Heilige und Feste im Monat Januar

 

Gedanken zum Jahreswechsel

 

Diakon Thomas Zmija

 

Viele Menschen denken, das Weihnachten ein religiös geprägtes Fest ist, aber der Jahreswechsel und Neujahr reine weltliche Angelegenheiten sind. Doch ganz so einfach, wie es dem Betrachter auf den ersten Blick erscheinen mag, ist es am Ende nun doch nicht. Schon der in Deutschland verbreite Gruß zum Jahreswechsel ist auf einen zweiten Blick nicht mehr das, was er zuerst zu sein schient. 

 

Zum Jahreswechsel begrüßen sich die Menschen in Deutschland mit dem Wunsch "einen guten Rutsch". Viele denken dabei es ginge nun darum, über die Jahresschwelle ins Neue Jahr zu "rutschen". Der Wunsch geht ursprünglich aber nicht auf das deutsche Verb "rutschen" - also gleiten - sondern auf den rotwelschen oder jiddischen Ausdruck  "Rosch" zurück, was "Anfang" oder "Kopf" bedeutet. Also: "einen guten Rosch", einen "guten Anfang für das Neue Jahr!"

 

Der Jahresbeginn wird in der hebräischen Sprache "Rosch ha Schana", also "Kopf des Jahres" genannt. Das Jiddisch enthält mittelhochdeutsche, hebräische und slawische Elemente. Man wünschte sich zum Neujahr "a gut Rosch", einen guten Anfang. Erst später wurde dieses Wort mit dem deutschen "Rutsch" (von "rutschen") eine andere Berdeutung übergestülpt, so dass mit der Zeit seine ursprüngliche Herkunft in Vergessenheit geriet.

 

Am ersten und zweiten Tag des Monats Tischri wurde von den Israeliten das alttestamentliche Neujahrsfest "Rosch ha Schana" gefeiert, welches den jüdischen Jahreskreislauf bis heute einleitet. Dabei beglückwünschen sich Menschen jüdischen Glaubens bis heute mit dem Segen: ,,Möge dein Name in das Buch des Lebens eingeschrieben sein." Dies lässt sich nur vor dem Hintergrund verstehen, dass das Fest "Rosch ha Schana" des kommenden Jüngsten Gerichtes (vgl.: Matthäus 25: 31-46) gedenkt. Dann wird Gott, der Allmächtige, auf Seinem Thron sitzen und in Seinen Händen das Buch des Lebens halten (vgl.: Apokalypse 20: 13). Wir Christen wissen, dass dies der Eingeborene Sohn Gottes, der wiederkommende Christus, sein wird. Im Buche des Lebens sind alle Taten der Menschen, sowohl die guten als auch die schlechten, verzeichnet. Die Namen der Menschen, welche Gutes getan haben, werden in die Buchseite des Lebens eingetragen, während die Sünder ihren Namen auf der Buchseite des Todes wiederfinden. Schließlich gibt es im Buch des Lebens auch Buchseiten für diejenigen, die sowohl gute als auch schlechte Taten verübt haben. Die Entscheidung, ob dem einzelnen Menschen letztendlich das ,,Siegel des Lebens", also die Errettung, verliehen wird, fällt nach jüdischem Glauben in den zehn Tagen, die zwischen dem Neujahrsfest  "Rosch ha Schana" und dem Versöhnungsfest "Jom Kimpur" liegen. Denn durch Rückbesinnung auf das Gute und die innere Umkehr während den sogenannten "Tagen der Reue", ist es dem Menschen schließlich doch noch möglich, die Vergebung und den Segen Gottes zu erhalten. Deshalb ist der Neujahrsfeiertag im Alten Testament, trotz seiner ehrfurchtsgebietend strengen Ausstrahlung als Gedenktag des kommenden Gerichtes, zugleich auch ein Tag der Dankbarkeit und Freude für die Barmherzigkeit Gottes.

 

Zwischen den beiden Hochfesten der Geburt des Erlösers (25. Dezember) und Seiner Theophanie (06. Januar) liegt fast von allen unbeachtet das kleine Fest der "Beschneidung des Herrn". Es wird am achten Tag nach dem Weihnachtsfest begangen und beschließt die Nachfeier des Weihnachtsfestes. Danach erklingen im Abend- und Morgengottesdienst schon die Hymnen, die uns auf das Hochfest der Theophanie vorbereiten.

 

Der erste Januar besitzt wegen der Beschneidung des Herrn eine alttestamentliche Prägung. Die Beschneidung wurde von Gott schon im alten Testament eingesetzt, zum Zeichen des Alten Bundes, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hat. Unser Herr Jesus Christus geruhte am achten Tage nach Seiner Geburt sich diesem Ritus zur Erfüllung des Gesetzes zu unterwerfen. Dabei wurde ihm der NAME JESUS gegeben. (Lukas 2: 21). In der neutestamentlichen Kirche wich die Beschneidung dann dem Mysterion (Sakrament) der Heiligen Taufe, von welcher die Beschneidung ein Typos (Vorabbild) gewesen ist (vgl.: Kolosser. 2: 11-12).

 

Gleichzeitig ist das Fest der Beschneidung auch das Fest der Namensgebung Jesu, denn am achten Tag nach der Geburt soll jede männliche Erstgeburt gemäß mosaischem Gesetz beschnitten werden (Genesis 17: 10) und zugleich wurde ihm an diesem Tag auch Sein Name gegeben. Vorher hatte der Engel des Herrn im Traum zu Joseph gesprochen: "Und sie (die Imerjungfrau Maria) wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen JESUS geben, denn ER wird Sein Volk erretten von ihren Sünden. Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Isaias 7: 14): »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden Ihm den Namen IMMANUEL geben«, das heißt übersetzt: "Gott mit uns"." In seiner Rede an den heiligen Joseph den Bräutigam legt der Engel des Herrn für uns also gleich die Bedeutung des Namens Jesus aus. Aber auch der Name JESUS Selbst ist in Seiner Wortbedeutung sprechend: Denn der Name Ιησους ist die griechische Übertragung des hebräischen Namens Jeschua (Jesus). Dieser ist identisch mit dem Namen Jehoschua (Josua). Übersetzt bedeutet er "Erlöser" oder "Heiland" ( = griechisch:  Χριστός "Christus") oder philologisch genauer: "Gott (Jahwe) ist Erlösung" oder die "Erlösung Gottes (Jahwes)" (vgl.: Ein Mönch der Ostkirche; das Jesusgebet).

 

Dieses Mysterion legt dann der Heilige Apostel Paulus für uns aus: "Darum hat Ihn auch Gott über alle Maßen erhöht und Ihm den Namen geschenkt, der über allen Namen ist, damit in dem Namen JESU sich alle Knie derer beugen, die in den Himmeln und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, dass JESUS CHRISTUS der HERR ist, zur Ehre Gottes, des Vaters" (Philipper 2: 9-11). Und der Heilige Apostel Lukas sagt zu uns: "Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter den Himmeln gegeben, durch den wir gerettet werden." (Apostelgeschichte 4: 12). Und in den Abschiedsreden des HERRN im Johannes-Evangelium hören wir: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird ER es euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei."

 

All dies schließt den Bogen zum jüdischen "Rosch ha Schana", denn das Neujahrsfest des Alten Bundes. Es ist ein Typos (Vorabbild) der Errettung, das seine Erfüllung gefunden hat fim Heil, das in der Geburt JESU CHRISTI zu uns gekommenen ist. Insofern ist das Fest der Beschneidung des Herrn am Termin des bürgerlichen Neujahrsfest zugleich auch ein Hinweis darauf, dass in der HILFE GOTTES allein unsere Hoffnung auf ein Gelingen des nun für uns neu anbrechenden Jahreskreises liegt. CHRISTUS JESUS ist der inkarnierte Logos, das fleischgewordene Wort Gottes, und mit dem Heilige Apostel Petrus dürfen wir zu Beginn eines jeden Neuen Jahres bekennen: "HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des Ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass Du CHRISTUS, der SOHN DES LEBENDIGEN GOTTES bist." (Johannes 6: 68)

 

 

Gebete zu Beginn des Neuen Jahres:

 

 

Troparion im 2. Ton


Bildner der ganzen Schöpfung, der Du die Jahresabschnitte und Zeiten in Deiner eigenen Macht festgesetzt hast, segne den Kranz des Jahres Deiner Güte, o Herr! Bewahre in Frieden Dein Volk und Dein Land, auf die Fürbitten der Gottesgebärerin, und errette uns!

 

Kondakion im 4. Ton


Christus König, der Du in den Höhen wohnst, Du Schöpfer und Bildner alles Sichtbaren und Unsichtbaren, Du hast die Tage und Nächte, die Jahresabschnitte und Zeiten geschaffen. Segne jetzt den Kranz des Jahres, bewahre und behüte in Frieden Dein Land und Dein Volk, o Gnadenreicher!

 

O Gebieter, Herr unser Gott, Quelle des Lebens und der Unsterblichkeit, Urheber aller sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung, der Du in Deiner Macht die Zeiten und Jahre festgelegt hast und das Universum in Deiner allweisen und allgütigen Vorsehung lenkst, wir danken Dir für Deine Wohltaten, mit denen Du uns in der vergangenen Zeit unseres Lebens wunderbar beschenkt hast. Wir bitten Dich, o allbarmherziger Gott, segne den Kranz des beginnenden Jahres mit Deiner Gnade! Behüte die Regierenden dieses Landes, vermehre die Tage ihres Lebens in unversehrter Gesundheit, und in allen Tugenden schenke ihnen gute Fortschritte. Spende aus den Höhen auch Deinem ganzen Volk Deine Wohltaten, Gesundheit und Heil, und in allem gutes Wohlgedeihen. Deine heilige Kirche, diese Stadt und alle Städte und Länder befreie aus allen bösen Gefahren, schenke ihnen Frieden und Ruhe. Mache uns würdig, Dir, dem in einem Wesen gepriesenen Gott, immer Dank entgegenzubringen, dem anfanglosen Vater, samt Deinem eingeborenen Sohn und Deinem allheiligen, guten und lebenschaffenden Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Quelle: Russische Orthodoxe Michaelsgemeinde in Göttingen

 

 

Wissenswertes rund um die Neujahrsfeier

 

Diakon Thomas Zmija

 

 

Das kirchliche Jahr beginnt in der orthodoxen Tradition weder an ersten Advent (wie in der abendländisch-westlichen Christenheit), noch am 01. Januar (wie in unserer weltlich-bürgerlichen Lebenswelt), sondern der rhomäisch-byzantinischen Tradition folgend am 01. September.

 

Schon im Jahre 153 vor Christus verlegten die Römer den Beginn des Amtsjahrs vom 1. März auf den 1. Januar als dem Tag des Amtsantrittes der Magistrate. Im Jahr 1691 verlegte dann Papst Innozenz XII. den Jahresbeginn auf den 01. Januar. Bis dahin hatte in weiten Teilen Europas der erste Adventssonntag oder der 06. Januar (Ephiphaniastag)  als Jahresbeginn gegolten. Das Kirchenjahr in der katholischen und evangelischen Kirche beginnt jedoch bis heute am ersten Adventssonntag, während des neue Kalenderjahr am 01. Januar beginnt. An diesem Tag begeht die abendländische Christenheit das Fest des Heiligen Sylvester, des Pariarchen und Papstes von Alt-Rom. Von diesem "Sylvestri-Tag" leitet sich die deutsche Bezeichnung des Jahreswechsels "Silvester" ab.

 

Nach rhomäisch- byzantinischem Vorbild begann in Alt-Russland das bürgerliche Jahr am 01. März, und das kirchliche am 01. September. Gleichzeitig rechnete man nicht nach der westlich üblichen Jahreszählung (Nach der Geburt Christi), sondern nach dem  Beginn der Schöpfung, so dass man zum Datum nach der Geburt Christi 5508 Jahre hinzuaddieren muss, um zum Datum der byzantinisch-altrussischen Jahreszählung zu gelangen. 

 

 

Das Kalenderjahr mit dem 01. Januar zu beginnen und die Jahre ab der Geburt Christi zu zählen kam nach Russland unter Peter I. Im Jahre 1699 beschloss dieser Zar, dass die Festtage in Russland zur selben Zeit wie in Westeuropa gefeiert werden sollten. Doch während Peter sein Neujahr am westeuropäischen Termin ausrichtete, ging zuerst die römisch-katholische und etwa einhundert Jahre später auch die protestantische Welt vom julianischen zum gregorianischen Kalender über. Da Russland bis 1919 am julianischen Kalender festhielt, blieben zwischen den Kalenderdaten in Russland und Westeuropa eine Differenz von 13. Tagen. Ursprünglich betrug diese Differenz nur zehn Tage, aber in letzten vier Jahrhunderten sind drei weitere Tage hinzugekommen, so dass man heute 13 Tage abziehen muss, um vom Bürgerlichen zum kirchlichen Datum (nach den "Alten Kalender") zu gelangen. Diese komplizierte Regelung führt inzwischen dazu, dass selbst volkstümliche Kirchenkalender in der orthodoxen Kirche Russlands das Weihnachtsfest am 07.Januar oder das Fest der Taufe Christi am 19. Januar anzeigen, obwohl auch in der russischen Orthodoxie Weihnachten am 25. Dezember gefeiert und Theophanie am 06. Januar wird.

 

Auf einem pan-orthodoxen Synaxis in Konstantinopel im Jahre 1923 beschlossen die Delegierten der dort versammelten orthodoxen Kirchen eine Kalenderreform. Dabei handelt es sich nicht, wie immer wieder behauptet wird, um eine Übernahme des gregorianischen Kalenders, sondern vielmehr um eine ganz eigene Kalenderreform. Der "neo-julianischer Kalender, auch "meletianischer Kalender" oder "Milanković-Kalender wurde vom serbischen Geophysiker Milutin Milanković entwickelt. Er sollte die Differenz von 13 Tagen zwischen dem bis dahin in den orthodoxen Kirchen gebräuchlichen julianischen Kalender und dem modernen gregorianischen Kalender ausgleichen. Alle Teilnehmer der Synaxis waren mit einem Sprung vom 09. März 1924 auf den 23. März 1924 und der Einführung dieses neuen Kalenders mit den seinen gegenüber dem gregorianischen Kalender deutlich verbesserten Schaltregeln einverstanden. Nach dem "meletianischer Kalender" werden alle nicht beweglichen Festtermine (zum Beispiel Weihnachten) bis zum Jahre 2799 mit denen im gregorianischen Kalender identisch sein.

 

Eine Ausnahme blieb die russische orthodoxe Kirche, die aufgrund der politischen und kirchlichen Situation nach der Oktoberrevolution an dieser orthodoxen Synaxis nicht teilnehmen konnte und deshalb beim alten julianischen Kalender blieb. Daraufhin revidierten einige orthodoxe Kirchen ihren Beschluss, um auf die Zeit zu warten, da die russische und andere orthodoxe Kirchen unter den damaligen kommunistischen Regierungen ebenso an den Entscheidungen mitwirken könnten. Andere orthodoxe Kirchen wiederum meinten, dass die Reform notwendig sei. Dies hat dazu geführt, dass vor allem die griechisch geprägten orthodoxen Kirchen, aber auch die Kirche von Antiochia und die Kirchen in Bulgarien und Rumänien den "meletianischer Kalender" einführten, während ein anderer Teil der orthodoxen Kirchen weiterhin dem "alten (julianischen) Kalender" folgt. Beim der Berechnung des Osterdatum entschieden aber auch diese orthodoxen Landeskirchen, dass die Gemeinsamkeit des Osterdatums in allen orthodoxen Kirchen wichtiger sei als das Bestehen auf einer astronomischen Richtigkeit. Daher erfolgt die Berechnung des Osterdatums und damit auch alle davon abhängigen beweglichen Festtage fast in der gesamten Orthodoxie nach dem julianischen Kalender. Nur die Orthodoxe Kirche Finnlands feiert Ostern am gleichen Datum wie die westliche Christenheit. In Griechenland und Rumänien blieben bis heute die, aus Protest gegen die Kalenderumstellung erfolgten Abspaltung einiger altkalendarischer Gruppen von der orthodoxen Kirche bestehen.

 

Die Einführung des "neujulianischen Kalenders" war und ist in der Orthodoxie umstritten. Gerade bei russischen Orthodoxen weckt er ungute Erinnerungen an die Zeit der kommunistischen Zwangsherrschaft und des damit verbundenen "Erneuerer" -Schismas.

 

Nach der Oktoberrevolution erließ die Regierung der Bolschewiki auch ein "Dekret über die Zeit". Das sich damals die orthodoxe Kirche Russlands in der größten Christenverfolgung seit den Zeiten des heidnischen römischen Imperiums befand, sah sich Patriarchen Tichon gezwungen, dieser staatlich angeordneten Kalenderreform keinen offenen kirchlichen Widerstand entgegen zu setzen. Jedoch wies das gläubige russische Kirchenvolk, durch die liturgischen und theologischen Willkürakte der "Erneuerer" alarmiert und sensibilisiert, diese Änderung zurück, so dass der Patriarch im Oktober 1924 an die kommunistischen Machthaber schrieb, dass er sich nicht über den Willen des Volkes Gottes hinwegsetzen werde: "Wir hielten es für unsere pastorale Pflicht, die Stimme der Gläubigen zur Kenntnis zu nehmen, um dem Gewissen des Volkes nicht Gewalt anzutun". Bis heute lehnt deshalb die überwiegende Mehrheit in der russischen Orthodoxie den "meletianischer Kalender"  ab. Nur in verschiedenen, von der russischen Gottesdienst-Tradition geprägten Gemeinden in orthodoxen Diaspora wurde er erfolgreich eingeführt.

 

Aber auch die am alten Kalender orientierten Gemeinden in der russischen Diaspora verstehen es, mit zwei Kalendern zu leben. Inzwischen ist in vielen russischen Kirchengemeinden ein Bitt-Moleben zum Beginn des bürgerlichen neuen Jahres gelebte Tradition. Ein gewisses Problem bilden aber bis heute die in der modernen russischen Kultur ausgeprägt begangenen Neujahrfeierlichkeiten, da diese noch in die Zeit der Weihnachtsfasten fallen. Hieraus hat sich, quasi als ein Geschenk des Kalenderwechsels, bei kirchlich orientierten Russen der Brauch der Feier des "Alten Neuen Jahres" entwickelt.

 

Wegen der Abweichung in den beiden Kalendern feiern Russen also zwei Neujahrsfeste, eines nach dem "Alten" und eines nach dem "Neuen Kalender". So können auch diejenigen, die die kirchlichen Fastenregeln beachten in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar das beliebte russische Neujahr nachfeiern. Für viele orthodoxe Gläubige hat das Alte Neue Jahr deshalb bis heute seine besondere Bedeutung bewahrt. Heute feiert man das "Alte Neue Jahr" in Russland, der Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Armenien und Georgien. Eine gleichartige Tradition gibt es auch in Serbien und Montenegro, da auch die serbische orthodoxe Kirche genauso wie die russische nach wie vor den alten julianischen Kalender verwendet. Die Serben nennen dieses Fest das "Serbische Neue Jahr". Auch in Mazedonien wird das "Alte Neue Jahr" gefeiert. Denn viele Menschen im orthodox geprägten Teil Europas betrachten es als ein wunderbares Fest, welches den Zauber des Neujahrsfestes verlängert oder ihn zum ersten Mal erleben lässt. Das Alte Neue Jahr wird freilich viel gelassener gefeiert und kennt nicht jene Hektik, die unvermeidliche Begleiterin des Neuen Neujahrsfestes in Russsland geworden ist. Auch ist es in Russland kein offizieller Feiertag.

 

Im vorrevolutionären Russland waren die "Koljadki", weihnachtliche Lieder und Tänze zum Neuen Jahr, sehr beliebt. Jede Familie erwartete zwischen den erstenweihnachtsfeiertag und dem Vorabend von Theophanie die Koljadki-Gruppen und bereitete für sie verschiedene Speisen zu.

 

In vielen aus Russland stammenden Familien beginnen die Feierlichkeiten am 24. Dezember mit dem "deutschen" (europäischen) Weihnachtsfest. Danach kommt am 01. Januar das Neujahrsfest, am 07. Januar (25. Dezember) das orthodoxe Weihnachtsfest und schließlich am 14. Januar das "Alte Neue Jahr". Traditionell wird zum Neujahrsfest eine reiche Auswahl an Sakuski gereicht, zu der Kulebjak (russisch Кулебяка (Kulebjaka) eine mit Kohl, Pilzen und Fisch gefüllte Pastete und Salat „Olivier" gehören.

 

Zum Schluss sei hier angemerkt, dass das Alte Neue Jahr nach dem julianischen Kalender (Altes Silvester) auch in einigen deutschsprachigen Kantonen der Schweiz gefeiert wird. Wie in Russland finden sich auch hier Spuren der Nichtakzeptanz des gregorianischen Kalenders durch das Volk.

 

 

Anlässlich des Jahreswechsels -

Wissenswertes rund um den "alten" und "neuen" Kalender

 

Handout zum Vortrag beim orthodoxen Gesprächskreis in Neuendettelsau

 

Thomas Zmija

 

Die abendländischen Christen feiern am 07. Januar das „Epiphaniasfest“. Die evangelische Kirche beendet mit diesem Fest den Weihnachtsfestkreis und teilt ihren liturgischen Jahreskalender nun in die folgenden „Sonntage nach Ephiphanias“ (bis zum Beginn der Passionszeit = Großen Fastenzeit).

 

Am „Epiphaniasfest“ gedenken die beiden abendländischen Konfessionen der Offenbarung des neugeborenen Gottessohnes bei Seiner Verehrung durch die heiligen drei „Könige“. Seit dem Mittelalter werden die drei weisen persischen Astronomen in Westeuropa als „Könige“ gedeutet. Heute befinden sich die Reliquien dieser drei Heiligen im Kölner Dom. Wir Orthodoxen feiern die Verehrung des Christusknaben mit den Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe bereits am ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember).

 

Das scheinbare Zusammenfallen des orthodoxen Weihnachtsfestes, das in Russland, aber auch in verschiedenen anderen orthodoxen Kirchen nach dem julianischen Kalender begangen wird, führt häufig zu dem Missverständnis, als sei das westliche Epiphaniasfest identisch mit dem „russischen Weihnachtsfest“. Dem ist aber nicht so.

 

Die slawischen orthodoxen Kirchen, der heilige Berg Athos, sowie die Kirchen von Jerusalem und Georgien nutzen für ihre kirchlichen Feste den julianischen (alten) Kalender, der vom bürgerlichen (gregorianischen) Kalender augenblicklich um 13 Tage abweicht.

 

Bis zum 14. (01.) Februar 1918 hatte der julianische Kalender auch für das bürgerliche Russland Gültigkeit. Mit der Oktoberrevolution hatten die Bolschewiken unter der Führung Lenins gewaltsam die Macht in Russland übernommen. Sofort begannen sie den Staat nach kommunistischen Vorstellungen umzuformen. Einige Wochen nach der Machtübernahme ordnete Lenin in Sowjetrussland auch einen anderen Kalender an. Am 14. Februar 1918 wurde der bis dato gültige julianische Kalender durch den gregorianischen Kalender ersetzt. Die Kalenderreform hatte zum einen pragmatische Gründe: Man wollte ab jetzt Teil der europäischen Welt sein.

 

Zugleich war die bolschewistische Kalenderreform ebenso von ideologischen Gründen getragen, denn die Änderung des Kalenders war ebenfalls Teil des atheistischen Angriffs auf die orthodoxe Kirche. Durch die Kalenderreform wollte man auch Verankerung der orthodoxe Kirche, vor allem der kirchlichen Feste und Feiertage erschüttern. Es ging den Bolschewiki um die Übernahme der „kulturelle Hegemonie“. Dafür war die Einführung des kirchlich ungewohnten Kalenders ein wichtiges Mittel zur Durchsetzung einer atheistisch geprägten Gesellschaft. Seit Januar 1918 nahm die größte Christenverfolgung seit der Antike dann seinen tragischen Verlauf. Sie dauerte in verschiedenen Phasen und Intervallen letztendlich bis zum Zerfall der Sowjetunion. Auch die Einführung des gregorianischen Kalenders war letztendlich nur eine von vielen weiteren Maßnahmen, um die Kirche aus dem gesellschaftlichen Leben zu verbannen. So versuchten die Kommunisten den Sonntag - im Russischen воскресенье = "Tag der Auferstehung" genannt – abschaffen und stattdessen eine 5-Tage-Woche einführen. Deshalb war die Kalenderreform der Bolschewiki ein besonders symbolträchtiger, antireligiöser und antikirchlicher Akt. Hierin liegt einer der wichtigsten Gründe, warum die meisten orthodoxen Christen in Russland den neuen Kalender bis heute strikt ablehnen. In diesem Zusammenhang habe ich im Übrigen auf meiner letzten Pilgerreise in Russland die folgende, sehr ausssagekräftige Bemerkung gehört: „Für uns orthodoxe Christen hier in Russland ist der julianische Kalender eine Ikone der Zeit.“

 

In dieser Bemerkung wird deutlich, dass der kirchliche Kalender von den orthodoxen Gläubigen nicht einfach als ein Instrument der Zeitmessung, sondern vor allem als eine Größe, die den Puls des kirchlichen Lebens vorgibt, empfunden und wahrgenommen wird. In der orthodoxen Kirche galt nicht einfach der antike-heidnische Kalender, sondern der kirchliche julianische Kalender, der die byzantinische Synthese des gesamten kalendarisch-astronomischen Erbes der Antike in Verbindung mit der christlichen Gelehrsamkeit der Heiligen Väter darstellt. So berichtet uns bereits das heilige Evangelium, dass die Weisen aus dem Morgenlande  "von dem Sterne lernten" und deshalb kamen, um dem Gottessohn zu huldigen. Der Kalender spiegelt also, und dabei ist es zunächst einmal nicht wichtig, ob es sich um den alten oder der neuen Kalender handelt, das in der Kirche vollzogene heilige liturgische Gedächtnis der nach dem Jahreslauf gegliederten Abfolge der Heilstaten Gottes und Seiner Heiligen wieder. Insofern ist der kirchliche Kalender eine Ikone der Zeit des Heiles. Er heiligt das Leben der orthodoxen Christen, indem er einen bestimmten Rhythmus für ihre kirchlich-geistliche Existenz festsetzt.

 

Seit der Menschwerdung Gottes, die an einem ganz bestimmten Ort (Bethlehem in Juda) und zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt (Herrschaft des Kaisers Augustus) stattfand, ist die Zeit für uns Christen nicht in erster Linie eine profane Größe, sondern vor allem die Zeit der Errettung. Durch das Kommen Christi erhielt die Zeit ein Ziel: die Wiederkunft Christi, in der sich alle bisherigen Heilstaten Gottes vollenden werden. So berühren sich für uns Christen in der Zeit bereits Gegenwart und Eschaton.Dies wird in der Feier des orthodoxen Osterfestes besonders deutlich. Für den wahrhaft Christgläubigen ist die Gegenwart bereits von der Vollendung des Heiles in Christus durchdrungen. Die christliche Zeit bis zur Wiederkunft Christi ist deshalb für die Gläubigen eine Zeit der Heiligung. Der sakral-liturgische Kalender führt uns durch das Gedächtnis der Heilstaten Christi während des gesamten Kirchenjahres zugleich dem Eschaton entgegen. Insofern ist der kirchliche Kalender im Leben der orthodoxen Kirche und ihrer Gläubigen - egal, ob es der alte oder der neue Kalender ist - zugleich auch eine Ikone der Zeit, indem er uns durch das Gedächtnis der Heilstaten Gottes zu Christus hinführt.

 

Der "alte" Kalender ist die kirchliche Adaption des julianischen Kalenders. Dieser julianische Kalender wurde von der Kiche aus der heidnischen, vorchristlichen Antike übernommen. Die antiken Autoren Appian, Cassius Dio und Macrobius berichten uns in ihren Schriften, dass Julius Caesar im Jahr 47 vor Christus den Schaltzyklus des späteren julianischen Kalenders in Alexandia bei den dortigen griechischen Astronomen kennengelernt hatte. Vor allem die alexandrinischen Gelehrten Sosigenes und Acoreus waren maßgeblich an der Erstellung dieses Kalendersystems beteiligt. Der julianische Kalender besteht aus elf Monaten mit je 30 oder 31 Tagen sowie einem Monat mit 28 Tagen. Die alten Monatsbezeichnungen aus dem altrömischen Kalender wurden jedoch beibehalten. Der julianische Kalender wurde im Jahre 46 vor Christus durch Gaius Julius Cäsar im gesamten römischen Reich eingeführt. Dieser Kalender geht von einer Erdumlaufbahn um die Sonne von 365,25 Tagen aus. So ist das julianische Jahr um elf Minuten und vierzehn Sekunden länger als das tatsächliche Sonnenjahr von 365 Tagen, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Dadurch ergibt sich eine Differenz, die in  sich alle 128 Jahre zu einem vollen Tag summiert. So ergibt sich heute eine "Verspätung" des julianischen gegenüber dem gregorianischen Kalender von 13 Tagen.

 

Aber auch der gregorianische (bürgerliche) Kalender ist gegenüber dem tatsächlichen Sonnenjahr um 26 Sekunden zu lang. Deshalb übernahmen die griechisch geprägten orthodoxen Kirchen, die rum-orthodoxe Kirche von Antiochien, die bulgarische und die rumänische orthodoxe Kirche, sowie verschiedene Gemeinden der orthodoxen Diaspora im Jahre 1923 auf Initiative der Kirche von Konstantinopel, für den beweglichen Festkalender auch nicht einfach den gregorianischen Kalender, sondern den "neuen" oder genauer gesagt "verbesserten julianischen Kalender". Das damals einfach der durch den römischen Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 eingeführte gregorianische Kalender in diesen Teilen der orthodoxen Kirche übernommen worden sei, wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtiger. Vielmehr verwenden die orthodoxen Kirchen, die inzwischen den "neuen" Kalender verwenden, nicht einfach den bürgerlichen (gregorianischen) Kalender, sondern einen von einem orthodoxen Gelehrten berechneten noch genaueren Kalender. Denn der orthodoxen Kalenderreform liegt der vom serbischen Geophysiker Milutin Milanković entwickelt „neujulianischer Kalender“ zu Grunde. Der neujulianische Kalender entspricht zehnmal genauer dem tatsächlichen Sonnenjahr als der gregorianische Kalender mit seinen 365,2425 Tagen. So berechnete der serbische Wissenschaftler Milanković den Sonnenumlauf der Erde mit 365,242222 Tagen. Die größere Genauigkeit des neujulianischen Kalenders wird nun dadurch erreicht, dass nicht - wie im gregorianischen Kalender - drei Schalttage in 400 Jahren weggelassen werden, sondern sieben in 900 Jahren. Der neujulianische Kalender wird sich bis zum Anfang des Jahres 2800 nicht vom gregorianischen Kalender unterscheiden. Erst im Jahre 2800 entfällt bei ihm erstmals ein Schalttag, der im gregorianischen Kalender vorgesehen ist.

 

Das  Osterfest und die davon abhängigen Termine (Himmelfahrt und Pfingsten) feiern alle orthodoxen Christen gemeinsam nach dem julianischen (alten) Kalender. Nur die orthodoxe Kirche in Finnland feiert auch Ostern mit ihren evangelischen Landsleuten zusammen.

 

Also auch die orthodoxen Christen, deren Kirchen dem "alten" Kalender folgen, feiern das Weihnachtsfest nicht etwa am 07. Januar, sondern vielmehr am 25. Dezember des kirchlichen („alten“) Kalenders. Das Weihnachtsfest wird also in der russischen Kirche am 25. Dezember (= 07. Januar des bürgerlichen Kalenders) und das Fest der Taufe Christi (Theophanie) am 06. Januar (= 19. Januar des bürgerlichen Kalenders) begangen. Nur die armenische Kirche, die nicht zur Familie der orthodoxen, sondern zu der der altorientalischen Kirchen gehört, kennt bis heute keine eigene Feier des Weihnachtsfestes, sondern feiert am Fest der Theophanie ein gemeinsames Fest der Gottesoffenbarung in Geburt und Taufe Christi.

 

Die Kalenderfrage ist in der orthodoxen Kirche bis heute nicht einheitlich gelöst worden. Jedoch handelt es sich bei der Kalenderfrage nicht vorrangig um eine Glaubensfrage, sondern um eine Frage der Regelung des praktischen kirchlichen Lebens, also um eine Frage der Ordnung in den verschiedenen orthodoxen Ortskirchen und dortigen etablierten kirchlichen Brauchs. Sie sollte deshalb unser orthodoxes Miteinander nicht ernsthaft stören.

 

Wenn ich als gläubiger Christ meinen Blick in geistlichen Kategorien auf die Zeitmessung, ihre Einteilungen und Fristen richte, so stellt sich für mich die Frage: Wie wird die Zeit in der kommenden Zeit nach der Wiederkunft Christi, dem Eschaton, während des kommenden achten Tages der Ewigkeit, aussehen? Als Menschen wissen wir es nicht. Wir wissen nur, daß sie geheiligt sein wird und dass sie nicht unserer Zeit ähnlich sein wird, die wir nach Sonne und Mond berechnen.

 

 

Altjahrsabend oder woher kommt eigentlich der Name Silvester?

 

Diakon Thomas Zmija

 

Als Silvester wird der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres, bezeichnet. Nach dem römisch-katholischen Heiligenkalender ist es der Gedenktag des Heiligen Silvester I. († 31. Dezember 335), des Erzbischofs von Alt-Rom und Patriarchen des Abendlandes. Es ist sein Todestag. Er wird als Heiliger verehrt und ist der erste heilige Patriarch von Rom, der nicht das Martyrium erlitten hat. Sein Gedächtnis wird von der Orthodoxen Kirche am 02. Januar, beziehungsweise in der Russischen Kirche erst am 15. Januar begangen. Von der römisch-katholischen Kirche wird sein Gedächtnis an seinem Todestag, dem 31. Dezember, gefeiert. Dieser Tag wird deshalb Silvester oder auch Silvestri-Tag genannt.

 

Auf Silvester folgt der Neujahrstag, der 01. Januar des folgenden neuen Jahres. Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert; erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 vor Christus, als der Jahresbeginn vom 01. März auf den 01. Januar verschoben wurde. Das Feuerwerk zu Silvester um böse Einflüsse zu vertreiben hat hingegen heidnisch- germanische Wurzeln.

 

Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen der Heiligen Silvester geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I. († 31. Dezember 335). Der liturgische Kalender der abendländisch- lateinischen Kirche führt den Tag seit 813 auch als seinen Gedenktag.

 

In einigen Gegenden Deutschlands heißt der Tag, quasi als Gegenstück zum folgenden Neujahrstag, auch Altjahr, Altjahrsabend oder das Alte Jahr.

 

Das römisch-katholische Kirchenjahr endet jedoch nicht an Silvester, sondern vor der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags, und der Weihnachtsfestkreis endet erst an Epiphanias (6. Januar, „Erscheinung des Herrn“) bzw. am Fest der Taufe Christi, das die römisch- katholische Kirche jedoch erst am darauffolgenden Sonntag begeht. Das orthodoxe Kirchenjahr beginnt hingegen in rhomäisch-byzantinischer Tradition am 01. September.

 

So war der Silvestri-Tag ursprünglich ein Heiligen-Gedenktag und kein kirchlicher Feiertag zum Jahreswechsel. Dennoch wird Silvester als Jahrsschluß heutzutage auch kirchlich mit Gebet und Gottesdienst begangen, da Anfang und Ende des bürgerlichen Jahres auch auf im Empfinden der Christen eine Bedeutung hat. Auch vile orthodoxe Gemeinden im Westen laden am Altjahrabend zu einen Dank- und Bitt-Moleben ein.

 

Fest der Beschneidung im Fleisch unseres Herrn,

Gottes und Erlösers Jesus Christus

 

01. Januar

 

Acht Tage nach der Geburt des Erlösers ließen Ιhn Seine Eltern beschneiden (Lukas 2: 21), so wie Gott es geboten hatte, als Er Αbraham und seiner ganzen Nachkommenschaft einen ewigen Bund verhieß: „Und dies ist der Bund, den du halten sollst, zwischen Mir und euch und deiner Nachkommenschaft nach dir ... Als Kind von acht Tagen soll alles Männliche bei euch beschnitten werden, von Generation zu Generation“ (Genesis 17: 10-12). Durch die Entfernung dieses Stücks toter Haut als Symbol menschlicher Sündhaftigkeit und Sterblichkeit ließ der menschgewοrdene Gοtt, der Makellοse, der Sündlοse, sich herab, auch selbst das Zeichen der Versöhnung zu empfangen, das Er selbst als Urheber des Gesetzes vorgeschrieben hatte. In aller Demut unterwarf Er sich bei Seinem Erscheinen auf Erden dem Gebot des Gesetzes und zeigte damit, dass dessen dunkle Andeutungen in Ihm zur Erfüllung gekommen waren. Die paar Blutstropfen, die Er an diesem Tag vergoss, weisen bereits hin auf das Blut, das Er bald am Kreuz vergießen sollte, um die Sünden der Welt hinweg zunehmen und uns zu erlösen von unserer Verurteilung. Deshalb gedenken wir heute mit der Beschneidung des Herrn tatsächlich des ganzen Mysteriums unserer Erlösung.

 

Mit der Βeschneidung Christi — des Zweiten Adam — endet heute die fleischliche Βeschneidung des Alten Bundes, und mit Seinem Blut beginnt der Neue und wahre Bund, gekennzeichnet durch eine geistige Beschneidung. Diese wahre Βeschneidung im Geiste ist die christliche Taufe, Zeichen der Zugehörigkeit zu einem neuen Volk, die nicht geschieht durch die Entfernung eines Stückes toter Haut, sondern durch die Befreiung vom Tode selbst, durch die Teilhabe am lebenspendenden Tod und der Auferstehung des Herrn. Aus diesem Grund widersetzten sich der heilige Paulus und die übrigen Apostel mit aller Kraft denjenigen, welche die aus dem Heidentum Bekehrten zur Beschneidung zwingen wollten (Αpostelgeschichte 15: 5-30; 1. Korinther 7: 18-19; Galater  2: 6 und 6: 15). „In Ihm auch seid ihr beschnitten worden durch eine nicht mit Händen vollzogene Beschneidung ... durch die Beschneidung Christi, indem ihr begraben wurdet mit Ihm in der Taufe, darin ihr auch auferweckt worden seid mit Ihm durch den Glauben an das Wirken Gottes, Der Ihn auf erweckte von den Toten“ (Κοlosser 2: 11-12) ... „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung etwas noch Unbeschnittensein, sondern der Glaube, wirksam gemacht durch die Liebe“ (Galater 5: 6). Indem Christus durch Seine eigene Beschneidung dem Gebot des Αlten Bundes ein Ende setzte, rief Er uns auf zur Beschneidung des Herzens, zur geistigen Erneuerung, die Er durch Seine Prοpheten angekündigt hatte (siehe Jeremias 4:4; Römer 2: 25-29).

