die Prophetin genannt wurde, weil sie den Erlöser verkündigt hatte (Lukas 2:36-38). Das Fest wird deshalb am 2. Februar gefeiert, weil dieser Tag der 40. nach dem 25. Dezember ist. Die Entstehung des Feiertages reicht in das tiefe Alterthum zurück, in dem schon Väter des dritten und vierten Jahrhundert desselben erwähnen, obwohl das Fest in der Occidentalischen und Orientalischen Kirche nicht zu derselben Zeit und auch aus verschiedener Veranlassung eingeführt wurde. Von den occidentalischen Schriftstellern schreiben Einige die Gründung der Feier (Litaniae) dem Papste Gelasius (496), Andere dem Papste Gregor dem Großen (600) zu, und meinen, dass diese Päpste dabei die Absicht hatten, das heidnische Fest der Luperkalien zu verdrängen, welches in den Februar fiel und zu ihrer Zeit noch eifrig gefeiert wurde. In der Orientalischen Kirche geht der Beginn der Feier dieses Festes auf die Zeit Justinians (541–542) zurück. Gegen Ende des Jahres 541 trat in Konstantinopel und dessen Umgegend eine starke Pest auf, welche drei Monate währte und einige Tausend Menschen dahinraffte. Zu diesem Übel trat bald ein neues hinzu, nämlich ein Erdbeben, durch welches viele Gebäude zerstört und Menschen verschüttet wurden. In diesem Unglück wurde am Tage des Empfanges des Herrn ein allgemeiner Bittgottesdienst (Litia) vollzogen; zur dankbaren Erinnerung an das Aufhören des Unglücks hat die Kirche an diesem Tage in den Klöstern die Vollziehung einer Litia vor der Liturgie außerhalb des Tempels angeordnet.

 

 

 

Hochfest der Begegnung des Herrn

 

02. Februar

 

 

Die Begegnung unseres Herrn Jesus Christus mit dem greisen Symeon ist das dritte Hochfest der Feier der Menschwerdung und Erscheinung des Gottessohnes. Es schließt den weihnachtlichen Festzyklus ab.

 

In Konstantinopel wurde es im Jahre 542 durch Kaiser Justinian eingeführt und unter die Feste des Herrn eingereiht. Liturgisch aber hat es die Kennzeichen eines Festes der allheiligen Gottesgebärerin. In der orthodoxen Kirche ist das Fest der Begegnung deshalb ein Herrenfest und kein Fest der Gottesgebärerin wie das die gleiche Evangelien-Perikope feiernde Fest Mariae-Lichtmess in der katholischen Kirche.

 

Die Begegnung des Herrn mit dem greisen Simeon, und Anna, der alten Prophetin, ist zugleich ein Symbol für die Begegnung des in Christus geschenkten Heiles mit den vorausgehenden Verheißungen des alttestamentlichen Bundes. Denn in der Begegnung mit dem fleischgewordenen Logos, dem menschgewordenen Sohn Gottes empfängt die durch die Sünde gealterte menschliche Natur das neue, aus Christus hervorgehende und durch die Sakramente seiner Kirche gespendete Leben. In dieser Begegnung wird der menschlichen Natur Erneuerung, Heilung und Vergöttlichung zuteil.

 

Die Feier des Festes der Begegnung ist für die Kirche von Jerusalem durch die gallo-römische Pilgerin Aetheria um die Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert bezeugt und hat sich von dort aus in die ganze christliche Ökumene verbreitet.

 

Troparion im 1. Ton: Freue Dich, gnadenerfüllte, jungfräuliche Gottesgebärerin! * Denn aus Dir ist aufgegangen die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott. * Er erleuchtet, die da wandeln in Finsternis. * Frohlocke auch Du, gerechter Greis, * der du auf den Armen trägst den Befreier unserer Seelen, * der uns auch die Auferstehung schenkt.

 

Kondakion im 1. Ton: Durch Deine Geburt hast Du den jungfräulichen Schoß geheiligt, * und wie sich es geziemet, hast Du die Hände des Simeon gesegnet, Christus, unser Gott, * Du hast auch uns jetzt errettet. * Gib Frieden uns, dämme ein den Krieg der Völker. * Stärke uns, der Du uns liebst, * einzig Menschenliebender!

  

 

Aus den Texten der kleinen Vesper:

 

Das unumschreibbare und immerseiende Wort, * das von den himmlischen Thronen mit Herrlichkeit getragen wird, * nimmt Symeon in die Arme und ruft laut: * Nun entlass mich nach Deinem Wort, Retter, * der Gläubigen Rettung und Wonne.

 

Als kleines Kind sah ich Dich, * das urewige Wort vom Vater gezeugt, * rief laut der wunderbare Symeon, * und ich bin erschrocken und furchte mich * mit meinen Händen Dich zu umarmen, Gebieter; * aber ich ersuche Dich: Entlasse nun, * als Barmherziger, Deinen Knecht in Frieden. 

 

Nun soll die himmlische Pforte geöffnet werden, * der vom Vater ohne Samen gezeugte Gott, das Wort, * wurde von der Jungfrau geboren * und nahm menschliches Fleisch an, * weil Er als Guter die Natur erneuern * und zur Rechten des Vater setzen wollte. 

 

Heute kommt in das Heiligtum * die geheiligte und höher als das Heiligtum seiende Mutter, und zeigte der Welt den Gesetzgeber und den Schöpfer des Gesetzes. * Ihn nimmt der Greis Symeon in die Arme * und ruft sich freuend: Nun entlässt Du Deinen Knecht, * denn ich habe Dich gesehen, den Erretter unserer Seelen.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Die heilige Begegnung mit unserem Herrn,

Gott und Erlöser Jesus Christus (Hypapante) 

 

Als die 40 Tage vorüber waren, die das Gesetz des Mose vorschrieb für die Reinigung der Mutter eines Neugeborenen (Leviticus 12:2-4), brachten die Allheilige Gottesgebärerin und der heilige Joseph das göttliche Kind nach Jerusalem, um es im Tempel dem Herrn darzubringen, denn jeder erstgeborene Knabe gehörte von Gesetzes wegen dem Herrn (Exodus 13:15) und musste im Tempel ausgelöst werden gegen ein einjähriges Lamm oder, im Fall armer Familien, gegen zwei Turteltauben oder zwei Tauben (Leviticus 12:8). 

 

Der Herr des Himmels und der Erde, der Seinem Volk Israel das Gesetz gegeben hatte und der nicht kam, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen (Matthäus 5:17), heilte die durch den Ungehorsam sterblich gewordene menschliche Natur, die Er angenommen hatte, vom ersten Augenblick Seiner Inkarnation an, indem Er sich gehorsam allen Vorschriften des Gesetzes unterwarf. Quelle allen Reichtums und aller Gnade, machte Er sich zum Niedrigsten und Ärmsten aller. Er gehorchte dem Gesetz, das Er uns Menschen gegeben hat und das wir unablässig übertreten, um uns zu zeigen, dass der Gehorsam der Weg zur Versöhnung mit Gott ist. Nachdem Er sich am achten Tag der Beschneidung unterzogen hatte, wartete Er in der Höhle von Bethlehem noch den Ablauf der gesetzmäßigen Frist der Reinigung ab, obwohl weder Er selbst noch Seine allreine Mutter der Reinigung bedurften, um im Tempel Seiner Herrlichkeit den Leib darzubringen, den Er annahm als neuen und vollkommenen Tempel Seiner Göttlichkeit. Der unzugängliche und unbegreifliche Gott lies Sich Selbst auslösen gegen die Gabe der Armen: zwei Tauben, Sinnbild der Reinheit, des Friedens und der Arglosigkeit, die uns der Erlöser und Menschenfreund mit Seinem Kommen gebracht hat. 

 

Im Tempel wurden sie empfangen vom Hohenpriester Zacharias, dem Vater des heiligen Johannes des Vorläufers und Täufers, der die allheilige Gottesgebärerin auf überraschende Weise in jenen Teil des Tempels stellte, der den Jungfrauen vorbehalten war. Im selben Augenblick betrat ein Greis namens Symeon den Tempel. Er war gerecht und fromm und hielt alle Gebote Gottes mit Sorgfalt ein. Seit vielen Jahren wartete er auf die Erfüllung einer Verheißung, die ihm der Heilige Geist gemacht hatte und wonach er nicht sterben werde, bevor er den Messias, den Herrn Jesus Christus, mit seinen Händen berührt habe. Dieser Greis, der die Erwartung des ganzen Volkes Israel verkörperte, streckte voller Sehnsucht seine Hände aus, um auf ihnen wie auf einem cherubinischen Thron den Erlöser zu empfangen. Als er Ihn so auf seinen Händen trug, pries er Gott und sagte:  Nun lass gehen Deinen Knecht, o Gebieter, gemäß Deinem Wort in Frieden, denn meine Augen schauten Dein Heil, das Du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhm Deines Volkes Israel (Lukas 2:29).  Mit diesem Gebet des heiligen Symeon bitten der erste Bund und das alte Gesetz selbst, hinfällig geworden durch die Ankunft Christi, sich zurückziehen zu dürfen vor dem Licht der Gnade. Als der Greis den Erlöser erblickte und berührte, dessen Ankunft die Propheten und die Gerechten seit so vielen Generationen angekündigt und vorherverkündet hatten, konnte er Gott in aller Zuversicht darum bitten, ihn nunmehr von den Fesseln des Fleisches und der Verderbnis zu befreien und so den Platz zu räumen für die ewige Jugend der Kirche. Damit verkündete er feierlich das Ende der Sinnbilder und zugleich die letzte Prophetie bezüglich des Erlösers, indem er Seiner Mutter voraussagte, dass Seine Passion und Seine lebenspendende Auferstehung ein Zeichen des Widerspruchs sein werden, das die Gottlosen zu Fall bringen, jene aber, die an Ihn glauben, zum Heil auferstehen lassen wird. Im Tempel befand sich zu jener Stunde auch eine hochbetagte Frau namens Hanna vom Stamm Ascher. Nach siebenjähriger Ehe war sie verwitwet und diente seither Gott mit ununterbrochenem Fasten und Gebet, in Erwartung der Ankunft des Christus. Auch sie trat heran zu dem göttlichen Kind, lobte Gott und verkündete allen die Erlösung Israels. Als die Pharisäer alle diese Prophezeiungen vernahmen und voller Zorn sahen, wie der Hohepriester die Gottesmutter unter die Jungfrauen stellte, gingen sie zu König Herodes und berichteten ihm alles. Dieser begriff, dass jenes Kind der neue König war, von dem die Magier aus dem Morgenland gesprochen hatten und er sandte sogleich Soldaten aus, um es zu töten. Doch vom Engel Gottes rechtzeitig gewarnt, verließen Joseph und Maria das Land Judäa und flohen nach Ägypten. Erst 2 Jahre später kehrten sie auf Weisung des Engels wieder ins heilige Land zurück und ließen sich in Nazareth in Galiläa nieder. Der göttliche Knabe aber wuchs heran in Frieden und in Erwartung der vorgesehenen Zeit Seines öffentlichen Wirkens.

 

Durch die Gebete Deiner Heiligen, Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser. Amen. 

 

 

Anmerkung: Viele Einzelheiten aus dem Fest der Begegnung des Herrn fehlen in den heiligen Evangelien. Sie wurden in den Synaxarien aus den Texten der apokryphen Tradition übernommen. 

 

Quelle: Das Synaxarion, das Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche,

Band 1, September bis Februar,

Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania, Kreta, Griechenland. 

 

 

Sich des Segens Gottes immer wieder neu bewußt werden

Ein Einführungs-Referat gehalten im Rahmen eines theologischen Gesprächskreises in Würzburg

am Fest der Darstellung des Herrn im Tempel (Maria Lichtmess)

Thomas Zmija

O Herr Jesus Christus, Du Wahres Licht, das jeden Menschen, der in die Welt kommt, erleuchtet...", mit diesem Worten beginnt im Buch für die Andachten und Segensgottesdienste (slawisch Trebnik, griechisch Euchologion) das Gebet, mit dem der Priester am Fest der „Begegnung des Herrn" im Anschluss an die Feier der Göttlichen Liturgie die Kerzen, die für den kirchlichen Gebrauch des kommenden Jahres benötigt werden, weiht.

Zum besseren Verständnis, wie wir dieses Festes heute begehen, müssen wir wissen, dass dieses Fest seit dem frühen 5. Jahrhundert zuerst in Jerusalem und von dort ausgehend dann in den übrigen Patriarchaten des Ostens gefeiert wurde. Seit der Mitte des 7. Jahrhunderts ist es dann auch für Rom und die westliche Hälfte der orthodoxen Kirche bezeugt. Hier wurde das Fest auch weiter ausgestaltet. So kamen ab dem 7. Jahrhundert in Rom eine Lichterprozessionen und die Kerzenweihe hinzu. Die Weihe der Kerzen wurde später dann wiederum auch im Osten der damals noch geeinten orthodoxen Kirche übernommen. Deshalb lassen sich heute eine Jerusalemer und eine römische Ursprungskomponente der mit diesem Fest verbundenen kirchlichen Traditionen feststellen.

Nach dem Bericht der gallo-römischen Pilgerin Atheria (381-384) wurde in Jerusalem der 40. Tag nach dem Fest der Taufe Christi (Theophanie) mit der Feier der Göttlichen Liturgie und daran anschließend einer festlichen Lichterprozession begangen. Um die Mitte des fünften Jahrhunderts wird dieser Tag dann bereits als „Fest der Begegnung" (Υπαπαντή "Hypante" = Begegnung). Es handelte sich um die Begegnung des Christusknaben im Tempel von Jerusalem mit dem heiligen Propheten Symeon (Lukas 2: 25-27) und der heiligen Prophetin Hanna (Lukas 2: 36-38). In dem uns im Lukasevangelium berichteten Geschehen liegt die tiefe heilsgeschichliche Symbolik der Begegnung zwischen dem im Alten Testament verheißenen und jetzt menschgewordenen Christus (hebräisch משיח "Maschiach", aramäisch "Meschiah", in griechischer Transkription Μεσσίας "Messias", ins Griechische übersetzt Χριστός "Christus") und dem altttestamentlichen Gottesvolk Volk Israel, deren Repräsentanten die heiligen Propheten Symeon und Hanna sind. Zugleich läßt diese Begegnung bereits erkennen, wie sich das Heilsangebot Gottes in der Menschwerdung Seines Sohnes über die Grenzen des alttestamentarischen Gottesvolk hinaus zu allen Nationen hin öffnet. Denn der Menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus wird im Hymnus des heiligen Propheten Symeon gepriesen als „Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung Seines Volkes Israel" (Lukas 2: 32).

