Heilige und Feste im Monat Juni

 

Der hl. Justin der Märtyrer

 

1. Juni

 

Der Heilige Justin wurde in der Stadt Sichem in Samarien geboren. Er entstammte einer heidnisch-griechischen Familie. In seiner Jugend studierte Justin Philosophie, insbesondere die Schriften Platons und der stoischen Philosophen, und probierte verschiedene philosophische Schulen, Lehrer und Strömungen aus. Die griechische Philosophie lernte er bis zu großer Vollkommenheit, fand darin jedoch keine Wahrheit. Später traf er einen Greis, der ihm die Lehre Christi offenbarte; im Alter von 30 Jahren empfing er die Taufe (um 133-137) und stellte seine reichen Geistesgaben und großen Kenntnisse in den Dienst der Kirche Christi.

 

Der Hl. Justin wurde Prediger und Missionar und einer der ersten großen Theologen. Er verfasste insbesondere Apologien, also Bücher, die in der Argumentation gegen Zweifler und Gegner des Christentums die Richtigkeit der christlichen Lehre darlegen. Unter anderem sind dies die "Erste" und die "Zweite Apologie" zur Verteidigung der Christen gegen die Vorwürfe des Atheismus und der Volksverhetzung im römischen Staat. Er stiftete in Rom eine christliche Schule und wurde selbst ein hervorragender Apologet des Christentums. Seine Apologien überreichte er dem heidnischen Kaiser Antoninos (150) und auch dem Kaiser Mark Aurel (um 160. Des Weiteren schrieb er den "Dialog mit dem Juden Tryphon", bei dem es sich um die Aufzeichnung einer tatsächlich stattgefundenen Diskussion in Ephesus handeln soll, in der ein Brückenschlag zwischen Juden- und Christentum versucht wurde. Um 150 legte er Kaiser Antonius Pius und dem römischen Senat seine "Schutzschrift der christlichen Religion" vor. Als der Hl. Justin nach Rom kam, wurde er hier angeklagt und zum Tode verurteilt. Sein Märtyrertod folgte im Jahre 166, zur Zeit des römischen Kaisers Mark Aurel. Seine Reliquien befinden sich in Rom.

 

Tropar in 4. Ton: Dein Märtyrer, o Herr, hat durch seinen Kampf die unvergängliche Siegeskrone von Dir, unserem Gott, empfangen. In deiner Kraft hat er die Tyrannen besiegt und die ohnmächtige Gewalt der Dämonen gebrochen. Durch seine Fürbitte, Christus, unser Gott, errette uns.

 

 

Der hl. Johannes der Neue Märtyrer

 

2. Juni

 

Der hl. Johannes der Neue wurde um 1300 geboren und war ein Edelmann aus Trapezunt. Er wurde von einem neidischen Menschen angeklagt. Nachdem er gemartert worden war, da er es ablehnte die islamische Religion der Krim-Tataren anzunehmen, wurde der er an die Beine eines Pferdes gebunden und durch die ganze Stadt gezogen. Als ein bösartiger Mann das sah, lief er zu Johannes und tötete ihn. So litt er um Christi willen in der Stadt Akkerman (heute: Bilhorod-Dnistrowskyj in der Ukraine)

 

In dieser Nacht sahen viele eine feurige Säule über seinem Leib und drei lichttragende Männer bei ihm, so wurde er in der Kirche der Stadt beigesetzt, wo sich zahlreiche Wunder ereigneten. Im Jahre 1402 überführte Fürst Alexandru cel Bun seinen ehrwürdigen Leib mit großer Ehrerbietung in die Stadt Suceava und setzte ihn in der Metropolitankirche bei, wo er auch heute noch ruht und auf geheimnisvolle Weise Menschen von verschiedenen Schmerzen und Krankheiten heilt.

 

Tropar  im 3. Ton: Heiliger Joan, Rumäniens Zierde, bitte für uns, die wir zu dir fliehen. Dein Leib von Gottlosen geschändet, doch heilige Engel ihm die Ehre erwiesen, er glänzt in Wundertaten ohne Zahl, bitte für uns bei Christus, unserem Gott, dass Er sich unserer Seelen erbarme.

 

 

Der heilige Johannes der Russe 
9. Juni
Er war ein Bauernjunge aus der Ukraine (damals Teil des Russischen Reichs). Er nahm als Soldat im Jahre 1711 am Feldzug des russischen Zaren Peter I. gegen die Türkei teil. Dabei fiel er als Kriegsgefangener in türkische Hand, wurde auf dem Sklavenmarkt verkauft und kam nach Prokopion in der Türkei.
Obwohl er dazu gezwungen werden sollte, und obwohl ihm dafür Erleichterungen und ein besseres Leben angeboten wurden, trat er nicht zum Islam über. Die tapferen Worte des hl. Johannes und sein tiefer Glaube überzeugten seine Bedrücker, ihn in Ruhe zu lassen. Er musste schwer arbeiten und im Pferdestall leben. Hier, an seinem Schlafplatz, sang er nachts Psalmen, ging heimlich zur dortigen Kirche des hl. Georg und empfing dort die Eucharistie.
Der Heilige starb am 27. Mai 1730 in Prokopion und wurde christlich bestattet. Drei Jahre nach dem Tod des hl. Johannes staunten die orthodoxen Gläubigen über eine Lichterscheinung über seinem Grab. Aus dem Grabe gehoben, sahen sie seinen Leichnam unverwest und betteten ihn in einen Holzschrein der Kirche des hl. Georg. Im Jahre 1868 wurde diese Kirche im Namen des hl. Johannes geweiht.
Als die Griechen 1924 aus der Kleinasien vertrieben  wurden, nahmen sie die Reliquie des hl. Johannes mit sich. Im neu gegründeten Ort Prokopion auf Euböa wurde sie in einen silbergetriebenen Schrein gebettet. Die Heilungswunder, die in der Flüchtlingssiedlung Prokopion am unverwesten Leichnam des hl. Johannes geschahen, haben den Ort in ganz Griechenland berühmt gemacht. An seinem Festtag strömen heute deshalb tausende orthodoxe Pilger herbei.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen

der ehrwürdige Priester Alexej (Mečëv)

von Moskau

 

09. Juni

 

Thomas Zmija

 

Der heilige Alexej Mečëv wurde am 17. März 1859 in Moskau geboren. Nach Beendigung seiner Schulzeit plante er die Universität zu besuchen um Arzt zu werden. Doch seine Mutter wünscht, dass er Priester werden soll. Alexej fügt sich der Lebensplanung seiner Mutter und wird Lektor (Psalmensänger) an  der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone vom Zeichen an der Znamenskajer Straße in seiner Geburtsstadt Moskau. Vom Hauptpriester dieser Kirche wird Alexej oft zurückgesetzt und beleidigt. Hin und wieder wird Vater Georgij in seiner Unbeherrschtheit ihm gegenüber sogar handgreiflich. Doch der junge angehende Priester erduldet dies alles. Hier wird ein besonderer Wesenszug des künftigen Heiligen deutlich. Genauso wie er sich dem Wunsch seiner Mutter gefügt hat, so ordnet er sich nun widerspruchslos dem harten Regiment der vorstehenden Priesters unter. Später einmal wird Vater Alexej Mečëv seine Sicht der Dinge in die Worte fassen: „Solche Menschen machen uns auf unsere Fehler aufmerksam, die wir selbst nicht wahrnehmen. Sie helfen uns, gegen unseren Egoismus anzukämpfen.“ Im Jahre 1884 heiratete er Anna Petrovna Molčanova. In den folgenden Jahren werden den jungen Ehepaar die Kinder Aleksandra, Sergej, Pjotr, Olga, Sofija und Anna geboren. Am 18 November 1884 wird Alexej Mečëv zum Diakon geweiht. Er beginnt seinen geistlichen Dienst an der Kirche zu Ehren des heiligen Großmärtyrers und Siegeszeichenträger Georg an der Ljubansker Strasse. Am 19. März 1894 empfängt Vater Alexej die Priesterweihe. Er wird zum Vorsteher der kleinen Kirche zu Ehren des Nikolaus des Erzbischofs von Myra in Lykien  an der der Marosejka-Straße. In den kommenden acht Jahren feierte Vater Alexej  täglich die Göttliche Liturgie in einer so gut wie leeren und armseligen kleinen Kirche. Unbeirrt übt er seinen Hirtendienst für Christus aus ohne in dieser Zeit zu verzagen oder aufzugeben. Erst am Ende dieser Zeit beginnen die Menschen seine Gottesdienste zu besuchen und die kleine Kirche füllt sich langsam mit Betern. Außer seinen priesterlichen Aufgaben ist der heilige Alexej bemüht, auch die Botschaft des orthodoxen Glaubens und das Wissen über die christlich-orthodoxe Lebensweise zu den Menschen zu tragen. So engagiert sich Vater Alexej im Rahmen der Gesellschaft für Volksbildung. Er besuchte Gefangene in den Moskauer Gefängnissen und sprach öffentlich zu den Menschen in Speisegaststätten und Gastwirtschaften. In seiner Priesterwohnung eröffnete der heilige Alexej eine kirchliche Schule für die armen Kinder in seiner Pfarrgemeinde. Er selbst er teilte dort den Religionsunterricht. Darüber hinaus war Vater Alexej Religionslehrer an einem Mädchenlyzeum.

 

All diese priesterlichen und seelsorgerlichen Aufgaben nahm der heilige Alexej zu einem Zeitpunkt auf sich, als seine Frau Anna ist schon krank war. Matuschka Anna starb am 29. August 1902. Als Vater Alexej von seinem Schmerz erfüllt geistlichen Rat beim heiligen Johannes von Kronstadt sucht, rät ihm dieser Trost und Aufrichtung in seinem persönlichen Leid von Gott her zu erbitten und zugleich vermehrt zu den Menschen zu gehen um jetzt aus seiner Verlusterfahrung heraus ihre jeweilige Nöte umso besser mitfühlen und ihnen beistehen zu können.

 

Vater Alexej nahm diesen geistlichen Rat des heiligen Johannes von Kronstadt als Hinweis Gottes entgegen und ab jetzt sorgte der heilige Alexej nicht nur für seine leiblichen Kinder als alleinerziehender Vater, sondern betrachtete zugleich alle Hilfe- und Ratsuchenden, die zu ihm kamen, wie eigene Familienmitgliedern. So lebte der heilige Alexej den Podwig (Dieser geistliche Begriff (russisch: подвиг, griechisch: γν) lässt sich nicht einfach in den Worten der westlichen Sprachen wiedergeben. Hier könnte man ihn mit „Voranschreiten in einer Tugend bzw. Glaubenstat“ übersetzen) eines "Starez in der Welt". In seinem Leben und seinem priesterlichen Dienst verkörperte er das Ideal des großen Beters und Fürsprechers vor Gott, sowie des guten Hirten, welcher das verirrte Schaf sucht. (vgl. Lukas 15:4).

 

 Der heilige Alexej Mečëv hatte keine imposante körperliche oder äußerlich schöne Erscheinung. Er war von kleiner Statur mit einem fast kahlen Kopf und ungepflegtem Bart. In seinem Gesicht fielen jedoch sofort die intensiven, dunklen Augen als Fenster seiner vom Glauben und der Gemeinschaft mit Gott erfüllten Seele. Seine priesterlichen Gewänder  hatten schon bessere Tage gesehen und waren geflickt und abgetragen. In seinem kleinen Arbeitszimmer fanden sich wahre Stöße geistlicher Bücher, viele Briefe, Prosphoren auf einem Tablett, eine zusammengefaltete Priesterstola (Epitrachil) sowie immer einem Segenskreuz und das heilige Evangelienbuch. Die allgemeine, etwas nachlässige Chaos zeigt, wie beschäftig Batjuška Alexej in seinem unermüdlichen priesterlichen Dienst gewesen war. Steht war er beschäftigt und niemals nahm er sich freie Zeit, um auszuspannen und sich einmal zu erholen. Wenn er von einer seelsorgerlichen Verpflichtung nach Hause zurückkehrte, wartete dort schon jemand auf ihn. Trotz seines bescheidenen und nichtsagendendem Äußeren war der heilige Alexej ein gefragter geistlicher Vater und Seelsorger. Die Menschen aus allen Schichten der damaligen russischen Gesellschaft kamen zu ihm, um geistlichen Rat, seine Fürbitte und sein Gebet zu erhalten, um die heilige Beichte abzulegen oder andere priesterliche Hilfe von ihm zu erlangen. So füllte sich die Wohnung von Vater Alexej mit einfachen Menschen und Vertreter der gebildeten Stände. Es kamen zu ihm die Armen aus Moskau und Reichen und Vornehmen des Landes, es kamen die Glaubenden, die Zweifler und Nichtglaubenden, die Suchenden und die Zyniker, die Sensationssüchtigen und die Rettungssuchenden, die Menschen mit guten und mit bösen Absichten. Es kamen diejenigen die erfüllt waren von gläubigem Vertrauen und diejenigen, die  voll zeitgeistiger Zweifel waren. Es kamen die Orthodoxen und die Menschen anderer Konfession oder Religion. Sie alle empfing der Heilige Vater Alexej voll Güte und Ungewandtheit und widmet einem jeden von ihnen die Zeit, die er brauchte. In der Zwischenzeit warteten die anderen Menschen auf der Treppe zu seinem Arbeitszimmer oder aber sogar im Hof des Hauses, der bei Regen eine einzige große Schlammpfütze war. Vater Alexej war als Priester stets eine menschliche Ikone des Heilands. Immer war er bestrebt die Menschen mit ihren verschiedenen Temperamenten und Sorgen auf deren ganz eigenen und persönlichen Weg zur Errettung zu führen. Vor allem war der heilige Alexej wieder und wieder bemüht, jeden von ihnen die Bedeutung des Gebetes nahe zu bringen.

Und so bekam der heilige Alexej von Gott die Gabe der Herzensschau geschenkt. Die hilfesuchenden Menschen, die zu ihm kamen, hatten bisweilen das Gefühl, dass er ihnen bis ins tiefste ihrer Herzen blickte. Diese Gabe der Herzensschau verband der heilige Batjuška Alexej mit der asketischen Gabe der geistlichen Stellvertretung. Was die Menschen selbst  (noch) nicht an geistlichen Bemühungen aufbringen konnten, was sie selbst an Gebeten Gott (noch) nicht zu ihrer Errettung darbrachten, das brachte der heilige Alexej stellvertretend in ihrem Namen dar. Da es der Heilige von Jugend an abgelegt hatte, selbst egoistische oder eigensüchtige Ziele zu verfolgen, hatte ihm Gott nun auch die Gabe der geistlichen Unterscheidung verliehen, so dass er erkennen konnte, ob das, was ein bestimmter Mensch in seinem Leben als nächstes Ziel anstrebte, wirklich seiner Entwicklung im Glauben, seiner Vervollkommnung in der Nachfolge Christi, nützten oder eher schaden würde. Da der Heilige Alexej in seinem Leben selbst viel Leid erfahren hatte, konnte er das Leid und den Schmerz der Anderen mitfühlen. Hierbei jedoch blieb der heilige Vater Alexej nicht stehen. Vielmehr war er immer bestrebt, die Lasten und Beschwerden seiner Mitmenschen bis in tiefe seines Herzens mitzutragen (vgl. Galater 6:2). Wenn Menschen erleichtert von ihm weggingen, so deshalb, weil sie in der Tiefe ihrer Herzen wiederum spüren konnten, dass das Herz der heiligen Alexej ihren Weg in ganz tiefer geistlicher Verbundenheit begleitete. Deshalb standen auch im Fürbitten-Gedenkbuch von Vater Alexej (Pomjannik), das er immer bei sich zu tragen pflegte, hunderte Namen. Die Proskomidie, die Vorbereitung der Gaben von Brot und Wein vor der Heiligen Liturgie, bei der die Namen derer genannt werden, für die der Priester und die versammelten Gläubigen in dieser Liturgiefeier beten wollen, dauerte bei Vater Alekej deutlich länger als bei anderen Priestern.