 

Eine Prophetie auch in Gottes Gebot an Abraham, die Beschneidung des Fleisches vorzunehmen nach Vollendung der ersten sieben Tage des Neugeborenen, Sinn bild des gesamten Zeitablaufs (siehe Schöpfungswoche in Genesis 1). Der achte Tag war somit eine Figur für den Übergang vom Zeitablauf dieser Welt des Todes in das ewige Leben, der uns eröffnet worden ist durch die Auferstehung des Herrn am achten Tag der Woche, der zugleich der erste und einzige Tag des Lebens ohne Ende und ohne Wandel ist. (Nach dem Verständnis der Ηeiligen Väter ist der Sonntag der Christen zugleich der 8. und der 1. Tag der Woche: der 8. (nach dem Sabbat als 7.) als Hinaustreten über die Zeit und der 1. als Eintritt in die Ewigkeit, die Zeitlosigkeit in der es weder den Wechsel von Tag und Nacht noch die Folge der Tage gibt. Diese zweifache Symbolik kommt besonders deutlich zum Ausdruck im Gottesdienst zum Sonntag nach Pascha (Sonntag der Erneuerung, Anti-Pascha oder Thomas - Sοnntag) und erklärt, warum der Zyklus der Auferstehungshymnen im Rhythmus der acht Töne der byzantinischen Musik abläuft (Οktοechοs)). Indem Christus am 8. Tag nach Seiner Geburt beschnitten wurde, kündete Er uns bereits Seine Auferstehung und unsere endgültige Erlösung an. 

 

Dem Brauch gemäß gab Joseph dem göttlichen Kind an diesem Τag den Namen, den ihm der Engel Gottes angegeben hatte (Matthäus1: 21; Lukas 1: 31): JESUS, das heißt: Erlöser. Durch diesen Namen selbst wurde Sein Werk auf Erden offenbart, der Grund der Menschwerdung des ewigen Gottes und Schöpfers. Der Name Jesus rekapituliert und verkündet das gesamte Mysterium unseres Heils. Gläubig angerufen, macht er die Person des Erlösers selbst auf geheimnisvolle Weise gegenwärtig, in Seiner ganzen triumphierenden Macht. Darum erhöhte Ihn Gott über alles und gab Ihm den Namen, der jedwelchen Namen überragt, damit beim Namen Jesu jedes Knie sich beuge, in den höchsten Himmeln, auf der Erde und in der Unterwelt, und damit jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus HERR ist, Gott dem Vater zum Ruhm (Phil 2,9-11). Unzählige Beispiele in der Heiligen Schrift (Αpostelgeschichte 3: 6; 4: 7; 10: 30; 10: 43; 16: 18; 19: 13 usw.) und in den Leben der Heiligen zeigen, dass durch den gläubig angerufenen Namen Jesu Wunder geschehen, Dämonen und die Mächte des Todes in die Flucht geschlagen werden, wie versengt durch das Feuer Seiner Göttlichkeit, gemäß Seiner Verheißung: „Alles, was ihr in Meinem Namen erbittet, werde Ich tun“ (Johannes 14: 13). Deshalb sollen die orthodoxen Christen als Zeugen dieses Namens, der zum Leben verhilft (Joannes 20: 31), alles im Namen Jesu tun: „Was ihr auch tut, in Wort oder Tat, das alles tut im Namen des Herrn Jesus, Dank sagend Gott dem Vater durch Ihn“ (Κοlosser 3: 17). Wenn wir unablässig, in jeder Situation und bei jedem Atemzug das heilige Gebet sagen: „Herr Jesus Christus, erbarme Dich über mich Sünder“, wird der Herr selbst in unserem Denken gegenwärtig sein, unser Verhalten inspirieren, uns läutern von unseren Leidenschaften und, indem Er allmählich einen festen Platz findet in unserem Herzen, das göttliche Licht Seines Antlitzes aufstrahlen lassen in uns. Das Gedächtnis der Beschneidung des Herrn am 8. Tag nach der Geburt ist somit auch das Fest des heiligen Namens Jesu und des Gebets, das uns die Gnade des Heiligen Geistes bringt.

 

Quelle:  Das Synaxarion, Die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche,

hrsg. vom Kloster des Hl. Johannes des Vorlaufers, Bd I.

 

 

Die Beschneidung des Herrn

 

01. Januar

 

Am 01. Januar feiern wir das Fest der Beschneidung des Herrn und gleichzeitig den Tag, der dem Gedächtnis des heiligen Basilius des Großen gewidmet ist.

 

Die Vesper zum Fest der Beschneidung, die am Vorabend, am 31. Dezember, gefeiert wird, enthält drei Lesungen, die vom Alten Testament genommen sind. Die erste (Genesis 17,1-7.9-14) erinnert uns an den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat: „Alle männlichen Kinder bei euch müssen ... beschnitten werden ... So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleisch tragt, ein ewiger Bund sein“ (17,12f.). Die zweite und dritte Lesung sind aus dem Buch der Sprichwörter (8,22-20) bzw. dem Buch der Weisheit (9,1- 5 u.a.) genommen und lobpreisen die göttliche Weisheit; sie sind eine Anspielung auf das theologische Werk des Heiligen Basilius. Im Morgengottesdienst am 1. Januar schildert das Evangelium (Johannes 10,1-9) die Beziehung des Guten Hirten zu seiner Herde und weist damit auf den Hl. Basilius hin, dieses Mal in seiner Eigenschaft als Bischof. In der Göttlichen Liturgie zeigt die Epistel (Kolosser 2,8-12) welche neue Bedeutung die Beschneidung für einen Christen angenommen hat: „In ihm habt ihr eine Beschneidung empfangen, die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschneidung, die Christus gegeben hat. Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Körper“ (2,11). Das Evangelium (Lk 2,20-21.40-52) erzählt von der Beschneidung Jesu – „Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus“ (Lk 2,21) – und von der Episode als Jesus während der jährlichen Pilgerfahrt seiner Eltern nach Jerusalem vermisst und im Tempel wieder gefunden wurde.

 

Das Fest der Beschneidung des Herrn scheint das Fest zu sein, das den modernen Christen am wenigsten anspricht, vielleicht weil es den jüdischen und vorchristlichen Charakter des Ritus zum Vorschein bringt oder weil es auf den ersten Tag des Jahres fällt. Es hat aber einen reichen geistlichen Inhalt. Da der Herr sich dem Gesetz der Beschneidung unterwirft, will sich unser Herr sowohl in Seinem Fleische erniedrigen als auch hervorheben, dass Er die Fülle und Vollendung des Alten Bundes ist: Das beständige Zeichen des Bundes war mehr als bei allen anderen auf Seinem Fleisch; Seine Beschneidung nahm vorweg jenes andere blutige Opfer, das Sein Körper am Kreuz brachte.

 

Wenn wir uns auch nicht länger der körperlichen Beschneidung unterwerfen, so doch einer wahren geistigen. Unser Bund mit Gott in Jesus Christus muss in uns die völlige Unterwerfung unseres Fleisches und seiner Begierden unter Gott zustande bringen, die völlige Weihe und Heiligung unseres Körpers und seiner natürlichen Funktionen (besonders jener, die mit dem Organ verbunden sind, an dem die Beschneidung vollzogen wird und das eine so wichtige Rolle im Kampf der Askese spielt). Und es ist nicht nur unser Fleisch, das der geistigen Beschneidung bedarf; zuerst und vor allem ist es unser Herz. Die Beschneidung des Herzens muss all unsere Gedanken, all unsere Wünsche, unser ganzes Gefühl durchdringen und alles herausschneiden, das sich der Suche nach Gott entgegenstellt. Das große Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen...“ (Matthäus 22,37; Markus 12,30; Lukas 10,27) drückt aus, was diese Beschneidung des Herzens bedeutet und dass sie nicht ohne sehr ernste Anstrengung stattfindet.

 

Heute wird der Herr in Seinem Fleische beschnitten und ihm wird der Name Jesus gegeben“, singt der Chor zur Vesper in der neunten Ode. Das Fest der Beschneidung ist auch das Fest des Namens Jesu. Es erinnert uns an den zentralen Platz, den die Anrufung dieses Namens in unserem geistigen Leben einnehmen muss und an die Kraft, die er besitzt: „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“ (Philemon 2,9-10); „Herr, ... Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus“ (Apostelgeschichte 4, 29-30).

 

Die letzten Worte des heutigen Evangeliums geben uns die einzige Information, die wir über Jesu verborgenes Leben in Nazareth haben. „Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam .... Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2,51-52). Der zweite Teil verweist auf ein interessantes theologisches Problem, während der erste uns ein bescheidenes und gehorsames Leben als Vorbild zeigt.

 

Eines der Troparia für die Vesper bringt das Gedächtnis an den heiligen Basilius mit der Beschneidung zusammen: „O weiser Vater Basilius, du hast deine Unbeschnittenheit durch die Liebe zur Philosophie beschnitten“. Das Wort ‚Philosophie’ ist hier in dem Sinn gebraucht, den ihm die Kirchenväter oft gegeben haben: alles Suchen nach göttlicher Weisheit, jede geistige Anstrengung Gott zu finden. Tatsächlich ist „alle hohen Gedankengebäude nieder[zu reißen], die sich gegen die Erkenntnis Gottes auftürmen [und] ... alles Denken gefangen [zu nehmen], so dass es Christus gehorcht“ (2Kor 10,5) eine edle Form der Beschneidung.

 

Quelle: Quelle: A Monk of the Eastern Church,

The Year of Grace of the Lord,

Crestwood N.Y. 1992

 

 

Der Heilige Basilius der Große

 

01. Januar 

 

Der Heilige Basilius der Große lebte in einer Zeit des Wandels in der spätaniken Welt (* um 330, + 1.1.379), als das Heidentum untergehen begann und die Predigt des Evangeliums immer mehr Menschen im gesamten römischen Reich Christen Werden ließ. Sein Großvater war in der letzten großen Christenverfolgungswelle unter Kaiser Diokletian als Märtyrer gestorben. 17 Jahre vor seiner Geburt hatte der heilige Kaiser Konstantin der Große das Toleranzedikt von Mailand erlassen und fünf Jahre vor seiner Geburt hatte das Erste Ökumenische Konzil in Nicäa stattgefunden, wo der die vollständige Göttlichkeit Christi gegen den Arianismus verteidigt worden war.

 

In den Jahren nach dem Konzil brachten  jedoch die Anhänger des Arianismus sowohl den kaiserlichen Hof als auch die Mehrheit der Bischöfe auf seine Seite. So gab es politischen Druck, sich der Häresie des Arianismus zuzuwenden und es kam zu gezielten Verfolgung von orthodoxen Bischöfen und Gläubigen. Einige der führenden orthodoxen Bischöfe wie der Heilige Athanasius der Große von Alexandria und der Heilige Hilarius von Poitiers wurden in die Verbannung geschickt. In den Fünfzigerjahren des vierten Jahrhunderts wurden dann die meisten Bistümer im römischen Reich von arianisch gesinnten Bischöfen kontrolliert. Es war zwar nicht mehr gefährlich, Christ zu sein, aber es war riskant und mit Opfern verbunden, sich zum Orthodoxen Glauben, wie ihn die Heiligen Väter auf dem Konzil von Nizäa bekannt hatten, zu bekennen.

 

Die meisten Christen, die einfachen Gläubigen, die Mönche, und viele Priester hielten jedoch unverbrüchlich am Orthodoxen Glauben fest.

 

Aus dem Leben des heiligen Hierarchen Basilius von Caesarea sind uns bis heute viele Einzelheiten überliefert. Noch heute haben wir einen reichen Fundus von Briefen und Predigten des Heiligen. Auch seinem Freund, der Heilige  Gregor von Nazianz und von seinem Bruder, der Heilige Gregor von Nyssa berichten uns in ihren Schriften vieles über das Leben und Denken dieses großen Bischof und frommen orthodoxen Theologen.

 

Der heilige Basilius wurde als zweitältester von acht Kindern in eine wohlhabende Familie in Caesarea in Kappadozien geboren, die sich schon seit mehreren Generationen zum Christentum bekannte. Die Familie der Heiligen Basilius war eine Familie von großer christlicher Frömmigkeit. So wurden sowohl seine Großmutter Makrina die Ältere, sein Vater Basilius der Ältere und seine Mutter Emmelia später unter die Heiligen Christi gezählt. Auch unter den acht Kindern der Eltern des Heiligen Basilius gab es wiederum drei Heilige (Basilius, Gregor von Nyssa und Makrina die Jüngere) und drei Bischöfe (Basilius, Gregor von Nyssa und Peter). 

 

Die Familie des heiligen Basilius gehörte zu den Notablen von Caesarea in Kapadokien. Die Kinder wurden christlich erzogen, erhielten aber gleichzeitig auch eine umfassende Erziehung, wie sie in der damaligen Oberschicht des römischen Reiches üblich war. So wurde der Heilige Basilius zum einen in den Heiligen Schriften unterwiesen, erhielt aber gleichzeitig alles profane Wissen vermittelt, das die heidnisch geprägte Allgemeinbildung seiner Zeit zu bieten hatte. Nach dem Bericht des Heiligen Gregor von Nyssa war auch die älteste Schwester eine hochgebildete Frau, die sich in der antiken griechischen Philosophie und den Naturwissenschaften ebenso auskannte wie in der Heiligen Schrift.

 

Ursprünglich wollte der Heilige Basilius wie sein Vater Redner und Anwalt werden und studierte dafür in Cäsarea, Konstantinopel und Athen, wo er eine lebenslange enge Freundschaft mit Heiligen Gregor von Nazianz schloss. Einer seiner weiteren Mitstudenten war der spätere Kaiser Julian Apostata, der seinen christlichen Glauben verleugnen und zum Heidentum zurückkehren sollte. Zu den Studienfächern gehörten Rhetorik, Grammatik, Philosophie, Astronomie, Geometrie und Medizin, die der Heilige Basilius alle in seinem späteren Leben gut anzuwenden verstand. 

 

Basilius wird uns als dunkelhaariger, hochgewachsener, magerer Mann geschildert, mit einer langen Nase, schmalen Wangen und tiefen Runzeln in der Stirn. Er hatte praktisch Zeit seines Lebens gesundheitliche Probleme. Darüber berichtet uns eine Anekdote, die darauf hinweist, dass er leberkrank gewesen sein könnte. Denn als er mit einem römischen Präfekten aneinander geriet, drohte dieser, ihm die Leber aus dem Leib zu schneiden, worauf der Heilige Basilius erwidert haben soll: „Wie aufmerksam! Da, wo sie gegenwärtig ist, macht sie mir nur Ärger.“

 

Nach dem Abschluss seiner Studien entschloss er sich durch das Vorbild seiner älteren Schwester Makrina Mönch zu werden. Er studierte die pachomische Mönchtum in Ägypten und Syrien und gründete dann um das Jahr 355 ein Kloster in einer einsamen Gegend in Kappadozien. Neu war bei seinem Klosterleben, dass es nicht nur Gebet, Askese und körperliche Arbeit gab, sondern parallel dazu intensives Studium der Heiligen Schriften. 

 

Er lebte insgesamt nur fünf Jahre in diesem Kloster, aber diese Zeit hat Nachwirkungen bis in die Gegenwart: das Typikon seiner Klostergemeinschaft ist bis heute Vorbild für alle orthodoxen Klöster. Auch das Typikon das der Heilige Benedikt von Nursia für die Klöster der abendländischen Kirche entwarf, hat in Vielem das Typikon des Heiligen Basilius zum Vorbild.

 

Der Heilige Basilius ließ sich in Caesarea durch den damaligen Erzbischof Dianius taufen und wurde von ihm zum Lektor und später zum Priester geweiht. Basilius schildert Dianius in seinen Briefen in sehr herzlichem Tonfall und hatte bei ihm eine besondere Vertrauensstellung inne. Als aber Dianius das arianische Bekenntnis von Ariminium unterzeichnete, zog sich der Heilige Basilius schwer enttäuscht von ihm zurück und sah ihn erst auf dem Totenbett wieder, wo Dianius sich wieder zum Orthodoxen Glauben bekannte. Der Nachfolger von Dianius, Eusebius, war zwar ein Bischof orthodoxen Glauben, aber er war eine kraftlose und nachgiebige Persönlichkeit und besaß nur eine geringe theologische Bildung. Vielleicht aus Neid oder eine Unterlegenheitsgefühl und stand er von Anfang an in einem gespanntem Verhältnis zum Heiligen Basilius, der sich daraufhin wieder in die Gegend des Pontus zurückzog, wo er weitere Klöster gründete.

 

 Während einer Hungersnot verkaufte er die Güter, die er geerbt hatte, und arbeitete selbst in einem Armenhospiz mit, wobei er Juden und Christen mit der Gleichen Aufmerksamkeit und Zuwendung behandelte.

 

Erzbischof Eusebius stand mittlerweile den arianischen Wirren immer hilflos gegenüber, Als sich die arianischen Angriffe auf den Bischof von Caesarea verstärkten, vermittelte der Heilige Gregor von Nazianz, der in dieser Zeit teils in der Klostergemeinschaft des Heiligen Basilius lebte und teils als junger Priester seinen Vater unterstützte, zwischen Eusebius und Basilius und erreichte schließlich eine Versöhnung. Kurz darauf wurde der Heilige Basilius zum Gehilfen von Bischof Eusebius ernannt. In seiner neuen Aufgabe erwies er sich als brillanter kirchlicher Arbeiter und unbestechlichen Kämpfer für die Gerechtigkeit. Er half bei der kirchlichen Rechtsprechung in der Diözese, kümmerte sich um einen würdigen Vollzug der Göttlichen Liturgie und um verschiedene theologische Fragen der Zeit, die er in seinen Briefen vom Orthodoxen Standpunkt aus ausführlich diskutierte.

 

Der heilige Basilius war ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen das Laster der Habgier. So predigte er den Reichen leidenschaftlich, dass sie ihre, ihnen von Gott geschenkten Güter, nicht zur egoistischen Genußsucht missbrauchen, sondern mit den Armen und Bedürftigen teilen sollten:

 

„Ihr sagt, dass ihr nicht geben könnt. Ihr sagt, denen, die euch bitten, dass ihr nicht genug habt, um zu geben. Eure Zunge schwört, dass ihr es nicht tun könnt, aber eure Hand verrät euch, denn obwohl sie nicht sprechen kann, erklärt das Funkeln an eurem Finger, dass ihr lügt. Wie viele Leute könnte dieser eine Ring von euch schuldenfrei machen? Wieviele zerfallende Häuser könnte er instandstellen? Nur eine  eurer Truhen voll Kleider könnte einer Menge Leuten helfen, die jetzt vor Kälte zittern.“ (Predigt an die Reichen)

 

Im Jahre 370 wurde der Heilige Basilius mit vierzig Jahren zum neuen Erzbischof von Caesarea erhoben. Dies war eine einflussreiche Position nicht nur in Kappadozien, sondern in der ganzen Provinz Pontus: Caesarea war damals eine Stadt mit 400.000 Einwohnern und der Metropolit von Caesarea hatte die Oberaufsicht über 50 Bischöfe in Seinem Metropolitansprengel. Die Erhebung des Heiligen Basilius auf den Bischofsstuhl von Caesarea geschah jedoch nicht ohne Opposition: Insbesondere von der arianische Praefekt als Provinzgouverneur legte keinen Wert auf einen willensstarken orthodoxen  Bischof. Ohne die Unterstützung des alten Bischofs Gregor von Nazianz, der sich in einer Sänfte nach Caesarea tragen ließ, weil er nur noch so zu reisen vermochte, wäre die Erhebung des Heiligen Basilius zu Bischof von Caesarea bestimmt verhindert worden.

 

Als der arianisch gesinnte Kaiser Valens im Jahre 371 von Konstantinopel nach Antiochia reiste, war er fest entschlossen unterwegs alle orthodoxen Bischöfe abzusetzen. Als Vorbote des Kaisers kam der Präfekt Modestus, der die orthodoxen Bischöfe vor die Wahl stellte, entweder die Kommunion mit den Arianern aufzunehmen oder Absetzung und Verbannung zu ertragen. Als er nach Caesarea, befahl er den Bischof Basilius zu sich. Beim Heiligen Basilius fruchteten weder seine heterodoxen Argumentationsversuche noch seine Drohungen etwas. Als der kaiserliche Präfekt ihm daraufhin mit Güterentziehung, Verbannung, Marter und gar dem Tod bedrohte, antwortet der Bischof unerschrocken: „Sonst nichts? Von all diesen trifft mich nicht eines. Wer nichts besitzt, dessen Güter können nicht eingezogen werden, außer du verlangst meine zerlumpten Kleider und die wenigen Bücher, die ich besitze. Verbannung kenne ich nicht, denn ich bin überall auf Gottes weiter Erde zu Hause. Marter kann mir nichts antun, da ich so krank bin, dass ich schnell daran sterben würde. Der Tod aber ist mir willkommen, denn er bringt mich schneller zu Gott.“ Sichtlich beeindruckt erwidert der Beamte des Kaisers: „Noch niemand hat es gewagt, mit mir in solcher Freimut zu sprechen.“ Worauf der Heilige Basilius antwortete: „Dann hast du wohl noch nie einen richtigen Bischof gesehen!“ 

 

Im Jahre 372 kam dann Kaiser Valens selbst nach Caesarea, da sich der unbeugsame Bischof Basilius bei seiner arianischen Kirchenpolitik als Haupthindernis und Fels der Rechtgläubigkeit erwiesen hatte. Der Heilige Basilius ließ sich auch jetzt weder von den häretischen Ansichten überzeugen noch zum Glaubensabfall überreden. Aber er hatte zu viel Einfluss in der Kirche, als dass man ihn einfach außer Acht lassen konnte. Der Kaiser wollte ihn ins Exil schicken, verzichtete dann aber darauf, weil der Heilige Basilius nach dem Zeugnis des Heiligen Gregor von Nazianz für den kranken Sohn des Kaisers gebetet hatte, der bald darauf wieder genas. Aber der arianische Kaiser versuchte die Position des Heiligen  Basilius in der Kirche dadurch zu schwächen, dass er die Provinz Kappadozien teilte, um so dessen Einflussbereich zu verkleinern. Die Reaktion des Heiligen Basilius war, dass er seinen Freund und seinen Bruder zu Bischöfen ernannte, um so den theologischen Einfluss der Orthodoxen in Kappadokien zu festigen.

 

Der Heilige Basilius versuchte, den Bischöfen im Westen, insbesondere Papst Damasus I., das Problem klarzumachen, welches der Arianismus im Osten war, fand aber wenig Unterstützung, da man in Rom dieses Problem der östlichen Kirche theologisch schlichtweg nicht verstand.

 

Seine Briefe aus dieser Zeit erzählen uns vom seinem Ringen um Einheit in der Kirche, von Angriffen und Intrigen gegen ihn selbst, denen er meist mit Witz und Ironie begegnete), von dogmatischen Fragen und von seinem Bemühungen um die Ermutigung neuer Bischöfe aber auch immer wieder von seiner eigenen schlechten Gesundheit. Daneben kümmerte er sich um Fragen der praktische Gerechtigkeit, exkommunizierte Bordellbesitzer, und gründete in Caesarea einen neuen Stadtteil aus Spitälern und Altersheimen.

 

Im Jahre 373 starb der Heilige Athanasius der Große, der Erzbischof von Alexandria, der neben dem Heiligen Basilius einer der wesentlichen Stützen gegen die sich verbreitende Häresie des Arianismus gewesen war. Nun verschärften sich die Angriffe und Anfeindungen gegen gegen den umbeugsamen Metroloiten in Caesarea. Ihn selbst wagte der Kaiser nicht zu belangen, aber im Jahre 375 wurde sein Bruder, der Heilige Gregor von Nyssa verbannt. 

 

In dieser schweren Zeit verfasste der Heilige Basilius auch sein Großes Asketikon, das Typikon, das bis heute das Leben der Mönche in den orthodoxen Klöstern regelt. Auch seine tiefgründige Darlegung über den Heiligen Geist entstand in jener Zeit, wie auch die Gebete der Basiliusliturgie, die bis heute an Festtagen in der Orthodoxen Kirche in Gebrauch ist.

 

Im Jahre 378 predigte er in der Fastenzeit das Hexaemeron (Sechs-Tage-Werk), seinen Predigtzyklus über die Schöpfungsgeschichte. Im gleichen Jahr Jahr starb Kaiser Valens und sein Nachfolger wurde Gratianus, der orthodox gesinnte Kaiser der westlichen Reichshälfte. Unter seiner Herrschaft konnten die verbannten Bischöfe in ihre Diözesen zurückkehren. In Caesarea kehrte wieder Ruhe ein und für die gesamte Heilige Kirche Christi gab es Aussicht auf Frieden.

 

Der Heilige Basilius, der seit Jahren bei schlechter Gesundheit war und immer wieder mit seinem Tod gerechnet hatte, verschied am 01. Januar 379 im Herrn. Sein Tod wurde nicht nur von den Christen, sondern ebenso von den Juden und Heiden in Caesarea betrauert. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

UNSER VATER UNTER DEN HEILIGEN BASILIUS DER GROSSE, ERZBISCHOF VON CAESAREA IN KAPPADOKIEN
01. Januar
Der hl. Basilius wurde um 330 in Caesarea in Kappadokien (heutige Türkei), geboren. Hl. Basilius war der Bruder des hl. Gregor von Nyssa und der hl. Makrina, Sohn einer angesehenen und frommen Familie.
Seine Berufslaufbahn begann er als Lehrer der Rhetorik in seiner Heimatstadt. Auf Pilgerreisen zu Klöstern in Ägypten, Palästina und Mesopotamien lernte er das Kloster- und Einsiedlerleben kennen. Er verschenkte sein Vermögen und zog sich mit seinem Freund und Lehrer an der Universität von Athen, dem hl. Gregor von Nazianz, in die Einöde in der Gegend von Cäsarea, in Zentralanatolien zurück, wo er bald schon weitere Gefährten sammelte.
Der hl. Basilius erstellte die Mönchsregeln für das Mönchsleben der Orthodoxen Kirche mit den Säulen Gehorsam, Gebet und Arbeit. Anfang des 6. Jahrhunderts dienten Basilius' Ordensregeln ehrw. Benedikt von Nursia als Vorlage für sein Regelwerk.
Im Jahre 364 wurde der hl. Basilius zum Priester geweiht. Sein engagierter Kampf gegen die Irrlehren des Arianismus machte ihn zum erfolgreichen Lehrer der Christen. Er veröffentlichte zahlreiche Werke. Aus seiner Feder stammt auch die bekannte "Liturgie des hl. Basilius", die in orthodoxen Gottesdiensten noch heute Verwendung findet.
Im Jahre 370 wurde der hl. Basilius als rechte Hand des Bischofs Eusebius in seine Heimatstadt gerufen und zu dessen Nachfolger als Erzbischof von Kappadokien geweiht. Der Heilige war damit Vorgesetzter von 50 Bischöfen. Kaiser Valens war Anhänger des Arianismus, es gab große Konflikte, aber Basilius blieb standhaft, was den Kaiser so beeindruckte, dass er dem Metropoliten schließlich eine große Schenkung zueignete. Mit diesen Mitteln gründete Basilius die geistliche Stadt "Basilias", die aus Kranken- und Armenhäusern bestand und ein Aussätzigenasyl unterhielt.
Der Heilige starb nach längerer Krankheit am 1. Januar 379 in Cäsarea, im Alter von 49 Jahren. Der hl. Basilius selbst, sein Bruder Gregor von Nyssa und sein Freund Gregor der Theologe werden gemeinhin "die großen Kappadokier" genannt. Der hl. Basilius gilt als Kirchenvater.
Quelle: serbischer Kirchenkalender (crkvenikalendar.com)

 

Die Vasilopita

 

Diakon Thomas Zmija

 

In Griechenland bekommen die Kinder traditionell nicht Weihnachtsgeschenke am 24. Dezember, sondern der heilige Vassilios bringt sie in der Silvesternacht. Deshalb wurde der Heilige Basilius auch zum Namensgeber für das Gebäck, welches in der Neujahresnacht für die Griechen eine wichtige Rolle spielt: Vasilopita oder das Vasilios-Brot. Obwohl der Brauch in Griechenland inzwischen weitgehend säkularisiert ist, geht die Tradition auf eine Begebenheit im Leben des heiligen Basilius zurück. Als der heilige Basilius Bischof in Cäsarea in Kappadokien war, wurden durch den Stadtpräfekten die Steuern so sehr erhöht, so dass viele Arme der Stadt diese nicht mehr aufbringen konnten. Bischof Basilius bat daraufhin die reichen Bürger der Stadt, den Steueranteil der Armen zu übernehmen. Die Wohlhabenden gingen aud diese Bitte ihres Bischofs ein und beeindruckten dadurch den kaiserlichen Beamten so sehr, dass er der ärmeren Bevölkerung ihren Steueranteil erlies. Daraufhin lies der heilige Basilius die übriggebliebenen Goldmünzen in viele kleine Kuchen einbacken, welche anschließend unter dem bedürftigen Teil der Bevölkerung Cäsareas verteilt wurden. An diese Tat des heiligen Basilius erinnert bis heute die Tradition der Vasilopita.

 

Traditionell wird die Vasilopita (Βασιλόπιτα) im Kreis der Familie angeschnitten. Der Hausvater segnet die Vasilopita, indem er mit der Spitze der Messers ein Kreuz auf die Unterseite der Pita zeichnet. Und sagt: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Nun wird der Rest der Pita in so viele Teile geschnitten, wie benötigt werden. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass das erste Stück als eine Gedenkgabe für Christus, das zweite Stück als eine Gedenkgabe für die allheilige Gottesmutter und das dritte Stück als eine Gedenkgabe für den Heiligen Basilius abgeschnitten wird. Dann erhält jeder Anwesende sein Stück. Derjenige, der die eingebackene Münze dann in seinem Stück findet, ist der König oder die Königin des Neujahrtages.

 

Wenn wir das Andenken des heiligen Basilius dadurch wirklich ehren, dass wir auch seine Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit nachahmen, ist der Brauch, die Vasilopita am Neujahrstag anzuschneiden, ein wunderschöner orthodoxer Brauch, um das Neue Jahr als ein Geschenk Gottes und Seiner Güte willkommen zu heißen.

 

Rezept für die Vasilopita

 

Zutaten:

 

1 kg Mehl

60 ml Milch

250 g Zucker

100 ml Wasser

160 g Margarine

100 ml frischgepresster Orangensaft

4 Eier

40 g Hefe

1 Münze

 

Zubereitung: Zunächst wird ein Vorteig aus 200g Mehl, Wasser und Hefe geknetet. Nach dem Durchkneten den Teig mit einem Küchentuch bedecken und eine halbe Stunde neben der Heizung ruhen lassen, damit der Teig gehen kann. Eier aufschlagen und mit Zucker, Margarine, Milch und Orangensaft mischen und mit dem Mehl vermengen. Zum Schluss wird die Münze im Teig versteckt. Die Backform einfetten und dann den Teig in die Backform geben und im vorgeheizten Ofen bei 200°C 60 bis 85 Minuten backen. In den ersten 30 Minuten die Bachofentüre nicht öffnen!

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Silvester,

Erzbischof von Alt-Rom

 

02. Januar

 

Der hl. Silvester wurde Ende des 3. Jahrhunderts in Rom geboren und noch vor Beginn der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian im Jahr 284 zum Priester geweiht. Er trat sein Amt als römischer Bischof im Jahr 314 an, ein Jahr, nachdem der heilige und apostelgleiche Kaiser Konstantin der Große und sein heidnischer Mitkaiser Licinius im Jahre 313 die christliche Kirche in Frieden leben und auch das christliche Glaubensbekenntnis und den Gottesdienst öffentlich zugelassen haben.

 

Diese Ereignisse begründen Sylvesters Bedeutsamkeit. Die Überlieferung berichtet von der Standhaftigkeit des Hhl. Sylvesters während der noch andauernden Verfolgungen: Er warnte den Statthalter, der ihn zwingen wollte, die von ihm verwahrten Besitztümer von Christen herauszugeben, bis dieser beim Essen an einer Fischgräte erstickte.

 

Auch heilte und bekehrte den aussätzigen Kaiser Konstantin. Weiterhin wird von einem Streitgespräch berichtet, das der hl. Sylvester siegreich mit zwölf jüdischen Rabbinern geführt hat. Der hl. Sylvester obsiegte im Disput gegen elf der gelehrten Juden; der zwölfte tötete einen Stier, damit er ihn wieder zum Leben erwecken und so die Kraft seines Glaubens beweisen könne. Das aber misslang dem Rabbiner, wohingegen der hl. Sylvester es sofort vollbringen konnte, woraufhin die Rabbiner sich sofort taufen ließen.

 

Der hl. Silvester hatte die Aufgabe, als Erzbischof von Alt-Rom seine Kirche organisatorisch und spirituell auf die neue Situation einzustellen. Das innerkirchlich wichtigste Ereignis seiner Amtszeit war das von Konstantin einberufene Erste Ökumenische Konzil in Nizäa im Jahr 325. Der Heilige nahm daran nicht selbst teil aber entsandte zwei Presbyter als seine Stellvertreter (Legaten). Der hl. Silvester anerkannte die Beschlüsse ders Ersten Heiligen Ökumenischen Konzils als vollkommen mit den orthodoxen Glauben aller christlichen Kirchen übereinstimmend. 

 

Tropar im 8. Ton: Führer der Orthodoxie, der Frömmigkeit und Reinheit Lehrer, Stern des Erdkreises und der Hierarchen gottbegeisterte Zierde, allweiser Silvester, durch deine Lehre hast Du dein Volk erleuchtet, o Harfe des Geistes, bete zu Christus Gott, für unsere Seelen.

 

Gedächtnis unserer ehrwürdigen Mutter unter den Heiligen Geneviève,

der Patronin der Stadt Paris

 

03. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die heilige Geneviève (Genoveva) wurde um im Jahre 422 in Nanterres geboren. Sie kam nach dem frühen Tod ihrer Eltern zu einer Tante nach Paris. Hier entschied sie sich für ein jungfräuliches Leben in Gebet und Mildtätigkeit. Im Jahre 451 wurden durch ihre Fürbitten die Horden Attilas an Paris vorbeigelenkt. Bei einer Hungersnot beschaffte die heilige Geneviève das notwendige Brotgetreide aus der Umgebung und brachte es auf der Seine in die Stadt. Während einer Seuche betreute sie die Kranken, ohne dabei auf ihre eigene Gesundheit zu achten. Sie wurde deshalb bereits zu ihren Lebzeiten von der Pariser Bevölkerung sehr verehrt. Geneviève ihrerseits verehrte Denis (Dionysius) der Erzbischof von Paris gewesen war und stiftete deshalb die Kirche St. Denis. Die heilige Geneviève und ihr christliches Beispiel waren neben politischen Erwägungen der Grund, dass sich der Frankenkönig Chlodwig bekehrte und dann in Reims durch den heiligen Bischof Remigius taufen lies. So steht die heilige Geneviève als lebendige Ikone Christi beispielhaft für die Überzeugungs- und Strahlkraft des christlichen Glauben für die damals noch im Heidentum befangenen Germanen.

 

Die Heilige ist eine große Fürbitterin vor Gott. In ihre große Nächstenliebe bewirkte die Heilige viele Heilungen und Wundertaten, denn Gott ist wunderbar und verherrlicht in Seinen Heiligen (vgl.: 2.Thessalonicher 1:10). So rettete die heilige Geneviève einen vierjährigen Knaben, der in einen Brunnen gefallen war, indem Sie Ihren Schleier über ihn warf und ihn damit und ihrem Gebet dem Tod wieder entrissen hat. Die heilige Geneviève verstarb im Jahre 502 in hohem Alter in Paris.  Bereits der fränkische König Chlodwig ließ über ihrem Grab die Apostelkirche erichten, die dann seit dem 9. Jahrhundert ihrem Patrozinium gewidmet wurde. Nach ihrem Tod ereigneten sich noch zahlreiche Wunder an ihren heiligen Reliquien. Bereits Mitte des 6. Jahrhunderts erwähnt sie der heilige Gregor von Tours in seinen Schriften. Mehrfach rettete sie im 9. Jahrhundert die Stadt Paris vor der Zerstörung durch die Wickinger (Normannen). Als im Jahr 1129 in Frankreich eine bisher unbekannte Fieberkrankheit durch mit Mutterkorn (einem Pilz) verunreinigtes Getreide ausbrach, bei welcher alle menschliche Heilkunst versagte und die Menschen massenhaft unter großen Schmerzen starben, wandten sich die Gläubigen an die heilige Geneviève um Fürsprache. Daraufhin wurden alle, die ihre heiligen Reliquien berührten, geheilt.

 

Die von König Ludwig XV. im Jahre 1764 ihr zu Ehren erneuerte erbaute Kirche wurde während der Französischen Revolution (im Jahr 1791) entweiht und zum Panthéon umgewandelt, wo viele wichtige Persönlichkeiten Frankreichs bis heute bestattet werden. Als Feinde des Christentums wandelten die Revolutionäre  die Kirche unter dem Namen Pantheon (= allen Göttern) in einen heidnischen Ehrentempel . Den christlichen Gottesdienst ersetzten sie durch eine innerweltliche Religion. Sie verehrten im Pantheon die "Vernunft" als heidnische Personifikation der Aufklärungsideologie. Als unter Kaiser Napoleon der Christliche Gottesdienst in Frankreixch wieder öffentlich erlaubt wurde, blieb das Pantheon aber ein nationaler Ehrentempel. Auch die Reliquien der heiligen Geneviève fielen dem Neuheidentum der französischen Revolution zum Opfer. Im Jahr 1793 wurden sie im Rahmen des „Kampfes gegen die religiösen Vorurteile“ auf dem traditionellen Hinrichtungsplatz, dem „Place de Grève“ in Paris verbrannt. Die meisten Überreste warfen die Revolutionäre in die Seine. Die wie durch ein Wunder erhalten gebliebenen Teile der heiligen Reliquien und der Reliquienschrein werden heute in der Pariser Kirche Saint-Etienne-du-Mont aufbewahrt. Bis heute ist die heilige Geneveve ist Schutzheilige der Stadt Paris geblieben.

 

Als nach der russischen Revolution die russischen Emigranten nach Frankreich kamen und sich viele von ihnen im Großraum Paris niederliesen und dort ihre orthodoxen Gemeinden gründeten, erschien die heilige Geneviève eines Nachts einer frommen orthodoxen Christin im Traum. Sie versprach auch die orthodoxen Christen unter ihren Schutz zu stellen, wenn sie, wie auch die katholischen Christen der Stadt, ihr Gedächtnis ehren würden. Von dieser Vision ausgehend, verbreitete sich die Verehrung der heiligen Geneviève auch unter den russischen orthodoxen Christen in ganz Frankreich. Denn in dieser westlichen Heiligen erkannten die russischen Emigranten die gleiche Frömmigkeits- und Geisteshaltung wieder, wie sie bei den Heiligen, Gerechten und Frommen, die im Laufe der Jahrhunderte in den russischen Landen aufgestrahlt waren, zu finden ist. So erkannten sie, daß die Heilige Orthodoxe Kirche nicht nur im Osten, sondern schon seit Jahrhunderten auch im Westen, vor allem in den Heiligen, die hier gelebt haben, zu finden ist.

 

Troparion im 4. Ton: Du wurdest gesegnet vom heiligen Bischof Germain, um ein Leben der geweihten Jungfräulichkeit zu führen. Durch Deine Gebete vertriebst du Attila, und der Ruf Deiner Heiligkeit wurde so groß, dass der heilige Simeon der Stylit dir Grüße sandte. Heilige Genoveva, bitte für unser Seelenheil.

 

weiteres Troparion im 7. Ton: Fackel des Glaubens und Beschützerin deiner Stadt, o heilige Genoveva, beschütze auch uns vor dem Ansturm der Sünde. Weise Verwalterin der irdischen Güter und Nährerin der Hungernden, bitte den Herrn, dass Er unsere Seelen errette.

