Heilige und Feste im November

 

Die heiligen Märtyrer und Uneigennützigen Cosmas und Damian

 

01. November

 

Die beiden heiligen Zwillingsbrüder Cosmas und Damian (Άγιοι Κοσμάς και Δαμιανός οι Ανάργυροι) wirkten als Ärzte im Sohn-Gottes-Hospital in Pheremma bei Kyrrhos in Syrien. Sie behandelten die Kranken kostenlos und bekehrten dadurch viele Menschen zum christlichen Glauben. Erzählt wird, wie die beiden Ärzte, von den heiligen Engeln assistiert, einem schlafenden Kranken das vom Krebs böse zerfressene Bein abnahmen und ihm ein gesundes ansetzten, das der heilige Damian einem gerade gestorbenen Mohren abgenommen hatte. Unter der Regierung des Kaisers Marc Aurel wurden sie dann durch einen eifersüchtigen Kollegen bei den Heiden angeklagt, worauf sie dann das Martyrium um Christi willen erduldeten. Nach einer anderen Überlieferung wurden die beiden Heiligen durch den Eifersüchtigen selbst umgebracht.

 

Neben dem syrischen Brüderpaar wird ein gleichnamiges Zwillingspaar heiliger Ärzte auch in Rom verehrt. Ob es sich dabei um eigenständige römische Märtyrerpaar gleichen Namens handelt oder die Verehrung auf die Übertragung von Reliquien der syrischen Märtyrer nach Rom herrührt, läßt sich heute nicht mehr mit endgültiger Gewissheit feststellen.

 

Die Verehrung der heiligen Uneigennützigen und großen Märtyrer Christi Cosmas und Damian nahm schon bald nach ihrem Märtyrertod ihren Anfang von ihren Grabstätten bei Kyrrhos in Cilicien aus und verbreitete sich über Edessa, Aleppo, Jerusalem bis nach Konstantinopel.  Hier gab es bereits im Jahre 443 zwei ihnen geweihte Kirchen. Von hier aus verbreitete sich dann ihre Verehrung auch auf dem Balkan, in Italien und in Russland. 

 

Für die Stadt Rom ist die Verehrung der heiligen Märtyrer und Uneigennützigen Cosmas und Damian schon seit dem vierten Jahrhundert bezeugt. Papst Felix IV. errichtete im Jahre 528 aus zwei antiken Tempeln die Kirche SS Cosma e Damiano in Rom. Aber schon unter Papst Felix II. gab es um das Jahr 350 in Rom eine ihnen geweihte Kirche. Der heilige Gregor von Tours besaß Reliquien der beiden Heiligen und die abendländischen Mönche verbreiteten ihre Verehrung in allen Ländern Westeuropas. Im 9. Jahrhundert brachte der Bischof Altfried von Hildesheim erstmals Reliquien der beiden Heiligen aus Rom nach Essen und Hildesheim. Im 10. Jahrhundert kamen die Häupter der beiden Heiligen dann nach Bremen. Im Jahre 1649 verkaufte Bremens lutherisch gewordenes Domkapitel den Reliquienschrein an den Osnabrücker Fürstbischof Franz Wilhelm, einen Wittelsbacher, der den Schrein seinem Verwandten, dem Kurfürsten Maximilian von Bayern übergab. Dieser ließ ihn samt den heiligen Reliquien im Jahre 1649 in die Sankt-Michaels-Kirche in München überführen, wo die Reliquien heute von den katholischen und orthodoxen Christen der Stadt verehrt werden.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Die heilige Jungfrau-Neomärtyrerin in Christus Helena von Sinope

 

01. November

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die heilige Jungfrau-Neomärtyrerin in Christus Helena von Sinope (Η Αγία Ελένη Σινώπης) lebte im achtzehnten Jahrhundert in Sinope im Pontus an der kleinasiatischen Schwarzmeerküste. Seitdem die Rum-Seldschuken die Stadt im Jahre 1214 eingenommen hatten, lebten die Einwohner von Sinope, die wie die überwiegende Mehrheit der übrigen Pontosgriechen durch die Jahrhunderte treu am christlich-orthodoxen Glauben festhielten, als „Dhimmis“, als christliche Einwohner mit nur eingeschränkten Rechten, unter dem islamischen Joch. Seit dem Jahre 1458 gehörte Sinope dann zum osmanischen Reich und war Sitz der osmanischen Provinzverwaltung und der sie beherrschenden osmanisch-muslimischen Würdenträger.

 

Der Pontos bildete auch in osmanischer Zeit eine weitgehend christliche Enklave im Norden Kleinasiens. Hier lebten die Pontos-Griechen (griechisch Πόντιοι, türkisch Pontos Rumları), bis sie im Rahmen der Christenverfolgungen während der Zeit des Ersten Weltkrieg und dann vor allem im Jahr 1923 während der „Kleinasiatischen Tragödie“ umgebracht oder vertrieben wurden. Charakteristisch für die pontischen Griechen ist das pontische Griechisch, eine eigenständige Sprachform des Griechischen, das viele von ihnen auch heute noch in ihrer neuen Heimat in Nordgriechenland sprechen. Ihre Bezeichnung „Pontos-Griechen“ bedeutet eigentlich „(Schwarz)meer-Griechen“ und leitet sich von der griechischen Bezeichnung des Schwarzen Meeres ab: Πόντος Εὔξεινος = Pontos Euxeinos.

 

In diesen Teil des griechischen Volkes und der orthodoxen Christenheit wurde die heilige Eleni als Tochter der Familie Bekiary in der Stadt Sinope geboren. Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 und der Fall von Trapezunt acht Jahre später (1461) bildeten diese Christen eine engverbundene, aber zugleich immer wieder durch die herrschenden Muslime bedrängte und bedrohte Gemeinschaft. Immer wieder ging es darum, fernab der Aufmerksamkeit der neuen Herrscher das angestammte christlich-orthodoxe Leben weiterführen zu können. Aber immer wieder gerieten - nicht nur im Pontos - orthodoxe Christen in Krisen und Konfliktsituationen mit Muslimen, die sie am Ende in das christliche Martyrium führten. Noch heute ehrt die orthodoxe Kirche, vor allem in Griechenland, die Neo-Märtyrer um Christi willen unter dem türkischen Joch.

 

So geschah es auch der heiligen Eleni Bekiary, einem jungen Mädchen von gerade fünfzehn Jahren, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit ihren Eltern in der christlich-orthodoxen Gemeinde von Sinope lebte. Als ihre Mutter sie eines Tages auf den Markt schickte, um Stickgarn zu kaufen, kam Heleni dabei auch am Haus des örtlichen osmanischen Paschas vorbei. Im Gegensatz zu den muslimischen Frauen, die wenn überhaupt nur tiefverschleierten in der Öffentlichkeit erschienen, trugen die pontischen Griechinnen in der Öffentlichkeit ihre überlieferte Tracht. So bemerkte der türkische Gouverneur die außergewöhnliche Schönheit der jungen Heleni und beschloss daraufhin, sie zu seiner Geliebten zu machen. Nachdem sie durch seine Soldaten auf dem Markt verhaftet und vor ihn gebracht wurde, machte er zwei Versuche, das christliche Mädchen zu vergewaltigen. Doch Eleni verweigerte sich ihm standhaft und bete voll Zuversicht zu Christus Gott. Und das Wunder geschah: Jedes Mal wurde der türkische Bedränger ihrer Jungfräulichkeit von einer geheimnisvollen Macht daran gehindert, sein schändliches Vorhaben auszuführen. Jedes Mal war es, als ob eine unsichtbare Wand ihn von der heiligen Eleni trennte und somit die Ausführung seiner Wollust verhinderte. Schließlich wurde die heilige Eleni in einen Raum im Harem gesperrt, aber mit Gottes Hilfe gelang es der heiligen Eleni von dort zu entkommen und sich in ihr Elternhaus zu flüchten.

 

Der osmanische Pascha, als er dessen gewahr wurde, befahl die Honoratioren der  griechischen Gemeinde vor sich und drohte offen, die gesamte christliche Gemeinde auszulöschen, wenn man ihm nicht Eleni wieder ausliefern würde. Daraufhin beredeten die Führer der christlichen Gemeinde, von irdischer unchristlicher Furcht erfasst, Elenis Vater, so dass dieser seine Tochter in den Palast zurückbrachte. Erneut unternahm der osmanische Pascha mehrere Versuche, sie zu entweihen, aber wiederum betete Eleni zu Christus und den Heiligen um Beistand und Hilfe. Und wiederum war es, als ob eine unsichtbare Wand den muslimischen Wüstling zurück halten würde. In der gesamten Zeit betete die heilige Eleni ohne Unterlass und sprach den Hexapsalm (die ersten sechs Psalmen des orthodoxen Morgengottesdienstes (Orthros), die Situation der Passion Christi in die Worte des heiligen Propheten David fassen und andere orthodoxe Gebete, die sie auswendig kannte. Als der osmanische Pascha am Ende erkannte, wie machtlos er gegenüber der von Gott beschützen heiligen Eleni war, wandte sich sein wollüstiges Verlangen in brennenden Zorn und Hass. Der türkische Gouverneur ordnete an, die heilige Eleni in den Kerker zu werfen und dort wegen ihrer christlichen Standhaftigkeit zu Tode zu foltern. Die Henker unterzogen daraufhin die heilige Eleni vielen grausamen Folterqualen, ohne dass sie die jugendliche Heilige zur Apostasie bewegen konnten. Schließlich trieben sie ihr zwei Nägel in ihren Kopf und enthaupten sie auch noch, um sicher zu gehen, dass die heilige Neo-Märtyrerin wirklich tot sei.

 

Ihren heiligen Leib nähten sie in einen Sack und warfen diesen ins Schwarze Meer. Erst jetzt wagte die verängstige christliche Gemeinde von Sinope entsprechend ihrem christlichen Glauben zu handeln. Christliche griechische Seeleute und Schwammtaucher, die durch ein himmlisches Licht an den Ort auf dem Schwarzen Meer geführt wurden, an dem der Sack mit den heiligen Reliquien versunken war, holten nun die Reliquien vom Meeresgrund wieder herauf. In aller Heimlichkeit wurden die Reliquien der heiligen Jungfrau-Neomärtyrerin Eleni nach Sinope gebracht, wo sie sich als Quelle der Heilungen für viele hilfesuchenden Christen erwies.

 

Um die Reliquien vor der Verunehrung durch die Muslime zu bewahren, wurde der Leib der heiligen Eleni nach Russland gebracht, während ihre heilige Kopf-Reliquie weiterhin in der Kirche von Sinope aufbewahrt wurde, wo das Haupt der heiligen Jungfrau-Neomärtyrerin weiterhin viele Wunder wirkte. Als die letzten griechischen Christen im Jahre 1924 aus Sinope vertrieben wurden, nahmen diese Flüchtlinge auch die heilige Reliquie mit sich. Das kostbare Haupt der heiligen Jungfrau-Neomärtyrerin Eleni von Sinope, die durch ihr Martyrium den christlichen Glauben und die jungfräuliche Reinheit bis aufs Blut bezeugte, wird heute in einem Kloster in der Nähe von Thessaloniki verehrt, denn sehr viele der vertriebenen Pontos-Griechen haben in der Provinz Makedonien rund um die Stadt Thessaloniki eine neue Heimat gefunden.

 

 

Unser ehrwürdiger und gotttragender Vater Georgios der Bekenners von Drama

 

r hl. Georgios wurde im Jahr 1901 in Argyroupolis im Pontos, als Sohn frommer Eltern geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Athanasius. Er war bekanntlich in Georgien, Armenien und Russland, bevor er den größten Teil seines Lebens im Dorf Sipsa (heute Taxiarches genannt) bei Drama in Nordgriechenland verbrachte. Er gründete ein kleines Kloster in Drama und entschlief dort am 4. November 1959 zum Herrn.

 

Am 2. November 2008 wurde seine Heiligsprechung vom Ökumenischen Patriarchat vollzogen. Reliquien des Heiligen befindet sich ebenso in der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde in Wuppertal (Deutschland) und im orthodoxen Kloster Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee (Österreich).