 

Als der heilige Alexej im Jahre 1905 in den Straßen von Moskau die großen Massendemonstration sah, brach er in Tränen aus, denn Gott offenbarte ihm,. Genau wie dem heiligen Seraphim von Sarov, das leiderfüllte Schicksal, dass die russischen Menschen in den kommenden 70 Jahren durchschreiten würden müssen. Nach der Oktoberrevolution riet er als geistlicher Vater dem russischen Religionsphilosophen Nikolaj Berdjaev ins Exil zu gehen. Überhaupt erkannte der heilige Priester Alexej Mečëv sowohl die kommende schwere Zeit für Russland und seine Menschen, jedoch auch den unergründlichen Ratschluss Gottes, der die russischen Emigranten in die Fremde führen sollte. Denn in ihren Herzen und Seelen trugen diese Emigranten den orthodoxen Glauben und die „Svataja Rus“ (das heilige Russland des Orthodoxen Glaubens) mit sich nach Westeuropa. Hier gründeten die Russen orthodoxe Kirchengemeinden und hier machten sie auch die Menschen Westeuropas mit den geistlichen Gaben des orthodoxen Glaubens bekannt. Nachdem Geistliche wie der Erzpriester Alexej Maltzew erstmals auch Menschen in Westeuropa zur heiligen Orthodoxie geführt hatten, waren es die russischen Kirchengemeinden die dann überall in Westeuropa gegründet wurden, aus denen sich viele der heutigen Gemeinden entwickelten, die die Göttliche Liturgie in den verschiedenen westeuropäischen Sprachen feiern. Der russische Religionsphilosoph Nikolaj Berdjaev berichtet uns über seine letzten Gespräche mit seinem Beichtvater Alexej Mečëv:  „Vater Metchejeff erhob sich, um mich zu begrüßen. Er war ganz in Weiss gekleidet. Ich sagte zu ihm wie schmerzhaft es für mich sein, mein Vaterland zu verlassen. Er aber sagte nur: Du musst gehen, denn der Westen muss deine Worte vernehmen“. Im Anschluss nahm er ein Gebetbuch und überreichte es mir zusammen mit einer Ikone.“

 

Der heilige Priester Alexej Mečëv starb am 22. Juni 1923 in Vereja, einem westlich vom Stadtzentrum gelegenen Vorort Moskaus. Sein heiliger Leib wurde im Jahre 1934 unversehrt aufgefunden und in ein neues Grab überführt. Sein Sohn Sergij (Mečëv) folgte seinem Vater als Priester und Vorsteher der Kirche zu Ehren des heiligen Nikolaus nach. Er erlitt das Martyrium um Christi Willen im Jahre 1942. Bei der Bischofssynode im August 2000 in Moskau wird der heilige Erzpriester Sergij (Mečëv) unter die Neumärtyrer und Bekenner der Moskauer Eparchie aufgenommen. Sein Vater, der heilige Erzpriester Aleksij (Mečëv), wird bei der gleichen Synode zu den Heiligen der Russischen Orthodoxen Kirche gezählt. Sein Gedenktag ist der 09.Juni.

 

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin
genannt Mitbürgerin oder auch Fürsprecherin der Sünder
11.Juni
Die Herkunft der Ikone “Mitbürgin der Sünder” (auch “Fürsprecherin der Sünder” genannt) ist unbekannt. Man nimmt an, dass sie zur Veranschaulichung der Worte des Akathistos-Hymnus gemalt wurde: “Freue Dich, die Du Dich für uns bei Gott verbürgst.”
Zuerst wurde sie im Hl. Nikolaus- Kloster in Ordin in der Diözese Orel bekannt. Das geschah unter folgenden Umständen: Lange Zeit war diese Ikone vergessen und befand sich unter anderen alten Ikonen in einer Kapelle. Durch die Zeit und durch den in den Jahren angesammelten Staub wurde sie so schwarz, dass die dargestellten Gestalten fast nicht zu sehen waren und man die Inschrift nicht mehr lesen konnte.
Im Sommer des Jahres 1844 kam eine Kaufmannsfrau mit ihrem zwei Jahre alten Sohn in das Nikolaus-Kloster. Das Kind war schwer krank und die Ärzte konnten nicht helfen. Die Frau bat, einen Bittgottesdienst vor der Ikone “Mitbürgin der Sünder” zu feiern. Ihre Bitte wurde erfüllt und während des Gottesdienstes geschah das Wunder – der Junge wurde auf der Stelle von seiner Krankheit geheilt.
Danach geschahen noch viele weitere Wunder. So begannen die Gläubigen, die heilige Ikone als wundertätig zu verehren. Die Ikone wurde gereinigt, wobei ebenfalls die Inschrift sichtbar wurde. Danach wurde das heilige Bildnis feierlich aus der Kapelle in die Klosterkirche übertragen.
Wenig später brach im Gouvernement Orel eine Choleraepidemie aus. Die Kranken begannen in das Nikolaus-Kloster zur Ikone “Mitbürgin der Sünder” zu pilgern. Trotz der furchtbaren Ansteckungsgefahr erkrankte niemand unter den Pilgern, vielmehr wurde die Erkrankten geheilt. Als man aufgrund von Bitten der Einwohner Orels die heilige Ikone in die Stadt gebracht wurde, erlosch dort die Cholera-Epidemie dort vollständig.
In Moskau erschien die Ikone zwei Jahre später, im Jahre 1846. Es handelte sich um eine genaue Kopie der wundertätigen Ikone, die sich im Nikolaus-Odrin-Kloster befand. Zuerst war diese Ikone im Haus eines Gläubigen der Moskauer Nikolaus-Kirche in Chamovniki (“Zu den Webern”). Nach einem Gebet vor dieser Ikone wurde die Schwester eines Priesters geheilt, danach erschienen auf der heiligen Ikone Tropfen einer durchsichtigen, ölähnlichen wohlriechenden Flüssigkeit: die heilige Ikone begann Myron zu spenden.
Der fromme Gläubige, in dessen Haus sich die Ikone befand, hielt sich dieser Gnade Gottes für unwürdig und übergab sie der Kirche zum heiligen Nikolaus in Chamovniki. Zur Ikone strömten dann viele Menschen, die an verschiedenen Krankheiten litten. Es ist eine große Anzahl von Heilungen bezeugt, die nach dem Gebet vor dieser heiligen Ikone stattgefunden haben.

 

 

Im Johannes-Evangelium wird „Nathanael“ unter den Zwölf Aposteln an jener Stelle genannt, wo in den drei anderen Evangelien „Bartholomäus“ steht. Deshalb sind der Apostel Bartholomäus und der Apostel Nathanel höchst  wahrscheinlich ein und dieselbe Person. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Verwechslung, sondern nur um eine unterschiedliche Bezeichnung für ein und dieselbe Person, da Bartholomäus nur  die lateinische Version des aramäischen Beinamens Bar-Tholmai (= „Sohn des Tholmai“) ist. Sein aramäischer Name lautete deshalb wohl vollständig Nathanael Bar-Tholmai. Der Name Nathanel bedeutet auf hebräisch: Gott (el) hat gegeben (natan).

 

Gedächtnis des heiligen Apostels Bartholomäus  

 

am 11. Juni

 

Der heilige Apostel Bartholomäus – den einige mit Nathanael, dem Israeliten ohne Falsch (Johannes 1: 48) gleichsetzen, der Christus als Sohn Gottes bekannte – stammte aus Kana in Galiläa. Er wurde zu den Zwölf Aposteln gerechnet, die Christus folgten bis zu Seiner Passion und Zeugen Seiner Auferstehung wurden.

 

Nach dem Pfingstfest, als die Apostel durch Losentscheid jene Gegenden zugeteilt bekamen, wo sie das Evangelium verkünden sollten, fiel Bartholomäus die Arabia felix zu, das „Glückliche Arabien" das ist der heutige Jemen. Zuerst aber ging er mit dem Apostel Philippus und dessen Schwester Mariamne nach Lydien und Mysien in Kleinasien. Im phrygischen Hierapolis wurden sie von den Heiden ergriffen und mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Philippus gab dabei den Geist auf, doch als daraufhin die Erde ihren Schlund öffnete und eine große Zahl von Heiden verschlang, nahm man Bartholomäus und Mariamne von ihren Kreuzen herab und ließ sie frei. Bartholomäus setzte Stachys als Bischof von Hierapolis ein und zog dann weiter. Standhaft ertrug er Hunger, Kälte, die Gefahren des Wegs, Verfolgung und Gefängnis, um den Heiden das Licht der Wahrheit zu bringen, und viele kamen zum Glauben durch ihn in Arabien, Persien und Indien. Er hinterließ ihnen das Evangelium des Matthäus, das in aramäischer Sprache geschrieben war und von dem der alexandrinische Gelehrte Pántainos ein Jahrhundert später bei seiner Indienreise eine Handschrift wiederfand. Er vollendete seinen Lauf in Armenien, wo er, auf Befehl des Königs Astyages, dessen Sohn er bekehrt hatte, wie sein Meister gekreuzigt wurde.

 

Sein Leib wurde in einen Bleisarg eingeschlossen und später nach Urbanopolis (Orbs) am Fuß des Taurus in Kilikien (Isaurien) gebracht. Da die heiligen Reliquien viele Wunder wirkten, warfen die Heiden den Bleisarg ins Meer, doch durch göttliche Vorsehung wurde dieser im 6. Jahrhundert ans Ufer der Insel Lipari getragen, vor der Nordküste Siziliens, wo die heiligen Reliquien in der Folge viele Wunder wirkten.

 

Quelle: Das Synaxarion, Kloster des Hl. Vorläufers, Chania (Kreta)

 

Um das Jahr 580 kamen die Reliquien des heiligen Apostels Bartholomäus auf die Insel Lipari vor Sizilien. Zum Schutz vor einem Sarazeneneinfall wurde sie von dort im Jahre 838 nach Benevent gebracht. Der fränkisch-lateinische Kaiser Otto II. brachte die Reliquien von dort im Jahre 983 nach Rom, wo sie in der Kirche San Bartolomeo all’Isola auf der Tiberinsel in den Altar eingebettet wurden. Als im Jahre 1238 der heilige Bartholomäus zum Hauptpatron des Frankfurter Domes wurde, wurde die Kopf-Reliquie des Heiligen, die bereits unter Kaiser Friedrich Barbarossa dorthin gebracht worden war, rechts vom Altar zur Verehrung durch die Gläubigen aufgestellt. Außerdem befinden sich heute Reliquien des heiligen Apostels Bartholomäus auch im Kloster Andechs in Bayern.

 

 

Der heilige uneigennützige Arzt Lukas,

 

Bekenner- Erzbischof von Simferopol
11. Juni

 

Der hl. Luka wurde 1877 in Ker in der Ukraine als Valentin Felixowitsch Woino-Jassenezkij in einer Adelsfamilie polnischer Herkunft geboren: Er empfing den Taufnamen Valentin. Um den Menschen zu dienen, studierte er Medizin und begann 1903 als Landarzt in einem Spital am Baikalsee zu arbeiten. Hier heiratete er und wurde in der Folge Vater von vier Kindern. Nach mehreren Versetzungen, wurde er beim Ausbruch der Revolution, im Jahr 1917, Chefarzt eines großen Krankenhauses in Taschkent, wo er zudem als Professor für Chirurgie an der Universität lehrte. Er nahm auch oft an Podiumsdiskussionen mit Agitatoren des bolschewistischen Gottlosenverbandes teil, wo er offen und klug gegen den atheistischen Materialismus Stellung bezog. Damals empfing er auch die Priesterweihe und zelebrierte jeden Sonntag in der Kathedrale von Taschkent. Mit großer Hingabe widmete er sich der Predigt und führte zwei Jahre lang öffentliche Streitgespräche mit einem in Apostasie gefallenen Priester, der in der Gegend die antireligiöse Propaganda leitete.
Als 1923 das Schisma der "Lebendigen Kirche" die russische Kirche in Bedrängnis brachte, musste der Bischof von Taschkent fliehen, wobei er die Verwaltung seiner Diözese Vater Walentin sowie einem anderen Erzpriester anvertraute. Da seine Frau schon einige Jahre vorher an Tuberkulose gestorben war und er seine Kinder in zuverlässige Obhut gegeben hatte, wurde er im selben Jahr unter dem Namen Lukas zum Mönch geschoren und am 8. Mai 1923 von zwei exilierten Bischöfen im Gebiet von Samarkand in aller Heimlichkeit zum Bischof geweiht.
10 Tage nach seiner Rückkehr nach Taschkent und seiner ersten Liturgie als Hierarch, wurde er vom sowjetischen Geheimdienst GPU verhaftet und unter der Anklage antirevolutionärer Umtriebe und der Spionage zugunsten Großbritanniens zu zwei Jahre Exil in Sibirien verurteilt, in Turuchansk. Dort war er in einem Spital als Chirurg tätig und errettete mehrere Menschen vor den sicheren Tod. Er war gewohnt, die Kranken vor der Operation zu segnen und zu beten, und als die GPU-Agenten es ihm verboten, weigerte er sich glattweg, ihnen zu gehorchen Da wurde er ins Polizeikommissariat gerufen und verhört, worauf man ihm eine halbe Stunde gab, um sein Gepäck vorzubereiten.
Dann schickte man ihn auf einem Schlitten an die Ufer des Arktischen-Meeres, wo er den Winter in verschiedenen Weilern verbrachte. Im Frühjahr 1924 wurde er nach Turuchansk gerufen, da man dort einen Chirurgen brauchte. 1926 ließ man ihn frei, worauf er nach Taschkent zurückkehrte. Damals schlug ihm Metropolit Sergij mehrere Bischofssitze vor, doch er lehnte ab und bat, in den Ruhestand versetzt zu werden, ein Entscheid, den er später bereuen sollte.
Nachdem er drei Jahre ungestört als Arzt gewirkt hatte, wurde er 1930 erneut verhaftet, unter dem Vorwurf, er habe Beihilfe geleistet zur Ermordung des Professors Michilowki. Dieser hatte nach dem Tod seines Sohnes den Verstand verloren und versucht den Toten durch Bluttransfusionen ins Leben zurückzubringen, und da es ihm nicht gelang, hat er sich das Leben genommen. Auf Bitte der Witwe hatte der hl. Lukas, in Erwägung des gestörten Geisteszustandes des Professors, die Erlaubnis erteilt, ihn in der Kirche zu bestatten. Die kommunistischen Behörden nahmen dies zum Anlass, um ihn anzuklagen, wobei sie als Motiv seiner angeblichen Mordbeihilfe angaben, er habe aus religiösen Fanatismus verhindern wollen, dass der Professor mit Hilfe der materialistischen Wissenschaft einen Toten erwecke. Nach mehreren Verhören warf man ihn in einen luftlosen Kerker, wo er in den Hungerstreik trat. Nach einiger Zeit wurde er zu einem neuerlichen, dreijährigen Exil verurteilt (1931-33), das er in Kotla und Archangelsk verbrachte, auch als Chirurg im Spital dienend.
Um sich eines Tumors wegen behandelt zu lassen, reiste er damals nach Leningrad, hier hatte er eines Tages, während er in der Kirche dem Gottesdienst beiwohnte, eine erschütternde Vision, die ihm seine Verpflichtung im Dienst der Kirche in Erinnerung rief.
Zu neuen Verhören nach Moskau beordert, machte man ihm verlockende Angebote zu Fortsetzung seiner wissenschaftlichen Arbeiten über die Lokalanästhesie und die chirurgische Behandlung eiternder Wunden, unter der Voraussetzung, dass er seine Priesterschaft aufgebe, was er entschieden ablehnte. 1933 entlassen, kehrte er nach Taschkent zurück, wo er in einem kleinen Spital arbeiten konnte. 1934 erschien seine Schrift über die chirurgische Behandlung eiternder Wunden, die zu einem Klassiker werden sollte und ihm später den Stalin-Preis und Weltruf eintrug.
Während seiner Arbeit in Taschkent wurde er von einer Tropenkrankheit befallen, die eine Ablösung der Augennetzhaut bewirkte. Dennoch setzte er seine chirurgische Tätigkeit bis 1937 fort. Damals löste Stalin seine grausame Verfolgung aus, nicht nur gegen die Gegner des Regimes, sondern auch gegen die Kommunistenführer der Anfänge, und die Konzentrationslager füllten sich mit Millionen von Häftlingen. Auch der hl. Lukas wurde verhaftet, zusammen mit dem Erzbischof von Taschkent und den anderen Klerikern, die der Kirche treu geblieben waren. Man beschuldigte ihn, eine antirevolutionäre Organisation gegründet zu haben, und unterwarf ihn einem Kettenverhör von 13 Tagen und Nächten, unter dem blendenden Licht von Scheinwerfern, bei dem er von sich ablösenden Polizeibeamten ununterbrochen befragt wurde, um ihn in Widersprüche zu verstricken. Als er einen neuen Hungerstreik begann, sandte man ihn, erschöpft, in die Kellerverliese der GPU zurück. Nach einem weiteren Verhören und Foltern, die ihm die Kontrolle raubten über das was er tat, unterschrieb er mit zitternder Hand ein Geständnis über die antikommunistischen Komplott und wurde anfangs 1940 zum dritten mal nach Sibirien verbannt, in die Gegend von Krasnojarsk. Zum Preis von tausenderlei Schwierigkeiten gelang es ihm, auch dort als Chirurg zu wirken und seine Forschungen in Tomsk fortzusetzen. Beim Einmarsch der Hitler-Armee, im Jahr 1941, dem Beginn eines Krieges in der Sowjetunion, der Millionen von Opfern fordern sollte, wurde er zum Chefarzt des Spitals von Krasnojarsk ernannt, mit Verantwortung für alle Militärlazarette der Gegend. Gleichzeitig diente er als Bischof der Region, wo sich die Kommunisten rühmten, alle Kirchen außer Betrieb gesetzt zu haben. Für seine Dienste erhielt er damals eine Auszeichnung Patriotischen Ordens, und Metropolit Sergij erhob ihn in den Rang eines Erzbischofs. In dieser Eigenschaft nahm er 1943 am Konzil teil, das Metropolit Sergij zum Patriarchen wählte, und wurde zum Mitglied der permanenten Synode des Patriarchats ernannt. Da die antireligiöse Verfolgung des Krieges wegen etwas abgeflaut war, konnte er in Krasnojarsk ein Programm geistiger Erneuerung beginnen und ergab sich mit doppeltem Eifer der Predigt. Er hielt über 1250 Predigten, wovon 700 aufgezeichnet wurden, und in 12 Bänden gesammelt in Russland und herausgegeben worden sind.
Als das Spital von Krasnojarsk 1944 nach Tambow verlegt wurde, zog er in diese Stadt und übernahm auch die Leitung ihres Bistums. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen medizinischen und religiösen Publikationen und verfasste eine Apologie des Christentums gegen den atheistischen Materialismus.
1946 wurde er auf die Krim versetzt und zum Erzbischof von Simferopol ernannt. Wegen einer Herzkrankheit und dem schwindenden Augenlicht musste er nun aufhören mit seinen Operationen, blieb aber weiterhin tätig, indem er unentgeltliche Konsultationen gab und die anderen Ärzte der Gegend beriet. Damals geschahen durch sein Gebet wunderbare Heilungen.
1956 erblindete er vollständig, zelebrierte aber weiterhin die Göttliche Liturgie, predigte und leitete seine Diözese, wobei er sich mutig den Kirchenschließungen und anderen Verfolgungsmaßnahmen entgegenstellte. Nachdem er sein Werk als Zeuge des zu unserem Heil gekreuzigten Herrn erfüllt hatte, entschlief er in Frieden am 11. Juni (29. Mai) 1961 und wurde im Beisein des ganzen Klerus und einer großen Volksmenge bestattet. Sein Grab wurde bald zur Pilgerstätte, an der sich bis heute viele Wunder ereignen.
Quelle: Synaxarion,  Hl. Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania, 2005)
Tropar im 1. Ton: Verkünder des Wegs zum Heil, Bekenner und Oberhirte der Krim, treuer Bewahrer der Traditionen der Väter, unerschütterliche Säule und Lehrer der Orthodoxie, heiliger Bischof Lukas, gottweiser Arzt, unentwegt bitte Christus unseren Retter, den Orthodoxen starken Glauben zu schenken, Rettung und das große Erbarmen.
Kondak im 1. Ton: Gleichwie ein heller Stern leuchtend von Tugenden hast du, o heiliger Hierarch, deine Seele engelgleich gemacht. Mit dem Rang eines Bischofs geehrt, littest du viel im Exil von den Händen der Gottlosen. Doch unbeirrt im Glauben heiltest du viele mit kundiger Weisheit. Darum verherrlichte der Herr deinen kostbaren Leib, welcher emporgenommen ward von den Tiefen der Erde, so dass wir Gläubigen laut zu Dir rufen dürfen: Freue dich, o Heiliger Lukas, unser Vater, du Ruhm und Kraft der Krim.