 

Kondakion im 7. Ton: Um der Liebe Gottes willen, o heilige Genoveva, vermochtest du mit Entschlossenheit die Angriffe der Sünde zu besiegen, die Begierden der Nachlässigkeit und der Trägheit verachtetest du, und durch Fasten und Abstinenz erhobst und nährtest du deinen Geist. Hilf uns, unsere schlechten Begierden und unsere unwürdigen Taten zu bekämpfen, und bitte Gott um das Heil unserer Seelen.

 

 

Der heilige Neo-Märtyrer Ephraim von Nea Makri

 

Gedenktag am 05. Mai

 

Auffindung der Gebeine am 03. Januar

 

Konstantantin Morphes, eines von sieben Kindern, verlor schon früh den Vater; sein Elternhaus stand nahe der Stephanuskirche am Fluss. Als er neun Jahre war, kamen die Truppen des muslimischen Sultans Bayazid I. in die Gegend; sie rekrutieren junge Männer für den Militärdienst, die dann zum Islam übertreten mussten und nicht selten zu fanatischsten Feinden ihrer ehemals christlichen Glaubensbrüder wurden. Um sich dem zu entziehen, ging Konstantin ins Kloster der Verkündigung am Berg Amomon nahe Plesti, wo er den Namen Ephraim erhielt, zum Priester geweiht wurde und 27 Jahre lang blieb.

 

Als 1424 osmanische Soldaten in das Kloster der Verkündigung eindrangen und die Mönche töteten, weilte Ephraim in seiner Einsiedelei außerhalb des Klosters und entging so dem Massaker. Bei seiner Rückkehr fand er das zerstörte Kloster und die Leichen seiner Brüder, versuchte aber das Kloster wieder aufzubauen. Als im September 1425 wieder Soldaten kamen, ergriffen sie ihn, folterten ihn, hängten ihn nach über acht Monaten Gefangenschaft mit dem Kopf nach unten an einen Maulbeerbaum auf und stießen eine brennende Fackel in sein Auge.

 

 

Das Prädikat der Neuerschienene verdankt sich Ephraims Erscheinung vor Igumenja Makaria. Diese suchte nach dem 2. Weltkrieg, in dem sie als Krankenschwester gearbeitet hatte, 1949/1950 am Berg Amomon bei Nea Makri einen Platz für eine Klostergründung, fand ein Ruinenfeld, schließlich wurden am 3. Januar 1950 Gebeine gefunden und Ephraim offenbarte sich Makaria als der hier Bestattete.

 

Heute ruhen die bekleideten Reliquien des heiligen Ephraim in einem silberfarbenen Sarkophag mit Glasdeckel im neuen, nun Ephraim geweihten Kloster für Frauen am Berg Amomon nahe Nea Makri.

 

Ephraims Heiligkeit wurde im Jahre 1997 durch die Synode der Griechischen Orthodoxen Kirche anerkannt. Im Dezember 2011 wurde er auch in den Heiligenkalender der Russischen Orthodoxen Kirche aufgenommen.

 

Durch die Fürsprache des heiligen Ephraim wurden viele, gerade junge Menschen vom Gedanken an den Selbstmord, aber auch von Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder Drogensucht befreit.

 

Tropar im 1. Ton: Du strahlst wie die Sonne auf dem Berg Amomon, o Gottesträger. Durch das Martyrium bist du zu Gott gegangen. Du hast den Einfall der Barbaren ertragen, Efrem, Großmärtyrer Christi. Deshalb schüttet du für immer die Gnade über die aus, die dich fromm anrufen. Ehre sei Ihm, der dir Kraft gab. Ehre sei Ihm, der dich verherrlicht hat. Ehre sei Ihm, der durch dich allen Heilung gewährt.

 

Die heiligen Apostel von den Siebzig

 

04. Januar

 

Im Lukasevangelium 10: 1 sucht der Herr 70 Männer aus, um sie als Missionare auszuschicken – als Apostel. Obwohl sie nicht so berühmt wurden wie die Zwölf, führten sie ihren Auftrag mit Eifer und Begeisterung aus.

 

Die Tradition der Kirche bestätigt, dass die Siebzig dem Herrn und ihrer Berufung treu blieben und eine wichtige Rolle in der Verbreitung der Worte Christi spielten. Sie waren keine willkürlich oder zufällig ausgewählte Freiwillige sondern wahre Jünger, wahre Apostel, deren Mühen die Botschaft ihres Herrn durch das ganze römische Imperium und darüber hinaus trug. 

 

Wenn auch die Listen mit den Namen der Siebzig etwas differieren, werden sie doch alle im Kalender der Kirche erwähnt. Ein Tag, der 4. Januar, wurde eigens dazu bestimmt ihrer zu gedenken, und die Berichte über ihre Taten wurden durch die Jahrhunderte und von Ort zu Ort weitergegeben und sind besonders an jenen Orten zu finden, an denen sie tätig waren. 

 

Die Geschichten über die Siebzig, die in der Kirche weitergereicht wurden, würden ein recht dickes Buch füllen, aber der Kompromiss, nur von einigen, sowohl prominenten wie auch relativ unbekannten Mitgliedern zu erzählen, wird die Überzeugung und den Glauben dieser berühmten Gruppe zeigen. 

 

Barnabas, ein Jude aus dem Stamme Levi, wurde in Zypern von reichen Eltern geboren. Man sagt, er habe zusammen mit Saulus von Tarsus, der der Apostel Paulus werden sollte, unter Gamaliel studiert. Ursprünglich Josef geheißen, wurde er von den Aposteln (Apostelgeschichte 4: 36) Barnabas (Sohn des Trostes) genannt, weil er die seltene Gabe hatte, die Herzen der Menschen zu trösten. Er suchte Saulus auf, als ihn alle noch fürchteten, und brachte ihn zu den Aposteln. Und es war auch Barnabas, der von den Aposteln nach Antiochia gesandt wurde, um herauszufinden was dort vor sich ging (Gläubige, die aus Jerusalem geflohen waren, verkündeten die Frohe Botschaft auch den Heiden; Apostelgeschichte 11: 22). 

 

Barnabas suchte Paulus auf um mit ihm zu arbeiten. Ihre lange Verbindung wurde nur unterbrochen, als Barnabas unbedingt seinen Vetter Markus, dem Paulus nicht traute, auf eine Missionsreise mitnehmen wollte. Später versöhnten sich die drei wieder (Kolosser 4: 10). 

 

Viele alte Berichte erzählen, dass Barnabas als Erster in Rom und in Mailand predigte, aber auf Zypern den Märtyrertod erlitt und von Markus beim westlichen Tor der Stadt Salamis beerdigt wurde. 

 

Der Heilige Apostel Judas Taddäus von den Siebzig. Nach der kirchlichen Tradition schickte der Heilige Apostel Thomas den Heiligen Judas Thaddäus nach der Himmelfahrt Christi zum König Abdgar V. von Edessa. Dieser syrische König war an der Lepra erkrankt. Als er vom Wirken des Erlösers in Palästina erfuhr, hatte er den HERRN Jesus Christus in einem Schreiben um die Gnade der Heilung gebeten. Nach dem Leiden und der glorreichen Auferstehung des HERRN sandten die heiligen Apostel von Jerusalem aus auf ausdrückliche Anweisung des HERRN das wahres Abbild Christi, das Mandylion oder auch Acheiropoieton genannt wurde und das Schweißtuch war, mit dem IHM die heilige Veronika, die blutflüssige Frau die der Herr einst geheilt hatte, auf dem Weg zur Kreuzigung das Blut vom Gesicht gewischt hatte und auf dem sich dann auf wunderbare Weise das Antlitz des Herrn abbildete. Durch das Gebet vor dieser Heiligen Ikone des HERRN genas der König. Der heilige Apostel Judas Thaddäus nahm den Dank des Königs entgegen, bekehrte auch das Volk von Edessa zum christlichen Glauben und wirkte als erster Bischof in der Stadt. Dort erhielt er auch seinen aramäischen Beinamen Addai.  Zunächst wirkte er zusammen mit dem Heiligen Apostel Judas Zelotes in Syrien. Dann wirkte er mit den heiligen Apostel Bartholomäus in Armenien. Schließlich zog er in Begleitung seines Gefährten, des heiligen Mari, weiter gen Osten, um dort das heilige Evangelium zu verkünden. In Mesopotamien, dem heutigen Iraq wurde er zum Apostel der dort lebenden und heute so schwer bedrängten Christen. Am Ende verkündete er das Heilige Evangelium in Persien, wo er auch das Martyrium erlitt. Dort hatten die beiden Heiligen den Schah oder Großkönig der Perser für den christlichen Glauben gewonnen und ihn mitsamt seinem gesamten Hofstaat getauft. In Anschluss bekehrten sie im gesamten Perserreich viele Tausende zum christlichen Glauben. Von der rivalisierenden Zoroastriern zum wundersamen Vernichten feindlicher Heere aufgefordert, antworten sie diesen mit der christlichen Kernbotschaft: „Nicht zu töten, sondern lebendig zu machen sind wir gekommen“. Nach zahlreichen, weiteren Wundertaten, mit denen sie die Machtlosigkeit der zoroastrischen Magier bewiesen und die Abgötterei im Herzen vieler Perser zum  Einsturz brachten, organisierten die Zoroastrier im Lande einen Aufstand gegen die beiden Apostel in dem die beiden Heiligen dann das Martyrium für Christus erlitten. In der Orthodoxen Kirche ist ihr Gedenktag mit allen heiligen Aposteln aus der Schar der siebzig Jünger Christi der 04. Januar.

 

 

Bestattet wurde der heilige Apostel Barnabas auf Zypern in einem Kammergrab der Nekropole des antiken Salamis,  deren Ruinen bei der heutigen Stadt Famagusta zu finden sind. Im Jahr 477 erschien der heilige Apostel Barnabas dem Erzbischof Zyperns, Anthemios, zu nächtlicher Stunde und offenbarte ihm die Lage seiner Grabstätte. Bei der Suche wurden dort die Reliquien des Heiligen gefunden, wie er dort von seinem Begleiter, den heiligen Apostel Markus einst beigesetzt wurde. Auf der Brust des Apostels Barnabas ruhte eine von ihm selbst gefertigte Abschrift des Matthäus-Evangeliums in hebräisch-aramäischer Sprache. Erzbischof Anthemios eilte unverzüglich mit der freudigen Kunde an den Hof des rhomäische Kaisers Zenon in Konstantinopel, wo er den Herrscher auch davon überzeugen konnte, dass die von Barnabas gegründete Kirche Zyperns nicht weniger apostolisch sei als die benachbarte Kirche von Antiochia. Neben dem heute leeren Grab entspringt eine Quelle, der Heil- und Wunderkraft besonders unfruchtbaren Frauen und Hautkranken hilft. In Jahre 1953 wurde über dem Grab eine neue orthodoxe Kapelle errichtet. Im Westen finden sich heute Reliquien des heiligen Apostels Barnabas in Mailand, Prag, Namur, Köln und im Kloster Andechs.

 

Unter den Bekannteren der Siebzig war der Apostel Titus, den Paulus seinen Bruder (2. Korinther 12: 18) und seinen Sohn (Titus 1: 4) nannte. Titus wurde auf Kreta geboren und in griechischer Philosophie ausgebildet. Nachdem er aber die Schriften des Propheten Jesaia gelesen hatte, begann er am Wert dessen, was er gelernt hatte zu zweifeln. Als er von Jesus Christus hörte, gesellte er sich einigen von Kreta zu, die nach Jerusalem gingen um Ihn selbst zu sehen. Als er Jesus reden gehört und Seine Taten gesehen hatte, schloss er sich Seinen Jüngern an. 

 

Er wurde vom Apostel Paulus getauft, arbeitete mit ihm und diente dem großen Heidenapostel, reiste mit ihm, bis ihn Paulus nach Kreta sandte und ihn dort zum Bischof machte. Man sagt, er sei zu der Zeit, als Paulus enthauptet wurde, in Rom gewesen und er habe den Leib seines geistlichen Vaters begraben, bevor er heimkehrte. Wieder auf Kreta bekehrte und taufte er viele Menschen und leitete die Kirche der Insel bis er im Alter von 94 Jahren zur Ruhe gebettet wurde. 

 

 

Der hl. Apostel Barnabas von den Siebzig

 

04. Januar

 

Der hl. Apostel Barnabas von den Siebzig, Sohn eines jüdischen Gutsbesitzers auf Zypern, hieß eigentlich Joseph. Den Namen „Barnabas“ („Sohn des Trostes“) erhielt er von den hl. Aposteln. Schon bei der Nachwahl zum Zwölferkreis war er Kandidat neben dem hl. Apostel Matthias (Apostelgeschichte 1: 23). Er war der alttestamentlicher Diakon (Levit) , der dem hl. Apostel Petrus den Ertrag seines für die Gemeinde verkauften Ackers brachte (Apostelgeschichte 4: 36f) und ein „trefflicher Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens“ (Apostelgeschichte 11: 20. 24).

 

Der hl. Barnabas gehört zu den Führern der christlichen Gemeinde von Antiochien und wurde dort auch zum Lehrer des hl. Apostels Paulus, der ihn in seinen Briefen mehrfach erwähnt (1. Korintherbrief, Galaterbrief). Ihm vor allem war es zu verdanken, dass Paulus nach seiner Bekehrung Kontakt mit der Kirche in Jerusalem aufnahm.

 

Der hl. Apostel Barnabas wirkte zusammen mit dem hl. Apostel Paulus in Antiochia. Er war sein Begleiter bei der ersten Missionsreise nach Zypern und Kleinasien und Teilnehmer am Apostelkonzil in Jerusalem (Apostelgeschichte 15, 2 - 35).

 

Es kam dann zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Aposteln wegen (Johannes) Markus, einem Vetter von Barnabas. Ohne Groll trennten sich daraufhin die beiden Apostel und der hl. Barnabas besuchte zusammen mit dem hl. (Johannes) Markus die Gemeinden in Zypern (Apostelgeschichte 15: 39). Nach der kirchlichen Überlieferung heilte der hl. Barnabas die Kranken, indem er ihnen das Matthäus-Evangelium auflegte, das er mit sich führte.

 

Der altkirchliche Schriftsteller Theodoret von Kyrrhos berichtet uns, dass sich später dann der hl. Apostel Barnabas wieder dem hl. Apostel Paulus angeschlossen hat, der ihn zusammen mit dem hl. Apostel Titus nach Korinth sandte. Auch in Rom spredigte der hl. Apostel Barnabas das Evangelium und hat dort auch den hl. Clemens, der späteren Bischof von Alt-Rom getauft. In Mailand stand der hl. Apostel Barnabas eine zeitlang der dortigen Kirche vor.

 

Nach dem Bericht in den apokryphen Barnabasakten ist der hl. Apostel Barnabas als Märtyrer auf Zypern durch Steinigung gestorben. In der Kirche Zyperns wird er hoch verehrt. Das Jahr 61 wird als sein Todesjahr angenommen; als Ort seines Martyriums wird Salamis bei Famagusta angegeben.

 

Etwa acht Kilometer nördlich von Famagusta und zwei Kilometer westlich des antiken Salamis liegt das Barnabas-Kloster. Dort befindet sich in der Klosterkirche das Grab des hl. Apostels Barnabas.

 

Im Jahr 477 erschien der hl. Barnabas in der Nacht dem Erzbischof Anthemios von Zyperns und offenbarte ihm die Lage seines Grabes. Daraufhin wurde das Grab und die Reliquien des hl. Barnabas gefunden, wie ihn sein Schüler, der hl. (Johannes) Markus einst beigesetzt hatte. Auf der Brust des Apostels ruhte eine von ihm selbst gefertigte Abschrift des Matthäus-Evangeliums in aramäischetr Sprache. Erzbischof Anthemios eilte unverzüglich mit der frohen Kunde an den Hof des rhomäischen Kaisers Zenon nach Konstantinopel. Später wurden die Reliquien und das Evangelienbuch nach Konstantinopel übertragen und bei der Grabstätte das Barnabas-Kloster gegründet. Noch heute aber sprudelt neben dem Grab des hl. Barnabas eine heilkräftige Quelle. Im Jahre 1953 wurde über dem Grab eine neue Kapelle errichtet.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Der heilige Nikephoros der Leprakranke

 

04. Januar

 

In der Zeit der Corona-Pandemie ist der heilige Nikephoros der Leprakranke einer unserer großen Fürsprecher bei Gott.

 

Vater Nikephoros (in der Welt Nicholaos) wurde im Dorf Chania im Distrikt von Serikari in Griechenland geboren. Seine Eltern waren einfache und fromme Dorfbewohner. Als Nikolaos noch ein Kind war, verstarben sine Eltern und ließen ihm als Waise. So verließ der Junge im Alter von dreizehn Jahren sein Zuhause, reiste nach in die kretische Hauptstadt Chania und begann dort in einem Friseurladen zu arbeiten.

 

In Chania zeigten sich bei dem Jungen die ersten Anzeichen von der Lepra. Weil die Lepra eine ansteckende Krankheit war und damals  nicht heilbar war, wurden die Erkrankten mit Angst und Ausgrenzung konfrontiert. Zu dieser Zeit wurden die Aussätzigen Kretas auf die Insel Spinaloga verbannt. Als Nicholaos sechzehn Jahre alt war und die äußeren Anzeichen seiner Krankheit immer sichtbarer wurden, floh er mit einem Boot nach Ägypten, um so der Gefangenschaft auf der Quarantäne-Insel Spinaloga entgehen.

 

Dort blieb er in der Stadt Alexandria und arbeitete wiederum in einem Friseurladen. Aber die äußeren Anzeichen seiner fortschreitenden Lepra wurden immer deutlicher, insbesondere an seinen  Händen und im Gesicht. Auf Anregung eines Priesters ging Nikolaos dann auf die Insel Chios. Dort befand sich ein kirchliches Hospiz für Leprakranke, das von einem Priester, dem späteren Heiligen Anthimos von Chios, geleitet wurde.

 

Nikolaos kam im Jahre 1914 nach Chrios im Alter von 24 Jahren. Das kirchliche Hospitz für die Leprakranken bestand aus kleinen, schönen Häuschen, die wie in einem Kloster rund um die kleine Kirche des heiligen Lazaros grupiert waren. In der kleinen Kirche befand sich die wundertätige Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin, Führerin der Gehorsamen. Hier begann Nikolaos nun ein Leben nach den Mönchsregeln. Nach zwei Jahren erkannte der Priestermönch Anthimos, dass er für das Kleine Schima bereit war. So wurde Nikolaos zum Mönch geweiht und erhielt de Mönchsnamen Nikephoros. Die Krankheit schritt durch das fehlen von wirksamen Medikamenten immer weiter fort. (Ein wirksammes Medikament gegen die Lepra wurde erst im Jahre 1947 entdeckt).

 

Vater Nikephoros lebte im echtem Gehorsam gegenüber seinem Altvater Anthimos. Er unterzog sich einem strengem Fasten und arbeitete in Gärten des Hospizes. Vater Nikephoros betete fast die ganze Nacht. Dabei führte er unzählige Metanien (Niederwerfungen) durch. Die besondere Liebe seines Herzens gehörte dem kirchlichen, byzantinischen Gesang. Aber aufgrund seiner Krankheit verlor er langsam sein Augenlicht und so wurden die meisten Hymnen jetzt in der Kirche von anderen gesungen.

 

Im Jahre 1957 wurde dann das Lera-Hospiz auf Chios geschlossen. Die  verbliebenen Patienten wurden zusammen mit Vater Nikephoros in das Lepra-Hospiz St. Barbara in Aigaleo bei Athen gebracht. Zu dieser Zeit war Vater Nikephoros ungefähr 67 Jahre alt. Seine Körperteile und seine Augen waren von der Krankheit völlig betroffen. Er war erblindet und verkrüppelt.

 

Dort, in der Lepra-Station, lebte damals auch Vater Eumenios. Er hatte ebenfalls an der Lepra gelitten, war aber dann dank der inzwischen gefundenen Medikamente inzwischen  vollständig geheilt worden. Aber Vater Eumenios hatte beschlossen, für den Rest seines Lebens im Lepra-Hospiz in der Nähe seiner Mitpatienten zu bleiben, die er mit viel Umsicht und Liebe behandelte. Vater Eumenios wurde  jetzt ein geistliches Kind von Vater Nikephoros. Der Gott hatte Vater Nikephoros als Belohnung für seine Geduld viele Charismen verliehen Gaben. So kamen viele gläubige Menschen in die bescheidene Zelle des Leprakranken Mönchs Nikephoros, um seinen Segen zu erhalten. Diejenigen, die ihn getroffen haben erwähnen,  dass Vater Nikephoros er mit Wunden übersäht und voller Schmerzen ans Bett gefesselt war, eine engelsgleiche Geduld zeigte. Er klagte niemals, ielmehr tröstete er die zu ihm Kommenden.

 

Vater Nikephoros sagte immer wieder: „Meine Kinder, betet ihr? Und wie betet Ihr? ... mit den Worten Jesu sollt ihr beten : „HERR JESUS CHRISTUS, habe Erbarmen mit mir!“ So also sollt ihr beten. Dieser Weg ist gut. Sein Antlitz, das im Laufe der Jahre immer mehr von den Anzeichen der Krankheit und seiner Wunden zerfressen wurde, strahlte und gab allen, die zu ihm kamen das leuchtende Beispiel der geistlichen  Freude. , Dieser vollkommen armselige und schwerstkranke Mensch sagte allen, die zu ihm kamen: „Lass den heiligen Namen des HERRN verherrlichen.“

 

 

Am 04. Januar 1964 im Alter von 74 Jahren entschlief der heilige Nikephoros gleich einem zweiten armen Lazarus im Herrn. Lepra ist eine Krankheit, die die Menschen bei lebendigem Leibe verfaulen lässt. Als aber seine heiligen Reliquien erhoben wurden, verstömten sie einen himmlischen Duft. Es erreignen sich viele Wunder auf Fürsprache der heiligen Nikephoros, wenn die Menschen voll Glauben zu seinen heiligen Reliquien eilen.

 

(Zusammengestellt unter Benutzung des Buches: Nikephoros the Leper: The Radiant Athlete of Patience, by Monk Simon, Athens 2007 von Diakon Thomas Zmija)

 

 

Unser ehrwürdiger Vater unter den Heiligen Nikephoros des Leprakranken und Wundertäters

 

04. Januar

 

Der hl. Nikephoros wurde 1890 im Dorf Sirikari auf Kreta als Nikolaos Tzanakakis geboren. Die Lepra setzte im Alter von 13 Jahren ein, als er schon Vollwaise war und als Friseur arbeitete. Dann wurde er auf die Insel Spinalonga ausgesetzt, weil man damals vor dieser ansteckenden Krankheit panische Angst hatte. Mit 16 verlässt er die Insel und setzt sich nach Ägypten ab. Als die Zeichen der Lepra auf seinen Händen und im Gesicht immer deutlicher hervortreten ging er durch Vermittlung eines Bischofs auf die Insel Chios in ein Lepra-Krankenhaus, wo Vater Anthimos als Priester diente.Auf Chios begann schnell sein geistlicher Weg unter Vater Anthimos und schon nach zwei Jahren (1916) erhielt er die Mönchsweihe und den Namen Nikephoros. Währendessen wurde die Krankheit immer schlimmer (Medizin dagegen gibt es erst seit 1947). Er verbrachte sein Leben in reinem Gehorsam, strengem Fasten und Gartenarbeit, schrieb die Wunder des heiligen Anthimos nieder, deren Augenzeuge er war und diente durch stundenlanges nächtliches Beten, unzählige Metanien und als Psaltis in der Kirche. Doch langsam verlor er sein Augenlicht, aber um so mehr sang er Psalmen und rezitierte die Apostellesung voller Inbrunst auswendig. 1957 schloss das Lepra-Krankenhaus auf Chios und die Patienten wie auch Vater Nikephoros wurden nach Ägaleo bei Athen verlegt. Inzwischen waren sein Gesicht und seine Augen verformt. Massen von Leuten besuchten seine Zelle, um sich seinen Segen zu holen, denn er hatte durch seine Engelsgeduld viele geistliche Gaben erhalten. So zum Beispiel die stetige Tröstung der Verzweifelten. Trotz seines verformten Körpers und seiner Schmerzen war er stets lächelnd, warmherzig, erzählte schöne und lustige Anekdoten, war liebenswert. Sein zerfressenes Gesicht leuchtete und die ihn besuchten, gingen immer mit einem Gefühl der Freude, wenn sie diesen armen und dem weltlichen Anschein nach kranken Mann besuchten. Am 4. Jänner 1964, im Alter von 74 Jahren, entschlief er und nach seiner Beerdigung stieg Wohlgeruch von seinen Reliquien auf.

 

Tropar im 3. Ton: O ehrwürdiger Vater Nikephoros Lepros, deine Kämpfe und deine mutige Askese versetzten die Engel des Himmels in Erstaunen. Wie ein zweiter Hiob hieltest du aus im Schmerz und gabst Gott die Ehre, und so verlieh er dir eine strahlende Krone der Wunder. Freue dich, o Führer der Mönche! Freue dich, o Lichtstrahl! Freue dich, o köstlicher Wohlgeruch, ausstrahlend von deinen Reliquien!

 

 

Hieromartyr Isidore and 72 others at Yuriev

 

08. Januar

 

Saint Isidore was priest of Saint Nicholas church in the city of Yuriev (Dorpat, at present Tartu in Estonia). According to the terms of a treaty concluded in 1463 between the Moscow Great Prince Ivan III and the Livonian knights, the latter were obligated to extend every protection to the Orthodox at Dorpat. But the Livonian knights (who were German Catholics) broke the treaty and tried to force the Orthodox to become Roman Catholics.

The priest Isidore bravely stood forth in defense of Orthodoxy, preferring to accept a martyr’s crown rather than submit to the Catholics. The Latin bishop and the Roman Catholic nobles of Yuriev had been told that Saint Isidore and the Orthodox population of the city had spoken against the faith and customs of the Germans.

When Saint Isidore and seventy-two of his parishioners went to bless the waters of the River Omovzha (or Emaiyga, now Emajogi) for the Feast of Theophany, they were arrested and brought before the Latin bishop Andrew and the civil judges of the city. Pressure was brought on them to convert to Catholicism, but the saint and his flock refused to renounce Christ or the Orthodox Faith. Enraged by this, the authorities had them thrown into prison.

Saint Isidore encouraged his flock to prepare themselves for death, and not to fear torture. He partook of the reserved Gifts he carried with him, then communed all the men, women, and children with the Holy and Life-Giving Mysteries of Christ.

Then the bishop and the judges summoned the Orthodox to appear before them once more, demanding that they convert to Catholicism. When they refused to do so, they were dragged back to the river and pushed through the hole in the ice that they had cut to bless the water. So they all suffered and died for Christ, Who bestowed on them crowns of unfading glory.

During the spring floods, the incorrupt bodies of the holy martyrs, including the fully-vested body of the hieromartyr Isidore, were found by Russian merchants journeying along the river bank. They buried the saints around the church of Saint Nicholas.

 

 

Gedächtnis unseres ehrwürdigen und gotttragenden Vaters Severin, des Erleuchters von Norikums

 

08. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Über die Herkunft des heiligen Severin wissen wir nur wenig, aber der Bischof Ennodius von Pavia erwähnte, dass er aus senatorischem Adel stammte. Nach der Überlieferung liegt sein Geburtsort  in Nordafrika oder aber auch im orientalischen Osten des römischen Reiches. Nach dem Tode des Hunnenkönigs Attila im Jahre 453 und dem Zusammenbruch seiner Herrschaft kam er um das Jahr 460 in die römische Provinz Noricum. Hier hatten der germanische Stamm der Rugier, das Machvakuum nach dem Tode Attilas nutzend, eine eigene Herrschaft errrichtet. Die Rugier, Anhänger der arianischen Häresie mus, bedrängten im  Gebiet von Noricum die dort noch ansässigen christlich-römischen Bevölkerung. Aber auch die Herrschaft der Rugier war ebenfalls durch aus dem Osten und Norden nachdrängende Germanenvölker gefährdet. In der unsicheren Zeit der "Völkerwanderung" zog der heilige Severin predigend durch die ganze Provinz Noricum, die einen großen Teil des heutigen Österreichs, aber auch noch  die Gegend rund Passau umfasste. Er hatte die Lebensform eines wandernden Eremiten gewählt. Als ein als Fremder aus einem fernen Land verkündete er das Evangelium und trat für Frieden und Gerechtigkeit im Miteinander von römisch-orthodoxer Mehrheit und rigisch-arianischer Minderheit ein. So tat der heilige Severin sein Bestes, in dieser Umbruchsituation, die durch den Zerfall des Römischen Reiches bedingt war, die Menschen auf das christliche Miteinander hinzuweisen. Er vermittelte bei den Streitigkeiten zwischen den vielen verschiedenen Gruppen der Bevölkerung zu der neben Römern und Rugiern auch Hunnen und angehörige anderer germanischer Stämme gehörten, zwischen Heiden sowie Christen verschiedener Glaubensrichtungen.

 

Der heilige Severin war weder römischer Beamter noch geweihter Priester noch Mönch; aber er lebte nach der anachoretischen Regel des heiligen Antonius von Ägypten, die sich durch heilige Väter wie den heiligen Johannes Cassian auch im römischen Patriarchat ausbreitete. Später gründete der heilige Severin mehrere Klöster. Durch die Einrichtung der Klöstern hoffte er, dem verwüsteten Land und seinen Menschen Halt zu verleihen. Nachweislich gründete der heilige Severin  die Klöster Batavis  und Boiotro in Passau und Favianis, denen er als Laienabt vorstand, und höchstwahrscheinlich noch weitere Klöster in ganz Noricum. Diese Klöster wurden zu spirituelle Zentren, von denen aus der Glaube verkündigt werden konnte . So schuf der heilige Severin kirchliche Strukturen für die weitere kulturelle, soziale und religiöse Entwicklung der Region.  Der Heilige wirkte, ohne dass er ein weltliches oder kirchliche sÄmter inne gehabt hat. Seine Ablehnung das Bischofsamt zu übernehmen, ist überliefert. Aus diesem Grunde konnte er zwar mahnen und drängen, aber nichts erzwingen. Dennoch war er zusammen mit Bischof Canstantius, der in Lauriacum residierte, eine wichtige Persönlichkeit in der verbliebene Organisation der orthodoxen Kirche Noricums, die zum römischen Patriarchat gehörte. Der heilige Severin war nicht nur ein Vorbild für die orthodoxen Christen, sondern auch für andere Menschen, die seine Sorge für Notleidende und Arme schätzten. Er organisierte mit viel Takt und Geschick Lebensmittel- und Kleiderspenden für Bedürftige und setzte sich ebenfalls für die Freilassung römischer Kriegsgefangener ein.

 

Gegen Ende seines Lebens sagte der heilige Severin dann voraus, dass alle Romanen bald das Land verlassen müssten, und bat darum, dass dann seine sterblichen Überreste nach Italien überführt würden, da das ehemalige römische Noricum derart verwüstet und menschenleer daliegen würde, dass die hereinkommenden Barbaren, in der Hoffnung, dort Gold oder Silber zu finden, sogar die Gräber aufbrechen würden.

 

Die Reliquien des heiligen Severin wurden nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft im Noricum im Jahre 488 unter vielen Wunderzeichen und Heilungen von Kranken und Besessenen, nach Italien überführt. Seit dem Jahre 1807 ruhen die Reliquien des Heiligen in Frattamagiore, nördlich von Neapel.

 

Das Leben Severins wurde von seinem Begleiter Eugippius in der Vita Sancti Severini beschrieben, die auch als maßgebliche Quelle für die Geschichte der Christianisierung der Donauländer gilt. Die Vita entstand im Jahre 511, als Eugippius als Abt im nach Castrum Lucullanum bei Neapel übergesiedelten Severinklosters diente.

 

 

Die heilige Großmärtyrerin Tatjana von Rom

 

12. Januar

 

Die heilige Tatiana war Römerin von Geburt, Tochter eines römischen Konsuls und geheimen Christen. Sie war Jungfrau und widmete sich völlig dem Diakonissen-Dienst in einer der Kirchengemeinden der Stadt Rom. Zur Zeit der Christenverfolgung unter dem heidnischen Kaiser Septimus Severus (222–235) wurde die Heilige vor Kaiser Septimius Severus geführt. Mit ihm zusammen betrat sie einen heidnischen Tempel und brachte durch ihr Gebet die dort aufgestellten Götzenbilder zum Einsturz, woraufhin sie furchtbare Torturen erleiden musste: man schlug sie ins Gesicht, riss mit Haken ihre Augen heraus, band sie an einen Pfahl und schnitt ihr die Haut vom Kopf ab. Dann wurde sie ins Feuer und unter wilde Löwen geworfen, was ihr aber nichts anhaben konnte. Schließlich erlitt die Heilige den Märtyrertod durch Enthauptung.

 

Die Legende beschreibt Tatjana als Tochter eines römischen Konsuls, die sich zum christlichen Glauben bekannte. Deshalb wurde sie der Überlieferung nach vor Kaiser Septimius Severus geführt; mit ihm zusammen betrat sie einen heidnischen Tempel und brachte durch ihr Gebet die dort aufgestellten Götzenbilder zum Einsturz, woraufhin sie furchtbare Torturen erleiden musste: man schlug sie ins Gesicht, riss mit Haken ihre Augen aus, band sie an einen Pfahl und schnitt ihr die Haut vom Kopf ab. Dann wurde sie ins Feuer und unter wilde Tieren geworfen, was ihr aber nichts anhaben konnte. Schließlich erlitt sie den Tod durch Enthauptung.

Mit der heiligen Tatiana erlitt auch ihr Vater das Martyrium, der sie heimlich zu Christus bekehrt hatte. Beide erlitten den Tod durch Enthauptung. Dies geschah um die Jahre 226–235 in Rom.

 

Am 12. Januar 1755 alten Stils errichtete die russische Kaiserin Elisaweta Petrowna, die Tochter von Zar Peter dem Großendie erste russische Universität in Moskau. Die Umsetzung des erlasses oblag  dem Generaladjutanten Iwan Schuwalow. Seine Mutter hieß Tatjana. Die Kaiserin unterschrieb das Edikt deshalb am Gedenktag der hl. Großmärtyrerin Tatjana, um ihren Generaladjutanten dadurch eine Freude zu machen und ihn auszuzeichnen. Seit damals ist die heilige Großmätyrerin Tatjana in Russland die Schutzpatronin der Studenten und deshalb wird der Studententag als "Tatjanas Tag" sehr feierlich begangen. Zugleich ist er bis heute der erste Tag des studentischen Winterferien. Im Jahre 2005 wurde dieses Fest offiziell als "Tag der russischen Studentenschaft" festgelegt. Er wird mit Konzerten, Ausstellungen und festlichen Ansprachen an allen Universitäten Russlands gefeiert.

 

Tropar im 4.Ton: Durch die Kraft des Glaubens gestärkt, strittest du für Christus unseren Gott, o glorreiche Tatjana. Jede Bedrängnis erduldetest du und beschämtest Dämonen durch deinen Mut. Wir flehen zu dir, uns von der Macht des Bösen zu befreien.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Dositej,

Bischof von Zagreb,

Bekenner des orthodoxen Glaubens

 

13. Januar

 

Dragutin Vasić wurde am 5. Dezember 1887 in Belgrad geboren. Dort besuchte er dort auch die Grammatikschule und das Seminar. Im Jahr 1904 absolvierte er die Theologische Akademie in Kiew als Magister der Theologie. Daraufhin studierte er Theologie und Philosophie an der Universität in Berlin und Experimentelle Philosophie in Leipzig. Schon als Student am Seminar legte das Mönchsgelübde, wurde zum Mönchsdiakon geweiht. Im Jahr 1907 erhielt er die Stelle als Assistenzprofessor am Hl.-Sava-Seminar in Belgrad. Bereits zwei Jahre später setzte er seine Studien an der Pariser Sorbonne fort. Ende 1910 ging er nach Genf, wo er bis zum Ausbruch des Balkankrieges blieb.

 

Am 25. Mai 1913 wurde der hl. Dositej vom Heiligen Bischofsynod der Serbischen Orthodoxen Kirche zum Bischof von Niš geweiht. Am Anfang des Ersten Weltkriegs wurde er dann verhaftet und kehrte erst im Jahre 1918 wieder in seine Diözese zurück. Nach Kriegsende wurde er stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz der Serbischen Orthodoxen Kirche. Drei Jahre lang wirkte der hl. Dosithej verbrachte er als Missionar in der Tschechoslowakei, wo nach dem zweiten Weltkrieg die dortige orthodoxe Kirche unter der Leitung des hl. Gorazd erblühte und viele Menschen den orthodoxen Glauben annahmen. Die orthodoxen Gläubigen in Böhmen und Mähren unterstellten damals ihre Gemeinden dem Omophorion des serbischen orthodoxen Patriarchen.

 

Im Jahre 1931 wurde der hl. Dositej zum ersten Bischof der neugegründeten orthodoxen Diözese Zagreb ernannt. Dort gründete er auch das orthodoxe Kloster zu Ehren der Hl. Paraskeva. Er verwaltete auch die Diözese von Gornji Karlovac und Banja Luka und unterstützte den ehrwürdigen Miron, Bischof von Pankrac. Während der tödlich endenden Erkrankung des serbischen Patriarchen Varnava nahm er als langjähriges Mitglied des Heiligen Synods die Belange der Serbischen Kirche wahr. Nach dem Tod Varnavas übernahm er bis zur Ernennung des neuen Patriarchen im Jahr 1938 die Erzdiözese Belgrad-Karlovci.

 

 

Gedächtnis der heiligen und apostelgleichen Nina, der Erleuchterin Georgiens

 

14. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die heilige Nina (georgisch: Nino) war die Nichte des Patriarchen von Jerusalem. Nachdem ihr Vater Zabulon sich von Kappadokien in die Wüste begeben und ihre Mutter das Amt einer Diakonisse übernommen hatte, wurde sie von einer frommen Greisin, der Nonne Niofora-Sarah aus Bethlehem, erzogen. Ihr Onkel, der Patriarch Jerusalems, wachte, dass Nina im christlichen Sinn erzogen wurde. Die Erzählungen der Nonne Niofora-Sarah über Iberien (das heutige Georgien), das damals noch nicht vom christlichen Glauben erleuchtet war, weckten in ihr das Verlangen, das heilige Evangelium dort zu verkünden. Ihr Wunsch wurde verstärkt durch eine Vision, bei welcher die Allheilige Gottesgebärerin Mutter ihr ein Kreuz aus Weinreben übergab.

 

Damals wurden die Christen unter den römischen Kaiser Diokletian verfolgt, und heilige Nina floh, um sich zu retten, über die Grenze des Römerreiches. Nach der Überlieferung der Georgischen Orthodoxen Kirche führte der Weg Ninas zunächst ins das Königreich Armenien. Dort schloss sie sich einer Gemeinschaft von geweihten Jungfrauen an, die unter Führung der heiligen Märtyrerin Hripsime zusammen unter mit dem Heiligen Gayane das Christentum in Armenien predigten. Dieser Gemeinschaft gehörten 35 Jungfrauen an. Der armenische König Tiridates III. ließ alle Mitglieder der Gemeinschaft foltern und köpfen, nur die Nina entging diesem Schicksal. Daraufhin floh die heilige Nina ins beachbarte Iberien. In Urbnisi predigte sie erstmals vor den Georgiern über den christlichen Glauben. Schließlich erreichte sie Mzcheta, das zu dieser Zeit Hauptstadt des iberischen Königreichs war. Dort lebte sie dann bei der Frau, die die Hüterin der königlichen Weingärten war. In Mzcheta begann nun das Werk, für das die heilige Nina bis heute in Georgien als apostelgleiche Glaubensbotin verehrt wird.

