Die Verehrung der Allheiligen Gottesgebärerin
und Immerjungfrau Maria
in der orthodoxen Kirche
Thomas Zmija
Die allheilige Immerjungfrau und Gottesgebärerin Maria ist die Mutter aller Christen, da wir durch sie aufgefordert werden "zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen" (vgl. 1. Timotheus 2:4). Die Wahrheit ist eine Person, unser Herr Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Er ist der wahre Weinstock und wir sind Reben (vgl. Johannes 15:5), das bedeutet, zur Wahrheit Christi zu gelangen heißt Glieder am mystischen Leibe Christi, in Seiner Kirche, zu werden. Denn in Seiner Kirche reicht uns unser Herr Jesus Christus Seinen kostbaren Leib, welchen Er von der Natur und dem Wesen Seiner Mutter, der unbefleckten Immerjungfrau, genommen hat. Auf diese geistliche Weise werden auch wir orthodoxen Gläubigen Kinder der allheiligen Gottesgebärerin, Seiner Mutter, und damit geistlich zu Brüdern und Schwestern Christi. Deshalb verstehen sich auch alle Heiligen als Diener der allheiligen Immerjungfrau Maria in dem Sinne, dass sie die Mutter ihres Herrn ist. Aber auch wir sind ihre Söhne und Töchter, weil wir in der heiligen Kommunion mit dem kostbaren Leib und Allheiligen Blut ihres Sohnes vereinigt werden. Diesen Leib und dieses Blut hat Christus, Gott, bei Seiner Menschwerdung aus der allheiligen Gottesgebärerin empfangen. Denn sie war es, die Christus vom Heiligen Geist empfangen hat und dadurch die erlösende Verbindung zwischen Gott und dem Menschen ermöglichte. Deswegen ist die allheilige Jungfrau Maria für uns orthodoxe Christen die Erste und Höchste unter dem gesamten Menschengeschlecht. Sie ist der beseelte Tempel Gottes, deren Leib den Sohn Gott Selbst aufnahm. In ihren Hymnen wird die orthodoxe Kirche nicht müde, diese Einwohnung Gottes im Leib der allheiligen Jungfrau zu hochpreisen. Denn wer an die vollkommene Gottheit und vollkommene Menschheit Christi, unseres Herrn und Erlösers wirklich ernsthaft glaubt, wird die allheilige Immerjungfrau Maria als Gottesgebärerin anerkennen und ihr die entsprechend gebührende Ehre darbringen und sie als Gottesmutter lobpreisen. Daher hat die Ehrerbietung, die wir als orthodoxe Christen der allheiligen Gottesgebärerin entgegenbringen, eine unmittelbare und unauflösbare Beziehung zu unserer Erlösung in Christus. Durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus wird die Erlösung der Menschen bewirkt. Wer den Glauben, dass Maria die wahrhafte Gottesgebärerin ist, verwirft und leugnet, sei es in seinem theologischen Denken oder seiner gottesdienstlichen Praxis, der verwirft und leugnet damit auch unsere Erlösung durch Jesus Christus, der aus der allheiligen Jungfrau Maria Mensch geworden ist.
Für die orthodoxe Kirche ist dies ein ernsthaftes und bleibendes Problem im ökumenischen Dialog und dem christlichen Miteinander mit den aus der protestantischen Reformation hervorgegangenen christlichen Glaubensgemeinschaften.
Im orthodoxen Glaubensbekenntnis bekennen wir: „Der (das ist Christus) um uns Menschen und um unserer Erlösung willen von den Himmeln herabgekommen, und Fleisch geworden vom Heiligen Geiste und der Jungfrau Maria, und Mensch geworden ist.“
Dieser Abschnitt umschreibt den heilsgeschichtlichen Grund für die herausragende Stellung der Immerjungfrau Maria im Glaubensleben und in der Theologie der orthodoxen Kirche.
Die orthodoxe Theologie kennt im Grunde keine eigenständige "Mariologie", wie sie die lateinisch-abendländische Christen zuerst entworfen und dann infolge der protestantischen Reformation in großen Teilen auch wieder verworfen haben. Obwohl die Reformatoren Luther und Calvin die Rolle Marias in Predigten durchaus gewürdigt haben, hat das Marienlob für die Frömmigkeit der meisten heutigen evangelischen Christen keine ernsthafte Bedeutung.
Wie bereits eingangs ausgeführt ist die Verehrung der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria für uns orthodoxe Christen auf das Engste mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus verbunden. Da sie die Mutter Christi, die Allheilige Gottesgebärerin ist, folgen wir der Weisung des Magnificat „Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter“ (Lukas 1:48).
Als der Erzengel Gabriel zu ihr gesandt wurde, um ihr zu verkünden, dass sie die Mutter unseres Herrn werden sollte, begann er mit den Worten: „Gegrüßt seist du, Du bist voll der Gnade; der Herr ist mit dir; du bist gesegnet unter den Frauen“ (Lukas 1:28). Und weiter sprach er: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du wirst in deinem Schoß empfangen und einen Sohn gebären und Ihm den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten heißen“ (Lukas 1:30-32).
In den Hymnen und Gebeten der orthodoxen Kirche erklingt immer wieder und wieder ihr Lobpreis, die dem Erzengel ihre Zustimmung mit den Worten gegeben hat: „Siehe ich bin des Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Lukas 1:38)
So ist alles orthodoxe Reden über die Gottesmutter vom anbetend-liturgischen Lobpreis der Inkarnation des Eingeborenen Sohnes Gottes Jesus Christus im Leibe der Allreinen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria geprägt. Dieser liturgische Lobpreis, der das Heilsmysterion der Inkarnation anbetend betrachtet, seine Worte und Bilder, sind die Basis der orthodoxen theologischen Rede über die Allheilige Mutter Gottes.
Auch die dogmatische Lehre der orthodoxen Kirche spricht über die Allheilige Immerjungfrau Maria immer zutiefst christologisch, vom Mysterion der Inkarnation, der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus her. Wenn wir orthodoxen Christen Maria mit den Worten des Dritten Ökumenischen Konzils in Ephesus Gottesgebärerin nennen und damit ihre Stellung in der Heilsökonomie Gottes umschreiben und wenn wir orthodoxen Gläubigen die Gottesmutter und stetige Jungfrau Maria preisen und verehren, dann allein deshalb, weil sie die Mutter des menschgewordenen Sohnes Gottes ist.
Deshalb ist der Lobpreis der Gottesmutter Maria in der orthodoxen Kirche niemals vom Lobpreis des Mysterions der Inkarnation Gottes zu trennen. In den Hymnen der Kirche, auf den heiligen Ikonen, in den Gebeten der Heiligen Liturgie, in den Texten der Hymnendichter: immer kommt Maria als die Mutter des menschgewordenen Gottes Jesus Christus vor.
Selbst dort, wo die Gottesmutter auf den heiligen Ikonen einmal ohne den Christus-Emmanuel-Knaben dargestellt ist (wie in der Apsis-Kuppel vieler orthodoxer Kirchen), wird sie in ihrem Eintreten und ihrer Fürbitte für uns bei Christus dargestellt.
Die allheilige Gottesgebärerin führt uns durch ihr Beispiel, ihre Fürbitte, Beistand und Hilfe immer zu Christus hin. Denn unser Herr und Erlöser und Gott Jesus Christus ist das Haupt der Kirche und Maria ist die Mutter der Kirche und ihrer Gläubigen. Wir gläubigen orthodoxen Christen wissen uns beständig unter ihrem mütterlichen Schutz und Schirm.
Das geistliche Leben der orthodoxen Kirche, das sich während der Feier der Göttlichen Liturgie und der übrigen Gottesdienste in den heiligen Ikonen die wir schauen, in den gesungenen Hymnen, Kanones und Gebeten die wir sprechen und singen und in den Akafisten, geistlichen Lieder und Dichtungen, die wir hören, verlebendigt und rechtgläubig ausdrückt, in dieser ganzheitlichen gottesdienstlichen Verkündigung erfährt der orthodoxe Gläubige die Fülle des Heilsmysteriums Gottes.
Und in diesem göttlichen Heilsplan hat die allheilige Gottesgebärerin Maria von der Seite des Menschengeschlechtes her eine entscheidende Rolle gespielt. Nach orthodoxem Verständnis ist der freie Wille des Menschen durch den Sündenfall zwar verdunkelt, aber nicht aufgehoben worden. Gottes Heilshandeln an uns vollzieht sich immer synergetisch (= im Mit- und Zusammenwirken des Menschen an der handelnden Gnade Gottes).
Die göttliche Gnade wird wirksam durch die willentliche Zustimmung des empfangenden Menschen. Wir werden nicht gegen unseren freien Willen erlöst. Gott respektiert die uns bei der Schöpfung geschenkte menschliche Freiheit. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einer Frau…“ (Galater 4:4). Das „Ja“ Marias zum Heilsplan Gottes geschieht durch ihr Wort an den Erzengel Gabriel: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort". (Lukas 1:38). Durch diese Worte hat die Allheilige Gottesgebärerin Maria nicht nur zu ihren eigenen Heil, sondern zum Heil aller Menschen mit dem Heilsplan und dem Heilshandeln Gottes zusammengewirkt.
Diese Tat des Mädchens Maria aus Nazareth wird in der orthodoxen Kirche in den vielfältigen poetischen Bildern der kirchlichen Gesänge wieder und wieder seliggepriesen. Deshalb wird die Allheilige Immerjungfrau und Gottesgebärerin Maria auch im Zentrum aller orthodoxen Gottesdienste, der heiligen Anaphora der Göttlichen Liturgie, wenn sich durch die Epiklese die eucharistischen Gaben in den Kostbaren Leib und das Allheilige Blut Christi verwandeln, gelobt und gepriesen. Nach der Wandlung der Gaben betet der Priester: "Wir bringen diesen geistigen Gottesdienst auch dar für die im Glauben Ruhenden, die Vorväter, Väter, Patriarchen, Propheten, Apostel, Verkünder Evangelisten, Märtyrer Bekenner, Asketen und für jeden gerechten Geist, der im Glauben vollendet ist. Vornehmlich für die Allheilige, über alles gesegnete und ruhmreiche Herrin, die Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria.“ Im Anschluss singen Chor und Gemeinde: „Wahrhaftig würdig ist es Dich selig zu preisen, Gottesgebärerin, immer Seliggepriesene und Allmakellose und Mutter unseres Gottes. Die Du geehrter bist als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, in Wahrheit Gottesgebärerin, Dich preisen wir hoch.“
So wird die orthodoxe Verehrung der Gottesmutter durch zahlreiche Hymnen; Akafiste und Kanonhymnen zum Ausdruck gebracht. In ihnen preist der Gläubige auf unmittelbare Weise die Mutter der Herrn, auf deren Schutz, Beistand und Hilfe er von Herzen vertraut. Besonders hervorzuheben sind hierbei der Hymnus Akathistos (griechisch: O Ακάθιστος ύμνος) , der das ganze Heilsmysterium betrachtet, zu dem die Allheilige ihren entscheidenden Beitrag gegeben hat und der kleine Trostkanon an die Gottesmutter (griechisch: Παράκλησις = "Paraklesis"), der ein tiefer Ausdruck des gläubigen Vertrauens der orthodoxen Christen auf die Hilfe und den Beistand in Krankheit und Not durch die Muttes Gottes ist.
Diese innige Beziehung der Orthodoxen zur Muttergottes spiegelt sich auch im Kreis der Marienfeste, die die orthodoxe Kirche im Laufe des kirchlichen Jahres begeht:
1) Die Geburt der Gottesmutter am 08. September
2) Die Einführung Mariens in den Tempel am 21. November
3) Die Verkündigung an die Gottesgebärerin am 25. März
4) Die Entschlafung der Gottesgebärerin am 15. August.
5) Das Fest Mariae Schutz und Fürbitte (Prokov) am 01. Oktober
So wird die Allheilige Mutter Gottes in der Frömmigkeit und der Theologie der Orthodoxen Kirche in besonderer Weise geehrt. Das 7. Ökumenische Konzil hat es im Jahre 787 in seiner vierten Sitzung in die folgenden Worte gefasst: "Wir wurden gelehrt, zu ehren und zu preisen zunächst und vornehmlich und wahrhaftig die Gottesmutter, die höher ist als andere himmlische Kräfte, die Heiligen und Himmelskräfte, die seligen Apostel, Propheten und alle, die um Christi willen den Märtyrertod finden. Wie wurden gelehrt deren Fürbitten anzuflehen, weil sie uns mit dem König aller, Gott, in eine familiäre Gemeinschaft bringen…".
Hieran wird deutlich, dass in der orthodoxen Kirche der δόξα (= "Doxa"), also die rechtgläubige Verherrlichung im Zentrum aller Rede über die Mutter Gottes steht. Diese Verherrlichung hat ihren Sitz im Gebet und Hymnengesang der Göttlichen Liturgie und der übrigen orthodoxen Gottesdienste.
So gibt es in der Orthodoxie keine Trennung zwischen dem theologischen Denken und dem Gebet der Kirche. Orthodoxes Leben und rechter Glaube, theologische Betrachtung und kirchlich-gottesdienstliches Leben, kirchliche Lehre und gläubige Praxis sind immer eins. Sie gehören alle untrennbar zusammen.
Alle Mysterien des Heiles, alle Heiltaten Gottes, alle Heilige Personen - und an ihrer ersten Stelle die Muttergottes - unterwirft die orthodoxe Kirche nicht der kalten Analyse der am Ende doch immer nur unzulänglichen menschlichen Weisheit, sondern die orthodoxe Kirche nimmt sie hinein in das Gebet, die Anbetung Gottes, die gläubige Bewunderung, den geisterfüllten Jubel, die geistliche Betrachtung, die tiefe Verehrung und die liturgische Feier.
Der Hymnos Akathistos ist die älteste und schönste Mariendichtung und wird seit über 1200 Jahren in der orthodoxen Kirche betend gesungen. Im ersten (Strophen 1 bis 6) und zweiten (Strophen 7 bis 12) Viertel orientiert sich der Text weitgehend am Lukas-Evangelium, verwendet daneben aber auch geringfügig verschiedene, apokryphe Texte. Mit einer Vielzahl von “Gepriesen seist Du” setzt der Hymnus den Gruß des heiligen Erzengels Gabriel an die allheilige Gottesgebärerin fort. Das dritte (Strophen 13 bis 18) und vierte (Strophen 19 bis 24) Viertel betrachten das Wunder der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus aus Maria, der Immerjungfrau, und verherrlichen das damit beginnende Erlösungswerkes Christi. Erbarmen, Wegweisung und Fürbitte - Grundtypen orthodoxer Marienfrömmigkeit - bestimmen auch den Inhalt dieses tiefsten aller Lobpreisungen der Gottesmutter. Ihre 24 Strophen beginnen im Griechischen nacheinander mit sämtlichen Buchstaben des Alphabets und entfalten von Strophe zu Strophe den Lobpreis der allheiligen Gottesmutter und des aus ihr uns zum Heile geboren Sohnes Gottes.
Die Haupttypen der Gottesmutter-Ikonen
Hodegetria - die Wegführerin
Die allheilige Gottesgebärerin trägt den segnenden Christusknaben auf dem linken Arm, ihre Rechte weist auf den Erlöser. Der Gesamteindruck ist feierlich und majestätisch. Der Name geht zurück auf eine Kirche in Byzanz an der Straße der Karawanenführer.
Nicopeia - die Siegbringerin
Die allheilige Gottesgebärerin hält ein Mandorla mit der Abbildung des Christusknaben vor der Brust, oder sie trägt den sitzenden, den Gläubigen frontal anblickenden Christus auf dem Schoß. Er hält stets eine Schriftrolle und segnet.
Eleousa - die Muttergottes des Erbarmens
Die allheilige Gottesgebärerin trägt das Kind auf dem Arm. Das Kind schmiegt sich mit der Wange an die Wange der Mutter und legt sein Ärmchen um den Hals. Das sieht nach Tröstung aus, denn Maria schaut wehmutsvoll, so als ahne sie das Leiden ihres Sohnes voraus.
Glykophilousa - die Muttergottes der Zärtlichkeit oder die Süßküssende
Die Gottesmutter liebkost ihr Kind. Sie legt ihre Wange an die Wange des Kindes und hält die Hand. Ihr Blick ist voll trüber Ahnung.
Blacherniotissa - die Muttergottes des Zeichens
Die allheilige Gottesgebärerin ist als Betende mit erhobenen Händen dargestellt. In einer Aureole vor ihrer Brust schwebt Christus, der segnet und eine Schriftrolle hält. Diese Maria ist nach einer Kirche in Konstantinopel benannt.
Galaktrophousa - die Nährende
Die Muttergottes ist als Stillende dargestellt. Sie verweißt darauf hin, dass Christus zugleich wahrer Mensch und wahrer Gott, unvermischt und ungetrennt, in beiden Natur vollkommen ist. Auch bei diesem Bildtypus ist der Blick der allheiligen Gottesgebärerin wehmutsvoll und ernst.
Die Jungfrau Maria, die Gottesmutter,
das lebendige Abbild der Kirche
Seine Heiligkeit Patriarch Daniel von Rumänien
Predigt des damaligen Metropoliten Daniel (Ciobotea), des jetzigen Patriarchen der Rumänischen Orthodoxen Kirche, zur Abendandacht vor dem Hochfest der Geburt der Gottesmutter, gehalten in der Metropolitankathedrale von Hermannstadt/Sibiu (Rumänien) während der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung am 7. September 2007.
Mit der Vesper dieses Abends beginnen wir den Feiertag der Geburt der Gottesmutter, der wir jedes Jahr am 8. September gedenken. Das orthodoxe Kirchenjahr beginnt am 1. September, im Herbst, weil nach der jüdischen Tradition die Geschichte der Menschheit im Paradies zum Herbst begann, zu einer Zeit mit vielen Bäumen voller Früchten. Das Fest der Geburt der Gottesmutter wurde von der Kirche auf den achten Tag des Kirchenjahrs gelegt, weil die Zahl Acht die Ewigkeit oder das Leben ohne Ende symbolisiert.
Die Geburt der Jungfrau Maria von ihren hochbetagten Eltern Joachim und Anna, die sehr viel um ein Kind gebetet haben, ist der grundlegendste Moment der Vorbereitung darauf, dass der Ewige Sohn Gottes in der Geschichte Mensch wird, um den Tod zu besiegen und den Menschen das ewige Leben im Himmelreich zu schenken.
Diese Wahrheit wird ausgedrückt im Troparion, dem Haupthymnus dieses Festes, und zwar dem Troparion der Geburt der Gottesmutter, wenn es heißt:
„Deine Geburt, Du Gottesgebärende Jungfrau, kündet der Welt von großer Freude; denn aus Dir ist die Sonne der Gerechtigkeit hervorgegangen, Christus, unser Herr. Und indem er die Verfluchung auflöst, hat er Segen geschenkt; und indem er den Tod besiegt hat, hat er uns das ewige Leben geschenkt.“ (Kleine Vesper, Troparion, „Mineul pe septembrie“ (Minäen des September), Bukarest 2003, Seite 112)
Das Geheimnis der Allheiligen Trinität, der Allheiligen Gottesmutter und Mutter der Kirche.
Zugleich sehen wir, dass im Gottesdienst der Großen Abendvesper die Gottesmutter „Tempel Christi, Gottes des Herrn, des Herrschers und Schöpfers“ (Stichiren von Stefan Aghiopolitos, „Mineul“, Seite 113) genannt wird, wie auch „Heilige Kirche, Stätte Gottes“ (Stichiren von Serghie Aghiopolitos, „Mineul“, S. 116). Und der Morgengottesdienst des 8. September zeigt, dass die Jungfrau Maria, voll der Gnade, die menschliche Person ist, welche die tiefste und stärkste Verbindung zur Allheiligen Trinität hat (vgl. Lk 1,35), weil aus ihr der Sohn Gottes menschliche Gestalt angenommen hat, nach dem Willen des ewigen Vaters und in der wirkenden Gegenwart des Heiligen Geistes: „In Dir wird das Geheimnis der Trinität gelobt und angebetet, Du Allreine, denn es hat Gott wohlgefallen, dass das Wort in Dir Wohnung nimmt und die Kraft des Höchsten Dich überschattet hat“ (Morgenlob, „Mineul“, Seite 123; vgl. Lk 1,35). So wird die Verbindung zwischen der Hochheiligen Trinität (Panaghia Trias) und der Hochheiligen Gottesmutter (Panaghia Theotokos) zum lebendigen Abbild des Lebens der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die wir im Nizäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis bekennen, unmittelbar nach dem Bekenntnis des Glaubens an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Das Geheimnis der Hochheiligen Jungfrau Maria, der Mutter unseres Herrn Jesus Christus, wird zum mystischen Abbild der Kirche, denn die Kirche ist die Gemeinschaft aller Menschen, die durch die Heilige Taufe mit der Hochheiligen Trinität vereint sind.
So ist die Jungfrau Maria, die Gottesmutter, „voll der Gnade“ und „gebenedeit unter den Frauen“ (Lk 1,28-42) das Abbild der Kirche, welche aus Gottes Segen existiert und wächst, d.h. aus „der Gnade unseres Herrn Jesus Christus und der Liebe Gottes und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ (2Kor 13,13), wie uns der heilige Apostel Paulus lehrt. Weil die Kirche voll des Lebens und der Liebe der Hochheiligen Trinität ist, wird sie in der Heiligen Schrift auch „Volk Gottes“ (1Petr 2,10), „Leib Christi“ (1Kor 12,27) und „Tempel des Heiligen Geistes“ (1Kor 6,19) genannt, und alle sakramentalen Handlungen und Gebete der Kirche werden unter Anrufung des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes vollzogen.