 

Tropar im 1. Ton: O Strom der göttlichen Gnade, Gotttragender Vater Georgios, und Gefäß von Wundern aller Art, wir preisen dich und rufen: Gründer des heiligen Klosters der Himmelfahrt und Dramas Behüter und Schützer, verachte jene nicht, die dich anflehen und verherrlichen, o gerechter Vater. Ehre sei Christus, Der dich verherrlicht hat; Ehre sei Ihm, Der dich geheiligt hat; Ehre sei Ihm, Der diesen neuen Asketen als fruchtbar erwies.

 

weiteres Tropar im 4. Ton: Vom Pontos bis du emporgestiegen, wie ein strahlender Stern hast du, Weiser, mit deinen Lehren und deinem engelgleichen Lebenswandel Drama erleuchtet. Von dort verteilst du unter jenen, die dein Kloster erreichen, Frieden und gänzliche Heilung, da du offenen Zugang zu Christus hast, Georgios unser heiliger Vater.

 

Kondak im 8.Ton: Lasset uns würdig preisen in frommen Hymnen den unermüdlichen Arbeiter der Tugend, welcher mit dem Pflug der Liebe und des wahren Glaubens Seelen fruchtbar machte und in späteren Zeiten das Kloster der Himmelfahrt in Drama gründete, indem wir flehentlich rufen: Freue dich, o begnadeter Georgios!

 

 

Gedächtnis unseres heiligen und apostelgleichen Vaters Willibrord,

des ersten Bischofs von Utrecht und Erleuchters der Niederlande

 

7. November

 

Der heilige Willibrord wurde im Jahre 638 in Northumbrien geboren und vom Alter von 7 Jahren an in der Abtei von Rippon vom heiligen Wilfrid erzogen. Er wurde Mönch und zeichnete sich aus durch seine hohe Intelligenz und seinen asketischen Eifer. Angezogen vom Ruf des heiligen Egbert, besuchte er Irland, die „Insel der Heiligen", und widmete sich dort dem Studium und dem Gebet. 690 kam er mit 12 anderen Mönchen in das Gebiet um die Rheinmündung und Friesland, um deren heidnische Bevölkerung zu evangelisieren. Er verkündete die frohe Botschaft in Holland und Seeland, unterstützt von vielen Wundern. Nachdem er in Rom zum Bischof geweiht worden war, schlug er seinen Sitz in Utrecht auf und unternahm von da aus Missionsreisen in den Norden. Trotz dem Widerstand des friesischen Fürsten Radbord gelang es ihm, einen Großteil seiner Untertanen zu bekehren. Dann ging er nach Dänemark, wo der grausame Ongend herrschte. Hier scheiterte er, denn die Herzen dieser Menschen waren härter als Stein. Nach 44-jährigem segensreichem Wirken als Bischof entschlief er in Frieden im Jahr 739 und wurde in der Abtei Echternach bestattet, die er gegründet und geleitet hatte. Seine Reliquien verströmten himmlischen Wohlgeruch, und sein Grab wurde bald zur vielbesuchten Pilgerstätte.

 

Troparion im 1. Ton: Gottes Wort an den Erzvater Abraham: „Zieh fort aus deinem Lande!“ hast du vernommen als Gottes Geheiß, an dich gerichtet, weil auch Christus verlangt, alles zu verlassen um meinetwillen. Ferne Lande hat er dir darum gegeben zum Erbteil, die du in harter Arbeit hast für ihn gewonnen. So bitte auch für uns, heiliger Vater Willibrord, dass wir würdige Kinder sein mögen des Lichtes.

 

Kondakion im 1. Ton: Mit Kränzen des Lobes lasset uns krönen den glorreichen Willibrord als eine Leuchte, die weithin erstrahlte, einen Boten, der die frohe Botschaft des dreieinigen Gottes verkündete, eine unerschütterliche Säule der orthodoxen Kirche und den erbarmenden Fürsprecher für die Niederlande, der die Götzenanbetung abschaffte und der zu Christus Gott betet, Er möge unseren Seelen Frieden und Reiches Erbarmen gewähren.

 

Synaxis der heiligen Erzengel Michael und Gabriel und der übrigen körperlosen Mächte der Himmel

(Собор Архистратига Михаила и прочих Небесных Сил бесплотных)

 

8. November

 

Zum Beginn des liturgischen Jahres (01. September) brachte uns die Kirche in die Gegenwart des Kreuzes, das heißt, des Geheimnisses unseres Heils durch das Leiden unseres Herrn Jesus Christus. Sie brachte uns in die Gegenwart der Allheiligen Jungfrau Maria, die den Höhepunkt menschlicher Heiligkeit darstellt. Nun bringt sie uns in die Gegenwart eines dritten Aspekts des geistlichen Lebens: die Hilfe der heiligen Engel. Sie lädt uns nun ein, am Fest der „Versammlung (griechisch Σύναξις = „Synaxis“, kirchenslawisch: Собор = „Sobor“) der Erzheerführer Michael und Gabriel und der übrigen körperlosen Mächte der Himmel“ über diesen Aspekt nachzudenken.

 

 

Die Engel sind reine Geister, aber geschaffene Geister, die dazu bestimmt sind die ewige göttliche Schönheit anzubeten und widerzuspiegeln und, in zweiter Linie, sind sie „ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen“ (Hebräer 1:14). Das Alte Testament zeigt uns, wie oft sie bei den Patriarchen und Propheten eingriffen; die Hebräer betrachteten Engel als die sichtbaren Zeichen Gottes, als Träger Seines Bildes und Seiner Macht. In den Evangelien treten sie auf, wenn sie die Geburt Jesu ankündigen, Ihm in der Wüste und bei Seiner Todesangst dienen und als Zeugen Seiner Auferstehung. Sie sind eng verbunden mit dem Leben der heiligen Apostel und dem Anfang der Kirche.

 

Der Glaube, das jeder einzelnen Seele ein Schutzengel als Führer und Beschützer zugeordnet ist, wurde nie als Glaubensartikel definiert, aber diese Vorstellung, die schon in der Bibel angedeutet und von den heiligen Vätern weiter entwickelt wird, passt sicher in den Geist der Kirche und kann in unserem geistigen Leben eine große Hilfe sein.

 

Die Heilige Schrift nennt nur drei Engel: Raphael, und Michael und Gabriel deren Fest wir am 8. November feiern und um die herum die Kirche das „Heer“ der Engel gruppiert. Der hebräische Name Michael bedeutet: „Der Gott ähnlich ist“. Michael ist einige Male beim Propheten Daniel (Daniel 10:13. 21 und 12: 1) erwähnt, im Judasbrief (Judas 1: 9), wo er „Erzengel“ genannt wird, und in der Offenbarung des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes (Offenbarung 12: 7).

 

Die Verehrung des heiligen Erzengels Michael begann wahrscheinlich in Phrygien und war besonders in Konstantinopel entwickelt. Vor allem betrachtet die christliche Tradition den heiligen Michael als den, der den Satan erfolgreich bekämpft hat. Der Hebräerbrief, den wir am selben Tag lesen (Hebräer 2: 2 -10), warnt die, an die er gerichtet ist, vor einer übertriebenen Verehrung der Engel. Diese Gefahr bestand in bestimmten judenchristlichen Kreisen. „Denn nicht Engeln hat er die zukünftige Welt unterworfen“, sondern Jesus Christus.

 

Die Apostellesung zeigt, wie nahe der Mensch den Engeln ist: „Du hast ihn nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt“. Dann berichtet der Apostel auch, dass „das durch Engel verkündete Wort rechtskräftig war“. Dieses göttliche Wort bleibt an uns gerichtet durch die Engel – aber ist unsere persönliche Beziehung zu ihnen ausreichend eng um ihre Botschaft zu hören?

 

Die Apostellesung beschreibt die Freude der siebzig vom Herrn Ausgesandten, die bei ihrer Rückkehr zu Ihm sagten: „Sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir Deinen Namen aussprechen.“ Und Jesus selbst sagte zu ihnen, dass Er „den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ gesehen hatte. Die Jünger hatten die Erfahrung der Kraft gemacht, die die Engel dauernd und in unvergleichlich höherem Maße ausüben. Vielleicht wurde diese Perikope ausgewählt, weil Jesus zu ihnen sagte: „Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“

 

Das bedeutet, dass die Jünger Jesu nach ihrem irdischen Leben in den Himmel kommen werden, der der Wohnort der Engel ist und in die Freude des Himmels, die die Freude der Engel ist; und dann wird das menschliche Leben naher dem Leben der Engel rücken. Schließlich beginnt die Perikope mit den Worten: „Wer euch hört, der hört mich ...“.

 

Nicht nur durch die Lehre der Jünger und die apostolische Tradition, sondern auch durch die geheimnisvolle Botschaft der Engel in unserer Seele können wir das Wort des Heilandes vernehmen. Wenn wir wissen, wie wir den Engeln zuhören, dann hören wir Jesus zu. Anschließend singen wir ein Antiphon biblischen Ursprungs, das verkündet, das Gott „die Engel zu Winden und [seine] Diener zu brennendem Feuer [macht]“ (Psalm 103:4). Wind und Feuer: so sind die Engel eng verbunden mit Pfingsten und dem Heiligen Geist.

 

Quelle: A Monk of the Eastern Church,

The Year of Grace of the Lord, Crestwood,

N.Y. 1980

 

 

Troparion der Synaxis

 

Heerführer der himmlischen Scharen, wir Unwürdigen bitten euch immerdar: Beschirmt uns durch eure Fürbitten im Schatten der Flügel eurer unstofflichen Herrlichkeit. Demütig rufen wir ohne Unterlass: erfleht, dass wir befreit werden aus den Gefahren, ihr Fürsten der überirdischen Mächte.

 

Kondakion der Synaxis

 

Heerführer Gottes, Liturgen göttlicher Herrlichkeit, der Engel Führer und der Menschen Geleiter: das Zuträgliche erflehet für uns und das große Erbarmen als der Körperlosen Heerführer.

 

 

Synaxis der heiligen Erzengel Michael und Gabriel

und aller Körperlosen Mächte

 

08. November

 

Da Er die wahre, grenzenlose Liebe ist, schuf Gott „alles Sichtbare und Unsichtbare“ so, dass es an Ihm teilhaben kann. Der Hl. Gregor der Theologe schrieb: ‚Da es Gott in Seiner Güte nicht genügte nur mit der Betrachtung Seinerselbst beschäftigt zu sein, sondern da es nötig war, dass das Gute sich weiter und weiter ausbreiten sollte, sodass die Zahl derer, die Gnade erhalten so groß wie möglich würde (denn das ist charakteristisch für die größte Güte) – deshalb also ersann Gott als Erstes die himmlischen Engelsmächte; und der Gedanke wurde Tat, die vom Wort erfüllt und durch den Geist vervollkommnet wurde [...] und da Er an den ersten Geschöpfen Gefallen fand, ersann Er noch eine Welt, materiell und sichtbar, in ordnungsgemäßer Gestaltung, Himmel und Erde, und was zwischen ihnen ist.’

 

Das Unsichtbare – einschließlich des Himmels und der Körperlosen Mächte – wurde von Gott vor der Welt, in der wir leben, erschaffen. Die himmlischen Heerscharen waren sogar Zeugen und priesen die Schöpfung der materiellen Welt, wie der Herr Hiob erklärte: ‚Als die Sterne geschaffen wurden, priesen mich mit lauter Stimme alle Meine Engel.’ (Hiob 38,7 LXX). Die Körperlosen Mächte lobpreisen und dienen Gott und sind zusätzlich die Ausführenden Seines Willens: sie verwalten die Schöpfung, beschützen die Menschheit und bitten für sie und versuchen die Menschheit und die Völker zu Ihm zu führen – manchmal indem sie unsere Taten in die rechten Wege leiten, manchmal indem sie uns den Willen Gottes lehren oder offenbaren.

 

Die Körperlosen Mächte wurden von Gott ohne Form oder leibliche Materie (unkörperlich) gemacht. Der Hl. Johannes von Damaskus erläutert: ‚Wenn es der Wille Gottes ist, dass Engel denen erscheinen sollen, die würdig sind, erscheinen sie nicht ihrem Wesen nach, sondern nehmen, verwandelt, eine solche Erscheinung an, dass sie den leiblichen Augen sichtbar sind.’ Durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit sind die Körperlosen Mächte von ihrer Beschaffenheit her unsterblich, aber (ungleich Gott Selbst) auf Ort und Zeit beschränkt: sie können nicht gleichzeitig im Himmel und auf Erden sein.