 

Zu diesem Zeitpunkt stand das Königreich Iberien unter der Herrschaft von König Mirian III. und dessen Frau, der Königin Nana. Das Königreich stand unter dem kulturellen und religösen Einfluss des benachbarten persischen Reichs. Die heidnischen Georgier waren zum Teil Verehrer einheimischer heidnischen Gottheiten, zum Teil Anhänger der persischen Feuerreligion des antiken Philosophen Zarathustra.

 

Bald wurde die heilige Nina in der ganzen Umgebung bekannt, da sie durch ihre Gebete allen Kranken und Leidenden wunderbare Hilfe erwies. Zugleich sprach sie zu den Menschen Gott, Der die Himmel und die Erde erschaffen hat und von Christus, Der für die Erlösung der Menschheit gelitten hat und am dritten Tag glorreich von den Toten auferstanden ist. Die vielen Wunder, welche ihre Predigt begleiteten, machten einen großen Eindruck auf die Iberer, von denen viele sich dem Glauben zuwandten.

 

Zu jener Zeit erkrankte die georgische Königin Nana und keiner der heidnischen Ärzte und Gelehrten konnte oihr helfen. Als Königin Nana Zeuge davon wurde, wie die heilige Nina .ein schwer krankes Kind auf der Straße  heilte, wurde sie davon überzeugt, dass die heilige Nina eine große Wundertäterrin war. Deshalb ließ die Königin nach Nina schicken und gewährte ihr eine Audienz. Tatsächlich wurde Königin Nana durch die Fürsprache der heiligen Nina bei Gott geheilt. Die Königin, die bereits vorher über den christlichen Glauben erfahren hatte bekehrte sich nun zum Christentum und ließ sie sich von der heiligen Nina taufen. König Mirian war darüber sehr aufgebracht. Er verfolgte nun seinerseits die Christen und drohte damit, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Die Wende in der gesinnung des Königs kam während einer Jagd. Der König Mirian wurde bei diesem Jagdausflug plötzlich blind und verirrte sich im Dickicht des Waldes. In seiner Verzweiflung betete er zum allein wahren und lebendigen Gott , dem Vater unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus und bat darum, dass er aus seiner Finsternis befreit werde. Als er sein Gebet vollendet hatte, wurde ihm das Augenlicht zurückgegeben. Zugleich erschien ihm plötzlich  ein helles Licht, das ihm den Weg nach Mzcheta zurückwies. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis gab auch der König seinen vorherigen Widerstand auf, bekehrte sich zum christlichen Glauben und und ließ sich taufen.

 

Danach ließ König Mirian im Jahre 322 aus dem inzwischen unter der Herrschaft des heiligen apostelgleichen Kaisers Konstantin christlich gewordenen römischen Reich, genauer aus Kappadokien und Antiochien Priester kommen und baute die ersten christlichen Kirchen in Iberien.  Im Jahr 337, nach abweichenden Angaben aber bereits im Jahr 326, erhob König Mirian III. das Christentum zur Staatsreligion im Königreich Iberien. Auch schickte er eine Gesandtschaft nach Konstantinopel. Diese bat Kaiser Konstantin, einen Bischof und weitere Priester nach Iberien zu schicken. Konstantin, der bereits von der Bekehrung Miriams erfahren hatte, schickte daraufhin mehrere Bischöfe nach Georgien. Bereits im Jahr 334 gab König Mirian III. auch den Bau der großen Kathedrale in Mzcheta in Auftrag, die dann im Jahre 379 vollendet wurde. An ihrer Stelle erhebt sich heute Swetizchoweli-Kathedrale in Mzcheta, die zwischen 1010 und 1029 errichtet wurde.

 

In den folgenden Jahren nahm ganz Iberien, aber auch die Königin Sophia des benachtbarten Königreiches von Kachetien, den christlichen Glauben an. Die heilige Nino lebte in dieser Zeit als Einsiedlerin. Im Jahr 361 erkrankte sie auf der Rückreise von Tuscheti zu ihrem Wohnort schwer und verschied friedlich im Jahre 335 nach 35 Jahren apostolischer Wirksamkeit im Herrn.

 

Die heilige Nina entschlief in der Nähe von des Ortes Bodbe und wurde dort auch begraben. Über der Stelle, an der die Heilige zu Gott heimgegangen war, errichtete König Mirian dann eine Kirche zu Ehren heiligen Georgs des Siegeszeichenträgers. Heute gehört sie zum  orthodoxen Nonnen- Kloster Ninozminda. Am Kloster liegt auch die heilkräftige Quelle der Heiligen Nino, einer der heiligsten Plätze in ganz Georgien. Das Wasser dieser Quelle  besitzt Heilkräfte. Deshalb ist das Kloster bis heute ein  beliebter Ort für den Empfang der heiligen Taufe.

 

Auch das Weinreben-Kreuz der heiligen Nina ist bis heute erhalten geblieben. Die Heilige erhielt es von der Allheiligen Gottesgebärerin und immerjungfrau Maria während einer Erscheinung. Dieses Kreuz hat sie Zeit ihres Lebens bei sich getragen. Dieses  Weinrebenkreuz der heiligen Nina ist eine wichtige Reliquie der Orthodoxen Kirche in Georgien. Über mehrere Jahrhunderte bewahrte man das heilige Kreuz in Mzcheta in der Swetizchoweli-Kathedrale auf. Zum Schutz vor Eroberern verbrachte man das Kreuz später in die Sameba-Kirche (Kirche der Heiligen Dreieinheit) in Gergeti an der Georgischen Heerstraße. Von dort wurde die heilige Reliquie durch persische Eroberer geraubt und nach Armenien verbracht. Später gelangte es dann nach Moskau. Als der russische Zar Alexander I. im Jahr 1801 das georgische Königreich mit dem Zarenreich vereinigte, gab er das Weinrebenkreuz der heiligen Nina an das Gouvernement Tbilissi zurück. Heute befindet sich das heilige Weinreben-Kreuz in der Sioni-Kathedrale der georgischen Hauptstadt Tbilissi.

 

Die Orthodoxe Kirche hat zwei Feiertage zu Ehren der Heiligen Nina, den 14. Januar und den 27. Oktober.

 

Troparion im 4. Ton: Dienerin des Wortes Gottes, in der apostolischen Verkündigung dem Erstberufenen Andreas und den anderen Aposteln hast du nachgeeifert, Erleuchterin Iberiens und Harfe des Heiligen Geistes, heilige Apostelgleiche Nino, bitte Christus Gott, dass Er errette unsere Seelen.

 

 

 

Viele orthodoxe Serben siedelten sich ab 1690 auf habsburgischem Gebiet im Süden der damals zum Königreiches Ungarn (Länder der Stephanskrone) gehörigen Territorien (Banat und Slawonien) an, da sie nicht mehr unter osmanisch-islamischer Herrschaft stehen wollten.

 

Der römisch-deutsche Kaiser Leopold I. gewährte ihnen daraufhin zahlreiche Privilegien und Sonderrechte, erwartete aber im Gegenzug von den dort ansässigen serbischen Wehrbauern zugleich die Verteidigung des ungarischen Grenzgebietes (Militärgrenze). Für diese orthodoxen Serbien wurde dann in der slawonischen Stadt Karlovac ein Bischofssitz geschaffen. Die Metropolie von Sremski- Karlovc erlangte in der Folgezeit eine große Bedeutung für alle orthodoxen Christen in der gesamten späteren Donaumonarchie, vor allem aber für die serbische Minderheit im Süden der Habsburger Monarchie. Denn bis zur Wiedergründung der rumänischen Metropolie in Siebenbürgen (Toleranzpatent Kaisers Josephs II. (1781), orthodoxes Bistum von Siebenbürgen unter der Jurisdiktion des orthodoxen Metropoliten in Karlovac, Autonomie der Metropolie von Siebenbürgen dann im Jahre 1864) und der Metropolie von Czernowitz (Beim der Annexion der Bukowina (1774) anerkannte die Habsburgermonarchie auch die dortige orthodoxe Kirche. Das Bistum wurde von Radautz nach Czernowitz verlegt und im Jahre 1873 in den Rang eines Erzbistums für das Herzogtum der Bukowina und für das Kronland Dalmatien erhoben, so dass Czernowitz zum Zentrum der orthodoxen Kirche in cisleithanischen Reichshälfte der Habsburger Doppelmonarchie wurde)

 

Nach der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität Serbiens im Zuge der Balkankriege und der nationalen Befreiungsbewegung 1877/78 sowie der Wiedererrichtung des Königreichs Serbien, wurde auch die serbische orthodoxe Landeskirche wieder errichtet. Aber bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und damit bis zur Gründung des Königreiches Jugoslawien, das dann auch die slowenischen und kroatischen Gebiete der ehemaligen Habsburger Monarchie umfasste, stand der defacto autokephalen Metropolie von Kalovac der Erzbischof in Peć (Belgrad) als Oberhaupt der wiedererrichteten serbischen Kirche gegenüber.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es dann zu einer Wiedervereinigung aller serbischen Metropolien, und die übrigen orthodoxen Kirchen erkannten daraufhin die Wiederherstellung des Serbischen Patriarchats an, das seither seinen Sitz in Belgrad hat. In seinen Titeln „Erzbischof von Peć, Metropolit von Belgrad und Karlovac und Patriarch von Serbien“ vereinigt der Patriarch der Serbischen Orthodoxen Kirche alle drei traditionellen Metropolien in seiner Jurisdiktion. Auch wenn der Patriarch in Belgrad residiert, wird er bis heute in Pec inthronisiert.

 

Während des Zweiten Weltkriegs hat die serbische orthodoxe Kirche viel Leig und Verfolgung erfahren, vor allem in den kroatischen Faschisten der Ustascha kontrollierten Gebieten in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Dort verlor die serbische Kirche in diesen Jahren ein Viertel ihrer Gebäude und ein Fünftel ihres Klerus und fast 400 000 Gläubige wurden durch die faschistische Ustascha ermordet.

 

Als eifriger und theologisch hochgebildeter orthodoxer Bischof, der in der Vergangenheit auch als Missionar in der Tschechoslowakei viele Lateiner für den orthodoxen Glauben gewonnen und sie mit der heiligen orthodoxen Kirche wiedervereinigt hatte, war der hl. Dositej für das kroatische faschistische Ustascha-Regime und die sie unterstützende römisch-katholische Kirche in Kroatien natürlich ein Dorn im Auge.Deshalb wurde der hl. Dositej auch gleich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von der Polizei in Zagreb verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Weil er ernstlich krank war, wurde er bald danach ins Hospital gebracht, wo er von dort als Krankenpflegerinnen arbeitenden katholischen Nonnen sehr schlecht behandelt wurde. Am Ende wurde er bewusstlos nach Belgrad ins Kloster zum Einzug der Allerheiligsten Gottesgebärerin gebracht, wo sich die orthodoxe Schwesternschaft bis zu seinem Tod am 13. Januar 1945 rührend um ihn kümmerte. Er wurde im Kirchhof des Klosters begraben.

 

Bei der regulären Sitzung der Heiligen Bischofsversammlung der serbischen orthodoxen Kirche wurde der Name des Metropoliten Dositej in die Liste der Heiligen der Serbischen Kirche als Bekenner für den orthodoxen Glauben aufgenommen.

 

Tropar im 8. Ton: O Führer der Orthodoxie, der Frömmigkeit und Reinheit Lehrer, Stern des Erdkreises und der Hierarchen gottbegeisterte Zierde, allweiser Dositheus, durch deine Lehre hast Du dein Volk erleuchtet, o Flöte des Geistes, bete zu Christus Gott, für unsere Seelen.

 

Diakon Thomas Zmija

 

 

Die Heilige Nino die Apostelgleiche

 

14. Januar 

 

Mit der Geschichte Georgiens und mit dem Leben der Georgier ist untrennbar die georgische Kirche verbunden. Doch die meisten von denen, die sich mit diesem Land beschäftigen, wissen kaum etwas darüber. 

 

Schon in die apostolische Zeit reicht offensichtlich der Kontakt der Georgier, deren beide Landesteile Kolchis und Iberien 65 vor Christus durch Pompejus in römische Abhängigkeit geraten waren, zum Christentum zurück. Nach alter Überlieferung sollen schon der Apostel Andreas und sein Begleiter, der Apostel Simon der Eiferer aus Kana, die Heilsbotschaft nach Georgien gebracht haben. Eine andere Überlieferung nennt den Apostel Bartholomäus als seinen Begleiter. 

 

Jedenfalls war schon auf dem Konzil von Nicäa (325) ein Bischof von Pityous (dem heutigen Pizunda bzw. Bitschwinta in Westgeorgien, das in der Antike Kolchis hieß) anwesend. Deshalb ist anzunehmen, dass dort schon einige Zeit vorher christliche Gemeinden bestanden.

 

Auch in Ostgeorgien, dem damaligen Königreich Kartli (im Altertum Iberien genannt), reichen die Wurzeln des Christentums zumindest bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts zurück. Hierher gelangte die christliche Botschaft auf dem Landweg von Antiochien über Kleinasien. Sie erreichte zuerst von Kappadokien aus Armenien. Hier erhob König Trdat III. bereits im Jahr 301 das Christentum zur Staatsreligion dank des Wirkens des griechischen Bischofs Gregor des Erleuchters und seiner Missionare. (In der Urkirche wurden nach Epheser 5: 14 „taufen“ und „erleuchten“ in eins gesehen.) Durch Gregor und seine Nachfolger wurde das Christentum auch bei den Georgiern bekannt, zumal die Siedlungsgebiete der beiden Völker ineinander übergingen. 

 

Eine entscheidende Rolle aber spielte die „Apostelgleiche“ Nino, nach dem Bericht des Rufinus von Aquileja aus dem Jahr 403 eine Kriegsgefangene aus Kappadokien. Ihr gelang es, den König Mirian von Kartli und seine Gemahlin Nana zu bekehren, nachdem sie zuvor schon durch ihr asketisches Leben und ihrer medizinischen Kenntnisse wegen beim Volk Bewunderung hervorgerufen hatte. Rufinus schreibt in seiner Kirchengeschichte: 

 

„Damals haben auch die Iberer, die am Pontischen Meer leben, die Verheißungen des göttlichen Wortes und den Glauben an das künftige Gottesreich angenommen. Den Anlass für dieses große Geschenk hat ihnen eine kriegsgefangene Frau gegeben, die bei ihnen geblieben war. Da sie gläubig, besonnen und ehrbar lebte und Gott zu jeder Tag und Nachtzeit mit Bitt- und Bußandachten diente, erweckte diese neuartige Lebensweise bei den Barbaren langsam Bewunderung, und neugierig erkundigten sie sich, was sie damit bezwecke. Wahrheitsgemäß bekannte sie, dass sie mit dieser religiösen Übung einfach Christus als Gott verehre. Doch die Barbaren wunderten sich nur über diesen neuen Namen. Aber wie es zuweilen vorkommt, erweckte diese Beständigkeit bei den einfachen Frauen eine gewisse Neugierde, ob sie etwa aus solch großer Gottesverehrung irgendeinen Nutzen ziehe. Wie man berichtet, ist es bei ihnen Brauch, dass erkrankte Kinder von ihren Müttern von Haus zu Haus getragen werden, damit, falls jemand ein bewährtes Heilmittel kennt, es ihnen in ihrem Leiden verabreicht werde. Als eine Frau einmal ihr Kind der Gewohnheit entsprechend durch alle Häuser getragen und, obwohl sie jedes Haus aufgesucht hatte, kein Heilmittel bekommen hatte, ging sie auch zur Kriegsgefangenen, um in Erfahrung zu bringen, ob sie eins kenne. Diese beteuerte, dass ihr kein Heilmittel menschlicher Art bekannt sei, doch erklärte sie, dass ihr Gott Christus, den sie anbete, den Menschen die ersehnte Heilung schenken könne. Sie legte das Kind auf ihren Gebetsteppich, sprach über es ein Gebet zu Gott und gab es der Mutter gesund zurück. Viele Leute erfuhren davon, und die Kunde von diesem Wunder gelangte sogar bis zu den Ohren der Königin. Diese litt unter heftigen körperlichen Schmerzen, und tiefe Hoffnungslosigkeit hatte sie schon befallen. Sie ließ die Kriegsgefangene zu sich rufen; die weigerte sich jedoch zu kommen, um nicht den Anschein zu erwecken, sich mehr herauszunehmen, als ihr als einer Frau zukomme. So ließ sich die Königin zur Hütte der Kriegsgefangenen tragen. Sie legte sie auf ihren Bußteppich, rief Christi Namen an und ließ sie sich gleich nach dem Gebet gesund und munter erheben. Dann unterwies sie sie, dass Christus Gott sei, des höchsten Gottes Sohn, der diese Heilung bewirkt habe, und forderte sie auf, ihn ebenfalls anzurufen, den sie als Urheber ihrer Genesung und ihres Lebens erfahren habe. Denn er sei es, der den Königen die Herrschaft und den Sterblichen das Leben zuteile. Als die Königin voller Freude heimgekehrt war, eröffnete sie ihrem fragenden Gemahl die Ursache ihrer plötzlichen Gesundung. Erfreut über die Heilung der Gattin, befahl er, jener Frau Geschenke zu überbringen; doch sie sagte: König, dieser Dinge bedarf die Kriegsgefangene nicht; Gold verachtet sie, Silber verschmäht sie, Fasten aber genießt sie wie eine Speise. Als Geschenk wollen wir nur dies geben, dass wir den, der mich auf ihre Bitten hin geheilt hat, dass wir Christus als Gott verehren. Diesem Wunsch kam der König aber nur träge nach, und trotz der Aufforderung seiner Gattin unterließ er es schließlich ganz. 

 

Doch eines Tages, als er mit seinem Gefolge im Wald jagte, geschah es, dass die Tageshelle von tiefster Dunkelheit verschlungen wurde und, da das Licht durch das Grausen düsterer Nacht entschwunden war, kein Weg mehr für die unsicheren Schritte erkennbar war. Ein jeder aus dem Gefolge irrte bald hierhin, bald dorthin, und der König, alleingelassen und von völliger Dunkelheit umfangen, wußte nicht, was zu tun sei und wohin er sich wenden solle, als plötzlich seine verängstigten Sinne, da ohne Hoffnung auf Rettung, folgender Gedanke durchfuhr: Wenn jener Christus, den die Gefangene seiner Frau verkündigt hatte, Gott ist, möge er ihn jetzt aus dieser Dunkelheit erretten, damit er ihn von nun an, wo alles verloren war, verehre. Auf der Stelle, als der König dieses Versprechen noch nicht in Worte gefasst, sondern nur im Geist gemacht hatte, wurde der Tag der Welt wiedergeschenkt und ließ ihn unversehrt zur Stadt heimkehren, wo er der Königin das Geschehen in vollem Umfang unverzüglich kundtat. Dann ließ er sogleich die Kriegsgefangene rufen, um sich von ihr in der rechten Weise der Verehrung Christi unterrichten zu lassen, und er versicherte, künftig keinen anderen Gott als nur ihn anbeten zu wollen. Die Gefangene kam und unterwies ihn, dass Christus Gott sei, und erklärte ihm, wie er anzurufen und auf welche Weise er anzubeten sei, soweit dies alles kundzutun einer Frau zukommt. Sie ermahnte ihn dann, eine Kirche erbauen zu lassen, und beschrieb ihre Form. Der König ließ Leute aus dem ganzen Volk herbeirufen und erklärte ihnen alles von Anfang an, was ihm und der Königin widerfahren war; er unterwies sie dann im Glauben und wurde so, obwohl er noch nicht in die heiligen Mysterien (durch die Taufe) eingeweiht war, zum Apostel seines Volkes. 

 

Die Männer glaubten auf das Zeugnis des Königs, die Frauen auf das der Königin hin, und da alle das gleiche wollten, wurde der Bau der Kirche mit Fleiß in Angriff genommen. Schnell waren die Außenmauern hochgezogen; nun sollten schon die Säulen aufgestellt werden. Zwei oder drei standen bereits. Als man an die dritte heranging, versagten alle Zugmaschinen, und die Kräfte der Ochsen und Menschen erlahmten. Zur halben Höhe war sie schon in Schräglage emporgezogen und musste nun ohne Maschinenkraft zur vollen Höhe aufgerichtet werden. Doch obwohl man einmal, zweimal, ja mehrmals von neuem ans Werk ging, konnte sie um keinen Deut von der Stelle bewegt werden; alle waren völlig erschöpft. Verwunderung erfasste die Leute, und der Ehrgeiz des Königs erlahmte; niemand wusste mehr, was zu tun sei. Als zur Nachtzeit alle fort waren, als alle Sterblichen fortgegangen waren und die Arbeit ruhte, verbrachte die Kriegsgefangene ganz allein die Nacht im Gebet innerhalb der Mauern. Sieh, gegen Morgen, da kam der König voller Sorgen mit seiner Begleitung herein und sah, dass die Säule, die so viele Maschinen und Arbeiter nicht hatten bewegen können, aufgerichtet war und dass sie über der Basis frei schwebte, dass sie nicht auf ihr ruhte, sondern, dass sie im  Abstand eines Fußes über ihr in der Luft hing. Alle Leute sahen es und priesen Gott; durch dieses Wunder überzeugt, erklärten sie, dass der Glaube des Königs und die Religion der Gefangenen wahr seien. Als alle noch staunend und bestürzt dastanden, wurde die Säule herabgesenkt und stellte sich, ohne dass jemand sie berührte, vor ihren Augen in genauem Lot langsam auf ihre Basis. Danach wurden auch die anderen Säulen der Reihe nach mit Leichtigkeit hochgezogen, so dass alle, die noch übrig waren, am selben Tag an ihren Platz gestellt wurden. Nachdem die Kirche sehr schön erbaut war und die Menschen mit noch größerem Verlangen nach dem Glauben dürsteten, wurde auf Empfehlung der Kriegsgefangenen eine Gesandtschaft des ganzen Volkes an Kaiser Konstantin geschickt; sie legte die Angelegenheit genau dar und bat um Priester, die das unter ihnen begonnene Werk Gottes vollenden sollten. Als die Gesandtschaft voller Freude und hochgeachtet beim Kaiser eintrat, war er hierüber viel mehr erfreut, als wenn er unbekannte Völker und fremde Königreiche dem Römischen Reich eingegliedert hätte. - Dieses Ereignis hat uns so der sehr vertrauenswürdige Bakur berichtet, ein Fürst jenes Volkes und bei uns ein Mitglied der kaiserlichen Familie, der in Glaube und Wahrheit große Sorgfalt bewies, als er damals zusammen mit uns in recht freundschaftlicher Beziehung als Befehlshaber der Reichsgrenze Palästina in Jerusalem weilte.“

 

Rufinus von Aquileja, Kirchengeschichte, 10. Buch

 

Hier wird der Name der Missionarin Georgiens nicht überliefert. Das römische Martyriologium nennt sie „die heilige Dienerin Christiana (christiana ancilla), die bei den Iberern jenseits des Schwarzen Meeres zur Zeit Konstantins durch die Kraft ihrer Wunder jenes Volk zum Glauben an Christus geführt hat“. Aus der Bezeichnung „Christin“ wurden der Eigenname Christina und daraus abgekürzt Nina – Nino. 

 

 

Akathist an die heilige apostelgleiche Nina, die Erleuchterin Georgiens

Dieser Akathist wurde von der Nonne Eusebia während der kommunistischen Herrschaft verfaßt.

 

KONAKTION I

 

Erwählte Magd des Wortes Gottes und Nachahmerin der Großtaten der heiligen Apostel, die du dasehrwürdige Kreuz als Pfand der Theologie von der Gottesmutter empfingst und es im Lande Iberienaufrichtetest! Zu dir singen wir diese Hymne der Danksagung, o du geistige Rohrflöte, apostelgleicheNina. Da du Standhaftigkeit hast vor dem Herrn, höre nicht auf für uns zu beten, daß wir erlöstwerden von allem Unglück und Sorgen, auf daß wir dir mit Zerknirschung dankbar zurufen:

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

IKOS I

 

Als einen wundervollen Engel Iberiens hat dich der Gestalter aller Schöpfung offenbart, um die Menschen dieses Landes, die im Dunkeln und im Schatten des Todes weilten, vom Trug der Götzenabzuwenden und aufzurufen, eine heilige Nation, ein erneuertes Volk zu werden.Dafür, Gott dankend, verherrlichen wir dich als unsere Erleuchterin und Fürsprecherin, und mit Eiferrufen wir dir zu:

 

Freue dich, Erwählte der Göttlichen Vorsehung.

Freue dich, wundersame Rose, die aus frommer Wurzel erblühte.

Freue dich, höchstes Gefäß der Gnade.

Freue dich, Wohnstätte gnadenvoller Macht.

Freue dich, treue Botschafterin der Allerheiligsten Jungfrau.

Freue dich, meistgelobte Nachahmerin der Apostel.

Freue dich, die du in der Verkündigung mit dem Erstberufenen Andreas wetteifertest.

Freue dich, durch die der Irrweg der Abgötterei zertreten wurde.

Freue dich, durch die gegründet ward der heilige Glaube.

Freue dich, die du uns auf Erden den Weg zum Himmel aufgezeigt hast.

Freue dich, du wahre Siegerin über die Raserei des Fleisches.

Freue dich, weil du die Herzen übler Menschen erweichest.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION II

 

Erblickend unter den Menschen die Erfüllung der göttlichen Gaben des Himmlischen Vaters, SeinesEinziggeborenen Sohnes und des Heiligen Geistes – Der die Propheten und Apostel emporhob zu
Dienst der Erlösung und für unsere Umkehr zum Licht der evangelischen Wahrheit und die heiligeapostelgleiche Nina erwählte –, rufen wir zu Gott: Alleluja!

 

IKOS II

 

Danach trachtend, göttliche Erkenntnis zu erwerben, befragte die heilige Nina eindringlich ihreLehrmeisterin Nianphora über unseren Herrn und Erlöser und über Sein heiliges Gewand. Sie erlerntevon ihr das Wissen um die Wahrheit und verlangte danach, das allerkostbarste Gewand und den Ort der Mühen der heiligen Apostel zu verehren. Daher verherrlichen wir sie:

 

Freue dich, die du die Wahrheit des Königreichs Gottes umfaßtest.

Freue dich, die du von Jugend auf Christus liebtest.

Freue dich, die du von Kindheit an von deiner Mutter Susanna in Frömmigkeit gelehrt wurdest.

Freue dich, Trost deines Vaters Zabulon.

Freue dich, die du in Gottesfurcht durch Patriarch Juvenal erzogen wurdest.

Freue dich, die du unterwiesen wurdest durch das Wort Gottes.

Freue dich, die du in der heiligen Stadt Jerusalem aufgewachsen bist.

Freue dich, die du die Gerechten erstauntest durch die Bewahrung der Herrlichkeit Gottes von Kindesalter an.

Freue dich, die du das Himmelreich den irdischen Gütern vorzogst.

Freue dich, die du mittels des Vergänglichen und Zeitlichen das Ewige und Unverwesliche erwarbst.

Freue dich, die du verlangtest, das Gewand des Herrn zu verehren.

Freue dich, die du den Fußstapfen der heiligen Apostel nachgefolgt bist.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION III

 

Die Kraft des Allerhöchsten durchdrang dich, o heilige Nina, mit Liebe zur Frömmigkeit und innigemWunsch, das Gewand des Herrn zu verehren, und erfüllte dich mit apostolischem Eifer wie einestrahlende Leuchte, damit wir, das Licht der Erkenntnis von dir empfangend, zu Gott ausrufen: Alleluja!

 

IKOS III

 

Die heilige Nina, unerschütterlichen Eifer für die Werke Gottes besitzend, war entbrannt imVerlangen, nach Iberien zu gehen und die dort verborgen liegenden geheiligten Gegenstände zuverehren. Angesichts solch heiligen Eifers rufen wir ihr zu:

 

Freue dich, die du von Kindheit an die Eitelkeit der Welt verschmähtest.

Freue dich, die du liebtest die wahre Weisheit.

Freue dich, die du in den göttlichen Lehren die wahren Schätze der Weisheit Gottes fandest.

Freue dich, die du durch dein tugendhaftes Leben die Liebhaber der weltlichen Eitelkeit übertrafst.

Freue dich, die du das Haus deiner Seele auf dem beständigen Fundament des Glaubens errichtet hast.

Freue dich, die du standhaft auf dem unerschütterlichen Fels der Gebote Christi weiltest.

Freue dich, die du durch deine Hingabe an den Willen Gottes Engel und Menschen erstauntest.

Freue dich, die du das Fleisch durch Fasten und Gebet dem Geist unterwarfst.

Freue dich, die du viele belehrtest durch deine Liebe zum Tempel Gottes.

Freue dich, die du durch die liebevolle Gesinnung deiner Seele für das Amt der Apostel vorbereitetet wurdest.

Freue dich, die du dich durch viele Werke mühtest, die Reinheit des Herzens zu erlangen.

Freue dich, die du durch dein tugendhaftes Leben zum Gefäß des Heiligen Geistes wurdest.

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION IV

 

Jene, die unter den Anstürmen der Leidenschaften dieses Lebens leiden, plagt der Zweifel, wie siewürdig werden können, deinen erstaunlichen Mut zu lobreisen, o heilige Gotterwählte Nina, denn dufürchtetest nicht, die Sehnsucht deines Herzens zu erfüllen und im Namen Christi eine heidnischeStadt aufzusuchen. Der allreinsten Mutter unseres Herrn gefiel es, durch deine ehrwürdigen Händedas Heilige Kreuz dem Land Iberien zu überreichen, und so berief sie dich, ihm die Errettung zuverkünden für jene, die die Wahrheit glauben und dem Einen Gott in der Dreiheit singen würden:Alleluja!

 

IKOS IV

 

Als er hörte, wie die Allerheiligste Gottesgebärerin dich berief, um das Wort Gottes in ihremauserkorenen Land Iberien zu verkünden, und wie sie dir in einem Geistesbild das Kreuz übergab,daß du mit deinem Haar bandest, begann Juvenal, der Bischof der Stadt des Herrn, Gott zuverherrlichen, Der das Menschengeschlecht rettet, und so rief er also zu dir:

 

Freue dich, die du mit der Gnade Gottes überschattet wurdest.

Freue dich, die du durch die Demut des Geistes Unerschrockenheit vor dem Herrn Jesus und seiner allreinsten Mutter erlangtest.

Freue dich, der durch die Erscheinung der Mutter Gottes Freude gewährt wurde.

Freue dich, die du die süßesten Worte von der Gottesmutter hörtest.

Freue dich, wie mit einem Freund sprachst du mit ihr.

Freue dich, die du fromm geehrt wurdest durch die Brüder Jerusalems.

Freue dich, die du gerüstet wurdest, uns durch das Nichtuntergehende Licht zu erleuchten.

Freue dich, Kerze, von Gott entzündet, die Dunkelheit des Unglaubens zu verbannen.

Freue dich, die du das ehrwürdige Kreuz empfingst als Zusicherung des Gelingens deiner Verkündigung.

Freue dich, die du mit fröhlicher Seele den Pfad der guten Kunde betratst.

Freue dich, die du berufen wurdest zum apostolischen Amt.

Freue dich, die du dem Chor der Verkünder des Evangeliums hinzugesellt wurdest.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION V

 

Du erschienst als göttlich geführter Stern, o heilige Nina, über uns scheinend im Wohlgefallen unserer Allerheiligsten Herrin, der Gottesgebärerin, und uns erleuchtend durch die Verkündigung des WortesGottes. Durch diese himmlische Führung, die mit der Herrlichkeit ihrer frommen Werke glänzt, und die uns, die wir Zuflucht bei ihr nehmen, mit ihrer Fürsorge tröstet, laßt uns, sie preisend in Gebeten, über allem Gott verherrlichen, Der die heilige Nina als unsere Fürbitterin offenbarte, und zu Ihm rufen: Alleluja!

 

IKOS V

 

Die Bräute Christi, die mit der heiligen Nina und Ripsimia in Verehrung Gottes durch Gebete undFasten Rettung fanden, als sie die gottlosen Absichten des heidnischen Kaisers Diokletian erkannten,welcher verlangte, Ripsimia zur Frau zu nehmen und sie zur Götzenanbetung zwingen wollte, flohenheimlich aus der götzendienerischen Stadt Rom in das Land Armenien, wo sie durch die Verordnungdieses Diokletian und des armenischen Königs Tiridates dem Tod übergeben wurden. Die GöttlicheVorsehung rettete einzig Nina und führte sie, um der Verkündigung des Evangeliums willen, nach Iberien. Daher, frohlockend über die Göttliche Vorsehung zur Erlösung des Menschengeschlechts,preisen wir die Botschafterin Gottes, die heilige Nina, und rufen:

 

Freue dich, durch deinen Aufenthalt in Rom erhellte sich dir der Weg der Verkündigung.

Freue dich, die du durch die Standhaftigkeit deines Geistes und wundersamen Mut im Dienst am Wort Gottes verherrlicht bist.

Freue dich, die du ohne Murren zur Ehre Gottes den schweren Weg nach Iberien gewandert bist.

Freue dich, die du durch Gottes Gnade aus den Händen von Diokletian und Tiridates befreit wurdest.

Freue dich, die du mit der Stimme der Demut denen in den Trialeti-Bergen predigtest.

Freue dich, durch dein Vorbild an Sanftmut und Demut sätest du Frieden in die Seelen der Menschen.

Freue dich, denn du hast viele nach dem Wohlgeruch des Wortes Christi duftend gemacht.

Freue dich, unsere Bekräftigung auf dem Wege der Erlösung.

Freue dich, durch dich wurden die zum Glauben Gekommenen der Herrlichkeit würdig gemacht.

Freue dich, durch dich wird das Kreuz Christi verherrlicht.

Freue dich, durch die zahlreiche Menschen dem Herrn zugezählt wurden.

Freue dich, denn durch dich werden viele mit Christus verlobt.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION VI

 

Die heilige Nina offenbarte sich als von Gott begnadete Verkünderin; durch ihre großen Werke undMühen wurde die Kirche Christi in Iberien eingepflanzt, Dunkelheit und Unkenntnis wurdenvertrieben, Licht und Wahrheit erschienen. Daher ziemt es sich für uns alle, die wir durch ihrapostolisches Wirken aus der Finsternis der Götzenanbetung befreit wurden, zu Gott zu rufen:Alleluja!

 

IKOS VI

 

Das Licht der Wahrheit leuchtete auf über dem Land von Iberien, als die heilige Nina die guteNachricht der Stadt Urbnisi verkündete, aus der sich viele aufmachten in die Hauptstadt Mzcheta, umdie falschen Götter Armazi und Zaden zu verehren. Durch ihre Gebete vernichtete und stürzte dieheilige Nina jene Götzen. Laßt uns daher zu ihr als einer Bewohnerin des Himmels rufen:

 

Freue dich, die du die erste im Land von Iberien warst, die allmächtige Gewalt des Wahren Gottes zu offenbaren.

Freue dich, die du den Götzen Armazi durch die Kraft des Höchsten erniedrigtest.

Freue dich, die du durch deine Gebete den Stolz seiner Verehrer beschämtest.

Freue dich, die du allen durch seine Trümmer im Feuer die Machtlosigkeit des bösen Geistes offenbarthast.

Freue dich, denn du hast den Dämon Zaden und seine gefallenen Engel mit Füßen zertreten.

Freue dich, die du die Kräfte der Dunkelheit vertriebst.

Freue dich, die du offenlegtest die Machtlosigkeit des Königreichs des Teufels.

Freue dich, die du die dämonische Flamme der Gottlosigkeit auslöschtest.

Freue dich, die du durch Sturmwinde und himmlisches Feuer die Anbetung der Götzen zunichte machtest.

Freue dich, die du durch deinen Eifer den Namen Gottes in Iberien verherrlicht hast.

Freue dich, die du das Licht des Evangeliums zum Erstrahlen brachtest über den Söhnen der Finsternis.

Freue dich, die du viele aufriefest, Kinder des Lichts zu werden.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION VII

 

Obwohl König Mirian gemeinsam mit seinen Dienern die Kraft des wahren Gottes verstand, Der ihremachtlosen Götzen zerstörte, sprach er zweifelnd: Was also kann dies sein, denn unsere Götter sindgefallen? Doch alle im Haus des königlichen Gärtners zusammen mit Abiathar, dem jüdischenPriester, seiner Tochter Sidonia und anderen Jungfrauen, die andächtig die gute Nachricht durch dieheilige Nina empfingen, riefen zu Gott, als sie zur Erkenntnis des Herrn Christus kamen: Alleluja!

 

IKOS VII

 

Mit dem Empfang des Wortes der Wahrheit durch die heilige Nina wird den Söhnen Iberiens neues Leben geschenkt; denn sie alle wurden durch die Reinigung mit Wasser zum Nachlaß ihrer Sünden getauft, und durch den Empfang der Gnade durch die Taufe wurde ihnen durch die andächtige Fürbitte der heiligen Nina Heilung von seelischen und körperlichen Gebrechen von Gott gewährt. König Mirian, der sein Augenlicht aus der Finsternis der Blindheit zurück erhielt, erlangte auch geistiges Sehvermögen und kam durch den wahren Gott, verkündet durch die heilige Nina, zum Verständnis der Gebote des Herrn Jesus Christus. Nina erhob auch die Königin von ihrem Krankenlager und befreite ihre Kinder von einem bösen Geist, und im Quell der Erneuerung wurdensie wiedergeboren und traten in die Freiheit der Kinder Gottes ein. Daher, in Kenntnis all dessen, möge alles Volk die heilige Nina eingedenk ihrer Werke recht verherrlichen, indem es zu ihr singt:

 

Freue dich, die du für apostolische Werke mit dem Heiligen Kreuz gesegnet wurdest.

Freue dich, die du furchtlos in das Land Iberien kamst.

Freue dich, die du König Mirian und den Seinen kühn den Wahren Gott und Seine Austeilung für das Menschengeschlecht verkündetest.

Freue dich, die du den Unglauben Mirians in Glauben wandeltest.

Freue dich, die du sein Glaubensbekenntnis vernahmst.

Freue dich, die du ihm Heilung von Blindheit gewährtest.

Freue dich, die du die Götzenverehrung im Land von Iberien austilgtest.

Freue dich, die du das Volk Iberiens vom heidnischen Irrweg zur wahren Erkenntnis Gottes bekehrtest.

Freue dich, Entwurzelung frevelhafter Gebräuche.

Freue dich, Läuterung heidnischer Moral.

Freue dich, die du durch deine Fürbitte jenen, die in mannigfache Versuchungen gefallen waren, schnelle Befreiung ermöglichtest.

Freue dich, die du jenen in Mißgeschick und Unglück gewährtest, was für sie notwendig war.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION VIII

 

Welch unfassbares Wunder offenbarte der Herr im Erbteil der Mutter Gottes – im iberischen Land: Vom Anbeginn des apostolischen Dienstes bis zur Verkündigung der Erlösung in Iberien vertraute Erdessen Volk das ehrwürdige Gewand des Herrn Jesus Christus an, und über dem Gewand, das in derErde verborgen war, richtete Er eine Säule auf als Quelle gnadenvoller Heilungen. Hierauf sandte dieallreinste Jungfrau die bewunderungswürdige Verkünderin, die heilige Nina, aus, ihr das HeiligeKreuz als Zeichen des Sieges reichend. Im Wissen um diesen Segen laßt uns Erdgeborene unserenVerstand und unsere Herzen zum Königreich in der Höhe erheben und Gott verherrlichen, imLobpreis rufend: Alleluja!