Weil Jesus Christus, der in der Ewigkeit aus dem Vater ohne Mutter und in der Zeit durch die Mutter ohne Vater geboren wurde, das Haupt der Kirche ist, haben wir „durch Ihn (Christus) Zugang zum Vater in einem Geist.“ (Eph 2,18). Und die Allheilige Jungfrau Maria, die Gottesgebärerin, ist unsere Christus dem Herrn am nächsten stehende Fürbitterin (Oranta) und geistliche Mittlerin (Advocata), wie bei der Hochzeit von Kana (Galiläa), als Christus der Herr, der diese Familie durch Seine Gegenwart gesegnet hat, auf die Bitten Seiner Mutter hin Sein erstes Zeichen vollbracht hat, indem er Wasser in Wein verwandelt und dadurch seinen Jüngern Seine Herrlichkeit offenbart und allen Anwesenden große Freude bereitet hat (vgl. Joh 2,1-19). „Für die orthodoxe Kirche tritt die Mittlerschaft der Jungfrau und der Heiligen nicht zur Mittlerschaft Christi hinzu, sondern ist in das Innerste dieser Mittlerschaft eingeschlossen“ (vgl.: Alexis Kniazev: „Maica Domnului in Biserica Ortodoxa“ (La Mere de Dieu dans l´Eglise Orthodoxe, Cerf, Paris, 1990), rumänische Ausgabe Humanitas, Bukarest 1998, Seite 144.) , d.h. die Mittlerschaft der Gottesmutter und der Heiligen verwirklicht sich in der durch die ihnen von Christus geschenkte Gnade (vgl. Joh 1,16-17).
Die neue Eva und geistliche Mutter der Christen
Die Allheilige Jungfrau Maria, die Mutter unseres Herrn Jesus Christus, erweist sich uns als „die neue Eva“ und als lebendes Abbild der Kirche Christi, wenn sie unter dem Kreuz Christi des Gekreuzigten steht, aus dessen Seite Blut und Wasser rinnen (vgl. Joh 19,34), das Symbol der Taufe und der Eucharistie als Sakramente, durch die die Christen am ewigen Leben teilhaben, das Christus Seiner Kirche schenkt.
Vor Seinem Tod am Kreuz weist Christus der Herr Seine Mutter auf Seinen Lieblingsjünger Johannes hin, wenn Er zu ihr sagt: „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ und zu Seinem Jünger „Siehe, das ist deine Mutter!“ (Joh 19,26-27). So wird die leibliche Mutter Christi zur geistlichen Mutter Seines geliebten Jüngers, und der geliebte Jünger wird zum geistlichen Sohn der Gottesmutter, weil er der treueste Jünger Christi war, der Christus beim letzten Abendmahl am nächsten stand (Joh 13,23-25), der Christus bis zu Seinem Tode am Kreuz gefolgt ist (vgl. Joh 19,26), und der erste, der zum Grab Christi gekommen ist am Morgen Seiner Auferstehung (vgl. Joh 20,4). Durch den „testamentarischen Willen“ Christi wird Seine Mutter zur geistlichen Mutter aller Christen, die Ihm nachfolgen, die das Sakrament der Eucharistie in aller Tiefe als Sakrament des Kreuzes und der Auferstehung Christi leben, als opferbereite Liebe und heilige Freude.
Daher befindet sich in orthodoxen Kirchen über der Ikonostase, dem Symbol der Verbindung zwischen Kirche und Himmelreich, die Ikone des Gekreuzigten Christus, zu Seiner Rechten Seine Mutter, zu Seiner Linken Johannes, Sein Lieblingsjünger. Und im Buch der Apokalypse ist die Gottesmutter als das Abbild der Kirche gegenwärtig im Himmel und auf Erden als „Braut des Bräutigams Christus“, des Lammes Gottes (vgl. Offb 19,7; 21,9).
Die heiligen Väter der Kirche glauben, dass die Seele jedes Christen und jeder Christin zugleich Jungfrau und Mutter sein kann, im Blick darauf, dass Christus der Herr die Seligpreisung Seiner Mutter, die Ihn, das Gotteswort, geboren hat, verbindet mit denen, die „das Gotteswort hören und bewahren“ (vgl. Lk 11,27-28). Die Seele ist Jungfrau, wenn sie Christus treu bleibt, und Mutter, wenn sie Tugenden gebiert durch Umsetzung der Worte oder Gebote Christi. In diesem Sinne ist die Mutter unseres Herrn Jesus Christus das Modell oder das Abbild des geistigen Lebens der Kirche, in der Christus gegenwärtig ist durch die Gnade des Heiligen Geistes (vgl. Gal 2,20; Eph 3,16-19; Kol 3,3).
Die Gottesmutter betet für uns und mit uns
Der Text aus dem Evangelium nach Lk 1,46-55 ist in der Ostkirche bekannt als Hymnus der Gottesmutter und in der Westkirche als Magnificat (Sogar der Reformator Martin Luther hat in der Gottesmutter das Vorbild für demütige Gebete für die gesamte Kirche gesehen (s. Martin Luther: „Le Magnificat“, Übersetzung von Albert Greiner, Nouvelle Cité, Paris 1983)). Dieser Text ist zum Gebet der Kirche geworden, weil die Gottesmutter die Erstbetende ist und ihre Gebete das Gebet der ganzen Kirche unterstützen.
Das Evangelium zeigt uns, dass das Gebet der Allheiligen Jungfrau Maria ihre Antwort auf den Segen Gottes ist. Gott ergreift die Initiative zur Erlösung der Welt durch Seinen Sohn, Der aus der Jungfrau Maria geboren wird, nachdem diese geantwortet hat: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie Du gesagt hast“ (Lk 1,38).
Die Freude der Jungfrau Maria kommt aus ihrer Gemeinschaft und ihrem Zusammenwirken mit Gott. Ihre Demut als Dienerin des Willens Gottes ist die Grundlage ihres Glücks: „Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, Der da mächtig ist und Dessen Name heilig ist“ (Lk 1,46- 49). Demütig und zugleich voller Mut preist die Jungfrau Maria das Wirken und die Gerechtigkeit des Herrn in der Geschichte als Aufrichten der Niedrigen und Herabstoßen der Gewaltigen vom Thron: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen“ (Lk 1,52- 53). Gleichzeitig bindet das Gebet der Jungfrau Maria den von Gott erhaltenen Segen mit dem über dem Volk Israel ausgegossenen Segen Gottes: „Gott hilft seinem Diener Israel auf wie er geredet hat zu seinen Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit“ (Lk 1,54-55). Vom Beispiel der Allheiligen Jungfrau Maria lernt die Kirche, Gott für Sein erlösendes Wirken in der Geschichte zu verherrlichen, für die Hilfe, die sie von Ihm bekommt in der Hoffnung auf das ewige Leben. Zugleich lernt die Kirche Christi von der Allheiligen Jungfrau Maria, eine demütige Dienerin Gottes zu sein beim Werk der Erlösung der Menschen, indem sie Demut und Hoffnung vereint, geistiges Leben mit dem Durst nach sozialer Gerechtigkeit und gegenwärtigen Segen mit der zukünftigen Hoffnung. In den orthodoxen liturgischen Gesängen „Geheiligter Tempel und geistiges Paradies“ genannt („Über dich freut sich“, Liturgie des Hl. Basileios des Großen), ist die Jungfrau Maria, die Gottesmutter, durch ihre Gebete gemeinsam mit der Kirche die Quelle der Freude und der Hoffnung, die Beschützerin der Jungfrauen und der Mütter, die Patronin der Kinder und Jugendlichen, der Beistand der Alten und der Armen, die Heilerin der Kranken und die Wegweiserin der Orientierungslosen, wie in den Hymnen und Gebeten gesagt wird, die in der orthodoxen Liturgie an sie gerichtet werden. Und die Prophezeiung der Jungfrau Maria: „Siehe, von nun werden mich selig preisen alle Geschlechter“ (Lk 1,48) erfüllt sich in der Vielzahl der ihr geweihten Feiertage, in der Fülle der liturgischen Hymnen, der Werke der klassischen Musik wie Ave Maria, im Reichtum der Ikonen und Fresken, die das Antlitz der Jungfrau und Mutter zeigen, in der Menge der Pfarr- und Klosterkirchen sowie Kathedralen, die unter ihrem Schutzpatronat stehen.
Einige der christlichen Gründer der Europäischen Union aus Westeuropa haben sich gewünscht, dass ganz Europa selbst unter den Schutzmantel der Gottesmutter gestellt wird, die eingekleidet sein sollte in ein blaues Gewand und um sich herum zwölf strahlende Sterne tragen sollte wie im Buch der Apokalypse (12,1). Leider wurde diese schöne Idee vergessen, und die blaue Farbe, die die zwölf Sterne in ihrer Mitte trägt, wird heute in einer ausschließlich säkularisierten Perspektive interpretiert, ohne religi- ösen Hintergrund. Trotzdem werden die Christen Europas viel in geistiger Hinsicht gewinnen, wenn sie nicht das Geheimnis der Kirche vom Geheimnis der Jungfrau Maria, der Demütigen und Barmherzigen, trennen, sondern sie mehr anrufen in ihren Gebeten für die Einheit der Christen, für die Familie und für die Gesellschaft.
Wir beenden diese Meditation mit der Lobpreisung der heiligen Jungfrau Maria durch den Erzengel Gabriel und Elisabeth, der Mutter des heiligen Johannes des Täufers: „Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit Dir! Gepriesen bist du unter den Frauen und gepriesen ist die Frucht deines Leibes.“ (Lk 1,28.42).
Quelle: Andreasbote August/September 2013
Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Kasan
Die Gottesmutterikone von Kasan wird in Russland besonders verehrt. In jeder Kirche, in jeder gläubigen Familie kann man dieses Bild finden. Mit der Gottesmutterikone von Kasan werden Brautpaare gesegnet, vor ihr wird um das Wohlergehen der Familie gebetet.
Auf dieser Ikone sitzt der Erlöser nicht auf der Hand der Gottesmutter, sondern steht links von ihr. Seine rechte Hand ist zum Segen erhoben. Der Kopf der Mutter Gottes ist etwas zum Kind geneigt.
Die Erscheinung (Auffindung) der Gottesmutterikone von Kasan geschah unter folgenden Umständen: Nach der Eroberung der Stadt Kasan durch Zar Ivan wurde dort eine Diözese errichtet, und der orthodoxe Glaube begann sich auszubreiten. Aber bald darauf setzte starker Widerstand von Seiten des Islam ein. Im Jahr 1579 brach in Kasan ein Brand aus, durch den der halbe Kreml und der Teil der Stadt vernichtet wurden, der an den Kreml grenzte. Die Muslime sagten, dass Gott den Russen zürne. “Der Glaube Christi wurde zu Spott und Hohn”, bezeugt der Geschichtsschreiber. Gerade in jener für die Orthodoxen schwierigen Zeit schickte die Mutter Gottes ihre wundertätige Ikone.
Der Tochter eines Soldaten, der neunjährigen Matrona, erschien dreimal im Traum die Gottesmutter und forderte sie auf, dem Erzbischof und den Stadtführern aufzutragen, ihre Ikone aus der Erde auszugraben. Die Allheilige Gottesgebärerin bezeichnete den Ort, wo man unter einem Aschenhaufen eines gerade erst verbrannten Hauses ihre Ikone suchen sollte. Aber den Worten des Mädchens wurde keine Beachtung geschenkt. Da beschloss sie, mit Hilfe ihrer Mutter den Auftrag der Gottesmutter zu erfüllen.
Am 8. Juli begann die Mutter des Mädchens an der Stelle zu graben, die ihr die Tochter gezeigt hatte. Aber die Ikone fand sich nicht. Danach begann Matrona zu graben, und bald erschien die heilige Ikone. Obwohl die Ikone in der Erde gewesen war, waren die auf ihr dargestellten Personen völlig unversehrt, und es schien, als sei die Ikone eben erst gemalt worden.
Die Kunde über die wunderbare Auffindung der Ikone verbreitete sich rasch in der Stadt. In einer Prozession wurde das Bild in die Pfarrkirche des heiligen Nikolaus getragen, deren Vorsteher zu jener Zeit der Priester Ermogen war. Er wurde später zunächst Bischof von Kasan, danach Patriarch von Moskau und unter der Besetzung der Stadt durch die Polen zum Märtyrer. Er beschrieb in der Folge dieses Ereignis.
Sogleich geschahen vor der Ikone viele Wunder, beginnend mit der Heilung von Blinden. Deshalb betet man vor der Gottesmutterikone von Kasan’ auch um das Augenlicht und um die Heilung von Augenleiden. An der Stelle, wo die Ikone aufgefunden worden war, wurde ein Frauenkloster errichtet, in das Matrona und ihre Mutter eintraten.
Die Allheilige Gottesgebärerin rettete im Laufe der Geschichte Russland mehrmals vor Feinden. Durch die Ikone von Kasan gewährte sie Hilfe und Befreiung in den Notsituationen des Landes. In der "Zeit der Wirren", nach dem letzten Zar aus der Rjurikiden- Dynastie, begann in Russland eine Epoche, die von Aufruhr, Raub und Gewalt begleitet wurde. Moskau wurde von den Polen eingenommen, am Unterlauf der Wolga gab es Aufstände, von Norden her bedrohten die Schweden das russische Staatsgebioet, die bereits Novgorod besetzt hatten. Die Polen verhöhnten den orthodoxen Glauben, entweihten Kirchen, plünderten und brandschatzten Städte und Dörfer.
In Folge des Aufrufes des heiligen Patriarchen Ermogen, der in Moskau in der Gefangenschaft der Polen war, erhoben sich die Russen gegen die drohende Fremdherrschaft. Die Ikone der Gottesmutter von Kasan begleitete die russischen Verteidiger. Als sie die polnischen Eindringlinge vertrieben hatten wurde am ersten Sonntag nach der Befreiung eine feierliche Dankprozession mit der Gottesmutterikone von Kasan in Moskau durchgeführt. Dieser Tag wurde dann zum Festtag der Gottesmutterikone von Kasan als Dank für die Befreiung Moskaus und Russlands von den Polen. Zu Gedenken wurde dann auf dem Roten Platz eine Kathedrale erbauen, in der die wundertätige Ikone aufgestellt wurde.
Zweihundert Jahre später, im Jahre 1812, als der französische Kaiser Napoleon mit seinem Heer in Russland eingedrungen war, kam der russische Feldmarschall Fürst Kutusov in die Kasaner Kathedrale, um vor der wundertätigen Ikone vor seiner Abreise zur Armee zu beten. Nach dem Bittgottesdienst wurde er mit der Ikone gesegnet.
Der Krieg bleibt, trotz der tiefen Friedenssehnsucht im Herzen der Menschen, eines der unausrottbarsten Probleme in der Geschichte des Menschengeschlechtes. Der Grund dafür liegt nach orthodoxer Auffassung darin, dass der Krieg für den durch den Sündenfall verdorbenen Menschen gleichsam ein natürlicher Ausdruck seines inneren, seines seelischen Zustandes ist.
Das Grundlagendokument zur "Sozialkonzeption der Russischen Orthodoxen Kirche" umschreibt dieses antropologische Problem im Menschen, also seine Neigung zu Krieg und Gewalt, folgendermaßen:
„Die im Hochmut und in der Auflehnung gegen den Willen Gottes wurzelnden Kriege auf Erden sind nur eine Widerspiegelung des Kampfes im Himmel. Durch die Sünde verdorben wurde der Mensch in die Elementargewalt dieses Kampfes hineingezogen. Der Krieg ist Böses. Der Grund des Krieges, wie überhaupt des Bösen im Menschen, liegt im sündhaften Missbrauch der gottgegebenen Freiheit“ (VIII,1).
Schon im Alten Testament, insbesondere in den Prophetenbüchern, erfahren wir aber auch, dass Gott Not, Unglück und Krieg zulässt, um uns damit wach zu rütteln, um uns aufzuwecken und von Abwegen eines sündhaften Lebens zurückzurufen. Denn Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe (vgl.: Hesekiel 33,11). Dabei ist Gott aber mitnichten der Urheber des Bösen, der Gewalt, des Krieges - sie sind Früchte des sündhaften Missbrauchs der gottgegebenen menschlichen Freiheit - sondern er lässt das böse Handeln der Menschen zu, damit wir unser Leben wieder auf Ihm hin orientieren, unsere Hoffnung allein auf Ihn setzen und alle Hilfe von Ihm allein erwarten. Der orthodoxe Bittgottesdienst (Moleben) in Notzeiten und Kriegsgefahr spricht in seinen Gebeten hier eine deutliche Sprache.
Wenn wir uns gegen einen Angriff am Ende auch militärisch verteidigen, bedeutet unsere Bitte um Gottes Hilfe und Beistand auch nicht, dass Gott unseren Waffengebrauch "segnen" soll. Um hier das rechte Verständnis zu gewinnen, ist im übrigen eine Gleichnisgeschichte aus dem jüdischen Talmud hilfreich. Dort wird berichtet, dass die Himmlischen Heerscharen in Jubel ausbrachen, als sie sahen, wie der Pharao und sein Heer vom Roten Meer verschlungen wurde. Gott aber wies sie zurecht, indem er sprach: "Ihr jubelt, während meine Geschöpfe zugrunde gehen?!" Wer Gewalt ausübt, die als ultima ratio in einer Verteidigungssituation nach orthodoxer Lehre gerechtfertigt sein kann, um das gewalttätig Böse abzuwehren, wird aber immer auch auf die Eine oder andere Weise schuldig werden. Ein Jeder und - heutzutage auch eine Jede - die in einen Krieg ziehen, kommen am Ende als Traumatisierte zurück. Insofern gilt für uns alle, wenn wir in eine solche Situation gestellt werden und sie dann als von Gott gegeben annehmen der Satz: "Wer das Schwert ergreift, wir durch das Schwert umkommen" (vgl.: Matthäus 26:52). Das Gebet um Gottes Hilfe und den Beistand der allheiligen Gottesgebärerin sollte deshalb nur im Sinne eines Flehens um ein gutes Bestehen in einer solchen Situation verstanden werden.
Zusammengestellt
von Thomas Zmija
Die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin „Feodorovskaja“
In Pariser Kathedrale des heiligen Alexander Newsky wird in einem besonderen Schrein rechts von der Ikonostas eine Kopie der wundertätigen Ikone der Gottesmutter „Feodorovskaja“ (икона Богородица Феодоровская) aufbewahrt. Viele Gläubige aus unserer ganzen Diözese verehren diese Ikone in ganz besonders inniger Weise. Erste Berichte über die Ikone der Gottesmutter „Feodorovskaja“ stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Damals befand sich die Ikone in einer kleinen Holzkapelle unweit der Stadt Gorodec. Bei den Bewohnern dieses Gebietes war bekannt, dass die allheilige Gottesgebärerin die Anliegen und Bitten der Beter zu erhören pflegte, die aus innigstem Herzen vor dieser Ikone zur ihr beteten. So wurde bei der Kapelle dieser wundertätigen Ikone alsbald das Theodorskloster von Gorodec errichtet. Als im Jahre 1238 der Mongolenchan Batu Russland verwüstete, wurde auch die Stadt Gorodec von ihm niedergebrannt und so gut wie vollkommen vernichtet. Da auch das Kloster ein Raub der Flammen geworden war, dachten die Einwohner von Gorodec, dass auch die von ihnen so verehrte Ikone durch das Feuer vernichtet worden sei.
Aber nach einiger Zeit ließ die allheilige Gottesmutter ihr wundertätiges Bildnis von Neuem erscheinen. Dies geschah auf folgende Weise: Der Fürst Vasilij von Kostroma, ein jüngerer Bruder des heiligen Großfürsten Alexander von der Newa, kam bei der Jagd in einen tiefen Wald. Auf einer Föhre erblickte er plötzlich eine Marienikone. Als er versuchte, diese herunterzunehmen, erhob sich die Ikone plötzlich in die Luft. Er war über das Geschehen so verwundert, dass er sofort nach seiner Rückkehr von der Jagd den Geistlichen in der Stadt davon berichtete. Darauf zog eine Prozession unter Beteiligung vieler Einwohner von Kostroma in den Wald zu der Stelle, wo sich die Ikone befand. Vor der Ikone wurde dann ein Bittgottesdienst gefeiert. Danach nahmen die Geistlichen die Ikone vom Baum und trugen sie nach Kostroma, wo sie in der Kathedrale des heiligen Theodor Stratilates zur Verehrung aufstellt wurde. Vom Patrozinium dieser Kirche, in der die Ikone nun aufbewahrt wurde, stammt auch der heutige Name der Ikone. An dem Ort ihrer Erscheinung wurde ein Kloster zu Ehren der “Nicht von Menschenhand geschaffenen Ikone des Erlösers” gegründet, an deren Festtag die Ikone “Feodorovskaja” gefunden worden war.