 

Gott begab die Körperlosen Mächte mit Intelligenz, Vernunft und freiem Willen – wie auch später den Menschen – aber sie sind ‚die vollkommensten Geister, dem Menschen in ihren Geistesgaben überlegen’ und ‚so weit über uns, dass sie unerfassbar sind.’ Die Engel im Himmel sind vollkommene Schönheit in ihrer Liebe zu Gott und ihrem Dienst an Gott. Fortwährend vor Seinem Angesicht, sind die Körperlosen Mächte ‚so erfüllt von Gottes Gnade, dass sie in keiner Weise daran denken zu sündigen.’

 

Alle Körperlosen Mächte haben den Namen ‚Engel’ gemeinsam – er bedeutet ‚Bote’ im Griechischen – auf Grund ihres Dienstes: sie ‚stehen vor dem Angesicht des Schöpfers und dienen Ihm.’ Dieser einfache Name beschreibt auch recht gut, wie der Mensch oft den Körperlosen Mächten begegnet: als Verkünder oder Bote Gottes.

 

Die Heilige Tradition teilt die Engel in drei Hierarchien zu je drei Stufen ein. In der höchsten Hierarchie sind die Seraphim, Cherubim und Throne.

 

Am nächsten sind die sechsflügeligen Seraphim der heiligsten Dreieinigkeit, die in ihrer Liebe zu Gott erstrahlen und diese Liebe auch in anderen fördern. In der Ikonographie der Kirche werden sie als Gesichter gezeigt, die von flammend-rot und rot-orange leuchtenden Flügeln umgeben sind.

 

Die vieläugigen Cherubim sind die nächsten. Durch diese Heere werden Weisheit und Erleuchtung in der göttlichen Erkenntnis zur Schöpfung gesandt und ihr Name bedeutet ‚Ausgießen der Weisheit’ und ‚Erleuchtung’. Cherubim werden veranschaulicht als Gesichter, die von vier (oder manchmal sechs) blaugrünen, mit alles erkennenden Augen bedeckten Flügeln umgeben sind. 

 

 

Schließlich findet man die Throne (in Ez 1,15-21 beschrieben) am Fuße des himmlischen Thrones Gottes, wie sie Ihn geheimnisvoll stützen. Sie dienen der Rechtschaffenheit der Gerechtigkeit Gottes. Die ‚sich drehenden Räder’, die der Prophet Ezechiel gesehen hat, die Throne, werden auf den Ikonen als zwei gelbrote ineinander greifende Ringe mit je vier Flügeln gezeigt. Die Ringe sind mit alles erkennenden Augen bedeckt.

 

 

Die mittlere Hierarchie umfasst die Fürstentümer, Mächte und Herrschaften, die – nach dem heilige Athenagoras – ‚den Elementen, den Himmeln, der Erde und allem was darin ist befehlen.’

 

Die Fürstentümer belehren und leiten unsere irdischen Behörden (wenn sie darauf hören) zum weisen Regieren. Sie können die irdische Ordnung durch Wunder beeinflussen, sündhafte Regungen dämpfen und die Willenskraft stärken um Versuchungen zu widerstehen.

 

Die Mächte (bekannt aus 1. Petrus 3:22) bringen die Gnade Wunder zu wirken und geisliche Urteilskraft zu Heiligen, die Gott gefallen. Sie helfen der Menschheit gehorsam und geduldig zu sein und dem Willen Gottes zu dienen. Sie werden in der Ikonographie der Kirche als leuchtende kristallene Kugeln, mit einem ‚X’ oder ‚XC’ darauf, dargestellt, die meist von Engeln in menschlicher Gestalt hochgehoben werden.

 

 

Die Herrschaften (auch ‚Tugenden’ genannt) widerstehen der Macht des Satans und halten die Menschen ab davon, dämonischen Versuchungen nachzugeben. Sie stärken und schützen Asketen.

 

In der untersten Hierarchie sind die Körperlosen Mächte, denen der Mensch am öftesten begegnet:

 

Die Gewalten befehlen den niederen Engeln und lehren sie die Erfüllung des Willens Gottes. Nach der Mutter Martha von Pskov ‚leiten sie das Weltall und beschützen Land, Völker und Menschen. Gewalten lehren Menschen jedem die Ehre zu erweisen, die seiner Stellung entspricht. Sie lehren die Regierenden ihre notwendigen Verpflichtungen zu erfüllen, nicht zu persönlicher Ehre und eigenem Vorteil, sondern aus Achtung vor Gott und zum Nutzen des Nächsten.’

 

Die Erzengel verkünden oder bringen Botschaften über Gott und Seine Werke zu unserem Heil. Wegen dieser Rolle werden die Engel in der Heiligen Schrift auch einzeln benannt oder sind nach der Heiligen Tradition bekannt: Michael (‚wie Gott’, der Anführer der Engelsheere. Er wird oft in Rüstung mit einem Flammenschwert oder einem Banner mit rotem Kreuz dargestellt), Gabriel (‚die Kraft Gottes’ nach Dan 8:16 und Lk 1:26); Raphael (‚die Heilung Gottes’, Tobit 3:16.12:15), Uriel (‚Feuer Gottes, 3 Esdras 5:20), Selaphiel (‚Gebet Gottes’, 3 Esdras 5:16); Jehudiel (‚die Verehrung Gottes’); Barachiel, der Verteiler des Segens Gottes für gute Taten; und Jeremiel (‚die Erhebung zu Gott’, 3 Esdras 4:36).

 

 

Erzengel werden dem Menschen in schö- nen, leuchtenden, geflügelten, menschlichen Gestalten offenbart. Erzengel ‚offenbaren die Geheimnisse des Glaubens, der Prophetie und des Erkennens des Willens Gottes; sie verstärken den Glauben im Menschen und erleuchten sein Herz mit dem Licht des heiligen Evangeliums.’

 

Die Engel (oft als ‚Schutzengel’ bezeichnet) sind dem Menschen am nächsten. Sie offenbaren ihnen die Absichten und Weisungen Gottes und leiten sie an, ein frommes auf Christus gerichtetes Leben zu führen. Sie versuchen die Menschen vor dem Fall (geistlich wie körperlich) zu bewahren und sind da, wenn sie Hilfe brauchen ‚aufzustehen’, wenn sie doch fallen. Engel werden dem Menschen in leuchtender menschlicher Gestalt, mit oder ohne Flügel, offenbart. Als Geschöpfe, die vor das Angesicht Gottes treten, sind Engel mächtige Fürbitter, d.h. sie sprechen zu Gunsten des Menschen zu Ihm. Als Christus Seine Jünger über die Sorge für die, die ihm folgten – die Schafe Seiner Herde – belehrte, sagte Er: ‚Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters’ (Mt 18,10)

 

 

Wegen ihres treuen und nie endenden Dienstes für Gott – und auf Seinen Befehl für die ganze Schöpfung – werden die Engel als das Vorbild für den Dienst des Diakonats gesehen – sie sind das ‚Rollenmodell’ für die Diakone unserer Kirche. Die Erzengel Michael und Gabriel werden gewöhnlich auf dem Diakontüren (die Nord- und Südtüre) der Ikonostase abgebildet.

 

Quelle Andreasbote November 2003

 

Der himmlischen Heere Erzanführer, wir flehen euch an, wir Unwürdigen: Durch eure Fürbitten umgebt uns, im Schutz der Flügel eurer unstofflichen Herrlichkeit, wie mit einer Mauer, die wir uns ausgestreckt niederwerfen und rufen: Aus den Gefahren erlöset uns als Anführer der Mächte droben.

 

Troparion der heiligen Erzengel und aller körperlosen Mächte und vom Fest im 4. Ton

 

Heerführer Gottes, Diener der göttlichen Herrlichkeit, der Menschen Wegweiser und Anführer der Unkörperlichen, das Nützliche erbitte für uns und die große Gnade, als der Unkörperlichen Heerführer.

 

Kondakion der heiligen Erzengel und aller körperlosen Mächte und vom Fest im 2. Ton

 

 

Synaxis der heiligen Erzengel Michael und Gabriel

und der übrigen körperlosen Mächte der Himmel

 

08. November 

 

Zum Beginn des liturgischen Jahres (01. September) brachte uns die Kirche in die Gegenwart des Kreuzes, das heißt des Geheimnisses unseres Heils durch das Leiden unseres Herrn Jesus Christus. Sie brachte uns in die Gegenwart der Allheiligen Jungfrau Maria, die den Höhepunkt menschlicher Heiligkeit darstellt. Nun bringt sie uns in die Gegenwart eines dritten Aspekts des geistlichen Lebens: die Hilfe der heiligen Engel. Sie lädt uns nun ein, am Fest der Versammlung (griechisch Synaxis) der Erzheerführer Michael und Gabriel und der übrigen körperlosen Mächte der Himmel“ über diesen Aspekt nachzudenken. Die Engel sind reine Geister, aber geschaffene Geister, die dazu bestimmt sind die ewige göttliche Schönheit anzubeten und widerzuspiegeln und, in zweiter Linie, sind sie „ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen“ (Hebräer 1:14). Das Alte Testament zeigt uns, wie oft sie bei den Patriarchen und Propheten eingriffen; die Hebräer betrachteten Engel als die sichtbaren Zeichen Gottes, als Träger Seines Bildes und Seiner Macht. In den Evangelien treten sie auf, wenn sie die Geburt Jesu ankündigen, Ihm in der Wüste und bei Seiner Todesangst dienen und als Zeugen Seiner Auferstehung. Sie sind eng verbunden mit dem Leben der heiligen Apostel und dem Anfang der Kirche. Der Glaube, das jeder einzelnen Seele ein Schutzengel als Führer und Beschützer zugeordnet ist, wurde nie als Glaubensartikel definiert, aber diese Vorstellung, die schon in der Bibel angedeutet und von den heiligen Vätern weiter entwickelt wird, passt sicher in den Geist der Kirche und kann in unserem geistigen Leben eine große Hilfe sein. Die Heilige Schrift kennt nur drei Engel: Raphael, und Michael und Gabriel deren Fest wir am 8. November feiern und um die herum die Kirche das „Heer“ der Engel gruppiert. Der hebräische Name Michael bedeutet: „Der Gott ähnlich ist“. Michael ist einige Male beim Propheten Daniel (Daniel 10:13. 21 und 12: 1) erwähnt, im Judasbrief (Judas 1 :9), wo er „Erzengel“ genannt wird, und in der Offenbarung des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes (Offenbarung 12:7). Die Verehrung des heiligen Erzengels Michael begann wahrscheinlich in Phrygien und war besonders in Konstantinopel entwickelt. Vor allem betrachtet die christliche Tradition den heiligen Michael als den, der den Satan erfolgreich bekämpft hat. Der Hebräerbrief, den wir am selben Tag lesen (Hebräer 2:2 -10), warnt die, an die er gerichtet ist, vor einer übertriebenen Verehrung der Engel. Diese Gefahr bestand in bestimmten judenchristlichen Kreisen. „Denn nicht Engeln hat er die zukünftige Welt unterworfen“, sondern Jesus Christus. Die Apostellesung zeigt, wie nahe der Mensch den Engeln ist: „Du hast ihn nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt“. Dann berichtet der Apostel auch, dass „das durch Engel verkündete Wort rechtskräftig war“. Dieses göttliche Wort bleibt an uns gerichtet durch die Engel – aber ist unsere persönliche Beziehung zu ihnen ausreichend eng  um ihre Botschaft zu hören? Die Apostellesung beschreibt die Freude der siebzig vom Herrn Ausgesandten, die bei ihrer Rückkehr zu Ihm sagten: „Sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir Deinen Namen aussprechen.“ Und Jesus selbst sagte zu ihnen, dass Er „den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ gesehen hatte. Die Jünger hatten die Erfahrung der Kraft gemacht, die die Engel dauernd und in unvergleichlich höherem Maße ausüben. Vielleicht wurde diese Perikope ausgewählt, weil Jesus zu ihnen sagte: „Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“ Das bedeutet, dass die Jünger Jesu nach ihrem irdischen Leben in den Himmel kommen werden, der der Wohnort der Engel ist und in die Freude des Himmels, die die Freude der Engel ist; und dann wird das menschliche Leben naher dem Leben der Engel rücken. Schließlich beginnt die Perikope mit den Worten: „Wer euch hört, der hört mich ...“. Nicht nur durch die Lehre der Jünger und die apostolische Tradition, sondern auch durch die geheimnisvolle Botschaft der Engel in unserer Seele können wir das Wort des Heilandes vernehmen. Wenn wir wissen, wie wir den Engeln zuhören, dann hören wir Jesus zu. Anschließend singen wir ein Antiphon biblischen Ursprungs, das verkündet, das Gott „die Engel zu Winden und [seine] Diener zu brennendem Feuer [macht]“ (Psalm 103:4). Wind und Feuer: so sind die Engel eng verbunden mit Pfingsten und dem Heiligen Geist.