 

IKOS VIII

 

Vollkommen erfüllt mit Liebe für die obere Welt, o allweise Nina, mühtest du dich, jene von unten zurufen, die den Herrn Jesus Christus nicht kannten, um Miterben des Himmlischen Reiches zu werden, damit sie, wissend um die Erhabenheit der Herrlichkeit des Einen Gottes und Schöpfers des Himmels und der Erde, Ihn aus einem Mund uns aus einem Herzen verherrlichen mögen. Wir, die wir deinen Eifer für die Ehre Gottes und die Errettung der Verirrten erblicken, rufen in Zerknirschung:

 

Freue dich, treue Dienerin des Herrn.

Freue dich, die du angereichert wurdest mit Werken des Glaubens und der Liebe.

Freue dich, allweise Säerin der Gerechtigkeit Christi.Freue dich, die du hundertfache Frucht erbrachtest im Land von Iberien.

Freue dich, die du viele zu den himmlischen Wohnstätten führtest.

Freue dich, die du eine Vielzahl von Engeln durch die Taufe Georgiens mit großer Freude erfülltest.

Freue dich, die du den König Mirian bewegtest, dem wahren Gott einen von Händen gemachten Tempel zu erbauen.

Freue dich, die du Gott viele lebendige, nicht von Menschenhand geschaffene Tempel weihtest.

Freue dich, die du dem Land von Iberien das ehrwürdige Kreuz aus dem Holz der Weinrebe als Zusicherung der Liebe hinterließest.

Freue dich, die du das Kreuz in die Kirche stelltest, die für Seine öffentliche Verehrung errichtet ward.

Freue dich, die du gemeinsam mit einer Vielzahl von Asketinnen alle zur heiligen Taufe riefest.

Freue dich, die du glücklich die Söhne Iberiens aus dem heiligen Becken der Taufe empfingest.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION IX

 

Engel jeglicher Art frohlockten bei der Taufe der Söhne Iberiens und einer der himmlischen Bewohnererschien in der Gestalt eines wundersamen Mannes und errichtete die wundertätige Säule über demGewand des Herrn. Allen gab er die Weisung, mit der heiligen Nina zu singen: Alleluja!

 

IKOS IX

 

Selbst die wortgewandtesten Redner können mit ihren Stimmen keine Lobpreisungen ersinnen, diedeiner würdig wären, o heilige apostelgleiche Nina! Zur Ehre Gottes und zur Errettung deines Nächsten reistest du von Mzcheta in Kartlien zum Land von Kachetien, wo alle Stämme der Täler und Berge, die das Wort Gottes von dir vernahmen, die Erlösung erlangten. Erfüllt mit Freude undDanksagung für solche Liebe zu uns, rufen wir also zu dir aus ganzem Herzen:

 

Freue dich, die du die Kälte der schändlichen Sünde von uns nahmst.

Freue dich, die du unsere Armut eintauschst in den Reichtum des Königreichs Christi.

Freue dich, die du uns in das Purpur der Taufe kleidest.

Freue dich, die du uns als getaufte Diener des Sohnes Gottes annimmst.

Freue dich, Strom der Anmut, die du mit Wassern des Glaubens die nach Gerechtigkeit Dürstenden tränkst.

Freue dich, die du unser Geschlecht aufrufst, Teilhaber des göttlichen Mannas zu sein, indem wir den Leib Christi verzehren.

Freue dich, bewunderungswürdigste Verteidigerin des christlichen Glaubens.

Freue dich, die du die Anpflanzung des Paradieses des Himmels in unserem Lande nährtest.

Freue dich, die du die Fangnetze des Feindes zerrissen hast.

Freue dich, die du uns aus der Gefangenschaft der Sünde befreitest.

Freue dich, Vernichtung von üblen Bräuchen und Aberglauben.

Freue dich, wohlklingende Rohrflöte des Glaubens Christi.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgien!

 

KONTAKION X

 

Im Wunsch, deine Seele vor ewigem Tod zu bewahren, dürstetest du nach der Erlösung deinerNächsten, o heilige apostelgleiche Nina; und im Eifer für die Ehre Gottes reistest du furchtlos in dieFerne. Großtaten apostolischer Mühe vollbrachtest du, an deren Abschluß du mit der apostolischenKrone vom Herrn des Himmels geschmückt wurdest. Da wir dich dort unseretwegen vermittelnderblicken, singen wir zu Gott, Der also unsere Erlösung bereitet hat: Alleluja!

 

IKOS X

 

Der Herr hob dich empor, o heilige Nina, als eine unangreifbare Schutzmauer; deinen unverwestenLeib offenbarte Er als Quelle der Heilung für die Gebrechlichen, durch deine Gebete gewährte ErBefreiung von jeder Art Unglück und Übel: nicht nur für die Menschen aus Bodbe im Land vonKachetien, wo du die Königin Sophia und ihr Volk erleuchtetest, sondern für alle und an jedem Ort,an dem du angerufen wirst im Gebet und wo der Herr in dir verherrlicht wird, auf daß alle, die Gnadevon Gott durch deine Fürbitte empfingen, also zu dir zu rufen mögen:

 

Freue dich, mächtiger Wall der Verteidigung Christi.Freue dich, standhafte Schutzmauer jener, die durch dich zum Licht des Glaubens gerufen wurden.

Freue dich, unversiegbare Quelle göttlicher Gnade für jene, die Sein Angesicht suchen.

Freue dich, unerschöpfliche Schatzkammer für jene, die Seine Gnade im Glauben empfingen.

Freue dich, zuverlässige Gefahrenabwehr jener, die deine Werke preisen.

Freue dich, schnelle Hilfe für jene, die Zuflucht in deiner Fürbitte haben.

Freue dich, die du die Nöte jener in Unglück und Sorgen voraussiehst.

Freue dich, die du zu Hilfe eilst jenen in Not an Land und auf See.

Freue dich, die du milderst den Zorn Gottes über unsere Missetaten.

Freue dich, die du friedliches und langes Leben für das christliche Volk erflehst.

Freue dich, die du eifrig über jene wachst, die deinen apostolischen Dienst voller Hochachtung ehren und die Christi Glauben – durch dich gegründet – beschützen.

Freue dich, die du mit den Früchten des Glaubens jene bereicherst, die Gott preisen, Der dich verherrlichte in deinen unverweslichen Reliquien.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION XI

 

Du brachtest stets der Allerheiligsten Dreiheit Hymnen voller Zerknirschung dar, o heilige Nina, ausganzem Herzen und Gemüt und aus ganzer Kraft, in Liebe zum Dreieinigen Gott, Dem du Ehreerwiesest durch Werke der Verkündigung und des Bekennens bis zum Ende deiner Tage. Nimm nunvon uns, die wir deine Werke preisen, diesen Lobgesang entgegen, dargebracht vom Herzen, dennerleuchtet durch dich auf Geheiß der Allgesegneten Jungfrau und Gottesgebärerin, hoffen wir aufdeine Fürbitte, und inmitten von Unglück und Sorgen erflehen wir deine Hilfe, indem wir Gottsingen, Welcher uns durch dich gesegnet hat: Alleluja!

 

IKOS XI

 

Als strahlender Leuchtturm, entzündet von Gott, erschien die heilige Nina im iberischen Lande und brachte das Licht der wahrhaftigen Erkenntnis Gottes zu ihren Völkern. Als die Zeit ihres Hinscheidens kam, gewährte sie ihren bei ihr versammelten Kindern, die sie einst aus dem heiligen Taufbecken empfing, mannigfachen Trost, sie bestärkend im Glauben an Gott und in der Liebe. Sie heilte viele Gebrechen und übergab ihre Seele voller Freude in Gottes Hände. Ihr gesegnetes Entschlafen erblickend, weinten König Mirian und sein Hofstaat bitterlich über die Trennung von ihrer geistigen Mutter und riefen ihr unter Tränen zu:

 

Freue dich, himmlischer Engel, der du uns in Gestalt einer irdischen Frau erschienen bist.

Freue dich, Braut Christi, die du die iberische Kirche mit ihrem himmlischen Bräutigam verlobtest.

Freue dich, gütige und weise Patin deiner Kinder aus dem heiligen Taufbecken.

Freue dich, die du unermüdlich dich mühtest für die Erleuchtung des neuen Volkes Gottes.

Freue dich, die du offenbart wurdest als Lehrerin des Glaubens und der Frömmigkeit, nicht nur im Wort sondern auch im Werke, für jene, die durch dich erleuchtet wurden.

Freue dich, denn durch deine apostolischen Werke und deinen Eifer für die Errettung der Menschheit brannte das Feuer der Liebe zu Gott in deinem Herzen.

Freue dich, die du deinen Lauf im Dienste bei Tag und Nacht rechtschaffen vollendet hast.

Freue dich, die du allweise deine geistlichen Kinder mit dem Wort Gottes nährtest.

Freue dich, die du sogar noch zu Lebzeiten die Früchte deiner Saat erntetest.

Freue dich, unbescholtene Taube, die du in Freude zum Reich der Himmel fliegst.

Freue dich, ruhmreicher Sieg über den Unglauben.Freue dich, treue Zeugin des endlosen Äons.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION XII

 

Die Gnade erkennend, die dir von Gott gewährt wurde, feiern wir, wie es sich geziemt, deinallehrwürdiges Andenken, o heilige apostelgleiche Nina, und mit Zerknirschung im Herzen, stetsblickend auf dein Bild mit dem Kreuz, verziert durch dein Haar, flehen wir aus ganzer Seele: O unsereErleuchterin, bewahre uns in unserem Leben im orthodoxen Glauben, in Gottesfurcht und Reinheit,auf daß wir in unserer Demut würdig befunden werden, diese Hymne zu Gott zu singen: 

 

IKOS XII

 

Deinem Hingang zu Gott lobsingend, O allgepriesene Nina, verehren wir deine apostolischenGroßtaten, verherrlichen deinen Eifer nach Maßgabe Gottes, lobpreisen deine Langmut im Leiden,verherrlichen deine Demut und Sanftheit, wir segnen deinen reinen Tod und, wissend um diezahlreichen Wunder nach deinem Entschlafen, durch die du wundersam verherrlicht bist, singen wir dir:

 

Freue dich, die du ruhmreich von irdischen Werken zu himmlischer Ruhe hinübergegangen bist.

Freue dich, die du in Liebe aufgenommen wurdest in die Gemeinschaft der Engelschöre und allerHeiligen.Freue dich, die du zur Versammlung der Apostel hinzugezählt wurdest.

Freue dich, die du dich im himmlischen Brautgemach mit den Chören der Auserwählten Gottes erfreust.

Freue dich, goldenes Räuchergefäß, das um unsertwillen immerdar Gebete als Weihrauch vor Gott darbringt.

Freue dich, die du an unbeschreiblicher Glückseligkeit teilhattest durch Betrachtung himmlischerSegnungen.

Freue dich, die du freudig verherrlicht wirst, gemeinsam mit den apostelgleichen Konstantin und Helena.

Freue dich, die du gerecht verherrlicht wirst durch das georgische Volk und alle Rechtgläubigen.

Freue dich, denn nicht allein auf Erden, sondern auch in der himmlischen Welt wirst du geliebt und gesegnet.

Freue dich, als weise und gute Jungfrau wirst du liebevoll empfangen von der Allreinen Immerjungfrau selbst.

Freue dich, denn wir küssen und verehren liebevoll das ehrwürdige Kreuz, umwunden mit deinem Haar, als Stab deiner apostolischen Wanderschaft.

Freue dich, denn durch die Verehrung dieses Zeichens unserer Erlösung und durch deine ehrenwerten Reliquien empfangen wir Heilung und unerläßlichen Beistand.

 

Freue dich, o heilige apostelgleiche Nina, Erleuchterin Georgiens!

 

KONTAKION XIII

 

O ruhmreichste und bewunderungswürdigste Erleuchterin Iberiens! Unablässige Fürbitterin vorunserem göttlichen Lehrmeister, Erretter und Gott und vor Seiner allreinsten Mutter, o heiligeapostelgleiche Nina; empfange diese Hymnen des Lobpreises und ersuche deinen Herrn durch deinewohlgefällige Vermittlung, uns aus jeglicher Not, Bedrängnis und Kummer zu erretten, auf daß wir,in Frömmigkeit und rechtem, von dir gegründetem Glauben lebend, für würdig befunden werden,ewiglich mit dir im Lobpreis zum Dreieinigen Gott auszurufen: Alleluja!

 

(Dieses Kontakion wird dreimal gelesen, anschließend werden Ikos I und Kontakion I wiederholt)

 

Gebet an die Heilige Nina

 

O vielgepriesene und bewunderungswürdigste apostelgleiche Nina! Du bist wahrhaftig eine große Zierde der Orthodoxen Kirche und der außergewöhnliche Stolz desiberischen Volkes, denn das ganze Land Georgien hast du mit göttlicher Lehre erleuchtet. Deine apostolische Verkündigung hat den Feind unserer Erlösung überwunden, und durch deineMühen und Gebete pflanztest du hier Christi Garten und brachtest reichlich Frucht hervor.Dein heiliges Gedächtnis feiernd, oh Vielgepriesene, nehmen wir zu deiner ehrwürdigen IkoneZuflucht, und ehrfürchtig küssen wir das wundertätige Kreuz, das dir von der Mutter Gottesübergeben wurde, um welches du dein kostbares Haar bandest, und mit Zerknirschung bitten wirdich als unsere unablässige Fürbitterin: Beschütze uns vor allem Übel und Leid; bringe zur Vernunftalle Feinde der heiligen Kirchen Christi und alle Widersacher der Frömmigkeit; beschütze die Herde,die du hütest, und erflehe vom allergütigsten Gott, unserem Erretter, vor Dem du nun stehst, daß Erunserem Land Frieden gewähre, allen Menschen langes Leben und rasches Gelingen unseren gutenUnterfangen. Möge uns der Herr in Sein himmlisches Königreich führen, wo alle Heiligen SeinenAllheiligen Namen preisen, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen

 

 

Verehrung der kostbaren Ketten des heiligen Apostels Petrus

 

16. Januar

 

An diesem Tag wird des hl. Apostels Petrus gedacht, und zwar insbesondere seiner Ketten, mit denen er auf Befehl des Herodes gefesselt worden war und die bei der Erscheinung des Engels im Gefängnis von ihm abfielen (Apg 12: 7).

 

Die Ketten wurden von frommen Christen aufbewahrt einerseits zum Gedenken an den großen Apostel und gleichermaßen wegen ihrer heilenden Kraft, denn es wurden viele allein schon durch die Berührung geheilt. Patriarch Juvenal von Jerusalem gab diese Ketten Kaiserin Eudokia zum Geschenk. Sie teilte sie in zwei Hälften und sandte die eine Hälfte an die Apostelkirche in Konstantinopel und die andere ihrer Tochter Eudoxia in Rom. Diese baute die Kirche des hl. Petrus (San Pietro in Vinculi) und legte die Ketten zusammen mit jenen, mit denen Petrus vor seinem Martyrium gefesselt wurde, darin nieder. Nach dser kirchlichen Überlieferung haben sich die beiden Ketten dann auf wundersame Weise zu einer verschmolzen.

 

Tropar im 4. Ton: Ohne Rom zu verlassen bist du zu uns gekommen, für die du hast getragen die kostbaren Ketten, Erstthronender der Apostel. Wir verehren sie voll Glauben und flehen, dass uns werde geschenkt auf deine Fürbitten bei Gott das große Erbarmen.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Honoratus,

Erzbischof von Arles, Gründer des Klosters von Lérins

 

16. Januar

 

Der hl. Honoratus stammte aus einer in Gallien lebenden römischen Adelsfamilie, die aud ihren Reihen römische Konsuln gestellt hatte. Er erhielt eine gute klassische Ausbildung, wurde schon in jungen Jahren Christ, ließ sich taufen, suchte ein Leben in Askese zu führen und begab sich deshalb zusammen mit seinem von ihm bekehrten Bruder Venantius auf eine Pilgerreise nach Ägypten, um dort in der Wüste als Einsiedler unter Anleitung des Altvaters Caprasios zu leben.

 

Nachdem Venantius in Griechenland gestorben war, kehrte Honoratus zusammen mit Caprasios nach Gallien zurück. Um 400 wurde er von Bischof Leontius von Fréjus zum Priester geweiht und führte danach ein Einsiedlerleben in den Bergen bei Fréjus.

 

Um das Jahr 410 gründete er zusammen mit Caprasios auf einer der Lérins-Inseln, die damals wüst und unbewohnt waren - nämlich auf der kleineren, heute nach ihm benannten Insel St-Honorat - ein Kloster mit einem Typikon nach dem Vorbild der Wüstenväter in Ägypten und Syrien. Der Überlieferung nach beabsichtigte der Honoratus ursprünglich, auf der Insel als Eremit zu leben. Aber bald schon schlossen sich ihm viele Schüler an, die dann eine monastische Gemeinschaft um Honoratus als ihrem Igumen und Starez bildeten. Das Kloster in Lérins wurde schnell zu einem der bedeutendsten Pflanzstätten abendländischen Mönchtums. Der hl. Johannes Cassian berichtet uns, dass das Kloster bereits im Jahr 427 sehr viele Mönche umfasste, so dass das Kloster schon bald große Ausmaße angenommen hatte. Als Igumen verfasdste der hl. Honoratus auch das Typikon (die Klosterregel) für das Kloster, die sogenannte „Regel der vier Väter“, die als ältestes Typikon in Westeuropa zum Vorbild der Klosterregeln des hl. Johannes Cassian und des hl. Benedikt von Nursia wurden. Auch war der hl. Parik, der Erleuchter der Iren eine Zeitlang Mönch in Lerins. Aus dem Kloster in Lerins kamen in dieser Zeit so viele Bischöfe, dass das Lérins auch die „Pflanzstätte der Bischöfe“ genannt wurde. Der hl. Vinzenz von Lerins († um 445) lebte ebenfalls auf der Insel, ebenso der spätere hl. Bischof Caesarius von Arles. So wurde das Kloster in Lerins zum geistlichen Stern für ganz Gallien und seine Kirche. Dem Kloster entstammten u. a. die Heiligen Eucherius von Lyon, Patrick von Irland, Vinzenz von Lérins und Hilarius von Arles.

 

Nach der Ermordung von Bischof Patroclus im Jahre 426 wurde der hl. Honoratus gegen seinen Willen 427 Bischof der südfranzösischen Stadt Arles. Auf dem Sterbebett bestimmte er seinen Verwandten Hilarius zu seinem Nachfolger auf der Kathedra von Arles.

 

Tropar im 5. Ton: Von Kindheit an liebtest du glühend den Herrn; du verließest die Reichtümer dieser Welt und ihre Freuden, um dich Christus zu weihen in der Stille von Lérins. Gleich einer fruchtbaren Palme bedecktest du die Erde Galliens mit der Frucht deines geheiligten Zeugnisses und erleuchtetest die Kirche von Arles durch deine weisen Lehren. Verehrungswürdiger Vater, heiliger Hierarch Honoratus, wir bitten dich: Mögen unsere Seelen erlöst werden von ihren Makeln und aus deiner Quelle schöpfen die Gnade ihres Heiles.

Diakon Thomas Zmija

 

 

Gedächtnis unseres ehrwürdigen und gotttragenden Vaters Antonius des Großen, des Gründers des eremitischen Möchtums

 

17. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Antonius wurde in Kome in Mittelägypten als Sohn wohlhabender christlicher Bauern geboren. Als er etwa zwanzig Jahre alt war, verstarben seine Eltern. Nach ihrem Tod teilte er sein Erbe mit seiner noch minderjährigen Schwester welche er bei Verwandten unterbrachte. Den eigenen Anteil seines Erben verteilte er an die Armen. Danach begann er das Leben eines Eremiten. Zunächst lebte er in einer Hütte in der Nähe seines Dorfes. Anschließen begab er sich in die sketische Wüste zwischen dem Nil und dem Toten Meer. Dort schloss er sich an einen anderen Eremiten an. Schließlich lebte er in eine alte ägyptische Grabkammer und später in ein verlassenes römischen Kastell am Rand der Wüste. Hier führte er in der Einsamkeit seinen asketischen Kampf mit den Versuchungen und Leidenschaften. Da ihn der Teufel nicht überwinden konnte, sandte er dem heiligen Antonius schließlich dämonische Manifestationen, um ihn vom asketischen Weg abzubringen. Doch der heilige Antonius obsiegte über alle Formen, mit denen der Teufel ihn vom entschlossenen Weg zur Heiligkeit abbbringen wollte. Am Schluss lebte der heilige Altvater in einer Einsiedelei am Berg Kolzim in Sichtweite des Golfs von Suez, wo er schließlich im Jahre 335 im Alter von 105 Jahren nach einem langen asketischen Leben verstarb.

 

Der heilige Altvater Antonius wurde durch sein asketisches Leben zum Vorbild unzähliger Mönche. Er verbrachte seine Zeit in Einsamkeit, dem Gespräch mit Gott und der geistlichen Besinnung. Auch hielt er alle Leiden aus, welche ihm der Teufel in Form der Dämonen und Versuchungen schickte. Deshalb wurde sein monastisches Beispiel in der ganzen Welt von unzähligen anderen Mönchen nachgeahmt.

 

Während seines 85 Jahre dauernden Lebens ging der heilige Antonius nur zweimal in die ägyptische Metropole Alexandria. Das erstemal um während der Christenverfolgung dort Christus zu bekennen und den Märtyrertod zu sterben. Das zweite Mal wurde er von seinem Schüler, dem heiligen Athanasius dem Großen, der Erzbischof von Alexandria geworden war, darum gebeten, um die falschen Lehren des alexandrinischen Priesters Arius zu widerlegen, der die Wahre Gottheit Jesu Christi bestritten hatte. Der Häretiker Arius hatte aus Prestigegründen sogar behauptet, dass der heilige Antonius Anhänger seiner Irrlehren zu sein.

 

Troparion im 4. Ton: Nachahmend den Eifer des Elias in der Lebensweise und nachfolgend den Wegen des Täufers, wurdest du, o Vater Antonius, zum Wüstenbewohner und hast den Erdkreis durch deine Gebete befestigt. Darum bitte Christus, Gott, uns zu erretten.

 

 

Gedächtnis des heiligen Neo-Märyrers Bischof Platon von Reval

und der beiden Priester-Märtyrer Michail und Nikolaj

 

18. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Neo-Märyrer Bischof Platon von Reval (Talinn) wurde am 25. Juli 1869 in Pootsi, Pärnumaa geboren, empfing 1894 die Priesterweihe und wurde am 31. Dezember 1917 zum ersten Bischof von Estland geweiht. Gemeinsam mit den beiden Priestern Michail und Nikolaj starb er als Märtyrer im Jahre 1919.

 

In Jahre 1917 wurde der heiliger Platon als erster Este zum Vikarbischof des Bischof von Riga mit Sitz in Reval geweiht. Am 31. Dezember 1917 wurde er in der orthodoxen Domkirche zu Ehren des Heiligen Alexander Newski feierlich zum Bischof geweiht. Sowohl durch die Oktoberrevolution im November 1917 in Russland, als auch durch den Einmarsch deutscher Truppen in Estland am 25. Februar 1918 wurde seine kirchliche Arbeit als orthodoxer Bischof erheblich behindert. Besonders den antiklerikalen Bolschewiki war dieser eifrige junge orthodoxe Bischof estnischer Herkunft ein Dorn im Auge. Am 29. Dezember 1918 verboten die Kommunisten dann sogar die Abhaltung von Gottesdiensten in Estland.

 

Der heilige Neomärtyrer-Bischof Platon von Reval
Der heilige Neomärtyrer-Bischof Platon von Reval

 

Am 2. Januar 1919 wurde Bischof Platon während eines Aufenthaltes in Dorpat (Tartu) von den Kommunisten verhaftet. Trotz Folter weigerten sich der Bischof und weitere Geistliche, die vorgefertigten Verhörprotokolle zu unterzeichnen. Am 14. Januar 1919 erschossen daraufhin die Kommunisten Bischof Platon und die Priester Priestern Michail Bleive und Nikolaj Beschanski wegen „konterrevolutionärer Umtriebe“. Am selben Tag wurden in Dorpat auch die beiden lutherischen Pastoren Traugott Hahn und Moritz Wilhelm Schwartz sowie weitere vierzehn Personen hingerichtet. Das Verhältnis zwischen den orthodoxen und den lutherischen Christen war um die Jahrhundertwende in Estland besonders angespannt, waren es doch die, meist von baltendeutschen Pastoren dominerten, Lutheraner im Lande jahrhundertelang gewöhnt gewesen, ohne andere Konfessionen das Christentum des Landes stellen zu können. In der Nacht vor der Hinrichtung lasen der heilige Bischof Platon und Pastor Hahn gemeinsam im Evangelium. Der heilige Bischof Platon versicherte in dieser Nacht dem evangelischen Pastor, dass die Mauern zwischen den orthodoxen und evangelischen Christen sicherlich nicht bis an den Himmel reichen würden.

 

Nach der Eroberung Dorpats durch bürgerliche Truppen wenige Tage später wurde der heilige Mätryrerbischof zunächst in Dorpat beigesetzt. Seine Reliquien wurden später nach Reval überführt.


Am 18. August 2000 wurde die drei heiligen Neomärtyrer von der Russischen Orthodoxen Kirche heilig gesprochen.

 

Тропарь священномученику Платону (глас 4): Отечество твое оставил еси, и народу своему в рассеянии сущему послужити восхотел еси, храм в столице эстам православным воздвигл еси, последи же первым епископом земли твоея поставлен бысть, мученичеством ризы твоя архиерейския украсил еси, явив твердую и непоколебимую любовь ко Христу Богу нашему, Егоже моли спасти души наша.

 

Кондак священномученику Платону (глас 3): Ведый твое измлада благое изволение Всеведец Бог, приведе тя во град стольный святыя Руси, воспита в тебе велию и чистую любовь к Церкви Христовой, в годину лютых гонений вручи тебе всю паству земли Прибалтийския, ейже до пролития крове служил еси, священномучениче Платоне, поминай насъ верою чтущих тя.

 

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Mark, Metropolit von Ephesus

Verteidiger der Orthodoxie

 

19. Januar

 

Der hl. Mark wurde in Konstantinopel geboren Sein Vater diente als Diakon im Tempel der heiligen Weisheit (Hagia Sophia), seine Mutter war die Tochter eines Arztes der Kaiserstadt. Mark erhielt eine hervorragende Ausbildung und bereits in junges Alter begann in der Sophienkirche zu dienen.

 

 

Seit seiner Jugend hatte er eine große Liebe für die Theologie und führte zugleich ein asketisches Leben. Als geistlicher Sohn des Patriarchen Euthymios von Konstantinopel Euthymius stand er dem kaiserlichen Hof nahe und erregte die Aufmerksamkeit von Kaiser Manuel II.

 

 

Dank seiner hohern Fähigkeiten wurde er bereits im Alter von 25 Jahren Professor für Philosophie. Auch machte ihn Kaiser Manuel zu seinem Berater. Aber der hl. Mark suchte oder wünschte keine weltliche Ehre. Er lebte in der Kaiserstadt und am Hofe, war aber ihrem Leben fremd. Im Jahre 1418 verließ er Konstantinopel und legt im Kloster auf der Insel Antigonos die monastischen Gelübde ab. Aus Angst vor der türkischen Eroberung verließen die Mönche aber schon bald ihr Kloster und der hl. Mark kehrte nach Konstantinopel zurück und ließ sich dort im Mangan-Kloster nieder.

 

Kaiser Johannes VIII., der die Nachfolge von Kaiser Manuel angetreten hatte, schätzte ebenfalls den hl. Mark sehr. So wurde der hl. Mark im Jahr 1437 durch den Willen des Kaisers Metropolit von Ephesus. Noch im selben Jahr (24. November), reiste er zusammen mit dem rhomäischen Kaiser Johannes und dem Patriarchen Joseph II. als Teil einer Delegation der orthodoxer Bischöfe zu einem Konzil mit Lateinern nach Italien. Dieses Konzil unter der Leitung des Papstes und seiner Kurie hatte das politische Ziel, eine Union zwischen den Orthodoxen und den Lateinern herzustellen.

 

Das Konzil war ursprünglich 1431 von Papst Martin V. in Basel einberufen worden. Als es zwischen Papst Eugen IV. und dem Basler Konzil zu Meinungsverschiedenheiten kam, verlegte Papst Eugen das Konzil im Jahre 1438 nach Ferrara. Als in Ferrara die Pest ausbrach, verlegte Papst Eugen das Konzil dann nach Florenz, wo es in der Kirche Santa Maria Maggiore zwei Jahre tagte.

 

 

Am 9. April 1438 fand die Eröffnung der Versammlung in Florenz statt. Die Versammlung beschloss, eine Kommission einzurichten, um die dogmatischen Unterschiede zwischen der römisch-lateinischen und der orthodoxen Kirche zu untersuchen und die Bedingungen für den Abschluss einer Union zu erarbeiten.

 

 

Aus dem orthodoxen Teil dieser Kommission durften nur Mark von Ephesus und Bessarion von Nizäa in Gesprächen mit Katholiken öffentlich sprechen, was unter anderem die hohe theologische Kompetenz und das hohe kirchliche Autorität des Heiligen bezeugt.

 

 

Zu Beginn der Arbeit der Kommission reagierte Mark zunächst mit christlicher Verständigungsbereitschaft, denn er hoffte auf eine Möglichkeit, die dogmatischen und kirchlichen Hindernisse für die Vereinigung der Ost- und Westkirche noch überwinden zu können. Er unternahm große Anstrengungen, um die Irrtümer der römischen Theologen und ihren Gegensatz zu der Lehre der hl. Väter zu klären.  Der hl. Mark tat alles, um die katholische und apostolische Lehre und den überlieferten Konsens der hl. Väter zu verteidigen und auf die Neuerungen in der römischen Kirche unmissverständlich hinzuweisen. Die Lateiner forderten aber von den Orthodoxen die Anerkennung des lateinischen Glaubensbekenntnisses mir dem Filioque sowie die Anerkennung des Jurisdiktionsprimates des römischen Papstes über die gesamte Kirche. Den Orthodoxen sollte nur eine gewisse Unabhängigkeit im Bereich des Ritus und der kirchlichen Bräuche ermöglicht werden. Die Lateiner wollten keine Übereinstimmung im orthodoxen Glauben, keine Glaubenseinheit aufgrund der Beschlüsse der hl. Konzilien und der Überlieferung der hl. Väter erreichen. Sie suchten weniger die Wiederherstellung der christlichen Einheit des Christentums als vielmehr die bedingungslose theologische Kapitulation der orthodoxen Kirche.

 

 

Der heilige Mark verstand dies vollkommen und beschloss deshalb, die orthodoxe Lehre mit aller Entschiedenheit zu verteidigen. Leider wurde er in seinem geistlichen Kampf von zahlreichen Hierarchen der griechischen Delegationen allein gelassen. Die orthodoxen Gesandten des schwer von den osmanischen Türken bedrängten Kaisers Johannes VIII., der auf westliche Militärhilfe hoffte, stimmten am Ende weitreichenden Forderungen nach Übernahme der lateinischen theologischen Vorstellungen zu.

 

 

So erfolgte am 6. Juli 1439 in der Hauptkirche von Florenz mit der Unterzeichnung des Dekretes „Laetentur coeli“ der feierliche Abschluss der Unia. Als Ergebnis des Konzils wurde die „Unia von Florenz“ verabschiedet, eine Vereinbarung, die auf einem Konzil in Florenz im Juli 1439 über die Vereinigung der lateinischen und der griechischen Kirche unter der Bedingung geschlossen wurde, dass die griechische Kirche das lateinische Dogma und den Vorrang des Papstes anerkennt aber gleichzeitig die orthodoxen Riten beibehalten darf. Die Neuerungen der Lateiner wurden schließlich von der griechischen Delegation als legitim anerkannt, mit der Einschränkung, dass die östlichen Kirchen diese nicht übernehmen müssten. Für die Rhomäer in der byzantinischen Delegation waren dafür nicht die theologischen, sondern vielmehr die staatspolitischen Überlegungen ausschlaggebend: Das fast bis auf die Stadt Konstantinopel allein geschrumpfte rhomäische Kaiserreich hatte keine weltliche Hoffnung, den vorrückenden Türken erfolgreich zu widerstehen. Als letzte politische Option, den bedrängten Griechen militärische und finanzielle Hilfe zu verschaffen erschien dem Kaiser und seinen Ratgebern die theologische Unterwerfung unter die lateinische Kirche des Westens.

 

Während der Arbeit der Konzilskommission schrieb der hl. Mark eine Reihe herausragender theologischer Werke: „Zehn Argumente gegen die Existenz des Fegefeuers“, „Die Summe der Sprüche über den Heiligen Geist“, "Kapitel gegen die Lateinamerikaner“, „Glaubensbekenntnis“ und „Zur Zeit der Verwandlung (der hl. Gaben)“. Seine Bemühungen wirkten sich jedoch nicht einmal auf seine orthodoxen Mitbrüder aus, die fast alle dazu neigten, die häretische Unia zu akzeptieren. Für die Rhomäer in der byzantinischen Delegation waren dafür nicht die theologischen, sondern die staatspolitischen Überlegungen ausschlaggebend: Byzanz hatte keine Hoffnung, den vorrückenden Türken allein erfolgreich zu widerstehen. Als letzte Gelegenheit, den Byzantinern zu helfen, war die Vereinigung mit dem christlichen Westen.

 

 

Der hl. Mark wurde der Einzige der griechischen Hierarchen, der die Vereinigung nicht anerkannte und fest daran glaubte, dass es unmöglich sei, Gottes Hilfe bei der Verteidigung des Zweiten Roms zu finden, wenn man die geistliche Wahrheit verrät.

 

 

Die Verweigerung der häretischen Unia durch den Heiligen Mark wurde von Klöstern unterstützt, die einen großen geistlichen Einfluss auf das gläubige orthodoxe Volk hatten. Viele der Bischöfe, die das Unia-Dokument anfangs unterschrieben hatten, widerriefen ihre Unterschriften und behaupteten, sie seien gewaltsam zu einer Einigung mit den Lateinern gezwungen worden. Die Priester und das gläubige Volk der Orthodoxen, die von der Unia erfuhren, waren empört. Die Uniaten galten ihnen als Verräter an der Wahrheit, als Wölfe in der Kirche Christi, als unbußfertige Häretiker.

 

 

Der hl. Mark entschlief  in Konstantinopel am 23. Juni 1444 im Alter von 52 Jahren nach zwei Wochen schwerer Krankheit.

 

 

 

An diesem Tag wird des hl. Apostels Petrus gedacht, und zwar insbesondere seiner Ketten, mit denen er auf Befehl des Herodes gefesselt worden war und die bei der Erscheinung des Engels im Gefängnis von ihm abfielen (vgl.: Apostelgeschichte 12:7). Diese Ketten wurden von frommen Christen aufbewahrt einerseits zum Gedenken an den großen Apostel und gleichermaßen wegen ihrer heilenden Kraft, denn es wurden viele allein schon durch die Berührung geheilt. Patriarch Juvenal von Jerusalem gab diese Ketten Kaiserin Eudokia zum Geschenk. Sie teilte sie in zwei Hälften und sandte die eine Hälfte an die Apostelkirche in Konstantinopel und die andere ihrer Tochter Eudoxia in Rom. Diese baute die Kirche des hl. Petrus (San Pietro in Vinculi) und legte die Ketten zusammen mit jenen, mit denen Petrus vor seinem Martyrium gefesselt wurde, darin nieder. Die beiden Ketten sollen sich auf wundersame Weise zu einer verschmolzen haben.

 

Verehrung der kostbaren Ketten des heiligen und ruhmreichen Apostels Petrus

 

16. Januar

 

Um das Jahr 43 wurde der König der Juden, Herodes Agrippa, angesichts der Erfolge der Apostel bei der Verkündigung des Worts von blutdurstigem Wahnsinn ergriffen gegen die Christen und ließ den heiligen Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert hinrichten. Als er sah, dass dies den Juden gefiel, ließ er auch den Heiligen Petrus ergreifen und ins Gefängnis werfen, in der Absicht, ihn nach dem   Pascha   dem   Volk   vorzuführen   (Apostergeschichte   12:1   ff.).   Die   Kirche   aber   betete   ohne Unterlass für ihn. In der Nacht, bevor er vorgeführt werden sollte, schlief Petrus in seinem Kerker. Man hatte ihn mit zwei Ketten gefesselt und ihm zwei Soldaten zur Seite gestellt. Außerdem stellte man vor die Türe Wächter, denn man befürchtete, er könnte fliehen. Da schickte der Herr einen Engel, und Licht erfüllte den Raum, als er erschien. Er stieß den schlafenden Apostel in die Seite, damit er aufstehe, und sogleich fielen die Ketten von seinen Händen. Ohne recht zu begreifen, was vorging, denn er glaubte zu träumen, legte Petrus auf Geheiß des Engels seinen Gürtel, seine Sandalen und seinen Mantel an und folgte ihm. Unbehelligt passierten sie alle Wachposten und Tore und erreichten schließlich die Stadtmitte, wo der Engel, der seinen Auftrag erfüllt hatte, Petrus verließ.

 

Zu sich gekommen, erkannte der Apostel, dass es kein Traum war, und er dankte Gott für Seine wunderbare Hilfe. Er eilte sogleich zum Haus Marias, der Mutter des Johannes, der auch Markus genannt wurde, wo die Jünger  versammelt waren und ihn mit großer Freude empfingen.

 

 

Die Ketten, die dem Apostel von den Händen gefallen waren, wurden später von frommen Christen geborgen und von Generation zu Generation weitergegeben, bis sie vom Kaiser von Byzanz nach Konstantinopel geholt und in der dem Hl. Petrus geweihten Kirche neben der Hagia Sophia niedergelegt wurden. Dort wirkten sie manches Jahrhundert lang viele Wunder.

 

In der Tat wirken nicht nur die Reliquien der Heiligen Wunder, sondern, wie schon in der Heiligen Schrift bezeugt ist, auch deren Gewänder oder Gegenstände,  die   sie   berührten,  ja   selbst ihr Schatten, denn die ungeschaffene Gnade Gottes, die die reine Seele der Heiligen erfüllt, überträgt sich auf ihren Leib, und vom Leib auf ihre Kleider und auf den Schatten. So lesen wir in Apostelgeschichte 19:11-12,  dass   die   Epheser ihren Kranken Schweißtücher und Wäschestücke  des Apostels Paulus auflegten, worauf sie geheilt wurden. Und Apostelgeschichte 5:15-16 berichtet, dass man die Kranken in Betten und Tragbahren auf die Gassen trug, damit, wenn Petrus käme, wenigsten sein Schatten auf sie falle, und dass sie Heilung fanden. So hat die Orthodoxe Kirche die Sitte geerbt, nicht nur den Leib der zu Trägern der Gnade gewordenen Heiligen zu verehren, sondern auch ihre Gewänder, ihre Gebrauchsgegen stände oder die Gerätschaften, durch die sie für den Herrn litten.

 

Quelle: Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche.

 

 

Vorbild des Glaubens -

 

Über das Leben des heiligen Athanasius des Großen

 

18. Januar

 

Thomas Zmija

 

Unser Herr und Erlöser Jesus Christus hat Seine Kirche gestiftet, damit sie das Licht der Welt sei. Das heilige Evangelium zu verkünden, stellt einen Teil ihrer erhabenen Sendung dar. Wie sehr sich die Jünger durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende dieses Auftrags bewusst waren, zeigt die große Zahl der Heiligen, besonders der heiligen Märtyrer und Bekenner. Immer wieder wechselten für die Kirche einander Zeiträume größerer Ruhe mit Perioden äußerster Bedrängnis und heftigster Verfolgung ab.