 

Der heilige uneigennützige Arzt Lukas, Bekenner- Erzbischof von Simferopol und der Krim

 

Der hl. Luka wurde 1877 in Kertsch in der Ukraine als Valentin Felixowitsch Voino-Jassenezkij in einer Adelsfamilie polnischer Herkunft geboren: Er empfing den Taufnamen Valentin. Um den Menschen zu dienen, studierte er Medizin und begann 1903 als Landarzt in einem Spital am Baikalsee zu arbeiten. Hier heiratete er und wurde in der Folge Vater von vier Kindern. Nach mehreren Versetzungen, wurde er beim Ausbruch der Revolution, im Jahr 1917, Chefarzt eines großen Krankenhauses in Taschkent, wo er zudem als Professor für Chirurgie an der Universität lehrte. Er nahm auch oft an Podiumsdiskussionen mit Agitatoren des bolschewistischen Gottlosenverbandes teil, wo er offen und klug gegen den atheistischen Materialismus Stellung bezog. Damals empfing er auch die Priesterweihe und zelebrierte jeden Sonntag in der Kathedrale von Taschkent. Mit großer Hingabe widmete er sich der Predigt und führte zwei Jahre lang öffentliche Streitgespräche mit einem in Apostasie gefallenen Priester, der in der Gegend die antireligiöse Propaganda leitete.
Als 1923 das Schisma der "Lebendigen Kirche" die russische Kirche in Bedrängnis brachte, musste der Bischof von Taschkent fliehen, wobei er die Verwaltung seiner Diözese Vater Valentin sowie einem anderen Erzpriester anvertraute. Da seine Frau schon einige Jahre vorher an Tuberkulose gestorben war und er seine Kinder in zuverlässige Obhut gegeben hatte, wurde er im selben Jahr unter dem Namen Lukas zum Mönch geschoren und am 8. Mai 1923 von zwei exilierten Bischöfen im Gebiet von Samarkand in aller Heimlichkeit zum Bischof geweiht.
10 Tage nach seiner Rückkehr nach Taschkent und seiner ersten Liturgie als Hierarch, wurde er vom sowjetischen Geheimdienst GPU verhaftet und unter der Anklage antirevolutionärer Umtriebe und der Spionage zugunsten Großbritanniens zu zwei Jahre Exil in Sibirien verurteilt, in Turuchansk. Dort war er in einem Spital als Chirurg tätig und errettete mehrere Menschen vor den sicheren Tod. Er war gewohnt, die Kranken vor der Operation zu segnen und zu beten, und als die GPU-Agenten es ihm verboten, weigerte er sich glattweg, ihnen zu gehorchen Da wurde er ins Polizeikommissariat gerufen und verhört, worauf man ihm eine halbe Stunde gab, um sein Gepäck vorzubereiten.

 

Dann schickte man ihn auf einem Schlitten an die Ufer des Arktischen-Meeres, wo er den Winter in verschiedenen Weilern verbrachte. Im Frühjahr 1924 wurde er nach Turuchansk gerufen, da man dort einen Chirurgen brauchte. 1926 ließ man ihn frei, worauf er nach Taschkent zurückkehrte. Damals schlug ihm Metropolit Sergij mehrere Bischofssitze vor, doch er lehnte ab und bat, in den Ruhestand versetzt zu werden, ein Entscheid, den er später bereuen sollte.
Nachdem er drei Jahre ungestört als Arzt gewirkt hatte, wurde er 1930 erneut verhaftet, unter dem Vorwurf, er habe Beihilfe geleistet zur Ermordung des Professors Michilowki. Dieser hatte nach dem Tod seines Sohnes den Verstand verloren und versucht den Toten durch Bluttransfusionen ins Leben zurückzubringen, und da es ihm nicht gelang, hat er sich das Leben genommen. Auf Bitte der Witwe hatte der hl. Lukas, in Erwägung des gestörten Geisteszustandes des Professors, die Erlaubnis erteilt, ihn in der Kirche zu bestatten. Die kommunistischen Behörden nahmen dies zum Anlass, um ihn anzuklagen, wobei sie als Motiv seiner angeblichen Mordbeihilfe angaben, er habe aus religiösen Fanatismus verhindern wollen, dass der Professor mit Hilfe der materialistischen Wissenschaft einen Toten erwecke. Nach mehreren Verhören warf man ihn in einen luftlosen Kerker, wo er in den Hungerstreik trat. Nach einiger Zeit wurde er zu einem neuerlichen, dreijährigen Exil verurteilt (1931-33), das er in Kotla und Archangelsk verbrachte, auch als Chirurg im Spital dienend.
Um sich eines Tumors wegen behandelt zu lassen, reiste er damals nach Leningrad, hier hatte er eines Tages, während er in der Kirche dem Gottesdienst beiwohnte, eine erschütternde Vision, die ihm seine Verpflichtung im Dienst der Kirche in Erinnerung rief.
Zu neuen Verhören nach Moskau beordert, machte man ihm verlockende Angebote zu Fortsetzung seiner wissenschaftlichen Arbeiten über die Lokalanästhesie und die chirurgische Behandlung eiternder Wunden, unter der Voraussetzung, dass er seine Priesterschaft aufgebe, was er entschieden ablehnte. 1933 entlassen, kehrte er nach Taschkent zurück, wo er in einem kleinen Spital arbeiten konnte. 1934 erschien seine Schrift über die chirurgische Behandlung eiternder Wunden, die zu einem Klassiker werden sollte und ihm später den Stalin-Preis und Weltruf eintrug.
Während seiner Arbeit in Taschkent wurde er von einer Tropenkrankheit befallen, die eine Ablösung der Augennetzhaut bewirkte. Dennoch setzte er seine chirurgische Tätigkeit bis 1937 fort. Damals löste Stalin seine grausame Verfolgung aus, nicht nur gegen die Gegner des Regimes, sondern auch gegen die Kommunistenführer der Anfänge, und die Konzentrationslager füllten sich mit Millionen von Häftlingen. Auch der hl. Lukas wurde verhaftet, zusammen mit dem Erzbischof von Taschkent und den anderen Klerikern, die der Kirche treu geblieben waren. Man beschuldigte ihn, eine antirevolutionäre Organisation gegründet zu haben, und unterwarf ihn einem Kettenverhör von 13 Tagen und Nächten, unter dem blendenden Licht von Scheinwerfern, bei dem er von sich ablösenden Polizeibeamten ununterbrochen befragt wurde, um ihn in Widersprüche zu verstricken. Als er einen neuen Hungerstreik begann, sandte man ihn, erschöpft, in die Kellerverliese der GPU zurück. Nach einem weiteren Verhören und Foltern, die ihm die Kontrolle raubten über das was er tat, unterschrieb er mit zitternder Hand ein Geständnis über die antikommunistischen Komplott und wurde anfangs 1940 zum dritten mal nach Sibirien verbannt, in die Gegend von Krasnojarsk. Zum Preis von tausenderlei Schwierigkeiten gelang es ihm, auch dort als Chirurg zu wirken und seine Forschungen in Tomsk fortzusetzen. Beim Einmarsch der Hitler-Armee, im Jahr 1941, dem Beginn eines Krieges in der Sowjetunion, der Millionen von Opfern fordern sollte, wurde er zum Chefarzt des Spitals von Krasnojarsk ernannt, mit Verantwortung für alle Militärlazarette der Gegend. Gleichzeitig diente er als Bischof der Region, wo sich die Kommunisten rühmten, alle Kirchen außer Betrieb gesetzt zu haben. Für seine Dienste erhielt er damals eine Auszeichnung Patriotischen Ordens, und Metropolit Sergij erhob ihn in den Rang eines Erzbischofs. In dieser Eigenschaft nahm er 1943 am Konzil teil, das Metropolit Sergij zum Patriarchen wählte, und wurde zum Mitglied der permanenten Synode des Patriarchats ernannt.
Da die antireligiöse Verfolgung des Krieges wegen etwas abgeflaut war, konnte er in Krasnojarsk ein Programm geistiger Erneuerung beginnen und ergab sich mit doppeltem Eifer der Predigt. Er hielt über 1250 Predigten, wovon 700 aufgezeichnet wurden, und in 12 Bänden gesammelt in Russland und herausgegeben worden sind.
Als das Spital von Krasnojarsk 1944 nach Tambow verlegt wurde, zog er in diese Stadt und übernahm auch die Leitung ihres Bistums. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen medizinischen und religiösen Publikationen und verfasste eine Apologie des Christentums gegen den atheistischen Materialismus.
1946 wurde er auf die Krim versetzt und zum Erzbischof von Simferopol ernannt. Wegen einer Herzkrankheit und dem schwindenden Augenlicht musste er nun aufhören mit seinen Operationen, blieb aber weiterhin tätig, indem er unentgeltliche Konsultationen gab und die anderen Ärzte der Gegend beriet. Damals geschahen durch sein Gebet wunderbare Heilungen.
1956 erblindete er vollständig, zelebrierte aber weiterhin die Göttliche Liturgie, predigte und leitete seine Diözese, wobei er sich mutig den Kirchenschließungen und anderen Verfolgungsmaßnahmen entgegenstellte.
Nachdem er sein Werk als Zeuge des zu unserem Heil gekreuzigten Herrn erfüllt hatte, entschlief er in Frieden am 11. Juni (29. Mai) 1961 und wurde im Beisein des ganzen Klerus und einer großen Volksmenge bestattet. Sein Grab wurde bald zur Pilgerstätte, an der sich bis heute viele Wunder ereignen.
Quelle: Synaxarion der Orthodoxen Kirche, Chania 2005

 

 

Gedächtnis des Heiligen Augustinus

Bischofs von Hippo

 

am 15. Juni 

 

Der Heilige Augustinus kam 354 in Thagaste zur Welt, einer kleinen Stadt Numidiens, im Grenzgebiet zwischen den heutigen Ländern Algerien und Tunesien. Sein Vater, Patricius, ein kleiner Landbesitzer, der zu den Notabeln der Stadt gehörte, blieb bis in seine letzten Tage Heide, doch seine Mutter, die Hl. Monika (4.5.) war eine tiefgläubige Christin, die ihn schon im Kindesalter als Katechumenen einschreiben ließ und ihn regelmäßig zur Kirche mitnahm, um ihn zu unterweisen in den Mysterien des Glaubens. Doch da die Taufe wie damals üblich hinausgezögert wurde, zeigte sich der Knabe ausgelassen und widerspenstig gegen die Ermahnungen seiner Mutter und entfernte sich vom Glauben. Dank seiner Intelligenz erlangte er bald große Meisterschaft in der lateinischen Sprache, sperrte sich aber gegen das Griechische, was seinem theologischen Denken abträglich war. Mit 17 Jahren sandte man ihn nach Karthago, der Metropole des christlichen Nordafrika, um dort Rhetorik zu studieren. Er geriet in schlechte Gesellschaft, begann ein ausschweifendes Leben zu führen und verband sich mit einer Christin, die ihm 372 einen unehelichen Sohn gebar, Adeodat. Die Lektüre von Cicero brachte ihn dazu, sich abzuwenden von seinen nichtigen Studien und sich aufzumachen zur Suche nach der Wahrheit. Doch abgestoßen von der scheinbaren Dürre der Bibel, wandte er sich der Irrlehre der Manichäer zu, die, so schien ihm, Christus mit seinem Wunsch in Einklang brachte, Weisheit durch reine Vernunftschlüsse zu erlangen. Er sollte ganze neun Jahre in den Netzen dieser so offensichtlichen Irrlehre gefangen bleiben. 

 

Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer in Thagaste ging er abermals nach Karthago, wo ihn ein Gespräch mit dem Manichäer-Bischof Faustus schließlich befreite von seinen Illusionen bezüglich jener Häresie. Unruhig und beseelt vom Verlangen nach dem wahren Wissen, schiffte er sich ein nach Rom und eröffnete dort eine Schule, der aber wenig Erfolg beschieden war. 384 ging er nach Mailand, wo man ihm einen Posten als Rhetor verliehen hatte, und dort begegnete er dem heiligen Bischof Ambrosius. Dieser gewann ihn durch seine Sanftheit und seinen Edelmut, vor allem aber durch seine glänzende Rednergabe und die geistige Auslegung der Heiligen Schrift, die sein Herz öffnete für die Tiefgründigkeit des Wortes Gottes. Damals las er auch das Leben des Heiligen Antonius des Großen, das der Heilige Athanasius geschrieben hatte und das damals unter den Adligen des Westens viele aufsehenerregende Bekehrungen wirkte. Kurz danach, als er im Garten seines Freundes Alypius war und in einem verborgenen Winkel über sein Leben weinte, vernahm er plötzlich die Stimme eines Kindes, das zu ihm sagte: „Nimm und lies!" Er schlug einen Band mit den Briefen des Apostels Paulus auf, der dort lag, und stieß auf diese Stelle: „Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Befriedigung eurer Gelüste“ (Römer 13: 14). Sogleich entschwand die Finsternis des Zweifels, und ein sanftes Licht überflutete sein Herz mit Freude. In jenem Augenblick wurde Augustinus ein anderer Mensch, der von nun an nur noch für Christus und Seine Kirche leben sollte. Nachdem er den Beruf des „Wort-Händlers“ endgültig aufgegeben hatte, zog er sich mit seiner Mutter, die ihm gefolgt war, und einigen Verwandten und Freunden in die Stille eines Landsitzes zurück, und nachdem er durch Gebet, Schriftstudium und Gespräche zur Ruhe gekommen war, kehrte er nach Mailand zurück, wo er am 24. April des Jahres 387 vom Heiligen Ambrosius getauft wurde, zusammen mit Alypius und seinem Sohn Adeodat. Bald darauf entschlief die Heilige Monika, und 388 kehrte Augustinus nach Thagaste zurück. In den folgenden drei Jahren widmete er sich zusammen mit seinen Freunden und Jüngern dem Aufbau eines Klosters und empfing auf Verlangen des Volkes die Priesterweihe.