 

Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord, Crestwood, N.Y. 1980, p. 37 ff

 

 

Ausgesandt Gottes Willen zu erfüllen

 

Ein geistliches Wort zum Festtag der Erzengel Michael und Gabriel und der Synaxis aller Himmlischen Körperlosen Mächte am 8. November

 

von Erzpriester Sergei Bulgakov

 

Es ist die Zeit, den Tag des Erzengels Michael und aller heiligen Engel, unserer himmlischen Bewahrer, Fürsprecher und Beschützer zu begehen. Erneut bitten wir sie, dass sie uns um unserer Gebete willen unter den Schutz ihrer Flügel nehmen.

 

Wiederum bekennen wir uns zum Glauben an die heiligen Himmelsbewohner, die am Thron des Herrn stehen, die Gottesdiener, die die Welt und die gesamte Schöpfung in diesem und im zukünftigen Leben bewahren. Offen bekennen wir, daß die Engel nach Gottes Willen die irdischen Schicksale der Völker lenken: in Krieg und Frieden, in Freude und Leid, beim Zusammenbruch von Königreichen und beim Untergang von Völkern ebenso wie bei ihrer Erlösung.

 

Wir glauben daran, dass wir in Tagen der Not und der Prüfung nicht ohne ihre Hilfe bleiben. Die himmlischen Heerscharen werden für uns und mit uns streiten, die Kräfte des Himmels mit den Kräften der Lüfte, und dort, im Himmel, entscheiden sich die irdischen Schicksale der Völker.

 

"Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache stritt und seine Engel ..." (Offb. 12,7).

 

Dieser Krieg fand statt und findet auch heute noch statt. Man weiß nicht, wem, wie und worin im Himmel Hilfe und Sieg zuteil werden, aber wir Menschen sind nicht allein gelassen mit unseren irdischen Schicksalen, die, wenn sie auch auf der Erde, so doch nicht allein mit menschlichen Kräften entschieden werden. Dieser Gedanke gibt uns Zuversicht angesichts dessen, was auf der Welt geschieht, obwohl wir sowohl das Schicksal heute als auch die künftige Vollendung nicht verstehen.

 

"Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine Zeit großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen" (Dan 12,1).

 

Wir wissen nicht, auf welche Zeit sich diese Vorhersage bezieht, auf unsere oder eine uns ferne Zukunft, aber die Vergangenheit ist ihr ähnlich und bestimmt auch die nachfolgenden Geschehnisse. Aber wie es auch sei, diese prophetischen Visionen beziehen sich auf uns; der Erzengel Michael wacht zusammen mit den anderen heiligen Engeln besonders über das Schicksal seines Volkes und über alle Menschen. Möge er jetzt und heute unsere Herzen nicht verwirren.

 

Diese Offenbarungen über die Welt der Engel überliefert uns das Wort Gottes, und die Kirche verkündet sie. Wir lauschen ihnen, werden getröstet und sind zugleich verwirrt. Die Botschaft dringt nur in den Verstand, darum wirkt sie kraftlos und kalt, wie aus der Ferne und gelangt nicht in unsere Herzen. So wird sie im Leben leicht vergessen, wenn auch nicht immer und von allen, so doch oft und von vielen. Ratlos und mit einer gewissen Verlegenheit, im Bewusstsein der Sünde gegenüber unseren Schutzengeln und allen heiligen Engeln erscheinen wir, um an diesem Tag ihrer im Gebet zu gedenken.

 

Aber weshalb und warum? Reichen unsere Kräfte nicht um die Glaubensmüdigkeit zu überwinden, um das dunkle Reich des Bösen zu durchdringen, damit wir zum himmlischen Licht gelangen?  Hilfe erhält, wer sie sucht, und Kraft der, der darum bittet. 

 

Das ist unser Leid, daß wir mit unseren Gefühlen und Gedanken dem Irdischen verhaftet sind. Dabei wurden wir auserwählt, den Himmel in uns zu tragen und geistig die himmlischen Kräfte zu schauen. In unserer Verweltlichung und im geistlichen Fall sind wir unfähig, mit dem Herzen den Tag der heiligen Engel zu feiern. Wir empfinden nicht ihre Nähe, nicht die Kraft und die Stärkung, die wir von ihnen erwarten. 

 

Was tun, und wie können wir uns helfen? Ja können wir uns überhaupt helfen? Wenn wir selbst es nicht vermögen, so können die heiligen Engel uns helfen, zu denen wir unsere geistigen Augen im Gebet um Hilfe erheben. Aber auch das geschieht nicht automatisch, ohne unser Wollen und Bemühen: Man muß danach verlangen, dürsten und nach dem geistigen Frieden trachten, sich danach sehnen und nicht satt sein an der Sattheit dieser Welt. Als Antwort auf dieses Verlangen gibt der Herr sein Versprechen: "Du wirst gesättigt werden."

 

Die Liebe zu den Engeln erwärmt sich im herzlichen Gedenken an sie, im Begreifen ihrer Natürlichkeit, im Gebet zu ihnen. Die meisten Menschen haben dazu keine Muße, ebenso wie sie die Gottesweisheit als überflüssig für ihre Frömmigkeit halten. Finden sich in dem ganzen Reichtum von Gedanken und Offenbarungen, die uns die Kirche über die Engel überliefert, nicht ein Gedanke, der unser Herz rührt und erwärmt, uns an jene Welt erinnert, von der aus wir auf die Erde kamen? 

 

Ein Gedanke wird bleiben - das Gedenken an den Schutzengel, der dich auch dann nicht verläßt, wenn du ihn verlassen und vergessen hast. Wird das nicht auch der Gedanke an die Lobpreisungen der Engel sein, von denen die Kirche in Psalmen und Gesängen verkündet? Erwachen wir nicht, wenn wir die Schönheit der Welt betrachten, in deren Durchsichtigkeit sich die Flügel der Engel ahnen lassen? Werden wir nicht durch die gewaltigen Kräfte der Natur, Sturm, Flut und Schrecken des Krieges erschüttert, denn auch in ihnen wird unsichtbar und unbegreiflich das Wirken der Diener Gottes deutlich?

 

Wir werden die Nähe der Engel auch durch die Kraft des Gebetes suchen. Unser Gebet mag vielleicht nicht nur arm, trocken und zerstreut, sondern auch eigennützig sein. Wir verfolgen darin unsere eigenen Ziele, wünschen die Erfüllung unseres Willens, die Befriedigung unserer Bedürfnisse. Unsere Bitten um Irdisches und Menschliches werden nicht verurteilt. "Bittet und euch wird gegeben werden", aber auch eine andere Art des Gebetes ist möglich, hinführend zum Gebet der Engel, zu Lob, zum Preis und zur Liebe. Dies ist keine weltliche, sondern eine himmlische Liebe, sie ruft und führt uns zur Sonne der Liebe, an den Thron des Dreieinigen Gottes.

 

Möge bei diesem Fest der Engel unser Herz sich ihnen zuwenden und im Geiste ihre Antwort vernehmen. 

 

Heiliger Erzengel Michael und alle heiligen Engel!  Helft den Leidenden, laßt euch erkennen, lehrt uns beten! Mögen wir die Furcht in unserem Leben abstreifen und unser Glaube und unsere Zuversicht gefestigt werden! Seid uns nahe in unseren irdischen Nöten und Sorgen und erleuchtet unsere Herzen mit dem himmlischen Licht! Amen.

 

 

Heiliger Nektarios von Ägina

 

09. November 

 

Anastasios Kefalas wurde am 1. Oktober 1846 in Selymbria in Ostthrakien (heute Silivri) als Sohn des Thenes und der Vassiliki Kefalas geboren. Zuerst arbeitete er in jungen Jahren als Gehilfe in einem Tabakgeschäft und erhielt dann eine erste schulische Bildung in Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul. 1866 wurde er Lehrer auf der Insel Chios. 1876 konnte er in das berühmte „Neue Kloster“, „Nea Moni“ auf Chios eintreten und erhielt zuerst den Namen Lazaros. Drei Jahre lebte er dort asketisch, dann wurde er vom Metropoliten von Chios zum Mönchsdiakon geweiht und erhielt den Namen Nektarios. In Athen vollendete er 1885 sein Studium und kam dann als Mitglied des Klerus am Apostolischen Sitz von Alexandria nach Ägypten, wo er zum Priester geweiht wurde. 1889 wurde er zum (Titular-) Metropoliten der Pentapolis geweiht.

 

Als Metropolit wirkte Nektarios als Patriarchalvikar von Kairo. Er kümmerte sich besonders um das Vermögen des Patriarchates. Sein Ruhm veranlasste jedoch viele neidische Kleriker, sich gegen ihn zu wenden und zu behaupten, er strebe nach dem Patriarchenthron. 16 Monate nach seiner Weihe zum Metropoliten wurde er erstmals von Patriarch Sofronios angegriffen, seines Amtes als Patriarchalvikar von Kairo enthoben und aus Ägypten weggeschickt. 1891 wurde er zum einfachen Aushilfsgeistlichen auf Euböa bestellt. 1894 wurde er durch königlichen Erlass Direktor des Priesterseminars in Athen. Nach seiner Pensionierung 1908 zog er sich auf die Insel Ägina zurück, wo er das alte Kloster „Zur lebenspendenden Quelle“ neu gründete und der Heiligen Dreieinigkeit weihte. Dort lehrte er, malte Ikonen, ermutigte die Gläubigen und verfasste Bücher, so die 1912/13 in zwei Bänden erschienene „Historische Studie über die Ursachen des Schismas von 1054, über die Gründe der Fortdauer und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Vereinigung der östlichen und der westlichen Kirche“, eine „Historische Studie über das kostbare Kreuz“, eine „Studie über die göttlichen Mysterien“, eine „Christliche Ethik“, einen Katechismus, eine Abhandlung über die Ökumenischen Konzilien, eine Evangelienharmonie und Arbeiten zur Christologie und zur Gottesmutter. In einem umfangreichen Briefwechsel pflegte er einen intensiven Gedankenaustausch auch mit den Kirchen des Westens, unter anderen auch mit dem Abt des unierten Klosters von Grottaferrata bei Rom. 

 

 

Nach seinem Tod nach kurzem Krankenhausaufenthalt am 8. November 1920 in Athen wurde Nektarios unter großer Beteiligung des Volkes nach Ägina überführt und am Klosterhof beigesetzt. Bald begann die Wallfahrt zu seinem Grab, so dass man 1953 das Grab öffnete und seine Gebeine in die Kirche übertrug. Im Jahr 1998 wurden seine Reliquien erhoben. Nektarios wurde einer der beliebtesten Heiligen des griechischen Raumes aus dem 20. Jahrhundert. Am 20. April 1961 wurde Nektarios von der Synode des Ökumenischen Patriarchates in Konstantinopel heilig gesprochen und der 9. November zu seinem Festtag bestimmt.

 

Bei der Erhebung von Nektarios' Gebeinen erklärte Patriarch Petros VII. von Alexandria: „Das Griechische Orthodoxe Patriarchat von Alexandria und Ganz Afrika bittet nun unter meiner Führung und 108 Jahre nach der ungerechten Verbannung des Hl. Nektarios vom alexandrinischen Sitz durch einen Entscheid der Heiligen Synode von Alexandreia den Heiligen um Vergebung für die ungerechten Handlungen der früheren Patriarchen. Seine starke und heilige Persönlichkeit, seine unwiderstehliche Charakterfestigkeit und seine heiligen Lehren sind einige der Beispiele, die wir zusammen mit allen Gläubigen, Klerikern wie Laien, nachahmen sollen. Sein heiliges Leben war der Grund, dass er vom christlichen Bewusstsein der Orthodoxen Kirche als ein "Heiliger unseres Jahrhunderts" anerkannt wurde.“

 

Quelle: Heiligen-Lexikon.