Seit diesem Tage, an dem die wundertätige Ikone in der Kathedrale zur Verehrung aufgestellt wurde, riss der Zug der Hilfesuchenden vor der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin nicht mehr ab. Es ereigneten sich dort auf die Fürsprache der Gottesmutter viele Heilungswunder, denn es ging eine große Gnade der Gebetserhörung von dieser Ikone aus. Unzählige Gläubige, die die Ikone voll Vertrauen auf die Fürsprache der allheiligen Gottesgebärerin verehrten, fanden Heilung und Hilfe in ihren körperlichen und seelischen Nöten. Unter ihnen befanden sich auch viele Bewohner der Stadt Gorodec. Sie erkannten in dem neu erschienenen Bild sofort jene Ikone, die sich vorher bei ihnen befunden hatte. Nach einigen Jahren wurde die Kathedrale durch einen Brand vernichtet. Alle waren sehr betrübt, da sie meinten, dass auch die Ikone verbrannt sei. Aber am dritten Tag nach dem Brand wurde sie, vom Feuer vollkommen unversehrt, in der Asche wieder aufgefunden. An der Stelle der abgebrannten Kathedrale wurde ein neuer Bau aus Stein errichtet. Dort wurde die heilige Ikone erneut zur Verehrung aufgestellt.
Im Jahre 1260 griffen die Tataren die Stadt Kostroma an und der Stadt drohte die vollständige Vernichtung; ein Schicksal, das schon viele russische Städte durch die mongolischen und tatarischen Heerzüge ereilt hatte. Aber der Fürst und die Bewohner der Stadt setzten all ihre Hoffnung auf die allheilige Gottesgebärerin und baten sie, doch die Stadt durch ihre Fürbitte zu retten. Während das Heer dem Feind entgegenzog, trug man auch die wundertätige Ikone unter Bittgesängen mit. Als nun die beiden Heere aufeinander trafen, ereignete sich plötzlich ein Wunder, denn die tatarische Streitmacht ergriff plötzlich die Flucht. Diese plötzliche Errettung vor der feindlichen Übermacht wussten die Menschen von Kostroma der Hilfe der allheiligen Gottesgebärerin zu danken.
Die Ikone “Feodorovskaja” wurde auch von der Dynastie der Romanovs sehr verehrt. Wie vor dieser Ikone die Berufung des ersten Zaren aus dem Geschlecht der Romanovs erfolgte, so begleitete sie die Romanovs bis an ihr blutiges Ende. Im Ipatjevhaus wurde nach dem Mord an der Zarenfamilie eine Kopie der Ikone “Feodorovskaja” gefunden, die die Zarin Alexandra auf ihrer letzten Reise mitführt hatte. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in der Zeit größter Verfolgungen der Kirche durch die kommunistischen Gewaltherrscher, wurde auch die Mariä-Entschlafungs-Kathedrale in Kostroma zerstört, in der die wundertätige Ikone seit Jahrhunderten aufbewahrt worden war. Heute befindet sich die heilige Ikone in der unlängst wiederaufgebauten EpiphaniasKathedrale der Stadt. Das Fest der Ikone “Feodorovskaja” wird im russischen Kirchenkalender zweimal im Jahr begangen: am 14. März und am 16. August.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Ikone der allheiligen Gottesgebärerin "Eine unerwartete Freude"
Die „Unerwartete Freue“ ist eine wundertätige Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin. Dargestellt wird eine Begebenheit, die uns der heilige Dmitri von Rostov im 17. Jahrhundert in seinem Werk “Das besprengte Vlies” mitgeteilt hat. Deshalb stehen dem Heiligenbild auch die ersten Worte aus der Erzählung über dieses Wunder der Gottesmutter, wie es uns der heilige Dmitri überliefert hat: Ein notorischer Sünder, der immer wieder zu seinem bösen Tun zurückkehrte, betete einst vor einer Ikone der Gottesmutter von Černigov. Plötzlich sah er, wie ihr Bild sich bewegte, und die Wundmale der Kreuzigung an den Händen und Füßen des Christusknaben sichtbar wurden, die auch zu bluten begannen. Der Mann erschrak und fragte die Allheilige, wer dies getan habe. Darauf antwortete ihm die Gottesmutter, dass Sünder wie er solches tun würden. Durch diese Erscheinung im Herzen getroffen, tat jener Mensch Buße und verließ seine bisherige Lebensführung auf den Pfaden der Sünde.
Der Name dieser Ikone (russisch "Нечаянная радость") wird mit "Eine unverhoffte Freude" oder "Eine unerwartete Freude" übersetzt. Dies weißt uns sowohl darauf hin, dass der reuige Sünder am Ende eine unerwartete Freude darüber empfand, dass die allheilige Gottesgebärerin ihn zur Umkehr gerufen hat, als auch, dass im Himmel mehr Freude über einen Sünder herrscht, der umkehrt als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. (vgl.: Lukas 15:3)
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die wundertätige Ikone der Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch"
Thomas Zmija
Die wundertätige Ikone der Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch" befindet sich in der Kathedrale des Frauenklosters von Serpukov in Russland, welches der Gottesmutter geweiht ist. In der Nähe des Ikonostas, in dem sich die wundertätige Ikone befindet, liegt das Grabes mit den Reliquien des heiligen Varlaam, des Gründer und Erbauer des Klosters. Der schöne Ehrentitel "Unerschöpflicher Kelch" bedeutet, dass die allheilige Gottesgebärerin für uns ein unerschöpflicher Kelch der Freude, des Trostes, der Heilung, des Lebens; mit anderen Worten, die unerschöpfliche Quelle aller Segnungen und Gaben ist.
Auf der Ikone selbst ist dies sehr schön dargestellt: Im eucharistischen Kelch ist der Christusknabe zu sehen, welcher den Beter mit beiden Händen segnet. Die Gottesmutter hat als unsere große
Fürbitterin ihre heiligen Hände in der Haltung der „Orante“ erhoben. Die Gottesmutter betet beständig für die Anliegen ihrer geliebten Kinder und ihr Sohn Jesus Christus spendet mit beiden Händen
die Gnadengaben, welche die Allheilige für uns erbeten hat. Durch die heilige Kommuinion an den Heiligen Gaben in der Eucharistie können wir auch von allen falschen Abhängigkeiten befreit und
geistlich, geistig und körperlich geheilt werden. Aus diesem Grunde wird vor der Ikone der Mutter Gottes vom "Unerschöpflichen Kelch“ besonders für die Heilung von Alkoholismus, psychischen
Erkrankungen und Drogenkrankheit gebetet.
So sind vor dieser wundertätigen Ikone der allheiligen Gottesgebärerin in besonderer Weise die Kranken, ihre Angehörigen, ihre Ärzte und Therapeuten, aber auch das Pflegepersonal eingeladen um Hilfe bei vielfältigen Krankheitsbildern zu beten. Denn in unserer heutigen Gesellschaft nehmen Depressionen, Angst- und Panikattacken, Zwangsstörungen, aber auch Suchterkrankungen verschiedenster Art (Drogen, Alkohol, Medikamentensucht, usw.) immer mehr zu. Diese Erkrankungen sind auch ein Aufschrei aus den Tiefen der Seele der davon betroffenen Menschen in einer immer heillos werdenden Zeit, in der vor allem ein moderner Tanz um das goldene Kalb der Konsummöglichkeiten zum Lebensinhalt geworden ist; in der der Mensch nicht mehr nach seinen Sein und seiner Würde, sondern fast ausschließlich in seiner Verfügbarkeit als Arbeitskraft beurteilt wird, nach Heilwerden und Sinnerfüllung.
Durch das Erscheinen der wundertätigen Ikone der allheiligen Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch" zeigt uns Gott, dass ER die Menschen, auch wenn sie kaum noch nach Ihm fragen, aus ihrer Gottesferne und den damit einhergehenden Süchten erretten will. Das Offenbarwerden des Typus dieser Muttergottesikone geht auf eine Offenbarung zurück. Sie wurde also von Gott den Menschen geschenkt, um durch das Gebet vor der heiligen Ikone Hilfe und Heilung zu erbitten. Was sagt uns die Ikone genau? Sie zeigt uns, dass es eine göttliche Quelle der Gnade gibt, nämlich die heiligste Eucharistie, den kostbare Leib und das heilige Blut unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Unser Herr spricht zu uns im heiligen Evangelium: "Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Aber wer das Brot isst, das vom Himmel herabkommt, stirbt nicht. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, für das Leben der Welt ... Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise, und mein Blut ist ein wahrer Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird auch jeder, der mich isst, durch mich leben. Das ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist; es ist anders als das Brot, das eure Väter gegessen haben, die dennoch gestorben sind. Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit" (Johannes 6:48-59). Deshalb nennen die heiligen Väter die heiligste Eucharistie ist auch ein Medikament, eine Verheißung der Unsterblichkeit. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm." Wir können die Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch" deshalb auch eine eucharistische Ikone nennen. Sie geht in ihrer Darstellung zurück auf den Text des Marien- Stichirions der ersten Ode des Vorbereitungskanons auf den Empfang der heiligen Kommunion: "Du bist der allheilige Tisch des Lebensbrotes, das aus Barmherzigkeit aus der Höhe herabkam und der Welt ein neues Leben verliehen hat. Mache mich Unwürdigen nun fähig, es in Furcht zu schmecken, auf dass ich leben werde".
Als Christen glauben wir an den menschgewordenen Gott, einen Gott der unsere menschliche Natur vollkommen angenommen hat, das heißt wir glauben an einen leibhaftigen Gott. Dieser Glaube wird dadurch zum wahrhaftigen und erfüllten Glauben, wenn Er Selbst, der leibhaftig ist, in der heiligen Kommunion zu uns kommt, wir durch das sakramentale Geschehen Einswerden mit Ihm und dadurch mit unseren zur Feier der Göttlichen Liturgie versammelten Brüdern und Schwestern, wir dadurch zur erst zur Kirche, dem Leib Christi auf Erden werden, in dem der leibhaftige Herr unsere leibhaftige Existenz ergreift. Der heilige Apostel Paulus vergleicht deshalb das Geschehen der heiligen Kommunion mit der leiblichen Vereinigung, die zwischen Mann und Frau geschieht, um die ganze Intensität und Wirklichkeit dieser Vereinigung auszusagen. Er verweist zum Verständnis der heiligen Kommunion auf das Wort der Schöpfungsgeschichte: „Die zwei (Mann und Frau) werden ein Fleisch sein" (Genesis 2,24). Er fügt hinzu: "Wer sich dem Herrn verbindet, wird ein Geist (das heißt: eine einzige neue Existenz aus dem Heiligen Geist) mit IHM sein" (1. Korinther 6:16).
Dieses gnadenhafte Einswerden mit Christus (die Theosis) wird wie ein Samenkorn durch den Empfang der heiligen Kommunion in uns hinein gelegt, damit es in einem von der Gemeinschaft mit Christus geprägten Lebens zu einem großen Baum aufwachse, erblühe und reiche Frucht bringt (vgl.: Matthäus 13:31-32; Markus 4:30-32). Die allheilige Gottesgebärerin ist der Prototyp des von der Heiligung ganz erfüllten Lebens in Christus. Deshalb zeigt sie uns den Weg, um in rechter Weise um Genesung zu beten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man notwendige Medikamente absetzt und ärztliche Behandlung ausschlagen soll, sondern im Gegenteil darum zu bitten, dass einem der richtige Weg zur Heilung gezeigt wird und die richtigen Ärzte und Therapeuten einem zugeführt werden. Dies ist ein mühsamer Weg und kann ein Gehen über Stock und Stein und viele Hindernisse bedeuten. Nicht jeder findet sofort den richtigen Arzt und die richtige Behandlung. Manchmal heißt es über Jahre hinweg oder einen längeren Zeitraum auszuharren, aber nicht die Hoffnung aufzugeben. Die Ikone der Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch zeigt uns, dass wir nicht allein beten. Mit uns betet die Allheilige mit erhobenen Armen und im "Kelch des Heiles" befindet sich Christus Selbst, der uns heilt und der unser göttlicher Arzt ist.
Die Ikonen der allheiligen Gottesmutter vom "Unerschöpflichen Kelch" und die Ikone der Gottesmutter "Heilerin von Krebs", zeigen uns aber auch, dass wir an erster Stelle Gott um die Kraft bitten sollten, unser persönliches Kreuz zu tragen. Auch die Kraft, eine Krankheit zu ertragen, die sich vielleicht über Jahre hinzieht, die bei manchen in einem Endstadium angekommen ist. Auch dieses Gebet schenkt uns dann Gnade, nämlich die Gnade, wenn uns auch nicht sofort die Heilung geschenkt wird, gestärkt unseren von Gott bestimmten Lebensweg Weg zu gehen und so wie der heilige Simon von Cyrene Christus Jesus unserem Herrn, Erlöser und Gott in unserem persönlichen Ertragen das Kreuz nachzutragen.
Ikone der allheiligen Gottesgebärerin
„Königin von Allen – Heilerin von Krebs“
Seit dem 17. Jahrhundert befindet sich im
Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos die Ikone der Gottesmutter „Königin von Allen – Heilerin von Krebs“.
Die Ikone der Gottesmutter „Königin von Allen“ wurde bekannt, indem sich
auf die Fürsprache der Gottesmutter viele Bekehrungen ereigneten und auch Heilungen von Krebs und anderen Erkrankungen. Aus diesem Grunde wurde für die Krebskrankenhäuser in Russland eine Kopie
der Ikone hergestellt. Mit dieser Kopie besuchten Priester und Gläubige Krebskliniken und beteten davor den Akathistos „Königin von Allen“ und der mit dem Moleben (Andacht/ Paraklisis) verbunden
wird. Danach erfolgte die Segnung von Öl, mit dem die Kranken gesalbt wurden. Zum Gebet zu Ehren der Gottesmutter „Königin von Allen – Heilerin von Krebs“ gehört auch das Gebet für die
behandelnden Ärzte.
Es gab Gläubige, die geheilt wurden und andere wiederum erhielten durch
die Fürsprache der Gottesmutter die Hilfe, ihre Krankheit besser tragen zu können.
Im Jahr 1996 wurde der Akathist zu Ehren der Ikone geschrieben, der eine
Verbindung darstellt von dem griechischen Original und der russischen Tradition des Akathistos- Gesangs.
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Akathist zu Ehren der Ikone der Gottesmutter
„Königin von Allen – Heilerin von Krebs“
Die Ikone der allheiligen Gottesmutter „Königin von Allen“ wurde bekannt, indem sich auf die Fürsprache der Gottesmutter viele Bekehrungen ereigneten und auch Heilungen von Krebserkrankungen und anderen Erkrankungen. Aus diesem Grunde wurde für die Krankenhäuser in Russland eine Kopie der Ikone hergestellt. Mit dieser Kopie besuchten Priester und Gläubige Kliniken und beteten davor eine Andacht (Moleben) mit dem Akathist „Königin von Allen“. Danach erfolgt die Segnung von Öl, mit dem die Kranken gesalbt werden. Zum Gebet zu Ehren der Gottesmutter „Königin von Allen – Heilerin von Krebs“ gehört auch das Gebet für die behandelnden Ärzte (siehe Zweites Gebet zur Mutter Gottes im Akathist).
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Ehre sei Dir, unser Gott, Ehre sei Dir!
Himmlischer König, * Tröster, Du Geist der Wahrheit, * der Du überall bist und alles erfüllst, * Schatzkammer der Güter und Chorführer des Lebens, * komm´ und nimm Wohnung in uns, * reinige uns von jedem Fehl * und errette, o Gütiger, unsere Seelen.
Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser! (dreimal)
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Allheilige Dreieinheit, erbarme Dich unser!
Herr, reinige uns von unseren Sünden. Gebieter, vergib uns unsere Übertretungen. Heiliger, suche heim unsere Schwächen und heile sie um Deines Namens willen.
Herr, erbarme Dich! (dreimal)
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser, der Du bist in den Himmeln, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib´ uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Herr, erbarme Dich! (zwölfmal)
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Kommt, lasst uns anbeten Gott, unseren König.
Kommet, lasset uns anbeten und niederfallen vor Christus, Gott, unserem König.
Kommet, lasset uns anbeten und niederfallen vor Christus selbst, unserem König und Gott.
Psalm 71
Herr, ich vertraue auf Dich, lass mich nimmermehr zuschanden werden. Errette mich durch Deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus, neige Dein Ohr zu mir und hilf mir. Sei mir ein starker Hort, zu dem ich immer fliehen kann, der Du zugesagt hast, mir zu helfen; denn Du bist mein Fels und meine Burg. Mein Gott, hilf mir aus der Hand des Gottlosen, aus der Hand des Ungerechten und Tyrannen. Denn Du bist meine Zuversicht, Herr, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf Dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an; Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Dich rühme ich immerdar. Ich bin für viele wie ein Zeichen; aber Du bist meine starke Zuversicht. Lass meinen Mund Deines Ruhmes und Deines Preises voll sein täglich. Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlass mich nicht, wenn ich schwach werde. Denn meine Feinde reden über mich, und die auf mich lauern, beraten sich miteinander und sprechen: Gott hat ihn verlassen; jagt ihm nach und ergreift ihn, denn da ist kein Erretter. Gott, sei nicht ferne von mir; mein Gott, eile, mir zu helfen. Schämen sollen sich und umkommen, die meiner Seele Feind sind; mit Schimpf und Schande sollen überschüttet werden, die mein Unglück suchen. Ich aber will immer harren und mehren all Deinen Ruhm. Mein Mund soll verkündigen Deine Gerechtigkeit, täglich deine Wohltaten, die ich nicht zählen kann. Ich gehe einher in der Kraft Gottes des Herrn; ich preise Deine Gerechtigkeit allein. Gott, Du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich Deine Wunder. Auch im Alter, Gott, verlass mich nicht, und wenn ich grau werde, bis ich Deine Macht verkündige Kindeskindern und Deine Kraft allen, die noch kommen sollen. Gott, Deine Gerechtigkeit reicht bis zum Himmel; der Du große Dinge tust, Gott, wer ist Dir gleich? Du lässest mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Du machst mich sehr groß und tröstest mich wieder. So will auch ich Dir danken mit Saitenspiel für deine Treue, mein Gott; ich will Dir zur Harfe lobsingen, Du Heiliger Israels. Meine Lippen und meine Seele, die Du erlöst hast, sollen fröhlich sein und Dir lobsingen. Auch meine Zunge soll täglich reden von Deiner Gerechtigkeit; denn zu Schmach und Schande werden, die mein Unglück suchen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Alleluja, Alleluja, Alleluja, Ehre sei Dir, o Gott. (dreimal)
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Danket dem Herrn, denn Er ist gütig, denn in Ewigkeit währt Seine Huld.
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Sie umringten mich allenthalben, aber im Namen des Herrn habe ich ihnen widerstanden.
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Ich werde nicht sterben, sondern leben, und verkündigen die Werke des Herrn.
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworfen; das ist von dem Herrn geschehen, und ist ein Wunder vor unseren Augen.
Gott ist Herr und ist uns erschienen; gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Troparien im 4. Ton:
Zur Gottesgebärerin lasst uns Sünder in Demut nun eifrig eilen, * bußfertig niederfallen und aus der Tiefe unserer Seele zu ihr rufen: * Gebieterin, hilf uns in Deiner Barmherzigkeit. * Säume nicht, denn wir vergehen wegen der Menge unserer Sünden; * wende Dich nicht ab von Deinen Dienern, * denn Dich haben wir als einzige Hoffnung.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.
Errette, oh oberste Herrin, * durch Deine verehrungswürdige, Freude schenkende Ikone * der Königin aller, * all jene welche Dich mit glühendem Begehren um Gnaden bitten; * entledige der Trübsale jene, * die Dich bestürmen; * von allen Gefahren beschütze * Deine Herde * die Dich um Fürsprache anruft.
Jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Niemals, o Gottesgebärerin, * werden wir Unwürdige aufhören, Deine Werke zu verkünden, * denn wenn Du nicht als Fürbitterin für uns eingetreten wärest, * wer hätte uns aus so vielen Gefahren errettet? * Wer hätte uns bis jetzt frei bewahrt? * Wir werden von Dir nicht fortgehen, Gebieterin, * denn Du errettest Deine Diener aus allen Bedrängnissen.
Psalm 50
Erbarme Dich meiner, oh Gott, nach Deiner großen Barmherzigkeit, und nach der Fülle Deiner Erbarmung tilge meine Missetat. Mehr und mehr wasche ab meine Missetat, und von meiner Sünde reinige mich. Denn meine Missetat erkenne ich, meine Sünde steht mir immer vor Augen. Gegen Dich allein hab ich gesündigt, und Böses vor Dir getan: auf daß Du gerecht erfahren wirst in Deinen Worten, und den Sieg erhältst, wenn man über Dich urteilt. Denn siehe, in Ungerechtigkeit bin ich empfangen, in Sünden hat mich meine Mutter geboren. Siehe, die Wahrheit hast Du geliebt, die heimlichen und verborgenen Dinge Deiner Weisheit mir geoffenbart. Besprenge mich mit Hysop, so werde ich gereinigt; wasche mich, so werde ich weißer als Schnee. Gib meinem Gehör Freude und Wonne, so werden frohlocken die gedemütigten Glieder. Wende ab Dein Angesicht von meinen Sünden, und all meine Missetaten tilge. Ein reines Herz erschaffe in mir, o Gott, und den rechten Geist erneuere in meinem Innern. Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht, und Deinen heiligen Geist nimm nicht von mir. Gib mir wieder die Freude Deines Heiles, mit einem willigen Geist mache mich stark. So will ich lehren die Ungerechten Deine Wege, und die Gottlosen werden sich zu Dir bekehren. Erlöse mich von der Blutschuld, Gott, Du Gott meines Heiles, so wird mit Freuden meine Zunge Deine Gerechtigkeit preisen. Herr, öffne meine Lippen, und mein Mund wird verkünden Dein Lob! Wenn Du Opfer verlangtest, so wollte ich sie wohl geben, Brandopfer aber gefallen Dir nicht. Ein Opfer vor Gott ist ein zerknirschtes Geist; ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verachten. Wirke, Herr, in Gnade nach Deinem guten Willen an Zion, damit die Mauern Jerusalems erbaut werden. Dann wirst Du annehmen das Opfer der Gerechtigkeit, Gaben und Brandopfer; dann wird man Kälber auf Deinen Altar legen.