 

Auf Grund seiner Bildung und der Umstände seiner Bekehrung betrachtete Augustinus, anders als die Hl. Väter vor ihm, die Beziehung des Menschen zu Gott von einem eher „psychologischen“ Standpunkt und gab damit seiner ganzen Theologie einen subjektiven Aspekt, der seine Lehren über die Hl. Dreiheit, über die Ursünde, über das Verhältnis von Natur und Gnade usw. beeinflusste. Solange diese Thesen als persönliche theologische Meinungen (theologoúmena) genommen wurden, stellten sie seinen Platz unter den orthodoxen Heiligen nicht in Frage. Erst als man sie zur offiziellen und ausschließlichen Doktrin der römischen Kirche erhob (wie z.B. das Filioque), wurden sie zum Hauptgrund der Entfremdung zwischen Ost und West. Wenn man Augustinus als orthodoxen Heiligen verehren kann, so deshalb weniger in seiner Eigenschaft als Theologe, sondern in jener als Hierarch und auf Grund seiner unleugbaren persönlichen Heiligkeit. Der Hl. Photios schrieb über ihn: „Da wir wissen, dass einige unserer Väter bezüglich gewisser Dogmen abgewichen sind vom wahren Glauben, nehmen wir das, worin sie abgewichen sind, nicht als Doktrin an, doch fahren wir nichtsdestoweniger fort, sie als Menschen zu umarmen“ (Brief 24,20. PG 102, 813). Einige nennen Augustinus daher statt „Heiliger" (Hágios) „Seliger“ (Makaritis oder „Hierós“), doch da solche Unterscheidungen nicht existieren in der orthodoxen Hagiographie, möge es genügen, hier zu unterscheiden zwischen seinem Leben und der unglücklichen Entfaltung seiner Lehren.

 

Ende 395 wurde Augustinus Bischof des kleinen Bistums Hippo Regius, von dem aus sich sein Einfluss nicht nur über die Kirche Afrikas, sondern über die ganze lateinische Welt verbreiten sollte. 35 Jahre lang diente der Hl. Augustinus der Kirche als guter Hirte, der sein Leben hingibt für die Schafe. Er predigte fast jeden Tag (rund 800 seiner Predigten sind erhalten) und sprach über alle Themen mit großer Lebendigkeit und Kunst, um in seinen Zuhörern die Liebe zu Gott und zu den himmlischen Dingen zu wecken. Tagsüber schlichtete er Streitfälle, widmete sich den laufenden Geschäften seiner Kirche und kümmerte sich um die Armen, in der Nacht wurde er wieder ganz Mönch, hingegeben an die Liebe Gottes. Er lebte mit seiner Priesterschaft wie in einem Kloster, dem er auch eine Regel gab. Daraus sollte sich später die westliche Institution der Kanoniker oder Domherren entwickeln.

 

Seine große Liebe zur Kirche ließ ihn an allen Problemen Anteil nehmen, die die Christenheit bewegten. Er nahm an Konzilien teil und bereiste das ganze römische Nordafrika, das damals gespalten war durch Häresien und Schismen aller Art. Er schrieb rund hundert Werke, von denen die meisten dem Kampf gegen Schismatiker und Häretiker gewidmet sind. Da alle seine friedlichen Versuche, sie in den Schoß der Kirche zurückzuführen, erfolglos blieben, entschloss er sich schweren Herzens, die weltliche Macht gegen sie aufzubieten. Als Antwort an die Heiden, die die Christen verantwortlich machten für den Fall von Rom im Jahr 410, verfasste Augustinus eine weitausholende Verteidigung des christlichen Glaubens gegen das Heidentum mit dem Titel De Civitate Dei („Über die Gottesstadt“) , worin er zeigt, dass die Kirche durch alle Prüfungen hindurch auf dem Weg ist zum ewigen Reich Gottes. Er kämpfte auch gegen die Häresie des Pelagius, der die Rolle der göttlichen Gnade herabminderte und lehrte, dass der Mensch die Sünde aus eigener Kraft zu überwinden vermag. Durch die Zwänge der Argumentation und durch seinen rationalistischen Geist ließ sich Augustinus verleiten, die Natur in einen zu strikten Gegensatz zu stellen zur Gnade, was im Westen unheilvolle Folgen zeitigen sollte . Es gelang ihm schließlich, die Verurteilung des Pelagianismus durchzusetzen, durch ein Konzil in Karthago (411) und dann in Rom (417), doch die Häresie dauerte fort. Als die Wandalen von Spanien her in das christliche Nordafrika einfielen und alles auf ihrem Weg verwüsteten, scheute Augustinus keine Mühe, um zu retten, was noch zu retten war. Nach vierzig - jährigem Episkopat und apostolischem Wirken musste er mit Schmerzen sehen, wie aus den Trümmern der Götzenkult wiedererstand und die arianische Häresie dem orthodoxen Volk von den Eroberern aufgezwungen wurde. Diese belagerten Hippo schon seit 3 Monaten, als der Hl. Augustinus am 28.8.427 seine Seele dem Herrn übergab.

 

Seine Lehre führte im mittelalterlichen Westen zu manchen Abweichungen, doch kann man ihn deswegen nicht als Häretiker bezeichnen, denn stets unterwarf er seine Betrachtungen in Demut dem Urteil der Kirche. So schreibt er am Ende des Werks De Trinitate („Über die Trinität“): „Herr, Gott der Eine, Gott die Dreiheit, alles was ich geschrieben habe in diesen Büchern, kommt von Dir, und wenn darin irgendetwas ist, das von mir kommt, so möge mir vergeben sein durch Dich und durch jene, die Dein sind.“

 

Quelle: Das Synaxarion - die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche - Band 2

 

 

Über das Verständnis der Erlösung im abendländischen und im orthodoxen Verständnis

 

(Zusammenfassung eines Vortrag zum Reformationsjubiläum

gehalten in Nürnberg 2017)

 

Thomas Zmija

 

Während die abendländische Theologie das Erlösungsgeschehen, ausgehend von Tertullian, Cyprian und Augustin, vor allem in ethisch-juridischen Kategorien betrachtet und damit, ausgehend vom römischen Rechtsdenken in seiner christlichen Anwendung (Wiederaufnahme abgefallener Christen, Gültigkeit der durch die Häretiker gespendeten Sakramente), das in Christus gekommene Heil in Aussagen über Sünde und Schuld, Verdienst und Genugtuung, Verdammnis und Rechtfertigung zu verstehen versuchte, betrachteten die Heiligen Väter des Ostens das Rettungsgeschehen in Christus vornehmlich vom Gedanken der Heilung des an der Sünde erkrankten Menschen her.

 

Diese Heilung des Menschen von der Krankheit der Sünde wird überhaupt erst ermöglicht durch die Menschwerdung des Eingeborenen Sohnes Gottes. Denn nichts kann gerettet werden, was Gott nicht Selbst durch die Inkarnation Seines Eingeborenen Sohnes angenommen hat, so lehren in Übereinstimmung die Heiligen Väter des Ostens. Daher steht im Vordergrund des theologischen Denkens der orthodoxen Kirche nicht die Frage: “Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ (Martin Luther), sondern die weit tiefer gehende Frage: „ Wer ist Christus und in welchem Verhältnis steht Er zu Gott?“ Denn nur wenn Gott Selbst Fleisch angenommen hat, kann der Mensch vollständig geheilt werden. Erlösung wird in der orthodoxen Kirche also nicht als begnadigenden Rechtsspruch (lutherische Rechtfertigungslehre), sondern als Wiederherstellung (= Heilung) des ganzen Menschen verstanden, damit er zu seinem schöpfungsgemäßen Ursprung, zur Gemeinschaft mit Gott durch die Theosis (Vergöttlichung), zurückkehren kann.

 

So ist das Denken der orthodoxen  Theologie hauptsächlich an Christus, Seinem Wesen und seiner Person interessiert, jedoch nicht im Sinne einer philosophisch- ontologischen Spekulation, sondern  immer »um unseres Heiles willen«, wie es im Orthodoxen Glaubensbekenntnis heißt. Die lateinische Theologie fragt demgegenüber mehr nach dem „rechtlichen“ Verhältnis zwischen Gott und Mensch. In seiner, der westlichen Theologie sowohl in ihrer katholischen, wie in ihrer protestantischen Ausprägung als Fundament dienenden, Gnadenlehre hat Aurelius Augustinus diesem Denken seine bis heute bleibende Ausrichtung verliehen. Augustin war vor seiner Bekehrung zum Christentum Manichäer gewesen. Aus dieser, in dualistischen Kategorien die Welt verstehenden, gnostischen Glaubensgemeinschaft, übernahm Augustin in seine Theologie den Hang zum Denken in Gegensätzen. So steht in seinem Denken der menschlichen Sündhaftigkeit die Gottes Barmherzigkeit gegenüber. Allerdings ist, nach Ansicht Augustins, die menschliche Verfallenheit an die Sünde so groß, dass das Streben nach Tugend nicht genügen kann, um das Erbarmen Gottes zu erlangen. Jede gute Willensregung entspringe nicht einer dem Menschen innewohnenden natürlichen Güte, sondern sei bereits Auswirkung der „zuvorkommenden Gnade Gottes“. Von sich aus kann der Mensch deshalb nichts Gutes tun. Auch wenn er sich der Botschaft des Evangeliums öffnet, ist das bereits Gabe den Gnadenhandeln Gottes.

 

Damit betont Augustin in Einklang mit dem heiligen Paulus das völlige Angewiesensein des Menschen auf Gott, „damit kein Mensch sich vor Gott rühme“. (1. Korinther 1: 29). Für Augustin besteht in allen Nachkommen Adams eine unwiderstehliche Neigung zur Sünde (Erbsünde), die ohne Gottes Hilfe auch unweigerlich zur Auswirkung kommt. Wegen dieser „Erbsünde“, also der ererbten Geneigtheit zur Sünde, ist jeder Mensch zugleich schuldig vor Gott. 

 

Die orthodoxe Kirche kennt die Erbsünde im augustinisch-abendländischen Sinn nicht. Denn die Heiligen Väter des christlichen Ostens denken über die Sünde anders, nicht in den Kategorien von Schuld, sondern in einer Relation von Erkrankung und Heilung. Nach Ansicht der Heiligen Väter der orthodoxen Kirche wurde nicht Adams Sünde („Erbsünde“) als solche, sondern vielmehr als Ergebnis der Sünde Adams der Tod (vgl.: Römer 6: 23) auf seine Nachkommen vererbt. Hauptursache der weiteren Sünden ist das der Mensch durch die Ursünde das Leben in der innigen Gemeinschaft mit Gott verlor. So wurde durch die Sünde des Adam die gesamte Schöpfung unter die Herrschaft des Todes versklavt, wodurch die eigentlich guten Natur des gesamten Kosmos in einen widernatürlichen schlechten Zustand überging. Diese Angst vor dem Tod versucht der Mensch durch Selbstsucht und Leidenschaften zu entgehen und gerät dadurch in einem „Teufelskreis“ weiterer Sünden. Die Menschen aber haben auch nach dem Sündenfall noch ihren freien Willen und sind innerlich immer noch fähig, wenn sie dazu gewillt sind, gute Taten zu vollbringen, die ihrer eigentlichen, gottgewollten Natur entsprechen. Jedoch sind gute Taten in einer der Sünde und dem Tode verfallenen Schöpfung nur sehr schwer auszuüben. 

 

Da der Mensch nach dem Sündenfall nicht mehr zu Gott kommen konnte, kam Gott in Christus zu den Menschen und versöhnte die Menschen und die ganze Schöpfung so wieder mit sich. Der Mensch gewinnt während des Empfangs der heiligen Taufe Anteil an der gesamten Fülle der Erlösung in Christus. So gewinnt sein Leib im Untertauchen im geheiligten Taufwasser Anteil an Christi erlösendem Tod am Kreuz; jedoch, da die menschliche Natur Christi im Gegensatz zu unserem Menschsein ohne Sünde war und der Tod deshalb keine Macht über sie besaß und deshalb Christus auch nicht festhalten konnte, gleichermaßen Anteil an Seiner leiblichen Auferstehung. Schließlich hat Christus die  menschlichen Natur zur Rechten Gottes durch Seine glorreiche Himmelfahrt erhöht. Durch wird der Mensch befreit zur Theosis, zur gnadenhaften Vereinigung mit der erlösenden menschlichen Natur Christi, die ihn zur erneuerten Gemeinschaft mit Gott befähigt. Im Vorgang der gnadenhaften Vergöttlichung (Theosis) verlässt der Mensch allmählich den widernatürlichen Zustand seiner Sündenverhaftung und seiner Fesselung an den Tod. Auch die Vergötzung des materiellen Lebens und des diesseitigen Lebens wird mit der Verkettung an diese unterjochte Welt langsam gelockert. Die Hinwendung zu einem Leben der guten Taten wird für den durch den Empfang der heiligen Taufe erlösten Menschen nun mehr und mehr selbstverständlich. Dabei ist weder der Empfang der göttlichen Gnade im Sakrament der heiligen Taufe noch die gnadenhafte Vergöttlichung in der Theosis ein magisches oder gar mechanisches Geschehen. Die Gnade Gottes und seine Rettungsliebe ist immer da, sie bedürfen aber immer auch der freiwilligen Annahme durch den Menschen der sie empfängt. Denn es der Mensch, der mit Gott wieder versöhnt wurde und nicht  der zürnende Gott, der durch das Opfer Seines eigenen Sohnes mit einer absoluten über der Gnade Gottes stehenden, philosophischen „Gerechtigkeit“ zu versöhnen war.

 

Da die orthodoxe Kirche die Sünde als eine Krankheit begreift, geht sie folgerichtig auch beim größten Sünder immer noch von einem natürlichen Funken der Güte aus, die jedem Menschen, innewohnt, das er stets ein Geschöpf Gottes ist und bleibt. Die Sünde vermag zwar unsere Ebenbildlichkeit Gottes fast völlig verdunkeln, jedoch vollkommen auszulöschen vermag sie diese nicht. Insofern ist uns Orthodoxen auch jedes Denken in den Kategorien calvinistischer Prädestinationtheologie vollkommen fremd, denn niemand ist von Anfang an zum Heil und niemand von Anfang an zur Verdammnis bestimmt. Gerade das orthodoxe Mönchtum, das mit einem christlichen Leben radikal ernst macht, legte besonderen Wert auf die Freiheit des Menschen, sich immer von neuem für das Gute zu entscheiden. 

 

Von diesem unterschiedlichen Denkansatz her ist es allzu verständlich, dass sich die orthodoxe Kirche die Erbsündenlehre des Abendlandes niemals zu eigen gemacht hat. Zwar betonen auch die griechischen Väter die Sündhaftigkeit aller Menschen, doch weisen sie auch auf die vielen Heiligen hin, die schon vor der Menschwerdung Gottes von der Sünde rein geblieben sind. Nach ihrer Überzeugung konnte sich der gefallene Mensch nie so weit von Gott entfernen, dass er nicht in Sehnsucht nach seinem Ursprung, der liebenden Gemeinschaft mit Gott immer wieder Ausschau hielt. Das Bild Gottes im Menschen konnte durch die erste Sünde des Adam nicht vernichtet werden, es wurde nur verletzt und es verlor seine ursprüngliche Schönheit. Die Erlösungstat Christi bestand gerade darin, dass er dem göttlichen Bilde im Menschen seine Unversehrtheit wieder zurückgab. Die Erlösung wird deshalb von den Heiligen Vätern und in den liturgischen Texten der Kirche auch als „Wiederherstellung des Bildes“ und als „Neuschöpfung“ bezeichnet. Es ist eine Rückkehr zu jener umfassenden Unversehrtheit unseres menschlichen Seins in welchem die „Erstgeschaffenen“ aus dem Schöpferwort Gottes hervorgingen: rein, unversehrt und heilig.

 

Deshalb ist jungfrauliche Reinheit, wie wir Orthodoxen sie nach dem alles überragenden Leitbild der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria verstehen und im Vorbild des orthodoxen Mönchtum verwirklicht finden, nur auf den ersten, äußerlichen Blick die bloße Abwesenheit der gelebten menschlichen Sexualität. Die Jungfräulichkeit ist in christlich-orthodoxer Wahrnehmung vor allen und in erster Linie ein seelisch-geistiger Zustand, den auch die orthodoxen Eheleute anstreben, und an dem sie, genauso wie die orthodoxe Mönche, durch die Theosis teilhaben sollen. Jungfräulichkeit ist nach orthodoxem Verständnis der Zustand unverletzter, inniger Gottesverbundenheit, wie sie den Menschen im Paradies gegeben war und wie sie den Erlösten im Endzustand, im erneuerten Paradies, wiederum geschenkt sein wird. 

 

Die Verletzung des Gottesbildes hatte allerdings zur Folge, dass Adam dadurch in die Fesseln des Todes geriet, aus denen ihn nur Christus befreien konnte; denn Christus, der menschgewordene Sohn Gottes sprengte diese Fesseln in Seinem Tod und in Seiner glorreichen Auferstehung. Da Adam in diesem Zustand der Versklavung an den Tod Nachkommen zeugte, wurden auch diese Nachkommen sterblich. So kennt das orthodoxe theologische Denken strenggenommen nur einen Erbtod, dem wegen ihrer Abstammung aus Adam und Eva alle Menschen unterworfen sind, jedoch keine Erbsünde.

 

 

Der heilige Erzbischof und Wundertäter Johannes von Schanghai und San Francisco

 

19. Juni

 

Diakon Thomas Zmija v. Gojan

 

Dieser große Heilige der orthodoxen Kirche im 20. Jahrhundert verkörpert die leuchtende Demut und kraftvolle Güte, wie sie die geistliche Gestalt eines orthodoxen Bischofs ausstrahlen soll.