In Rom und von hier ausgehend im abendländischen Patriarchat ist das Fest der "Darstellung des Herrn am 2. Februar bereits in der Mitte des 5. Jahrhunderts bekannt. Unter dem Kaiser Justinian (527-565) wird das Begegnungsfest dann auch offiziell in den römisch-abendländischen Festkalender übernommen. Die kirchlichen Zeugnisse erwähnen auch eine feierliche Lichterprozession, die eine alte heidnische Sühneprozession verdrängen sollte, welche alle fünf Jahre als Stadtumgang zur Abwehr drohenden Unheils (Amburbale; ambitus urbis = Umgang um die Stadt) am Anfang des Monats Februar gehalten wurde. An diesen Bußcharakter erinnerte die vor der Liturgiereform in der römisch-katholischen Kirche vorgeschriebene violette Farbe der Prozessionsgewänder. Heute aber trägt der Priester die Festfarbe weiß.

Eine Segnung der von den Gläubigen mitgebrachten Kerzen im Zusammenhang mit der Prozession wurde noch vor der Jahrtausendwende eingeführt. Bereits die antiken Menschen empfanden das Licht als ein himmlisches Geschenk. Die christliche Kirche sieht im Licht ein Symbol für die segnende Anwesenheit Gottes, Der das Licht am ersten Tag Seines Schöpfungswerkes erschuf und am Ende der Sintflut Seinen Bund mit dem heiligen Propheten Noe durch das Licht des Regenbogens bekräftigt hat.

In der Feier der Heiligen Liturgie symbolisiert das Licht der Kerzen zum einen das unstoffliche Feuer und damit das Wirken der Ungeschaffenen Energien des Heiligen Geistes (vgl.: Symeon der Neue Theologie; Kommentar über die Göttliche Liturgie 161-162), zum anderen ist das Licht (vgl.: Apakalypse 21 : 23), ein Symbol für die Gegenwart Christi in Seiner Kirche. Davon legt auch der orthodoxe Vesperhymnus "Freundliches Licht", der seit Beginn des 2. Jahrhunderts als ein Hymnus christlicher Märtyrer bekannt ist, Zeugnis ab. Diese christliche Lichtsymbolik aufnehmend werden noch heute am Ende der Festliturgie die Kerzen für dem kirchlichen Bedarf und für den der Haushalte der einzelnen Gläubigen für das gesamte kommende Jahr geweiht. Im Bewusstsein der gläubigen Christen schreibt man seit Jahrhunderten den gesegneten Kerzen eine besonders hohe Schutz- und Segenskraft zu, denn das orthodoxe Fest der "Begegnung des Herrn" betont in seinen Gesängen und Hymnen in besonderer Weise den Aspekt der Begegnung des Erlösers mit den Frommen Seines Volkes.

Die Weihe der Kerzen und die die Lichterprozession im Abendland schon früh mit dem sogenannten „Blasiussegen“ verbunden. Dieser Segen knüpft an den heiligen  Arzt Blasius an, welcher zur Zeit Kaiser Diokletians (284-305) Bischof von Sebaste in Armenien (Sivas im heutigen Nordosten der Türkei) war und während der Christenverfolgungen den Martertod erlitt. 

Sein Fest wird in der abendländischen Tradition am 03. Februar, also zu Beginn des Nachfestes der Begegnung des Herrn, in unserer orthodoxen Kirche aber am 11. Februar begangen. Die Vita des Heiligen berichtet uns, wie sich der Heilige Blasius während der Christenverfolgung in einer Felshöhle verbarg. Dort besuchten ihn dann die Tiere des Waldes und ließen sich von ihm segnen und heilen. Nachdem ihn dort die Häscher des Stadtpräfekten Agrikolaos aufspürten und verhaften hatten, wurde er in Gefängnis gebracht. Auf dem Weg dorthin bewahrte er einen Jungen vor dem Erstickungstod an einer Fischgräte. Einem Wolf, der das letzte Schwein einer armen Frau gerissen hatte, gebot er, es zurückzubringen. Zum Dank dafür brachte die Frau ihm daraufhin Früchten und einer Kerze in den Kerker. Der heilige Blasius segnete diese Gaben und versprach die alljährliche Erneuerung dieses Kerzenopfers mit seinem Segen zu begleiten.

Nach Deutschland kamen erstmals Reliquien des Heiligen Martyrerbischofs Blasius im 12. Jahrhundert, als Herzog Heinrich der Löwe (1129-1195) ein Armreliquiar des Heiligen Blasius aus Konstantinopel nach Braunschweig mitbrachte, wo er zum seinen Ehren die Domkirche errichten ließ. Weitere wichtige Orte seiner Verehrung in Deutschland sind Sankt Blasien im Schwarzwald, Vierzehnheiligen in Franken, Mainz und Trier.

Der Blasius-Segen ist in der lateinisch-abendländischen Kirche seit dem 7.Jahrhundert bekannt. Seit dem 16. Jahrhundert wird er mit zwei gekreuzten Kerzen erteilt. Auch wenn der Blasius-Segen nicht zu unserer eigenen orthodoxen Tradition gehört, so ist uns doch mit unseren katholischen (und alt-orientalischen) Mitchristen der Glaube an die segensspendende Kraft des Weihwassers und anderer geweihter heiliger Dinge, die wir dann unter Gebet und im Vertrauen auf die Gnade und den Segen Gottes gebrauchen, gemeinsam. Und wenn unsere evangelischen Mitchristen nicht an die Gottes Segen vermittelnde Kraft geheiligter und geweihter Dinge glauben wollen oder vielleicht auch nicht können, so verbindet uns doch auch mit Ihnen die gemeinsame Erfahrung der helfenden Kraft des füreinander gesprochenen Segens und Gebetes.

In unserer heutigen Zeit mit ihrem all zu sehr auf das diesseitige irdische Leben hinorientierten Wirklichkeitsverständnis stellt sich in Bezug auf die seelische und leibliche Fürsorge an den (schwer) Erkrankten - und das nicht nur vor dem medizintechnischen Betrieb eines modernen durchorganisierten Krankenhausbetriebes - die berechtigte Frage nach dem christlich- orthodoxen Verständnis vom rechten Verhältnis aus ärztlichem Handeln, dem Umfang und Grenzen medikamentöser und medizintechnischer Behandlungsmöglichkeiten, dem Empfang der allheiligen Mysterien (Sakramente), der Bedeutung von Fürbitte, Gebet und Segen und letztendlich auch der Bewußtmachung und Bewußtwerdung von heutzutage oft ausgeblendeten oder gar schlichtweg geleugneten Komponenten menschlichen Lebens: Krankheit Leid, Schmerz und Tod. 

Als orthodoxe Christen wissen wir durchaus, dass der heute Dank Gottes Hilfe erreichte medizinische Fortschritt eine Segen Gottes ist, da die Erhörung der jahrhundertelangen Gebete der frommen Christgläubigen darstellt. Können wir nun im Umkehrschluss auf Segen und Gebet, auf den Empfang der heiligen Mysterien, auf den Gebrauch der geheiligten und geweihten Dinge heutzutage einfach verzichten?

In diesem Zusammenhang durfte ich vor einiger Zeit ein interessantes Gespräch mit einen frommen orthodoxen Christen, der als Arzt und Pharmazeut in der wissenschaftlichen Forschung an Medikamenten tätig ist, führen. Im Rahmen unseres Gespräches meinte mein Gesprächspartner, dass die medizinische und pharmakologische Wissenschaft am Ende gar nicht so genau, das heißt, experimentell exakt feststellbar "weiss" und damit festmachen kann, wie sich im Einzelnen die Heilung eines Erkrankten wirklich vollzieht. Zwar gehen auch wir Christen heutzutage selbstverständlich zum Arzt oder in die Apotheke, wenn wir uns krank fühlen. Doch dieser Naturwissenschaftler faßte seine christliche und wissenschaftliche Erfahrung darin zusammen als er sagte: „Der Mediziner und der Pharmakologe vermögen hier durchaus zu helfen. Doch die Heilung ist auch heutzutage immer noch, bei allem erreichten medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt - für den wir dankbar sein dürfen - ein Geschenk und eine Gabe Gottes.

Gerade in schwerer Krankheit, in Leid- und Notsituationen erfahren wir Menschen die Zerbrechlichkeit unserer gesamten innerweltlichen Sicherheiten und überheblich vorausgesetzten Selbstverständlichkeiten, auf deren brüchigem Fundament heute die Lebensgestaltung und Lebensplanung all zu vieler Menschen aufgebaut sind. Aber gerade in Krankheit, Leid und schwierigen Lebenssituationen können und dürfen wir erfahren - und uns dann auch wieder erneut bewusst machen - dass wir Menschen auf die Hilfe und den Segen Gottes in  unserem Leben existentiell angewiesen sind. Wir sind weder ein Produkt des Zufalls, noch sind wir alleingelassen auf dieser Welt, sondern wir sind durch die Menschwerdung unseren Herrn und Gott und Erlöser Jesus Christus berufen in die Gemeinschaft der geliebten Kinder Gottes (= die Heilige Kirche), zu einem Leben in der Gemeinschaft mit IHM. 

 

Der heilige Simeon der Gottesträger

 

03. Februar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Simeon der Gottesträger war ein frommer Israelit. Er wartete auf den "Trost Israels", das Kommen des Missias. Obwohl er schon alt war, hatte  er vom Heiligen Geist die Zusage empfangen, dass er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn, den Christus, gesehen habe.

 

Als der Christusknabe von der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria und dem hl. Joseph, dem Bräutigam, in den Tempelgebracht wurde, um ihr Opfer darzubringen, erkannte er, gemeinsam mit der heiligen Prophetin Hanna, dieses kleine Kind als den Heiland und verheißenen Messias. Er nahm ihn auf die Arme und pries ihn mit dem im Lukasevangelium (2: 25 - 35) überlieferten Lobgesang:

 

Nun lässt du, o Herr, Deinen Diener, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für Dein Volk Israel.

 

Nach der Überlieferung der orthodoxen Kirche war der heilige Simeon des Gottesträger ein Priester und Nachfolger vom heiligen Zacharias, dem Vater des heiligen Johannes des Täufers als Hohepriester in Jerusalem.Der heilige Simeon ist wenige Tage nach der Begegnung mit dem Herrn verstorben. Er wurde in Jerusalem begraben. Nach dem Zeugnus des heiligen Gregor von Tours wurden die Reliquien des heiligen Simeon im 6. Jahrhundert nach Konstantinopel übertragen. Im Jahre 1243 kamen sie nach Zadar in Dalmatien, wo für seine Gebeine und die seiner Söhne ein kostbarer Schrein gefertigt wurde.

 

 

Der heilige Ansgar, Apostel des Nordens,

Erleuchter Dänemarks und Schwedens

 

03. Februar

 

Der Name Ansgar oder Oskar bedeutet "Speer Gottes". Es ist gleichsam eine Vordeutung für das, was dieser Mann wurde, nämlich "Apostel des Nordens". Er wurde aber nicht, wie er es sich so heiß gewünscht hatte, zum Blutzeugen. Dennoch kann er als Märtyrergleicher gelten durch das Zeugnis seines schweren Lebens; denn er nahm sein Kreuz willig auf sich und folgte Christus nach. Das Leben der heiligen Ansgars ist uns durch seinen Schüler und Nachfolger, den Mönch Rimbert, getreulich übermittelt worden. Im Folgenden zitieren wir aus seiner Vita Ansgarii:

 

Der heilige Ansgar wurde im Jahre 801 geboren. Monat und Geburtsort kennt man nicht. Über seine Herkunft ist fast nichts bekannt. Mit fünf Jahren verlor er seine fromme Mutter, wenig später brachte sein Vater ihn zur Ausbildung in die nordfranzösische Benediktinnerabtei Corbie. Hier wuchs er mit einer Schar junger Sachsen auf. Der lebhafte, sehr beeindruckbare Knabe hatte zwei Erlebnisse in frühester Jugend, die ihm seinen späteren Weg wiesen. Er hatte ganz wie andere Jungen Umgang mit seinen Altersgenossen und beschäftigte sich in kindlicher Sorglosigkeit gern mit Spielen und Streichen, so steht in seiner Biographie zu lesen. Da hatte er nachts eine Traumerscheinung, die ihn so sehr beunruhigte, dass er sich von Grund auf wandelte. Einige Zeit später, als sein religiöser Eifer wieder nachließ, „erschütterte und erschreckte ihn aufs tiefste der Tod des fränkischen Kaisers Karl der Große (Januar 814). Er hatte ihn selbst in all seiner Machtfülle gesehen“. Der Kaiser pflegte nämlich auf seinen Reisen mehrmals in Corbie zu residieren. Wahrscheinlich hatte der heilige Ansgar als junger Mönch von dem mächtigen Kaiser nachhaltige Eindrücke empfangen. So wurde sein Tod für ihn zum Menetekel... "er ging in sich... sagte allem Leichtsinn ab... wandte sich dem Dienst des Herrn zu und mühte sich in Gebet, Nachtwachen und Enthaltsamkeit. In diesem unablässigen Ernst starb die Welt ihm ab und er der Welt".