Wir Deine treuen Diener, die in Demut mit vor Deiner neu geoffenbarten Ikone stehen, loben Dich mit Liedern, O Königin aller. Sende auf uns, Deine Diener, Deine Heilung herab, die wir jetzt zu Dir eilen, das wir alle freudig zu Dir rufen können:
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten durch Deine Gnade heilst.
Ikos 1
Der Erzengel kam von dem Himmel herunter und sagte der Königin Aller: Freue Dich.
Und Dich erblickend, oh Herr, körperliche Form annehmend rief er mit Gott preisender Stimme zu ihr auf folgende Weise:
Freue Dich, Krone unserer Erlösung.
Freue Dich, Erfüllung der Befreiung des Schöpfers.
Freue Dich, durch Dich nahm Gott Fleisch an.
Freue Dich, in Dir wurde der Unsichtbare offenkundig.
Freue Dich, Du welche in Dir selbst die Gnade des Friedens empfingst.
Freue Dich, Du welche das fleischliche Gewand des Wortes war.
Freue Dich, hochgepriesen, jenseits allen Verstehens.
Freue Dich, himmlisches Manna, das Herzen wieder zum Leben erstellt.
Freue Dich, strahlender Stern der Gnade.
Freue Dich, Brunnen, aus dem lebenspendes Wasser fließt.
Freue Dich, Mutter Gottes, unter den Frauen gesegnet.
Freue Dich, unbescholtene Jungfrau, welche Du unseren Heiland gebarst.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 2
Das anfangslose Wort wurde ein kleines Kind durch Dich, oh Jungfrau und gewährte Heilung, allen denen, die Dich ehren, und die Seine unaussprechliche Geburt in Liedern loben: Halleluja.
Ikos 2
Das Unbegreifliche zu erkennen versuchend, flehte die Jungfrau den Engel an zu helfen: offenbare mir, wie ich als ein reine Jungfrau die Mutter der Höchsten sein werde. Dann sprach Gabriel mit ihr in Ehrfurcht und pries sie auf folgende Weise:
Freue Dich, Auserwählte des höchsten Ratsschlusses.
Freue Dich, schnelle Erhörerin Aller, die zu Dir bitten.
Freue Dich, Schatzmeisterin des Frieden Christi.
Freue Dich, Hoffnung und Stärke Deines Volkes.
Freue Dich, wunderbare Zerstörerin vom Fluch des Krebses.
Freue Dich, Heilerin vielerlei Gebrechen.
Freue Dich, einziger Schutz für die Welt.
Freue Dich, sichere Erlösung von Trauer.
Freue Dich, Die Du Weinen, und Tränen immer linderst.
Freue Dich, welche Du die Tore zur Rettung Allen öffnest.
Freue Dich, Zepter und Stärke Aller, die auf heiligen Berg verweilen.
Freue Dich, starke Stütze von Mönchen und Laien.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 3
Die Kraft des Allerhöchsten überschattete Dich, o Jungfrau, und nahm durch Dich unaussprechlich Fleisch an, Dich einen süßen Weidegrund für alle zeigend, die Rettung erlangen möchten, indem sie singen: Halleluja.
Ikos 3
Deine heilige Ikone, „Königin Aller“ wurde wundersam verherrlicht, Oh Mutter Gottes, als die Heilkraft begann, daraus zu fließen. Du gewährtest Heilung jenen, die vor ihr mit Vertrauen singen, solche Lieder wie diese, auf mannigfaltige Weise:
Freue Dich, Mutter des nie endenden Lichtes.
Freue Dich, Sieg jener, die bis zum Ende ausharren.
Freue Dich, wahre Ärztin in Krankheit und Trübsal.
Freue Dich, unbesiegbarer Wall für Waisen und Witwen.
Freue Dich, Schlüssel der Türen des Paradieses.
Freue Dich, Verteidigerin jener, die sich abmühen und schwer beladen sind.
Freue Dich, Fürsprecherin für die Rettung der Gläubigen.
Freue Dich, Mittlerin des christlichen Volkes.
Freue Dich, himmlische Leiter, die von der Erde zum Himmel aufsteigt.
Freue Dich, lebenspendende Quelle, die Todsünden wegspült.
Freue Dich, mütterliches Opferlamm, das die Herzen der Arglosen erhält.
Freue Dich, schützender Mantel, der den Kindern der Kirche Obdach gewährt.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 4
Der Welt das Leben gebend, verweilte der Meister aller in Deinem Mutterschoß, obwohl Du keinen Mann kanntest. Nachdem er Dich als die Mutter der Gläubigen zu erkennen gab, lehrte Er ihnen, zu rufen: Halleluja.
Ikos 4
Glorreiche Kunde ist Dich betreffend zu uns gekommen, oh Stadt Gottes, durch die Heilung, die von Dein heiligen Ikone strömt; und während wir erfrischende Ströme der Heilung erhalten, weinend vor Dankbarkeit, oh Königin Aller, rufen wir:
Freue Dich, Kraut der Heilung, das die Schmerzen lindert.
Freue Dich, Kühle, das die fiebrige Gebrechen erfrischt.
Freue Dich, Flamme, die den Fluch des Krebses verbrennt.
Freue Dich, die Du jene von ihren Betten erhebst, die von ihren Ärzten aufgegeben wurden.
Freue Dich, die Du Dein Antlitz Deinen Erwählten offenbarst.
Freue Dich, Lossprecherin von den Fußfesseln der Sünde.
Freue Dich, durch Dich ist Erlösung vom Tod gewährt worden.
Freue Dich, durch Dich ist eine unzählige Vielzahl vom Gläubigen gerechtfertigt worden.
Freue Dich, hoch erhaben und unerreicht durch menschlichen Sinn.
Freue Dich, tiefgründig erfahren vom Wort allein.
Freue Dich, die durch die Prophezeiungen der Propheten angekündigt wurde.
Freue Dich, Führerin der Altväter, die zu Dir bitten.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 5
Du bist ausgezeichnet worden, O Jungfrau, der reinste Tempel des Heiland zu sein. Wir fallen vor Dir nieder, oh Allerreinste, Dich darum bittend, uns auch zu Tempeln der Göttlichen Gegenwart zu machen, die wir rufen: Halleluja.
Ikos 5
Die Ränge der Engel sahen in Deinen Armen jenen, der mit Seinen Händen den Menschen erschaffen hat, Dich erkennend als die hoheitliche Frau, die Du Dich selbst nur Magd nennst, bestrebend Dir zu dienen, oh Gesegnete, preisen Dich mit Lobliedern wie diesen:
Freue Dich, die Gott erhöhte noch vor den Himmelsbewohnern.
Freue Dich, die Du die Welt mit wundersamen Heilungen erfüllst.
Freue Dich, die Du Lob und Preis von den Himmeln hörst.
Freue Dich, Empfängerin der Dankbarkeit aus des ganzen Erdenrund.
Freue Dich, die Du Dich verzehrst, die Saat der Verdorbenheit in unseren Herzen zu tilgen.
Freue Dich, eifrige Überwinderin der Fallstricke des Teufels.
Freue Dich, die Du, das Tal der Tränen mit Freude erfülltest.
Freue Dich, welche Du die Sorgen in himmlische Süssigkeit verwandelst.
Freue Dich, Wohlgeruch, der von Gott angenommen ist.
Freue Dich, unübertreffliche Freude reuiger Sünder.
Freue Dich, Rüstung der Wahrheit gegen Versuchungen.
Freue Dich, Schutzschild gegen Feindschaft und Zerstörung.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 6
Die Verkünder des Wortes Gottes, die Jünger des Heilands, erschienen wie durch ein Wunder vor Dir, oh Jungfrau, als Du aufgenommen wurdest von der Erde zu den Himmeln, mit einem Herzen und Mund für Gott zu singen: Halleluja.
Ikos 6
Wundersame Gnade schien von Deiner Ikone herab, O Königin Aller, als der Jüngling, verdunkelt von satanischen Lehren, bewegungslos liegen blieb. Hoffnungsvoll erlöst von den Fesseln der Dunkelheit, rief er mit Furcht und Freude solcherart zu Dir:
Freue Dich, Verbesserin eines unehrenhaften Lebens.
Freue Dich, Trost jener schmerzlich Gequälten.
Freue Dich, Vernichterin dämonischer Horden, die die Gläubigen bedrohen.
Freue Dich, Zerstreuerin der düsteren Wolke der Sünde.
Freue Dich, Aufheberin von unsichtbaren Fallstricken.
Freue Dich, allmächtige Überwinderin von dämonischen Zaubern.
Freue Dich, Lampe, die jene führt, die irregeleitet sind.
Freue Dich, Wolke, die Unschuldigen vor Übel schützend.
Freue Dich, Berg, der uns mit himmlischem Manna nährt.
Freue Dich, Tal, das uns mit der Demut Christi erfüllt.
Freue Dich, wertvoller Edelstein des himmlischen Königtums.
Freue Dich, Abglanz des ewigen Lichtes.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 7
Dich selbst als „Nahrung für die Gläubigen“ zu geben, nahmst Du Fleisch an aus der Jungfrau, damit durch den Empfang Deines reinsten Leibes und Deines kostbarsten Blutes sie Dich zu erkennen vermögen, den vollkommenen Gott; deshalb über diese unaussprechliche Weisheit staunend, rufen wir: Halleluja.
Ikos 7
Der Schöpfer enthüllte ein neues Mysterium, als Er mit Seinen Jüngern Sein mystisches Abendmahl feierte. Und wir, die wir die Königin aller bitten, uns des Empfangs der der göttlichen und heiligen Gaben würdig zu machen, singen zu Ihr wie folgt:
Freue Dich, Geberin des himmlischen Brotes.
Freue Dich, Trägerin des ewigen Lebens.
Freue Dich, Kelch, der an Christus teilnimmt.
Freue Dich, Du, welche sich mit Seele und Leib mit Gott vereinigt.
Freue Dich, Du mit den göttlichen Geheimnissen gefüllter goldener Löffel.
Freue Dich, kostbare Arche, die die großen und heiligen Gaben enthält.
Freue Dich, Führerin, die uns auf die heiligste Eucharistie hinweist.
Freue Dich, heilige Tafel, die uns heilige Nahrung anbietet.
Freue Dich, die Du würdige Teilhaber am Leibe Christi zu Deiner Rechten stellst.
Freue Dich, welche die glühenden Verteidiger der göttlichen Liturgie von der Hölle rettet.
Freue Dich, welche die Toten zur Quelle der Unsterblichkeit geleitet.
Freue Dich, Zufluchtsort von Frieden und Stärkung für Deine Kinder.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 8
Eine wunderbare Geburt erblickt zu haben und alle irdischen Sorgen abzulegen, lasst uns unsere Herzen erheben, denn der Allerhöchste ist uns erschienen alle zu sich zu ziehen, die da rufen:Halleluja.
Ikos 8
Immer schon im Schoß des Vaters existierend, wurde das unumschreibbare Wort Fleisch auf der Erde. Unser großer Gott verherrlichte die Jungfrau und betrachtete die Bescheidenheit Seiner Magd, die jetzt solches hört wie dieses:
Freue Dich, Behältnis Gottes der keine Beschränkung kennt.
Freue Dich, die Du der Welt den Schöpfer der Welten offenbartest.
Freue Dich, Zertrümmerin der Macht des Todes.
Freue Dich, Heilerin der Wunde Adams.
Freue Dich, heilende Arznei, die sich unserer geistlichen Wunden annimmt.
Freue Dich, heiliges Öl, das körperliche Wunden salbt.
Freue Dich, die Du die Schmerzen der Gebärenden stillst.
Freue Dich, Linderin der Qualen des Todes.
Freue Dich, Ursache der Niederlage der Unterwelt.
Freue Dich, die den Stachel des Todes abschwächt.
Freue Dich, Hoffnung auf die allgemeine Auferstehung.
Freue Dich, unbezwingbare Rettung aller Rechtgläubigen.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 9
Alle Engels- und Menschenwelt war über die Erhabenheit Deiner unbegreiflichen Menschwerdung erstaunt, o Wort Gottes. Indem wir mit Verwunderung vor diesem großen Geheimnis des Erbarmens staunend verharren, rufen wir mit Furcht und Zittern dankbar zu Dir hinauf: Halleluja.
Ikos 9
Belastet von vielen Krankheiten, empfangen wir Heilung ohne Maß durch Deine heiligen Ikone, oh Königin Aller, und indem wir Gnade durch ein gläubiges Vertrauen erhalten haben, vermögen wir mit starker Stimme zu Dir zu rufen:
Freue Dich, immerwährende Bewahrerin gesunder Kinder.
Freue Dich, Überbringerin der Heilung zu den Kranken.
Freue Dich, Heilung der leidenden Kinder.
Freue Dich, Mutter, der gequälten Jugend.
Freue Dich, Du, welche jene, die an das Bett der Krankheit gefesselt sind, wieder aufrichtest.
Freue Dich, Trost jener, gefangen durch die Furcht vor dem Tod.
Freue Dich, die Du auf das Weinen der Menschen hörst.
Freue Dich, Du, welche auf unser Seufzen acht gibt.
Freue Dich, welche unsere irdischen Schmerzen mit himmlischer Freude überströmt.
Freue Dich, übernatürliche Geduld der von Versuchungen hin und her Gerissenen.
Freue Dich, die Du, jene mit Freude erfüllst, die weinen.
Freue Dich, welche die Sanftmütigen mit Flügeln des Gebetes versorgt.
Freue Dich, oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 10
Um die menschliche Natur – verdorben durch Sünde - zu erretten, suchte Dich der Schöpfer heim, wie Tau auf dem Vlies und machte Dich zu einem brennenden Dornbusch. Als Gott wurde Er Mensch, so dass wir Ihm zu singen vermögen: Halleluja.
Ikos 10
Ein Bollwerk bist Du den Jungfrauen, oh reinste Jungfrau, und all jenen, die um die Reinheit kämpfen. Gott verweilte in Dir und reinigte auf diese Art Seine vernunftbegabte Schöpfung, sodass wir, nachdem wir aller Verunreinigung entledigt worden sind, diese Loblieder Dir darbringen können:
Freue Dich, welche Du mit den Suchenden in der Stille Zwiesprache hältst.
Freue Dich, Du Krone derer, die sich die Jungfräulichkeit bewahren.
Freue Dich, Anfang und Ende geistlicher Vollkommenheit.
Freue Dich, Hort der göttlichen Offenbarung.
Freue Dich, Ursprung der Heiligen Dreieinheit.
Freue Dich, Ursache für die Rettung der Menschen.
Freue Dich, Gipfel, unerreichbar den Stolzen.
Freue Dich, Zuflucht, den die demütigen Herzen offen steht.
Freue Dich, oh Reinste, reiner als die Himmel.
Freue Dich, welche Du ehrwürdiger bist als die Cherubim und die Seraphim.
Freue Dich, oh Gnadenerfüllte, die Du den Jubel der Erzengel erhalten hast.
Freue Dich, oh Trostvolle, die Du mit Deinen Händen den auferstandenen Christus berührt hast.
Freue Dich, oh Königin Aller, dem, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 11
Obwohl wir bestrebt sind, ein rein geformtes Gebetslied unserem Erlöser dar zu bringen, bleiben wir doch unwürdig, o unübertreffliche Herrscherin, bleiben wir immer noch Dein Diener. Denn wer kann würdig Gott besingen, dessen Name erfüllt ist vom Wohlgeruch des Myron. Deshalb rufen wir Ihm zu: Halleluja.
Ikos 11
Als großes Licht aus dem Osten und von den Höhen ist Dein Sohn, unser Gott, jenen erschienen, die im Dunkelheit saßen; So suche uns heim, o Jungfrau, die Du gleichsam zu einer Kerze auf einem Leuchter, zur lichtstrahlenden Mutter der Kirche wurdest, die uns lehrt, Loblieder solcher Art Dir zu weihen:
Freue Dich, Morgendämmerung der Sonne der Erkenntnis.
Freue Dich, Gefäß des göttlichen Feuers.
Freue Dich, die Du das Kleid der Heiligen wirktest.
Freue Dich, Du Fackel, welche die Dunkelheit der Dämonen vertreibt.
Freue Dich, Erleuchterin des unempfänglichen Sinnes.
Freue Dich, Licht der sündigen Herzen.
Freue Dich, starke Hand, die uns aus dem Meer der Eitelkeiten zieht.
Freue Dich, Lichtstrahl, der zum Königreich der Erretteten führt.
Freue Dich, Du Lichtstrahl der die Reuelosen aufschreckt.
Freue Dich, Donnerklang, die den Verderbern Angst einflößt.
Freue Dich, Du Bereinigerin bedrückter Gewissen.
Freue Dich, Versöhnende am Tag des Gerichts.
Freue Dich, oh Königin Aller, dem, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Kontakion 12
Um uns Gnaden zu geben, erwies uns der Geber des Alten Testaments das Neue; dadurch das wir die Gnade nicht durch das Halten des Gesetzes gewonnen haben, sondern durch das Vertrauen darauf, dass wir Rettung im wahren Glauben gefunden haben, rufen wir alle: Halleluja.
Ikos 12
Wir preisen Deine Gebären, gleich wie im alten Israel hoch gepriesen wurden die Gesetzesrollen auf dem Tempelberg mit dem Klang der Zymbeln, was eine Vorahnung Deiner war, dem wahren Tabernakel, den wir jetzt mit Tugenden verherrlichen, auf das Du von allen Solches hören mögest:
Freue Dich, Hochbesungene.
Freue Dich, Du Psalm auf Erden gehört.
Freue Dich, kostbarste Magd des Einen Gottes.
Freue Dich, die Du der Göttlichen Dreieinheit in Deiner Demut immer gefällst.
Freue Dich, die Du den in Dir trugst, der die Zeitalter in sich birgt.
Freue Dich, Du Thron dessen, der das All in Seinen Händen hält.
Freue Dich, Du unbeschreibliches Mysterium aller Zeiten und durch alle Zeitalter hindurch.
Freue Dich, Du feste Hoffnung aller Menschen und Völker.
Freue Dich, Du tief empfundener Jubel ehrfürchtiger Priester.
Freue Dich, Du schnelle Erhörerin von Gebeten in Kirchen und in Häusern.
Freue Dich, Du Gefäß voll Erbarmen, von Gott auserwählt.
Freue Dich, O Königin aller, die du all unsere Gebrechen heilst durch dein Erbarmen.
Kontakion 13 (Dieses Kondakion wird 3x gelesen)
Oh unsere Mutter, Königin aller, welche das Wort gebar, Heiligste aller Heiligen. Indem Du unser Singen annimmst, heile uns von allen tödbringenden Krankheiten und von der kommenden Verdammung bewahre all jene, die Dir singen: Halleluia.
Wir wiederholen dann Ikos 1
Ikos 1
Der Erzengel kam von dem Himmel herunter und sagte der Königin Aller: Freue Dich.
Und Dich erblickend, o Herr, körperliche Form annehmend rief er mit Gott preisender Stimme zu ihr auf folgende Weise:
Freue Dich, Krone unserer Erlösung.
Freue Dich, Erfüllung der Befreiung des Schöpfers.
Freue Dich, durch Dich nahm Gott Fleisch an.
Freue Dich, in Dir wurde der Unsichtbare offenkundig.
Freue Dich, Du welche in Dir selbst die Gnade des Friedens empfingst.
Freue Dich, Du welche das fleischliche Gewand des Wortes war.
Freue Dich, hochgepriesen, jenseits allen Verstehens.
Freue Dich, himmlisches Manna, das Herzen wieder zum Leben erstellt.
Freue Dich, strahlender Stern der Gnade.
Freue Dich, Brunnen, aus dem lebenspendes Wasser fließt.
Freue Dich, Mutter Gottes, unter den Frauen gesegnet.
Freue Dich, unbescholtene Jungfrau, welche Du unseren Heiland gebarst.
Freue Dich, Oh Königin Aller, die Du unsere Gebrechlichkeiten heilst durch Deine Gnade.
Wahrhaftig würdig ist es Dich selig zu preisen, * Gottesgebärerin, * immerselig Gepriesene und Allmakellose * und Mutter unseres Gottes. * Die Du geehrter bist als die Cherubim * und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, * die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, * in Wahrheit Gottesgebärerin, Dich preisen wir hoch.