 

Geboren im Jahre 1896 in der Provinz Charkow, fiel Johannes Maximovitsch von Kindheit an auf durch seine ernsthafte Frömmigkeit und Gottesliebe. Sein geistlicher Vater wurde der Metropolit Antonij (Chaprovitzky) von Kiew, der ihn dann im Jahre 1926 nach der emigration nach Serbien inin Belgrad zum Mönch, Diakon und Priester und dann im Jahre 1934 zum Bischof von Shanghai weihte. Kleiner und körperlich schwach, geschlagen mit einem Sprachfehler, wirkte „er fast wie ein Kind“ (Metropolit Antonij) und bemühte sich doch mit großer geistlicher Energie um die geistliche und leibliche Fürsorge für Kranke, Gefangene und Waisen.

 

Im Jahre 1949 flüchtete er mit tausenden Gläubigen aus dem nun kommunistisch gewordenen China über die Philippinen nach Westeuropa. Dort wirkte er seit 1951 als Bischof in Paris und später dann in Brüssel. Sein heiligmäßiges Beispiel wirkt weit über die Grenzen der orthodoxen Kirche hinaus. Ein katholischer Priester in Paris sagte in einer Predigt über ihn: "...ihr wollt heutzutage einen Heiligen sehen. Nun blickt auf diesen Demütigen und barfüßien Mann, den russischen Bischoh Johannes den Armen...."

 

Der heilige Johannes war vor allem ein großer Beter und Fürsprecher für die Nöte und Bedrängnisse seiner Mitmenschen vor Gott. Aus seinem tiefen immerwährenden Gebet speiste sich auch seine charimatische Fähigkeit, wie in den Herzen und Gedanken der Menschen  zu lesen und ihnen geistliche Wegweisung zu geben.

 

Bischof Johannes war trotz seines Schicksals als russischer Emigrant ein weitherziger und von missionarischem Eifer erfällter Bischof. So war ihm die Pflege der Landessprache im orthodoxen Gottesdienst ein wichtiges Anliegen. Er selbst zelebrierte die Göttliche Liturgie in griechischer, chinesischer, niederländischer, französischer und englischer Sprache. Ebenso wichtig war für den heiligen Johannes die Verehrung der einheimischen Heiligen der ungeteilten Kirche.

 

Seine letzte Wirkungsstätte war ab 1961 die amerikanische Stadt San Francisco, wo er mit großer Eindringlichkeit seinen lebenslangen zutiefst christlichen Grundsätzen eines asketischen Lebens und der tiefen Liebe zu den Menschen treu blieb. Dieser alles vergebenden Liebe blieb er auch dann treu, als er mit Verleumdungen aus der Mitte seiner Gemeinde wegen angeblicher Veruntreuung von Gemeindevermögen konfrontiert wurde. Am 19. Juni 1966 entschlief der heilige Erzbischof Johannes in Gegenwart der wundertätigen Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Kursk. Seine wunderwirkenden Reliquien werden in der russischen Kathedrale von San Francisco aufbewahrt.

 

 

Gedächtnis des heiligen Märtyrers Alban,

 

Protomärtyrer Britanniens

 

22. Juni

 

Alban war der erste englische Märtyrer. Er diente der Überlieferung nach in der römischen Armee in seiner He
Alban war der erste englische Märtyrer. Er diente der Überlieferung nach in der römischen Armee in seiner Heimat.

 

Der hl. Alban war der erste englische Märtyrer. Er diente in der römischen Armee in seiner Heimat. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletians nahm er einen fliehenden Priester bei sich auf. Der tägliche Kontakt mit dem Priester, dessen Lobgesänge und Erzählungen erwecken in Alban Interesse für den christlichen Glauben, er lässt sich unterrichten und empfing die Taufe. Verstärkt wird sein Bekenntnis durch einen Traum, in dem ihm Gott erscheint und vom Leiden, Sterben und der Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus berichtet.

 

Eines Tages nähern sich dem Haus Soldaten, die nach dem versteckten Kleriker suchen. Alban verhilft dem Verfolgten rechtzeitig zur Flucht, indem er ihm seine Kleidung überlässt. Auf diese Weise kann der Geistliche den Häschern unerkannt entkommen. Alban selbst jedoch tritt im Priestergewand des Flüchtlings den Soldaten entgegen, lässt sich gefangen nehmen und vor Gericht führen. Der Richter bietet Alban die Freiheit an, wenn er nur die christlichen Lehren verleugne und den römischen Göttern opfere. Der Angeklagte bekennt sich jedoch offen zum Christentum, auch Folterungen schwächen ihn nicht in seinem Glauben. Daraufhin wird Alban zum Tode durch Enthauptung verurteilt.

 

Der Weg zur Hinrichtungsstätte führt über eine Brücke, diese ist jedoch versperrt von Neugierigen und Schaulustigen. Alban betet zu Gott, worauf sich die Wassermassen des Flusses teilen und einen Weg für den Verurteilten und seinen Henker freimachen. Als der Scharfrichter dieses Wunder wahrnimmt, wirft er sein Schwert zu Boden, fällt auf die Knie und lobpreist Gott; aus diesem Grunde wird er von Soldaten misshandelt.

 

Der weitere Weg führt Alban auf eine Anhöhe. Als der Verurteilte dort vor einem großen Stein niederkniet und Gott um Wasser bittet, entspringt eine sprudelnde Quelle aus dem Fels und löscht Albans Durst. An dieser Stelle wird er von einem anderen Scharfrichter enthauptet und stirbt den Märtyrertod. Der Henker, der auch seinen bekehrten Vorgänger mit dem Schwert richtet, wird von Gott bestraft und verliert das Augenlicht. Dies geschah am 22. Juni des Jahres 303 in Verulamium, an der Stätte seines Martyriums entstand später die nach ihm benannte Abtei Saint Albans. Er wird als Protomärtyrer Britanniens verehrt. Im Jahre 2017 wurde der hl. Märyrer Alban ebenfalls in den Heiligenkalender derRussischen Orthodoxen Kirche aufgenommen.

 

Troparion im 3. Ton: Mit Glauben, Frömmigkeit und Hingabe lasset uns eilen zum Heiligtum des wundersamen Märtyrers Alban, der Erste in England, der sein Blut für Christus, den Herrn, vergoss, für den er sein Leben bereitwillig hingab; und lasst uns beten, dass unsere Seelen durch seine Bitten Erbarmen und Erlösung finden mögen.
Kondakion  im 2. Ton: Von oben herab mit Mut und Tapferkeit erfüllt, stand der glorreiche Märtyrer Alban unerschrocken vor dem Tyrannen und bekannte mutig Christus als den einzigen Gott von allen; und er weigerte sich entschieden, Opfer für falsche Gottheiten darzubringen. Deshalb, nachdem er sein Leben für den Herrn eingesetzt hat, fleht er aufrichtig für unsere Seelen.

Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin "Wahrhaft Würdig"

 

24. Juni

 

Der Überlieferung nach, am 24. Juni 980 ging ein Altvater, der in der Nähe von Karyes (Verwaltungszentrum der Mönchsrepublik Athos) lebte, für eine Nachtwache ins Kloster. Der Novize blieb in der Zelle. Bei Einbruch der Dunkelheit klopfte ein unbekannter Mönch an die Tür. Der Novize empfing ihn herzlich. Zusammen begannen sie, die Adendandacht zu verrichten. Als es notwendig war, "Die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim ..." zu singen, standen beide vor der Ikone der Muttergottes, genannt "Barmherzig", und der Gast bemerkte, dass sie zuerst sangen: "Wahrhaft würdig ist es, Dich seligzupreisen, o Gottesgebärerin, allzeit selige und ganz makellose Mutter unseres Gottes..." Während sie diese Hymne sangen, leuchtete die Ikone der Muttergottes mit himmlischem Licht, und der Novize weinte vor Emotionen. Auf seine Bitte hin wurde diese wunderbare Hymne aus Mangel an Papier auf einer Steintafel aufgenommen, die unter der Hand des wunderbaren Sängers wie Wachs erweicht wurde. Der Wanderer nannte sich Gabriel und wurde unsichtbar. Die Ikone der Muttergottes, vor der die Hymne „Es ist würdig“ zum ersten Mal gesungen wurde, wurde in die Domkirche Mariä Himmelfahrt Karyes übertragen. Die Platte mit der vom Erzengel Gabriel gezeichneten Hymne wurde nach Konstantinopel überführt.

“Wahrhaft würdig ist es, Dich seligzupreisen, o Gottesgebärerin, allzeit selige und ganz makellose Mutter unseres Gottes. Die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, wahrhafte Gottesgebärerin, Dich preisen wir hoch.”

 

 

Gedächtnis der Geburt des ehrwürdigen

und ruhmreichen Propheten, Vorläufers und Täufers  Johannes

 

24. Juni

 

Nachdem der Erzengel Gabriel der Allheiligen Gottesmutter die Frohe Botschaft verkündet hatte, dass sie in jungfräulicher Geburt den Erlöser gebären werde, und zur Bekräftigung seiner Worte auf die wunderbare Empfängnis ihrer unfruchtbaren Verwandten Elisabeth hinwies (Lukas 1: 26-37), eilte die heilige Jungfrau von Nazaret nach Judäa, in das Dorf (Ain Karim, 6 km westlich von Jerusalem), wo Zacharias und Elisabeth lebten.  Als sie Elisabeth begrüßte, die sechs Monate schwanger war, hüpfte sogleich das Kind in deren Leib, das schon vor seiner Geburt Vorläufer des Herrn geworden war. Dem Propheten ihren Mund leihend, rief Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt aus: "Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist Deines Leibes Frucht! Wie wird mir zuteil, dass die Mutter meines Herrn herkommt zu mir?" (Lukas 1: 42-44). Und Maria antwortete ihr mit ihrem berühmten Hymnus: "Hoch preist meine Seele den Herrn..." (Lk 1: 46-56 = die 9. biblische Ode, die wir jeden Tag im Morgengottesdienst singen). Sie blieb 6 Monate bei Elisabeth und kehrte dann in ihr Haus zurück. 

Als die Zeit kam, gebar Elisabeth einen Sohn, und mit großer Freude wurde er begrüßt von den Verwandten und der ganzen Nachbarschaft. Am achten Tag, als man dem Gesetz gemäß die Beschneidung des Kindes vornahm, wollte man ihm den Namen seines Vaters geben, wie es üblich war. Doch da ergriff Elisabeth das Wort und sagte: Nein, Johannes soll er heißen (Lukas 1: 60). Dem widersprachen die anwesenden Verwandten, weil niemand in der Familie diesen Namen trug. Hierauf bedeutete man Zacharias, dem Vater, der seit der Verkündigung des Engels stumm geblieben war, er möchte entscheiden, welcher Name dem Kind zu geben sei. Dieser verlangte ein Täfelchen und schrieb darauf: Johannes ist sein Name. Da fand er sogleich die Sprache wieder und erhob, vom Hl. Geist erfüllt, diesen prophetischen Lobgesang zu Gott: "Gepriesen ist der Herr, der Gott Israels, denn Er hat Sein Volk besucht und Seine Erlösung gewirkt. Ein Horn der Rettung hat Er uns erstehen lassen im Hause Davids Seines Knechtes, so wie Er es angekündet hatte durch den Mund der Heiligen, Seiner Propheten von alters her... Und du, Kind, wirst Prophet des Allerhöchsten geheißen werden, denn du wirst vorangehen vor dem Angesicht des Herrn, um Seine Wege zu bereiten, um Seinem Volk das Wissen zu verschaffen vom Heil durch Vergebung seiner Sünden..."  (Lukas 1: 68-78).  

 

Durch seine unerwartete Geburt aus einem welken Schoß kündete Johannes wie der Vorbote eines geistigen Lenzes an, dass der Messias, dessen Kommen er vorbereitete, die Gesetze der unfruchtbaren menschlichen Natur erneuern und ihr den Weg zur Vergöttlichung öffnen würde. Von Gott bestimmt, die Stimme eines Rufers (Johannes 1: 23) zu sein, löste er die Zunge seines Vaters, die gebunden worden war durch dessen Unglauben, und setzte den Figuren und Schatten des Alten Bundes ein Ende. Nach dem Zeugnis des Herrn der Größte aller vom Weib Geborenen (Mt 11,11), ist Johannes zugleich der letzte Prophet und der erste Apostel. Indem er heute geboren wird, beginnt er in der Welt zu leuchten wie der Morgenstern, der die Sonne der Gerechtigkeit ankündet, wie ein Herold, der den Einzug des Logos ausruft.  

Heilige Furcht und Verwunderung ergriff alle, die zugegen waren bei der Geburt, und die Nachricht davon verbreitete sich über ganz Judäa. Das Kind wuchs heran, und sein Geist erstarkte, denn die Hand des Herrn war auf ihm. Sobald er entwöhnt war und gehen konnte, zog er sich in die Wüste zurück, bekleidet mit einem Gewand aus Kamelhaar und einem Ledergürtel um die Lenden, und er ernährte sich von Pflanzenschößlingen und wildem Honig. Hier führte er, dessen die Welt nicht würdig war, ein Leben ohne irdisches Trachten, ohne Betrübnis, frei von den Leidenschaften und den Lockungen weltlicher Genüsse, ganz hingegeben an die Betrachtung Gottes in seinem Herzen, des einzigen Gegenstands seines Sehnens . Gewiss hatten schon vor ihm Propheten und Gottesmänner in der Wüste gelebt, wie Moses zum Beispiel oder Elias. Doch Johannes war höher als sie, denn er lebte in der Wüste wie im Himmel und offenbarte durch seinen Rückzug die Erneuerung der menschlichen Natur, als deren Wegbereiter er berufen worden war, öffnete den Menschen den neuen Weg des engelgleichen Lebens in Jungfräulichkeit, Askese und innerer Schau.

 

Obwohl die Prophezeiungen des Ehrwürdigen Vorläufers alle in Erfüllung gegangen sind, hat seine Botschaft für die Kirche bleibende Gültigkeit. Bis ans Ende der Zeiten wird er nicht aufhören, der Vorläufer des Herrn zu sein, indem er jedem Menschen, der den Erlöser empfangen möchte in seinem Herzen, die Notwendigkeit vor Augen führt, den Weg dafür zu bereiten durch Reue über die eigenen Sünden, Abkehr von den Lüsten dieser Welt und Rückzug in Stille und Gebet, sodass Christus in der Macht des Heiligen Geistes Einzug halten kann.

 

Quelle: Das Synaxarion, Die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche,

hrsg. vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2005-2006, Bd. 2.

 

 

Leben und Martyrium des heiligen Großmärtyrers und Heilers Panteleimon

 

27. Juni

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Großmärtyrer und Heiler Panteleimon wurde unter dem Namen Pantaleon in der Stadt Nikomedia in die Familie des bekannten Heiden Eustorgios geboren; seine Mutter die Heilige Euvala  war Christin und wollte ihren Sohn im christlichen Glauben aufziehen, starb aber bereits, als der spätere Großmärtyrer noch ein Kind war. Sein Vater gab ihn in eine heidnische Grundschule, und nach seinem Abschluss begann er ein Studium der Medizin bei Euphrosynos, einem bekannten Arzt aus Nikomedia. Pantaleons medizinisches Talent kam auch Kaiser Maximian (284-305) zu Ohren, der ihn in seinen Palast befahl.

 

Zu dieser Zeit lebten die Märtyrer und Priester Herolaus, Hermippos und Hermokrates, die die Verbrennung der 20 000 Christen in der Kirche von Nikomedia im Jahre 303 überlebt hatten, versteckt in der Stadt. Mehrmals sah der Heilige Hermolaus, wie Pantaleon an seinem Versteck vorbeiging, und einmal rief er den Jüngling zu sich hinein und sprach zu ihm vom christlichen Glauben. Seitdem besuchte Pantaleon den Hieromärtyrer Hermolaus täglich.

 

Eines Tages geschah es, dass der Jüngling auf der Straße sah, wie ein Kind von einer großen Schlange gebissen worden war, die noch in der Nähe war. Pantaleon begann zum Herrn Jesus Christus zu beten, dass das tote Kind wieder auferstehen und das giftige Reptil sterben möge. Er gelobte, wenn seine Gebete erhört würden, werde er ein Nachfolger Christi werden und sich taufen lassen. Er sah, wie das Kind ins Leben zurückkehrte und die Schlange in Stücke zersprang.

 

Also ließ sich Pantaleon vom heiligen Hermolaus taufen und erhielt den Namen Panteleimon („All-Barmherziger“). In Diskussionen mit Eustorgius bereitete er diesen auf den Übertritt zum Christentum vor; und als der Vater sah, wie sein Sohn einen blinden Mann heilte, indem er den Namen Jesu Christi anrief, begann auch er zu glauben und wurde zusammen mit dem Mann, der sein Augenlicht wiedererlangt hatte, getauft.

 

Nach dem Tod seines Vaters widmete der heilige Panteleimon sein Leben den Geplagten, Kranken, Bedürftigen und Mittellosen. Alle, die zu ihm kamen, behandelte er kostenlos und heilte sie durch die Anrufung Jesu Christi. Er besuchte auch die Gefängnisinsassen, vor allem Christen, von denen die Gefängnisse übervoll waren, und heilte ihre Wunden.

 

Rasch verbreitete sich der Ruf des barmherzigen Arztes in der gesamten Stadt, und die Menschen missachteten die anderen Ärzte und wandten sich nur noch an den heiligen Panteleimon um medizinischen Beistand.