 

 

Der heilige Großmärtyrer Menas von Ägypten

 

11. November

 

Der heilige Basilius der Große berichtet uns über den heiligen Menas, dass er das erste Kind des römischen Präfekten Eudoxius und seiner Frau Euphemia war. Der heilige Menas wurde im Jahre 275 im afrikanischen Phrygien, einer Landschaft im heutigen Libyen geboren. Seine Eltern, Euphemia und Eudoxios, waren sehr wohlhabend und gehörten zu den Notablen der dortigen römischen Provinz Cyrenaica. Die Eltern des Heiligen waren fromme und tugendhafte Christen, die ihren Sohn im christlichen Glauben unterrichteten. Er ging oft in die Kirche und hielt am Beten und Fasten fest, so dass seine Seele mit Tugend erfüllt wurde. Im Alter von 14 Jahren verlor er seine Eltern, blieb aber wegen der guten Erziehung seiner Eltern dem Glauben treu. Mit 15 ging er zum Militär in Kotyeon (afrikanisches Phrygien) und stieg schnell auf. Im Jahr 303 gab Kaiser Diokletian ein Edikt zum Götzendienst heraus, die dazu führt, dass der heilige Menas vom Militär in die Wüste floh um dort Gott in Freiheit zu lobpreisen und seine Leidenschaften durch die Askese zu bekämpfen. Nach fünf Jahren des Fastens, Betens und Lesens der Heiligen Schrift und nachdem sein Herz hinreichend gestärkt war hatte er eine Vision, die ihm Mut machte, seinen Glauben zu bekennen und das Martyrium zu erleiden. Er zögerte nicht, verließ die Wüste und bekannte seine Liebe zu Christus und seinen Glauben. Er wurde gefangen genommen und zur Belustigung der heidnischen Massen öffentlich auf grausame Art gefoltert. Aber der heilige Menas blieb standhaft. Schließlich wurde er im Jahre 309 enthauptet. Vor der Hinrichtung bat Menas noch, man möge seinen Leichnam in Ägypten, seiner Heimat, begraben. Aber die heidnischen Soldaten warfen seinen Leib ins Feuer. Drei Tage später kamen Christen, um seinen unversehrten Leichnam zu bergen und ihn Ägypten, südwestlich von Alexandria zu bestatten. Seine heiligen Reliquien wurden nach Ägypten gebracht und schließlich an der Stelle bestattet, wo die seine Gebeine tragenden Kamele stehen geblieben waren. Über seinem Grab baute man eine Kirche und das Grab wurde zur Pilgerstätte. An Menas' Grab entsprang bald eine wundertätige Quelle. Dort ereigneten sich zahlreiche Wunder und Heilungen. Tausende Pilger besuchten in jedem Jahr das Grab und die Reliquien des Heiligen. So wurde zwischen 320 und 325 eine erste Kirche über dem Grab des hl. Menas errichtet und unter dem heiligen Athanasios dem Großen erweitert. Um den wachsenden Pilgerströmen gerecht zu werden, veranlasste der heilige Theophilos von Alexandria den Neubau einer großen kreuzförmigen Basilika über der Grabstätte in der Zeit von 385 bis 412. Anfang des 6. Jahrhunderts wurde diese Basilika erneut durch einen größeren Neubau ersetzt. Gästehäuser, Bäder und weitere Kirchen wurden für die Pilger errichtet, so dass sich der Pilgerort zu einer kleinen Stadt entwickelte. So entstand bis Ende des 4. Jahrhunderts die Stadt Abu Mena. Im 5./6. Jahrhundert war sie einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Christenheit. Im 7. Jahrhundert zerstörten die persischen Sassaniden die Stadt. Nach der Eroberung des Landes durch die Araber um das Jahr 640 fiel die Pilgerstätte dann unter die Obhut der koptischen Kirche, die sie bis ins Mittelalter weiter unterhielt. Im Jahre 1905 wurde sie von dem deutschen Archäologen und Theologen Carl Maria Kaufmann wieder gefunden, nachdem ihm ein Beduinenjunge eine Ampulle mit der Darstellung des heiligen Menas zwischen zwei Kamelen gebracht hatte, die ihn auf die richtige Spur brachte. Bis heute ist der heilige Menas ein hochverehrter Heiliger in Ägypten, Griechenland im ganzen Nahen Osten. Nachdem die Pilgerstätte im Mittelalter aufgegeben worden war, wurden seine Reliquien von den Kopten nach Kairo überführt. Unter dem koptischen Patriarchen Kyrillos VI. erfolgten ab 1959 Restaurationen in der antiken Stätte. Die koptische Kirche erwarb ein Gelände östlich der antiken Anlagen, um darauf eine neue Klosteranlage zu errichten. 1961 wurde der Grundstein zur Kathedrale gelegt, die Baumaßnahmen starteten 1969. Heute ist die neue Kathedrale fertiggestellt. Im Jahre 1972 wurden die Reliquien des heiligen Menas zum Kloster Deir Abu Mina zurück überführt. Das Kloster mit seiner neuen Kathedrale liegt etwa 70 Kilometer südwestlich von Alexandria in der Mariotis-Wüste. Es ist erneut ein hochverehrtes Pilgerziel für die koptischen Christen in aller Welt.

 

Aufgrund eines großen Wunders wurde der heilige Menas auch Schutzpatron der Stadt Heraklion auf Kreta. Als dort am Osterfest, am 18. April 1826, die Christen sich zur Feier der Osternacht versammelt hatten, kamen die osmanischen Besatzer und wollten Christen töten. Plötzlich erschien in der Kirche ein grauhaariger Mann mit einem Schwert, der die Osmanen vertrieb. Die Muslime erkannten, dass dies ein Wunder des heiligen Menas gewesen war, um die Christen zu retten und begannen, ihn ebenfalls zu verehren und der Kirche Geschenke zu bringen. Im Jahre 1862 begann man mit dem Bau der heutigen Menas-Kathedrale, wozu auch Abdul Aziz, der 32. Sultan des osmanischen Reiches, 40.000 Goldkuruş beisteuerte. Der Kirchenbau wurde im Jahr 1895 abgeschlossen und das Gotteshaus wurde dann im gleichen Jahr geweiht. Das Menas-Wunder wird in Heraklion alljährlich am Osterdienstag gefeiert.

 

Diakon Thomas Zmija

 

 

Der heilige Theodor der Bekenner vom Studionkloster

 

11. November

 

Der heilige Theodor der Bekenner (Θεόδωρος ὁ Στουδίτης) war Igumen des Studionklosters in Konstantinopel. Er wurde im Jahr 758 in Konstantinopel in der Familie des kaiserlichen Steuereinnehmers Photinus und seiner Frau Theoktiste geboren. Seine Eltern waren beide fromme Christen. Der heilige Theodor erhielt die übliche Erziehung für die Angehörigen des byzantinischen Adels und wurde in der Kunst der Rhetorik, der byzantinischen und klassischen Philosophie und der orthodoxen Theologie ausgebildet.

 

In dieser Zeit war die Häresie des Ikonoklasmus im byzantinischen Kaiserreich weit verbreitet. Auch der damals regierende oströmische Kaiser Konstantin Kopronymos (741-775) hing dieser Irrlehre an. Die theologischen Ansichten des Kaisers und seines Hofes widersprachen dem orthodoxen Glauben des Photinus, der daraufhin sein Regierungsamt niederlegte. Später verteilten die Eltern des heiligen Theodor im gegenseitigen Einvernehmen ihre Vermögen an die Armen, trennten sich voneinander und gingen ins Kloster. Ihr Sohn Theodor wurde in Konstantinopel dadurch bekannt , dass er an den zahlreichen theologischen Streitgesprächen zur Ikonenverehrung teilnahm und die orthodoxe Lehre sachkundig und klug vertrat.

 

Der heilige Theodor war in der klassischen Redekunst ausgebildet und beherrschte die Terminologie und die Logik der klassischen und byzantinischen Philosophen. Deshalb  debattierte er oft mit den sich im Irrtum des Ikonoklasmus Befindenden. Seine Kenntnis der Heiligen Schriften, der Werke der heiligen Väter und der christlichen Dogmen war so umfassend, dass niemand seine Darlegungen begründet widerlegen konnte.

 

Das Siebte Ökumenische Konzil beendete dann den Bilderstreit und brachte unter der heiligen Kaiserin Irene wieder Frieden in die Kirche. Dieses heilige ökumenische Konzil verwarf als höchste Autorität in der rechtgläubigen Kirche verdammte die falschen Theologumena der Ikonoklasten für immer.

 

Unter den Vätern des Konzils war auch der heilige Platon, ein Onkel des heiligen Theodor, der lange Zeit als  Asket auf dem Berg Olymp gelebt hatte. Als Altvater, der von der Gnade des Heiligen Geistes ganz erfüllt war, bewegte er seine Neffen Theodor und dessen Brüder Joseph und Euthymius nach dem Konzil zum monastischen Leben.

 

Die Brüder verließen Konstantinopel und gingen nach Sakkoudion, unweit des bythinischen Olymp. Die dortige Einsamkeit und Schönheit des Ortes sowie seine Unzugänglichkeit waren die Gründe für den Altvater, sich dort mit seinen Neffen anzusiedeln und eine kleine Bruderschaft zu beginnen. Die Brüder bauten dort eine Kirche zu Ehren des heiligen Johannes dem Theologen und allmählich begann die Anzahl der Mönche in der Bruderschaft zu wachsen. So entstand ein Kloster dessen Igumen der heilige Platon wurde. 

 

Das Leben des heiligen Theodor war vom Eifer für die Askese erfüllt. Er übte sich ohne Unterlass im Gehorsamsdienst, hielt die Fastenzeiten besonders streng hielt ein und beichtete jeden Tag bei seinem geistlichen Vater dem heiligen Platon indem er seinem Altvater all seine Taten und Gedanken offenlegte und sorgfältig dessen geistliche Ratschläge und monastischen Anweisungen befolgte.

 

Der Theodor verbrachte viel Zeit mit seiner täglichen geistlichen Betrachtung. Unermüdlich las er in den Heiligen Schriften und den Werke der Heiligen Väter. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit den Schriften des heiligen Basilius dem Großen die ihm gleichsam Nahrung  der Seele waren.

Nach einigen Jahren im Kloster wurde der heilige Theodor auf Wunsch seines geistlichen Vaters zum Priester geweiht. Als der heilige Platon im Herrn entschlief, wählte die Bruderschaft einstimmig den heiligen Theodor zum neuen Igumen. Dem vor seinem Tode geäußerten Wunsch seines Altvaters nachkommend nahm der heilige Theodor die Wahl der Bruderschaft an und legte sich selbst noch größere Strenge auf dem Weg der Askese auf. Er erzog die anderen Brüder durch das Beispiel seines tugendhaften Lebens und auch durch glühende väterliche Belehrungen.

 

Als aber der byzantinische Kaiser Konstantin VI. (780-797) die kanonischen Gesetze der Kirche verletzte und die göttlichen Bestimmungen zur christlichen Ehe übertrat, war der heilige Theodor nicht bereit, die Ruhe des klösterlichen Lebens der Verteidigung der kanonischen Ordnung vorzuziehen. Der heilige Theodor schrieb einen mutigen Brief an die anderen Klöster, in welchem er Kaiser Konstantin VI. für aus der Gemeinschaft  der Kirche exkommuniziert erklärte.

 

Der heilige Theodor und zehn seiner Mitasketen wurden daraufhin vom Kaiser ins Exil in die Stadt Thessaloniki geschickt. Aber auch dort verstummte die belehrende Stimme des Mönches nicht. Dabei ging es dem heiligen Theodor nicht um eine hartherzige Rechthaberei, sondern darum, dass der Kaiser durch sein egoistisches Handeln einerseits sein Seelenheil gefährdete und anderseits die Ordnung des kirchlichemn Lebens belastete.