 

Nach der Gründung von Neucorbie - Korvey an der Weser - im Jahre 822 wurde Ansgar dorthin versetzt. Er war hier ebenfalls als Lehrer tätig wie schon im Mutterkloster und empfing jetzt die Priesterweihe. Als König Harald von Dänemark, der sich mit Frau, Sohn und Gefolge feierlich in der Albanskirche in Mainz hatte taufen lassen, den neuen Kaiser Ludwig den Frommen um einen Missionar für sein Volk bat, schlug der Abt von Korvey Ansgar vor. Der heilige Ansgar, "der vieles für den Namen des Herrn zu leiden wünschte", folgte ohne Zaudern dem Ruf, was keineswegs so selbstverständlich war, wie man annimmt. Denn, wie Rimbert schreibt: "es galt damals für abscheulich und unrecht, jemanden gegen seinen Willen zu einem Leben unter Heiden zu zwingen..." Und von da an kannte der Heilige sein ganzes Leben lang keinen anderen Beruf, als Apostel zu sein. Der neue Missionar zog nach Dänemark, musste aber schon bald mit dem König zusammen auf Reichsgebiet ausweichen, weil die wilden Dänen keinen Sinn für die Botschaft des Friedens hatten. 829 baten die Schweden den Kaiser um Missionare und wiederum wurde Ansgar ausgewählt. Das Schiff fiel in die Hände von Seeräubern und der heilige Ansgar erreichte mit dem einzigen ihn begleitenden Klosterbruder die Stadt Birka völlig mittellos und ausgeplündert - alle Geschenke für den König sowie die mitgeführten Bücher waren verloren gegangen. Wiederum war der Erfolg seiner anderthalb Jahre dauernden Tätigkeit äußerst gering. Nur wenige hatten sich taufen lassen. Immerhin hatte er eine kleine christliche Gemeinde bilden können. 831 reiste Ansgar zum fränkischen Kaiser und erstattete ihm Bericht. Ludwig der Fromme führte nun den alten Plan seines Vaters aus, für die Missionierung der nördlichen Völker in Hamburg ein eigenes Bistum zu gründen. Der heilige Ansgar baute in der Hammaburg, am Ort der späteren Stadt Hamburg, eine Domkirche, ein daran anschließendes Kloster, das er mit Mönchen aus Korvey besetzen ließ, und gründete eine Schule, in der er losgekaufte, junge Dänen zu Missionaren ausbilden ließ. Auch in Turholt gründete er eine Missionarsschule, aus der sein Schüler und Biograph Rimbert hervorging. Aber schwere Rückschläge trafen sein Werk: Die Normannen fielen plündernd und brennend in Hamburg ein, das sie 845 gänzlich zerstörten. Turholt ging durch die Reichsteilung an Karl den Kahlen, und damit verlor der Heilige die Einkünfte, aus denen er seine Missionsarbeit hauptsächlich bestritten hatte. Hunger und Elend vertrieben viele Brüder, der Erzbischof irrte obdachlos umher, bis 864 Hamburg mit Bremen zu einer Diözese vereinigt wurde und der heilige Ansgar als ihr Oberhirte von neuem mit seiner Arbeit beginnen konnte. Es blieb ihm indessen nur noch wenig Zeit. Eine lange, schwere Krankheit schwächte seine Kräfte. Am Feste der Erscheinung im Jahre 865 fühlte er seinen Tod nahen, bereitete sich aufs sorgfältigste vor, ordnete alle Angelegenheiten der ihm anvertrauten Herde, erbat vom Kaiser in einem Schreiben die weitere Unterstützung und starb am Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel des gleichen Jahres inmitten seiner Mönche. "Es war ein einmütiges gemeinsames Trauern und Klagen; am innigsten aber beweinten ihn die Priester, Waisen, Witwen, Unmündigen und Armen." Dem Heiligen war trotz seiner Bereitschaft zum Martyrium der Verfolgung nur das verborgene Martyrium im Dienste für die Kirche zuteil geworden.

 

 

Sein Grab im Bremer Dom ist heute verschollen. Mehrere Kirchen in Norddeutschland besitzen Reliquien des Heiligen. So zeigt z. B. die SanktAnsgar-Kirche („Kleiner Michel“) gegenüber der Hauptkirche Sankt Michaelis in Hamburg eine Unterarm-Reliquie in einem Schrein unter dem Altartisch. Dem heiligen Ansgar wurden viele Kirchen im Norden geweiht. Die russischen orthodoxen Kirchen des seligen Prokopius in Hamburg und Lübeck und die russische orthodoxen Kirche des heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg besitzen Ikonen des Heiligen. Er ist auch Patron des 1995 wieder errichteten katholischen Erzbistums in Hamburg. Als Heiliger 12 der noch ungeteilten Kirche führt der große Missionar seit 1965 jährlich an seinem Fest am 3. Februar in der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri viele Christen zur „ökumenischen Sankt-Ansgar-Vesper“ zusammen, an der selbstverständlich auch die orthodoxen Gemeinden der Hansestadt teilnehmen.

 

 

Der Apostel der Länder des Norden

 

Im Jahre 829 wurde der heilige Ansgar von König Björn nach Schweden eingeladen. Ansgar folgte mit Zustimmung des abendländischen Kaisers dieser Einladung und erreichte im Frühjahr der Jahres 830 die Wikinger-Handelssstadt Birka - das heutige Björkö. Dort gründete er eine Missionsstation und errichtete dort auch die erste christliche Kirche in Schweden. Im Jahre 831 wurde der heilige Ansgar zurückgerufen und auf Betreiben des Kaisers zum Missionsbischof des Nordens mit Sitz in Hamburg ernannt. Dort war der Bischofssitz für alle weitere Missionsbemühungen im Norden neu errichtet worden. In der Hammaburg, die sich zur Keimzelle der heutigen Stadt Hamburg entwickelte, ließ er eine Marienkirche errichten. Sie war zunächst eine zunächst einfache, hölzerne Taufkirche. Der heilige Ansgar war jedoch fest entschlossen, seine Arbeit in Skandinavien fortzusetzen. Er reiste zunächst nach Rom und der römische Patriarch Papst Gregor IV. unterstütze seine Arbeit in den Ländern des Nordens und bei den damals bis zu den Ufern der Elbe siedelnden Slaven. In die Hammaburg zurückgekehrt, gründete Ansgar mit Hilfe des fränkischen Kaisers Ludwigs des Frommen eine Schule sowie ein Kloster und ließ an Stelle der einfachen Taufkirche eine dreischiffige, hölzerne Marienkirche errichten. Sie wurde der Vorgängerbau des alten Mariendoms in Hamburg. Der heilige Ansgar weihte den Mönch Gosbert zum Missionsbischof für die Schweden: Er selbst nahm unter dem Schutz des Dänenkönigs Haarik I., dem es gelungen war, ganz Dänemark unter seiner Herrschaft zu vereinen, die Missionstätigkeit in Dänemark von Schleswig aus wieder auf. Hamburg wurde im Jahre 832 zum Erzbistum erhoben.

 

Im Jahr 845 plünderten die Wikinger die Hammaburg, um die herum sich bereits eine kleine Stadt entwickelt hatte. Der heilige Ansgar entkam diesem Überfall nur knapp und floh daraufhin nach Bremen. Auch die ersten christlichen Gemeinden in Skandinavien gingen wieder unter und die Schweden und Dänen kehrten zunächst zum Heidentum zurück. Der heilige Ansgar wurde nun vom deutschen König Ludwig zum Nachfolger des im Jahre 845 gestorbenen Bischofs Leuderich von Bremen ernannt. Die Erzbischöfe von Köln als Metropoliten der Kirchenprovinz, zu der auch das Bistum Bremen gehörte, leistete jedoch lange Widerstand gegen eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse im europäischen Norden, so daß die Bestätigung der Ernennung durch Papst Nikolaus I. erst im Jahre 864 erfolgte. In Bremen errichtete der heilige Ansgar als neuer Erzbischof Spitäler, kaufte Gefangene der Wikinger frei, setzte sich für die Abschaffung des Sklavenhandels ein und nahm auch seine Missionstätigkeit Im Norden wieder auf. In Haithabu - dem heutigen Haddeby in Schleswig, in Ripen - dem heutigen Ribe - und auch in Birka wurden erneut Kirchen errichtet. Die sich an diese Orte der Verkündigung des Evangeliums anschließenden Missionserfolge erfassten so zuerst in die Handelszentren in denen diese neuen Kirchen lagen und  wo es schon zuvor Kontakte mit mit den dort  immer noch wohnenden Christen gegeben hatte.

 

Im Jahre 851 trug die erneute Mission in Schweden Früchte, denn König Olaf erlaubte einem Volk die Annahme des christlichen Glaubens und schon im Jahre 852 konnte der heilige Ansgar in Sigtuna eine neue Missionskirche gründen, deren Leitung er seinem Schüler Rimbert übertrug. Auch der dänische König Haarik II. wurde nun bekehrt. Der heilige Ansgar kehrte nach Hamburg zurück, jedoch musste er nach der Zerstörung Hamburgs durch die Normannen schon im Jahre 864 erneut nach Bremen ausweichen und wurde nun Erzbischof des vereinigten Erzbistums von Hamburg und Bremen. Der heilige Ansgar nahm dann im Jahre 851 die Missionsarbeit in Schweden wieder auf, indem er zunächst den Priester Ardgar dorthin sandte. Dessen Predigt und pastorale Arbeit war erfolgreich, denn der dänische König Horik II. ließ sich ebenfalls taufen. Im Jahre 853 reiste der heilige Ansgar selbst nach Schweden und gründete dort und auch in Schleswig mehrere Kirchen. Von seiner  Kathedra in Bremen aus leitete er in seinen letzten Lebensjahren weiter die Verkündigung des heiligen Evangeliums bei den Menschen in den Nordländern. In Bremen vollendete  er den Bau einer in Stein gebauten kleinen Kathedrale, aus der sich der heutige Mariendom entwickelte. Auch stiftete der heilige Ansgar in Bremen drei Klöster. Der heilige Ansgar starb am 5. Februar 865 nach langer Krankheit in Bremen.

 

Der heilige Ansgar wird wegen seiner Verdienste um die Ausbreitung des christlichen Glaubens in Schweden, Dänemark und in Norddeutschland (dem Gebiet um Schleswig) Apostel des Nordens genannt. Bei seiner Missionstätigkeit mußte der heilige Ansgar viele Rückschläge erdulden, dass sein Schüler und Biograf der Mönch Rimbert sein ganzes Leben als ein Martyrium deutete, obwohl der heilige Ansgar sein Leben nicht für Christus hingeben mußte. Sein tiefer Glaube und sein inniges Gottvertrauen, die Festigkeit seines Charakters, die Unbeirrbarkeit mit der er im Weinberg des Herrn sich mühte prägen diesen großen heiligen Bischof. Das geistliche Leben des heiligen Ansgar war von tiefem Gebet und starker Frömmigkeit erfüllt. Zeit seines Lebens empfing er Weisungen von Gott durch Gesichte, Träume und Auditionen. Sie ließen ihn unermüdlich auf seinen Weg für und zu Christus fortschreiten. Wenn auch der bleibende Erfolg seiner Missionstätigkeit nach menschlichem Ermessen zu seinen Lebzeiten nicht besonders groß war, so hat der heilige Ansgar in die Herzen der Nordländer doch den Samen gelegt, aus dem am Ende die Annahme des Christentums durch diese Völker erwuchs. 

 

 

Als sich im 20.Jahrhundert in Hamburg, Schleswig-Holstein, Schweden und Dänemark orthodoxe Christen beheimateten und dort ihre Kirchengemeinden gründeten, wurde die Verehrung des heiligen Bischofs Ansgars, des Apostel des Nordens, der sein bischöfliches Wirken noch vor dem Schisma zwischen dem orthodox und dem römisch geprägten Teil der Christenheit vollzog, auch für die orthodoxen Christen in diesen Ländern des Nordens wichtig. Heute finden sich zum Beispiel Ikonen des Heiligen in der russischen orthodoxen Alexander-Newsky-Kirche in Kopenhagen und in der russischen orthodoxen Kirche des seligen Prokopius  sowie der russischen orthodoxen Kirche des heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg und zeugen von der Verehrung des Heiligen durch die dortigen orthodoxen Christen. In Hamburg verbindet seit 1964 die ökumenische Sankt-Ansgar-Vesper, die traditionell jährlich am 03. Februar in der evangelischen Hauptkirche Sankt Petri zu Ehren des heiligen Ansgar gefeiert wird, die orthodoxen, katholischen und evangelischen Christen in der Hansestadt.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Ikone der Gottesmutter "Aufsuche der Verlorenen"

 

05. Februar

 

Schon von altersher gaben die Christen, die an die machtvolle Hilfe  und den nie versagenden Beistand der allheiligen Gottesgebärerin glauben, ihr den Beinamen “Aufsuchung der Verlorenen”. Denn nach Gott setzen die frommen Christen ihre ganze Zuflucht und Hoffnung auf die Fürbitte und den Beistand der allheiligen Gottesmutter bei ihrem Göttlichen Sohn.

Der kirchlichen Überlieferung nach trat diese Muttergottesikone im vierten Jahrhundert in der kleinasiatischen Stadt Adana erstmals mit einem besonderen Wunder in Erscheinung. Ein Mönch hatte dort das monastische Leben verlassen und war infolge dessen in schwere Sünden gefallen. Durch das Gebet vor der heiligen Ikone wurde der Mönch zur Reue bewegt und so vor der ewigen Verdammnis gerettet. Denn durch den milden Einfluss der allheiligen Gottesgebärerin veränderte er daraufhin sein Leben und erlangte am Ende die geistliche Vollkommenheit, Schließlich wurde er von der orthodoxen Kirche heilig gesprochen.

 

In Russland wird die Muttergottesikone “Aufsuchung der Verlorenen” schon seit sehr langer Zeit verehrt. Es gibt in ganz Russland verschiedene wundertätige Kopien dieser heiligen Ikone, durch die die allheilige Gottesgebärerin den Menschen ihre Gnade, ihren Beistand und Schutz geschenkt hat. Eines besonders anrührendes Wunder geschah im siebzehnten Jahrhundert, als der Bauern Fedot Obuchov aus Kaluga durch die Hilfe der allheiligen Gottesgebärerin auf wunderbare Weise vor dem Erfrierungstod während eines furchtbaren Schneesturms gerettet wurde. Als Dank für seine Errettung lies er eine Kopie der Ikone “Aufsuchung der Verlorenen” anfertigen und zur Verehrung durch die Gläubigen in der Stadt Bolchov im Gouvernement Orel aufstellen. Auch diese Kopie der Ikone “Aufsuche der Verlorenen” wurde durch viele Gebetserhörungen, Wunder und Heilungen bekannt. Das Gleiche gilt für die Kopie der heiligen Ikone, die sich in Moskau, in der Auferstehungskirche am Mariä-Entschlafungs-Kloster (Neždanova-Straße) befindet.