 

Das rief den Neid der anderen Ärzte hervor, die dem Kaiser zutrugen, dass Hl. Panteleimon christliche Gefangene behandelte. Maximian versuchte den Heiligen davon zu überzeugen, die Vorwürfe zu entkräften und den Götzen zu opfern, aber der heilige Panteleimon bekannte sich als Christen und heilte vor den Augen des Kaisers einen Gelähmten, indem er den Namen Christi anrief. Entzürnt darüber, dass auch der geheilte Lahme Christus huldigte, ließ Maximian diesen hinrichten und den heiligen Panteleimon den grausamsten Martern unterwerfen.

 

Der Herr erschien dem Heiligen und stärkte ihn für den bevorstehenden Prozess. Großmärtyrer Panteleimon wurde an einem Baum aufgehängt und mit eisernen Nägeln geschunden, mit Fackeln gesengt, auf einem Rad gestreckt, in siedendes Öl geworfen und schließlich mit einem schweren Stein um den Hals ins Meer geworfen. Während all diesem blieb der Märtyrer aber unverletzt und tadelte mutig den Kaiser.

 

Zur selben Zeit wurden die Priester Hermolaus, Hermippos und Hermokrates vor das heidnische Gericht gebracht. Alle drei bekannten sich entschieden zu ihrem Glauben an den Erlöser und wurden enthauptet.

 

Auf Befehl des Kaisers wurde der Großmärtyrer Panteleimon den wilden Tieren im Zirkus vorgeworfen, um von ihnen zerrissen zu werden. Diese aber leckten ihm die Füße und wollten seine Hände berühren. Das Publikum erhob sich von den Sitzen und rief: „Groß ist der Christengott!“. Erzürnt befahl Maximian seine Soldaten, jeden mit dem Schwert niederzuhauen, der den Namen Christi lobte, und der heiligen Panteleimon zu enthaupten.

 

Der Heilige wurde zur Hinrichtungsstätte gebracht und an einen Olivenbaum gebunden. Während der Großmärtyrer betete, schlug ihn einer der Soldaten mit dem Schwert; aber das Schwert wurde weich wie Wachs und verletzte ihn nicht. Als der Heilige seine Gebete beendet hatte, ertönte eine Stimme und rief den Leidensdulder beim Namen und lud ihn ein ins Himmlische Königreich. Als sie diese himmlische Stimme hörten, fielen die Soldaten vor dem heiligen Märtyrer auf die Knie und erbaten seine Verzeihung. Die Henker wollten die Hinrichtung nicht fortsetzen, aber Großmärtyrer Hl. Panteleimon wies sie an, den Befehlen des Kaisers zu gehorchen, da sie sonst nicht zusammen mit dem Heiligen das künftige Leben teilen würden. Unter Tränen küssten die Soldaten den Heiligen und sagten ihm Lebewohl.

 

Als der heilige Märtyrer enthauptet wurde, floss Milch aus seinen Wunden. Im Augenblick seines Todes brachen aus dem Olivenöl, an den er gebunden war, die Früchte hervor. Viele derer, die Zeugen der Hinrichtung wurden, glaubten fortan an Christus. Der Körper des Heiligen, der ins Feuer geworfen worden war, blieb von den Flammen unbehelligt und erhielt ein christliches Begräbnis. Die Diener des Großmärtyrers Laurentius, Vlassos und Provian waren Zeugen seiner Hinrichtung und hörten die himmlische Stimme. Sie überlieferten die Geschichte vom Leben, Leiden und Märtyrertod des Heiligen für uns.

 

Quelle: Orthodoxes Heiligenlexikon

 

 

Gebet zum heiligen Großmärtyrer und Heiler Panteleimon

 

O der du Christus wohlgefällig und ein verherrlichter Heiler bist, Großmärtyrer Panteleimon! Der du mit der Seele im Himmel vor dem Throne Gottes stehst und dich an Seiner dreifaltigen Herrlichkeit erfreust, mit dem Körper und deinem Antlitz jedoch in den göttlichen Kirchen auf der Erde weilst und mit der dir von oben verliehenen Gnade mannigfaltige Wunder wirkst, schau mit deinem barmherzigen Auge auf die umstehenden Menschen (oder auf den Knecht / die Magd Gottes ...) der / die vor deiner kostbaren Ikone beten und dich um heilsame Hilfe und Beistand flehen: Reiche unserem Herrn und Gott deine inbrünstigen Gebete dar und erflehe die Vergebung der Sünden für unsere Seelen. Denn wir, die wir ob unserer Übertretungen es weder wagen dürfen, unsere Augen gen Himmel zu richten, noch unsere Stimme des Flehens zu Seiner unnahbaren göttlichen Herrlichkeit zu erheben, rufen wir doch mit zerknirschtem Herzen und im Geist der Demut zu dir, dem erbarmungsvollen Fürbitter zum Gebieter und Beter für uns Sünder, denn du hast von Ihm die Gnade zur Vertreibung der Gebrechen und zur Heilung der Leiden empfangen. So bitten wir dich auch: Verschmähe uns Unwürdige nicht, die wir zu dir beten und deiner Hilfe bedürfen. Sei uns ein Tröster im Leid, sei der Arzt der von schwerer Krankheit Befallenen, der schnelle Beschützer der Angefochtenen, der Erleuchter der Erblindeten, der bereitwillige Beschützer und Heiler der Säuglinge und Kleinkinder in ihrer Not. Erbitte für alle das zum Heil Notwendige, damit wir durch deine zum Herrgott vorgebrachten Gebete Gnade und Milde empfangen mögen und Gott, den Ursprung und Spender aller Gaben preisen mögen, den Einen in der Heiligen Dreifaltigkeit verherrlichten Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, jetzt und immerdar und vonEwigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

 

Das Fest der heiligen Koryphäen unter den

Aposteln Petrus und Paulus

 

29. Juni

 

Thomas Zmija

 

Am 12. Juli feiert die Kirche das Fest der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus. Dieses Fest wird in der Kirche ebenso hochgeschätzt wie die Feste des Herrn, obwohl es nicht zu den zwölf Hauptfesten gehört.

 

Die heiligen Apostel Petrus und Paulus, mit deren Fest das sogenannte Petrus- oder Apostelfasten endet, setzten gemeinsam das Werk des Herrn fort. Aber sie waren sehr verschieden. Petrus war verheiratet, Paulus jedoch nicht. Petrus begleitete Christus seit Beginn Seines Wirkens, Paulus hat Ihn nicht einmal gesehen. Petrus hat unter den Juden gepredigt, Paulus ging zu den Heiden (abgeleitet vom griechischen Wort ἔθνος (éthnos) = die (nichtjüdischen) Völker). Unter den Schriften des Neuen Testamentes finden wir nur zwei Petrusbriefe. Paulinische Briefe sind uns vierzehn überliefert. 

 

Gemeinsam ist diesen beiden großen Menschen der Märtyrertod für Christus, der ihre Liebe zum Erlöser voll und ganz bestätigt. 

 

Der heilige Apostel Paulus (sein jüdischer Name war Saulus nach dem jüdischen König aus den alten Testament) hielt sich, wie bekannt ist, für den geringsten der Apostel; unwürdig, zum Kreis der heiligen Aposteln zu gehören. Aber gerade er wurde vom Herrn selbst ausgewählt und berufen, als er nach Damaskus zog, um dort die Christen zu verfolgen. Durch seine Missionsreisen verbreitete sich die Kirche bis an die Grenzen der römisch- griechischen Welt und durch seine Nachfolger dann auch bis zu den barbarischen Völkern (mit dem griechischen Wort βάρβαρος, bárbaros, Plural βάρβαροι, bárbaroi wurden im antiken Griechenland alle Menschen bezeichnet, die nicht (oder nur schlecht) griechisch sprachen. In der griechisch- römischen Antike verstand man unter dem Begriff „Barbaren“ die Menschen, die nicht zum antiken römischgriechischen Kulturkreis gehörten). Die Briefe des heiligen Apostels Paulus sind für uns Christen ein sehr bedeutender Teil der Heiligen Schrift.

 

Der heilige Apostel Petrus war der Sprecher der Jünger Christi, die Ihn während Seines irdischen Lebens begleiteten. Deshalb wurde der heilige Petrus, genau wie Paulus, von der Kirche mit dem Ehrentitel Koryphäe oder Fürst der Apostel ausgezeichnet. Während der Zeit des irdischen Wirkens Christi nahm der heilige Petrus Seine göttliche Lehre auf und hörte die heiligen Worte seines Evangeliums, das erfüllt war von Liebe zu allen Menschen. So bekannte er dann auch im Namen aller Jünger: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes”wofür ihn der Herr selig gepriesen hat. Wir erinnern uns an die dreimalige Verleugnung Christi durch Petrus, aber auch an das dreimalige Bekenntnis seiner Liebe zu Christus. Aus den Evangelien wissen wir, dass der Herr gerade ihn mit den heiligen Aposteln Jakobus und Johannes mit auf den Berg Tabor genommen hat und sie dort gewürdigt hat, das nicht geschaffene Licht Seiner göttlichen Herrlichkeit zu sehen. Der heilige Apostel Petrus, den uns die heiligen Evangelien schildern, war eine höchst tempramentsvolle und manchmal auch widersprüchlichere Persönlichkeit. Aber in der Lebendigkeit und Tiefe seiner Christusnachfolge ist er bis heute ein stets gültiges Vorbild für ein gelingendes Christenleben.

 

Troparion im 4. Ton:

 

Ihr Apostelfürsten und Lehrer des Erdkreises, / bittet den Herrscher des Alls, // der Welt Frieden und unseren Seelen Sein großes Erbarmen zu schenken.

 

Kontakion im 2. Ton:

 

Die starken und gotterfüllten Verkünder, / die ersten der Apostel, hast Du, Herr, aufgenommen in die Wonne Deiner Güter und in Deine Ruhe. / Denn ihre Leiden und ihren Tod hast Du mehr als jedes irdische Opfer angenommen, // der Du allein die Herzen kennst. 

 

 

Das Fest der heiligen Apostelkoryphäen

Petrus und Paulus

 

von Philip Kariatlis

 

Am 29. Juni jeden Jahres feiert unsere Orthodoxe Kirche das Fest der Heiligen Petrus und Paulus. So wichtig ist diese Feier in der Orthodoxen Kirche, dass sie sogar durch eine vorbereitende Fastenzeit – das sog. Apostelfasten – gekennzeichnet wird, das vom Pfingstmontag bis zum Abend vor dem Fest der beiden Heiligen dauert.

 

Da wir der Praxis der frühen Kirche folgen, in der die ersten Christen der verstorbenen Heiligen mit der Feier der Heiligen Eucharistie auf deren Gräbern gedachten, so feiern auch wir, zweitausend Jahre später, die Feste der Heiligen, indem wir die Göttliche Liturgie auf dem Altar der dem bestimmten Heiligen geweihten Kirche zelebrieren. Der Grund dafür ist, dass der Altar einer jeden Kirche als Symbol für die Heiligengräber gilt, da jede geweihte Kirche Heiligenreliquien in ihrem Altar bewahrt.

 

Man kann sich durchaus fragen, warum gerade diese beiden Heiligen am gleichen Tag gefeiert werden. Petrus war einer der Zwölf, Paulus aber nicht. Aus dem Zeugnis der Bibel wissen wir, dass sich die Ansichten Petri über den Dienst in der Kirche sehr von denen des Paulus unterschieden. Beim Konzil in Jerusalem (48 a.D.) gab es große Probleme in der Kirche durch den großen Zustrom von Konvertiten aus dem Heidentum und diese Heiligen hatten sehr unterschiedlichen Ansichten wie die Neuen aufzunehmen wären. Und doch sehen wir, dass sie nicht nur am selben Tag gefeiert werden, sondern dass die Ikonen der Heiligen Petrus und Paulus sie zeigen, wie sie einander umarmen.

 

Der historische Grund, warum die Kirche die Gedenktage der beiden Apostel zusammengelegt hat, ist, dass sie beide ihr Martyrium am gleichen Tag in Rom erlitten haben. Es gibt eine alte Tradition, nach der beide während der neronischen Verfolgung ungefähr im Jahr 68 nach Christus getötet wurden. Deshalb wurde etwa ab dem 4. Jahrhundert in Rom das Fest der beiden Apostel am 29. Juni, an dem sie gemartert worden waren, gefeiert. Im Gegensatz dazu wurde in Konstantinopel dieses Fest einige Tage nach Weihnachten am 28. Dezember gefeiert. Aber schließlich hat sich dann der römische Brauch behauptet, aber wir wissen nicht genau wann das zu Stande kam. 

 

Aus theologischer Sicht ist der Grund für die Zusammenlegung der Festtage der beiden Apostel zu zeigen, dass ihre Ansichten über den Dienst in der Kirche zwar keineswegs übereinstimmten, sie doch beide notwendig waren und einander ergänzten. Obwohl Apostel Paulus keiner der Zwölf war, behauptete er doch, dass sein Amt als gleichwertig anzusehen sei, wenn nicht sogar höherwertig als das Amt der Jünger, die von Christus während Seines irdischen Lebens auserwählt wurden, denn er habe so viel für Christus gelitten. Während ihrer Lebenszeit waren sich die beiden großen Apostel keineswegs einig, wie neue Mitglieder in den noch jungen christlichen Glauben aufgenommen werden sollten. Vom Hl. Paulus wird gesagt, er habe den Heiligen Petrus in diesem Falle der Doppelzüngigkeit bezichtigt. Im Galaterbrief 2: 11 schreibt Paulus über einen Streit, den er mit Petrus hatte: „Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte“.

 

Petrus glaubte, dass neue Mitglieder zuerst das jüdische Gesetz der Beschneidung erfüllen müssten, bevor sie Christen werden könnten, Paulus aber war völlig dagegen. Daraus können wir lernen, dass Spannungen dieser Art überwunden werden können, wenn die Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird.

 

Nachdem wir uns die historischen und theologischen Gründe angesehen haben, warum die beiden Apostel am gleichen Tag gefeiert werden, wenden wir uns der Beschreibung einiger Fakten aus ihrem Leben und ihrer Zeit zu. Petrus, ursprünglich Simon genannt (Apostelgeschichte 15: 14) wurde in der überwiegend heidnischen Stadt Betsaida (Johannes 1: 44) geboren, hatte aber ein Haus in Kafarnaum (Markus 1: 21 ff.). Beide Städte lagen an einem See und das war für Petrus die Gelegenheit als Fischer zu arbeiten. Paulus war sehr belesen im jüdischen Gesetz, Petrus aber keineswegs. Dieser war verheiratet (Markus 1: 30) und seine Frau begleitete ihn auf seinen Missionsreisen (1. Korinther 9: 5). Nach dem Pfingstfest wurde Petrus der Sprecher der Apostel (Apostelgeschichte 4: 8 ff.), Hauptprediger (2: 14 ff.) und setzte sich für Rechtschaffenheit in der noch jungen Gemeinde ein.

 

Petrus wird als der mutige Apostel beschrieben, lebendig, spontan und dynamisch. Dreimal verleugnete er Christus und weinte bitterlich darüber, aber bekannte Ihn als den Messias, den Sohn des Lebendigen Gottes. Ihn fragte Christus, ob er Ihn liebe, und doch nannte Er ihn auch Satan. Doch war das, was den Apostel Petrus am besten beschreibt, ist seine Ernsthaftigkeit öffentlich und ohne sich zu schämen zu verkünden, dass er unwürdig sei, dass Christus für ihn Wunder vollbringe. Im Lukas-Evangelium lesen wir, dass Petrus, als er Christus auf sich zukommen sah, nachdem Christus auf wunderbare Weise seine Netzes mit einer Überfülle von Fischen gefüllt hatte, zu Ihm sagte: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder!“. Wer sonst hätte es gewagt ein Bekenntnis dieser Art abzulegen! Wer hätte gedacht der Geringste zu sein und unwürdig einer solchen Menge Fische, da doch viele andere Fischer unter ähnlicher Mühsal litten. All zu oft versuchen doch auch wir herauszubringen, welche Vorteile sie uns verschaffen könnten, wenn wir einflussreiche Leute kennen lernen, ohne zu bedenken, dass es um uns auch andere geben könnte, die das nötiger hätten. Dieses Bild des Petrus, voll der Demut, muss in der Kirche wiederbelebt werden.

 

Andererseits hören wir, dass Paulus in der Stadt Tarsus geboren wurde (Apostelgeschichte 9: 11), eine überwiegend griechische Stadt in Kleinasien, und römischer Bürger war (22: 29). Vor allem war Paulus ein Jude aus dem Stamme Benjamin und Pharisäer (Philipper 3: 5), aber auch ein harter Verfolger der christlichen Kirche. Er hatte sogar den offiziellen Auftrag eine Kampagne gegen die Christen zu führen. Aus seinen Briefen und der Apostelgeschichte erfahren wir von einem dramatischen Offenbarungserlebnis auf der Straße nach Damaskus, das Paulus dazu berief Christus als Apostel zu folgen. Nachdem er erst einmal drei Jahre als Christ in Arabien verbracht hatte, ging er nach Jerusalem, besuchte die Gemeinschaft der Apostel und sprach mit Petrus und Jakobus. Erst 14 Jahr später kam er ein zweites Mal nach Jerusalem zum Konzil der Apostel im Jahre 48 nach Christus.