Dann das erstes Gebet zur Mutter Gottes:
Oh allgütigste, erstaunlichste Mutter Gottes, Allherrscherin, Du Königin aller! Ich bin nicht wert das Du eintrittst unter meinem Dach. Aber Du bist die liebevoll mitfühlende Mutter des gnädigen Gottes, sag nur ein Wort, auf dass meine Seele geheilt werde, und mein geschwächter Körper gestärkt. Denn du hast unbezwingbare Macht und Deine Wort hat Kraft, O Königin aller! Erlange Du den Sieg für mich – flehe Du für mich – so dass ich Deinen glorreichsten Namen immer preisen werde, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Dann das zweites Gebet zur Mutter Gottes:
Oh reinste Mutter Gottes, oh Königin aller. Lausche das überaus gequälten Seufzen Deiner Kinder, die an schweren Gebrechen leidend, vor Deiner heiliger Ikone mit Vertrauen auf wundervolle Heilung niederfallen. Wie ein Vogel seine Nestlinge mit seinen Flügeln bedeckt, so bedecke auch Du uns, Allgegenwärtige, mit Deinem heilendem Schutzmantel als dem Ort an dem Hoffnung für uns ist. Dort wo bittere Trauer uns bezwingt, werde Geduld und Rast geoffenbart. Wo die Qual der Verzweiflung in der Seele wohnt, dort werde das unaussprechliche Licht der Göttlichkeit leuchtend offenbar. Tröste die Mutlosen, stärke die Schwachen, erweise den verbitterten Herzen Erweichung und Erhellung. Heile Dein krankes Volk, oh allbarmherzige Königin. Segne den geistigen Sinn und die Hände unserer Ärzte, sodass sie als Instrumente des Allmächtigen Arztes zu dienen mögen, Christus unseres Heilandes. Wir beten vor Deiner heiligen Ikone, auf das Du wahrhaftig mit uns lebst, oh unübertreffliche Herrscherin, indem Du uns beistehst und uns hilfst. Strecke Deine Hände aus, gefüllt mit Heilung und Medizin, oh Freude der Traurigen, Trösterin in Trübsalen, auf dass wir, schnell Deine wunderbare Hilfe erhaltend, die lebenschaffende und ungeteilte Dreieinheit, den Vater und den Sohn und den heiligen Geist lobpreisen können, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser! (dreimal)
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Allheilige Dreieinheit, erbarme Dich unser!
Herr, reinige uns von unseren Sünden. Gebieter, vergib uns unsere Übertretungen. Heiliger, suche heim unsere Schwächen und heile sie um Deines Namens willen.
Herr, erbarme Dich! (dreimal)
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser, der Du bist in den Himmeln, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib´ uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Herr, erbarme Dich! (vierzigmal)
Die Du geehrter bist als die Cherubim * und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, * die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, * in Wahrheit Gottesgebärerin, Dich preisen wir hoch.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Herr, erbarme Dich. (dreimal)
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Unter Deine Barmherzigkeit flüchten wir, Gottesgebärerin, * sieh` nicht hinweg über uns´re flehentlichen Bitten in der Not, * vielmehr aus Gefahren befreie uns, * Du einzig Reine, einzig Gesegnete.
EHRE SEI GOTT FÜR ALLES!
Das Fest der allheiligen Gottesgebärerin
» Lebensspendende Quelle«
Thomas Zmija
Während der ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche die Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet. Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der Begräbnisse, wenn sie in dieser Woche stattfinden, verharren die Kirche in in der Auferstehungsfreude und singt:
Christus ist erstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod zertreten und denen in den Gräbern das Leben in Gnaden geschenkt.
Am Freitag der der Lichten Woche stellt uns deshalb die heilige Kirche eine weitere, freudebereitende Botschaft vor Augen. Im Fest der lebenspendenden Quelle verweist sie uns auf den Anfang unserer Erlösung, die allheilige Gottesgebärerin. Der Platz dieses Festes am Endpunkt der österlichen Oktav ist auch ein Hinweis für die Liebe, den Lobpreis und die Verehrung, die wir Orthodoxen der Allheiligen darbringen. Das Fest ist ein beredtes Zeugnis dafür, dass unsere Kirche dort, wo sie den AUFERSTANDENEN CHRISTUS verkündet, auch den Lobpreis jener Frau verkündet, aus welcher ER Fleisch annahm, diejenige, von deren Ja zur Botschaft des Engels Sein Erlösungswerk seinen Anfang genommen hat.
Die allheilige Mutter Gottes wird in dieser Feier vorallem aus der Heilserfahrung der Gläubigen dargestellt. Deshalb besingt sie die Kirche an diesem Fest als Quelle unserer seelischen und leiblichen Heilungen, als für uns dauernd sprudelnde Gabenquelle, als Quelle der Wunder und Errettungen, über die wir uns mit dankbarem Herzen freuen.
Diese Bilder der Hymnen sind aber nicht einfach preisende Metaphern, sondern sie haben ihren Ursprung an einer wirklichen Wasserquelle, durch die die allheilige Gottesgebärerin viele Heilungen gewirkt hat und bis zum heutigen Tage noch wirkt. Die Weihequelle der Gottesmutter in Konstantinopel ließ Kaiser Leon der Große dann mit einer Kirche zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin überbauen und das Quellheiligtum in die Krypta fassen. Diese Kirche ist im laufe der Zeit von den Kaisern Justinian, Basilius dem Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philosophen jeweils restauriert oder erneuert worden. Die heutige Feier ist als Gedenktag dieser Erneuerung der Kirche entstanden und wird in der ganzen orthodoxen Kirche bis zum heutigen Tag gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich das Gedächtnis an die Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der allheiligen Gottesgebärerin als Quelle des in Christus geschehenen Heiles um, welches die Quelle aller durch geheiligte Wasser geschehenen Heilungen ist.
Angefangen von der lichten Feier der Auferstehung in der Nacht zum Ostersonntagmorgen, hören wir in der Kirche eine Woche lang nun den Anruf uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem Quell der Unverderblichkeit zu uns zuströmenden Gaben:
»Wohlan neuen Trank lasst uns trinken, doch nicht wundertätigen Trank aus unfruchtbarem Felsen, nein, den aus dem Grabe Christi strömenden Quell der Unsterblichkeit, durch welchen wir Kraft erlangen.«
Und so, wie wir CHRISTUS als den Quell des Lebens, des lebendigen Wassers (der Taufe), der Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit betrachten, so nennen wir auch die allheilige Gottesgebärerin:
»Quelle, aus welcher alle Güte entströmt und uns allen Erbarmen zufließt«
»Himmlisches Manna und göttliche Quelle des Paradieses«
»Quelle voller Wunder, die bereit zu fließen sind«
Am Freitag jeder Lichten Woche ruft uns die Kirche zu: Kommt, um auch aus dieser Quelle, von diesem Wasser der Gnaden zu trinken, um vom Überfluss der Huld und Barmherzigkeit zu kosten, die uns CHRISTUS durch Sein Heilshandeln bereitet und das aus der immer sprudelnden Quelle der allheiligen Gottesmutter zu uns kommt:
»Ihr Kranken schöpfet das Heilswasser, Weil die Allreine aus der Göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den Strom der Wonne herausfließen lässt, deshalb trinken wir gläubig aus dem im Überfluss fließenden Brunnen. «
Wenn wir die beiden Quellen und das von ihr herfließende Wasser anhand der kirchlichen Hymnennäher näher betrachten, merken wir schnell, dass es sich um dasselbe erlösende und heilende Wasser handelt, welches aus einem einzigen Quell, GOTT, hervorfließt, was die Texte der Festfeier klar hervorheben:
»Freue dich Maria, Du edelste des Menschengeschlechtes, oh Allreine. Freue Dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf Dich herabkam und Dich als die unsterbliche Quelle zeigte, Du göttliche Braut.«
»Als hell leuchtende und geheiligte Lade des Gebieters des Alls kenne ich Dich, oh Jungfrau, und Quelle der Unvergänglichkeit, welche das Wasser, CHRISTUS, hervorquellenlässt, aus welchem wir trinken.«
Der Ursprung des Wassers der Unsterblichkeit ist GOTT. Er ist auf die allheilige Gottesgebärerin wie ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle gemacht, die unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesgebärerin wurde von der Gottheit des Wortes geheiligt, dadurch, dass ER in ihrem allheiligen Leib Wohnung nahm. Deshalb ist die Gottesmutter »voll der Gnade«; deshalb lässt sie auch uns das Wasser der Von GOTT erhaltenen Gnade, das Wasser der Erlösung, hervorquellen.
Die erste und größte der Menschheit geschenkte Gabe der allheiligen Gottesgebärerin war ihr Sohn JESUS CHRISTUS. Durch ihre Reinheit und Verfügbarkeit ermöglichte die Gottesmutter die Menschwerdung Christi. Die Initiative zu diesem Heilshandeln liegt allein bei Gott, das Wirksamwerden dieses Handelns Gottes im Leben der Menschen liegt aber auch an der Zustimmung des Menschen, an seinem Zusammenwirken mit dem Erlösungswillen (Synergeia) GOTTES. Dank ihrer Reinheit und ihrer Bereitschaft die Gottesmutter zu werden, also ihrer freiwilligen Verfügbarkeit für GOTT, wurde die Allheilige zur reichlichen Gabenquelle für die gesamte Menschheit, die die von Gott erhaltene Gabe (ihren Sohn) als Geschenk an die Welt weitergegeben hat.
In den Hymnen der Gottesdienste dieses Festes wird die Gottesmutter deshalb mit einem fruchtbaren Feld verglichen, das dank des göttlichen Regens reichliche Früchte trägt:
»Wunderbare uns erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter des Alls in Dir, oh Allreine. Von oben tropfte ER wahrhaft wie Regen in Deinen Schoss, göttliche Braut, und machte Dich zu einer Quelle, aus welcher alles Gute hervorfließt und die allen, die Stärkung des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen, durch das Wasser der Gnade in Form von unzähligen Wundern Deine Gnade ausgießt«.
Christus bedient sich Seiner Mutter gleich wie eines ehrwürdigen Gefäßes, um über uns Seine Heilstaten auszugießen. Deshalb ist sie die »Hoffnung der Sterblichen auf GOTT«, das »feste Fundament des Glaubens«, der »Turm der Jungfräulichkeit« und die »Pforte des Heils«. Durch sie wurde das »Paradies geöffnet«, sie »beseitigt den Makel der Sünde«, durch sie »siegen die Christen« und »verfallen die Feinde«. Die Fürbitte der allheiligen Gottesgebärerin heilt unsere Seelen. Sie ist für uns eine dauernd fließenden Quelle der Erbarmungen, aus welcher Gott Seine Wohltaten für uns ausgießt.
Die Orthodoxe Kirche glaubt an die Vermittlung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria und verehrt sie als die Hochgeehrte und Allheilige. Diese Verehrung der Gottesmutter ist auf ihr Mitwirken an der Menschwerdung Christi, sowie auch auf ihre Vermittlung, ihren Beistand und ihre Hilfe als eine von ihrem Sohn nicht trennbare Mutter der Gläubigen begründet. Am jedem Freitag in der Lichten Woche, wenn wir der »Lebensspendenden Quelle der allheiligen Gottesgebärerin« gedenken, sind wir in besonders inniger Weise hineingenommen in den Lobpreis derer, »vor der die ganze Schöpfung sich freut und staunt«.
Gottesgebärerin der Lebenspendenden Quelle
Gedenktag der Kirchweihe griechisch am Freitag der lichten Woche und slawisch am 04. April
Thomas Zmija
Außerhalb von Konstantinopel, gegen das Viertel der Sieben Türme zu, war in byzantinischer Zeit eine sehr große und sehr schöne Kirche, die der allheiligen Gottesgebärerin geweiht war. Diese Kirche war um die Mitte des fünften Jahrhunderts vom Kaiser Leo dem Großen erbaut worden. Diese Kirche ist an der Stelle eines Quellheiligtums errichtet worden. Über die Auffindung dieser wundertätigen Quelle berichten uns die byzantinischen Aufzeichnungen, dass der spätere Kaiser Leo, bevor er Kaiser geworden war, dort einen Blinden getroffen hatte. Der Blinde bat, von Durst geplagt, den späteren Kaiser ihm bei der Suchen nach Wasser zu helfen. Leo hatte Mitleid mit dem Blinden und begab sich auf die Suche nach Wasser, konnte aber im näheren Umkreis keine Quelle oder Brunnen finden. Als er sich resigniert umschaute, hörte er plötzlich eine Stimme, die sagte, dass er in der Nähe Wasser finden könne. Er schaute umher, aber fand keines. Darauf hörte er wieder die Stimme, die ihn diesmal als Kaiser ansprach. Die Stimme sagte ihm, dass er trübes Wasser an einem dichtbewaldeten Ort in der Nähe finden werde. Er solle von dem Wasser nehmen und die Augen des Blinden damit befeuchten. Als er das getan hatte, erhielt der Blinde sein Augenlicht zurück. Als Leo dann Kaiser geworden war, wie es ihm die allheilige Gottesgebärerin vorhergesagt hatte, erbaute er über der Quelle eine Kirche. Denn an der Quelle hatten sich auf die Fürsprache der allheiligen Gottesgebärerin inzwischen viele Heilswunder ereignet. Daher wurde die Kirche der Gottesmutter von der sie „Lebenspendende Quelle“ geweiht.
Die orthodoxe Kirche feiert bis heute die Weihe dieser Kirche (griechisch: Ζωοδόχος Πηγή und slawisch Живоно́сный исто́чник oder auch Живоприе́мный Исто́чник). In vielen orthodoxen Kirchen finden sich Ikonen der allheiligen Gottesmutter von der lebensspenden Quelle. Viele, vor allem griechische Gläubige bringen das Heilige Wasser (ἁγίασµα) von einer Pilgerreise nach Konstantinopel mit nach Hause. Wobei deutlich zu sagen ist, dass nicht das Wasser an sich, sondern das Gebet zur allheiligen Gottesgebärerin um Hilfe und Fürsprache um Heilung das Wunder vollbringt. Es dreht sich beim Gebrauch des Agiasma wie bei der Nutzung aller von der Kirche gesegneten Dinge (heiliges Wasser, heiliges Öl, Antidoron etc.) um einen gläubig orthodoxen und nicht um einen magischen Gebrauch.
Nachdem die Osmanen die Stadt Konstantinopel im Jahre 1453 erobern konnten, wurde die Kirche zerstört und ihre Steine wurden als Baumaterial für die Sultan-Bayezid-Moschee genutzt. So blieb für Jahrhunderte nichts übrig von der alten Pracht der Kirche. Nur in einer kleinen und unscheinbaren Kapelle verehrten die orthodoxen Gläubigen die allheilige Gottesgebärerin weiterhin als die Schützerin und den nie versagenden Beistand in Krankheiten und Gebrechen. Die Kapelle hatte 21 Stufen, die hinunter bis zur Quelle führten. Beleuchtet wurde der Raum durch ein kleines Fenster in der Giebelwand. Auf der Westseite dieser unterirdischen Kapelle befand sich die erwähnte heilige Quelle, die durch ein Gitter geschützt wurde. In der Quelle selbst lebten Fische. So sah das Quellheiligtum bis in das Jahr 1821 aus. Dann wurde sogar dieses bescheidene und unscheinbare Heiligtum als Reaktion auf den Unabhängigkeitskampf des griechischen Volkes gegen das osmanische Reich zerstört. Die heilige Quelle wurde bei der Verwüstung der Kapelle verschüttet und verschwand im Erdreich.
Als aber während der Regierungszeit von Sultan Mahmud die christlichen Untertanen des osmanischen Reiches sich einer größeren religiösen Freiheit erfreuten, wurde von der orthodoxen Gemeinde in Konstantinopel bei der Hohen Pforte um die Erlaubnis nachgesucht, wenigstens einen Teil der Kapelle wieder aufbauen zu dürfen. Nach der Genehmigung durch den Sultan wurde am 26. Juli 1833 mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Als die Quelle erneut freigelegt wurde, wurden auch die Fundamente der alten Kirche aus byzantinischer Zeit wiedergefunden. Nach einer erweiterten Erlaubnis durch den Sultan konnte nicht nur die Kapelle der heiligen Quelle wieder aufgebaut, sondern eine neue Kirche auf den Fundamenten der Alten errichtet werden. Der Bau der geräumigen und schönen Kirche wurde am 14. September 1833 begonnen und konnte mit Gottes Hilfe am 30. Dezember 1834 abgeschlossen werden.
Am 2. Februar 1835 feierte S.H. der Ökumenische Patriarch Konstantin II. die Göttliche Liturgie in der neuen Kirche. Zum Festgottesdienst hatten sich um den Patriarchen zwölf Bischöfe, einer großen Zahl von Priestern und einer großen Menge orthodoxer Christen versammelt. Seine Heiligkeit weihte die neue Kirche erneut der Gottesmutter von der lebenspendenden Quelle. Als es infolge des Zypernkonfliktes am 06. September 1955 zu schweren Pogromen an den in Istanbul verbliebenen Christen kam, wurde die Kirche erneut entweiht und zerstört. Sie konnte in den folgenden Jahren zwar renoviert, aber niemals wieder in ihrer alten Pracht wiederhergestellt werden. Bis heute aber ist sie ein Ort des Gebetes für die wenigen verbliebenen Christen in Istanbul und für orthodoxe Pilger aus aller Welt geblieben.
Zu finden ist sie für Pilger: Griechisch: Μονὴ τῆς Θεοτòκου τῆς Πηγῆς Türkisch: Balıklı Meryem Ana Rum Manastiri.
Die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin
„die Siegreiche" (Παναγία η Νικοποιός)
Thomas Zmija
Die wundertätige Ikone der alllheiligen Gottesgebärerin „die Siegreiche" (Nicopeia) war eine der am meisten verehrten Marienikonen im Konstantinopel der byzantinischen Kaiserzeit. Traditionell wurde sie direkt in der kaiserlichen Palastkapelle aufbewahrt. Nach Konstantinopel gelangte diese Ikone der Gottesmutter unter Kaiser Heraklios. Die Ikone war sein persönliches Schutzpanier. Der Kaiser hatte die Ikone aus dem nordafrikanischen Karthago im Jahre 610 im Rahmen seines Sieges und seiner Thronbesteigung in die Reichshauptstadt mitgebracht.
Nach der kirchlichen Überlieferung handelt es sich bei der Ikone um eine der seltenen Portrait-Ikonen, die der heilige Apostel und Evangelist Lukas unter der Anwesenheit der allheiligen Gottesgebärerin selbst geschrieben hat. Mit den militärischen Siegen des Kaiser Heraklios ist auch ihr Beiname „Siegesbringerin“ verbunden. Diese Ikone stellt die allheilige Gottesgebärerin als Herrscherin auf einem Thron sitzend dar. Sie wird „Nikopeia“ („Siegbringende“) aber auch „Kyriotissa“ (Herrin = Mutter des Herrn) genannt . Auf der Darstellung der Gottesmutter- Ikone Nicopeia wird das Christuskind in frontal sitzender Haltung mit einer kleinen Schriftrolle in der Linken und Segensgestus dargestellt. Auch in der Apsis der Hagia Sophia in Konstantinopel ist bis heute eine Ikone der siegreichen Gottesmutter zu sehen. Desweiteren hat sich auch in der Nähe der Empore dieser ehemaligen Kirche eine Mosaikikone der siegreichen Gottesmutter mit den Bildern des Kaisers Johannes II Komnenos und der Kaiserin Irene erhalten.
Die Ikone Nicopeia bringt, wie auch die Blacherniotissa-Ikone die Weissagung aus dem heiligen Propheten Jesaja zur Darstellung: „Die Jungfrau wird eine Leibesfrucht empfangen und einen Sohn gebären“ (Jesaja 7,11). Deshalb wird diese Darstellung der allheiligen Gottesgebärerin auch „Platytera“ (= die Umfassende) genannt. Diese Bezeichnung geht auf das Theotokion der Basilius-Liturgie zurück, in dem es heißt: „…hat ER Deinen Schoss umfangreicher gemacht als die Himmel…“ (Platytera ton Ouranon (weiter als der Himmel)).
Die Nikopeia-Ikone war neben der Gottesmutterikone „Heerführerin“ (Hodegetria) und der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin „vom Zeichen“ (Blacherniotissa) die wichtigste wundertätige Ikone der allheiligen Gottesmutter für das gläubige Volk in Konstantinopel. Ihrem Schutz vertrauten die Kaiser, wenn er mit dem Heer gegen oft scheinbar übermächtige Feinde im Felde stand. Ihrem Beistand und ihrer Fürbitte wurde der Sieg am Ende zugeschrieben. So ließ im Jahre 1133 der Kaiser Johannes II. Komnenos die siegbringende Ikone der Allheiligen auf einem prunkvoll ausgestatteten Triumpfwagen in die Kaiserstadt einziehen, um die „unbesiegbare Heerführerin“, der der Kaiser seine Siege verdankte, zu feiern. Auch bei seiner siegreichen Rückkehr von einem Feldzug in Pannonien stand im Jahre 1167 die „ Ikone der allheiligen Gottesmutter, der unüberwindlichen Mitstreiterin, der unüberwindlichen Heeerführerin“ an der Seite des Kaisers.
Da sich die mittelalterlichen Herrscher des Beistandes der allheiligen Gottesgebärerin vermittels ihrer wundertätigen Ikonen zu versichern suchten, war es ebenfalls üblich, im Falle eines Sieges und um den Gegner zu schwächen, die ihnen ihre Siege verbürgenden Heiligtümer wegzunehmen, zu denen die kreuz- und ikonengeschmückten Banner und die Vortrageikonen gehörten. Als im Jahre 1204 die westlichen Kreuzfahrer Konstantinopel eroberten und die christliche Stadt tagelang schändeten und plünderten, wurde auch die wundertätige Ikone der Nicopeia durch den Dogen geraubt und das Heiligtum wurde nach Venedig in die Basilika des heiligen Markus gebracht. Sie wurde in einer besonderen Kapelle zur linken des Hauptaltars der Kathedrale aufgestellt. Zu rechten dieses Altars befand sich jahrhundertelang die Kapelle, in der bis zur Rückgabe der Reliquien des heiligen Apostels und Evangelisten Markus an die koptische Kirche dessen heilige Reliquien aufbewahrt wurden.