 

Für den heiligen Athanasius (griechisch: Άγιος Αθανάσιος Αλεξανδρείας ο Μέγας, russisch: Святитель Афанасий Великий, Архиепископ Александрийский) war am Beginn seines Lebens sicher nicht vorauszusehen, in welchem Ausmaß ein solcher Kampf gerade sin Leben prägen würde. Als Kind hatte er selbst noch die große Christenverfolgung unter dem Kaiser Diokletian miterlebt; aber als er zum Mann herangewachsen war gehörten diese Prüfungen schon Vergangenheit an, da unter dem heiligen apostelgleichen Kaiser Konstantin der Kirche Ruhe geschenkt wurde und das christliche Bekenntnis und kirchliche Leben für erlaubt erklärt worden war.

 

Seitens der modernen Historiker und Theologen wird immer wieder in Frage gezogen, dass Kaiser Konstantin im Laufe seines Lebens wirklich zum gläubigen Christen geworden ist. Die orthodoxe Kirche beurteilt Kaiser Konstantin und die sogenannte konstantinische Wende als den Beginn der endgültigen Verchristlichung des römischen Reiches und der Verkirchlichung seiner Menschen. Aus dieser Entwicklung erwuchs dann im Laufe der kommenden Jahrhunderte die christliche rhomäisch-byzantinische Kultur. Insofern sieht die orthodoxe Kirche in Konstantin den Ersten einer langen Kette christlicher Kaiser, die über das immer mehr vom christlichen Glauben geprägte römische Reich herrschten.

 

Zur Zeit des heiligen Athanasius stand dieser Prozess der Verchristlichung und Verkirchlichung der antiken Menschen noch am Anfang. Athanasius entstammte einer vornehmen, bereits christlichen Familie aus damaligen Weltstadt Alexandrien. Sie war die Metropole der damaligen römischen Provinz Ägypten. Der heilige Athanasius genoss als angehöriger der hellenistischen (= griechschsprachigen) römischen Oberschicht in seiner Jugend eine umfangreiches Bildungsprogramm, dass ihm die Quintessenz des antiken Bildungswissens erschloss. Zugleich war die Ausbildung des Heiligen nicht nur an Grammatik, Rhetorik und den griechischen Klassikern orientiert. Auch gründliche Kenntnisse der Heiligen Schrift und den älteren Väter der Kirche wurden ihm vermittelt. Gerade in der Verbindung des antiken Wissens mit den christlichen Glauben war die Christengemeinde in Alexandrien zu diesem Zeitpunkt richtungsweisend. Der heilige Athanasius begnügte sich jedoch nicht nur mit dem Erwerb von theologischem und intellektuellem Wissen. Längere Zeit verbrachte er auch bei den heiligen Anachoreten (Einsiedlern) in der Wüste Ägyptens. Aus dieser geistlich-spirituellen Bewegung entwickelte sich dann später das orthodoxe Mönchtum, wie wir es noch heute kennen. Der heilige Athanasius schloss in dieser Zeit Freundschaft mit dem heiligen  Antonius, dem Großen. Das Leben dieses bedeutenden frühen Mönchsvaters hat er später in einem viel gelesenen Buch geschildert.

 

Bereits in jungen Jahren war der heilige Athanasius in den Haushalt des alexandrinischen Alexander gekommen und dort dessen Sekretär geworden. Im Jahre 319 wurde er in Alexandrien zum Diakon geweiht. Im Dienst der Kirche machte er schon bald Bekanntschaft mit einer falschen und unchristlichen Lehre, die in wenigen Jahren die ganze Kirche erschüttern sollte. Der alexandrinische Priester Arius, der nach dem Bischofsamt in der Stadt strebte und wegen seiner kirchenpolitischen Umtriebe schon früher einmal exkommuniziert worden war, suchte den neugewählten Bischof der Stadt, den heiligen Alexander in Verruf zu bringen, um danach selbst Bischof von Alexandrien werden zu können. Deshalb beschuldigte Arius den heiligen Alexander, die Häresie des Sabellius zu vertreten. Sabellius hatte die Allheilige Dreieinheit als Einheit der drei göttlichen Personen geleugnet und statt dessen den Modalismus gelehrt, nach dem  der Vater, der Sohn und der Heilige Geist nur verschiedene Erscheinungsweisen der einen Gottheit seien.

 

Aber auch Arius vertrat eine trinitarische Häresie, indem er ab etwa 318 behauptete, die Personen des Vaters und des Sohnes seien dadurch unterschieden, dass der Sohn ein Geschöpf des Vaters und somit nicht ewig sei. Arius lehrte, dass es eine Zeit gegeben habe, in der Sohn nicht existiert habe, sondern vielmehr erst von Gott dem Vater geschaffen worden sei. Damit wäre der Sohn jedoch nicht eines Wesens mit den Vater. Er wäre nicht Gott, sondern nur eine Art höchstes Engelwesen, das in Jesus Christus Fleisch angenommen hätte. Eine derartig ungläubige Ansicht aber entsprach nicht dem apostolisch überlieferten christlichen Glauben, den Heiligen Schriften und der Lehre der frühen Heiligen Väter der Kirche. Arius beunruhigte mit seinem Versuch, den Glauben der Kirche zu verdunkeln zuerst die Christen in Ägypten und später auch im übrigen römischen Reich, denn die Irrlehre des Arius stellte den christlichen Glauben in seinem Wesenskern in Frage. Der heilige Bischof Alexander versuchte zunächst mit Güte und Langmut, den Presbyter Arius von seinem falschen Weg abzubringen. Schließlich aber musste er den uneinsichtigen Arius durch eine alexandrinische Synode verurteilen lassen.

 

 

 

Die Sieben Heiligen Ökumenischen Konzilen

 

Die orthodoxe Kirche anerkennt Sieben Heilige Ökumenische Konzilen. Auf ihnen versammelten sich die Bischöfe der gesamten christlich-orthodoxen Oikumene, das heißt, auf diesen Synoden waren all jene Bischöfe, die in kirchlicher und deshalb auch liturgisch-sakramentaler Gemeinschaft untereinander verbunden sind, vertreten. Sie bilden deshalb mit ihrer Synaxis ein sichtbares Abbild des pneumatischen Glaubensgeschehens in der Einen, Rechtgläubigen, Heiligen, Katholischen (= über den gesamten bewohnten Erdkreis ausgebreiteten) und Apostolischen Kirche. Die Heiligen Ökumenischen Konzilien sind außerordentliche Gesamtsynoden der gesamten Kirche, auf denen die Patriarchen, Bischöfe und kirchlichen Autoritäten der ganzen rechtgläubigen Christenheit zusammenkommen, um dort den überlieferten, katholischen, rechtgläubigen und apostolischen Glauben wie ihn unser Herr Jesus Christus selbst Seiner Kirche zur treuen Bewahrung anvertraut und den die heiligen Apostel in Treue zum Leben und der Lehre des Herrn in harmonischer Übereinstimmung gelehrt haben, gegen aufgekommene Häresien zu verteidigen. Die dogmatischen Formulierungen der Heiligen Konzilien bringen deshalb keine neuen Lehren in das Christentum ein, sondern formulieren der von Christus und seinen Aposteln gelehrten beziehungsweise überlieferten Glauben nur in einen klareren uns präziseren Ausdruck. Deshalb ist die Idee der abendländischen Theologen, es habe in der christlichen Kirche eine "Dogmenentwicklung" gegeben, der genuin orthodoxen Theologie und den kirchlichen Denken vollkommen fremd. Nicht der christliche Glaube hat sich entwickelt, sondern wie wir rechtgläubig über ihn reden - und das bedeutet in der Orthodoxie immer vor allem, wie er rechtgläubig im Gebet der heiligen Kirche zum Erklingen gebracht wird - hat sich mehr und mehr vor dem Angriff durch die falschen unchristlichen Lehren der Häretiker präzisiert und entfaltet.

 

Außer in Glaubensdingen haben die Heiligen Konzilien auch verschiedene kanonische Anordnungen getroffen. Die sind kirchliche Rechtsvorschriften, die die Verwaltung der Kirche regeln. Diese Kanones haben grundsätzlich meist nur einen temporären Charakter, das heißt, es besteht die prinzipielle Möglichkeit, sie durch Lokalsynoden oder spätere ökumenische Konzile den jeweiligen Notwendigkeiten anzupassen, während das heilige Glaubensgut nicht verändert werden kann, ohne dass die Kirche gleichzeitig aufhören würde, Kirche Jesu Christi zu sein. Obwohl die kanonischen Anordnungen grundsätzlich veränderbar sind, unterliegen sie weder der subjektiven Willkür durch Einzelne, Lokalkirchen oder Gruppen. Sie sind trotzdem allgemein verbindlich und für die kanonische Tradition und damit für die Ausgestaltung des kirchlichen Lebens  maßgebend ist.

 

Das erste Konzil in der Geschichte der christlich-orthodoxen Kirche war das Apostelkonzil in Jerusalem (vgl. Apostelgeschichte 15). Außer diesem und den Sieben Heilige Ökumenische Konzilen anerkennt die orthodoxe Kirche weitere Entscheidungen einzelner Lokalsynoden als für die gesamte Kirche verbindlich.

 

Die wichtigsten Entscheidungen

der Heiligen Sieben Ökumenischen Konzilien

 

Für den Glauben der Orthodoxen Kirche sind die Entscheidungen von Sieben Ökumenischen Konzilien verbindlich. Die Lehre dieser Konzilien ist in Kürze folgende:

 

1. Das Nizänum (325), das den Arianismus verurteilte. Bei diesem Konzil wurde der christliche Glaube bzw. die Lehre der Kirche über die Gottheit des menschgewordenen Sohnes Gottes bekannt und mit dem Begriff „wesensgleich“ (griechisch homooúsios) mit dem Vater zum Ausdruck gebracht. Der Sohn Gottes ist also kein Geschöpf, wie die Anhänger des Presbyters Arius behauptet haben, sondern wie der Vater Gott ist, so ist es auch sein Sohn. Das kanonistische Werk dieses Konzils, d.h. die von diesem Konzil verabschiedeten kirchenrechtlichen Bestimmungen regeln auch heute noch die Grundstrukturen in der Orthodoxen Kirche, wie zum Beispiel das kanonische Territorium der Lokalkirchen, die später Patriarchate genannt wurden, oder für die Wahl der Bischöfe. Deshalb müssen diese kirchenrechtlichen Bestimmungen immer wieder in Erinnerung gebracht werden.

 

2. Das 1. Konzil von Konstantinopel (381), das die Gegner des Hl. Geistes, die seine Gottheit abgelehnt haben, bekämpfte. Der Heilige Geist ist genauso Gott wie der Vater und der Sohn. Bei diesem Konzil wurde das bis heute in jeder Göttlichen Liturgie gesungene Orthodoxe Glaubensbekenntnis verabschiedet. Der Kirche von Konstantinopel, des „Neuen Rom“, wurden bei diesem Konzil (Kanon 3) auch die gleichen Ehrenrechte wie der Kirche von Rom und der zweite Platz nach ihr eingeräumt.

 

3. Das Konzil von Ephesus (431) stellt gegen Nestorius, den Bischof von Konstantinopel, klar, dass in Christus zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, in einer Person vereint sind, ohne dabei die Verschiedenheit der zwei Naturen zu beseitigen. Deshalb, weil der göttliche Logos (das göttliche Wort) Mensch geworden ist, bezeichnete das Konzil auch Maria als die Gottesgebärerin (griechisch Theotokos). Die Kirche von Zypern wird unabhängig, und seit damals ist diese Kirche autokephal.

 

4. Das Konzil von Chalzedon (451) verurteilte die „Monophysiten“, das heißt, diejenigen, die nur eine göttliche Natur bei Christus akzeptiert haben. Bei diesem Konzil wurden beide Naturen Christi, die göttliche und die menschliche, anerkannt. Dabei berücksichtigte das Konzil für seine Definition die Meinungen des heiligen Leo des Großen, Papstes von Alt- Rom und vor allem des heiligen Cyrill, Patriarchen von Alexandrien. Nach diesem Konzil kam es in der Kirche zu einer größeren Spaltung zwischen den Orthodoxen und den Kopten, Äthiopiern, Syro-Jakobiten und Armeniern. Heute werden diese Kirchen im Zusammenhang mit dem ökumenischen Dialog als „orientalische orthodoxe Kirchen“ bezeichnet. Zwischen diesen Kirchen und der Gesamtorthodoxie wurde der offizielle ökumenische theologische Dialog positiv abgeschlossen. Das Konzil bestätigte auch die ersten drei Konzilien (325, 381, 431) als ökumenische, wie auch das große Glaubensbekenntnis von Konstantinopel (381). In diesem Konzil wurde die Jurisdiktion der Kirche von Konstantinopel erweitert, ihr zweiter Platz nach der Kirche von Rom bestätigt. Die Kirche von Jerusalem wurde auch unabhängig, womit ein neues Patriarchat geschaffen wurde. Somit wurde bei diesem Konzil die sogenannte „Pentarchie“ für die Struktur der Gesamtkirche des Ostens und des Westens organisiert. Das sind die wichtigsten fünf altchristlichen Zentren.

 

5. Das 2. Konzil von Konstantinopel (553) versuchte die Einheit der Kirche wiederherzustellen und verurteilte drei Theologen des fünften Jahrhunderts, die des Nestorianismus verdächtigt wurden: Theodor von Mopsuestia, Theodoret von Cyrus und Ibas von Edessa. Das ist der „Dreikapitelstreit“. Papst Vigilius weilte in Konstantinopel, verweigerte aber die Teilnahme wie auch den Vorsitz am Konzil, obwohl er vom Kaiser und von den anderen Patriarchen dreimal dazu aufgefordert wurde. Das Konzil tagte weiter ohne den Papst, den es, weil er seine Teilnahme am Konzil immer wieder abgelehnt hatte, aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen hat, ohne aber die Gemeinschaft mit der Kirche von Rom zu brechen. Nach dem Ende des Konzils akzeptierte der Papst dessen Beschlüsse, womit dann die Kirchengemeinschaft mit ihm wiederhergestellt wurde.

 

6. Das 3. Konzil von Konstantinopel (680) verurteilte die Auffassung, dass Christus nur einen Willen hätte (Monotheletismus), nämlich nur den göttlichen. Christus, so stellte das Konzil fest, hat zwei Naturen (die göttliche und die menschliche) und konsequenterweise auch zwei Willen und zwei Tätigkeiten. Für die Definition des Konzils wurde die diesbezügliche Auffassung von Papst Agatho von Alt- Rom zugrunde gelegt. Das Konzil verurteilte die Anhänger des Monotheletismus, Patriarch Sergius von Konstantinopel, Patriarch Kyrus von Alexandrien, Patriarch Makarius von Antiochien und Papst Honorius von Rom.

 

Da dieses Konzil keine disziplinären Probleme behandelte, wurde es im Jahr 691/92 fortgesetzt (Trullanum), wo disziplinäre Kanones verabschiedet wurden. Dabei wird eine deutliche Entfremdung zwischen Osten und Westen festgestellt. So wird zum Beispiel durch Kanon 13 der im Westen sich deutlich abzeichnende Pflichtzölibat der Priester abgelehnt. Die westliche Kirche akzeptierte natürlich diese Kanones nicht. Damals wurde auch bestimmt, dass die Bischöfe nur aus dem zölibatären Klerus kommen dürfen.

 

7. Das 2. Konzil von Nizäa (787) befasste sich vornehmlich mit der Bedeutung der heiligen Ikonen in der Kirche, befürwortete und definierte die Ikonenverehrung bzw. die allgemeine Lehre von den Ikonen. Das Konzil bekämpfte dadurch die ikonenfeindliche Politik und Handlung einiger Kaiser zuvor (Ikonoklasmus).

 

 

 

Arius appellierte daraufhin an das Urteil der Kaisers Konstantin. Der heilige Konstantin war nicht nur um den Glauben der Kirche, sondern auch um den inneren Frieden in Reich besorgt. So berief er im Jahre 325 eine Synode aller Bischöfe des Reiches nach Nizäa, um die rechtgläubige christliche Lehre zu verkünden. Die war das erste von insgesamt sieben ökumenischen Konzilien, die in den kommenden Jahrhunderten als großen allgemeinen Bischofsversammlungen der Kirche den Heiligen Orthodoxen Glauben darlegen und verkünden sollten. Auf dem Ersten Ökumenischen Konzil wurde die falsche unchristliche Lehre des Arius verurteilte. Der junge Diakon Athanasius, der seinen Bischof nach Nizäa begleitet hatte, kämpfte schon hier in hervorragender Weise für den orthodoxen Glauben. Vom heiligen Athanasius stammt einer der Berichte über das Konzil, der noch bis heute erhalten geblieben ist. Das Konzil verkündete den Orthodoxen Glauben der Heiligen Kirche. Es bekannte „Jesus Christus als Eingeborenen Sohn Gottes, aus Gott, dem Vater, geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch Ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er von den Himmeln herabgekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.“ Das unser Herr und Erlöser und Gott Jesus Christus eines wesens mit Gott dem Vater ist, wird im griechischen Text des Bekenntnisses des Orthodoxen Glaubens, das in diesen Abschnitten durch das Erste Ökumenische Konzil von Nizäa formuliert worden ist, ,it dem griechischen Wort μοούσιος („homoousios“) ausgedrückt. Dieses Wort bedeutet wesensgleich – und nicht bloß μοιούσιος (homoiousios), was wesensähnlich heißt, wie Arius in den christlichen Glauben verletzender Weise lehrte.

 

 

Bereits vor der innerkirchlichen Kontroverse um die arianische Irrlehre hatte der heilige Athanasius seine Schrift „Über die Menschwerdung des Logos“ (περ νανθρωπήσεως το Λόγου) verfasst. In dieser Schrift legt der heilige Athanasius den überlieferten christlichen Glauben an die Inkarnation Gottes in Jesus Christus und damit die Gegenwart Gottes unter den Menschen aus. Aus dieser Väterschrift wird ersichtlich, dass es sich bei der Lehre des Arius nicht nur um eine abweichendes Theologumenen, sondern um eine ernste Bedrohung der Kernaussagen des christlichen Glaubens handelte.

 

Doch hatte die Häresie des Arius bereits viele Anhänger in der Kirche gefunden, unter denen sich auch einflussreiche Bischöfe befanden. Diese suchten nun nach Wegen die Entscheidungen des Konzils aufzuheben und den Arius wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufzunehmen und ihm seine kirchliche Würde zurückzugeben. Nachdem der heilige Athanasius als Nachfolger des heiligen Alexanders im Jahre 328 Bischof von Alexandrien geworden war, wollte man ihn zwingen, den Arius wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Da Druck und Drohungen nichts bewirkten, suchte die arianisch gesinnte Partei mit Verleumdungen den heiligen Athanasius von Bischofsstuhl in Alexandrien zu vertreiben. Dabei schreckte man auch nicht  vor der Beschuldigung des Mordes zurück. Die Führer der arianisch gesinnten Partei streuten Gerüchte, der heilige Athanasius würde als Bischof die Gläubigen tyrannisieren. Auch habe er Arsenius, einen Bischof der Meletianer, umgebracht und seine Hand abgeschnitten, um sie für magische Rituale zu verwenden. Als Beweis wurde bei einem Konzil in Tyrus eine vertrocknete Menschenhand gezeigt. Der heilige Athanasius gelang es jedoch, den angeblich Ermordeten am selben Konzil zu präsentieren: lebendig und mit beiden Händen. Vor einer alexandrinischen Synode wusste sich der heilige Athanasius glänzend zu verteidigen und brachte das Lügengebäude der Anklagen am Ende damit endgültig zum Einsturz, dass er das angeblicher Mordopfer lebendig vor aller Augen präsentierte. Obwohl Bischof Athanasius sich gegen die Anschuldigungen verteidigen konnte und sie alle vor der Synode als nicht stichhaltig erwiesen werden, gedachte der Kaiser die entstandenen kirchlichen Spannungen dadurch zu entschärfen und die theologischen Kontroversen damit befrieden zu wollen, dass er den heiligen Athanasius in die politische Verbannung nach Trier schickte. Hier wurde der heilige Athanasius herzlich durch den heiligen Bischof Maximin von Trier von Trier aufgenommen. Der heilige Maximin war der Nachfolger des heiligen Agritius auf dem Trierer Bischofsthron und ein erklärter Gegner der arianischen Häresie.

 

Während der heilige Athanasius sich in der Verbannung in Trier befand sollte Arius hingegen in unkanonischer Weise in Konstantinopel wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden. Er starb aber am Tag, bevor diese Zeremonie stattfinden sollte. Auch Kaiser Konstantin verstarb im Jahre 337. Der heilige Athanasius durfte daraufhin zunächst wieder auf seinen Bischofsstuhl in Alexandrien zurückkehren, wo er vom Christenvolk mit großer Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott empfangen wurde. Aber schon im Jahre 339 musste der heilige Athanasius erneut aus Alexandria fliehen. Unterstützt von Heiden und Juden bemächtigte sich ein neuer arianischer Gegenbischof mit Gewalt und unter Gräuelszenen der Herrschaft in der Kirche von Alexandria.

 

In den kommenden Jahren war der heilige Athanasius ein unerschütterliche Bekenner für Christus, die Säule der Heiligen Kirche und der Vater der Heiligen Orthodoxie. Die Gunst oder Missgunst der jeweils regierenden Kaiser wechselten sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten ab. Die politischen Wendungen und das weltliche Ränkespiel bestimmten zwar das irdisch-menschliche Schicksal des heiligen Athanasius, jedoch hatten diese Wendungen keinen Einfluss auf seine Glaubensüberzeugungen. Als heiliger Bischof blieb er stets kompromisslos und unbeugsam. Insofern ist der heilige Athanasius ein immerwährend leuchtendes Beispiel für eine geistlich orientierte, ideologisch nicht korrumpierbare Kirche, deren Kraft grundsätzlich im wahren und rechten Glauben und in der kirchlichen Frömmigkeit, jedoch nicht in erster Linie im Aufrechterhalten äußerlich sichtbaren kirchlichen Strukturen durch allfälligen oder billigen Kompromiss mit den jeweiligen politischen und ideologischen Machthabern liegt. Die strukturelle Integrität der Kirche, ihre Sichtbarkeit für die Menschen ist zwar wichtig und gut, denn sie ermöglich uns ein geordnetes kirchliche Leben. Doch sowohl das Lebensbeispiel des heiligen Athanasius als auch die jüngste Epoche der Christenverfolgungen unter den kommunistischen Regimen lehrt uns, dass es zu allen Zeiten weitaus wichtiger und unverzichtbarer ist, in der Kirche die Reinheit des christlichen Glaubens und die Fülle des geistlichen Lebens zu bewahren. Genau hier setzt nämlich der Teufel, der Diabolos (= Verwirrer und Durcheinanderbringer) durch das Denken des jeweilige Zeitgeist an, um die Heilsbotschaft Christi, die die Kirche in ihrer ganzen Fülle zu verkündigen anvertraut und das Heilshandeln der Kirche, dass in den Heiligen Sakramenten dargereicht und im kirchlich-geistlichen Leben verwirklicht wird, zu verdunkeln.

 

Der heilige Athanasius ermuntert die orthodoxen Gläubigen in der damaligen Situation mit seinen berühmt gewordenen Worten: „Gott wird euch trösten. Euch betrübt freilich, dass andere durch Gewalttat eure Kirchen in Besitz genommen haben, ihr aber unterdessen außerhalb derselben sein müsst. Aber jene haben die Tempelstätte, ihr den apostolischen Glauben. Jene sind in den Kirchen, aber vom Glauben ferne; ihr zwar seid außerhalb der Kirchen, aber der Glaube ist in euch. Was ist mehr, der Glaube oder der Tempel? Offenbar der Glaube. Wer also hat mehr verloren, oder wer besitzt mehr, wer im Besitz des Glaubens oder des Tempels ist ... Ihr seid selig, weil ihr durch den Glauben in der Kirche seid, auf dem festen Glaubensgrunde wohnt. Dies sei euch genug, die Fülle des Glaubens nämlich, die unerschütterlich in euch bleibt..... Niemand also vermag etwas über euren Glauben, weil er ein vom Vater im Himmel angezündetes Licht ist, meist geliebte Brüder, und wenn einst Gott auch die Kirchen, wie wir hoffen, wieder zurückgeben wird, so muss doch auch dann der Glaube höher stehen als sie“ (Opp. Sol in Athanasius; Werke).

 

Der heilige Athanasius hielt unerschütterlich am Orthodoxen Glauben fest, auch wenn er deshalb zahlreiche Verfolgungen, Verleumdungen und Schikanen erdulden musste. Fünfmal musste der unbeugsame Bischof von Alexandria in die Verbannung gehen. Insgesamt 17 1/2 Jahre war er fern von seiner ihm von Christus anvertrauten gläubigen Herde. Jedoch auch dies ist ein Zeichen des echten kirchlichen Lebens: Niemals haben die Gläubigen ihren treuen Bischof vergessen. Ein großer Teil der Gläubigen hielt ihrem Bischof auch in der Verfolgung unverbrüchlich die Treue, obwohl die gottlosen Arianer auch viele von ihnen deswegen misshandelten. Die folgenden Jahrzehnte waren für die  Kirche durch zahlreiche „Vermittlungsversuche“ und „Kompromissformeln“ geprägt. Auf Druck der jeweils regierenden Kaiser versuchten nun verschiedene Synoden, eine klare christliche Aussage wie sie sich im Glaubensbekenntnis von Nizäa darstellt zu vermeiden. Denn folgerichtig richte sich die Kritik der Arianer vor allem das Glaubensbekenntnis der in Nizäa versammelten Heiligen Väter. Diese theologischen Unklarheiten, die weniger klare Formulierungen in Glaubensdingen brachte jedoch keineswegs den erhofften innerkirchlichen Frieden. Vielmehr steigerten sie die allgemeine Unruhe und Verwirrung. Bald verstand jeder unter den Worten der neu geschaffenen Glaubensbekenntnissen etwas anderes. Man einigte sich zwar oft auf einen gemeinsamen Wortlaut, indem man umstrittene Bezeichnungen vermied, aber der neuen Sprechweise fehlte es an Klarheit. Niemals konnten sie eine "arianische Einheit im Bekenntnis" unter ihren Parteiungen herstellen.

 

Leider ließen sich in jenen Jahren der großen innerkirchlichen Verwirrung auch viele rechtgläubige Bischöfe dazu verleiten, den heiligen Athanasius zu verurteilen. Auch wenn sie sich selbst nicht vom orthodoxen Glauben abwandten, so erschien ihnen die Haltung des Bischofs von Alexandrien zu wenig diplomatisch, zu ungeschmeidig, zu wenig kompromissbereit. Zu einem gewissen Zeitpunkt schien es so, als ob die gesamte Kirche in Häresie verfallen ein und nur noch der heilige Athanasius am rechten Glauben festhielt. Nicht nur eine Mehrheit der Bischöfe im Osten, auch der römische Bischof Liberius begann unter politischem und kirchlichem Druck schließlich sich gegen den heiligen Athanasius zu wenden. Zeitweise schien es so, als ob die gesamte rechtgläubige Kirche verschwunden und durch den Arianismus überwunden worden sei.

 

Doch schon bald wurden die nur mühsam verdeckten Spaltungen unter den verschiedenen Gruppen und Theologien der Arianer offensichtlich und sie begannen in zahlreiche verschiedene sich bekämpfende Parteiungen zu zerfallen. Von ihrer ursprünglichen Auffassung, dass der Sohn dem Vater nur wesensähnlich sei, über die Behauptung, dass er ihm nur „irgendwie ähnlich“ sei bis zu der Annahme, dass Er Ihm in „nichts ähnlich“ genannt werden könne, reichten ihre Häresien.

 

Der heilige Athanasius charakterisiert die arianischen „Bischöfe“ mit den klarsichtigen Worten: Da sie ja „nicht durch die Türe eingegangen, sondern wie Diebe und Räuber eingebrochen waren, waren sie der Natur der Sache nach den Gemeinden auch verhasst. Solche Bischöfe benahmen sich auch als Feinde der Kirche, Sich auf den kaiserlichen Schutz verlassend, missbrauchten sie ihre Gewalt und entfremdeten sich immer mehr die Gemüter. Ihre Glaubensbekenntnisse sind  mit dem Blut der Gemordeten aufgezeichnet“ (zitiert nach Jahann Adam Möhler; Athanasius der Große, Mainz 1844) Aber über die von ihren Kathedren verbannten orthodoxen Bischöfe sagte der heilige Athanasius:„… Als sie die Länder und Städte durchwanderten, predigten sie den wahren Glauben... So kam gerade das Gegenteil von dem zustande, was die Verfolger wollten. ... Jeder, der die Verbannten sah, bewunderte sie als Bekenner, und verabscheute ihre Feinde nicht bloß als unsittliche Menschen, sondern als ungerechte Richter und Mörder“ (Möhler; a.a.O.).

 

Im Jahre 366 konnte Athanasius endgültig wieder auf den Bischofsstuhl seiner Vaterstadt zurückkehren, wo er von den Rechtgläubigen begeistert empfangen wurde. Die letzten Jahre bis zu seinem Tode 373 ging et tatkräftig an die Wiederherstellung des durch die Verfolgungen der Arianer beeeinträchtigten kirchlichen Lebens. Im Jahre 369 hielt er eine Synode in Alexandrien ab, die nochmals den orthodoxen Glauben, wie er auf dem Heiligen Konzil in  von Nizäa festgestellt worden war gegen die arianischen Angriffe bestätigte. Als die rechtgläubige Herde wieder ihren rechten Hirten hatte, blühte auch das kirchliche Leben rasch wieder auf.

 

Das apostolische Wirken des heiligen Athanasius machte auf jeden, sei er Freund oder Feind einen gewaltigen Eindruck. Der heilige  Gregor von Nazianz schreibt über das Wirken des heiligen Athanasius: „Er lebte, wie er lehrte, und wie er lehrte, so duldete er... alles stimmte bei ihm zusammen.... Mit solcher Milde und Schonung behandelte er die, die ihn beleidigt hatten, dass selbst diese nicht sagen konnten, seine Rückkehr sei ihnen lästig gewesen. Allerdings reinigte er den Tempel von jenen, die das Heiligtum schändet hatten... Die gesunkene Lehre richtete er wieder auf. Die Predigt von der Dreieinheit stellte er auf den Leuchter und erleuchtete alle Seelen mit der Lehre vom einen Gott. ... Der ganzen Kirche gab er wieder Gesetze und zog jedes Gemüt an“ (zitiert nach Otto Stählin; Die altchristliche griechische Literatur).

 

Der heilige Athanasius selbst schreibt über seine Beweggründe: „Nach Kräften wollen wir die Unwissenheit der Ungläubigen dartun, damit... sofort die Wahrheit durch sich selbst in ihrem Glanze erscheine. Auch sollst du, o Mensch, die feste Zuversicht erlangen, dass du der Wahrheit geglaubt hast und nicht betrogen worden bist, als du Christus anerkanntest. Es ziemt sich aber für dich, der du Christus liebst, um Sein Werk zu wissen, da ich hoffe, du seiest der Überzeugung, Seine Erkenntnis und Sein Glaube sei das Kostbarste von allem“ (zitiert nach Athanasius; gegen die Heiden)

 

 

Anmerkung des Verfasser: Für die Erstellung dieses Beitrags wurden Informationen aus:

"Athanasius - Bischof von Alexandrien" vom Arbeitskreis Katholischer Glaube herangezogen.

 

 

Unser ehrwürdiger und gotttragender Vater unter den Heiligen  Makarios der Große

 

19. Januar

 

Der hl. Makarios wurde um das Jahr 300 in dem Ort Schanschour im Nildelta geboren. Seine Eltern waren fromme Christen. Nichts desto trotz wollten sie ihn aber gegen seinen Willen verheiraten. Doch der hl. Makarios spürte schon früh die Sehnsucht nach einem ehelosen Leben im Dienst des Herrn. Als der Tag der Hochzeit herannahte, stellte sich Makarios mehrere Tage krank. Dann bat er seinen Vater, zur Erholung einige Zeit in der Einsamkeit der Wüste verbringen zu dürfen. Dort hatte er während des Gebets eine Vision. Engel trugen ihn auf einen Berg und zeigten ihm die Weite der Wüste mit den Worten: "Gott hat diese Wüste dir und deinen Schülern zur Heimat gegeben."

 

Bald darauf starben seine Eltern und er verschenkte sein Erbe an die Armen. Die Bewohner seines Heimatortes brachten Makarios zum Bischof von Aschmoun, damit dieser ihn zum Priester weihen sollte. Daraufhin errichteten sie für ihn eine Kapelle vor der Stadt. Dort feierte Makarios die heiligen Mysterien und die Menschen kamen zu ihm, um ihm ihre Sünden zu bekennen.

 

Es geschah, dass eine unverheiratete schwangere Frau behauptete, Makarios sei der Vater ihres Kindes. Der Heilige protestierte nicht gegen diesen Vorwurf, gab sogar den Erlös aus dem Verkauf seiner Handarbeiten der Frau als Unterhalt. Doch in der Angst der Geburtsstunde schrie die Frau heraus, dass Makarios nicht der Vater des Kindes ist. Die Bewohner des Ortes, die bisher der Frau geglaubt hatten, schämten sich, dass sie den Heiligen zu Unrecht beschuldigt hatten und wollten ihn um Vergebung bitten. Doch seine Zelle war leer. der hl. Makarios hatte sich ganz in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen.

 

Die westlich des Nildeltas gelegene sketische Wüste wurde damals zur Heimat unzähliger Mönche. Der hl. Antonios der Große gehört zu den ersten dieser Wüstenväter, von deren Weisheit ihre Sprüche (Apophthegmata Patrum) bis heute Zeugnis geben. Makarios wurde ein Schüler des hl. Antonios des Großen und in der Nachfolge seines Starez dann selbst einer der bedeutendsten hl. Väter der monastischen Anfangszeit.

 

Es war um das Jahr 330 als sich der hl. Makarios sich in das Innere der Wüste zurückzog. Er blieb dort bis auf wenige Ausnahmen für die restlichen etwa 60 Jahre seines Lebens. Als sich die Zahl seiner Schüler immer mehr vermehrte, ließ er an dem Ort seiner Zelle eine Kirche errichten. Um das Jahr 360 gründete der hl. Makarios dort das heute nach ihm benannte Kloster. Es wurde schon zu Lebzeiten des Heiligen zur Heimat von etwa 4000 Mönchen und ist bis heute ein bedeutendes Zentrum des christlichen Lebens in Ägypten geblieben.

 

Schon im Alter von 30 Jahren trug der hl. Makarios bereits die Weisheit der hl. Väter in sich. Neben seinen monastischen Schülern kamen auch viele infache und vornehme Menschen zu ihm in die Wüste, um ein Wort der Weisheit für ihr Leben mit nach Hause zu nehmen. Die Menschen schätzten sein Mitgefühl und sein Verständnis für ihre Sorgen und Nöte. Auch geschahen durch das Gebet des Heiligen viele Wunder.

 

Damit der Andrang der Menschen ihn nicht in seiner Ruhe als Einsiedler störte, grub er eigenhändig einen tiefen Stollen in einen Berg, der zu einer Höhle führte, in der er die meiste Zeit verbrachte und zu der nur zwei seiner engsten Schüler Zutritt hatten.

 

Der hl. Makarios war wie alle Wüstenväter ein strenger Asket. Immer wieder hören in seinen Worten den dringlichen  Aufruf zum Gebet, zum Fasten und zur Buße . Er selbst gönnte sich keine Annehmlichkeit dieser Welt und lebte demütig vor Gott.

 

Diese Sehnsucht nach dem himmlischen Herrn bewegte das gesamte Leben des Heiligen und ließ ihn alles Irdische gering achten. Dem HERRN allein wollte er dienen. Und um frei zu werden für Christus lebte er seine strenge Askese und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im Gebet, in der Zwiesprache mit seinem geliebten Herrn.


Im Zusammenhang mit dem Streit um die Häresie des Arianismus wurde der hl. Makarios zusammen mit vielen anderen Mönchen, die sich hinter ihren Bischof, den hl. Athanasios von Alexandrien gestellt hatten, im Jahr 374 auf eine Insel im Nildelta verbannt. Der hl. Athanasios war damals im gesamten Orient der entschiedenste Vertreter des auf dem Ersten Ökumenischen Konzil in Nizäa verfassten orthodoxen Glaubensbekenntnisses. Aber Gott schreibt auf krumen Linien grade und Seine Wege sind die Wege zum Heil. Denn durch das Beispiel des hl. Markarios haben sich in der Zeit seiner Verbannung viele der Heiden, die damals auf der Nilinsel lebten, zum christlichen Glauben bekehrt.


Nach seiner Rückkehr aus der Verbannung lebte der hl. Makarios wieder in der Wüste. Er entschlief dort im Herrn im Alter von 97 Jahren. Leute aus seinem Heimatort entwndeten den Leib des entschlafenen Heiligen und errichteten ihm ein Grabkapelle. Erst einige Jahre später wurden seine hl. Reliqiuen in das Makarioskloster übertragen, wo sie bis heute ruhen.

 

Tropar im 1. Ton: In monastischen Tugenden lebend, erlangtest du seliges Leben, gotttragender Vater Makarios; denn mit Frömmigkeit richtetest du deine Lebenspfade nach dem göttlichen Gebot aus und erweist dich als Teilhaber der göttlichen Herrlichkeit, dich erbarmend derer,die zu dir rufen: Ehre Dem,der dir Kraft gab, Ehre Dem, der dich krönte, Ehre Dem, Der durch dich allen Heilungen bewirkt!

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Die wundertätige Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin Paramythia

(Παναγίας Παραμυθίας)

 

21. Januar

 

Die heilige Ikone der Panagia Paramythia ( = Trösterin) ist ein Wandgemälde aus dem 14. Jh., das sich ursprünglich im Exonarthex des Klosters Vatopedi, vor der Kapelle des hl. Nikolaos, befand und später in einen Schrein in der Kapelle gleichen Namens gebracht wurde. Früher war es der Brauch, dass die Mönche beim Verlassen des Katholikons die Ikone küssten und dass der Abt den Schlüssel beim Pförtner abgab.

 

Der Überlieferung nach geschah es eines Tages, noch in byzantinischer Zeit, dass der Abt, als er dem Pförtner die Schlüssel übergeben wollte, von der Ikone her folgende Worte hörte: “Öffne heute die Tore des Klosters nicht, geh auf die Mauern des Klosters und vertreibe die Piraten”. Die Stimme wiederholte diese Worte ein zweites Mal. Als er sich umwandte und auf die Ikone blickte, sah er, wie das Heilige Kind seine Hand auf den Mund der Mutter legte, und hörte es sagen: “Nein, Mutter, lass sie bestraft werden, wie sie es verdienen”. Die Selige Jungfrau jedoch nahm die Hand von Christus, bewegte ihren Kopf leicht und wiederholte ihre Worte. Die Mönche eilten auf die Mauern, erblickten die Piraten, die inzwischen tatsächlich das Kloster umzingelt hatten und darauf warteten, dass die Tore geöffnet würden, damit sie eindringen und das Kloster plündern könnten. Das wundervolle Eingreifen Unserer Lieben Frau hatte das Kloster gerettet, die Ikone aber hat seither die Spuren dieser Bewegungen ihrer Figuren bewahrt. Von dieser Stunde an stellten die Mönche ein ewiges Licht vor der Ikone auf, die Freitagsliturgie wird zu ihren Ehren vollzogen, jeden Tag eine besondere Litanei gebetet. Es war eine Zeitlang sogar der Brauch, dass die Mönche in dieser Kapelle ihre Tonsuren bekamen.