 

Ungefähr im Jahre 46 nach Christus wurde er von der Kirche in Antiochien beauftragt eine Missionsreise nach Zypern und Galatien zu unternehmen. Paulus wurde durch seine ausgedehnten Reisen bekannt, da er vier lange Missionsreisen durch Kleinasien, Griechenland (über Makedonien, Thessaloniki, Athen, Korinth), Rom und möglicherweise bis nach Spanien mit einem Kreis von Mitarbeitern für die Mission machte. Während dieser Zeit schrieb er seine berühmten Briefe an die Römer, Korinther, Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon. Fälschlicherweise der Nichtachtung von Tempelriten angeklagt, wurde er unter dem Statthalter Felix gefangen genommen und zwei Jahre eingesperrt. Er wurde aber als römischer Bürger wieder entlassen, denn er hatte kein staatliches Gesetz missachtet, ging nach Rom und wurde unter Kaiser Nero zum Tode verurteilt.

 

 

Der vielleicht interessanteste Aspekt der Persönlichkeit Pauli ist ihre Vielzahl der Dimensionen. Er schrieb selbst über sich: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten“ (1. Korinther 9: 22). Es ist Pauli vielseitige Natur, welche die schnelle Ausbreitung des christlichen Evangeliums förderte. Wir können daraus schließen, dass die wahre Größe des Hl. Paulus nicht nur in seiner vielseitigen Natur liegt, sondern auch in den Briefen, die er uns hinterlassen hat und mit denen er die Christenheit mehr als jeder andere, mit Ausnahme von Jesus Selbst, beeinflusst hat.

 

Wenn wir ihr Fest begehen, verherrlichen wir Ihn, der sie verherrlicht hat, und freuen wir uns zusammen mit den Heiligen Petrus und Paulus.

 

 

Das Fest der heiligen Koryphäen unter den

Aposteln Petrus und Paulus

 

29. Juni

 

Thomas Zmija

 

Am 29. Juni feiert die Kirche das Fest der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus. Dieses Fest wird in der Kirche ebenso hochgeschätzt wie die Feste des Herrn, obwohl es nicht zu den zwölf Hauptfesten gehört.

 

Die heiligen Apostel Petrus und Paulus, mit deren Fest das sogenannte Petrus- oder Apostelfasten endet, setzten gemeinsam das Werk des Herrn fort. Aber sie waren sehr verschieden. Petrus war verheiratet, Paulus jedoch nicht. Petrus begleitete Christus seit Beginn Seines Wirkens, Paulus hat Ihn nicht einmal gesehen. Petrus hat unter den Juden gepredigt, Paulus ging zu den Heiden (abgeleitet vom griechischen Wort ἔθνος (éthnos) = die (nichtjüdischen) Völker). Unter den Schriften des Neuen Testamentes finden wir nur zwei Petrusbriefe. Paulinische Briefe sind uns vierzehn überliefert.

 

Gemeinsam ist diesen beiden großen Menschen der Märtyrertod für Christus, der ihre Liebe zum Erlöser voll und ganz bestätigt. 

 

Der heilige Apostel Paulus (sein jüdischer Name war Saulus nach dem jüdischen König aus den alten Testament) hielt sich, wie bekannt ist, für den geringsten der Apostel; unwürdig, zum Kreis der heiligen Aposteln zu gehören. Aber gerade er wurde vom Herrn selbst ausgewählt und berufen, als er nach Damaskus zog, um dort die Christen zu verfolgen. Durch seine Missionsreisen verbreitete sich die Kirche bis an die Grenzen der römisch- griechischen Welt und durch seine Nachfolger dann auch bis zu den barbarischen Völkern (mit dem griechischen Wort βάρβαρος, bárbaros, Plural βάρβαροι, bárbaroi wurden im antiken Griechenland alle Menschen bezeichnet, die nicht (oder nur schlecht) griechisch sprachen. In der griechisch- römischen Antike verstand man unter dem Begriff „Barbaren“ die Menschen, die nicht zum antiken römischgriechischen Kulturkreis gehörten). Die Briefe des heiligen Apostels Paulus sind für uns Christen ein sehr bedeutender Teil der Heiligen Schrift.

 

Der heilige Apostel Petrus war der Sprecher der Jünger Christi, die Ihn während Seines irdischen Lebens begleiteten. Deshalb wurde der heilige Petrus, genau wie Paulus, von der Kirche mit dem Ehrentitel Koryphäe oder Fürst der Apostel ausgezeichnet. Während der Zeit des irdischen Wirkens Christi nahm der heilige Petrus Seine göttliche Lehre auf und hörte die heiligen Worte seines Evangeliums, das erfüllt war von Liebe zu allen Menschen. So bekannte er dann auch im Namen aller Jünger: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes”, wofür ihn der Herr selig gepriesen hat. Wir erinnern uns an die dreimalige Verleugnung Christi durch Petrus, aber auch an das dreimalige Bekenntnis seiner Liebe zu Christus. Aus den Evangelien wissen wir, dass der Herr gerade ihn mit den heiligen Aposteln Jakobus und Johannes mit auf den Berg Tabor genommen hat und sie dort gewürdigt hat, das nicht geschaffene Licht Seiner göttlichen Herrlichkeit zu sehen. Der heilige Apostel Petrus, den uns die heiligen Evangelien schildern, war eine höchst tempramentsvolle und manchmal auch widersprüchlichere Persönlichkeit. Aber in der Lebendigkeit und Tiefe seiner Christusnachfolge ist er bis heute ein stets gültiges Vorbild für ein gelingendes Christenleben.

 

Troparion im 4. Ton:

 

Ihr Apostelfürsten und Lehrer des Erdkreises, / bittet den Herrscher des Alls, // der Welt Frieden und unseren Seelen Sein großes Erbarmen zu schenken.

 

Kontakion im 2. Ton:

 

Die starken und gotterfüllten Verkünder, / die ersten der Apostel, hast Du, Herr, aufgenommen in die Wonne Deiner Güter und in Deine Ruhe. / Denn ihre Leiden und ihren Tod hast Du mehr als jedes irdische Opfer angenommen, // der Du allein die Herzen kennst. 

 

 

 

Das Martyrium  der  heiligen Apostel Petrus und Paulus in Rom

 

Thomas Zmija

 

Der christliche Glaube verbreitete sich in Rom schon vor der Ankunft der Apostel Petrus und Paulus (vgl.: Apostelgeschichte 28: 15). Als die beiden Apostel auf getrennt und auf jeweils unterschiedlichen Wegen die Stadt erreichten, fanden sie hier bereits eine christliche Gemeinde vor.

 

Aus dem Brief des heiligen Apostels Paulus an die Galater (Galater 2: 11) wissen wir, dass  der heilige Apostel Petrus nach dem Apostelkonzil nach Antiocheia ging und der dortigen Gemeinde eine Zeit lang als "Bischof" vorstand. Dies könnte etwa um das Jahr 45 nach Christus gewesen sein. 

 

Die Überlieferung der römischen Kirche berichtet uns, dass der heilige Apostel Petrus bei Santa Maria di Leuca italienischen Boden betreten hat. So erreichte der Apostel die italische Halbinsel an ihrem südöstlichsten Punkt.  Von dort aus kam  Petrus dann nach Rom, wo er wiederum, wie bereits in Antiochia, einige Zeit der dortigen Gemeinde vorstand. Nach der römischen Überlieferung war er dann 25 Jahre ,Bischof der Stadt Rom‘ gewesen.

 

In seiner Zeit in Rom verfasste der Heilige Apostel Petrus dann auch die beiden Petrusbriefe, die sich wie die übrigen „katholischen“ Apostelbriefe nicht an eine einzige Lokalkirche, sondern an die über die gesamte antike Oikumene ausgebreitete katholische (= umfassende) christliche orthodoxe Kirche wandten. Am Schluss des ersten Petrusbriefes heißt es: „Es grüßt euch die mit euch auserwählte Kirche von Babylon und Markus, mein Sohn“ (5: 13).

 

Hieraus erfahren wir, dass der Apostel Petrus vom jungen Markus begleitet wurde, der dem nur mangelhaft griechisch Sprechenden dabei half, die von ihm in aramäischer Rede vor der versammelten römischen Gemeinde vorgetragene Verkündigung dann in die griechische Sprache zu übersetzen. Insofern finden wir die Evangeliumspredigt des heiligen Apostel Petrus im Evangelium des Heiligen Apostel und Evangelisten Markus später verschriftlicht wieder. Auch weisen viele Ähnlichkeiten zwischen dem römischen und alexandinischen Ritus darauf hin, dass der heilige Apostel und Evangelist Markus, der nach dem Märtyrertod des heiligen Apostels Petrus den christlichen Glauben in Alexandria und Unterägypten verkündete, das Evangelium und Heilige Tradition in Rom aus dem Munde des Apostel Petrus vernommen und dann in Alexandrien an die dortigen Gläubigen weitergegeben hat.

 

Nach den Zeugnis der Apostelgeschichte (Apg. 22: 3) stammte der heilige Apostel Paulus aus einer Familie von Pharisäern aus der kilikischen Stadt Tarsus. Diese Hafenstadt im Grenzgebiet der heutigen Südtürkei zu Syrien war damals ein bedeutendes Handelszentrum mit einer größeren jüdischen Diasporagemeinde, wie es sie in vielen Küstenstädten des Mittelmeerraums gab. Der lateinische Kirchenschriftsteller Hieronymus berichtet uns, dass die Eltern des Paulus aus Gischala in Galiläa stammten und, als die ganze Provinz von den Römern verwüstet wurde, in die Stadt Tarsus in Kilikien gelangten. Die Apostelgeschichte berichtet uns, dass Paulus das Bürgerrecht der Stadt Tarsus (Apostelgeschichte 21: 39) und damit ebenfalls von Geburt an das römische Bürgerrecht besaß (Apostelgeschichte 16: 37 & 22:28). Damit waren gewisse rechtliche Privilegien verbunden, die der heilige Apostel Paulus später in Konflikten um seine Mission erfolgreich zu nutzen wusste, so zum Beispiel bei seiner Gefangennahme im Tempel in Jerusalem (Apostelgeschichte 21,37-40 & 22: 23-30). Der heilige Apostel und Evangelist Lukas überliefert uns seinen jüdischen Namen: Saulus (Apostelgeschichte 7: 58 & 8: 1.3). Ob sich sein Name Paulus (griechisch: παΰλος, lateinisch: paulus oder paullus = „klein“, der Name Paulus bedeutet also wörtlich „der Kleine“) aus einer Eigenbezeichung des Apostels infolge seines Bekehrungserlebnisses vor Damaskus, oder aus der Verbindung seines Vaters beim Erwerb des tarsischen Bürgerrechtes zu einem Patronus ableitet, kann bisher nicht abschließend geklärt werden. Im Gegensatz seinem jüdisch- hebräischen Namen Saul ( שָׁאוּל), der sich vom ersten König Israel ableitet und ihm wegen der gleichen Abstammung seine Familie aus dem Stamme Benjamin gegeben wurde, ist Paulus ein Name aus dem Kontext der hellenistisch-römischen Welt. Die antiken Juden wählten im fremden Lebensumfeld in der Diaspora häufig einen zweiten Namen, der für Außenstehende sogleich verständlich war und möglichst ähnlich wie ihr ursprünglicher Name klang. Dass der heilige Apostel Paulus diesen Brauch übernahm, kann vielleicht als Hinweis darauf gesehen werden, dass er sich als römischer Bürger sicher zu bewegen wusste und dadurch seine Möglichkeiten in der Verkündigung des Evangeliums (vgl. 1. Korinther 15: 1-4) zu erweitern wusste.

 

Auf mehreren ausgedehnten Missionsreisen durchzog er vor allem die römischen Provinzen im heutigen Kleinasien, trug aber das Evangelium auch ins heutige Griechenland nach Makedonien und nach Korinth.

 

Während seiner  dritten und letzten Missionsreise (53 bis 57 nach Christus) kam der heilige Apostel Paulus nach Galatien und Phrygien (Apostelgeschichte 18,23–21,16). Am Ende dieser Missionsreise ließ er sich für zwei bis drei Jahre in Ephesus nieder (Apostelgeschichte 19: 10; 20: 31). Von dort aus missionierten der heilige Apostel mit seinen Begleitern die umliegenden Gebieter in Kleinasien, wo sie verschiedene Gemeinden gründeten. Von Ephesus aus reiste der heilige Apostel Paulus dann weiter nach Makedonien,. Von Makedonien aus ging er dann nach Griechenland, um dort den Winter zu verbringen. Von dort aus ging er wieder nach Makedonien und besuchte  Philippi, Troas und Assos. Von hier aus fuhr er mit dem schließlich per Schiff nach Caesarea Maritima, der bedeutenden Hafenstadt, die zugleich Regierungs- und Verwaltungssitz des römischen Palästina war. 

 

Ziel der Missionsreisen des Apostels Paulus war die Verkündigung des heiligen Evangeliums und, damit verbunden, der Aufbau christlicher Gemeinden. Sobald diese Kirchen in der Lage waren, selbständig entsprechend der apostolischen Anordnungen das geistliche und liturgische Leben zu vollziehen, reiste der heilige Apostel Paulus weiter in die nächstliegende Stadt, nachdem er vorher Presbyter (Priester) und Bischöfe (Episkopen) geweiht und in den neugegründeten Kirchen eingesetzt hatte. Diese christlichen Kirchen in den städtischen Zentren wurden dann zum Ausgangspunkt der weiteren christlichen Mission im Hinterland und der Gründung weiterer dortiger Gemeinden. Der heilige Apostel Paulus hielt jedoch auch danach weiter engen Briefkontakt mit diesen ,von ihm gegründeten, neuen Kirchen, in denen er die christliche Glaubenslehre vertiefte, die Presbyter und Episkopen instruierte und auf Probleme und aktuelle Fragen in den noch jungen Lokalkirchen einging.

 

Immer wieder im Laufe seiner Missionsreisen kam der heilige Apostel Paulus nach Jerusalem, um die kirchliche Einheit mit der Jerusalemer Kirche und dem dortigen Apostelkonvent zu bewahren und zu vertiefen. Im Gegensatz zur Meinung gewisser  heutiger westlicher Theologen waren die einzelnen altchristlichen Lokalkirchen niemals nach pentekostal- prebyteranischem Muster verfasst. Die über die Grenzen der jeweiligen Ortskirche hinausreichende Gemeinschaft der Einen, Heiligen, Apostolischen Kirche fand ihren lebendigen Ausdruck in ihrer gelebten Katholizität. Denn bereits in apostolischer Zeit waren die einzelnen noch jungen Kirchen untereinander eng durch das Band der gegenseitigen Liebe und des gemeinsamen, apostolischen Glaubensgutes verbunden. Ein Ausdruck dieser innigen kirchlichen Gemeinschaft war und ist bis heute, dass Besucher aus den übrigen apostolischen Kirchen zur gemeinsamen Feier der Göttlichen Liturgie und zum Empfang der Heiligen Kommunion zugelassen waren.

 

Ein weiterer Ausdruck des christlichen Liebesbandes war die gegenseitige Fürsorge der Christen füreinander, die sich weit über den eigenen Gemeindekreis hinaus ausdehnte. So berichtet uns der heilige Apostel Paulus im Römerbrief, in dem er sich vor seinem persönlichen Kommen schon einmal der römischen Gemeinde vorstellt, von seinen Reiseplänen nach Jerusalem, um dabei dorthin eine Kollekte der anderen orientalischen Kirchen zu überbringen. Diese Kollekten waren im Übrigen ein Ergebnis des Apostelkonzils gewesen, damit dadurch die apostolische Einheit zwischen den neugegründeten Kirchen und der Urgemeinde in Jerusalem gestärkt werde.

 

Offenbar wollte der heilige Apostel Paulus für die Vollendung seines Lebenswerks - die lange geplante Missionsreise in den Westen des römischen Reichs - die persönliche Zustimmung der dort Anwesenden einzuholen. Denn die übrigen Apostel, genau wie der heilige Apostel Paulus, hatten damals die Gewohnheit, zwischen  ihrer einzelnen Missionsreisen immer wieder nach Jerusalem zurück zu kehren. Deshalb war die Kirche von Jerusalem, vor der Zerstörung der Stadt im Jahre 70 nach Christus und der damit verbundenen Auswanderung der Jerusalemer Kirche nach Pella am östlichen Ufer des Jordanflusses, das geistlich-geistige Zentrum der gesamten apostolischen Christenheit.

 

Der heilige Apostel Paulus wählte am Ende seiner dritten und letzten Missionsreise mit seinen Begleitern den Landweg über Makedonien und bestieg erst in Kleinasien ein Schiff nach Palästina, um so einem geplanten Anschlag durch jüdische Gegner zu entgehen (Apostelgeschichte 20: 14). Denn der heilige Apostel Paulus hatte während seiner Missionsreisen die Verkündigung des Evangelium zwar immer in der örtlichen Synagogengemeinde begonnen und dabei dort meist auch die Gottesfürchigen und Proselyten griechischer Herkunft gewinnen können, um die sich dann die neue Ortskirche formierte; doch verkündete der Heilige Apostel Paulus den christlichen Glauben ohne jede kultische Rückbindung an das jüdische Speise- und Zermonialgesetz. Seine Missionstätigkeit wandte sich konsequent immer sowohl an die Juden und die sich zur Synagoge haltenden griechischstämmigen Gottesfürchigen und Proselyten, als auch an die übrige, nochheidnische Stadtbevölkerung.