In der Zeit der Republik Venedig war es üblich, wegen der Heiligkeit der Ikone diese dem gläubigen Volk nur durch einen dünnen, durchscheinenden weißen Seidenschleier zu zeigen. Auch war die Verehrung der Ikone nur an den Hauptfesten der allheiligen Gottesgebärerin und während besonderer Kriegs- und Notzeiten möglich. Seit den 1970-er Jahren wird, infolge der liturgischen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils in der römischen Kirche, die Ikone der Nicopeia den Gläubigen unverhüllt über dem Altar in ihrer Kapelle im Markusdom gezeigt. Als Bild des heiligen Evangelisten Lukas wird die Ikone von den Venezianern heute als „Gottesmutter des Heiligen Lukas“ (Madonna di San Luca) ganz besonders verehrt. Einst war sie reich mit Diamanten und Rubinen verziert, die später jedoch durch einen Diebstahl verloren gingen. Die wieder aufgespürten Edelsteine sind heute in der Schatzkammer des Markusdoms ausgestellt.
Ihrer Fürsprache wird auch der Sieg der Christen über die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto (7. Oktober 1571) zugeschrieben. Aus diesem Grunde wird ihr Gedächtnis in der katholischen Kirche am 30. April begangen. In der Orthodoxie wird der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin Nicopeia am Akathistos-Samstag in der großen Fastenzeit gedacht.
Troparion, 4. Ton
Heute feiern wir rechtgläubigen Menschen glänzend ein Fest. Durch Deine Ankunft behütet, o Gottesmutter, und zu Deinem allreinen Bild aufblickend, sprechen wir inständig: beschirme uns durch Deinen rechtschaffenen Schutz, erlöse uns von allem Übel und bitte Deinen Sohn, Christus, unseren Gott, unsere Seelen zu erretten.
Kontakion, 3. Ton
Die Jungfrau steht heute voran in der Kirche und mit den Scharen der Heiligen betet sie unsichtbar für uns zu Gott; die Engel verneigen sich mit den Hierarchen, und die Apostel frohlocken mit den Propheten, denn für uns betet die Gottesgebärerin zum urewigen Gott.
Fest Maria Schutz und Fürbitte
Das Fest Maria Schutz (slawisch: Покровъ, griechisch: Σκέπη, wurde zu Ehren der Erscheinung der Gottesmutter eingeführt, die dem seligen Andreas in der Mitte des X. Jahrhunderts in der Blachernenkirche in Konstantinopel zuteil wurde. In der Lebensbeschreibung des heiligen Andreas wird diese Erscheinung folgendermaßen wiedergegeben: Einmal kam während der Nachtwache vor einem Sonntag der Narr um Christi willen Andreas in die Blachernenkirche, wo das Gewand und das Omophorion (ein großes Kopftuch) der Mutter Gottes aufbewahrt wurden. Dort war auch Epiphanios zugegen, ein vornehmer Jüngling, der Schüler des heiligen Andreas (nach der Meinung einiger wurde er später Patriarch von Konstantinopel). In der vierten Stunde der Nacht sah der Heilige mit eigenen Augen eine erhabene Frau, die aus der Königstür mit ihrer hohen Begleitung kam. Der ehrwürdige Vorläufer des Herrn Johannes und der Apostel Johannes der Theologe stützten sie mit ihren Händen, viele Heilige in weißen Gewändern gingen ihr voran, einige folgten ihr und sangen Hymnen und geistliche Lieder. Als sie zum Ambon kam, wandte sich der heilige Andreas an Epiphanios und frag ihn: “Siehst du die Herrin und Königin der Welt?” “Ich sehe sie, mein geistlicher Vater”, antwortete dieser. Und während sie schauten, betete die Mutter Gottes lange Zeit auf den Knien und weinte dabei. Als sie ihr Gebet beendet hatte, ging sie zum Altar und bat Gott für das anwesende Volk. Schließlich nahm sie das Tuch ab, das sie auf ihrem Kopf trug, hielt es mit großer Feierlichkeit empor und entfaltete es mit ihren allreinen Händen über dem anwesenden Volk. Diese ehrwürdigen Männer – Andreas und Epiphanios – schauten lange auf das über ihren Köpfen ausgebreitete Tuch und die wie ein Blitz erstrahlende Herrlichkeit Gottes. Solange die Gottesmutter anwesend war, war auch das Omophorion sichtbar. An diesem Fest gedenken wir nicht nur dieses Ereignisses, das dem heiligen Andreas widerfuhr, sondern verherrlichen auch die Mutter Gottes dafür, dass ihr Schutz und ihre Gebete sich über der ganzen Kirche ausbreiten. Wir glauben daran, dass die Allheilige Gottesmutter unsere Erde beschützt. Dieser Schutz ist ein Schirm vor dem Angriff der bösen Geister und vor Unglück und Hilfe bei frommen Taten und im christlichen Leben. Deshalb ist die Feier des Festes Maria Schutz im russischen Volk so tief verankert. Am folgenden Tag wird das Gedächtnis des seligen Narren um Christi willen Andreas gefeiert.
Das Sujet der Ikone fußt auf einer seit dem X. Jahrhundert bekannten Überlieferung über eine Vision des heiligen Narren in Christo Andreas in der Blachernenkirche in Konstantinopel. An einem Sonntag, am 1. Oktober, beteten der heilige Andreas und sein Freund Epiphanios in der Kirche für die Errettung der Stadt von den Sarazenen (Muslimen) und erblickten plötzlich die Mutter Gottes in der Begleitung von Engeln und Heiligen. Sie stand in der Luft und hielt ihren Umhang (Omophorion – ein langes und schmales gewebtes Tuch) als Zeichen ihres Schutzes und ihrer Obhut über die Anwesenden.
Auf der Ikone wird die Mutter Gottes gewöhnlich vor einer Kirche oder in ihrem Inneren (manchmal auf einer Wolke) dargestellt. Ihre seitlich ausgebreiteten Hände halten ein rotes Tuch (bisweilen wird das Tuch von Engeln gehalten). Unten sind Apostel, Märtyrer, Hierarchen, eine Schar von Betenden sowie der bis zur Taille nackte Andreas und sein Schüler Epiphanios zu sehen.
Auf dieser Ikone wird auch der heilige Romanos der Melode dargestellt, obwohl er viel früher (im VI. – VII. Jahrhundert) gelebt hat. Von ihm erzählt die Überlieferung Folgendes: Romanos war ein guter, aber ungebildeter Mensch und Kirchendiener in einer Kirche in Konstantinopel. Er erfreute sich der Gunst des Patriarchen. Aus Neid zwangen ihn die anderen Kirchendiener eines Tages, das Lob Christi zu singen, aber er vermochte es nicht und erntete Schmach und Schimpf.
Als er allein war, weinte und betete er vor der Ikone der Mutter Gottes. In der Nacht erschien sie ihm im Traum, und seit dieser Zeit öffnete sich sein Mund, und Romanos wurde mit Weisheit erfüllt. Bald danach wurde er Diakon und verfasste viele Loblieder zu Ehren Christi und der Gottesmutter.
Das Fest Mariä Schutz und das Gedächtnis des heiligen Romanos des Meloden werden am 01. Oktober gefeiert.
Predigt von Metropolit Antony Sourošsky am Maria Schutz und Fürbitte
Bereits das zweite Mal ist es mir gewährt worden, hier in dieser Kirche zu zelebrieren. Sehr gerne bin ich heute noch einmal zu euch gekommen, denn ich freue mich, mit euch zusammen - wie ein Leib und eine Seele - vor Gott zu stehen, ohne – wenigstens für eine kurze Zeit - daran zu denken, was uns trennt. Denn Christus ist unter uns, wenn wir nur auf Gott schauen und sich unser Herz durch Seine Gnade ganz öffnet. Es gibt aber heute noch zwei andere Gründe, die unser Herz voller Freude erstrahlen lassen.
Der erste ist das Fest selbst, das Fest Maria Schutz und Fürbitte, welches wir nun am Vorabend des eigentlichen Festtags beginnen zu feiern. Die Erzählung von Maria Schutz und Fürbitte ist einfach und wunderbar. Sie eröffnet uns, wie feinfühlig die russische Seele ist und von Anfang an war. Die Erzählung berichtet, wie slawische Stämme, unsere Vorfahren, die Stadt des Kaisers, das schon nicht mehr ganz junge Konstantinopel, einnehmen wollten. Die Gottesmutter jedoch bereitete ihr Schutztuch über dieser christlichen Stadt aus, über jener Stadt, die dem Mensch gewordenen Gott, Ihrem Sohne, diente und Ihn verehrte. Ein Sturm verjagte daraufhin die russischen Schiffe. Bei den Griechen geriet dieses Fest auf lange Zeit in Vergessenheit. Die Russen jedoch vergaßen es nie. Die Tatsache, dass der Zorn der Gottesmutter auf sie selbst gerichtet war, tat diesem keinen Abbruch. Sie waren gerührt von dieser Liebe, von diesem Schutz, mit dem die Gottesmutter jene umgab, die ihren Eingeborenen Sohn liebten. So sind auch wir heute, wie schon unsere Vorfahren, voller Freude, denn an diesem Tag hat die Gottesmutter ihren Schutzmantel nicht nur über der Stadt Konstantinopel ausgebreitet, sondern über allen Christen, die ihrer Barmherzigkeit und ihres Schutzes bedürfen.
Wenn wir über die Gottesmutter nachdenken, dann begreifen wir, dass sie – ein zartes Mädchen – nicht mit Gewalt ihr Volk beschützt hat, sondern mit ihrem Gebet und ihrer Fürbitte vor Gott: Hab Erbarmen, denn mein Mutterherz kann nicht mitansehen, dass die, die Dir ihr Herz gegeben haben, von Dir verlassen werden. …
Es ist ihre Liebe, eine Liebe, die äußerst zärtlich ist und unendlich schwach zu sein scheint. Doch in Wirklichkeit ist nichts stärker und mächtiger als sie. Im Alten Testament heißt es, dass die Liebe so stark ist wie der Tod. Sie kann vor dem Tod bestehen. Unsere liebsten und nächsten Menschen können sterben. Unsere Liebe zu ihnen jedoch wird dabei nur noch stärker, sie wird tiefer und reiner und verwandelt sich aus einem rein irdischen Erleben zu einem ewigen Empfinden der Einheit mit Gott. Mit einer solchen Liebe ist uns die Gottesmutter zugetan.
Russland selbst wurde schon in seinen frühen Jahren der Allheiligen Gottesmutter geweiht. Kiew hatte bereits eine Kirche ihr zu Ehren. Die Gottesmutter gilt als die Schutzpatronin der Rus, nicht nur der Christen in ihr, sondern aller, für die ihr Sohn, der Gottessohn, auf die Erde gekommen war, gelehrt hatte und gestorben war. Denn alle sollten an Seine Liebe glauben können. Er starb am Kreuz, damit Er das Recht habe, für all die, die Ihn gekreuzigt hatten, Seinen Vater zu bitten: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Diese Bitte gab Er uns wie ein Vermächtnis mit auf unseren Weg.
Jedes Mal, wenn wir in irgendeiner Situation Opfer werden – sei es nun während eines Streits zu Hause, sei es in einer Auseinandersetzung auf der Arbeit oder im Alltag, sei es im Krieg oder durch einen Gewaltakt – sollten wir es lernen, nicht nur mit Worten, sondern aus ganzer Seele und mit unserem gesamten Leib - wenn es nötig ist - zu rufen: Vergib ihnen, Vater, denn sie wissen nicht, was sie tun. Ich werde nicht am Jüngsten Gericht vor Dich treten und gegen diese Menschen, die sich verirrt haben, Anklage erheben. Ich werde Dich vielmehr bitten: Vergib ihnen und verzeih! Sie hatten den Verstand verloren und waren verblendet! Das ist es, was uns die Gottesmutter und unser christlicher Glaube lehren.
Es gibt heute aber noch einen zweiten Grund zur Freude, denn zwei Patriarchen der Russischen Kirche sind nun auch offiziell heiliggesprochen worden: Zum einen ist es der erste Patriarch Russlands, Patriarch Iov. An seiner Seite steht nun auch Patriarch Tichon, der erste Patriarch, der nach einer mehr als zweihundertjährigen Unterbrechung den alten Patriarchenthron wieder bestiegen hat. Er ist einer aus unseren Tagen. Wie selten kommt es vor, dass wir einen Menschen heiligsprechen, an den sich einige – vielleicht auch viele – noch erinnern können. Ich weiß noch, wie wir in den Kirchen für Patriarch Tichon Andachten abgehalten haben, wie wir geweint haben, als er gestorben war, und dann voller Hoffnung für seinen Platzhalter Peter gebetet haben. Für uns, die wir außerhalb der Grenzen Russlands in der Fremde lebten, in der wir nicht heimisch werden konnten, war Patriarch Tichon das Bindeglied zu jener Heimat, die wir verloren hatten. Die gesamte getaufte Rus betete damals für ihn als ihren Ersten Hirten, weil er vor Gott stand und darum betete, dass Gott mit der russischen Erde, die von Krieg und Hass und von Machtkämpfen unter Brüdern geschlagen war, Erbarmen haben möge. Auch wir, weit entfernt und verlassen jenseits der Grenzen unserer Heimat, die für uns das Einzige war, was wir über alles liebten, wussten, dass wir durch den Patriarchen, durch ihn, ja in ihm, eins sind mit der Russischen Erde und unserer verlorenen Heimat.
Patriarch Tichon war ein Mensch aus der alten Zeit, der jedoch in die neue Zeit getreten war. Sehr schnell musste er mit dem, was um ihn herum geschah, zurechtkommen. Aus tiefer Weisheit heraus, die ihm Gott gab, verstand er die Dinge und die Ereignisse, die so noch nie vorgekommen waren. Er suchte die Wege Gottes zu erkennen und fand sie. Er führte die Kirche auf den richtigen Weg: auf den Weg des Bekenntnisses zum Glauben, der Treue zu ihrem Volk und ihrer Erde gegenüber. Wie großartig ist dies! Was für eine Leistung ist es für eine menschliche Seele, sich von allem loszusagen, was ihr früher eigen war! Welche Größe bewies der Patriarch Tichon, der bereits als gereifter und alt gewordener Mann in ein neues Leben trat, das sich als ein sehr furchtbares erweisen sollte, in einer Welt voller Zwietracht, Blut, Angst und Leid. Was für eine Freude bedeutet es deshalb für uns zu wissen, dass er für uns betet. Er tut dies nicht erst jetzt, nachdem wir ihn heiliggesprochen haben. Er tut dies von seinem ersten Tage an, seitdem er Patriarch geworden ist. Er betet für uns sein ganzes Leben lang. Er betet für uns aus der Tiefe der Leiden, die er ertragen musste. Er beweint die Russische Erde und steht, seitdem er von uns gegangen ist, vor dem Angesicht Gottes und betet.
Nicht unsere Heiligsprechung hat ihn zu einem Heiligen gemacht. Es ist vielmehr wunderbar, dass nun die Zeit gekommen ist und die Russische Kirche als Ganzes offen und voller triumphierendem Jubel einen Menschen heiligspricht, der zu ihren neuen Märtyrern gehört. Hinter ihm stehen Millionen von Menschen, die ihr Leben als Märtyrer für ihren Glauben und für ihre unerschütterliche Liebe zu Gott und zu den Menschen hingegeben haben. In seiner Person verkünden wir die Ehre und den Ruhm aller derer, die in den letzten siebzig Jahren ihr Leben gelassen haben mit den Worten: Vater! Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Auch wir haben dies jetzt begriffen und die Tiefe und Größe, aber gleichzeitig auch die Tragik von all dem erfasst. Jetzt können wir hoffen und sicher sein, dass er für uns betet, denn die Kirche hat unser Wissen darum nun auch offiziell verkündet. Wir werden daher nun nicht nur zu jenen heiligen Bischöfen beten, derer wir schon früher gedachten. Zu ihnen gehören nun auch Iov, unser erster Patriarch, und Tichon, der erste Patriarch der neuen, furchtbaren, aber auch wunderbaren Zeit. Er steht an der Grenze zweier Welten. Er ist sozusagen der Türhüter, der die Russische Tragödie für die Gnade Gottes geöffnet hat. Ehre sei ihm und Dank. Ehre sei Gott und Ehre sei der Gottesmutter! Amen.
Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin vom Zeichen von Kursk mit dem Beinamen "von der Wurzel"
Als im 12. Jahrhundert infolge des Mongolensturms das russische Land immer wieder durch tatarische Einfälle verheert wurde, litt auch das Gebiet um die Stadt Kursk unter diesen Angriffen. Infolge der Verwüstung wurde am Ende auch die Stadt Kursk vollständig zerstört. Das Gebiet entvölkerte sich und verwandelte sich in eine unwirtliche, von Wäldern geprägte Wildnis.
Die Einwohner der etwa 90 Werst (162 km) von Kursk entfernten Stadt Ryl'sk, die durch einen glücklichen Zufall vor den Einfällen der Tataren verschont geblieben waren, pflegten dort zur Jagd zu gehen. Und so geschah es, dass am 8.September 1295, dem Festtag der Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin, eine kleine Schar von Jägern aus Ryl'sk am Fluß Tuskora ca. 50 km von Kursk zur Jagd ging. Während einer der Jäger, der ein frommer und gottesfürchtiger Mann war, in den Wäldern nach Jagdbeute Ausschau hielt, stieß er auf eine Ikone von nicht sehr großen Ausmaßen, die umgekehrt auf einer Baumwurzel lag. Kaum hatte er die Ikone aufgehoben, um sie anzuschauen, als aus der Stelle, auf der sie lag, eine kräftiger, üppiger Quell klaren Wassers hervorsprudelte.
Die Ikone gehörte zu dem Typus der Gottesmutterikonen "Znamenije" (Gottesmutter vom Zeichen). Dem Jäger, der sie gefunden hatte, war klar, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Ikone handeln konnte. Er rief seine Begleiter, und mit vereinten Kräften fällten sie sogleich Holz für eine kleine Kapelle, in welcher sie die so gefundene Ikone aufstellten. Nachdem die Bewohner von Ryl'sk von der neu erschienenen Ikone der Mutter Gottes erfahren hatten, begannen sie, diese zu besuchen und zu allheiligen Gottesgebärerin vor ihr zu beten. Im laufe kurzer Zeit ereigneten sich durch die Gebete zur Gottesmutter vor dieser Ikone zahlreiche Wunder.
Als der Ryl'sker Fürst Vasili Šemjaka von der Ikone hörte, befahl er, sie in die Stadt Ryl'sk zu bringen. Zum feierlichen Einzug der heiligen Ikone ging die ganze Stadt in einer großen Prozession herannahenden wundertätigen Ikone entgegen. Nur Vasilij Šemjaka selber weigerte sich, an der Prozession teilzunehmen, worauf er erblindete. Nach inbrünstiger Reue und Gebet vor der heiligen Ikone wurde er jedoch wieder sehend. Aus Dankbarkeit hierfür baute er in Ryl'sk eine der Geburt der Gottesmutter geweihte Kirche, in welcher er die heilige Ikone aufstellen ließ. Seit dieser Zeit wird der 8. September, der Tag ihrer Erscheinung, als ihr alljährliches Fest begangen.
Jedoch nicht für alle Zeit verblieb die Ikone in Ryl'sk. Dreimal verschwand sie auf wunderbare Weise von dort, und man fand sie an dem Ort wieder, wo sie zuerst dem Jäger erschienen war. Da begriffen die Ryl'sker, dass es der allheiligen Gottesgebärerin wohlgefällig ist, wenn ihre wundertätige Ikone an dem Ort ihrer Erscheinung verbleibt. So errichteten sie dann dort eine Kapelle, in welcher die Ikone zur Verehrung der Gläubigen aufstellt wurde.
Im Jahre 1385 wurde das Gebiet rund um Kursk erneut von den Tataren verwüstet. Sie versuchten auch die Kapelle und die Ikone zu verbrennen, aber die hölzerne Kapelle geriet nicht in Brand. Der neben der Kapelle wohnende Priester, Vater Bogolep, erklärte ihnen, dass die Ursache für dieses Wunder in der wundertätigen Ikone selber liege. Daraufhin hauten die erzürnten Tataren die Ikone mittendurch, und warfen die zwei Hälften in verschiedene Richtungen, die Kapelle aber brannten sie nieder. Den Priester nahmen sie gefangen und verbannten ihn auf die Krim, wo er die Herden der Tataren weiden musste. Nach einiger Zeit wurde er jedoch von den Gesandten des Moskauer Fürsten, die auf die Krim gekommen waren, losgekauft. Danach kehrte er zu dem Ort zurück, an dem die Kapelle gestanden hatte. Nachdem er lange unter Gebet und Fasten gesucht hatte, fand er die beiden Hälften der heiligen Ikone, legte sie aneinander, und sie fügten sich so gut zusammen, daß am Ende keine Spur von dem Schnitt übrig blieb und an der Stelle nur so etwas "wie Tau" herausfloss.
Als die Bewohner von Ryl'sk von diesem Wunder erfuhren, wollten sie die heilige Ikone wieder in ihre Stadt bringen, aber wiederum kehrte sie von dort an den von der allheiligen Gottesgebärerin als Aufenthalt für ihre wundertätige Ikone gewünschten Ort zurück. Dort verblieb sie fast zweihundert Jahre. Durch das Gebet vor dieser Ikone der Gottesmutter ereigneten sich im Laufe der Zeit viele Wunder.