 

Ikone der Gottesmutter "Aufsuche der Verlorenen" - Икона Богородицы «Взыскание погибших»
Ikone der Gottesmutter "Aufsuche der Verlorenen" - Икона Богородицы «Взыскание погибших»

 

Zuvor befand sich diese Kopie der Ikone in der Christi-Geburts-Kirche in der Palaševsky-Gasse. Dorthin hatte sie zur Verehrung durch die Gläubigen einem Mann gebracht, der durch das Gebet vor der heiligen Ikone aus tiefer Armut und infolge dessen großer Verzweiflung gerettet worden war. Aber er hielt sich für unwürdig, diese wundertätige Ikone in seinem Haus aufzubewahren und schenkte sie deshalb der Kirche. Im Jahre 1812 wurde die Palaševsky-Kirche von den Franzosen geplündert. Dabei wurde heilige Ikone wurde entweiht und in drei Teile gespalten. Bei der Wiederauffindung der Ikone geschahen damals viele Wunder und Heilungen. Vor dieser Kopie der heiligen Ikone beteten vor allem junge Frauen um eine gesegnete Ehe sowie Menschen, die dem Alkoholismus verfallen waren oder die unter Armut litten und an Krankheiten und schweren Gebrechen litten. Vor allem Mütter beteten vor dieser heiligen Ikone für ihre todkranken Kinder. Auf der Ikone hält die allheilige Gottesgebärerin das Christuskind mit der rechten Hand, die mit ihrer linken zusammen gefaltet ist. Christus Emmanuel hebt den Kopf ein wenig und versucht, mit der Hand den Hals der Gottesmutter zu umarmen, die ihr Haupt leicht zu Ihm geneigt hält.

 

“Suche uns heim, die wir zugrunde gehen, o Allheilige Jungfrau, strafe uns nicht nach unseren Sünden, sondern erbarme Dich nach Deiner Menschenliebe. Erlöse uns von Hölle, Krankheiten und Nöten und errette uns”, so singen wir im Troparion zur Ikone “Aufsuche der Verlorenen”.

 

Das Fest der Ikone der Gottesmutter “Aufsuchung der Verlorenen” wird am 05. Februar begangen.

 

Die heilige Märtyrerin Agatha von Catania

 

05. Februar 

 

Die heilige Agatha war eine wohlhabende, adlige sizilianische Jungfrau von großer Schönheit. Da sie Christin war, wies sie die Brautwerbung des Statthalters Quintianus ab. Dieser nutzte den kaiserlichen Erlass zur Christenverfolgung und ließ sie verhaften und ins Bordell der Aphrodisia bringen. Dann veranlasste der Statthalter Verhöre und Folterungen mit sadistische Qualen: Mit den Händen an einen Balken gehängt, wurden Agatha die Brüste mit einer Zange zerrissen, mit einer Fackel gebrannt und schließlich abgeschnitten. In der Nacht erschien ihr dann im Kerker der heilige Apostel Petrus, um sie zu trösten. Tags darauf legte man sie auf spitze Scherben und glühende Kohlen, bis ein Erdbeben die Stadt Catania erschütterte, worauf das Volk Quintianus bedrohte, bis der von Agatha abließ und sie ins Gefängnis warf, wo sie starb.

 

Am ersten Jahrestag von Agathas Tod wurde ein die Stadt Catania bedrohende Lavastrom des Ätna durch ihr Grab abgelenkt. Ihr weißer Seidenschleier, der bei Prozessionen mitgeführt wird, wurde schon mehrfach vom Wind davongetragen, um so auf den nächsten bevorstehenden Ausbruch des Ätna hinzuweisen. 

 

Die Verehrung von Agatha ging schon bald über Sizilien hinaus. Bereits der heilige Ambrosius erwähnt sie in seinen Predigten. Der Heilige Gregor Dialogos, Bischof von Rom, berichtete von der Wirkung ihrer heiligen Reliquien und weihte ihr im Jahre 592 die Kirche Santa Agata dei Goti in Rom. In der Kirche San Agata al Fornace in Catania wird der Platz ihres Martyriums gezeigt. Ihre Reliquien liegen - ebenso wie ihr Schleier, der schon mehrfach den Lavastrom aufhielt – in der Kathedrale von Catania. Die Bewohner von Catania betrachten die heilige Agatha als ihre besondere Schutzheilige. Auch auf Malta wird die heilige Agatha besonders verehrt, da die Insel, auf ihre Fürsprache hin, im Jahre 1551 vor einer drohenden türkischen Invasion bewahrt werden konnte. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Heiliger König Richard von Wessex, der Wundertäter

 

7. Februar

 

Der heilige Richard war im 8. Jhd. König des angelsächsischen Königreiches Wessex. Die Angelsachsen waren ein Volk, das aus der Auswanderung von Teilen germanischer Stämme nach Großbritannien entstanden war. Die Sachsen waren aus dem heutigen Niedersachsen und die Angeln aus Schleswig-Holstein in den Osten des heutigen Englands gekommen. Damals lebten dort unter einer romanisierten Elite Stämmen der Kelten, die als Briten bezeichnet werden. Die Angelsachsen kamen ursprünglich als römische Söldner nach Britannien. Später führten sie Kriege gegen die Einheimischen und eroberten schließlich ganz England. Mit der Zeit verdrängten sie die ursprüngliche keltische Bevölkerung, die zum Teil in den Norden Frankreichs, die Bretagne auswanderten. Andere flüchteten nach Wales und Schottland. Mit der römisch-keltischen Bevölkerung verschwand auch die seit römischer Zeit in Lande gewachsenen kirchlichen Strukturen. Die im 4. Jahrhundert eingewanderten angelsächsischen Gruppen aber waren Heiden. Ende des 6. Jahrhunderts wurden sie zum christlichen Glauben bekehrt. Die Christianisierung der Angelsachsen begann im Jahre 597 mit der Entsendung von 40 Missionaren durch den hl. Gregor Dialogos, den Erzbischof von Altrom. Über diese Zeit berichtet uns der hl. Beda Venerabilis in seiner Historia ecclesiastica gentis Anglorum. Die Angelsachsen bildeten damals sieben kleine Königreiche: Wessex, Sussex, Essex, Kent, Ost-Anglien, Merzien und Nordhumbrien.

 

 

Der hl. Richard war König eines dieser kleinen angelsächsischen Königreiche. Er und seine heilige königliche Familie sind herausragende Beispiele für die Art und Weise, wie der christliche Glaube all jene erleuchtet, die bisher in der Finsternis des Heidentums gefangen waren.  Der hl. Richard, der auch den Beinamen „der Pilger“ trägt, war ganz und gar vom christlichen Glauben erfüllt. Auch seine  Familie strebet danach, das hl. Evangelium zu verbreiten. Seine Kinder, die Heiligen Willibald, Wunibald und Walburga waren dann wichtige Missionare für Christus und seine Kirche unter den germanischen Stämmen im späteren Deutschland. Ohne die Missionsarbeit und Strahlkraft der angelsächsischen Kirche, wäre der christliche Glaube nicht so schnell in Deutschland verwurzelt worden. Der hl. Richard unternahm mit seinen Söhnen im Jahre 720 eine Wallfahrt zu den Apostelgräbern nach Rom. Auf dieser Pilgerreise verstarb dann der hl. Richard in Lucca, nachdem er dort einen kranken Mann geheilt hatte. Der hl. Richard starb noch auf dem Hinweg nach Rom in Lucca und wurde dort in der Kirche San Frediano beigesetzt.

 

Als im Jahre 1154 eine Delegation aus der Diözese Eichstätt nach Lucca kam, fragte diese nach Reliquien des hl. Richard, denn die Eichstätter Diözese war vom hl. Willibald, dem ältesten Sohn des hl. Richard, während seines apostolischen Wirkens gegründet worden. Erst dadurch erkannten die Bürger von Lucca die Bedeutung des bis dahin eher wenig beachteten Pilgers. Die hl. Reliquien wurden daraufhin erhoben und am 7. Februar im Altar der Kirche San Frediano eingelassen. Ein Teil der hl. Reliquien wurde auch in die Kirche des Walburga-Klosters nach Eichstätt gebracht.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

 

Der Heilige Prophet Zacharias

 

8. Februar

 

Der Heilige Prophet Zacharias war aus dem Stamme Levi und gehört zur Zahl der „Zwölf kleinen Propheten“. Er wirkte in der Zeit kurz nach dem babylonischen Exil in Jerusalem und war Zeitgenosse des heiligen Propheten Haggai. Er war der Sohn Berechjas und Enkel Iddos. Der heilige Prophet Zacharias kam also aus einer jüdischen levitischen Priesterfamilie. Zur Zeit des Hohepriesters Jojakin war der heilige Zacharias das Oberhaupt seiner Familie. Der heilige Prophet Zacharias wird "Sichelseher" genannt, wegen einer in seinem Buche beschriebenen Vision, in welcher er eine sichelförmige Rolle erblickte (Zacharias, Kapitel 5: 1-4). Das von ihm hinterlassene prophetische Buch besteht aus 14 Kapiteln und enthält eine ausführliche Weissagung über die letzten Tage im irdischen Leben Christi, über Seinen Einzug in Jerusalem auf einem Esel (Kapitel 9: 9), seinen Verrat für 30 Silberinge und die Bestimmung des Geldes (Kapitel 11: 12-13), die Durchbohrung der Seite (Kapitel 12:10), die Zerstreuung und Flucht der Jünger aus dem Garten Gethsemane (Kapitel 13: 7) und die Verfinsterung der Sonne während des Kreuzleidens Christi (Kapitel 14: 6-7). Der heilige Prophet Zacharias starb im Jahr 520 vor Christus. Die Christenheit feiert die Heilereignisse die der heilige Prophet Zacharias vorhergesagt hat, am Sonntag der Palmen und während der Großen und Heiligen Woche (Karwoche).

 

 

IKONE DER ALLHEIGEN GOTTESGEBÄRERIN VON TOTMA
10. Februar
Die Totma-Sumorin Ikone der Gottesmutter (Икона Божией Матери То́темская-Суморинская) wurde verherrlicht durch zahlreiche Heilungen im Erlöser-Sumorin-Kloster in der Stadt Totma.
Als die Einwohner der Stadt sich an Zar Iwan den Schrecklichen wandten, um um Erlaubnis zu bitten, ein Kloster in ihrer Stadt errichten zu dürfen, gewährte der Erzbischof von Rostow, Nikander, im Jahr 1554 hierauf dem Hl. Theodosius die Erlaubnis für dieses Bauvorhaben.
Der Klostervorsteher des Priluki-Klosters segnete den Hl. Theodosius mit einer Ikone der Gottesmutter für den erfolgreichen Bau des neuen Klosters. Die Ikone erhielt danach den Namen „Totma-Sumorin“ (Totma ist die Stadt, Sumorin ist der Familienname des Hl. Theodosius).
Nach dem Tod des Mönchs wurde die wundertätige Ikone in einem Schmuckkästchen vor der Krypta des Heiligen in der Himmelfahrts-Kirche des Klosters aufgestellt. Der Hl. Theodosius war (daraufhin) vielen Kranken erschienen, diese Ikone in seinen Händen haltend.
Quelle: Fcebook-Account des Kloster der Hl. Elisabeth (Minsk)

 

Unsere ehrwürdige Mutter Scholastika, Schwester des ehrwürdigen Benedikt von Nursia

 

10. Februar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die heilige Scholastika war die Zwillingsschwester des hl. Benedikt. Der heilige Papst Gregor Dialogos schreibt, dass sie sich bereits in jungen Jahren Gott geweiht hatte. Er schildert sie als überzeugte und eifrige Christin, der die Gaben des wunderwirkenden Gebets und der vollkommenen Gottesliebe gegeben waren und die als geistliche Lehrerin ihres Bruders Benedikt wirkte - worauf schon ihr Name hinweist.

 

Benedikt und Scholastika wuchsen beide gemeinsam bei ihren vermögenden Eltern auf, bis Benedikt zum Studium nach Rom aufbrach. Sie blieb vermutlich im Haus ihrer Eltern wohnen und zog nach dem Tod des Vaters in eine Einsiedelei am Fuß des Montecassino, auf dessen Gipfel Benedikt mittlerweile seine klösterliche Gemeinschaft gegründet hatte. Einmal im Jahr trafen sie sich zum gemeinsamen Gebet und geistlichen Gespräch. Als Benedikt sich einmal bei Anbruch der Dunkelheit von ihr verabschieden wollte, bat sie ihn zu bleiben. Als er ablehnte, fing sie an zu beten, und ein furchtbarer Sturm brach los und zwang Benedikt zum Bleiben. Als ihr Bruder sie zur Rede stellte, antwortete sie: „Ich bat dich, doch du hörtest nicht, so bat ich Gott, und er erhörte mich.“

 

Der hl. Benedikt musste sich gegen die Befolgung seiner Regel und für die Zuwendung zu seiner Schwester entscheiden. In andächtigen Gesprächen über die Freuden des Himmels verbrachten sie die Nacht und die folgenden drei Tage, bis Scholastika unerwartet starb. Der hl. Benedikt sah ihre Seele als weiße Taube gen Himmel fliegen. Er bestattete sie am Kloster Montecassino in dem Grab, das er für sich vorgesehen hatte, und in das er 547 auch gelegt wurde.

 

Teile der Reliquien der hl. Scholastika liegen in der Kirche San Paolo fuori le Mura in Rom. Aber bereits in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhundert wurden Teile der Reliquien des hl. Benedikt und der hl. Dcholastika nach Frankreich gebracht.