 

Bei der Rückkehr auf den Thron im Jahre 796 rief dann die heilige Kaiserin Irene den heiligen Theodor aus der Verbannung zurück und ernannte ihn zum Igumen des Studion-Klosters in Konstantinopel, das dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht war und in dem nur noch zwölf Mönche lebten. Der Heilige stellte die geistliche Strahlkraft des Klosters durch sein asketisches Beispiel rasch wieder her. Auch restaurierte und erweiterte er die Klostergebäude  und bald schon waren über tausend Mönche zusammengekommen, um unter der väterlichen Führung des heiligen Theodor den monastischen Lebensweg zu gehen.

 

Der heilige Theodor verfasste eine Regel für das mönchische Leben, die sogenannte „Studiten-Regel“, die das geistliche und monastische Leben im Studion-Kloster regelt. Er schrieb außerdem viele Briefe gegen immer noch offen oder verborgen gegen die Orthodoxie vorgehenden Ikonoklasten. Wegen seiner theologisch- dogmatischen Schriften Werke und seiner Kanones nannte ihn der heilige Theoktistos „einen feurigen Lehrer der Kirche“.

 

Nachdem Nikephorus die fromme Kaiserin Irene absetzt hatte und selbst den byzantinischen Kaiserthron bestieg, verletzte auch er die Kanones der orthodoxen Kirche, indem er einen zuvor exkommunizierten Priester eigenmächtig wieder in die Kirche aufnahm. Der heilige Theodor klagte wiederum furchtlos das Handeln des Kaiser an. Darauf lies Nikephorus den heiligen Theodor foltern und danach wieder ins Exil schickt, wo er mehr als zwei Jahre zubringen musste.

 

Schließlich wurde er vom sanftmütigen und frommen neuen Kaiser Michael begnadigt. Um dann aber einen Bürgerkrieg zu vermeiden, verzichtete Kaiser Michael zugunsten seines Militärführers Leo dem Armenier auf den Kaiserthron.

 

Der neue Kaiser Leo aber entpuppte sich schon bald nach seinem Regierungsantritt als Anhänger des Ikonoklasmus. Die Bischöfe und Lehrer der Kirche bemühten sich vergeblich um die Einsicht des Herrscher in sein unfrommes Handeln. Der Ikonoklast Leo verbot die Verehrung der heiligen Ikonen und lies sie öffentlich schänden. Betrübt über diesen gottlosen Frevel führte der heilige Theodor seine Mitbrüder in einem Kreuzgang (Prozession) rund um das Studion-Kloster, bei der sie die heiligen Ikonen mit sich trugen und das Troparion der Ikone des Nicht-von-Menschhand-gemachten-Bildes des Erlösers sangen (Gedenktag: 16. August). Der Kaiser war daraufhin sehr zürnt und bedrohte den heiligen Theodor mit dem Tod. Dor der Heilige lies sich durch das Auftreten des gottlosen Kaisers nicht einschüchtern, sondern fuhr vielmehr fort, die Gläubigen zu ermutigen und im Festhalten am orthodoxen Glauben zu bestärken. Daraufhin verurteilte Kaiser Leo den heiligen Theodor und seinen Schüler Nikolaus zum Exil. Zuerst wurden sie nach Illyrien in der Festung Metopa und später nach Bonias in Anatolien gebracht. Aber selbst aus dem Gefängnis heraus führte der Bekenner seinen Kampf gegen die Irrlehre des Ikonoklasmus unbeirrt weiter.

 

Gepeinigt von den Folterknechten die der Kaiser nach Bonias entsandt hatte, fast ohne Speise und Trank, von Wunden bedeckt und kaum noch lebendig, ertrugen der heilige Theodor und Nikolas alles im Gebet und der Dankbarkeit gegenüber dem Ratschluss Gottes. In Smyrna, wohin die Märtyrer von Bonias aus verbracht worden waren, heilte der heilige Theodor einen militärischen Befehlshaber von einer schweren Krankheit. Dieser Offizier war ein Neffe des Kaisers Leo und teilte dessen ikonoklastische Einstellung. Der heilige Theodor forderte ihn auf, seine bösen bilderfeindlichen Handlungen von Herzen zu bereuen und sich wieder der Orthodoxie zuzuwenden. Jedoch war seine Bekehrung nur von kurzer Dauer. Kurz darauf wandte er sich wieder dem ikonoklastischen Irrtum zu und erlitt am Ende einen schweren Tod.

 

Der Ikonoklast Leo der Armenier wurde am Ende von seinen eigenen Soldaten ermordet und durch den ebenfalls ikonoklastisch orientierten, wenngleich weniger radikalen und deshalb gegenüber den Orthodoxen toleranten Kaiser Michael II. ersetzt. Dieser befreite alle orthodoxen Väter und Bekenner aus dem Gefängnis, verbot aber weiterhin die Ikonenverehrung in Konstantinopel.

 

Der heilige Theodor wollte nicht nach Konstantinopel zurückkehren und beschloss, sich in Bithynien am Vorgebirge von Akrita niederzulassen, nahe der Kirche des heiligen Märtyrers Tryphon. Trotz ernsthafter Erkrankung zelebrierte er täglich die Göttliche Liturgie und unterwies die Bruderschaft auf ihren asketisch- monastischen Lebensweg.

 

Als er sein Ende nahen spürte, versammelte er die Brüder und bat sie, die Orthodoxie zu bewahren, die heiligen Ikonen zu ehren und die monastischen Lebensregeln zu bewahren. Dann wies der Heilige sie an, Kerzen zur Hand zu nehmen und die Kanon-Hymne beim Abschied der Seele vom Leibe anzustimmen. Genau bei den Worten „Ich werde Deine Gebote nie missachten, denn durch sie habe ich gelebt“ entschlief der heilige Theodor im Herrn. Dies geschah im Jahre 826. Zur selben Stunde hatte der heilige Hilarion von Dalmatien eine Vision, bei der himmlisches Licht erschien, Gesang und eine Stimme zu hören waren: „Dies ist die Seele des heiligen Theodor, der bis aufs Blut für die heiligen Ikonen gelitten hat und nun zum Herrn heimgeht.“

 

Quelle: Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan unter Verwendung des Synaxarions.

 

Zu Gedenken unseres Vaters unter den Heiligen

Martin des Barmherzigen,

des Bischofs von Tours

 

12. November

 

In den griechischen Synaxarien wird seiner am 12. November gedacht, in den slawischen am 12.Oktober. Im lateinischen Westen aber wird sein Fest von Alters her am 11. November gefeiert, dem Tag seines Begräbnisses. 

 

Der heilige Martin war der Sohn eines römischen Offiziers und wurde im Jahre 316 in Sabaria in Pannonien im heutigen Ungarn geboren, wo sein Vater stationiert war. Doch er wuchs er in dessen Heimatstadt Pavia in Italien auf. Obwohl seine Eltern Heiden waren, besuchte er vom Alter von 10 Jahren an die Kirche und bat um Aufnahme als Katechumene. Als er von den Heldentaten der Wüstenvater hörte, träumte er davon, Mönch zu werden, doch er musste sich dem Willen seiner Eltern fügen und wurde Soldat. Dieser Beruf hinderte ihn jedoch nicht, die christlichen Tugenden zu pflegen. Im Alter von 18 Jahren, als er in Amiens in Gallien stationiert war, begegnete er an einem kalten Wintertag am Stadttor einem Armen, der nackt war und vor Kalte zitterte. Da schnitt er mit dem Schwert seinen Mantel entzwei und gab dem Armen die eine Hälfte. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus, mit jener Mantelhälfte bekleidet, und er hörte Ihn zu den Ihn begleitenden Engeln sagen: „Obwohl er erst Katechumene ist, hat mich Martin mit diesem Gewand bedeckt.“ Kurz nach diesem Ereignis empfing Martin die heilige Taufe. Er wollte sich aus der Armee zurückziehen und Mönch werden, doch erst lange danach, im Jahr 356, erlaubte man ihm, seinen Abschied von der kaiserlichen Garde zu nehmen.

Er ging sogleich nach Poitiers, zum heiligen Hilarius, dem großen Verteidiger der Orthodoxie gegen die arianische Häresie im Westen, so wie es der heilige Athanasius im Osten war. Als der heilige Hilarius nach Phrygien verbannt wurde, besuchte Martin seine Eltern, bekehrte seine Mutter zu Christus und widmete sich in Illyrien und Italien dem Kampf gegen die Arianer, von denen er viel zu leiden hatte. Als der heilige Hilarius aus dem Exil zurück kam, schloss er sich ihm an und lies sich in einer kleinen Zelle in Liguge bei Poitiers nieder. So wurde er zu einem der Begründer des Mönchtums in Gallien. Im Jahre 371 weihte man ihn gegen seinen Willen zum Bischof von Tours. Er fuhr indessen fort, in Armut und Demut zu leben. Wie sein Biograph, Sulpicius Severus, schreibt: „Er hatte die ganze Würde eines Bischofs und bewahrte dabei die Lebensart und Tugend eines Mönches.“ Er wohnte nicht in der prunkvollen Bischofsresidenz, sondern in einer einfachen Zelle nebenan, und als er durch den wachsenden Besucherstrom zu sehr gestört wurde in seinen geistlichen Übungen, zog er sich in eine Einsiedelei zwei Meilen außerhalb der Stadt zurück. Daraus entstand später das Kloster Marmoutier. Der Bischof wohnte in einer kleinen aus Holz gezimmerten Zelle, während sich die Brüder, die zu ihm kamen, in den Höhlen des überhängenden Felsens niederließen. Rund 80 Mönche lebten hier bald in vorbildlicher christlicher Armut und Eintracht. Sie arbeiteten nur soviel, wie für ihren Unterhalt nötig war, und widmeten ihre übrige Zeit dem Gebet und der inneren Betrachtung, unter der väterlichen Anleitung des heiligen Martin. Doch bei aller Liebe zur Stille und zum Gebet war dem Heiligen seine apostolische Sendung in dem noch weitgehend heidnischen Gallien wohl bewusst. Das Evangelium war zwar in die Städte gedrungen, doch auf dem Land herrschten nach wie vor Götzenkult und Aberglaube. Als Erster gründete der heilige Martin in seiner Diözese Kirchgemeinden auf dem Land. Er durchwanderte das Land und predigte, wobei er seine Worte durch zahlreiche Wunder bekräftigte, so dass die Menschen von selbst ihre Götzenbilder zerschlugen. Wo er auch hinkam, wurden die Kranken gesund, die Toten standen auf, die Ungläubigen fanden zum Glauben, so als wäre Christus selbst in der Person des Heiligen wiederum gegenwärtig unter den Menschen. Sein Wort hatte bei den Mächtigen dieser Welt Gewicht. Dreimal begab er sich nach Trier zum Kaiser des Westens, um Fürbitte einzulegen für sein Volk. Wie Christus selbst und alle Seine Junger hatte auch der heilige Martin mancherlei Verleumdungen, Verachtung und ungerechte Anklagen zu erdulden, und wie sie trug er sie mit Langmut, ohne seine Ruhe und Liebe zu verlieren. Im Alter von 81 Jahren erkrankte er. Er legte sich auf Asche und sagte: „Es geziemt sich nicht für einen Christen, anders zu sterben als auf Asche. Gäbe ich euch ein anderes Beispiel, versündigte ich mich.“ Als der Teufel kam, um ihn ein letztes Mal zu versuchen, sagte er zu ihm: „Du wirst in mir nichts finden, das dir gehört. Abrahams Schoß erwartet mich.“ Nach diesen Worten entschlief er, und sein Antlitz strahlte wie das eines Engels. Dies geschah am 8. November 397. Der heilige Bischof wurde am 11. November in Tours bestattet, im Beisein einer riesigen Menge von Gläubigen aus der ganzen Region. 

 

Quelle: Das Synaxarion, Die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, hrsg. vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2005-2006. 

 

 

Der heilige Märtyrer-Bischof Clemens von Alt- Rom

 

11. November

 

Der heilige  Clemens wurde im heidnischen Glauben erzogen. Eines Tages hörte er eine Predigt des heiligen Apostels Barnabas und hatte gefunden, wonach er immer schon gesucht hatte. Er ließ sich vonm Apostel Barnabas taufen und zum heiligen Apostel Petrus führen. Dieser lernte den jungen Clemens in der Folgezeit schätzen und ernannte ihn selbst noch zu seinem Nachfolger als Bischof der Stadt Rom.