Im 16. Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft des Zaren Fjodor Ivanovič, wurde die Stadt Kursk wieder aufgebaut. Damals wurde die heilige Ikone auch auf Befehl des Zaren nach Moskau gebracht, wo der fromme Zar viel vor ihr betete und sie in einen Rahmen weiterer Ikonen einfassen ließ. Dieser Ikonenrahmen zeigt am oberen Ende einer Darstellung des Herrn als "Gott Sabaoth". Rund um laufend sind kleinere Ikonen der heiligen Propheten dargestellt, die über die allheilige Gottesgebärerin und die Geburt unseres Erlösers aus ihr geweissagt hatten. Die Zarin Irina Feodorovna schmückte die Ikone mit einer reichen goldenen und silbernen Verkleidung (Oklad), worauf die heilige Ikone wieder in ihre Kapelle zurückgebracht wurde. Im selben Jahr wurde unter Beistand des Zaren anstelle der Kapelle eine Kirche zur Geburt der Allheiligen Gottesgebärerin errichtet und am diesem Ort wurde auch ein Kloster gegründet. Außerdem wurde über der Heilquelle am Erscheinungsort der heiligen wundertätigen Ikone eine weitere, der "Lebensspendenden Quelle" geweihte Kirche erbaut. Das neue Kloster wurde "Korennaja Pustyn'" (Wurzel-Einsiedelei) genannt, in Erinnerung an die Erscheinung der Ikone an einer Baumwurzel.
Im Jahre 1598 wurde die heilige Ikone wegen des Einfalls der Krimtataren in Südrußland sicherheitshalber nach Kursk gebracht, und in der Einsiedelei wurde eine exakte Kopie von ihr aufgestellt. 1603 entführte der "falsche Demetrius" die Ikone aus Kursk in sein Lager nach Putivlj, und dann nach Moskau, wo sie bis 1615 in den kaiserlichen Gemächern verblieb. Danach wurde sie auf Geheiß des Zaren Michail Feodorovič nach Kursk zurück gebracht und in der dortigen Kathedrale aufgestellt. Von dort kam sie im Jahre 1618 in der Kirche des "Znamenskij" (Ikone der Gottesmiutter vom Zeichen-) Klosters. Von dieser Zeit an blieb die heilige Ikone den größten Teil des Jahres in Kursk und wurde nur an bestimmten Feiertagen in die Korennaja Pustyn gebracht. Von 1806 an wurde auf Anordnung des russischen Kaisers festgelegt, daß die Ikone vom Freitag der 7. Woche nach Ostern an bis zum 12. September in der Korennaja-Pustynj verbleiben solle. An diesem Tag wurde die heilige Ikone dann in einer feierlichen Prozession aus Kursk in die Korennaja Pustynj getragen, die sich vom Snamenskij-Kloster in Kursk bis zur Korennaja Pustyn hinzog. Diese Ordnung wurde bis zum Jahre 1919 eingehalten, als die heilige Ikone vor der antireligiösen Zerstörungswut der Bolšchewiki gerettet wurde. Denn schon 1898 hatten atheistische Revolutionäre versucht mittels einer Bombe die Ikone zu zerstören. Trotz großer Verwüstungen in der Kirche blieb die heilige Ikone selbst jedoch unversehrt. Schließlich verließ die heilige Ikone im Jahre 1919 in Begleitung von Bischof Feofan von Kursk und Obojan und einiger Brüder des Znamenskij-Kloster Rußland und wurde nach Serbien gebracht. Im jahre 1920 besuchte sie auf Bitte von General Wrangel noch einmal die Krim und wurde von mit den Resten der weißen Armee in den ersten Novembertagen des Jahres 1920 zunächst nach Konstantinopel evakuiert. Die heilige Ikone kehrte dann nach Serbien zurück, wo sie bis 1944 blieb, als sie zusammen mit dem Bischofssynod der Russischen Auslandskirche nach Westeuropa gelangt. Nach dem Krieg befand sie sich zunächst in München unter der Obhut von Metropolit Anastasij. Im Jahre 1951 übersiedelte schließlich Metropolit Anastasij und der Bischofsynod nach Amerika. Dort fand auch die wundertätige Ikone ihren neuen Platz in der Novaja Korennaja Pustyn in Mahopak bei New York. Seit 1957 wird sie jedoch in der ihr geweihten Hauptkirche des Bischofssynods in New York aufbewahrt. Von Zeit zu Zeit reist die Ikone von dort aus zu den Orten, an welchen die russischen Emigranten in der ganzen Welt eine neue Heimat gefunden haben. Seit der Wiedervereinigung der Auslandskirche mit ihrer russischen Mutterkirche hat die Ikone auch wiederholt Russland besucht.
Troparion im Ton 4
Als eine unüberwindliche Mauer und Quelle der Wunder, * haben wir Dich erworben, Gottesgebärerin Allreinste, * deshalb besiegen wir die Heerscharen der Widersacher, * indem wir Dich bitten, * unserem Vaterland Frieden zu schenken * und unseren Seelen große Erbarmen.
Kondakion im Ton 4
Kommt, ihr Gläubigen, * laßt uns die wunderbare Erscheinung des allehrwürdigen Bildes der Gottesmutter lichterfüllt feiern, * und Gnadengaben von ihm schöpfend * lasst uns in Rührung rufen zu der, * die dieser Ikone Urbild ist: * freue Dich, Maria Gottesgebärerin, * Mutter Gottes, Gesegnete.
Ikone der allheiligen Gottesgebärerin „vom Zeichen”
Thomas Zmija
Auf der Ikone Знамение Пресвятой Богородицы „Znamenie” (= Zeichen) ist die Allheilige Gottesgebärerin mit zum Gebet erhobenen Händen dargestellt. In einem Kreis (einer Aureole, welche die göttliche Macht symbolisiert) befindet sich das segnende Kind. Diese Darstellung gehört zu den ältesten Ikonenbildern. „Znamenie” heißt die Ikone nach einem wunderbaren Zeichen, das im Jahre 1170 durch die Nowgoroder Ikone geschah. In jenem Jahr beschlossen die Fürsten der Teilfürstentümer, nachdem sie sich vereint hatten, das Große Nowgorod zu unterwerfen. Ein großes Heer belagerte die Stadt. Die Nowgoroder konnten nur noch auf die Hilfe Gottes hoffen. Sie beteten Tag und Nacht. Der Erzbischof von Nowgorod betete seit der Belagerung ohne Unterlass in der Sophienkathedrale vor der Ikone des Allbarmherzigen Erlösers. In der dritten Nacht spürte er plötzlich ein heiliges Schaudern, und von der Ikone kam eine Stimme, die ihm gebot, die Ikone der Gottesmutter zu nehmen und auf die Stadtmauer zu tragen. Als man die Ikone auf die Stadtmauer gebracht und sie mit dem Gesicht zu den Belagerern aufgestellt hatte, blieben ihre Herzen hart, und sie hatten keine Einsicht, sondern schossen sogleich eine Menge Pfeile auf die Stelle, wo die Ikone stand. Einer der Pfeile traf das heilige Antlitz der Mutter Gottes. Und da geschah das Wunder – die Ikone drehte sich selbst von den Belagerern weg und wandte sich mit dem Gesicht zur Stadt, und aus den Augen der Gottesmutter flossen Tränen. Zur selben Zeit ergriff die Soldaten, welche die Stadt belagerten, großes Entsetzen. Ihr Augenlicht trübte sich, sie begannen gegeneinander zu kämpfen. Durch dieses Zeichen ermutigt, zerschlugen die Nowgoroder das große Heer der Aggressoren.
Damals wurde zum Gedächtnis an das wunderbare Eingreifen der Himmlischen Königin am 27. November auch das Fest ihrer Ikone eingeführt, die nun „Znamenie” genannt wurde. Danach geschahen durch diese Ikone noch zahlreiche weitere Zeichen und Wunder. Auch andere „Znamenie”-Ikonen wurden als wundertätig bekannt, so die Ikonen von Kursk, vom AbalackijKloster (Tobol’sk), vom Serafimo-Ponetaevskij-Kloster (Arzamas) und viele andere.
Im Besonderen möchten wir von dem Wunder erzählen, das der Ikone „Znamenie” von Kursk widerfuhr. Es geschah im Jahre 1898. Böswillige Menschen wollten den Glauben an die wundertätige Kraft der heiligen Ikone erschüttern und das Bild vernichten. Während der Nachtwache legten sie einen Sprengsatz mit einem Zeitmechanismus zur Ikone. In der Nacht hörte man eine furchtbare Explosion, die so stark war, dass die gusseiserne vergoldete Umkleidung der Ikone zersprang, der schwere marmorne Ständer weggeschleudert wurde und in Stücke barst, die Tür, die sich unweit der Ikone befand, total beschädigt wurde, die Wand Sprünge bekam und alles Glas in der Kirche zerbrach. Aber inmitten all dieser Zerstörung blieb die heilige Ikone auf wundersame Weise unversehrt. Sogar das Glas in ihrem Schrein war unbeschädigt. Das Vorhaben der Frevler, das wundertätige Bild zu zerstören, führte zu seiner noch größeren Verehrung.
Das Fest der Ikone „Znamenie” von Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 08. März und am 08. September.
Ikone der allheiligen Gottesgebärerin "vom Zeichen”
Auf der Ikone Знамение Пресвятой Богородицы „Znamenie” (= Zeichen) ist die Allheilige Gottesgebärerin mit zum Gebet erhobenen Händen dargestellt. In einem Kreis (einer Aureole, welche die göttliche Macht symbolisiert) befindet sich das segnende Kind. Diese Darstellung gehört zu den ältesten Ikonenbildern.
„Znamenie” heißt die Ikone nach einem wunderbaren Zeichen, das im Jahre 1170 durch die Nowgoroder Ikone geschah. In jenem Jahr beschlossen die Fürsten der Teilfürstentümer, nachdem sie sich vereint hatten, das Große Nowgorod zu unterwerfen. Ein großes Heer belagerte die Stadt. Die Nowgoroder konnten nur noch auf die Hilfe Gottes hoffen. Sie beteten Tag und Nacht. Der Erzbischof von Nowgorod betete seit der Belagerung ohne Unterlass in der Sophienkathedrale vor der Ikone des Allbarmherzigen Erlösers. In der dritten Nacht spürte er plötzlich ein heiliges Schaudern, und von der Ikone kam eine Stimme, die ihm gebot, die Ikone der Gottesmutter zu nehmen und auf die Stadtmauer zu tragen. Als man die Ikone auf die Stadtmauer gebracht und sie mit dem Gesicht zu den Belagerern aufgestellt hatte, blieben ihre Herzen hart, und sie hatten keine Einsicht, sondern schossen sogleich eine Menge Pfeile auf die Stelle, wo die Ikone stand. Einer der Pfeile traf das heilige Antlitz der Mutter Gottes. Und da geschah das Wunder – die Ikone drehte sich selbst von den Belagerern weg und wandte sich mit dem Gesicht zur Stadt, und aus den Augen der Gottesmutter flossen Tränen. Zur selben Zeit ergriff die Soldaten, welche die Stadt belagerten, großes Entsetzen. Ihr Augenlicht trübte sich, sie begannen gegeneinander zu kämpfen. Durch dieses Zeichen ermutigt, zerschlugen die Nowgoroder das große Heer der Aggressoren. Damals wurde zum Gedächtnis an das wunderbare Eingreifen der Himmlischen Königin am 27. November auch das Fest ihrer Ikone eingeführt, die nun „Znamenie” genannt wurde.
Danach geschahen durch diese Ikone noch zahlreiche weitere Zeichen und Wunder.
Auch andere „Znamenie”-Ikonen wurden als wundertätig bekannt, so die Ikonen von Kursk, vom Abalackij-Kloster (Tobol’sk), vom Serafimo-Ponetaevskij-Kloster (Arzamas) und viele andere.
Besonderen möchten wir von dem Wunder erzählen, das der Ikone „Znamenie” von Kursk widerfuhr. Es geschah im Jahre 1898. Böswillige Menschen wollten den Glauben an die wundertätige Kraft der heiligen Ikone erschüttern und das Bild vernichten. Während der Nachtwache legten sie einen Sprengsatz mit einem Zeitmechanismus zur Ikone. In der Nacht hörte man eine furchtbare Explosion, die so stark war, dass die gusseiserne vergoldete Umkleidung der Ikone zersprang, der schwere marmorne Ständer weggeschleudert wurde und in Stücke barst, die Tür, die sich unweit der Ikone befand, total beschädigt wurde, die Wand Sprünge bekam und alles Glas in der Kirche zerbrach. Aber inmitten all dieser Zerstörung blieb die heilige Ikone auf wundersame Weise unversehrt. Sogar das Glas in ihrem Schrein war unbeschädigt. Das Vorhaben der Frevler, das wundertätige Bild zu zerstören, führte zu seiner noch größeren Verehrung.
Das Fest der Ikone „Znamenie” von Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 08. März und am 08. September.
Die wundertätige Ikone der allheiligen
Gottesgebärerin von Chełm
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die Geschichte dieser wundertätigen Gottesmutter-Ikone ist eng mit der Geschichte der Stadt Chełm verknüpft. Chełm (ukrainisch Холм/ Cholm) ist eine Stadt im heutigen Polen in der Woiwodschaft Lublin unweit der Grenze zur Ukraine. In der Stadt leben etwa 68. 000 Menschen. Der Name Chełm leitet sich vom altslawischen Wort „Cholm“ ab, das „Hügel“ bedeutet. In der Zeit des Kiewer Reiches gehörte Chełm zum Fürstentum Halyč, das den Südwesten der Rus´ umfasste. Im Jahre 1220 wurde Chełm orthodoxer Bischofssitz und im Jahre 1240 wurde Chełm Hauptsitz der Fürsten von Halyč. Im Jahre 1366 wurde die Stadt Teil des Königreiches Polens und erhielt ebenfalls ein katholisches Bistum. Während der polnischen Teilungen fiel die Stadt im Jahre 1795 zunächst an das Habsburgerreich. Seit dem Jahre 1809 gehörte sie dann zum russischen Kaiserreich und wurde dort zur Provinzhauptstadt des gleichnamigen Gouvernements Cholm. Bei der Wiedergründung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg war Chełm zunächst zwischen der Ukrainischen Volksrepublik und der Republik Polen umstritten, fiel dann aber endgültig an den wieder erstandenen polnischen Staat.
In der Mitte der Stadt, auf dem Chełmer Burgberg, befindet sich die ursprünglich orthodoxe Kathedrale zu Ehren der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria. Die Kathedrale wechselte im Laufe Ihrer Geschichte mehrmals die Gemeinden, denen sie als Gotteshaus diente. Ursprünglich als altrussisch-byzantinische Kreuzkuppelkirche für das orthodoxe Bistum erbaut, wurde sie von den unierten Basilianermönchen im 18. Jahrhundert durch eine Domkirche in der Formensprache des Spätbarock und Frühklassizismus (vollendet im Jahre 1756) ersetzt. Nach der Rückkehr der Unierten zur Orthodoxen Kirche wurde sie seit 1875 wieder als orthodoxe Bischofs- und Hauptkirche der Stadt genutzt. In den 1930-er Jahren wurde sie dann vom polnischen Staat der orthodoxen Gemeinde weggenommen und der römisch-katholischen Mariengemeinde übergeben. Die römisch-katholische Nutzung der Kirche dauert bis zum heutigen Tage an. In der heute nach den Erfordernissen des römisch-katholischen Kultus ausgestatteten Basilika befindet sich ein Mariensanktuarium, in dem eine Kopie der ursprünglichen Ikone gezeigt wird. Auch in der orthodoxen Kirche von Chełm, die dem heiligen Johannes den Theologen geweiht ist, wird eine Kopie der heiligen Ikone zur Verehrung durch die Gläubigen aufbewahrt.
Die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Chełm ist eine Kopie der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin, die „Hodegetria“ (griechisch Οδηγήτρια, die Wegweiserin, Heerführerin) genannt wird. Die Bezeichnung „Hodegetria“ geht auf die, Hodegoi genannten, Führer zurück, die Blinde zu einer an der großen Handelsstraße von Konstantinopel gelegenen Kloster- und Wallfahrtskirche führten. Die Kirche wurde nach den Führern „Hodegonkirche“ genannt. In dieser Kirche wurde als Heiligtum über ein Jahrtausend lang die wundertätige Ikone der „Himmlischen Heerführerin Hodegetria“ aufbewahrt. Die heilige Ikone wurde nach Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer auf die Insel Zypern gebracht und befindet sich heute im dortigen Kykkos-Kloster. Der byzantinische Kirchenhistoriker Theodoros der Lektor berichtet, dass sich die Hodegetria-Ikone ursprünglich in Jerusalem befand. Von dort wurde sie durch die Kaiserin Eudokia ihrer Schwägerin, der Kaiserin Pulcheria (399-453), nach Konstantinopel mitgebracht. Jedes Jahr in der lichten Woche des Paschafestes veranstaltete man mit der Ikone eine feierliche Prozession rund um die Mauern der Stadt Konstantinopel. Dabei sang das Volk den Hymnus „Himmlische Heerführerin“, den wir auch heute noch am Ende der Lesung der Ersten Stunde anstimmen.
Charakteristisch für diesen Typus der Gottesmutterikone ist die stehend oder auch als Halbfigur dargestellte allheilige Gottesgebärerin. Sie trägt den segnenden Christusknaben auf dem linken Arm. Ihre Rechte ist zum Gestus der Fürbitte erhoben und zeigt auf Ihn. Neben der Chełmer Gottesmutter-Ikone gehören auch die Ikonen Smolenskaja, Tichvinskaja, Gruzinskaja, Jerusalimskaja, Iverskaja, Semiezerskaja und andere zum grundlegenden ikonographischen Typus der Hodegetria, unterscheiden sich aber von dieser durch einige Details. Auch die Dreihändige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin aus den serbischen Athoskloster Chilandar und die unter den katholischen Gläubigen hochverehrte Muttergottes-Ikone der Immerwährenden Hilfe gehört zu diesem Typus von Muttergottes-Ikonen.
Auch die Chełmer Ikone der allheiligen Gottesgebärerin wird von der orthodoxen Überlieferung der Hand des heiligen Evangelisten Lukas zugeschrieben. Nach den altslawischen Chroniken wurde sie von der oströmischen (byzantinischen) Prinzessin Anna anlässlich ihrer Hochzeit mit den heiligen Apostelgleichen Großfürsten Vladimir in die Länder der Rus´ mitgebracht. Schon Fürst Daniil von Halyč schmückte die in der ganzen Rus´ hochverehrte, wunderwirkende Ikone mit einem golddurchwirkten Mantel und zahlreichen Juwelen. Im 18. Jahrhundert wurde ein vom Lubliner Goldschiedemeister Sebastian Nicewicz angefertigter silberner Oklad (Metallbeschlag, der nur das Gesicht und die Hände der Ikone unbedeckt lässt) an der Ikone befestigt. Im Jahre 1765 wurden Kronen über den Häuptern des Herrn und seiner Mutter auf dem Oklad angebracht. Zahllose Gebetserhörungen, Heilungen und Wunder werden über die Jahrhunderte von der Chełmer Ikone der allheiligen Gottesgebärerin berichtet. Ihr Gnadenbild wird von den Orthodoxen in ganz Polen und dem Westen der Ukraine hoch verehrt. In zahlreichen orthodoxen Kirchen, sowohl in der Ukraine als auch in Polen, und in vielen Häusern der Orthodoxen werden heute Kopien der Ikone aufbewahrt, vor denen sich die Gläubigen in ihren Nöten um Fürsprache an die allheilige Gottesgebärerin wenden. Die ursprüngliche Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Chełm wurde im Jahre 1915 vor den Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieg nach Luzk (Луцк) in der Ukraine gebracht, wo die heilige Ikone heute in einem Museum aufbewahrt wird.
Jeder guter Arzt würde uns auf direkte Weise auf die Anwendung der richtigen Medizin hinweisen. So leitet uns auch die allheilige Gottesgebärerin zu ihrem Sohn und Gott, dem wahren Arzt unsere Herzen, unserer Seelen und Leiber. Oft fragen die Leute: "Was ist die Botschaft der Jungfrau Maria für uns und für die Kirche? Eigentlich ist alles ganz einfach. Die Allheilige sagt zu uns: "Schau vor allem auf DEN, den ich in meinen Armen trage, denn ER ist unser Leben, unser Erlöser und unsere Hoffnung. Und dann beherzige noch, was ich schon auf der Hochzeit zu Kanaa in Galiläa zu den Menschen sagte: "Was auch immer ER zu euch sagt, tut es" (Johannes 2:5).
Ein Mönch aus der Skite des heiligen Isaak in Griechenland.
Die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin "Salus Pouli Romani" oder "Heil des Römischen Volkes
Thomas Zmija
Die wundertätige Ikone der Allheiligen Gottesgbärerin "Heil des Römischen Volkes" ist die beliebteste und am meisten verehrte Ikone der allheiligen Gottesmutter in Rom. Sie wird in der Paulus-Kapelle der Basilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt. Diese Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Aber schon im 4. Jahrhundert (352) hatte der römische Erzbischof Liberius an dieser Stelle eine Basilika zu Ehren der Theotokos errichten lassen.