 

Ebenfalls mit dieser Ikone in Verbindung gebracht wird das Leben des Seligen Neophytos, der “Aufseher” in ihrer Kapelle war. Eines Tages wurde er vom Kloster ausgesandt, damit er für eine bestimmte Zeit in einer Metochie auf Euböa diene. Als er dort ernsthaft erkrankte, bat er die Selige Jungfrau, dass sie ihm die Gnade gewähren möge, in seinem Heimatkloster zu sterben. Unverzüglich hörte er eine Stimme, die ihm beschied: “Neophytos, geh in dein Kloster und sei nach Ablauf eines Jahres bereit”. Neophytos dankte der Gottesmutter für diese Lebensfrist und wies seinen Diener an, die Rückkehr vorzubereiten. Ein Jahr später, als er gerade die Heilige Kommunion erhalten hatte, hörte er wieder die Stimme der Gottesmutter, dieses Mal vor der Kapelle der Panaghia Paramythia: “Neophytos, deine Zeit ist gekommen”. Er begab sich in seine Zelle, wurde krank, und nachdem er um Vergebung seiner Sünden gebeten hatte, gab er seinen Geist auf.

 

Troparion  im 1. Ton: Als die Herde von Feinden umzingelt war, von Verfolgern, die sich um deine Schafe rissen, hast Du, Heilige, Deinen Knecht im Traum angesprochen. Deshalb rufen zu Dir, Gottesgebärerin, der Mönche Chöre: Ehre sei Deiner Hilfe, Ehre Deinem Beistand, Ehre Deinem Zuspruch, Du einzig Allgepriesene.

 

Quelle: orthpedia.de

 

 

Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Vatopedi "Freude und Trost"

 

21. Januar

 

Die Gottesmutter Ikone, genannt „Freude“, oder auch „Trost“ (икона Божией Матери «Отрада и Утешение»), befindet sich auf dem Heiligen Berg Athos in der Verkündigungskirche des Vatopedi-Klosters.

 

Neben diesem Kloster fiel im Jahr 395 während eines starken Sturmes der Prinz Arkadios, der Sohn des Kaisers Theodosos des Großen, von einem Schiff ins Meer und wurde von den Wellen verschlungen. Alle waren erschrocken und dachten, dass er ertrunken sei. Das Schiff steuerte mit großen Mühen zur Athos- Halbinsel hin und landete dort, wo sich das Kloster befand. Ermüdet lang andauernder Suche gelangten dann die Begleiter Arkadios am Ufer zu einem kleinen Gehölz und sahen dort in dessen Schatten den durchnässten, tief schlafenden Prinzen. Erwacht erzählte der Junge von seiner wunderbaren Errettung aus Todgefahr durch den Beistand der allheiligen Gottesmutter. Daher rührt die Bezeichnung des Klosters, denn Vatopedi bedeutet im Griechischen "Strauch des Kindes".

 

Der Kaiser Theodosios erweiterte im Gedenken an die wunderbare  Errettung seines Kindes, daraufhin die Gebäude des Kloster und beschenkte es reich. Der Altar der Hauptkirche befindet sich genau an der Stelle, an welcher der Thronfolger wiedergefunden wurde. Zur Einweihung der Kirche kam Arkadios selbst zusammen mit dem damaligen Ökumenischen Patriarchen Nektarios.

 

Die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesmutter „Freude“ oder „Trost“ befindet sich in einer Wandnische am rechten Chor einer ihr gewidmeten Kapelle. Im Anlitz der Gottesmutter spiegelt sich ihr tiefes Mitgefühl. Ihr Blick atmet Demut und Barmherzigkeit. Das Gesicht des göttlichen Kindes drückt auch noch andere Gefühle aus. Es ist geprägt von einem Anflug der Strenge, die Seine Gesichtszüge prägen. Sein Blick ist bestimmt auf den Beter gerichtet und drückt Seine Gerechtigkeitsliebe aus.

 

Zu Geschichte dieser Ikone wird das folgende Ereignis berichtet: Am 21. Januar 807 kam eine Räuberhorde auf den heiligen Berg Athos mit dem Ziel, im Morgengrauen, wenn die Tore des Vatopedi-Klosters geöffnet werden, das Kloster zu überfallen, die Mönche zu überwältigen und die Schätze im Kloster zurauben. Die Räuber, die am Vorabend ans Ufer gekommen waren, verstecken sich bis zum Morgengrauen im Gebüsch vor den Klostertoren. Aber die Allheilige Beschützerin des Berges Athos, die Gottesmutter, ließ nicht zu, daß dieses böse Vorhaben zur Ausführung kam. Am nächsten Tag nach dem Morgengebet, als alle Brüder des Klosters in ihre Unterkünfte zu einer kurzen Ruhe gegangen waren, begann der in der Kirche verbliebene Abt mit seiner allmorgendlichen Gebetsregel. Plötzlich hörte er eine Stimme, die von der  Ikone der allheiligen Gottesgebärerin her zu ihm sprach: „Öffnet heute die Tore des Klosters nicht, sondern begebt euch auf die Klostermauern, um die Räuber auseinander zu treiben.“ Der Abt war sehr verwundert und richtete seine Augen auf die heilige Ikone. Dabei schaute er ein beeindruckendes Wunder: Er sah, wie sich das Antlitz der allheiligen Mutter Gottes bewegte; ebenso das des Gottessohnes auf ihren Armen. Der Immerwährende Sohn streckte Seine Rechte aus, um damit die Lippen seiner Göttlichen Mutter zu verschließen, richtete Seinen Blick auf sie und sprach: „Nein, Meine Mutter, sage ihnen dieses nicht: Sie sollen bestraft werden.“ Aber die Gottesmutter ergriff die Hand ihres Sohnes und Gottes, neigte dabei ihr Angesicht nach rechts und wiederholte noch zweimal dieselben Worte: „Öffnet heute nicht die Tore des Klosters, sondern begebt euch auf die Klostermauern, um die Räuber auseinander zu treiben.“ Der vom Schrecken erfasste Abt versammelte alle Brüder und erzählte ihnen, was passiert war. Auch teilte er ihnen die Worte der allheiligen Gottesgebärerin und ihres Göttlichen Sohnes mit. Alle Brüder bemerkten mit größter Verwunderung, dass das Antlitz der Mutter Gottes und des Herrn Jesus Christus, aber auch  das gesamte Aussehen der heiligen Ikone verändert hatten. So priesen sie den Schutz und das Eintreten der Allreinen Gottesgebärerin und des sich durch sie uns Sündern erbarmenden Gottes. Sie eilten auf die Klostermauern und verhinderten den Einfall der Räuberhorde.

 

 

Seit dieser Zeit ist die Gottesmutterikone von Vatopedi unter der Bezeichnung „Freude“ oder „Trost“ bekannt. Auf der heiligen Ikone behielten die Gesichter der Mutter Gottes und unseres Herrn Jesus Christus jenen Ausdruck, den sie angenommen hatte, als der Igumen die dreimaligen Stimme gehört hat.

 

Zum Andenken an diese wunderbare Rettung des Vatopedi-Klosters befinden sich vor der heiligen Ikone eine ewig brennende Lampada und eine ebenfalls brennende große Kerze. Seit dieser Zeit wird im Vatopedi-Kloster die heilige Mönchsweihe der Brüder nur in dieser Kapelle vollzogen und jeden Tag wird vor der heiligen, wundertätigen Ikone ein Moleben gehalten.

 

 

O Allheilige Gottesgebärerin, unsere Freude und Trost! Schau barmherzig auf die vor Dir mit Glauben und Liebe stehenden und sich von Deinem allerheiligsten Abbild verneigenden, empfange unsere Lobpreisungen und ergieße über uns Sünder Dein warmes Gebet zu Gott, der, schauend auf all unsere Sünden, uns erretten und sich unser erbarmen möge. Oh, allherrliche Gebieterin! Zeige uns deine wunderbare Barmherzigkeit, beschütze die Hirten der Kirche und das ganze christliche Heer! Wir bitten Dich innig, befreie uns von aller Trübsal, leite uns auf den Weg der Tugend und Güte, errette uns vor Versuchungen, Not und Krankheiten und beschütze uns vor Verleumdungen und Streit, vor Unwetter, Erdbeben und Überschwemmungen sowie vor todbringenden Seuchen, gib uns Deine barmherzige Hilfe auf Reisen, auf dem Meer und dem Lande.

 

Wir bringen Dir, Allbarmherzige Gebieterin, unerschütterlich auf Dich vertrauend, unser armseliges Gebet empor. Weise nicht unsere Tränen und Seufzer ab, vergiss uns nicht an all unseren Lebenstagen, sei immer mit uns und gib uns mit Deinem Eintreten und Fürsprechen vor Gott Freude, Trost, Schutz und Hilfe, damit wir alle Dich rühmen, verehren und preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

 

Die heilige Märtyrerin Agnes von Rom

 

21. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Seit sechzehnhundertfünfzig Jahren verkündet die Kirche das Lob der heiligen Märtyrerin Agnes. Schon der heilige Ambrosius von Mailand hebt ihr Beispiel in seiner Predigt „Lobrede auf die Jungfräulichkeit“ hervor. Das Gedächtnis der heiligen Agnes wurde schon in der Zeit der Spätantike in das Heiligenverzeichnis in der Anaphora der Liturgie des heiligen Gregorius Dialogos (römische Messe) aufgenommen. Millionen Frauen und Mädchen trugen zu allen Zeiten und tragen heute noch ihren Namen. Die heilige Märtyrerin Agnes gehört zu den großen Heiligen Gottes.

 

 

 

Die heilige Agnes wurde im Jahre 291 in einer der mächtigsten Patrizierfamilien Roms geboren. Von frühster Kindheit an zeichnete sie sich durch eine besondere Anmut und Schönheit aus. Aber schön war die heilige Agnes nicht nur von äußerer Gestalt, noch weit herrlicher entfaltete sich die Schönheit ihrer Seele und ihres tiefen Glaubens. Die Menschen, die sie sahen, staunten über so viel Liebenswürdigkeit, Schönheit und Freundlichkeit. Das zwölfjährige Mädchen war eine fromme und glaubensstarke Christin. Zur damaligen Zeit aber war das Bekenntnis zum christlichen Glauben jedoch ein Staatsverbrechen.

 

Die Vita der heiligen Agnes ist eine erschreckende Geschichte, wie sie damals allzu oft christlichen Mädchen und Frauen geschah. Für die römische Oberschicht gab es in ihrem Hedonismus und Zynismus damals nichts Heiliges mehr. Wer wie die heilige Agnes in ihrer reinen Anmut und engelhaften Schönheit die Heiligkeit durch seine ganze Person ausstrahlte, wurde durch schnell ein willkommenes Angriffsziel. Die heilige Agnes ist trotz des Horrors, den sie durchlebten musste, standhaft geblieben. Ihr christusliebendes Vorbild hat über Jahrhunderte hinweg viele Gläubige und Fromme inspiriert.

 

Die Vita der heiligen Märtyrerin, die uns der heilige Bischof Ambrosius von Mailand überliefert hat und die er wiederum durch die Augenzeugen erfahren hat, berichtet uns, wie sich der Sohn des römischen Stadtpräfekten Symphronius in sie verliebte und sie heiraten wollte. Aber die heilige Agnes wies seine Werbung zurück mit der Begründung, sie sei schon verlobt. Auf mehrfache Nachfrage des Jünglings antwortete sie schließlich damit, dass ihr Verlobter Jesus Christus ist. Agnes tat damit etwas nicht nur für die heidnische Antike Unerhörtes, ja Törichtes. Sie wies glänzende weltliche Aussichten einfach zurück, da sie ihr Leben ganz Gott widmen wollte. Es war damals die Zeit der Christenverfolgungen und so ging der enttäuschte Bewerber und beschwerte sich bei seinem Vater.

 

Der römische Stadtpräfekt ließ die heilige Bekennerin daraufhin aus ihrem Elternhaus holen und sich vorführen. Mit freundlichen Worten forderte er sie auf, zum Zeichen des Abfalls vom wahren Glauben vor dem Götzenbild Weihrauch zu verbrennen. Schmeichelnd versprach er ihr dafür alles Glück der Welt. Doch die heilige Agnes, ein zwölfjähriges Kind, weigerte sie sich standhaft, Weihrauch zu streuen, und damit ihrem christlichen Glauben untreu zu werden.

 

Der Präfekt, der nach dem Kaiser der oberste stadtrömische Richter war, versuchte dann die Hartnäckigkeit des Mädchens damit zu brechen, dass er sie zwingen wollte, eine heidnische Vestalin zu werden. Nachdem sie auch das ablehnte, lies der Präfekt sie in ein Bordell sperren, zum Zeichen der tiefsten Verachtung und Entehrung. Aber auch im Bordell wurde die heilige Agnes durch Christus vor aller Schande bewahrt, denn kein Mann konnte sie berühren. Und der einzige, der es versuchte, verlor sein Augenlicht durch das Eingreifen eines Engels.

 

Von diesem Moment an nimmt die Geschichte der heiligen Agnes immer düsterere und erschreckendere Wendungen. Und es ist wirklich erstaunlich, wie ein zwölfjähriges Mädchen in all diesem Horror standhaft bleiben und ihre Treue zu Gott über all den ihr widerfahrenden Hass und die Gewalt stellen konnte. Als der Präfekt daraufhin befahl, sie nackt auszuziehen, um sie damit noch weiter zu entehren, umhüllten ihre langen Locken umhüllten sie wie ein dichter Mantel und der sie beschützende heiliger Engel brachte ihr ein Lichtgewand, von dem das ganze Freudenhaus durchstrahlt wurde.

 

Daraufhin zum Scheiterhaufen verurteilt, weigerten sich die Flammen, sie zu entzünden. Am Ende aber nahm das Böse der Menschen überhand: Die heilige Agnes wurde durch einen Schwerthieb geköpft, wie es mit einem Lamm üblich war. Deshalb wird die heilige Agnes auch auf den heiligen Ikonen zusammen mit einem Lamm dargestellt, einem Symbol für den Opfertod Christi (vgl.: Buch der Apokalypse (Apk 5,6; Apk 5,8; Apk 5,12; Apk 5,13; Apk 6,1; Apk 6,16; Apk 7,9-10; Apk 7,14; Apk 7,17; Apk 12,11; Apk 13,8; Apk 14,1; Apk 14,4; Apk 14,10; Apk 17,14; Apk 19,7; Apk 19,9; Apk 21,9; Apk 21,14; Apk 21,22; Apk 21,27; Apk 22,1; Apk 22,3).

 

Ihre Eltern und Freunde begruben dann die heilige Märtyrerin Agnes in einer heute nach ihr benannten christliche Katakombe an der Via Nomentana, über der später dann die Kirche Sant' Agnese fuori le mura erbaut wurde. Die christlichen Jungfrauen, die am Grab der heiligen Agnes die Totenwache hielten, erblickten in der achten Nacht sahen sie einen Reigen schöner Jungfrauen, in ihrer Mitte Agnes in goldenem Kleid, den Ring ihres Verlöbnisses mit Christus am Finger und ein weißes Lamm zu ihrer Rechten. Das genaue Todesjahr der heiligen Agnes ist unbekannt, aber als Zeitpunkt ihres Martyriums kommen entweder die Verfolgungen unter Kaiser Valerian oder die unter Kaiser Diokletian in Betracht.

 

Die Reliquien der heiligen Agnes befinden sich heute in der Kirche Sant’Agnese fuori le mura (Sankt Agnes vor den Mauern) an der Via Nomentana in Rom. Die römische Kirche Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona steht an der Stelle, an der heilige Agnes das Martyrium erlitten hat.

 

Troparion im 4. Ton: Mit lauter Stimme, Jesus, ruft Dein Lamm Agnes: Nach Dir, Bräutigam, sehne ich mich; Dich suchend mühe ich mich ab; mit Dir bin ich gekreuzigt und begraben durch meine Taufe; ich leide um Deinetwillen, um mit Dir zu herrschen; ich sterbe für Dich, um mit Dir zu leben. Nimm sie, die in Liebe für Dich geschlachtet wird, als makelloses Opfer an. Auf ihre Fürbitte hin errette uns!

 

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin „Freude und Trost"

 

21. Januar

 

Die Gottesmutterikone „Freude und Trost" (отрада и утешение икона божией матери) befindet sich auf dem heiligen Berg Athos in der Verkündigungskirche des Vatopedi-Klosters. Diese wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin befindet sich in einer Wandnische beim rechten Chor in einer ihr gewidmeten Kapelle. Im Gesicht der Allheiligen können wir tiefes Mitgefühl erkennen und ihr Blick ist von Demut und Barmherzigkeit geprägt.

 

Mit dieser wundertätigen Ikone hat es folgende Bewandtnis: Am 21. Januar 807 kam eine Räuberhorde auf den Heiligen Berg mit dem Ziel, im Morgengrauen, wenn sich die Tore des Klosters Vatopedi geöffnet werden würden, das Kloster zu überfallen und anschließend auszurauben. Die Räuber, die bereits am Vorabend am Strand beim Kloster Vatopedi gelandet waren, verstecken sich bis zum Morgen in den Büschen vor dem Tor des Kloster.

 

Aber die Beschützerin des Heiligen Berges, die allheilige Gottesgebärerin, behütete mit ihrem Schutz das Kloster und seine Bruderschaft. Sie ließ nicht zu, dass dieses böse und gottlose Vorhaben ausgeführt werden konnte. Am nächsten Tag nach dem Morgengottesdienst, als alle Brüder des Klosters in ihre Zellen zu einer kurzen Ruhe gegangen waren, begann der in der Kirche verbliebene Abt seine morgendliche Gebetsregel. Plötzlich hörte er eine Stimme von der Gottesmutterikone: „Öffnet heute nicht die Tore des Klosters, sondern begebt euch auf die Klostermauern, um die Räuber auseinander zu treiben.“ Der Abt war sehr verwundert und richtete seine Augen auf die heilige Ikone und es geschah vor seinen Augen ein beeindruckendes Wunder: Er erblickte, wie sich der Ausdruck auf dem Angesicht der allheiligen Gottesgebärerin zu verändern begann, genau wie auch das des Gottessohnes auf ihren Armen. Der menschgewordene Gottessohn streckte Seine Rechte aus, um damit die Lippen seiner Göttlichen Mutter zu verschließen, richtete auf sie Seinen Blick und sprach: „Nein, Meine Mutter, sage ihnen dieses nicht: Sie sollen bestraft werden.“ Dies tat unser Herr und Erlöser Jesus Christus nicht, um die Menschen zu vernichten, sondern Er wollte sie dadurch zur Umkehr und Buße rufen (vgl.: Hesekiel 33:11) Aber die allheilige Gottesmutter, bestrebt, die Hand ihres Sohnes und Gottes zu halten, neigte ihr Gesicht nach rechts und wiederholte zweimal dieselben Worte: „Öffnet heute nicht die Tore des Klosters, sondern begebt euch auf die Klostermauern, um die Räuber auseinander zu treiben.“

 

Der vom Schrecken erfasste Abt versammelte alle Brüder, erzählte ihnen, was passiert war und teilte ihnen die Worte der Gottesmutter und unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus mit. Alle bemerkten mit größter Verwunderung, dass das Gesicht der allheiligen Gottesmutter und des Herrn Jesus Christus sowie das gesamte Aussehen der Ikone insgesamt im Vergleich zu vorher sich verändert hatte. Die Brüder priesen Gottes Barmherzigkeit und das Eintreten der Allreinen Gottesgebärerin und des durch sie sich unser erbarmenden Gottes. Sie eilten auf die Klostermauern und verhinderten den Einfall der Räuberhorde.

 

Seit dieser Zeit bis heute ist diese heilige Gottesmutterikone (von Vatopedi) deshalb bekannt unter der Bezeichnung „Freude“ oder „Trost“. Zum Andenken an diese wunderbare Rettung des Klosters befinden sich vor der heiligen Ikone in der Hauptkirche des Vatopedi-Klostes eine ewig brennende Lampada (Öllampe) und eine große, immer brennende Opferkerze. Seit langer Zeit wird im Vatopedi-Kloster auch die Mönchsweihe nur in dieser Kapelle vollzogen. Jeden Tag singen die Brüder eine Andacht (Moleben/Paraklis) vor der wundertätigen Ikone.

 

 

 

Der heilige Apostel Timotheus von den Siebzig

 

 22. Januar

 

Der heilige Timotheus wurde in Lystra in Lykaonien in Kleinasien geboren, als Sohn eines heidnischen Vaters und einer jüdischen Mutter, Eunika, und von dieser sowie seiner Großmutter Lois in der Gottesfurcht und der Liebe zu den Heiligen Schriften erzogen. Im Jahr 45, während seines ersten Aufenthalts in Lystra, bekehrte der Apostel Paulus die beiden Frauen zum Christentum, und als er um 50 dorthin zurückkehrte, fand er den jungen Timotheos voll  Eifer und Bewunderung für seine Kämpfe und Leiden, die er im Namen Christi erduldete. Auf Empfehlung der Brüder von Lystra und Ikonion taufte er den Jüngling, legte ihm die Hände auf und machte ihn zu seinem Kampfgefährten. Timotheos wurde bald der Lieblingsjünger des großen Apostels, der ihn „mein geliebtes Kind“ nannte (1. und 2. Timotheus) und über ihn sagte: Wie ein Kind mit dem Vater diente er mit mir dem Evangelium (Philemon 2,22). Sanft, zurückhaltend, vorbildlich im Gehorsam und in der Demut, zeigte der Hl. Timotheos zugleich auch einen unermüdlichen Eifer für die Verkündigung, wie ein guter Soldat Jesu Christi (2. Timotheus 2,3). Er war der Gesandte des Apostels und Werkzeug der Gnade in der Leitung der Kirchen Gottes, zur Berichtigung der Sitten und zur Bewahrung des kostbaren anvertrauten Guts (2. Timotheus 1,14).

 

Von Ikonion zog Timotheus zusammen mit Paulus durch Phrygien und Galatien und hierauf, nach einer himmlischen Vision des Apostels, nach Makedonien, wo sie Thessaloniki und Beröa evangelisierten. Während Paulus nach Athen weiterreiste, blieb Timotheos mit Silas (Siluan) im Norden, begab sich aber wenig später ebenfalls nach Athen, um Paulus über die heftige Opposition der Juden von Thessaloniki zu berichten. Danach kehrte er zurück, um die Getreuen im Glauben zu stärken (1. Thessalonicher 3,1-5). Nachdem er diesen Auftrag erfüllt hatte, eilte er nach Korinth, um Paulus zu unterstützen bei der Bekehrung dieser Stadt. Mit seinem Meister weilte er sodann eineinhalb Jahre in Ephesus, der Metropole Asiens, und wurde erneut nach Korinth entsandt, um den Gläubigen dort die Grundsätze des christlichen Lebens in Erinnerung zu rufen. Da die Korinther die Ermahnungen seines Jüngers in den Wind schlugen, sandte er Titus zu ihnen und nahm Timotheus mit sich auf eine neue Reise nach Makedonien. Dort verfasste er zusammen mit ihm seinen zweiten Brief an die Korinther und kam schließlich, begleitet von Timotheus, selbst nach Korinth, um die Gläubigen zurechtzuweisen und zu erbauen. Als Paulus seine letzte Reise nach Jerusalem unternahm, um den notleidenden Christen der Heiligen Stadt die in allen Kirchen für sie gesammelten Gelder zu überbringen (Apostelgeschichte 20), befand sich Timotheus ebenfalls unter seinen Begleitern. Er war Zeuge seiner Verhaftung (Apostelgeschichte 22 ff.), folgte ihm nach Cäsarea und schließlich in die erste Gefangenschaft nach Rom. Von dort sandte ihn Paulus zu den Philippern (Philemon 2, 19-24) und kam nach seiner Befreiung ebenfalls dorthin. Schließlich setzte er Timotheus an die Spitze der Kirche von Ephesus, mit der Weisung und Ermahnung, das liturgische und gemeinschaftliche Leben organisieren, die Irrlehrer zu bekämpfen, die Mitglieder des Klerus mit Umsicht auszuwählen und die Herde Christi allezeit in Frieden, Eintracht und Wahrheit zu leiten (I Tim). In einem zweiten Schreiben, das ihm der Apostel in Erwartung seines Todes aus seiner zweiten Gefangenschaft in Rom sandte, rief dieser seinen treuen Jünger zu sich, damit er ihm beistehe in seinen letzten Augenblicken (2. Timotheus 4,8-9). In Rom wurde Timotheos festgenommen, aber bald wieder freigelassen (Hebräer 13,23). Nach dem Tod des Apostels kehrte er in sein Bistum zurück.

 

In Ephesus stand Timotheus, wie es heißt, in engem Kontakt mit dem heiligen Johannes dem Theologen und empfing auch von ihm Gnade in Fülle und geistige Erleuchtung. Nachdem der geliebte Jünger nach Patmos verbannt worden war, leitete Timotheos die Kirche von Ephesos, indem er den Geist des heiligen Johannes und den Geist des heiligen Paulus in sich vereinte. Als sich die Heiden der Stadt eines Tages anschickten, eines ihrer ausschweifenden Feste zu feiern, die in Orgien und Totschlag zu enden pflegten, versuchte der heilige Timotheus, sie zur Vernunft zu bringen, doch jene stürzten sich wie wilde Tiere auf ihn und verprügelten ihn. Seine Jünger konnten ihn in letzter Minute aus dem Getümmel ziehen und brachten ihn auf einen nahegelegenen Hügel, wo er wenig später seine Seele in Gottes Hand übergab. Sein Grab befand sich nicht weit von jenem des heiligen Johannes. Später wurden seine Reliquien nach Konstantinopel gebracht und dort in der Kirche der heiligen Apostel beigesetzt. Sie wirkten viele Wunder, bis sie im Jahre 1204 beim Überfall der lateinischen Kreuzfahrer auf die Kaiserstadt geraubt wurden (Sie befinden sich heute in der römischen Kirche San Giovanni in Fonte)

 

Quelle: Das Synaxarion, Die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche

 

 

Die selige Xenija von St. Petersburg

24. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

24. Januar
24. Januar

 

 

Die selige Xenia war die Frau von Andrej Theodorovic Petrov, einem Offizier der russischen Armee, mit dem sie im standesgemäßen Wohlstand des russischen Adels lebte. Als Xenia 26 Jahre alt war, verstarb ihr Mann überraschend. Daran erkannte  die Heilige die Vergänglichkeit alles Irdischen und Weltlichen. Sie verschenkte daraufhin ihren gesamten Besitz und lebte dann acht Jahre lang als Einsiedlerin außerhalb der Stadt Sankt Petersburg. Danach kehrte sie als Pilgerin in ihre Heimatstadt zurück. Die selige Xenija trug immer den Militärmantel ihres verstorbenen Mannes und ein weißes Kopftuch. So wanderte sie durch die Viertel der Armen inm der russischen Hauptstadt. Sie schlief nur sehr wenig, betete unablässig und vollbrachte durch die Gnade Gottes unzählige Wunder. 45 Jahre lang wirkte als eine hl. Närrin in Christus. Sie wurde von sowohl vonm den gedankenlosen Menschen geschmäht, als auch von den geistlich hellsichtigen Menschen verehrt und entschlief im Alter von 71 Jahren im Herrn. Ihr genauer Todeszeitpunkt ist uns nicht mehr bekannt. Sie entschlief zwischen den Jahren 1794 und 1806.

 

Aus Dankbarkeit für das Gute, das die hl. Asketin ihnen erwiesen hatte, kamen viele Menschen zu ihrem Grab, um für die Ruhe ihrer Seele zu beten. Die Selige Xenia antwortete darauf mit Gegenliebe: die Betenden erhielten oftmals sofort Hilfe und Trost von oben, Schwerkranke wurden geheilt, schwierige Familien- und Lebensprobleme wurden durch die Gnade Gottes und die Fürsprache der Heiligen gelöst. Über ihrem Grab auf dem Friedhof bei der Smolensker-Gottesmutterikone-Kirche wurde noch in der Zarenzeit eine kleine Kapelle errichtet. Auch in der sowjetischen Zeit riss der Strom der gläubigen Pilger zum Ärger der Atheisten dort nicht ab.

 

Die selige Xenia ist heute neben der hl. Matrona von Moskau eine der bedeutendsten weiblichen orthodoxen Heiligen unserer Tage. Ihr außergewöhnliches Leben einer verborgenen Heiligkeit entfaltete sich zwar bereits im 18. Jahrhundert in der damaligen russischen Hauptstadt Sankt-Petersburg, zu deren heiligen Schutzpatronin sie später erwählt wurde, doch ist sie eine vielangerufene Fürsprecherin der russischen Menschen bei Gott in allen Sorgen und Nöten des Alltags bis zum heutigen Tage geblieben.

 

Erst in den vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Zeugnisse über ihren Lebensweg und ihr geistliches Wirken schriftlich festgehalten. Um das Jahr 1912 entstand schliesslich eine erste geschriebene Lebensbeschreibung. Diese wurde auf Grundlage bestehender Textfragmente und den überlieferten Erzählungen von Menschen, die sie noch persönlich gekannt hatten, aufgezeichnet. Im Jahr 1978 wurde Xenia zunächst von der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland und dann im Jahr 1988 von der Russischen Orthodoxen Kirche offiziell unter die Schar der Heiligen gezählt.

 

Diese Kanonisierung bestätigte aber nur eine seit fast zweihundert Jahren bestehende Verehrung im orthodoxen Kirchenvolk.  Ihrem Heiligentypus nach ist die selige Xenia eine sogenannte "Närrin in Christus". Sie ist also eine Heilige, die den asketischen Weg der Verstellung um Christi willen gewählt hat. Der Narr in Christo (russisch: Юродивый = Jurodiwy) ist eine traditionell äußerlich exzentrische Erscheinung. Denn der Narr um Christi Willen stellt sich bewußt auf die Seite all derer, die außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen stehen: Arme, psychisch Kranke, Obdachlose, Drogenabhängigige, Trinker etc. Als heilige Närrin ist sie Nachfolgerin und Jüngerin Christi, der  gerade für jene Ausgegrenzten, Mühseligen und Beladenen auf die Welt gekommen ist. Der Narr um Christ Willen spielt  vor der Augen der Öffentlichkeit den Tollen, den Wahnsinnigen, um damit die Weisheit und Maßstäbe dieser Welt öffentlich ad Absurdum zu führen. Der Heiligentypus des Narren um Christi willen gemahnt uns orthodoxe Christen daran, dass wir uns den geltenden gesellschaftlichen und politischen Konventionen dort radikal verweigern müssen, wo sie wieder-, ja sogar antichristlich sind. Die Verrücktheit des Jurodiwy ist also nach außen hin mehrdeutig. Für den geistlich kundigen Menschen ist sie eine Enthüllung der Götzenverehrung durch den jeweils herrschenden  Zeitgeist. Das Reden des hl. Narren in  Christus ist aus diesem Grunde göttlich inspiriert. Es ist eine geistliche Vorausschau und verhüllte Offenbarung gottgegebener Deutungen. Insofern ist dieses Reden wie die Worte der altttesamentlichen Propheten in unserter Zeit. Gott ruft und durch sie zur Umkehr auf.

 

Der Narr um Christi Willen kann also Wahrheiten aussprechen, die kein anderer in so klarer Weise aussprechen kann. Normalerweise werden diese Wahrheiten in Form von Parabeln oder indirekten Anspielungen preisgegeben. Wie die Gleichnisse der Heiligen Schrift wollen sie deshalb geistlich verstanden und gedeutet werden.

 

Wir leben heute in einer Zeit in der viele Menschen glauben, dass sie dem Glauben entwachsen seien und Gott nicht mehr brauchen würden. Es ist gerade der große Irrtum unserer Zeit, in der die uns von Gott geschenkte menschliche Freiheit dahingehend fehlgedeutet wird, dass der Mensch selbstständig und von Gott losgelöst ein gelingendes Leben gestalten könne. Und so werden heute politische Ideologien als oberstes menschliches Gut verehrt. Ein christlich begründeter Widerspruch oder kirchliche Bedenken werden nicht ertragen oder auch nur geduldet. Die Ideologien des Zeitgeistes sind für viele heutige Menschen zu neuen Götzen geworden, denen wir unsere innersten christlichen Überzeugungen zum Opfer darbringen sollen. So will uns der moderne Atheismus eines Richard Dawkins notfalls auch mit Zwang vom Irrglauben an Gott befreien. In einer solchen geistigen und geistlichen Situation ist uns gerade die selige Xenia von Petersburg eine wichtiges Vorbild und eine große geistliche Fürsprecherin, genau wie sie es für die bedrängten orthodoxen Gläubigen während der gottlosen sowjetischen Ära gewesen ist. Durch ihr heiliges Leben ruft sie auch uns im Westen heute zu: Alles Irdische und Weltliche ist vergänglich. Haltet Euch an Christus und strebt vor allem nach der Teilhabe am Reich der Himmel. Alles was ihr dafür braucht, wird Euch von Gott dem Herrn geschenkt werden!

 

Seilige Xenia von Petersburg, bitte zu Gott für uns!

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Gregor der Theologe, Erzbischof von Konstantinopel

 

25. Januar

 

Der heilige Hierarch Gregor der Theologe, russisch: святитель Григорий Богослов (auch „Gregor von Nazianz“) war Bischof von Sasima in Kappadokien, kurzzeitig Erzbischof von Konstantinopel und ist einer der bedeutendsten heiligen Väter. Er formulierte die Lehre über die Heilige Dreieinheit und prägte so entscheidend die christliche Theologie.

 

Der heilige Gregor wurde um das Jahr 330 in Kappadokien in der Nähe der Stadt Nazianz geboren. Seine Mutter Nonna war bereits Christin, aber sein Vater, ebenfalls mit Namen Gregor wurde erst von seiner Frau für Christus gewonnen. Der Vater des heiligen Gregor gehörte der zunächst der heidnisch-jüdischen Religionsgruppe der Hypsistarier an. Ihre synkretistische Lehre bestand aus Elementen des Judentums und heidnischer Religionen. Im Alter von fünfzig Jahren wurde er durch das Beispiel seiner christlichen Frau zum Christentum bekehrt (ca. um das Jahr 325). Bereits im Jahr 328 wurde er Bischof der Stadt Nazianz. Er übte sein Bischofsamt 45 Jahre lang aus. In die vorher durch Spaltungen beunruhige Gemeinde konnte Gregor der Ältere in kürzester Zeit Frieden bringen. Ab dem Jahr 335 ließ er in Nazianz eine große Kathedrale in Oktogonform erbauen.

 

Als Sohn aus wohlhabendem Haus konnte der heilige Gregor zunächst in Cäsarea in Kappadokien, dann in Alexandria und etwa seit dem Jahr 348 in Athen studieren. Hier begegnete er auch dem heiligen Basilios dem Großen, den späteren Bischod von Cäsarea, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

 

Im Jahre 360 wurde der heilige Gregor von seinem Vater getauft und später von ihm zum Priester geweiht. Er folgte dann dem heiligen Basilios in die Einsamkeit und schloss sich mit ihm einer klösterlichen Gemeinschaft am Schwarzen Meer an. Der kirchlichen Überlieferung nach verfaßten die beiden heiligen Hierarchen hier erstmals die Klosterregeln, welche bis heute eine der Grundlagen des orthodoxen Mönchtums bilden. Zurückgekehrt nach Nazianz, half er dort seinem Vater bei dessen bischöflichen Amtspflichten.

 

Als sein Vater gestorben war, ging der heilige Gregor zunächst nach Seleucia, bevor er im Jahr 379 nach Konstantinopel gerufen wurde. Er leitete dort die Kirche der Kaiserstadt, ohne ihr als Bischof vorzustehen, und erzielte bereits in dieser Zeit im Kampf gegen den Arianismus, der die Wesensgleichheit von Gott Vater und dem Sohn Gottes leugnete, viele Erfolge. Als dann Kaiser Theodosios der Große im Jahr 380 den rhomäischen Kaiserthron bestieg, übernahm der hl. Gregor auf Bitten der orthodoxen Christen und überzeugt vom heiligen Basilios dem Großen die erzbischöfliche Kathedra von Konstantinopel. Daraufhin sammelte er durch seine erleuchteten Predigten sogar arianische Häretiker, Heiden und Juden um sich. Die arianischen Bischöfe, die im Osten des Reiches damals in der Mehrheit waren, verfolgten den Heiligen und wiegelten das Volk der Kaiserstadt gegen ihren Bischof auf. Doch der Heilige Gregor, ein eifriger Kämpfer für die Orthodoxie, ertrug alles mit Ruhe und Geduld. Auf dem Zweiten Ökumenischen Konzil wurde der heilige Gregor zum Vorsitzenden erwählt. Als arianisch gesinnte Bischöfe seine Amtsführung bekämpften, bat er aus Friedensliebe um die Entlassung aus dem Patriarchenamt. Denn am Ende aber räumte der friedliebende Mann lieber seine bischöfliche Kathedra, bevor es zu Unruhen in der Stadt Konstantinopel kam.

 

Der heilige Gregor kehrte daraufhin in seine Heimatstadt auf das Landgut, das ihm seine Eltern hinterlassen hatten, zurück und verfasste in der Folgezeit viele seiner großen Schriften. Bis in unsere Zeit haben sich mehr als 200 seiner Briefe, über 400 geistliche Gedichte und eine Vielzahl von theologischen Reden und Abhandlungen erhalten. Der heilige Gregor der Theologe entschlief im Herrn im Jahr 390. Seine Reliquien wurden von den lateinischen Kreuzrittern aus Konstantinopel geraubt und nach Rom gebracht.

 

Der große Beitrag des heiligen Gregors liegen in seiner Verteidigung der orthodoxen Lehre über den Einen Gott in drei Personen, die Allheilige Dreieinheit. Der heilige Gregor betonte gegen die Häresie der Arianer, dass unser Herr Jesus Christus nicht aufhörte, wahrer Gott zu sein, als Er ein wahrer Mensch wurde, und dass Er auch keine Seiner göttlichen Eigenschaften verlor, als Er die menschliche Natur annahm. So hat der heilige Gregor christlich-orthodoxe Glaubensbekenntnis über die Allheilige Dreieinheit und die zwei Naturen Christi klar dargelegt. Er ist neben den heiligen Apostel und Evangelisten Johannes und dem Symeon der Neue Theologe einer der drei heiligen Väter, denen die Kirche „der Theologe" verliehen hat.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Heilige Gregor der Theologe

 

25. Januar 

 

Das Gewebe des Christentums wurde durch die Fäden solcher Männer wie dem Heiligen Gregor dem Theologen (Γρηγόριος Α´ ὁ Ναζιανζηνός, Γρηγόριος ὁ Θεολόγος) in seiner Stärke und Schönheit gewoben. Er wurde im 4. Jahrhundert einer der vier großen Väter der Kirche, zusammen mit dem Heiligen Basilios dem Großen, dem Heiligen Johannes Chrysostomos und dem Heiligen Athanasios dem Großen. Er wird auch als einer der sog. kappadokischen Väter bezeichnet, eine Ehre, die er sich mit den Heiligen Basilios und Gregor von Nyssa teilt. Er wird auch als der Hauptstreiter der Orthodoxie gegen die häretische Lehre des Arianismus anerkannt. 