 

Doch nach dem Tod von Petrus im Jahr 64 weigerte sich der heilige Clemens zunächst, die Nachfolge des heiligen Apostels Petrus als Bischof der Stadt Rom anzutreten. So wurden erst noch die Heiligen Linus und Anakletus zu Bischöfen von Rom gewählt, bis sich der heilige Clemens um 90/92 dem Wunsch von Klerus und Volks beugte und das Amt, wie es bereits der heilige Apostel Petrus gewünscht hatte, annahm. Über seine Amtszeit als Bischof ist kaum etwas überliefert, jedoch bekehren sich führende Angehörige des römischen Adels, ja sogar Angehörige des römischen  Kaiserhauses zum christlichen Glauben.

 

Deshalb wurde der heilige Clemens aus Rom verbannnt und musste auf Anordnung des Kaisers Trajan in den berüchtigten Marmorsteinbrüchen von Cherson auf der Krim Zwangsarbeit verichten. In den Steinbrüchen herrschte akuter Wassermangel, die Zwangsarbeiter drohten teilweise zu verdursten. Als der heilige Clemens einmal sah, wie ein Lamm an einer bestimmten Stelle mit dem Huf scharrte, grub er mit den Händen nach, und plötzlich sprudelte eine Quelle aus dem Boden. Der wutentbrannte Kaiser ließ den heiligen Clemens schließlich mit einem Anker um den Hals ins Meer stürzen und die Neugetauften hinrichten.

 

Der heiligen Slawenapostel Cyrill hat die Reliquien des heiligen Clemens dann im Jahr 868 nach Rom zurückgebracht, wo sie in der Kirche S.Clemente beigesetzt wurden. In Cherson gibt es bis heute das erste Grab des heiligen Märtyrer-Bischofs. Als der heilige apostelgleiche Großfürst Vladimir im Jahre 988 im Baptisterium der Kathedralkirche von Cherson die Taufe erhalten hatte und dort auch die Ehe mit der purpurgeborenen oströmischen Prinzessin Anna geschlossen hatte, berichten uns altrussischen Quellen, dass der Großfürst  "…Priester von Cherson mit den Reliquien des heiligen Clemens und seines Schülers Phöbus nach Kiew mitgenommen…" habe. Nach der Fertigstellung der Zehentkirche (Desjatina) in Kiew wurden neben "allem anderen, was er (der heilige Vladimir) in Korsun-Cherson mitgenommen hatte", auch die Clemensreliquien an diese Kirche gegeben. Spätestens seit dem Jahr l048 lässt sich das Haupt des heiligen Clemens in Kiew nachweisen. Heute ruht das myronfließende Haupt des heiligen Clemens im Kiewer Höhlenkloster.

 

Der heilige Clemens erlangte durch einen späterin der Kirche viel gelesenen Brief, den ersten Klemensbrief, an die Gemeinde in Korinth große Berühmtheit. Auch wenn dieser Brief an die Korinther nicht in das Neue Testament aufgenommen worden ist, gehört er jedoch zu den bedeutendsten Schriften der alten Kirche. Der lange Brief besteht aus 65 Kapiteln. Darin beschreibt der heilige Bischof von Alt-Rom die Situation der römischen Kirche am Ende des ersten Jahrhunderts, die, obwohl sie Verfolgung erlitt, fest in Glaube und Liebe zusammenhielt. der heilige Clemens erinnert uns daran, „dass den einzelnen Gliedern des Leibes Christi gemäß der empfangenen Berufung verschiedene Dienste und Aufgaben zukommen. Der Brief ist ein schönes Beispiel für die apostolische Struktur der Kirchenverfassung in der frühen Kirche, die in der Orthodoxie bis heute treu bewahrt worden ist.

 

Troparion  im 4. Ton: Der du von Gott durch Wundertaten herrlich die Enden der ganzen Welt in Staunen versetztest, o Hieromärtyrer, bewirkst du übernatürlich die Zerteilung der Wasserfläche im Meere für die, welche zu deinem ehrwürdigen Gedächtnis immer eifrig kommen, zu der von Gott ihnen dargebotenen Kirche, zu deinen wundertätigen Reliquien: und wegen der Wallfahrt des ganzen Volkes bringst du wunderbar das Meer in eine Strömung; o großer Wundertäter Klemens, bitte Gott, zu erretten unsere Seelen.
Kondakion  im 2. Ton: Als des göttlichen Weinbergs priesterlich gekleideter Rebstock bist du allen erschienen. Die Süßigkeit der Weisheit träufelnd, durch deine Gebete, o Allverehrter, damit wir dir, das geistliche Lied wie ein kostbares Purpurgewand darbringen: Heiliger Klemens, errette deine Knechte.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Der heilige Großmärtyrer Menas war zunächst ein römischer Soldat aus Ägypten. Später wurde er Mönch und danach Abt des Klosters Bawit in Ägypten. Der heilige Großmärtyrer Menas war ein Menschen, der mit seiner Christusnachfolge radikal ernst gemacht hat und deshalb für unzählige Menschen zum Vorbild und Fürsprecher bei Gott geworden ist. Bei der letzten großen Christenverfolgung der Antike unter Kaiser Diokletian hat er im Jahre 296 das Martyrium wegen seines christlichen Glaubens und seines Bekennermutes erlitten. Als heiliger Großmärtyrer wird Menas besonders in der Kirche Ägyptens, aber auch in Griechenland sehr verehrt. Sein Beispiel hat dort viele Christen in der Zeit des türkisch-muslimischen Jochs aufgerichtet und bestärkt, unverbrüchlich an ihrem Glauben festzuhalten. An seinem Grab etwa 40 km südwestlich von Alexandrien entsprang einst eine wundertätige heilige Quelle. Dort und an seinen heiligen Reliquien  ereigneten sich zahlreiche Wunder.Die Berichte über diese Wunder sind bis heute in den verschiedensten Sprachen erhalten geblieben . Die Pilger kamen aus allen christlichen Ländern und brachten Ampullen mit heilendem Öl, das man über die Reliquien des heiligen Menas gegossen hatte,  bis nach Deutschland. Tausende Pilger suchten das Heiligtum in der christlichen Antike auf. Bis heute ist es eine Stätte des Gebetes für die Christen in Ägypten geblieben. Die Stadt, die um das Grab herum entstanden ist, Abu Mena (Menasstadt), war bis zum 10. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort. Heute aber ist sie eine Ruinenstätte geworden.

 

 

Der heilige Großmärtyrer Menas

 

11. November

 

Thomas Zmija

 

Der heilige Mennas war das erste Kind der frommen Christen Euphemia und Eudoxios. Sein Vater war als Präfekt ein hoher römischer Militärbeamter in Ägypten. So wuchs der heilige Menas im christlichen Glauben auf. Oft besuchte der Heilige mit seiner Familie die Gottesdienste der Kirche und führte ein tugendhaftes, an Beten und Fasten orientiertes Leben. Im Alter von 14 Jahren verlor der heilige Menas seine Eltern. Ein Jahr später trat der heilige Menas in das römische Heer in Kotyeon in der Provinz Phrygien in Kleinasien ein. Dort macht schnell Kariere und stieg in den Offiziersrang auf. Als im Jahr 303 die heidnischen Kaiser Diocletian und Maximian per Erlass das allgemeine Götzenopfer für alle Bürger des römischen Reiches anordneten und die sich dem verweigernden Christen schwer zu verfolgen begannen, verteilte der aufstrebende römische Offizier Menas sein gesamtes Erbe an Hilfebedürftige und floh anschließend aus dem römischen Militärdienst und begab sich in die ägyptische Wüste, um dort Gott in Freiheit zu lobpreisen und seine Leidenschaften durch Askese zu bekämpfen. Nach fünf Jahren des Fastens, Betens und Lesens der Heiligen Schrift und nachdem sein Herz hinreichend gestärkt war hatte er eine Vision, die ihm den Mut gab, seinen christlichen Glauben offen zu bekennen und das Martyrium um Christi willen zu erleiden. Der heilige Menas zögerte nun nicht länger. Er verließ die ägyptische Wüste und begab sich erneut nach Phrygien in seine alte Garnisonsstadt Kotyeon. Dort wurde er bald erkannt und ergriffen. Daraufhin bekannte er seine Liebe zu Christus und seinen unverrückbaren christlichen Glauben. So wurde er zur Belustigung der heidnischen Massen öffentlich im Stadion auf grausame Art gefoltert, doch der heilige Mennas blieb standhaft. Schließlich erlitt er das Martyrium durch Enthauptung.

 

A miracle of Saint Menas took place in 1826 in Herakleion, Crete. Five years prior was the beginning of the Greek Revolution and the Turks had slaughtered a great number of Greeks in Crete, most noteworthy being the Metropolitan of Crete together with many of his bishops of various districts on June 24, 1821 in the Cathedral of Saint Menas, together with the officiating priest who was slaughtered on the very altar during the Divine Liturgy.Five years later the Turks were devising another slaughter of the Christians on April 18, 1826, which was the Feast of Pascha when all Christians of the city would gather to celebrate the Feast of Feasts. To distract them they set fires on Pascha in various areas of the city and many gathered towards the church to celebrate the feast and sing “Christ is risen!”

 

As the gospel was being read proclaiming the Resurrection Feast suddenly a gray haired man appeared and began running around the church holding a sword, and the faithful saw him chase away the Turks who were devising the slaughter.

 

The Turks thought the man was a fellow Muslim who was sent by the governor of the city to call off the slaughter. However the governor assured them he had sent no one and in fact had not left his home that night. It was then that the Turks realized that this was a miracle of Saint Menas to save the Greeks. It is for this reason that Muslims began honoring Saint Menas and bringing gifts to the church.

 

This miracle is celebrated every year on Bright Tuesday following Pascha in the city of Herakleion. It is also during the Vespers Service of the feast that the relic of Saint Menas is displayed for veneration by the faithful.

 

 

Vor der Hinrichtung bat Mennas noch, man möge seinen Leichnam in Ägypten, seiner Heimat, begraben. Die römischen Heiden warfen jedoch seinen heiligen Leib ins Feuer. Drei Tage später kamen die phrygischen Christen, um seinen unversehrten Leichnam zu bergen.

 

Als dann fromme junge christliche Offizier Athanasios seine Kohorte  nach Mariut in Ägypten führte, um die dortigen Angriffe der Barbaren einzudämmen, nahm er im Jahre 315 die Reliquien des heiligen Menas mit sich, um den letzten irdischen Wunsch des Heiligen zu erfüllen. Nach einer beschwerlichen Seereise erreichten sie glücklich den Hafen von Alexandria. Dort luden sie die heiligen Reliquien auf ein Kamel, um sie durch die Sümpfe der Mariotis tragen zu lassen. Als sie schließlich in der Wüste ankamen, verweigerte das Kamel den Weitertransport. Als sie das Kamel aufrichten wollten, bewegte es sich nicht. Sie schlugen es sehr hart, aber das Kamel stand still und bewegte sich nicht von der Stelle. Daraufhin luden sie den heiligen Leib des Märtyrers  auf ein anderes, noch stärkeres Kamel. Auch dieses bewegte sich nicht vom Fleck. Sie brachten ihn dann von einem Kamel zum anderen, bis sie die heiligen Reliquien auf alle Kamele geladen hatten. Da verstand nun der Heerführer Athanasios verstand, dass es Gottes Wille war, den Leib des heiligen Menas an diesem Ort zu lassen.

 

Über seinem Grab erbauten die christlichen Soldaten eine keine einfache Kirche. Im Laufe der folgenden Jahre kamen immer wieder Pilger an das Grab des heiligen Großmärtyrers Menas um dort zu beten. In dieser Zeit ereigneten sich viele wunderbare Heilungen Kranker am Grabe des heiligen Menas, so dass immer mehr Pilger den Ort besuchten.