 

Troparion  im 8. Ton: In dir, Mutter, wurde die Ebenbildlichkeit sorgsam bewahrt: Du nahmst das Kreuz und folgtest Christus nach, und im Tun hast du gelehrt, das Fleisch nicht zu beachten, denn es vergeht, sondern sich um die Seele zu kümmern, einem unsterblichen Werk: Daher jubelt mit den Engeln, gottselige Scholastika, dein Geist.

 

 

Der Heilige Großmärtyrer  Charalampos

 

10. Februar

 

Der Heilige Charalampos (Ο Άγιος Χαράλαμπος) wurde im zweiten Jahrhundert in Antiochien in Pisidien geboren. Er wurde Bischof der Stadt Magnesia in Kleinasien zur Zeit des Kaiser Septimus Severus (193-211) und des Statthalter Lucianus. Auch unter diesem heidnischen römischen Kaiser kam es zu verschiedenen Wellen der Verfolgung an den Christen. Dabei wurde auch der Heilige Charalampois während der Feier der Göttlichen Liturgie genau zur Zeit der Verkündigung des Heiligen Evangeliums festgenommen und sofort seiner priesterlichen Gewänder beraubt. Da er den Glaubensabfall standhaft verweigerte, zog man ihm, wie einst dem heiligen Apostel Bartholomäus, bei lebendigem Leibe die Haut ab. Der römische Statthalter Lucianus war über seine Standhaftigkeit im Martyrium dermaßen erzürnt, dass er ihm eigenhändig seinen Leib zerfleischen wollte. Nach dem Bericht der Märtyrerakten fielen ihm jedoch im gleichen Augenblick die Hände ab. Da flehte er den Heiligen Charalampos an, ihn zu heilen, was dieser auch tat. Als die Umstehenden dies Wunder Gottes, das sich auf das Gebet des Heiligen Charalampios hin ereignet hatte, sahen, bekehrten sich sowohl der Henker Porphyrios, als auch der römische Soldat Dauktos mit drei weiteren anwesenden Frauen zum christlichen Glauben und schworen der Verehrung der heidnischen Götzen öffentlich ab. Darauf hin ließ sie der Statthalter alle festnehmen und befahl sie zu enthaupten, nachdem sie vorher noch viele Folterungen erdulden mußten. Auch der Heilige Charalampos wurde schließlich, obwohl er den Statthalter vorher geheilt hatte, auf seinen Befehl hin durch das Schwert hingerichtet.

 

Im Tropar zu Ehren des Heiligen Charalamos singt die griechische Kirche:

 

„Eine standfeste Säule der Kirche Christi und ein hell strahlendes Licht für den Erdkreis bist du, weiser Charalampos, geworden. Vor der Welt hast du Seliger durch deinen Martyrertod geglänzt und damit die Finsternis der Dämonen zerstreut. Darum bitte Christus Gott, zu erretten unsere Seelen.“ 

 

In den übrigen orthodoxen Lokalkirchen wird zu Ehren des Heiligen Charalampos das folgende Tropar gesungen:

 

„Dein Märtyrer, Herr, hat durch seinen Kampf die unvergängliche Siegeskrone von Dir unserem Gott empfangen. In Seiner Kraft hat er die Tyrannen besiegt und die ohnmächtige Gewalt der Dämonen gebrochen. Durch seine Fürbitte Christus, Gott, rette unsere Seelen.“ 

 

Aus seiner Vita wissen wir, dass sich der Heilige Charalampos als Bischof in Magnesia in vorbildlicher Weise um die Notleidene und Bedürftige gekümmert hat. Auf Sein Gebet hin ereigneten sich auch viele Wunder. Er hat Betrübte und Niedergeschlagene tröstet und eine Frau auf wunderbare Weise vor dem Tode errettet. Auch hat er Unzählige zum Glauben an Christus geführt. Deshalb wurde er auch auf Geheiß des Statthalters Lucianus während des Gottesdienstes verhaftet und zur Demütigung noch in der Kirche seiner liturgischen Kleider beraubt.

 

Vor allem von den griechischen Gläubigen unserer orthodoxen Kirche wird der Heilige Großmärtyrer Charalampos besonders verehrt.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Myronspendende Ikone von der Insel Hawaii der allheiligen Gottesgebärerin von der Pforte

 

Das Fest zu Ehren der Iberischen Ikone (Иверская икона) der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria wird dreimal im Jahr begangen, und zwar am 12. Februar, am 13. Oktober und am Dienstag der Lichten (Oster-) Woche.

 

Die Ikone der Gottesmutter von Iweron, auch "Gottesmutter von der Pforte" genannt, befindet sich heute im Iviron-Kloster Iviron auf dem Heiligen Berg Athos. Sie zählt zu den wichtigsten Ikonen der allheiligen Gottesgebärerin und wurde vom heiligen Evangelisten und Apostel Lukas geschrieben. Die Ikone der Gottesmutter von der Pforte wird auch nach ihrer griechischen Bezeichnung Panagia Portaitissa (griechisch: Παναγία Πορταΐτισσα) genannt.

 

Die Ikone der Gottesmutter von der Pforte gehört nach der Art ihrer Darstellung zum byzantinischen Typus der "Himmlischen Wegführerin" (griechisch: ὁδηγήτρια = Hodegetria). Ihre Darstellung entspricht im Ikonentypus der Hodegetris der Ikone der allheiligen Gottesmutter von Smolensk und der Ikone der  Ikone der allheiligen Gottesmutter von Tschenstochau.

 

Auf der Iwerskaja-Ikone trägt die allheilige Gottesgebärerin das Kind auf dem linken Arm; die rechte Hand weist im Gebet auf den Erlöser. Der Kopf des Erlösers ist erhoben, und sein Gesicht ist ein wenig der Gottesmutter zugewandt, die Ihm ihr Haupt zuneigt. Auf der rechten Wange der Gottesmutter ist eine Wunde dargestellt, aus der Blut fließt. Sie ist das besondere Merkmal, an dem man die Iwerskaja erkennen kann.

 

Diese dargestellte Wunde hat mit der Geschichte dieser Gottesmutterikone zu tun: Eine fromme Witwe, die nahe der Stadt Nikäa wohnte, die unweit von Konstantinopel liegt, hatte eine wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin. Zur Zeit der ikonoklastischen Häresie und der Verfolgung der Ikonenverehrer drangen Soldaten in das Haus der Witwe ein, die auf Befehl  des ikonoklastischen Kaisers Theophilos die heilige Ikone holen und dann zerstören sollten. Die Witwe flehte sie an, bis zum nächsten Tag zu warten. Aber einer der Soldaten, von dämonischer Bosheit getrieben, schlug mit seinem Speer in das Gesicht der Gottesmutter. Aus der verletzten Stelle auf der Ikone floss wie aus einem lebendigen Körper Blut.

 

Da die Witwe die wundertätige Ikone vor weiterer Lästerung schützen wollte, warf sie das heilige Bildnis in dieser Nacht ins Meer. Die Ikone begann aufrecht stehend auf den Wellen zu schwimmen, als ob jemand sie halten würde. Der Sohn der frommen Frau, der Zeuge dieser Ereignisse geworden war und später Mönch auf dem Berg Athos wurde, erzählte den Athosmönchen davon, wie seine Mutter die heilige Ikone dem Meer übergeben hatte.

 

Viele Jahre vergingen bis eines Tages die Mönche des Iweron-Klosters über dem Meer eine Feuersäule bemerkten, die bis zum Himmel reichte und über einer Muttergottesikone stand. Nach inständigem Gebet der Mönche erschien die Mutter Gottes dem greisen Mönch Gabriel im Traum und trug ihm auf, über das Meer zu gehen, um die heilige Ikone ins Kloster zu holen. Der alte Mönch erfüllte im festen Glauben den Auftrag der himmlischen Gebieterin, und nachdem er ohne Angst über das Wasser wie über festes Land geschritten war, nahm er das wundertätige Ikone in seine Hände.

 

Die Mönche des Iweron-Klosters empfingen die heilige Ikone mit großer Freude und tiefer Ehrerbietung und brachten sie in die Hauptkirche (Katholikon) des Klosters. Aber am nächsten Tag sahen sie, dass sich die Ikone nicht in der Kirche, sondern über dem Klostertor befand. Die Mönche brachten die heilige Ikone daraufhin in die Kirche zurück, aber am nächsten Morgen befand sie sich wieder am gleichen Platz über dem Klostertor. Das wiederholte sich einige Male, bis die allheilige Gottesmutter dem ehrwürdigen Gabriel ihren Willen kundtat. Sie sagte, dass sie nicht von den Mönchen beschützt werden wolle, sondern selbst deren Beschützerin sein werde, nicht nur im irdischen, sondern auch im ewigen Leben.

 

Über dem Klostertor wurde eine Kirche zu Ehren der Gottesgebärerin erbaut, und die wundertätige Ikone wurde dort aufgestellt, wo sie sich bis heute befindet. Seit jener Zeit heißt die Ikone Portaissa, also Türhüterin .

 

Die Geschichte des Iweron-Klosters berichtet uns von vielen Begebenheiten der wunderbaren Hilfe der Mutter Gottes: Befreiung von Barbaren, Vermehrung von Weizen-, Wein- und Ölvorräten und Heilung von Kranken. Die Kunde von dieser wundertätigen Ikone drang bisin den Norden und erreichte schließlich auch Russland. Der Abt des Novospasskij-Klosters, Nikon (der spätere Patriarch), wandte sich an den Archimandriten des Iveron-Klosters, der damals in Moskau weilte, mit der Bitte, eine Kopie des wundertätigen Bildes nach Russland zu schicken. Ein russischer Athosmönch schrieb daraufhin eine genaue Kopie, die am 14. Oktober 1648 nach Moskau gebracht wurde. Auch diese Moskauer Ikone der Iverskaja wurde, wie auch andere Kopien der Iwerskaja, durch zahlreiche Wunder bekannt.

 

Eine weitere neuere Kopie der Portaitissa ist die Myronströhmende Ikone aus Montreal in Kanada.Auch diese Kopie wurde auf dem Heiligen Berg Athos geschrieben. Dort wurde sie einem orthodoxen Christen aus Amerika, José Muñoz-Cortes übergeben. Fünfzehn Jahre lang, zwischen 1982 und 1997, floss ununterbrochen Myrrhe aus dieser heiligen Ikone. Dann wurde José unter bis heute ungeklärten umständen überfallen und ermordet. Seitdem ist diese Heilige Ikone verschollen. Vorher war sie eines der wichtigsten Heiligtümer der Russischen Auslandskirche gewesen und hatte auf zahlreichen Reisen zu Pfarreien die orthodoxen Gläubigen in den Vereinigten Staaten und Kanada, in Südamerika, Australien und Europa  besucht.

 

 

 

 

 

Eine einfache photographische Druckkopie der Ikone von Montreal ist die hawaiische Ikone der Portaissa. So zeigt die Allheilige seit dem Jahr 2007 den orthodoxen Christen in Amerika erneut ihre Gnade. Diesmal begann eine Ikone in einer orthodoxen Familie Myron auszuströmen. Die Ikone wurde dann die örtliche orthodoxe Kirche übertragen und dort zur Verehrung aufgestellt. Im Jahre wurde die hawaiianische Myrrhonfließende Ikone der Portaissa von der Russischen Auslandskirche offiziell als wundertätig und verehrungswürdig anerkannt.

 

 

 

Die christlich-orthodoxe Familie als Keimzelle des kirchlichen Lebens - Das Beispiel der Heiligen Aquila und Priscila

 

13. Februar

 

Das heilige Ehepaar Aquila und Priscila (Αγιοι Ακυλας και Πρισκιλλα) gehören mit zu den ersten Zeugen des christlichen Glaubens und sind uns durch ihre Unterstützung der Missionsarbeit des heiligen Apostels Paulus bekannt (Apostelgeschichte 18:1-3).

 

Diese beiden Heiligen waren jüdischer Herkunft und kamen aus Rom nach Korinth, wo ihnen der heilige Apostel Paulus um das Jahr 50 nach Christus begegnete. Der Grund, weswegen sie Rom verlassen mussten, war ein Edikt des Kaisers Claudius (41–54) gewesen, demzufolge die Juden die römische Hauptstadt verlassen mußten, weil sie, wie es uns der römische Geschichtsschreiber Sueton berichtet, „aufgrund der Unruhen, die  ein gewisser Chrestos in Rom gestiftet habe“, mit anderen Juden der Stadt verwiesen worden waren (vgl.: Sueton: Das Leben der römischen Kaiser). Diese Erwähnung beim römischen Historiker Sueton ist eine der frühesten antiken nichtchristlichen Zeugnisse für das Leben Christi und die im Entstehen begriffene römische Ortskirche. Jedoch belegt der fehlerhafte Name „Chrestos“ statt „Christus“ auch, daß der römische Patrizier Sueton als Angehöriger der heidnisch-römischen Oberschicht nur vage Vorstellung davon hatte, worum es bei den Christen und ihrem Glauben eigentlich ging und in welchem Verhältnis die frühen Christen in Rom zur örtlichen jüdischen Gemeinde standen.

 

So mußten die beiden Heiligen infolge der Konflikte zwischen Juden und Christen Rom auf kaiserlichen Ausweisungsbefehl hin verlassen und trafen dann in Korinth mit dem heiligen Apostel Paulus zusammen. Im heiligen Apostel Paulus trafen diese beiden römischen Christen sowohl jemanden, mit dem sie durch ihren Glauben an Jesus Christus eng verbunden waren, als auch einen der apostolischen Leiter der sich langsam im ganzen römischen Reich ausbreitenden Kirche, dessen missionarische Bemühungen sie unterstützen konnten. Ein praktischer Grund für die Verbindung mit Paulus war sicherlich auchm daß Aquila das gleiche Handwerk wie der Völkerapostel ausübte. Auch er war von Beruf Zeltmacher. Später in Ephesus übernahmen die beiden eine entscheidende Rolle in der Katechisierung des alexandrinischen Juden Apollos. Da dieser den christlichen Glauben nur oberflächlich kannte, nahmen Priscila und Aquila ihn „zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer dar“ (Apostelgeschichte 18:26). Als der heilige Apostel Paulus in Ephesus seinen ersten Brief an die Korinther schrieb, erwähnte er ausdrücklich auch Grüße von „Aquila und Priscila und ihrer Hausgemeinde“ (1. Korinther 16:19). Dadurch wissen wir, dass dieses heilige Ehepaar auch eine wichtige Rolle in der sich bildenden Ortskirche in Ephesus gespielt hat, denn in ihrem Haus trafen sich die Christen, um die Heilige Liturgie zu feiern.