 

Er wurde 329 als Sohn eines Bischofs, nach dem er genannt wurde, in Arianz in Kappadokien, Kleinasien geboren. Er studierte in Caesarea und dann in Athen, wo er Basilios traf und mit ihm – im gemeinsamen Beschluss Christus zu dienen – eng befreundet wurde. Auf Vorschlag von Basilios wurden die beiden Mönche in einer Einsiedelei am Pontus, wo sie eine geistliche Reise antraten, die sie beide zu geistlicher Größe führen sollte. Gregor zeigte allerdings einiges Widerstreben das Kloster zu verlassen, um die Priesterweihe zu erhalten und seinem Vater, dem Bischof von Nazianz als Assistent zu dienen. 

 

Die glänzenden Predigten des Sohnes übertrafen die des Vaters. Als er noch kaum dreißig Jahre alt war, hatte er den Beifall der ganzen Region als mächtiger Streiter im Kampf gegen Heidentum und Häresie. 

 

Es war im Wesentlichen durch den Einfluss von Gregor, dass sein Freund Basilios Bischof von Caesarea wurde. In dessen Verlauf wurde er selbst Bischof der relativ unbedeutenden Stadt Sasima, ein Amt, das er nie gesucht hatte und auch nicht antrat, da er lieber bei seinem Vater in Nazianz blieb. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 374 übernahm er die Kirche von Nazianz. Mit dem Tode seines Vaters wuchs sein Wunsch auf eine Rückkehr als Asket in eine Einsiedelei, um dort zu meditieren, zu beten und die Schrift auszulegen. Er erhielt die Erlaubnis sich nach Seleucia in Isaurien zurückzuziehen, wo allerdings sein Aufenthalt als Eremit nur kurz sein sollte. 

 

Nach dem Tode des arianischen Kaisers Valens, dem kurz darauf auch der Freund Gregors, Basilios folgte, wurde Gregor nach Konstantinopel gerufen. Er sollte die Reorganisation der Orthodoxen Kirche leiten, die durch die Häresie des Arianismus innerlich zerrissen war und äußerlich durch die Störungen durch die Heiden. Im Laufe seines heiligen Werkes bekam er den Ruf eines hervorragenden Redners und Streiters, mit dem er sich den Titel eines „Theologen“ verdiente, trotz der Gegnerschaft Maximus’ des Zynikers, der vom Bischof von Alexandria gegen ihn in Stellung gebracht worden war.

 

Als der orthodoxe Kaiser Theodosios 380 an die Macht kam, übernahm Gregor die Leitung der großartigen Kirche der Hagia Sophia, des angesehensten Gotteshauses der ganzen Christenheit. Während seiner Leitung nahm Gregor teil an einem Konzil, das 381 in Konstantinopel abgehalten wurde, um die Meinungsverschiedenheiten unter den Führern der Kirche zu schlichten. Bekannt als das Zweite Ökumenische Konzil, löste es die Probleme und wählte Gregor zum Patriarchen von Konstantinopel. Außerdem bestätigte es die nizänische Lehre, die das Erste Ökumenische Konzil in Nizäa verfochten hatte. 

 

Während der ganzen Zeit seines Amtes als geistlicher Führer der Orthodoxie diente der edle Gregor ehrenhaft und würdig. Er war zudem das Werkzeug Gottes, indem er die Kirche zu einer festen Einheit zusammenschloss, die jedem inneren oder äußeren Druck widerstehen konnte. Er wurde der persönlichen Angriffe, das Berufsrisiko jedes Patriarchen, müde und zog sich nach einer bewegenden Abschiedsrede zurück, um seine letzten Tage mit meditieren, schreiben und beten zu verbringen. Er starb am 25. Januar 388.

 

Quelle:  Father G. Poulos, Orthodox Saints

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Joseph der Barmherzige, Metropolit der Moldau

 

26. Januar

 

Der spätere Heilige wurde 1820 geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Johannes und von seiner Mutter Theodosia aufgezogen, bis er im Alter von 10 Jahren einem Verwandten, dem Mönchsdiakon Theophylact vom Kloster Frumoasa in Bessarabien anvertraut wurde. In Begleitung von ihm ging er 1831 nach Iaşi, um im Kloster St. Spyridon zu leben, das damals unter der Leitung des Bischofs Varlaam Cuza Sardeo stand. Anschließend folgte er Theophylact zum Kloster des Hl. Propheten Samuel in Focşani, wo er am 23. November 1835 von Bischof Chesarie zum Mönch und am nächsten Tag zum Mönchsdiakon geweiht wurde. Am 29. August 1850 wurde er zum Priestermönch geweiht und im Jahr 1860 zum Archimandriten erhoben. Für kurze Zeit (1863-1864) war er Abt im Sărindar-Kloster in Bukarest. Am 23. April 1872 empfing er die Bischofsweihe und am 18. Jänner 1873 wurde er zum Bischof von Arges ernannt, am 10. Juni 1875 wurde er zum Metropolit von Moldau gewählt und am 6. Juli in Iaşi in sein Amt eingeführt. Bist zu seinem Heimgang wo er bis am 26. Jänner 1902 wirkte er als umsichtiger Hirte und Vater seiner ihm anvertrauten Herde. Seine Heiligsprechung durch die Synode der rumänisch orthodoxen Kirche fand am 5. Oktober 2017 statt.

 

Tropar im 4. Ton: Mit Frömmigkeit und himmlischen Gnaden hast du dich als barmherziger und heiliger Erzhirte Moldawiens gezeigt. Dafür, heiliger Hierarch, durch Wort und Tat, die deine Herde zum Heil rufen, freust dich jetzt mit allen Gerechten im Himmel, Vater Joseph.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Sava,

Erzbischof von Serbien

 

27. Januar

 

Als Prinz Rastko im Jahre 1175 in Ribnica (heute Podgorica) geboren, war er der jüngster Sohn des serbischen Großžupans Stefan Nemanja und Bruder des ersten Königs aus dem Hause der Nemanjiden. Er wurde Mönch am Berg Athos mit dem Namen Sava und gründete dann gemeinsam mit seinem Vater im Jahr 1198 das Kloster Hilandar. Ab 1199 verbrachte er einige Zeit im Kloster Theotokos Evergetis in Konstantinopel. Das Typikon Evergetis übernahm Sava in kirchenslawischer Übersetzung für die Konstitution Hilandars und in leicht adaptierter Form für das Kloster Studenica. Nach 1206 kehrte er nach Serbien als Abt des Klosters Studenica zurück und nahm die Gebeine seines Vaters mit, für die er als Grablage Studenica auserwählte. 1216/17 kehrte Sava auf den Heiligen Berg zurück und wurde im Jahr 1219 in Nicäa zum Erzbischof Serbiens ernannt und geweiht. Damit war die Autokephalie der Serbischen Orthodoxen Kirche bestätigt worden. Sava entschlief im Jahr 1236 in Veliko Tarnowo und wurde im Kloster Mileševa beigesetzt. 1594 wurden seine Reliquien in Belgrad auf Befehl des osmanischen Großwesirs Sinan Pascha verbrannt.

 

Der hl. Sava ist der wichtigste und meist verehrte Heilige des serbischen Volkes. Die nahezu einzigen Quellen zu seinem Leben sind die zeitgenössischen Lebensbeschreibungen (Viten) des Mönchs Domentijan von Chilandar (1210–nach 1264) sowie des serbischen Athos-Mönches Teodosije.

 

Als Strafmaßnahme für den fehlgeschlagenen serbischen Aufstand des Jahres 1593 verbrannten die Muslime unter dem Großvesir Sinan Pascha dann am 27. April 1594 die Reliquien des heiligen Sava auf einer Anhöhe über der Stadt Belgrad, dem heutigen Berg Vračar. Auf dem Berg wurde zunächst eine kleinere, dem heiligen Sava geweihte Kirche errichtet. Im Jahr 1935 begannen schließlich die Bauarbeiten an der großen Kathedrale des Heiligen Sava. Nach einem jahrzehntelangen Baustopps während des Zweiten Weltkrieg und zur Zeit der kommunistischen Tito-Diktatur wurde die größte orthodoxe Kirche des Balkans dann im Jahre 2004 feierlich geweiht.

 

Tropar im 3. Ton: Des Weges, der zum Leben führt, warst du Unterweiser, Erstthronender und Lehrer: denn zuerst, o Hierarch Sava, hast du nach deiner Ankunft dein Vaterland erleuchtet, denn du hast dasselbe wiedergeboren durch den heiligen Geist; als Ölbäume in das geistige Paradies hast du deine allgeweihten Kinder gepflanzt; deswegen dich verehrend als mitthronenden mit den Aposteln und Hierarchen, bitten wir: Flehe zu Christus, Gott, uns zu schenken große Gnade.
Kondak  im 8. Ton: Als erster großer Hierarch und Mitarbeiter der Aposteln verherrlicht dich die Kirche deines Volkes; und da Du Gnade gefunden hast bei Christus, bewahre uns durch deine Gebete vor jedem Unglück, so dass wir zu Dir rufen: Freue Dich, du gottweiser Vater Sava.

 

Gedächtnis unseres heiligen und gottgeweihten Vaters Ephrem des Syrers

 

28. Januar

 

Dieser strahlende Stern der Kirche ging um 306 weit im Osten auf, in der Stadt Nisibis in Mesopotamien. Der heilige Ephrem war noch im Knabenalter, als er von seinem heidnischen Vater, der Götzenpriester war, wegen seiner Sympa thien für die Christen aus dem Haus gejagt worden. Der heilige Bischof Jakobus nahm ihn auf und unterwies ihn in den heiligen Tugenden und  der ständigen Betrachtung des Wortes Gottes.

 

Durch Gottes Gnade entzündete das Studium der Heiligen Schrift in ihm eine Flamme, die ihn alle Dinge dieser Welt vergessen ließ. Sein Glaube, fest wie der Berg Zion, bewog ihn zu einem ganz Gott zugewandten Leben. So erlangte er eine Reinheit der Seele und des Leibes, die di Grenzen der menschlichen Natur überstieg und ihn alle Bewegungen seines Geistes gänzlich im Zügel halten ließ, sodass kein schlechter Gedanke am Horizont seines Denkens auftauchen konnte.

 

Nachdem er die heilige Taufe empfangen hatte, zog sich der Heilige Ephrem um 326 im Alter von 20 Jahren in die Wüste zurück. Er wanderte von Ort zu Ort, besuchte heilige Gottesmänner und ließ sich dann für einige Jahre in Edessa nieder. Dort hörte er von den Tugenden des Heiligen Basilius, und nachdem ihm Gott in einer Vision den Bischof von Cäsarea offenbart hatte wie eine Feuersäule, die die Erde mit dem Himmel verband, ging er nach Kappadokien, um ihm zu begegnen.

 

Er erreichte Cäsarea am Tag des Festes der Theophanie und betrat die Kirche, als der heilige Basilius dort die Göttliche Liturgie zelebrierte. Obwohl Ephrem die griechische Sprache nicht verstand, wurde er von Bewunderung ergriffen, als der große Hierarch seine Homilie zum Festtag sprach, denn er sah auf seiner Schulter eine weiße Taube sitzen, die ihm göttliche Worte ins Ohr murmelte. Dieselbe Taube offenbarte dem Heiligen Basilius die Gegenwart des demütigen syrischen Asketen inmitten des   feiernden Volkes. Er ließ ihn zu sich holen und sprach einige Augenblicke mit ihm im Allerheiligsten. Auf sein Gebet hin gewährte Gott dem heiligen Ephrem, plötzlich Griechisch zu sprechen, so als würde er diese Sprache seit seiner Kindheit kennen. Daraufhin weihte ihn der heilige Basilios zum Diakon und ließ ihn in seine Heimat zurückkehren.

 

Bald danach begann eine lange Reihe kriegerischer Auseinandersetzung zwischen Byzanz und   den Persern  (338-387),  und  überall im  persischen Reich  wurden die Christen,  die  man als  Verbündete  der  christlichen Kaiser betrachtete,  unerbittlich verfolgt. Als Ephrem in der Wüste von den Leiden seiner Brüder hörte, ging er nach Nisibis, um ihnen beizustehen durch seine Schriften und sein Wort. Die Gnade des Heiligen Geistes erfüllte ihn so sehr, dass seine Zunge, wenn er zum Volk sprach, nicht Zeit fand, all die himmlischen Gedanken auszusprechen, die Gott ihm eingab, sodass er wie von Stammeln ergriffen schien.

 

Deshalb richtete er an Ihn eine ungewöhnliche Bitte: ,,Halte die Flut Deiner Gnade zurück, o Herr!“ Wenn er nicht beschäftigt war mit der Lehre, um den Glauben zu stärken gegen die Heiden und die Häretiker, stellte er sich demütig in den Dienst aller, als wahrer Diakon, der nach dem Vorbild Christi zum „Dienenden“ geworden ist.

 

Aus dieser Demut heraus lehnte er es stets ab, die Priesterweihe zu empfangen. Im Jahr 363 fiel Nisibis in die Hand der Perser, und der heilige Ephrem, der nicht unter der Herrschaft der Heiden leben mochte, wanderte mit vielen anderen Christen nach Edessa aus.

 

Dort verbrachte er die letzten zehn Jahre seines Lebens als Lehrer an der berühmten Exegetenschule, die der heilige Jakobus in Nisibis gegründet hatte und die nun in Edessa als „Schule der Perser“ weitergeführt wurde.

 

Hier verfasste er auch den größten Teil seiner Schriften, in denen er die Gotteserfahrung und die heiligen Dogmen der Kirche in einer dichterischen Sprache von einmaliger Schönheit zum Ausdruck brachte. Man sagt, dass er, in seiner altsyrischen Muttersprache, mehr als drei Millionen Verse schrieb: Kommentare zur Heiligen Schrift, Hymnen über das Paradies, die Jungfräulichkeit, den Glauben, die großen Mysterien des Erlösers, die liturgischen Feste   usw.,   ferner  Abhandlungen   gegen   die   Häresien,   über   die  Askese   und   das Mönchsleben.

 

Sehr viele Werke des heiligen Ephrem liegen auch in deutscher Übersetzung vor: Darunter die Hymnen über das Paradies, Über die Kirche, Über die Geburt Christi, Pascha-Hymnen, Über das Fasten, Über den Glauben.

 

Seine Hymnen gingen zu einem großen Teil in die liturgischen Bücher in altsyrischer Sprache ein und trugen ihm die Titel ,,Harfe des Hl. Geistes“ und ,,Lehrer der Ökumene“ ein. Er hat der Kirche auch jenes Gebet geschenkt, das wir während   der Großen Fastenzeit in allen Gottesdiensten wiederholen:  

 

„Herr und Gebieter meines Lebens, den Geist des Müßiggangs, der Verzagtheit, der Herrschsucht und der Geschwätzigkeit gib mir nicht!

 

Gib mir hingegen, Deinem Knecht, den Geist der Keuschheit, der Demut, der Geduld und der Liebe!

 

Ja, mein Herr und mein König, gib mir meine eigenen Sünden zu sehen und nicht meinen Bruder zu verurteilen, denn gesegnet bist Du in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.“

 

Dieses Gebet wie auch seine anderen asketischen Schriften erweisen ihn als einen der großen Lehrer der Zerknirschung, des reumütigen Herzens. Der heilige Ephrem besaß die Gnadengabe der heiligen Tränen, die seine Augen auf Jahre hinaus zu zwei unerschöpflichen Brunnen machte, die bei Tag und bei Nacht die läuternden Wasser der zweiten Taufe strömen ließen, und manchen Menschen hat sich beim Lesen seiner Schriften der Weg zu Reue und Umkehr zu Gott geöffnet.

 

Nachdem der heilige Ephrem in Edessa noch die Hilfsaktionen gegen die Hungersnot von 372 organisiert hatte, entschlief er im Jahr 373 in Frieden zum Herrn, umgebenvon den Asketen und Eremiten der Region, die von ihren Wüsten und Bergen herbeigeströmt waren, um seinen letzten Augenblicken beizuwohnen.

 

Quelle: Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche.

 

 

Gedächtnis unseres heiligen und gottgeweihten Vaters Isaak des Syrers

 

28. Januar

 

Mönchs-Hypodiakon Efrem Kuckoff

 

 

Der hl. Isaak der Syrer wurde in der Region Beit' Katraja in Ostarabien geboren. Schon als Jugendlicher trat er ins Kloster von Mar Matthäus unweit von Ninive ein und wurde zum Mönch geschoren. Dort widmete er sein Streben der praktischen Askese. Seine Wissbegier, seine Tugend und sein asketisches Leben erregten die Aufmerksamkeit seiner Mitbrüder, die ihn zum Klostervorsteher vorschlugen. Der hl. Isaak wollte diese Bürde nicht tragen, da er ein Leben in Abgeschiedenheit bevorzugte, und verließ das Kloster, um allein in der Wüste zu leben. Sein Bruder bedrängte ihn mehr als einmal, ins Kloster zurückzukehren, aber Isaak wollte nicht. Aber als sein Ruhm wegen seines heiligen Lebenswandels sich verbreitete, wurde er zum Bischof von Ninive ernannt. Als er die rauen Sitten und den Ungehorsam der Stadtbewohner erkannte, sah sich der Heilige außerstande, sie zu leiten, und sehnte sich erst recht nach Einsamkeit. Er wurde jedoch zu einer theologischen Autorität und so in die religiöse Erziehung der Region Beit' Katraja verwickelt. Als der Katholikos Georges (680–659) die Gegend Mitte des siebten Jahrhunderts besuchte, um an einer Synode teilzunehmen, ordinierte er Isaak, den Bischof non Ninive, in den fernen Norden.


Die amtlichen Obliegenheiten passten nicht zu seiner Neigung zu Rückzug und Askese, und so dankte er nach nur fünf Monaten ab und zog nach Süden in die Wildnis am Berg Matut, einen Rückzugsort für Anachoreten. Dort lebte er viele Jahre in Einsamkeit, aß nur drei Laibe Brot in der Woche und ein wenig ungekochtes Gemüse, was seine Hagiographen stets erstaunte. Vielleicht Blindheit oder hohes Alter zwang ihn, ins Kloster von Schabar umzuziehen, wo er starb und begraben wurde. Zur Zeit seines Todes war er fast blind, was Manche seiner Leidenschaft für das Studium zuschreiben.
Vermächtnis.


Vom frühen achten Jahrhundert bis zum Beginn des achtzehnten Jahrhunderts war über den hl. Isaak den Syrer in Europa nichts bekannt außer seinem Namen und seinen Werken. Erst 1719 wurde in Rom eine Bibliographie des Heiligen publiziert, die ein anonymer Araber zusammengestellt hatte. 1896 kamen weitere Informationen ans Licht. Der gelernte französische Soteriologe Abbot Chabot veröffentlichte einige Werke über syrische Geschichte, die Iezudena ,Bischof von Basra, im achten Jahrhundert verfasst hatte und in denen sich auch der Bericht über den hl. Isaak fand.


Isaak ist bekannt für seine spirituellen Homilien über das Innenleben, die in ihrer menschlichen Weite und theologischen Tiefe das nestorianische Christentum, dem er angehörte, übersteigen. Sie überlebten in syrischen Manuskripten und in griechischen und arabischen Übersetzungen. Aus dem Griechischen wurden sie ins Russische übertragen.


Isaak vermied es bewusst, Themen zu behandeln, die in den zeitgenössischen theologischen Debatten kontrovers erörtert wurden. Dies macht sein ökumenisches Potential aus und erklärt wohl, weshalb er von vielen verschiedenen christlichen Traditionen verehrt und geschätzt wird.


Isaak steht in der Tradition der östlichen mystischen Heiligen und legt besondere Betonung auf das Wirken des Heiligen Geistes.


Sein melancholischer Stil und seine Nähe zu den Kranken und Todgeweihten übten großen Einfluss auf das orthodoxe und orientalische Christentum aus. Seine Schriften wurden das achte und neunte Jahrhundert hindurch in klösterlichen Kreisen ununterbrochen studiert. Besonders die Koptische Kirche in Ägypten preist noch heute seine Werke. Darüber hinaus ist seine Überzeugung, dass die Vorstellung eines ständig den Menschen strafenden Gottes, wie sie im Mysterium von Gehenna (dem See aus Feuer bzw. der Hölle) zum Ausdruck kommt, nicht zu dessen allumfassenden Liebe passen will, zentraler Konflikt seiner zweiten Abhandlung über mystische Lehren.


Isaaks Schriften sind ein seltenes Beispiel für ein umfängliches Werk eines erfahrenen Einsiedlers und dennoch bedeutenden Autors für das Verständnis des frühen christlichen Asketismus. Die Unterweisungen des hl. Isaak sind in verschiedenen Büchern auf uns gekommen. Das Erste Buch enthält 82 Kapitel, das Zweite 41. Es gibt auch ein Drittes Buch, das ins Italienische übersetzt wurde, aber noch nicht ins Englische.

 

Hier einige Beispiele:


"So sehr ein Mensch sich Gott mit seinen Absichten offenbart, so sehr wird sich Gott ihm mit seinen Gaben offenbaren."

 

"Eine Handvoll Sand, die ins Meer geworfen wird – so ist die Sünde verglichen mit Gottes Vorsehung und Gnade. So wie eine reiche Wasserquelle nicht von einer Handvoll Staub verstopft wird, so wird die Gnade Gottes nicht durch die Sünden seiner Geschöpfe zunichte."


"Dem Glauben voraus geht natürlicherweise der Weg zum Glauben und zu Gott. Dieser ist uns von Gott eingepflanzt und überzeugt uns ganz allein von der Notwendigkeit, an Gott zu glauben, der alles zum Sein gebracht hat."


"Diejenigen, denen das Licht des Glaubens wahrhaft leuchtet, würden nie solche Schamlosigkeiten begehen wie Gott zu bitten: ‚Gib uns dies‘ oder ‚Nimm das weg‘. Denn ihre spirituellen Augen, mit denen sie der wahre Vater gesegnet hat, der in seiner großen Liebe alle Vaterliebe übertrifft, erkennen stets die väterliche Vorsehung und sind nicht im Mindesten um sich selbst besorgt. Gott vermag mehr als jeder andere und kann uns in weit größerem Maße helfen, als wir es jemals erbitten oder uns auch nur vorstellen mögen."


"Der Mund, der unaufhörlich Dank sagt, empfängt den Segen Gottes. In dem Herzen, das stets Dankbarkeit erweist, verbleibt die Gnade."


"Zweck des Gebets ist es, Liebe zu Gott zu erwerben, denn im Gebet finden sich alle Arten von Gründen, Gott zu lieben."


"Konzentriertes Beten erzeugt einen unablässigen Gedanken Gottes in der Seele."


"In dunkler Zeit hilft es vor allem anderen, zu knien. Je stärker jemand den Kampf für Gott aufnimmt, umso näher wird sein Herz umgekehrt im Gebet Freiheit finden."


“Sich für ein gutes Werk zu entscheiden, liegt an deren Urheber; die Absicht zu erkennen — das ist Gottes Werk. Lasst uns konsequent an der Regel festhalten, so dass jede gute Absicht, die uns erreicht, von innigem Gebet gefolgt werde, in denen wir Gott bitten, uns nicht nur Hilfe zu gewähren, sondern auch mitzuteilen, ob ihm etwas wohlgefällig sei oder nicht. Denn nicht jede gute Absicht kommt von Gott, sondern nur die segensreichen."


"Manchmal möchte jemand etwas Gutes, aber Gott hilft nicht – vielleicht, weil die Absicht vom Teufel kam und uns nicht guttut; oder vielleicht, weil es jenseits unserer Kräfte liegt, weil wir die nötige spirituelle Stufe noch nicht erreicht haben; oder vielleicht, weil es nicht zu unserer Berufung passt; oder vielleicht, weil es nicht die rechte Zeit dafür ist; oder vielleicht, weil wir nicht das nötige Wissen oder die Stärke haben, es zu vollbringen; oder vielleicht, weil die Umstände einen Erfolg verhindern würden. Außerdem ersinnt der Teufel immer Wege, seine Absichten als gut darzustellen und uns zu ihnen zu verleiten, um unsere spirituelle Ruhe zu stören und uns Böses zu tun. Deshalb müssen wir unsere guten Wünsche immer sorgfältig prüfen. Am besten ist es immer, zuerst Rat einzuholen."


"Beginne jedes Werk um Gottes Willen freudvoll."


"Vergewissere dich, dass du die kleinen Dinge beachtest, damit du nicht auch Wichtiges beiseite lässt."


“Verlange keine Liebe von deinem Nächsten, denn wenn du sie nicht bekommst, wirst du leiden; besser ist es, du zeigst deine Liebe zu deinem Nächsten und beruhigst dich. So wirst du deinen Nächsten zur Liebe leiten."


"Tausche dein Nächstenliebe nicht gegen irgendeinen Besitz ein, denn durch die Liebe zu deinem Nächsten erreichst du in dir selbst Ihn (Gott), das wertvollste in der Welt. Lass das Geringe fahren und erwirb das Große; verachte das Überflüssige und alles Bedeutungslose, um das Wertvolle zu erwerben."


"Beschütze den Sünder, wenn es dir nicht schadet. Dadurch wirst du ihn zu Reue und Umkehr ermutigen – und die Gnade Gottes auf dich ziehen. Mit einem freundlichen Wort und allen möglichen Mitteln bestärke die Schwachen und Gepeinigten, dann wird der Rechte Arm, der Alles beherrscht, auch dir helfen. Im Gebet und Mitleid im Herzen teile dein Los mit den Kummervollen, und Gottes Gnade wird dein Flehen erhören."


"Wenn du gibst, gib hochherzig und mit freundlichem Gesicht, und gib mehr, als von dir erbeten wurde."


"Unterscheide nicht zwischen Wertvollen und Wertlosen. Lass vor deinen guten Taten alle gleich sein, so dass du auch die Wertlosen zum Guten heranziehen kannst, denn durch äußere Werke lernt die Seele schnell, Gott Ehre zu erweisen."


"Wer den Armen gegenüber freundlich ist, hat Gott zum Wächter, und wer um Gottes Willen arm wird, wird große Schätze erhalten. Gott gefällt es, wenn jemand sich um Seines Willen um Andere sorgt. Wenn dich jemand um etwas bittet, denke nicht: „Vielleicht kann ich es noch brauchen, also behalte ich es lieber; Gott wird schon durch andere Leute dafür sorgen, dass Dieser bekommt, was er braucht.“ Solcherlei Gedanken haben schlechte Leute, die Gott nicht kennen. Ein gerechter und großzügiger Mensch reklamiert nicht die Ehre des Geholfenhabens bei jemand anderem, und er lässt keine Gelegenheit aus, zu helfen. Jeder Bettler und jeder Bedürftige bekommt, was er braucht, denn Gott vergisst niemanden. Du aber, der du den Mittellosen mit nichts fortschickst und so die Ehre missachtest, die Gott dir dargeboten hat, entfernst dich selbst von Seiner Gnade."


"Durch Gottes Vorsehung erhält derjenige, der jeden Anderen um Gottes Willen achtet, selber von allen anderen Menschen Hilfe.“

 

 

Gedächtnis unseres Vaters unter den Heiligen Julian,

des ersten Bischofs von Le Mans

 

27. Januar

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der heilige Julian war nach den um das Jahr 850 entstandenen Verzeichnissen der Bischöfe von Le Mans der erste Bischof von Cenomanis  (dem heutigen Le Mans). Die kirchliche Überlieferung berichtet uns, das es sich beim heiligen Julian um jenen Simon den Aussätzigen handelt, in dessen Haus unser Herr und Erlöser Jesus Christus in Bethanien zu Gast gewesen ist (vgl.: Matthäusevangelium 26: 6). In der Antike war es bei den Juden üblich, einen hebräischen Namen für den religiösen Gebrauch in der Synagogengemeinde und einen griechischen oder römischen Namen für den öffentlich-staatlichen Gebrauch zu haben. So war zum Beispiel der jüdische Namen des heiligen Apostel Paulus Scha'ul (Saulus) und nur für seine griechische Umwelt hieß er Paulus. Der heilige Julian gehörte später zum Kreis der heiligen Jünger des Herrn, den heiligen Aposteln von den Siebzig. Mit dem heiligen Apostel Petrus gelangte er dann nach Rom und wurde vom heiligen Petrus und dem ersten römischen Bischof, den heiligen Clemens, als Bischof nach Cenomanis im damaligen Gallien gesandt.

 

Als würdige Jünger Jesu Christi und Nachfolger der heiligen Apostel mühte sich der heilige Julian rastlos als Bischof in Cenomanis um das Seelenheil seiner Gemeinde. Er  bekehrte zahlreiche Heiden durch das Beispiel seiner auf das Gebet zum lebendigen Gott gewirkten  Wunder. Vielen, die von Geburt aus blind waren, gab er das Augenlicht, er erweckte drei Tote zum Leben und als bei einer anhaltenden Dürre die Stadt Cenomanis Mangel an Wasser litt, eröffnete der heilige Julian durch das heilige Kreuzeszeichen eine reichlich sprudelden Quell. Durch diese Wunder und noch mehr durch seine sanften Ermahnungen fanden Julians Worte Eingang bei den Menschen inCenomanis, so dass sich zum christlichen Glauben bekehrten und sich taufen ließen. Der heilige Bischof Julian war ein Gegner allen Luxus und jeder Verschwendung. Reichtümer die der Kirche anvertraut wurden nutzte er, um das Elend der Armen zu lindern. Am Ende seines Lebens waren beinahe alle Einwohner der Stadt für die Wahrheit des heiligen Evangeliums gewonnen worden. Dies errregte die Empörung und den Widerstand der heidnischen Tempelpriester und der wenigen verbliebenen Heiden. Hierin ist dann wohl auch der Grund für sein Martyrium zu suchen.

 

Eine frühmittelalterliche Chronik Aufzeichnung aus dem Jahr 616 berichtet uns von einer Basilika über seinem Grab im damaligen Vorort Le Pré. An ihrer Stelle steht heute  die Kirche Notre Dame du Pré in Le Mans, die dem Patrozinium der Allheiligen Gottesgebärerin geweiht ist. Unter fränkischer Herrschaft wurden seine Reliquien dann in die Kathedrale von Le Mans übertragen. Ab dem Jahre 1158 ist die Bischofskirche von Le Mans auch seinem Patrozinium geweiht.  Im Jahre 1243 kamen ein Teil seiner Reliquien nach  Deutschland in die Stadt Paderborn. Im Paderborner Sanctorale gedenkt man am 27. Januar des heiligen Bischofs Julian von Le Mans. Der Heilige Julian war als Bischof von Le Mans Vorgänger des heiligen Liborius gewesen, dessen Reliquien im Jahr 836 in das noch junge Bistum Paderborn gebracht worden waren. Im Jahre 1243 übersandte das Domkapitel von Le Mans eine Vita und Reliquie des heiligen Julian an das Domkapitel von Paderborn. Eine Plastik im Paradiesportal des Paderborner Domes weist auf die Verehrung hin, die der heilige Julian seitdem in Paderborn genießt. Das Martyrologium Romanum, das Verzeichnis der Märtyrer des römischen Patriarchats, führt den heiligen Julian von Le Mans als Märtyrer. Deshalb ist davon auszugehen, dass er im Bekenntnis für den Herrn Jesus Christus gestorben ist.

 

Troparion im 4. Ton: Als Priester, angetan mit Gerechtigkeit, als Gerechten, der frohlocket im Herrn, dessen Lippen göttliche Weisheit gelehrt und dessen Zunge gerechtes Urteil gesprochen, verehrt dich, Vater und Bischof Julian, deine Stadt und deine Herde. Du Zierde der Hierarchen, erbitte ihr allzeit Frieden und das große Erbarmen.

 

 

Gedenken unserer ökumenischen Lehrer Basilius des Großen,

Gregors des Theologen und Johannes Chrysostomos,

der drei Hierarchen

 

30. Januar

 

Zur Zeit des byzantinischen Kaisers Alexios Komnenos (1081-1118) entbrannte in Konstantinopel unter den in Glaubensdingen Bewanderten ein Streit über die Frage, welcher der drei großen heiligen Hierarchen und Väter der Kirche, Basilius der Große, Gregor der Theologe und Johannes Chrysostomos der größte sei.

 

Die einen sagten, Basilius sei den beiden anderen vorzuziehen, denn wie keiner vor ihm habe er die Mysterien der Natur zu erläutern gewusst und sei durch seine Tugend in den Rang der Engel aufgestiegen. Ordner des Mönchtums, Anführer der ganzen Kirche im Kampf gegen die Häresie, als Hirte streng und anspruchsvoll hinsichtlich der Reinheit der Sitten, hatte er in sich nichts Niedriges und Irdisches. Deshalb sei er dem Heiligen Chrysostomus überlegen, der eher dazu neigte, den Sündern zu vergeben. Andere ergriffen Partei für den goldmundigen Erzbischof von Konstantinopel und entgegneten, er sei dem Heiligen Basilius in nichts nachgestanden hinsichtlich des Eifers, mit dem er gegen die Laster kämpfte, die Sünder zur Umkehr und das ganze Volk zur christlichen Vollkommenheit zu führen sich mühte. Unübertrefflich in seiner Sprachgewalt, hat der heilige Johannes die Kirche mit einem wahren Strom erhabener Predigten getränkt, in denen er, mit einer größeren Meisterschaft als die beiden anderen das Wort Gottes auslegt und zeigt, wie es anwenden im täglichen Leben. Die dritten schließlich vertraten den Standpunkt, der Heilige Gregor der Theologe sei beiden überlegen durch die Majestät, die Reinheit und die Tiefe seiner Rede. Er habe in der Gottesschau einen so hohen Grad erreicht, dass niemand wie er, in seiner souveränen Beherrschung der gesamten hellenischen Weisheit und Sprachkunst, es verstanden habe, das Dogma der Allheiligen Dreieinheit so vollkommen auszudrücken.

 

So verteidigte jede Partei einen der drei heiligen Väter gegen die beiden anderen, und bald ergriff der Streit das ganze Christenvolk der Kaiserstadt, nicht etwa zur Erbauung und zur Förderung der Verehrung der Heiligen, sondern zum endlosen Streit. 

 

Da erschienen eines Nachts die heiligen drei Hierarchen dem Metropoliten von Evchäita, dem Heiligen Johannes Mavropous und sagten mit einer einzigen Stimme zu ihm: „Wie du siehst, sind wir alle drei bei Gott, und keinerlei Zwist oder Uneinigkeit besteht zwischen uns. Jeder von uns hat gemäß den Umständen und der Inspiration des Heiligen Geistes geschrieben und gelehrt, was dem Heil der Menschen förderlich war. Es gibt unter uns weder einen ersten, noch zweiten oder dritten, und wenn du einen von uns anrufst, sind sogleich auch die beiden anderen zur Stelle. Befiehl deshalb denjenigen, die sich streiten, keine Spaltungen hervorzurufen in der Kirche unsretwegen, denn als wir auf Erden lebten, widmeten wir unsere ganze Kraft der Förderung von Einheit und Eintracht. Danach führe ein gemeinsames Fest unserer drei Gedächtnisse ein, schreib dazu den Gottesdienst mit Hymnen für jeden von uns, gemäß der Kunst und dem Wissen, das Gott dir verliehen hat, und übergib dies den Christen mit der Weisung, das Fest jedes Jahr zu feiern. Wenn sie uns also ehren, als eins bei Gott und in Gott, versprechen wir, dass wir Fürbitte einlegen werden für sie mit unserem gemeinsamen Gebet für ihre Rettung.“ Nach diesen Worten wurden die drei Heiligen inmitten unendlichen Lichts in den Himmel entrückt. Der Heilige Johannes tat sogleich, wie er geheißen worden war, versammelte das Volk und teilte ihm diese Erscheinung mit. Da er seiner Tugend wegen von allen geachtet wurde, versöhnten sich die drei Parteien und forderten ihn auf, ohne Verzug den Gottesdienst zu schreiben für das Fest. Mit feiner Unterscheidung setzte der heilige Bischof das Fest auf den 30. Januar fest, wie zur Besiegelung des Monats, in welchem die Kirche aller drei Hierarchen gesondert gedenkt.  

 

In dieser wunderbaren Hymnendichtung, haben die drei Hierarchen — als irdische Dreiheit verschieden in ihren Personen, doch eins in der Gnade Gottes — uns sowohl durch ihre Schriften als auch durch ihr Leben gelehrt, die Heilige Dreiheit anzubeten und zu verherrlichen, den Einzigen Gott in drei Personen. Über die ganze Erde haben diese Leuchten der Kirche das Licht des wahren Glaubens verbreitet, ohne zu achten auf Gefahren und Verfolgung, und haben uns, ihren Nachkommen, dieses heilige Erbe hinterlassen, durch das auch wir, zusammen mit allen Heiligen, die höchste Seligkeit und das ewige Leben in der Gegenwart Gottes erlangen können. Indem wir mit diesem Fest den Monat Januar abschließen, in dessen Verlauf wir so viele große Hierarchen, Bekenner und Asketen gefeiert haben, rekapituliert die Kirche in gewissem Sinn das Gedächtnis aller Heiligen, die durch ihr Leben und Wort für den orthodoxen Glauben Zeugnis abgelegt haben. Indem wir dieses Fest feiern, ehren wir das gesamte Lehramt der Kirche, das heißt ihr Wirken zur Erleuchtung des Geistes und des Herzens der Gläubigen durch das Wort der Wahrheit. So ist das Fest der Drei Hierarchen in Wirklichkeit das Gedächtnis aller heiligen Väter der Kirche, jener Vorbilder christlicher Vollkommenheit, die der Heilige Geist von Generation zu Generation erstehen lässt, um neue Propheten und neue Apostel, neue Führer der Seelen zum Himmel zu sein, Tröster des Volks und Säulen des Gebets, die die Kirche stützen und in der Wahrheit bestätigen.

 

Quelle: Synaxarion

 

 

Uneigennützige Ärzte und Wundertäter Kyros und Johannes

 

31. Januar

 

Der hl. Kyros war ein Heilmittelkundiger in Alexandria. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (284-305) floh er in ein Kloster am Roten Meer, wurde Mönch und für seine Heilkunst berühmt. Schließlich wurde er doch festgenommen, gemartert und enthauptet (um 292 in Edessa, dem heutigen Urfa).

Zur selben Zeit der Christenverfolgung machte sich der Hl. Märtyrer Johannes, ein ehemaliger Soldat, auf den Weg nach Jerusalem. In Alexandria traf er den Hl. Kyros, und blieb dort.

Die Hl. Märtyrerin Athanasia und ihre Töchter Theodote, Theoktiste und Eudoxia wurden wegen ihres christlichen Glaubens von Griechen gefangen genommen. Als die Hll. Kyros und Johannes dies hörten, gingen sie zu den Frauen hin, um sie in der Standhaftigkeit des Glaubens zu stützen, wurden selbst gefangen genommen, gefoltert und schließlich zusammen mit den Frauen enthauptet.

Die Reliquien der Hll. Kyros und Johannes wurden im Jahre 412 von Kanop ins nahegelegene Manutin (Äthiopien) überführt. In diesem Ort befand sich ein heidnischer Tempel, und die ganze Gegend befand sich in der Gewalt von bösen Geistern. Bei einem Gebet des Hl. Kyrill, Patriarch von Alexandria, befahl ein Engel, die Reliquien der Heiligen Kyros und Johannes dorthin zu überführen.

Die Reliquien wurden in die Kirche der Hll. Apostel und Evangelisten gebracht, die vom Patriarchen Theophilos erbaut worden war. Nach der Überführung der Reliquien hörte das Übel auf, zur Freude der Christen der Kirche in Alexandria. Die Kirche beschloss danach, den Tag der Überführung feierlich zu begehen.