Die Ikone gehört zu den Bildern, die der Heilige Apostel und Evangelist Lukas im Beisein der Allheiligen Gottesgebärerin geschrieben hat. In der Zeit des ikonoklastischen Bildersturms (von εἰκών "eikón" = Bild, Abbild und κλάειν "kláein" = zerbrechen) gelangte die Ikone, um sie vor der Zerstörung zu bewahren von Ephesus nach Rom. Im 13. Jahrhundert wurde die alte Ikone dann restauriert und dabei wurden die fehlenden Stellen ergänzt und unkenntliche Gewordenes übermalt, so dass einige Kunsthistoriker die Entstehung der Ikone heute irrtümlich erst in diese Zeit datieren. Als im Zeitalter der protestanischen Reformation im 16. Jahrhundert die Verehrung der allheiligen Gottesmutter in vielen Teilen Europas eingestellt worden war, brachten die Jesuiten viele Kopien der wundertätigen Ikone in fast alle Länder Mittel- und Osteuropas, um dort die Verehrung der allheiligen Gottesmutter zu unterstützen.
Bei der Ikone "Salus Populi Romani" handelt es sich um eine Mariendarstellung von Typus der Himmlischen Heerführerin, auf Griechisch "Hodegetria", was Wegweiserin oder Heerführerin bedeutet. Der Begriff geht auf das rhomäische Hodegon-Kloster in Konstantinopel zurück, wo eine ebenfalls vom Evangelisten Lukas geschriebene Ikone der Alllheiligen Gottesgebärerin aufbewahrt wurde. Sie war die besondere Schutzherrin der kaiserlichen Stadt und Panier des byzantinischen Heeres.
Auf der Ikone "Salus Populi Romani" ruht Christus Emannuel auf dem linken Arm der Allheiligen Gottesgebärerin und hat Seinen rechten Arm leicht zum Segen erhoben. In Seiner linken Hand hält Er das geschlossene Evangelienbuch. Der Christusknabe blickt zu Seiner Mutter empor. Der Blick der Allheiligen ist dem betenden Volk zugewandt. Bei den meisten der Hodegetria-Ikonen weist die Hand der Allheiligen Gottesgebärerin auf Christus Emmmanuel, den Fleischgewordenen Sohn Gottes hin. Auf der "Salus Populi Romani" überkreuzt die Gottesmutter ihre rechte Hand mit ihrer linken, wobei sie das Göttliche Kind sanft umarmt. Die Gottesmutter trägt einen mit Gold eingefassten dunkelblauen Mantel (Omophorion) über einer dunkelroten Tunika. Sie wird als Patrizierin dargestellt, denn in der Hand hält sie das antike Ziertüchlein der vornehmen Römerin, das Manipel. Besonders an der Salus Populi Romani ist, dass das Omophorion auf der Stern nicht den dritten üblichen Stern als Hinweis auf die Immerjungfräulichkeit Mariens zeigt, sondern ein goldgesticktes Kreuz. Die gesamte Ikone ist 1,18 Meter hoch und 79 Zentimeter breit. Sie wurde auf ein Zedernholzbrett geschrieben.
Das römische Synaxarion stellt zum Feiertag der Ikone fest: „Nach dem Konzil von Ephesus (431), von dem die Mutter Jesu zur Mutter Gottes ausgerufen wurde, errichtete Papst Sixtus III in Rom auf dem Esquilin Hügel eine Basilika, die der heiligen Mutter Gottes geweiht war. Sie wurde später Santa Maria Maggiore genannt und ist die älteste Marienkirche im Westen." Das römische Pontifikale gibt einen ergänzenden Bericht: „Die liberianische Basilika, die heute Santa Maria Maggiore genannt wird, wurde unter Papst Liberius (352-366) erbaut und durch Sixtus III restauriert und erweitert... Papst Liberius wählte ein verehrtes Bild aus, das in der päpstlichen Kapelle hing. Es wurde angeblich (bereits) durch Hl. Helena nach Rom gebracht.“ Nach diesen Überlieferungen kam die Wundertätige Ikone also bereits vor der Zeit des Ikonoklasmus nach Rom.
Die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria "Salus Populi Romani" ist eine der Lukas-Ikonen. Überall in der christlichen Welt, vor allem aber in den orthodoxen Ländern, gibt es wundertätige Marien-Ikonen, von denen uns die Tradition berichtet, dass sie vom Heiligen Apostel und Evangelisten Lukas geschrieben worden sind. Über den Ursprung der Heiligen Ikone "Salus Populi Romani" berichtet uns die kirchliche Tradition, dass nach der Auferstehung des Herrn, als die Allheilige Gottesmutter in das Haus des Heiligen Apostels und Evangelisten Johannes umzog, wie es Christus bei Seiner Kreuzigung angeordnet hatte. Dabei nahm sie auch ein paar persönliche Habseligkeiten mit. Darunter war unter anderem auch ein Tisch, der vom Erlöser Selbst in der Werkstatt Seines Ziehvaters, des heiligen Joseph, angefertigt worden war. Als später die frommen christlichen Frauen der Jerusalemer Gemeinde den Heiligen Apostel Lukas baten, ein Bildnis der Allheiligen Gottesgebärerin, die nun bereits mit dem Heiligen Apostel und Evangelisten Johannes in Ephesus lebte, zu malen, war es die Oberseite dieser Tischplatte, auf der der Heilige Lukas die Ikone der Allheiligen in ihrem Beisein schrieb. Während der Heilige Lukas nun seine Pinsel und Farben herrichtete, hörte er aufmerksam zu, wie die Allheilige Gottesmutter ihm all die besonderen Begebenheiten, angefangen von der Verkündigung durch den Heiligen Erzengel Gabriel, ihren Besuch und Aufenthalt bei der Heiligen Elisabeth, der Mutter des Heiligen Johannes des Täufers, die Reise nach Bethlehem und die Geburt Christi, den Besuch der Heiligen drei Weisen aus dem Orient, die Flucht der Familie nach Ägypten und ihren Aufenthalt im Lande der Pharaonen, die Wallfahrtsreise nach Jerusalem und das Wiederfinden des lehrenden Christusknaben im Tempel durch seine Eltern, aber auch viele weitere Berichte aus dem Leben und Wirken des Herrn, berichtete. So erfuhr der Heilige Lukas auf diese Weise, wie die Allheilige Mutter Gottes all diese Ereignisse des Heiles erlebt und dann das Erlebte treu in ihrem Herzen bewahrt hatte. So konnte dann der heilige Evangelist all diese Begebenheiten in seinem Evangelium berichten. Die heilige Ikone wurde dann später entweder in Jerusalem oder in Ephesus aufbewahrt, wo sie dann von der Heilige Helena im vierten Jahrhundert entdeckt und mit anderen Heiligtümern und Reliquien zusammen nach Konstantinopel übertragen wurde. Von dort gelangte sie dann spätestens in der Zeit der ikonoklastischen Verfolgungen der Orthodoxen nach Rom, wohin damals viele Ikonen und andere Heiligtümer vor den Bilderstürmern in Sicherheit gebracht wurden.
Die besondere Verehrung der heiligen, wundertätigen Ikone begann mit einer Geschichte, in der die Besondere Hilfe und der starke Schutz der Allheiligen Gottesmutter für das Volk der Stadt Rom durch die Anwesenheit dieser heiligen Ikone offenbar wurde: In der Zeit als der Heilige Gregor Dialogos (590-604) Erzbischof von Alt-Rom war, befiel eine bösartige Seuche das römische Volk und tötete viele Familien. Der Erzbischof betete daraufhin flehentlich zur allheiligen Gottesgebärerin. Während der lichten Woche trug er ihre heilige Ikone von der Basilika Santa Maria Maggore kommend in einer feierlichen Prozession durch die Strassen der Stadt. Dabei hörte er plötzlich einen überirdischen Chor die eine Hymne aus der römischen Osterliturgie sang: "Regina coeli,laetare, Alleluja..." (Freue Dich Jungfrau Gottesgebärerin, Alleluja) Ohne Zögern vollendete der Heilige Gregor Dialogos den erklungenen Hymnus: " Ora pro nobis Deum, Alleluja." (Bitte für uns zu Gott, alleluja.) Nachdem der heilige Erzbischof diese Worte gesprochen hatte, verließ die Seuche die gepeinigte Stadt. Sei dieser Zeit erhielt die heilige Ikone von den Römern den Ehrennamen: "Salus Populi Romani = Heil des römischen Volkes".
Ikone der allheiligen
Gottesgebärerin vom Zeichen
Das Fest der Ikone vom Zeichen von der Wurzel aus Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 08. März und am 08. September. Das Fest der Novgoroder Gottesmutter-Ikone "Vom Zeichen" wird jedoch am 27. November begangen.
Auf der Ikone der Gottesmutter vom Zeichen ist die allheilige Gottesgebärerin mit zum Gebet erhobenen Händen abgebildet. In einer Mandorla, einer kreisförmigen Aureole, die die göttliche Sphäre symbolisiert, wird der segnende Christus Emmanuel abgebildet.
Die Darstellung der Allheligen Gottesgebärerin vom Zeichen gehört zu den ältesten Ikonenbildern.
„Vom Zeichen“, russisch: „Znamenie” (Знамение) heißt die Ikone nach einem Wunder, das im Jahre 1170 durch ein in der Stadt Nowgorod aufbewahrtes Bildnis dieser Ikone geschah. In diesem Jahr beschlossen die Herrscher der russischen Teilfürstentümer, nachdem sie sich zu einer Koalition vereinigt hatten, sich die reiche und große Handelstadt Nowgorod zu unterwerfen. So belagertem sie die Stadt mit einem großen Heer. Die Nowgoroder jedoch hofften auf die Hilfe Gottes und beteten Tag und Nacht ohne Unterlaß. Der Erzbischof von Nowgorod aber betete seit dem Beginn der Belagerung ununterbrochen in der Sophienkathedrale vor der Ikone des Erlösers. In der dritten Nacht hörte er plötzlich eine Stimme, die ihm befahl, die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin zu nehmen und ring um die Stadt Nowgorod auf den Stadtmauern zu tragen.
Als man die Ikone auf die Stadtmauer brachte und sie mit dem Gesicht zu den Belagerern aufgestellt hatte, schossen diese sogleich eine Menge Pfeile auf die Stelle, wo die heilige Ikone stand. Einer der Pfeile traf das heilige Antlitz der Allheiligen. Und da geschah das Wunder – die Ikone drehte sich selbst von den Belagerern weg und wandte sich mit dem Gesicht zur Stadt und aus den Augen der Gottesmutter flossen Tränen. Durch dieses Tränenwunder ermutigt, konnten die Nowgoroder das große Heer der Angreifer abwehren und schließlich auch besiegen.
Damals wurde zum Gedächtnis an das wunderbare Eingreifen der Allheiligen am 10. Dezember (27. November nach altem Kalender) auch das Fest ihrer Ikone eingeführt, die nun allgemein „Gottesmutter vom Zeichen“ genannt wurde.
Auch danach geschahen durch diese Ikone noch zahlreiche weitere Zeichen und Wunder. Auch andere Ikonen der allheiligen Gottesgebärerin vom Zeichen wurden als wundertätig bekannt, so die Ikonen von Kursk, vom Abalackij- Kloster bei Tobolsk, vom Serafimo-Ponetaevskij- Kloster und viele andere.
Das Fest der Ikone “Znamenie” von Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 21. (08. alter Kalender) März und am 21. (08. alter Kalender) September.
Die "Ikone der allheiligen Gottesgebärerin Muttergottes des Zeichen aus Kursk, die zwischen den Wuzeln gefunden wurde" (Икона Знамение Курская Коренная Богородице) ist eine Ikone des Typs der Gottesmutter vom Zeichen. Das Bild der Allheiligen wird heute von neun kleinen Bildern alttestamentlicher Propheten eingerahmt und ist von einer Darstellung Gottvaters als Herrn Sabaoth gekrönt. Nach dem Malstil zu urteilen, wurde die Ikone im 13. Jahrhundert geschrieben. Im 12. Jahrhundert erlitt das Gebiet von Kursk, wie beinahe das gesamte damalige Russland schreckliche Verwüstungen durch den Einfall der Tataren. Die Stadt Kursk wurde dabei vollständig zerstört und entvölkert. Die Gegend verwandelte sich in eine unwirtliche, von einem Urwald überwucherte und von wilden Tieren bewohnte Einöde. Die Einwohner der etwa 160 km von Kursk entfernten Stadt Rylsk, die durch einen glücklichen Zufall von den Überfällen der Tataren verschont geblieben waren, pflegten dort auf Jagd zu gehen. Laut der Überlieferung fanden am 08. September 1295 Jäger in einem Waldstück unweit der ehemaligen Stadt Kursk eine kleine Ikone, die auf der Wurzel eines Baumes mit der Malseite nach unten lag. Sobald man sie aufhob, sprudelte unter der Wurzel eine Quelle hervor.
Etwas später wurde an dem Fundort eine Kapelle errichtet, wo die heilige Ikone dann aufbewahrt wurde. Viele der Pilger, die bald darauf kamen, um vor der Ikone der Gottesmutter zu beten, erzählten über Wunder, die sich während ihres Gebetes ereignet hatten. Ein Jahrhundert später wurde das Gebiet von Kursk erneut von den Tataren verwüstet. Sie versuchten auch die Kapelle und die Ikone zu verbrennen, aber die hölzerne Kapelle geriet nicht in Brand. So schlugen die Tataren die Ikone entzwei. Aber das Heiligenbild wuchs auf wundersame Weise in den Händen des Priesters wieder zusammen. Erst unter Zar Feodor loannovic wurde die Stadt Kursk seit dem Jahre 1557 wieder aufgebaut. Damals wurde die Ikone nach Moskau gebracht, wo der Zar vor ihr betete und sie in einen Rahmen einfassen ließ, der oben mit einer Darstellung Gottvaters als Herrn Sabaoth und an den Seiten mit Bildern der neun Propheten, die über die allheilige Gottesgebärerin geweissagt hatten, geschmückt war. Nachdem die Ikone mit einer reichen Verkleidung geschmückt worden war, wurde sie wieder in ihre Kapelle zurückgebracht. Im selben Jahr wurde anstelle der Kapelle eine Kirche zu Ehren der Geburt der allheiligen Gottesgebärerin errichtet und ein Kloster, die Kursker Einsiedelei von der Wurzel, in Erinnerung an die Erscheinung der Ikone an einer Baumwurzel, gegründet. Außerdem wurde über der Quelle am Erscheinungsort der Ikone eine weitere, der "Lebensspendenden Quelle" geweihte Kirche erbaut. Das neue Kloster wurde "Korennaja Pustyn'" (Wurzel-Einsiedelei) genannt, in Erinnerung an die Erscheinung der Ikone an einer Baumwurzel. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs das Kloster beständig und zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete der berühmte russische Kirchenbaumeister Konstantin Thon, der auch den Orginalbau der Christus- Erlöser- Kathedrale in Moskau errichtete, die Klosterkathedrale. Alljährlich wurde die heilige Ikone in einer großen Prozession, an der Tausende von Pilgern teilnahmen, vom Kursker Kloster in die Stadt gebracht.
Im Jahre 1920, nach der Machtergreifung durch die Bolschewiken, wurde die Ikone von den Truppen der Weißen Armee mit außer Lande genommen. Mit den Wanderbewegungen der russischen Emigranten gelangte die heilige Ikone zunächst nach Serbien, am Ende des Zweiten Weltkriegs dann nach Deutschland und von dort aus in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort wurde in Mahopak im Staate New York die Neue- Wurzel- Einsiedelei mit einer Kirche erbaut, in der die Ikone viele Jahre lang aufbewahrt wurde. Später wurde sie zum Schutz in die Kathedrale der russischen Auslandskirche in New York gebracht, wo sie seit 1957 bis heute aufbewahrt wird. Nach dem das jahrzehntelange Schisma zwischen der Russischen Auslandskirche und dem Moskauer Patriarchat geheilt werden konnte, reiste die Ikone nach 90 Jahren erstmals wieder nach Russland. Doch geht es in der heute geeinten russischen Kirche nicht mehr um eine endgültige Rückführung der Ikone in ihr Kloster. Denn dass die Ikone heute das wichtigste Heiligtum in der Russischen Auslandskirche darstellt, wird in Russland nicht mehr in Frage gestellt. Aber als im Jahre 2009 die Rekonstruktion der Kathedrale zu Ehren der Geburt der Allheiligen Gottesgebärerin im Kursker Kloster, die in der Zeit des Staatsatheismus von den Bolschewiken zerstört worden war, abgeschlossen wurde, sollte die Ikone dorthin gebracht werden, um die alte Tradition der Prozession vom Kloster bis zur Kathedrale der Stadt Kursk wieder zu beleben. Diese Prozession soll wieder, wie früher am 21. (08. alten Kalenders) September, dem Tag der Auffindung der Ikone stattfinden.
Die Kursker Ikone der allheiligen Gottesgebärerin reist von Zeit zu Zeit nicht nur nach Russland, sondern auch an die Orte, an denen orthodoxe Gläubige heute in der Diaspora leben. So kommt sie auch zur Verehrung in die verschiedenen orthodoxen Gemeinden Deutschlands, die zum Erzbistum der russischen Auslandskirche in Deutschland gehören. Dorthin pilgern dann auch viele Orthodoxe aus den anderen orthodoxen Bistümern Deutschlands, um sich im gemeinsamen Gebet vor dieser heiligen Ikone zu verneigen.
Tropar der Kursker Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin im Ton 4:
Als eine unüberwindliche Mauer / und Quelle der Wunder, / haben wir Dich erworben, Gottesgebärerin Allreinste, / deshalb besiegen wir die Heerscharen der Widersacher, / indem wir Dich bitten, / unserem Vaterland Frieden zu schenken // und unseren Seelen große Gnade.
Kondak der Kursker Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin im Ton 4:
Kommt, ihr Gläubigen, / laßt uns die wunderbare Erscheinung des allehrwürdigen Bildes der Gottesmutter lichterfüllt feiern, / und Gnadengaben von ihm schöpfend / laßt uns in Rührung rufen zu Der, / die dieser Ikone Urbild ist:/ freue Dich, Maria Gottesgebärerin, // Mutter Gottes, Gesegnete.
Der Hymnus „Reine Jungfrau“
Heiliger Nektarios von Aegina, Metropolit von Pentapolis
Der Hymnus „ Reine Jungfrau“ auf griechisch: „Agni Parthene“ (griechisch: Ἁγνὴ Παρθένε) ist ein in nahezu bei allen Orthodoxen bekanntes Preislied auf die Allheilige Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria. Der Hymnus wurde vom Heiligen Nektarios von Aegina, dem Metropoliten von Pentapolis im 19. Jahrhundert verfasst. Der griechische Originaltext wurde im Büchlein „Theotokarion mikron“ (Kleine Buch der Gottesmutter-Hymnen), einer Sammlung von Marienliedern aus der Feder des Heiligen Nektarios abgedruckt. Der Hymnus wurde im laufe der Zeit in zahlreiche weitere Sprachen übertragen und wird von den Orthodoxen gern zur Ehre der Allheiligen Mutter Gottes gesungen.
1 . S t r o p h e
O reinste Jungfrau, Herrscherin,
Gebärerin von Gott Sohnes,
Freu Dich, unvermählte Braut!
O Jungfrau, Mutter, Königin,
Du Zierde Seines Thrones,
Freu Dich, unvermählte Braut!
Schwebst über Himmel hoch empor,
strahlst heller als die Sonne.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Erfreust der heil’gen Jungfrauen Chor,
erhöhst der Engel Wonne.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Sich Deinem Glanz der Himmel neigt,
Licht bleicht vor Deiner Reinheit.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Du übertriffst an Heiligkeit
all’ der Himmelsheere Einheit.
Freu Dich, unvermählte Braut!
2 . S t r o p h e
Maria, Jungfrau allzeit rein
und Herrin aller Welt,
Freu Dich, unvermählte Braut!
ohn’ Makel, ohne Sündenkeim,
des Gnadenstromes Delta.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Maria, Braut und Herrscherin
und unserer Freude Quelle,
Freu Dich, unvermählte Braut!
Hochheil’ge Mutter, Königin
und Frau an Evas Stelle,
Freu Dich, unvermählte Braut!
Bist mehr geehrt als Cherubim,
bist größer als die Throne.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Gar weicht der Ruhm der Seraphim
der Würde Deiner Krone.
Freu Dich, unvermählte Braut!
3 . S t r o p h e
O freu Dich, Lied der Cherubim!
Der Engelsklänge Entzücken!
Freu Dich, unvermählte Braut!
O freu Dich, Sang der Seraphim,
der Erzengel Entzücken!
Freu Dich, unvermählte Braut!
O Friede, Freude, freue Dich heut’,
o freu Dich, Heilands Pforte,
Freu Dich, unvermählte Braut!
Gewand der Unvergänglichkeit,
Gemach geweiht dem Worte!
Freu Dich, unvermählte Braut!
Bist Paradies, so schön allzeit,
bist Lebensbaum in Eden.
Freu Dich, unvermählte Braut!
Und Dir entsprießt Unsterblichkeit,
entduftet ew’ges Leben.
Freu Dich, unvermählte Braut!
4. S t r o p h e
Dass ich, sieh’s nach, o hehre Braut,
Dich jetzt zu bitten wage!
Freu Dich, unvermählte Braut!
Die Augenlider senke traut!
Ich will nur Deine Gnade!
Freu Dich, unvermählte Braut!
Woll’st, Hoheit hold und huldreich stets,
woll’st, Mutter, auf mich blicken!
Freu Dich, unvermählte Braut!
O Tempel edlen Hochgebets,
o Herrin, hör mein Flehen!
Freu Dich, unvermählte Braut!
Und hilf mir, komme, schütze mich
vor Feindes Wut und Werben!
Freu Dich, unvermählte Braut!
Und lass – erbitt’s mir, bitt’ ich Dich! –
mich ew’ges Leben erben!
Freu Dich, unvermählte Braut!