 

Dieses Treffen der Christen werden in griechisch-sprachigen Neuen Testament als „Versammlung“ auf griechisch „Ekklesia“ bezeichnet. Heraus entstand später unser Wort für die Kirche.

 

Der heilige Aquila war ein in der kleinasiatischen Provinz Pontos geborener Jude (vgl.: Apostelgeschichte 18:2), der sich mit seiner Frau Priscilla in Rom niedergelassen hatte. Dort übten sie den Beruf der Zeltmacher aus. Sie waren also als selbständige und damit durchaus wohlhabende Handwerker in Rom tätig. Die Heilige Priska (Priszilla bzw. Priscilla ist ein Diminutivform des römischen Namens Prisca). Sie stammte mit einiger Sicherheit aus der gleichen Stadt wie ihr Ehemann Aquila. Die heilige Priszilla wird in der Apostelgeschichte auch mit der Namensform „Priscilla“ (griechisch: Πρίσκιλλα), sowie in den Briefen des heiligen Apostel Paulus mit der Namensform Prisca (griechisch: Πρῖσκα) genannt. Die römischen Namen der beiden Heiligen lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass sie frei geboren waren und, ebenso wie der heilige Apostel Paulus, ebenfalls das römische Bürgerrecht besaßen. Bereits während ihres Aufenthaltes in Rom waren Aquila und Pricilla Christen geworden.

Als der römische Kaiser Claudius im Jahr 49 wegen Auseinandersetzungen um einen gewissen „Chrestus“ alle Juden aus der Stadt Rom auswies - oder beziehungsweise nur diejenigen, die sich zum christlichen Glauben bekannten – zogen sie nach Korinth. Während seiner zweiten Missionsreise lernte sie dort der heilige Apostel Paulus kennen und wohnte bei ihnen in ihrem Hause. Auch übten sie zusammen das Zeltmacherhandwerk aus (vgl.: Apostelgeschichte 18:1-3).

Von Korinth aus begleiteten die Heiligen Aquila und Priscilla den Apostel Paulus nach Ephesus und blieben dann in dieser Stadt als der heilige Apostel Paulus weiterzog (Apostelgeschichte 18:18-19). Hier wirkten sie als Katecheten und Missionare und nahmen unter anderem Apollos, einen jüdischen Katechumenen aus Alexandrien, einen späteren Mitarbeiter des heiligen Apostel Paulus, bei sich in ihrem Hause auf. Apollos war zwar ein glühender Anhänger Christi, ein guter Kenner der Heiligen Schriften des Alten Testament und ein begabter Prediger, jedoch hatte er bisher nur die Taufe des heiligen Vorläufers Johannes empfangen. So bereiteten ihn die beiden Heiligen auf den Empfang der Taufe vor und unterwiesen ihn in den Einzelheiten des christlichen Glaubens (Apostelgeschichte 18:26). Im Hause von Aquila und Priscilla versammelte sich auch die Kirche von Ephesus zur Feier der Heiligen Liturgie. In dem in Ephesus geschriebenen 1. Brief des heiligen Apostels Paulus an die Korinther sandten auch der Apostel auch in ihrem Namen besondere Grüße an die Gemeinde in Korinth (1. Korinther 16:19).

In Römer 16:3-4 bezeichnet der heilige Apostel Paulus Aquila und Priscilla nicht nur als seine Mitarbeiter, sondern auch diejenigen, die „für mein Leben ihren Hals hingehalten haben“. Dabei bezieht er sich vermutlich auf die in 2. Korinther 1:8-10 geschilderte Bedrohung seines Lebens durch die Auseinandersetzung mit Demetrius, einem heidnischen Devotionalienhändler am Artemistempel in Ephesos (Apostelgeschichte 19:23-40). Die Heiligen Aquila und Priscilla unterstützten den Apostel Paulus also während der, durch diesen Aufstand der Heiden in Ephesus ausgelösten Verfolgung des Apostels und seines daraus resultierenden Gefängnisaufenthaltes und brachten sich damit auch selbst in Gefahr. Nach dem Tod des Kaisers Claudius im Jahr 54 kehrten die beiden Heiligen nach Rom zurück. Dort wurde ihr Haus, wie schon vorher in Korinth und Ephesus, zum Versammlungsort einer der Hausgemeinden der römischen Kirche, die der Heilige Apostel Paulus in seinem Brief an die Kirche in Rom besonders grüßt (Römer 16:3-4).

Wenn der 2. Brief des Apostel Paulus an Timotheus im Zeitraum kurz vor seiner letzten Gefangennahme in Ephesus geschrieben wurde, lebten zu diesem Zeitpunkt die heiligen Aquila und Pricilla schon nicht mehr in Rom, sondern schon wieder in Ephesus (2. Timotheus 4:19).

 

 

Von diesen frühen Versammlungssstätten der Christen können wir uns anhand einer Hauskirche, die in der Stadt Dura Europos am Euphrat im Osten Syriens ausgegraben wurde, heute ein gutes Bild machen. Diese Hauskirche in Dura Europos ist das bisher älteste archäologisch nachweisbare Kirchengebäude und stammt aus der Zeit um 233 nach Christus. Das aus Lehmziegeln erbaute Haus, in dem sich die Kirche befand, hat wohl rund 200 Jahre lang als ganz normales Wohnhaus gedient, ehe es von der christlichen Gemeinde als Kirche genutzt wurde. Es bestand aus einem Innenhof als Zentrum des Gebäudes, um den die anderen Räume angeordnet waren. Um 233 wurde das Haus dann für den kirchlich-liturgischen Gebrauch umgebaut. Dieses Datum ist uns durch eine Inschrift im Wandputz bekannt. Bei diesem Umbau wurden zwei Wohnräume des Hauses zu einem 13 × 5 m großen Versammlungsaal für die Feier der Heiligen Liturgie zusammengefasst. An der Ostseite des Saales finden wir ein gemauerten Podest oder Sitz, der dem die Feier der Göttliche Liturgie leitenden Bischof als Thron gedient haben mag. Durch eine in den Estrich gelangte Münze wissen wir, daß im Jahre 241 ein weiterer Raum des Hauses zu einer Taufkapelle (Baptisterium) umgestaltet wurde. Hier fand sich ein steinernes Taufbecken mit einem steinernen Baldachin darüber. In diesem Raum befanden sich auch zahlreiche Wandikonen die Adam und Eva mit dem Baum der Erkenntnis, Christus als den Guten Hirten, David und Goliath, sowie die Frauen am leeren Grab darstellten. Diese in Form von Fresken im sassanidischen Stil ausgeführten frühen Ikonen waren bei ihrer Auffindung noch relativ gut erhalten.

 

In Ephesus traf sich die Versammlung Christi, also die Ortskirche, im Haus von der Heiligen Aquila und Priscila, um die Göttliche Liturgie zu feiern. Wir sehen daran, daß die Wirklichkeit der Kirche in den Häusern der Gläubigen begann. Erst im vierten Jahrhundert entstanden dann eigenständige Kirchengebäude für die Feier Göttlichen Liturgie und die morgendlichen und abendlichen christlichen Gottesdienste, aus denen sich dann unser Stundengebet entwickelte. Bis dahin aber übernahmen die Häuser der christlichen Familien diese gewichtige Rolle. Als später Heiligen Aquila und Priscila nach Rom zurückgekehrt waren, war es wiederum ihr Haus, in dem eine der Hausversammlungen der immer größer werden römischen Ortskirche zur Feier der heiligen Mysterien traf. Denn in den Katakomben versammelten sich die römischen Christen zur Feier der Göttlichen Liturgie nur während der Verfolgungszeiten. Ansonsten waren sie die Begräbnisstätten der römischen Gemeinde. Der heilige Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer auch einen besonderen Gruß an die beiden Heiligen: „Grüßt Priscila und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mich ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Völker sind ihnen dankbar. Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelt“ (Röm 16:3–5). Durch dieses außergewöhnliche Lob wissen wir, dass der heilige Völkerapostel in ihnen ausdrücklich zwei gesegnete Mitarbeiter seines Apostolates sieht. Die erwähnte Gefährdung ihres eigenen Lebens bezieht sich möglicherweise auf ihre Hilfe während seiner Gefangenschaft in Ephesus (vgl.: Apg 19:23–41; 1 Korinther 15:32; 2. Korinther 1:8–9).

 

  

Der wirkliche Lebenslauf der beiden heiligen Fürsten Peter und Fevronija von Murom ist heute für uns wegen der stark legendenhaften Gestaltung ihrer Vita nur mit Schwierigkeiten fassbar. Die Vita der beiden heiligen Eheleute geht auf die Lebensbeschreibung des Fürsten David (bzw. Peter) Jurjewič von Murom zurück, dessen Tod als Schema-Mönch die russischen Chroniken im Jahre 1228 ebenso vermelden wie den seiner Frau, die als Nonne den Namen Euphrosynija trug. Die Vita vermeldet, daß Peter-David der zweite Sohn des Muromer Fürsten Jurij Wladimirovič war. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er im Jahre 1203 die Herrschaft über das Teilfürstentum Murom. Als er dann einige Jahre nach seinem Regierungsantritt schwer erkrankte, wurde ihm in einer Vision geoffenbart, daß die Tochter eines einfachen Bienenhüters (Imkers), ein Bauernmädchen aus dem Dorfe Laskowaja bei Rjasan mit dem Namen Fevronija, ihm das Leben retten könne. Dies geschah auch und der Fürst heiratete darauf hin seine aufopfernde Pflegerin. Aber die adelsbewußten Bojaren in Murom forderten die Verstoßung der als nicht standesgemäß empfundenen neuen Fürstin. Als sich jedoch Fürst Peter weigerte seine Ehefrau zu verstoßen, wurden das Fürstenpaar aus der Stadt vertrieben. Das Fürstenpaar musste mit einem Boot auf dem Fluss Oka flüchten. Jedoch riefen bald darauf die Bewohner der Stadt Murom die beiden treuen Eheleute wieder zurück. Sie starben im Jahre 1228 zur gleichen Stunde am 25. Juni. Vorher waren die beiden fürstlichen Eheleute, nach dem damals üblichen frommen Brauch, noch in den Mönchsstand getreten. Sie werden als Vorbilder des christlich-orthodoxen Ehelebens in der slavischen Orthodoxie hoch verehrt. Ihre Reliquien ruhen noch heute in der Kathedrale von Murom. Die Kanonisation erfolgte im Jahre 1547.

Quelle: Gottesdienst zu Ehren aller Heiligen der Rus´, Würzburg 1987.

 

Auch wir sind nicht nur dem heiligen Apostel Paulus dankbar, der durch sein Wirken den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus und die Botschaft Seines heiligen Evangeliums zu uns bis in den Westen Europas getragen hat, sondern auch dem heiligen Ehepaar Aquila und Priscila und unzähligen anderen gläubigen Familien, die den christlichen Glauben durch die Zeiten weitergetragen und es so mit ermöglicht haben, daß dieser heilige Glaube bis heute lebendig blieb und auch uns heute Lebenden erreicht hat. Dieses feiern wir in unserer, der russischen Tradition der orthodoxen Kirche verbundenen, Ortskirche, wenn wir der Synaxis aller Heiligen, der Synaxis der Heiligen der russischen Länder und der Taufe der Kiewer Rus gedenken. Denn durch den Glauben der uns Vorangegangenen, der russische Emigranten und südosteuropäischen Gastarbeiter, die den Heiligen Orthodoxen Glauben nach Deutschland gebracht und ihn durch die Gründung von Gemeinden hier beheimatet haben, kann die orthodoxe Kirche auf dem Mutterboden der Taten ihrer Heiligen heute weiter wachsen.

 

 

Der heilige Bischof Zenobius, und seine Schwester, die heilige Zenobia, Märtyrer von Ägäa in Cilicien unter dem Kaiser Diokletian und dem Statthalter Lysias. Zenobius war ursprünglich Arzt und führte schon in seiner weltlichen Stellung ein ungemein erbauliches und wunderreiches Leben. Er heilte die Kranken weniger durch seine Kunst, als durch die Kraft Gottes, und nahm für seine Bemühungen nie Geld an. Wegen seiner Tugenden zum Bischof von Ägäa erwählt, predigte er eifrig das Evangelium und setzte dabei seine Wunderheilungen fort. Als die diokletianische Verfolgung ausbrach, wurde er verhaftet und, an einen Block gebunden, auf vielerlei Weise gemartert. Da eilte seine Schwester Zenobia herbei und bekannte öffentlich, dass sie ebenfalls Christin sei, worauf der Statthalter sie wie ihren Bruder der Pein unterzog und letztlich beide enthaupten ließ. Ihre Leiber warf man vor der Stadt hin. Nachts aber kamen die Priester Hermogenes und Cajus und begruben sie in einer benachbarten Höhle. 