 

Beides, seine tiefe Verwurzelung im alttestamentlichen Gottesvolk und seine sowohl jüdische wie auch hellenistische Bildung befähigen den heiligen Apostel Paulus zum Apostel der Völker (έθνη = deutsch: „Heiden“) zu werden. Zugleich zog er sich durch seine, für alle Menschen guten Willens offene, Missionstätigkeit den Widerspruch, ja von einigen auch den Hass von weiten Teilen des hellenistischen Diasporajudentums zu.

 

Die Befürchtungen des Apostels in Hinblick auf seine Situation bestätigten sich auch kurz nach seiner Ankunft in Jerusalem. Dort wurde der Apostel wurde von Diasporajuden angeklagt, er habe einen Nichtjuden mit in den Tempel gebracht. Hierauf stand nach der geltenden jüdischen Gesetzesauslegung die Todesstrafe, die die Römer bei solchen religiösen Vergehen, um Unruhen zu vermeiden, zuließen. Anlass dieser Beschuldigung war eine jüdische Zeremonie im Jerusalemer Tempel nach der Erfüllung eines Gelübdes, die Paulus nach jüdischer Sitte bezahlen wollte, um den Juden seine Treue zum Gott der Väter zu demonstrieren. Als es im Tempel zu einem Tumult kam, griff dort die römische Wache ein, um den heiligen Apostel Paulus vor jüdischer Lynchjustiz zu schützen (Apostelgeschichte 21: 27–36).

 

Nach einer mehrjährigen rechtlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Paulus vor verschiedenen römischen Statthaltern den christlichen Glauben verkündete, appellierte der Apostel am Ende als römischer Bürger an den Kaiser im Rom (Apostelgeschichte 25: 9 ff.). Der heilige Apostel Paulus wurde daraufhin gefangen nach Rom gebracht, um seinen Rechtsanspruch in einem  Prozess vor dem kaiserlichen Gerichtshof vertreten zu können.

Nach einer beschwerlichen Reise, in dem der Apostel vor Malta Schiffbruch erlitt, erreichte der Heilige Paulus schließlich die Stadt Rom. Hier wurde ihm gestattet, sich unter der Bewachung eines römischen Soldaten eine eigene Wohnung zu mieten und seinen Fall hier vor den römischen Gerichten zu vertreten. So verbrachte der heilige Apostel  Paulus daraufhin rund zwei Jahre in der Stadt. In dieser Zeit konnte er sich relativ frei bewegen, Besucher empfangen und auch einen regen Kontakt zur römischen Gemeinde zu pflegen. (Apostelgeschichte 28: 11 ff.)

 

So hielten sich dann sowohl der heilige Apostel Petrus, als auch der Heilige Apostel Paulus eine Zeitlang gemeinsam in Rom auf und sie konnten beide hier zum Wohle der Römischen Kirche wirken. Dies änderte sich jedoch schlagartig nach dem schweren, mehrere Tage andauernden Brand der Stadt Rom. Da der Kaiser Nero die Schuld für den Ausbruch des Brandes den Christen anlastete, begann unmittelbar nach dem Brand eine schwere Verfolgung der Christen zunächst in der Stadt Rom selbst, dann aber auch im gesamten römischen Imperium. Im Rahmen dieser Verfolgungsmaßnahmen wurden neben unzähligen einfachen Christen auch die heiligen Apostel Petrus und Paulus gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen.

 

Waren die beiden Apostel anfangs noch unbehelligt geblieben, so wurden sie dann im Rahmen der zweiten Verfolgungswelle in den Kerker geworfen. Nach neun Monaten schwerer Kerkerhaft wurden die beiden heiligen Apostel dann durch die römischen Gerichte zum Tode verurteilt. 

 

Während der ersten Verfolgungswelle fürchteten die Christen der römischen Gemeinde sehr, dass der heilige Apostel Petrus im nun stattfindenden Gewaltexzess   zu Tode kommen könnte. Deshalb bedrängten sie ihn aus der Stadt zu fliehen und sich im Umland zu verbergen. Schließlich gab der heilige Apostel Petrus ihrem Drängen nach und wollte die Stadt verlassen. So begab sich der heilige Apostel mit einem jugendlichen Begleiter auf den Weg aus der Stadt. Dabei erschien ihm auf der Via Appia Christus selbst. Beim Anblick der Erscheinung ließ der heilige Apostel Petrus  seinen Reisestab fallen. Er hielt seine Augen auf die Erscheinung gerichtet und rief dabei:  „Christus! Christus!“ Nun neigte der alte Mann seinen Kopf zur Erde, als ob er jemandem die Füße küsse. Darauf trat eine Zeit der Stille ein bis der heilige Apostel Petrus in lateinischer Sprache ausrief: „Quo vadis, Domine?“ (= Wohin gehst Du, Herr?) Der junge Begleiter des Petrus berichte den Christen in der römischen Gemeinde später: „Und die Ohren des Petrus vernahmen eine traurige und zugleich zärtliche Stimme: „Du verlässt mein Volk, ich aber gehe nach Rom, um mit ihnen erneut gekreuzigt zu werden.“ Der Apostel lag, das Gesicht voller Staub, auf dem Boden, ohne sich zu bewegen. Ich, sein jungendlicher Begleiter hatte Angst, dass er in Ohnmacht gefallen oder gar gestorben war. Jedoch endlich stand Petrus wieder auf. Mit den zitternden Händen nahm er seinen Pilgerstab vom Boden auf und ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um zu den sieben Hügeln der Stadt Rom. Nun wiederholte ich die Worte, die ich aus dem Munde des Apostels vernommen hatte: „Quo vadis, Domine?“ „Nach Rom“, antwortete mir der Apostel leise.“ 

 

So blieb der heilige Apostel Petrus in Rom, wurde am Ende gefangen genommen und zusammen mit dem heiligen Apostel Paulus im Mamertinischen Kerker, dem Gefängnis für zu Tode verurteilte Staatsverbrecher, eingekerkert. Von hier aus traten die beiden heiligen Apostel dann zusammen ihren letzten Weg an.

 

Der heilige Apostel Petrus, weil er nicht römischer Bürger war, wurde vor seinem Weg zur Hinrichtung gegeißelt und dann mit seinem Leidensgenossen dem Heiligen Apostel Paulus am 29. Juni des Jahres 67 durch das Ostiensische Tor zur Richtstätte geführt.

 

Als sie an den Ort kamen, wo sich heute die Kapelle Santa Trinità (San Pietro e Paolo separati) steht, wurden sie durch die römischen Wachsoldaten voneinander getrennt. Sie tauschten nach der Sitte der ersten Christen zum letztenmal den dreimaligen Bruderkuss aus und nahmen so Abschied voneinander.

 

 

Der heilige Apostel Paulus wurde drei Meilensteine, das ist eine Wegstunde, bis zu dem Ort „ad aquas Salvias“ geführt. Auf dem Wege dahin bekehrte er noch die drei Soldaten Acestus, Megistus und Longinus zum christlichen Glauben. Denn sie fragten ihn, wer denn jener König sei, den er so sehr liebe, dass er mit solcher Freudigkeit für ihn sterbe? Darauf lehrte er sie Jesus Christus kennen und gewann sie so für den christlichen Glauben.

 

Auf diesem Wege zu seiner Hinrichtungssstätte trat ihm auch seine Schülerin Plautilla entgegen, die sich am Wegesrand weinend seines Gebetes empfahl. Er bat sie um ihren Schleier, den sie auf dem Haupte trug, um sich bei der Hinrichtung damit die Augen verbinden zu lassen, und versprach ihr, denselben nach seinem Tode an sie wieder zurückzugeben. Und wirklich: Der heilige Apostel erschien ihr nach seinem Tode und brachte ihr den Schleier zurück, der mit seinem Blute bespritzt war.

 

Schließlich, am Orte seiner Hinrichtung angekommen, mußte der heilige Apostel Paulus noch einige Zeit warten, bis das Urteil an ihm vollstreckt wurde. Noch heute zeigt man jenen engen Raum unter der zweiten der drei Kirchen, welche hier stehen, wo er auf seine Hinrichtung gewartet hat. Am Ende wurde er dort an eine Marmorsäule gebunden und enthauptet. Seine letzten Worte waren: "Herr Jesus in Deine Hände empfehle ich meinen Geist." Da, wo sein heiliges Haupt hinfiel, entsprangen daraufhin drei Quellen, über welche die heutige Kirche „Alle tre Fontane“ erbaut wurde. Hier wird auch heute noch jene Säule gezeigt, an die angebunden der heilige Apostel enthauptet wurde.

 

 

Der heilige Apostel Petrus wurde, nachdem er vom heiligen Apostel Paulus Abschied genommen hatte, über den Fluss Tiber geführt und auf die Höhe des Hügels Janiculus geschleppt. Ehe er den Ort seiner Kreuzigung erreichte, verlor er von seinem Fuße eine Binde, welche die Wunde verband, die ihm die schweren Ketten verursacht hatten. Zum Andenken daran bauten die ersten Christen hier eine Kapelle, über deren Ort sich heute die kleine Kirche „Della Fasciola“ erhebt.

 

Als der heilige Apostel Petrus auf dem Janiculus-Hügel angelangt war, wurde für ihn das Kreuz vorbereitet, an dem er wie sein göttlicher Herr und Meister sterben sollte. Der heilige Apostel Petrus aber hielt sich für unwürdig, in derselben Stellung am Kreuze zu sterben, wie es unser HERR Jesus Christus getan hatte und bat deshalb, mit zur Erde gesenktem Haupte gekreuzigt zu werden. So gab er sein Leben im Martyrium hin, Gott lobend und preisend und von den Soldaten und frommen christlichen Frauen umgeben, die ihm auf dem Weg zu seiner Hinrichtung gefolgt waren. Dabei wollten die heilige Anastasia und Asilissa, zwei christliche römische Matronen, das Blut des heiligen Apostels mit Tüchern auffangen. Daraufhin wurden auch sie von den Wachsoldaten ergriffen mit Fackeln versengt und anschließend enthauptet.

 

An der Stelle der Kreuzigung steht heute die Kirche „S. Pietro in Montorio“. Den ersten Kirchenbau an dieser Stelle führte bereits der erste christliche römische Herrscher, der heilige, apostelgleiche Kaiser Konstantin aus. Im Hofe des anstoßenden Klosters der Franziskaner-Mönche steht heute eine schöne Rundkapelle über der Stelle, an der der heilige Apostel Petrus das Martyrium erlitt. Im untern Raum der Kapelle bezeichnet noch heute eine Öffnung im Boden den Ort, wo das Kreuz des heiligen Apostel Petrus aufgerichtet worden war.

 

Den Leib des heiligen Apostels Paulus bestattete die christliche Patrizierin Lucina auf ihrem Landgute an der ostiensischen Straße. Lucina war eine Schülerin der heiligen Apostel und suchte mit ihrem Vermögen die römische Kirche in ihren materiellen Bedürfnissen zu unterstützen. Vor allem aber besuchte und tröstete die fromme Christin die christlichen Gefangenen und sorgte für die würdevollen Beisetzung der Reliquien der heiligen Märtyrer.

 

Über dem Grabe des heiligen Apostels Paulus wurde von ihr eine Kapelle erbaut, unter deren Altar während der dreihundertjährigen Verfolgungszeit die Reliquien des heiligen Apostels Grabkammer in einem Sarg von Marmor ruhten. Im Laufe der Verfolgungszeit wurden rings um die Grabstätte des Apostels eine große Menge von heiligen Märtyrern und anderen römischen Christen beerdigt. So entstand dort im Laufe der Zeit der Fiedhof „S. Pauli Apostoli in praedio Lucinae“.

 

Nachdem die Kirche mit der Alleinherrschaft des heiligen Apostelgleichen Kaisers Konstantin endlich von den Verfolgungen befreit wurde, ließ der erste christliche Kaiser auf die Bitte des damaligen römischen Bischofs, des heiligen Sylvesters eine prachtvolle Basilika über dem Grab des heiligen Apostels Paulus erbauen. Gemäß der altchristlichen Tradition war unter dem Altar der Basilika die „Confessio“, eine kleine Grabkammer, in der sich in einem Sarg aus Stein oder Marmor die Reliquien des Heiligen befanden. Aus der apostolischen Sitte in den ersten Christengemeinden, die Feier der Göttlichen Liturgie über den Reliquien der heiligen Apostel und Märtyrer zu vollziehen, entwickelte sich der heutige orthodoxe Brauch, sowohl unter dem Altar Reliquien aufzubewahren, als auch auf den Märtyrerreliquien im Antimension die Mysterien der heiligen Eucharistie zu vollziehen.

 

Als nach dem Ende der Christenverfolgungen unter dem heiligen Kaiser Konstantin die Paulusbasilika erbaut wurde, legte der heilige römische Bischof Sylvester im Jahre 319 auch Teile aus den Reliquien des heiligen Apostels Paulus zu denen des heiligen Petrus, als der heilige Kaiser Konstantin über dessen Grab auf dem Vatikanhügel die prachtvolle Basilika Sankt Peter errichten ließ.

 

Nachdem der heilige Petrus am Kreuze verschieden war, nahm der heilige Marcellus, einer seiner Schüler, den Leichnam des Apostel vom Kreuze herab. Der Leib des heiligen Apostels Petrus wurde daraufhin vom Blute gereinigt, gewaschen, mit Spezereien gesalbt, in ein neues weißes kostbares Gewand gehüllt und bei Fackelschein und Psalmengesang der begleitenden Christen zu Grabe getragen. Der heilige Marcellus besaß an der Cornelischen Straße, am Abhang des vatikanischen Hügels, da, wo schon eine Menge Martyrer aus der früheren Neronischen Verfolgungswelle begraben worden waren, eine Familiengruft. Bei derselben angekommen, wurde der Leichnam des heiligen Apostels Petrus in einen hölzernen Sarg gelegt, mit diesem in einen steinernen Sarkophag eingeschlossen und anschließend in der Gruft des heiligen Marcellus beigesetzt.

 

Als im Jahre 68 die Gewaltherrschaft des Tyrannen Nero durch Selbstmord endete, begann auch für die römische Kirche eine kurze Zeit der Ruhe. Diese Zeit der Ruhe nutzte der heilige Bischof Anakletus, welchen der heilige Apostel Petrus Petrus selbst zum Priester geweiht hatte, und der jetzt den römischen Bischofstuhl einnahm, um über dem Grab des Apostelfürsten eine Memoria zu errichten. Angelehnt an den vatikanischen Hügel, von einem Garten mit Blumen und Bäumen umfriedet, erhob sich die Vorderseite des Monumentes. Daneben lag eine kleine Kapelle für die Versammlung der Gläubigen. Aus dem Vorhof trat man in das Innere, in eine Grabkammer aus Steinen gemauert ein, deren Wände und Decke mit Marmor bekleidet und mit Gemälden geschmückt waren. Hier stand der steinerne Sarkophag mit der einfachen Inschrift "SIMON, GENANNT PETRUS" (in griechischen Buchstaben und griechische Sprache).

 

In einer Nische an der Wand brannte eine mit Nardenöl gefüllte Lampe. An diese Grabkammer oder Gruft des heiligen Apostels stieß die Ruhestätte seiner Nachfolger, der heiligen römischen Bischöfe Linus, Cletus, Anacletus, Evaristus, Pius, Anicetus, Soter, Eleutherius und Viktor an. Während der heilige Bischof  Anacletus die Memoria des heiligen Apostels Petrus erbaute, ließ er die Reliquien desselben erheben und einstweilen an einem andern Ort „ad catacumbas“ genannt, beisetzen und so vor dem Zugriff der Heioden bewahren. Hier blieben sie ein Jahr und sieben Monate lang, bis die Memoria fertiggestellt war, in welche man ihre heiligen Reliquien dann wieder beisetzt wurden. Nachdem das Werk dann vollendet war, wurde der Leib des heiligen Petrus mit einigen Reliquien des heiligen Paulus zusammen feierlich unter Lobgesängen dahin gebracht und dort beigesetzt. Der übrige Leib des heiligen Apostel  Paulus aber wurde in der Grabkammer der Lucina an der ostiensischen Straße erneut bestattet.

 

Die Leiber der beiden heiligen Apostelfürsten blieben jetzt unbehelligt, hochverehrt von den Gläubigen, die zu Zeiten des Friedens in Scharen kamen, um hier zu beten, die Heilige Eucharistie zu feiern und ihre Liebesmahle (Agape) zu halten. Später ließ der heilige Kaiser Konstantin die bescheidenen Oratorium in zwei prächtige Kirchen umwandeln, welche den Namen Basilika Sankt Peter im Vatikan und Sankt Paul vor den Mauern erhielten. Leider wurde die christlich-antike Basilika (Alt-)Sankt Peter im 16. Jahrhundert abgebrochen und durch die heutige Kirche in den Formen der Spätrenaissance  und des Barock ersetzt. Das Grab des heiligen Apostels Petrus blieb dabei aber erhalten.