 

 

Das heilige Paar Priscila und Aquila zeigt, wie wichtig und bedeutungsvoll das christlich-orthodoxe Familienleben für die weitere Zukunft und die missionarische Ausstrahlung der orthodoxen Kirche, und das nicht nur in der orthodoxen Diaspora, sind. Deshalb sprechen wir Orthodoxen von der kirchlich geprägten Familie, die von der tiefen christlich-orthodoxen Spiritualität getragen wird , auch von einer „Kirche im Kleinen“, einer „Hauskirche“, einer „Zelle, aus der der Leib Christi in der örtlichen Pfarrgemeinde aufgebaut ist“. Hier erfahren unsere Kinder den orthodoxen Glauben; hier wachsen sie organisc in die Formen christlich-orthodoxen Lebens hinein. Hier werden sie mit den Lebensvollzügen der Orthodie vertraut. Deshalb ist der gelebte Einsatz gläubiger Eheleute und die Verantwortung, die sie für die Gestaltung einer erfahrbaren Kirchlichkeit übernehmen, besonders wichtig, auch wenn er uns oft als so selbstverständlich erscheint. Jedes christlich-orthodoxe Heim ist berufen, sich in eine „kleine Kirche“ zu verwandeln. Als der heilige Justin der Märtyrer im 2. Jahrhundert einmal gefragt wurde, was er tun würde, um jemanden vom christlichen Glauben zu überzeugen, sagte er, daß er ihn einladen würde, ein Jahr mit ihm zusammen in seinem Hause zu leben. In der orthodoxen Spiritualität öffnet sich die gegenseitige Liebe christlicher Eheleute auch zu ihren Mitmenschen in ihrer Umgebung hin, weil sie als orthodoxe Christen in den Mittelpunkt ihres Lebens, nicht nur ihre gegenseitige Liebe, sondern die Herrschaft Christi stellen. Daher sind die Heiligen Priscila und Aquila auch heute noch wichtige Vorbilder für ein christliches Ehepaar, das sich verantwortlich für den Dienst an der christlichen Gemeinschaft und der Welt einsetzten will. 

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Hl. HERMOGENES, PATRIARCH VON MOSKAU

17. Februar
Der hl. Hermogenes stammt aus einer Familie von Don-Kosaken und wurde um 1530 in den Gebieten zwischen Wolga und Don geboren. Er diente zuerst als Priester an der Kirche zum hl. Nikolaus in Kasan. 1589 empfing er die Bischofsweihe und wurde zum ersten Metropolit von Kasan und Astrachan. Als solcher wirkte er besonders für die Bekehrung der tatarischen Bevölkerung.
Im Jahre 1579 übertrug er die Gottesmutterikone von Kasan vom Orte ihrer Erscheinung in die Kirche des hl. Nikolaus. Dank seiner literarischen Begabung schrieb der Heilige selbst die Geschichte über die Erscheinung der Ikone und über die durch sie gewirkten Wunder. Auf seine Initiative hin kam es 1595 zur Kanonisierung einer Reihe von Kasaner Heiligen.
Durch all dies wurde Hermogenes recht bekannt, so dass er am 3. Juli 1606 vom Konzil der russischen Bischöfe in das Patriarchenamt in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale erhoben wurde.
Der hl. Hermogenes (Germogen) lebte und wirkte zu einer Zeit, da schwere Leiden das russische Volk prüften, als große Gebiete Weißrusslands unter polnische Herrschaft fielen und der orthodoxe Glaube arg bedrängt wurde. Die Polen drangen sogar bis Moskau vor und stürmten das hl. Sergius-Dreiheits-Lavra.
Der Patriarch rief das russische Volk zum Widerstand gegen die fremde Herrschaft auf und trat für die Wahl eines rechtgläubigen russischen Zaren ein. Die Einwohner Moskaus erhoben sich gegen die Polen, die den Aufstand jedoch niederschlugen und die Stadt niederbrannten. Mit Hilfe russischer Verräter wurde der Patriarch verhaftet und im Tschudow-Kloster eingekerkert. Die Polen verlangten von ihm, dass er das Volk im Sinne der polnischen Herrschaft beeinflussen sollte, was er jedoch ablehnte. Dann ließen ihn die Polen im Kerker verhungern.
Er starb am 17. Februar 1612, kurz vor der Befreiung der Stadt. Sein Leib wurde im Tschudow-Kloster begraben und im Jahre 1654 in die Mariä-Entschlafens-Kathedrale übertragen. SeineHeiligsprechung erfolgte am 12. Mai 1913.

 

Der heilige Neo-Märtyrer Valeriu Gafencu -

Ein neuzeitlicher Bekenner und Märtyrer Christi

im Rumänien unter dem kommunistischen Joch

 

18. Februar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Seit der Zeit der heiligen Apostel und der frühen christlichen Kirche erfreuen sich die heiligen Märtyrer, die ihr Zeugnis für Christus mit ihrem Blut besiegelt haben, besonderer Ehre und Verehrung, ja die ganze christliche Heiligenverehrung hat ihren Ursprung in der Verehrung der heiligen Märtyrer. Die orthodoxe Kirche charakterisierte das Martyrium als "Bluts-Taufe" und setzte es in Verbindung mit den Worten des Herrn, Der Seinen Tod am Kreuz als „Taufe“ bezeichnete , und auch mit der Lehre des heiligen Apostels Paulus, der das Untertauchen der Gläubigen während des Mysterions der heiligen Taufe als sakramentale Teilnahme am Tod und der Auferstehung Christi betrachtete.

 

Durch das Zeugnis der heiligen Märtyrer und Bekenner wurde das Heidentum im römischen Reich am Ende überwunden. Unter dem heiligen apostelgleichen Kaiser Konstantin triumphierte der Christliche Glaube unter dem Zeichen des heiligen Kreuzes. Aber Zeiten, in denen die Mächte des Bösen und der Sünden erneut das Leben in dieser gefallenen Welt mit mehr oder weniger großer Intensität erneut prägen, in denen sich viele Menschen dem Geist des Gottesverrates zuwenden, wiederholen sich im Laufe der Weltgeschichte immer wieder.

 

Eine solche Zeit des offenen und brutalen Kampfes gegen Gott, Seine heilige Kirche und ihre Gläubigen war in Ost- und Südosteuropas fast das gesamte 20. Jahrhundert. Die gottlosen und götzenverehrenden Totalitarismen des Chauvinismus und des sozialistischen Kommunismus verführten viele zu einem widergöttlichen Leben, wie es heute die Versuchungen des Hedonismus und Konsumismus tun.

 

Während der Verfolgungen durch die Kommunisten starben in der Sovjetunion und den anderen Ländern Osteuropas eine große Zahl von Märtyrern. Viele Bekenner und Leidensdulder litten auch in den Straflagern des GULAG. Dort wurden die Foltermethoden zu einer geradezu diabolischen, grausamen, unmenschlichen Finesse entwickelt.

 

Wenn die Kommunisten ihre Gegner nicht sofort kurzerhand liquidierten, so sollte das Leben in den kommunistischen Gefängnissen eine Umerziehung sein. Nach der kommunistischen Ideologie ging es im sowjetischen GULAG oder den übrigen kommunistischen Straflagern um ein „gesellschaftspolitisches Experiment”, um eine Veränderung des Denkens nach dem Willen der kommunistischen Folterknechte. Das Gefängnis wurde somit zu einem Instrument der politischen Beherrschung und der Gehirnwäsche, da alle dorthin kamen, die sich entweder physisch oder geistig den Kommunisten und ihrer Ideologie widersetzten.

 

In Rumänien bediente sich die kommunistische Partei  des sowjetischen Vorbildes der politischen Straflager in insgesamt 44 Gefängnissen und 72 Zwangsarbeitslagern. Ein anonymer orthodoxer Christ aus Rumänien beschreibt uns seine Erfahrungen in der Hölle der kommunistischen Umerziehungslager mit den Worten: „…Ich habe die schreckliche Erfahrung des Lebens jenseits der Grenzen des Erträglichen gemacht. Jahrelang wurde ich mit dem Tode bedroht. Ohne Unterlass wurde meine Seele von mir gefordert… Nur Gott allein bewahrte mich vor dem Fall, denn es gab keinen Menschen, der all den Quallen widerstanden hätte. Ich kämpfte mit meinen Gedanken, mit meinem Körper, mit der Welt. Am Ende dieser bitteren Erfahrung bleibt nur Christus lebendig, vollständig und ewig in mir. Meine Freude ist vollkommen: Christus. Ich habe mich Ihm zum Geschenk gemacht und Er machte mich zum Menschen. Ich kann Ihn nicht definieren, aber Er ist mir Alles in Allem. Ehre sei Christus, Dem wahren Gott und Menschen…“.

 

Im diesem apokalyptischen Kampf gegen die Mächte des Bösen und in der gemeinsamen Hingabe schafften die Christen es oft, die konfessionellen Begrenzungen durch dasselbe christliche Martyrium zu überschreiten. Ein leuchtendes Beispiel hierfür ist der heilige Valeriu Gafencu. Obwohl eine Symbolfigur des Martyriums im 20. Jahrhundert, das viele Christen in den Kerkern der totalitären kommunistischen Zwangsherrschaft erleiden mussten, ist das Beispiel des heilige Valeriu Gafencu paradoxerweise nur sehr wenigen bekannt geworden. Als Schüler hatte Valeriu noch Ende der 1930-er Jahre mit dem rumänischen Faschismus der „Eisernen Garde“ sympathisiert. Deshalb war er in deren Jugendorganisation der faschistischen aktiv. Nach dem gescheiterten Aufstand der Legionäre wurde der 20-jährige Jurastudent Gafencu im Jahre 1941 verhaftet. Im Gefängnis fand Valeriu zum christlich-orthodoxen Glauben und schwor dem heidnischen Faschismus ab.

 

Valeriu wurde danach für viele seiner Mitgefangenen zum „Heiligen der Gefängnisse“, denn er war ein Mensch, der im Gefängnis zu einer besonderen Nähe zu Gott gekommen ist. Bis 1952, als er infolge einer schweren Lungenerkrankung starb, durchlitt er drei Gefängnisse. Als bei ihm am Ende Tuberkulose diagnostiziert wurde und er deshalb vor den Pforten des Todes stand, bekam er ein besonderes Geschenk von einem Freund: Streptomyzin, die Arznei, welche sein Leben hätte retten können. Statt aber die Arznei einzunehmen und sein Leben zu retten, schenkt er diese weiter an einen evangelischen Christen jüdischer Abstammung, Richard Wurmbrand. Er selber nahm aus der Liebe zu Christus und seinem Nächsten den leiblichen Tod auf sich. Richard Wurmbrand genas am Ende von der Tuberkulose und überlebte die grausame Gefängniszeit. Die Heiligkeit von Valeriu Gafencu erkennend, sagte Wurmbrand einmal zum heiligen Valeriu: „Ich möchte in das Reich des Himmels durch das gleiche Tor eingehen wie Sie.“ Seine Mithäftlinge erinnern sich an den heiligen Valeriu Gafencu als einen wahrhaft orthodoxen Christen, der von Güte, Nächstenliebe und einem tiefen Glauben geprägt war.

 

Das Gedenken an die heiligen Neo-Märtyrer und Bekenner nach dem Fall des Kommunismus, aber auch die heilige Martyria der christlichen Märtyrer zu allen Zeiten, können wir als einen besonderen Segen Gottes betrachten. Auf dem Wurzelgrund dieses Segens erblüht heute die erstaunenswerte Renaissance des Orthodoxen Christentums in Russland, der Ukraine, Rumänien, Serbien, Montenegro etc. Zur Schar dieser orthodoxen Neo-Märtyrer und Bekenner zählen Priester und Laienchristen, Theologen, Gelehrte und Wissenschaftler, Mönche und Nonnen, die in den kommunistischen Lagern gelitten haben und dort zum Teil auch das Martyrium um ihres christlichen Glaubens willen erlitten.

 

Aber auch heutzutage gibt es an verschiedenen Orten Christenverfolgungen. Der Geist des Gottesverrats, die Macht des Bösen und der Sünde verführt viele Menschen. Tod, Leid und Verfolgungen prägen die Lebenswirklichkeit vieler Christen auf der ganzen Welt.

 

Literaturhinweis: The Saint of the Prisons: Notes on the life of Valeriu Gafencu, collected and annotated by the monk Moise (Englisch) Taschenbuch: 351 Seiten, Verlag: Triada (6. September 2019), Sprache: Englisch, ISBN-13: 978-2931030004

 

 

Matrona - die selige Stariza von Moskau

 

Gedenktage

 

23. Februar (Auffindung der Gebeine), 19. April, 24. August (in der Synaxis der Heiligen von Moskau), 22. September (in der Synaxis der Heiligen von Tula)

 

Die selige Matrona von Moskau gehört heute zu den am meisten verehrten Heiligen in Russland. Bei einem Besuch im Pokrov-Kloster, das erst 1994 der Russischen Orthodoxen Kircher als Ruine übergeben und danach neu erbaut wurde, kann man Zeuge dieser innigen Verehrung werden. Die selige Matrona wurde 1998 vom Danilov Friedhof in das Kloster umgebettet, 1999 zur örtlichen Verehrung vorgestellt und 2004 seliggesprochen. Heute stehen die Menschen viele Stunden an, um die Reliquien der seligen Matrona zu verehren. Die Selige sagte selbst vor ihrem Tod voraus: „Nach meinem Tod werden zu meinem Grab nur wenige Leute kommen, nur die Nächsten, und wenn sie sterben, wird mein Grab vernachlässigt werden, kaum, dass noch jemand kommt … aber nach vielen Jahren werden die Leute von mir erfahren und werden in Scharen um Hilfe für ihren Kummer kommen, mit der Bitte um Fürbitte bei Gott dem Herrn für sie - und ich werde allen helfen und auf alle hören." So kommen wie schon zu Lebzeiten Matronas die Menschen mit ihren alltäglichen Nöten und Sorgen zu ihr.

 

Die selige Matrona wurde 1881 in einer armen Familie des Dorfes Sebino-Epifanskaja  bei Tula als 4. Kind von Dmitrij und Natalija geboren. Die Mutter wollte das Kind in das Waisenhaus des Fürsten Golizyn im Nachbarsdorf Bučalki geben, als sie durch einen Traum ihre Absicht änderte. Das Mädchen hatte bei seiner Geburt keine Augäpfel, die Augenhöhlen waren von den Augenliedern fest verschlossen. Das Mädchen ertrug mit Demut ihr Gebrechen und das Unverständnis der anderen Kinder. Gerne besuchte sie mit den Eltern die Gottesdienste, wenn die Mutter sie suchte, fand sie sie an ihrem Lieblingsplatz in der Kirche, an der Westwand unbeweglich stehend. Augenscheinlich hatte die selige Matrona schon in der Kindheit die Gabe des unaufhörlichen Gebetes erworben. Mit der Gabe der geistlichen Unterscheidung, der Hellsichtigkeit und der Heilung wurde Matrona auch zu dieser Zeit beschenkt.

 

Als junges Mädchen unternahm sie in Begleitung ihrer Wohltäterin, der Tochter des Gutsbesitzers Lidia Jankova eine Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten Russlands: in die Kiewer Lara,, in das Sergius-Dreifaltigkeitskloster, nach Petersburg zum heiligen Johannes von Kronstadt. Er rief das Mädchen aus der großen Pilgerschar zu sich und sagte: „Da kommt meine Nachfolge - die achte Säule Russlands". Aber niemand verstand damals diese prophetischen Worte.

 

Mit 17 Jahre wurde sie gelähmt und konnte nie wieder gehen. Sie verbrachte die restlichen 54 Jahre ihres Lebens mit verschränkten Beinen, auf einem Bett sitzend, immer umgeben von Ikonen. Sie beklagte sich nie über ihre Behinderung, sondern erkannte diese als den Willen Gottes an. Sie erlangte die innere Schau: „Eines Tages hat Gott mir die Augen geöffnet und mir die Welt und Seine Schöpfung gezeigt. Die Sonne, der Sterne am Himmel und alles auf der Erde, ihre Schönheit: Berge, Flüsse, Gräser, Blumen, Vögel …"

 

Schon in ihrer Jugend sagte sie (wie auch Johannes von Kronstadt) die Revolution voraus, "wie man rauben, die Kirchen zerstören und alle der Reihe nach davon jagen wird".

 

1925 traten ihre zwei Brüder Michail und Ivan in die Partei ein. Michail wurde Parteifunktionär. Die Anwesenheit der Seligen, die täglich Leute empfing, um sie durch Wort und Tat im christlichen Glauben zu bestärken, war für die Brüder unerträglich, sie befürchteten auch Repressalien. Voll Mitleid mit ihrer Familie, die Mutter Matronas starb 1945, zog die selige Matrona daraufhin nach Moskau.

 

Nun begann ihr neuer Lebensabschnitt als „Illegale“, also als Bewohnerin der russischen Hauptstadt ohne behördliche Anmeldung in Moskau. Sie wohnte bei Verwandten, Bekannten, in Hütten, Wohnungen, Kellern. Bei ihr, der körperlich schwer behinderten, wohnten Pflegerinnen. Am längsten wohnte sie (von 1942 bis 1949) im Zentrum Moskaus am Arbat, in der Starokonjušennij Gasse bei der Familie Ždanov, deren Vater damals in den Straflagern des GULAG war. Während viele ihrer Helferinnen und Nächsten verhaftet, ins Gefängnis geworfen oder verbannt wurden, wurde die selige Matrona nie verhaftet. Sie wechselte ihre Aufenthaltsorte plötzlich am Vorabend vor dem Auftauchen der Miliz. Einmal kam ein Milizionär zur seligen Matrona, um sie zu verhaften. Sie schickte ihn nach Hause, um ein Unglück zu verhindern. Zu Hause traf er seine Frau an, die sich gerade mit dem Petroliumkocher angezündet hatte und konnte sie gerade noch in das Spital bringen. Einen weiteren Verhaftungsbefehl auszuführen war er danach nicht mehr bereit.

 

Ihr Leben verlief trotzdem gleichmäßig: tagsüber empfing sie bis 40 Hilfesuchende, nachts betete sie. Sie legte sich nie zum Schlafen hin, sondern schlummerte eher auf einer Seite, auf die Faust gestützt.

 

Nicht alle Besucher kamen mit ehrlichen Absichten, manche hielte sie für eine Zauberin oder Heilerin. Diese schickte sie fort oder sie bekehrten sich durch ihr Beispiel zur Kirche und ihren Sakramenten. Ihre Gebete sprach sie immer laut, allseits bekannte wie: Vater unser, Gott erhebe sich, den 90. Psalm, Gebete aus der Liturgie. Sie betonte, dass nicht sie heile, sondern Gott allein durch ihre Gebete. Heilte sie Kranke, so forderte sie von ihnen den Glauben an Gott und die Änderung ihres sündhaften Lebens, jeden Sonntagsgottesdienst zu besuchen, zu beichten und die Heilige Kommunion zu empfangen. Die nur zivil Verheirateten forderte sie auf, sofort in der Kirche zu heiraten.

 

Sie tröstete, beruhigte die Kranken, bezeichnete sie mit dem Kreuzzeichen, scherzte gelegentlich, konnte strenge Ermahnungen geben. Sie selbst aber war nicht streng, sondern geduldig gegenüber den menschlichen Schwächen, mitfühlend, klagte nie über ihre Krankheiten und Leiden. Sie predigte und belehrte nicht, sondern gab konkrete Ratschläge, wie man an eine Situation herangehen könnte, betete und segnete. Überhaupt machte sie nicht viele Worte, antwortete kurz auf Fragen. Viele ihrer Unterweisungen findet man in ähnlicher Weise bei heiligen Seraphim von Sarov und anderen heiligen Vätern. Ohne jegliche Schulbildung und schwer körperlich behindert hat sie in einer gottlosen Zeit, in der zahllose Christen für den Glauben ihr Leben hingeben mussten, die Flamme des Glaubens weitergegeben. Sie entschlief in Frieden im Herrn am 02.05.1952.

 

Troparion zur seligen Matrona von Moskau: Die von Gott in Weisheit unterwiesene selige Stariza Matrona, die Blüte der Erde von Tula und der ruhmreiche Schmuck der Stadt Moskau, preisen wir Gläubigen heute. Sie, die das Licht des Tages nicht kannte, wurde vom Licht Christi erleuchtet und an der Gabe der Hellsichtigkeit und der Heilung reich gemacht. Heimatlos und Wanderer auf der Erde, steht sie nun in dem Himmlischen Prachtsaal vor dem Throne Gottes und bittet für unsere Seelen.

 

 

Unsere Mutter unter den Heiligen Walburga,

Äbtissin von Heidenheim

 

25. Februar 

 

Die heilige Walburga, auch Walpurgis genannt, war die Tochter des angelsächsischen Königs Richard und die Schwester des heiligen Willibald, des ersten Bischofs von Eichstätt und des heiligen Wunibald, des ersten Abtes von Heidenheim. Ihr Vater starb, als sie 10 Jahre alt war und sie wurde im Kloster Wimborne erzogen. Wohl um das Jahr 735 wurde sie vom heiligen Bonifatius, dem Bruder ihrer Mutter, zusammen mit der heiligen Lioba und anderen Gefährtinnen als Missionarin nach Deutschland gerufen. Sie lebte zunächst als Nonne im Kloster Tauberbischofsheim, wo die heilige Lioba Äbtissin war. Als sie auf dem Wege zur kranken Tochter eines Burgherrn von Hunden angefallen wurde, rief sie den ihr zu Hilfe eilenden Knechten zu, dass sie unter dem Schutz Christi stehe, worauf die Hunde von ihr abließen. Im Jahre 761, nach dem Tode des heiligen Wunibald, wurde Walburga zur Äbtissin des von Wunibald gegründeten und geleiteten Doppelklosters in Heidenheim in Mittelfranken ernannt, das in dieser Zeit ein wichtiger Missionsstützpunkt war. Zusammen mit dem heiligen Willibald ließ sie 777 die Reliquien des heiligen Wunibald nach Eichstätt überführen, ihm zu Ehren eine Kirche bauen und seine Lebensgeschichte aufschreiben. Auch aus der Zeit als Äbtissin werden Wunder berichtet. So wurde die im Sterben liegende Tochter eines reichen Mannes auf ihr Gebet hin wieder gesund.

 

 

Die heilige Walburga wurde zunächst im Kloster Heidenheim bestattet. Ihre Reliquien wurden um 875 auf Geheiß von Bischof Otgar nach Eichstätt gebracht und in der damaligen Kreuzkirche bestattet. Im Jahre 893 überließ Bischof Erchanbald der Nonne Liubila, die in Monheim ein Kloster für Benediktinerinnen gegründet hatte, einen Teil der Reliquien der heiligen Walburga. Auf dem Weg nach Monheim und dort selbst ereigneten sich zahlreiche Heilungswunder. Aber nach der Aufhebung des Klosters 1542 gingen diese Reliquien verloren. 

 

1035 wurde in Eichstätt durch Graf Leodegar von Graisbach und Lechsgmünd auf Anregung von Bischof Heribert die Abtei St. Walburg gegründet, 1042 erhob man die Reliquien und setzte sie in einem steinernen Sarg unter dem Hochaltar der neuen Kirche Sankt Walburg in Eichstätt bei. Aus damaliger Zeit stammt die mit Rücksicht auf das Walburgisöl geschaffene besondere Anlage des Grabes, die im Wesentlichen bis heute noch besteht. Von hier aus verbreitete sich die Verehrung der Walburga in Deutschland, Österreich, Südtirol, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Ost- und Nordfrankreich; Walburga wurde zu einer der am meisten verehrten und volkstümlichsten Heiligen im Westen der Christenheit. 

 

Tropfen von Myron, die ihre Grabplatte in Eichstätt seit 1042 regelmäßig - meist vom 12. Oktober, dem Tag der Übertragung in die heutige Grabstätte, bis zum Todestag am 25. Februar - absondert, werden als Walburgisöl bezeichnet und in Fläschchen abgefüllt. 

 

Der Todestag der heiligen Walburga, an dem jeweils viele Wallfahrer ihr Grab besuchen, wird am 25. Februar gefeiert. Die Walpurgisnacht vom 30. April auf den 01. Mai ist begründet durch den am 01. Mai begangenen Gedenktag der Übertragung ihrer Reliquien.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Der Heilige Märtyrer Gelasios der Schauspieler

 

27.  Februar

 

Der heilige Gelasios lebte in der kleinen Stadt Mariamne bei Heliopolis in Phönizien. Er war Schauspieler von Beruf. Die antiken Theaterstücke stellten in Form der Dramen und Komödien den Inhalt der antiken heidnischen Philosophie auf der Bühne dar. So war auch Gelasios vollkommen vom Glauben an die heidnischen Mythen und Götzen überzeugt. Zu seiner Zeit begann sich durch die Predigt der heiligen Apostel der christliche Glaube bei den Menschen rund um das Mittelmeer mehr und mehr zu verbreiten. So sah sich auch Gelasios mit den Inhalten des Christentums konfrontiert, das er aber aus tiefster Überzeugung ablehnte. So beschlossen die Komödianten, das Mysterium der Heiligen Taufe auf der Bühne zu parodieren und damit der Lächerlichkeit preis zu geben. Gelasios übernahm bei dieser antichristlichen Parodie die Rolle des Täuflings. Seine Komparsen warfen Ihn währen der Aufführung dafür unter den Johlen und Befallsklatschen der Zuschauer in einen Zuber voll Wasser. Jedoch geschah mitten in dieser Theateraufführung das Wunder, dass sich mitten in dieser beabsichtigte Parodie und Verspottung die verwandelnde Kraft des heiligen Mysterions ereignete, denn Gelasios wurde in seiner Herzen verändert und erkannt plötzlich das Licht der göttlichen Wahrheit. Die Augen seines Herzens erkannten plötzlich, was er bisher nicht verstanden und verspottet hatte. Mitten in der Szene war Christus plötzlich als der Weg, die Wahrheit und das leben in das Leben des Gelasios getreten. Als er sich dann auf der Bühne zu Christus bekannte und sich als Christ bezeichnete, steinigte ihn die aufgebrachte Menge. Doch ehe er eine tödliche Verletzung davontrug, nahmen ihn die römischen Soldaten fest und die heidnischen Autoritäten verurteilten Ihn zum Tod durch Enthauptung. So erlangte der frühere Spötter und nunmehrige Jünger Christi die Krone des Martyriums und das ewige Leben. Dies geschah im Jahre 297.

 

 

Gedächtnis unseres Vaters unter den Heiligen Leo des Großen

Erzbischof von Alt-Rom

 

28. Februar

 

Der Bischof Leo von Rom (Papst) war einer der größten Hüter des orthodoxen Glaubens. (Den Titel Papst trägt in der Orthodoxie nicht nur der Bischof Roms, sondern auch andere Bischöfe, unter anderem der Patriarch von Alexandrien). Er zeichnete sich vor allem durch seine große Tugend und seelische Reinheit wie auch durch sein theologisches Wissen aus. Der hl Leo wirkte anfangs als Diakon unter den Bischöfen Coelestin I. und Sixtus III. In diesem Amt war er bei der Lösung verschiedener kirchlicher und politischer Probleme behilflich, was ihm einen guten Ruf im Klerus und bei der Bevölkerung der Stadt Rom brachte. Er wurde 440 zum Bischof gewählt. Er war der bedeutendste Bischof von Rom im 5. Jahrhundert. Auf dem Konzil von Chalkedon setzte er sich erfolgreich für die Bewahrung der Wahrheit (des Dogmas) der zwei Naturen Christi ein. Leo I. äußerte sich oft zu theologischen Streitfragen, bekämpfte durch Verbannungen und Amtsenthebungen verschiedene häretische Lehren innerhalb das Christentums, wie den Pelagianismus und den Monophysitismus. Als Rom im Jahr 452 von den Hunnen unter Attila bedroht wurde, stellte sich Leo I. vor Mantua dem hunnischen Heer unter Attila entgegen, verhandelte er mit dem Anführer der Hunnen, und verhinderte somit die Plünderung Roms. Leo I. Führte 450 für das Papsttum die neue (zusätzliche) päpstliche Titulatur „Patriarcha Occidentis“ (Patriarch des Abendlandes) ein. Er ist noch immer wegen seiner Schriften bedeutend. Am 10.November 460 entschlief er friedlich.

 

Troparion im 8. Ton: Führer der Rechtgläubigkeit, der Frömmigkeit und Heiligkeit Lehrer, Stern des Erdkreises und der Bischöfe gottbegeisterte Zierde, weiser Leo: durch deine Lehren hast du, Harfe des Geistes, alle erleuchtet. Bitte Christus, Gott, unsere Seelen zu retten.