 

 

Die erste richtige Kirche wurde dann zwischen 320 und 325 über dem Grab des heiligen Großmärtyrers Menas errichtet und unter dem heiligen Athanasios dem Großen bedeutend erweitert. Um dem wachsenden Pilgerstrom gerecht zu werden, veranlasste Patriarch Theophilos von Alexandria in den Jahren 385 bis 412 einen kompletten Neubau in Form einer großen kreuzförmigen Basilika über der Grabstätte des heiligen Großmärtyrers. Anfang des 6. Jahrhunderts wurde diese Basilika erneut durch einen größeren Neubau ersetzt. Nach der islamischen Eroberung Ägytens blieb das christliche Heiligtum zunächst unangetastet, aber im Jahre 836 ließ der Kalif Mutasim diese und andere Kirchen in Ägyten zerstören. Der koptische Patriarch Anba Yusab (Joseph) konnte den zerstörten Bau jedoch nur teilweise durch eine fünfschiffige Basilika mit einer Apsis im Osten im Westteil der ehemaligen Basilika ersetzen lassen. Als im 14. Jahrhundert die Pilgerströme zusehends ausblieben und es darauf zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang in dieser Region kam wurden in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Reliquien des heiligen Großmärtyrers Menas nach Alt-Kairo in die dortige Kirche des heiligen Menas in Fumm el-Chalīg überführt.

 

 

Unter dem koptischen Patriarchen Kyrillos VI. erfolgten ab dem Jahre 1959 die Wiederherstellung der christlichen Pilgerstätte. Dafür erwarb die koptische Kirche das Gelände östlich der antiken Anlagen, um dort eine neue Klosteranlage zu errichten. Im Jahre 1961 wurde dann der Grundstein zum Bau der neuen Kathedrale gelegt. Der eigentliche Bau begann dann im Jahre 1969. Seit dem Jahr 2005 ist die Kathedrale so gut wie fertiggestellt. Im Jahre 1962 wurden Teile der Reliquien des heiligen Menas in das neuerbaute  Kloster zurücküberführt.

 

Wie an vielen anderen heiligen Ort in ganz Ägypten verehren orthodoxe, katholische und altorientalische Christen den heiligen Menas in Abu Mena gemeinsam

 

Das koptische Kloster kann nur mit dem Auto erreicht werden. Die einfachste Anreisemöglichkeit besteht in der Nutzung eines Taxis von Alexandria aus. Der Taxifahrer sollte aber ortskundig sein.

Das Kloster beherbergt neben den Unterkünften für die Mönche sieben Kirchen: die wichtigsten sind die Kirche der heiligen Jungfrau Maria und die Kathedrale des heiligen Menas. Die Kathedrale beherbergt die Reliquien des heiligen Menas (in einem Raum südlich des Hauptschiffes). Das Kloster ist täglich in der Zeit von 6 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. In der Großen Fastenzeit kann das Kloster nicht besucht werden.

 

Unterkunftsmöglichkeiten finden Sie im nahe gelegenen Alexandria oder el-ʿAlamein. Ob Gästezimmer im Kloster zur Verfügung stehen, erfahren Sie auf Anfrage beim Kloster.

 

 

Zu Gedenken unseres Vaters unter den Heiligen

Johannes Chrysostomos,

des Erzbischofs von Konstantinopel

 

13. November

 

Der heilige Johannes, seit dem 6. Jahrhundert Chrysostomos (griechisch Goldmund) genannt, wurde zwischen 344 und 354 in Antiochien als Sohn einer vornehmen Familie geboren und von seiner frommen Mutter Anthusa, die mit 20 Jahren Witwe geworden war, erzogen. Seine Lehrer waren der Philosoph Andragathius und der berühmte Rhetor Libanius. Wie andere große Kirchenväter des 4. Jahrhunderts empfing auch der heilige Johannes die Taufe erst als Erwachsener im Jahre 372. Zunächst führte er im Hause seiner Mutter ein asketisches Leben, dann weilte er vier Jahre lang unter der Leitung eines alten Eremiten und zwei Jahre lang allein als Mönch in den Bergen bei Antiochien. Schon seit seiner Taufe empfing er zusammen mit Theodor (später Bischof von Mopsuestia) durch Diodor (später Bischof von Tarsus) theologischen Unterricht. Seine geschwächte Gesundheit zwang ihn zur Rückkehr in die Stadt, wo er im Jahre 381 Diakon und 386 Presbyter wurde. Bis 397 wirkte er als Prediger an der Hauptkirche von Antiochien. Hier hielt er seine besten exegetischen Homilien und begründete seinen Ruf als Prediger.

 

Seine Beredsamkeit zeigte sich besonders in den 21 Homilien, die er 387 anlässlich eines wegen Steuererhöhung entstandenen Aufruhrs hielt, bei dem die kaiserlichen Bildsaulen umgestürzt wurden (Säulenhomilien). In der letzten Predigt am Osterfest konnte Johannes mitteilen, dass Bischof Flavian in Konstantinopel vom Kaiser für die Stadt volle Amnestie erwirkt habe. Im Jahre 397 wurde Johannes auf Befehl des Kaisers Arkadius durch eine List nach Konstantinopel entführt und trotz seines Sträubens zum Nachfolger des verstorbenen Patriarchen Nektarius bestimmt; Theophilus von Alexandrien musste ihn zum Bischof ordinieren (26. 2. 398). In Konstantinopel lebte der heilige Johannes sehr einfach und tat viel für die Armen und Kranken. Er versuchte allerlei kirchliche Missstände abzustellen; u. a. lies er auf einer Synode in Ephesus mehrere Bischöfe absetzen, die durch Bestechung in ihr Amt gelangt waren.

 

 

Durch die politischen Wirren und Intrigen, die dem Sturz des mächtigen Ministers Eutropius (399) folgten, zog er sich auch den Hass der Kaiserin Eudoxia zu. Seine Hauptgegner wurden die Bischöfe Severian von Gabala, Akacius von Beroa, Antiochus von Ptolemais, vor allem aber der machtlüsterne Theophilus von Alexandrien, der die frühere Vormachtstellung seiner Kirche im Osten retten wollte, die seit 381 durch den Bischof der Kaiserstadt gefährdet erschien. Als sich Theophilus wegen verschiedener von den Mönchen der nitrischen Wüste erhobener Anklagen in Konstantinopel verantworten sollte (402), gab er dem heiligen Johannes die Schuld und holte zum Gegenschlag aus. Im August 403 hielt er auf der von 36 Bischöfen besuchten Eichensynode – so benannt nach einem Landgut bei Chalkedon – über den heiligen Johannes Gericht und lies ihn wegen seiner dreimaligen Weigerung zu erscheinen, absetzen: Der heilige Johannes wurde vom Kaiser verbannt. Da ein Unfall im Palast die Kaiserin in Schrecken versetzt hatte, wurde der heilige Johannes schon am nächsten Tage zurück gerufen. Nach zwei Monaten fühlte sich die Kaiserin durch eine Predigt des heiligen Johannes beleidigt, so dass seine Gegner von neuem gegen ihn tätig werden konnten. Mit Waffengewalt wurde in der Osternacht die Taufe verhindert und gegen den heiligen Johannes ein Mordanschlag versucht. Es misslang zwar der Versuch, den heiligen Johannes durch eine neue Synode absetzen zu lassen, aber die bischöflichen Gegner erwirkten vom Kaiser erneut ein Verbannungsdekret, dem der heilige Johannes alsbald folgte (09. 06. 404), um Ruhestörungen zu vermeiden. Der erste Verbannungsort war Kukusus in Armenien; als der heilige Johannes drei Jahre später nach dem fernen Pityus am Ostufer des Schwarzen Meeres gebracht werden sollte, starb er(14. 09. 407) auf dem Wege in Komana in Pontus. Kaiser Theodosius II., der Sohn der Eudoxia, lies die Gebeine des Heiligen am 27.1.438 in der Apostelkirche zu Konstantinopel feierlich beisetzen. 

 

 

Der schriftliche Nachlass des heiligen Johannes Chrystostomus ist umfangreicher als der aller anderen christlichen Schriftsteller des Ostens, soweit ihre Werke erhalten sind. Im Westen ist ihm nur der selige Augustinus vergleichbar. Inhaltlich bieten die Schriften des heiligen Johannes Chrysotomus nicht nur dem Theologen, sondern auch dem Kulturhistoriker reichliches Material. Der heilige Johannes war vor allem Prediger und praktischer Seelsorger; er ist der bedeutendste Homilet der orthodoxen Kirche. Der größte Teil der Schriften besteht daher aus Predigten (Homilien) und anderen Reden, die häufig von Stenographen aufgezeichnet und danach veröffentlicht wurden. Die Predigten, die oft zwei Stunden dauerten, haben die griechischen Zuhörer infolge ihrer rednerisch wirksamen Darbietung nicht ermüdet. Sie erschienen ihnen meisterhaft belebt durch Bilder und Gleichnisse, Anknüpfungen an Zeitumstande und interessante Erläuterungen. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija unter Verwendung von Altaner-Stuiber, Patrologie, Leben, Schriften und Lehre der Kirchenvater, Freiburg 1978, S. 322 ff

 

 

Der heilige Evangelist und Apostel Matthäus

 

16. November

 

Der heilige Matthäus (Άγιος Ματθαίος Απόστολος και Ευαγγελιστής /Святой апостол Матфий) war einer der zwölf Apostel. Die ersten drei der heiligen Evangelien berichten uns, dass er ein Zöllner in der antiken Hafenstadt Kafarnaum am See Gennesareth war. In der jüdischen antiken Gesellschaft waren die Zöllner besonders verhaßt, da sie als Steuerpächter im Dienst der römischen Besatzungsmacht nicht nur für diese die Steuern eintrieben, sondern durch oft willkürliche Festsetzung der Abgabenhöhe zu beträchtlichem persönlichen Reichtum gelangten. Das Matthäus-Evangelium  berichtet uns davon, wie unser Herr Jesus Christus den späteren Apostel  vom Zolltisch weg in Seine Nachfolge berief und mit ihm zusammen in seinem Hause aß (Matthäusevangelium 9: 9). Aus seiner Berufstätigkeit als Zöllner können wir schlussfolgern, dass der heilige Matthäus über ein gewisses Mass an Bildung verfügt haben muss. Der heilige Evangelist Markus nennt ihn auch mit dem Beinamen Levi, den Sohn des Alphäus (Markusevangelium 2:14). Daher wissen wir, dass der heilige Apostel und Evangelist Matthäus  als Sohn des Alphäus ein Bruder von Jakobus dem Jüngeren gewesen ist. An einer anderen Stelle in seinem Evangelium nennt ihn der Heilige Apostel und Evangelist Lukas einfach Levi (Lukas-Evangelium 5:27).

 

 

Der heilige Apostel Matthäus war der Verfasser eines der vier Evangelien. Nach dem Zeugnis des Papias von Hierapolis schrieb er sein Evangelium in hebräischer, das bedeutet im damaligen antiken Kontext jedoch aramäischer Sprache. Der christliche antike Schriftsteller Apollonius berichtet uns, dass der heilige Apostel Matthäus bis zum Jahr 42 in Jerusalem wirkte und dort auch sein Evangelium verfasste. Der heilige Paulinus von Nola berichtet uns, dass er nach dem Abschluss der Arbeit am Text des Matthäus-Evangeliums nach Parthien ging, um dort die Frohe Botschaft zu verkünden. Auch der heilige Ambrosius von Mailand berichtet uns, dass der heilige Apostel und Evangelist Matthäus als Glaubensbote in Persien gewirkt hat. Nach einer anderen Überlieferung (bei Rufinus) ging er in ein Land namens „Aethiopia“, das aber nicht in Afrika sondern in Mesopotamien lag. Dort überwand er die dämonischen Kräfte der heidnischen Zauberer, erweckte den Sohn des dortigen Königs Egippus wieder zum Leben und heilte dessen Tochter Ephigenia vom Aussatz. Daraufhin wurde ihm dort erlaubt Kirchen zu errichten und christliche Gemeinden zu gründen. Auch die Königstochter Ephigenia nahm den christlichen Glauben an und wandte sich einem Leben in Jungfräulichkeit zu. Dies war für die dem Zoastrismus anhängenden Perser unverständlich und wegen den Regeln ihrer Religion geradezu skandalös.  Als dann der Bruder des Königs  nach dessen Tod Ephigenia zur Frau begehrte, trat ihm der heilige Apostel Matthäus öffentlich vor allem Volk entgegen und erklärte, dass die Prinzessin die Braut eines höheren Königs sei. Aus Wut über diese öffentliche Brüskierung lies der neue König den heiligen Apostel Matthäus während der Göttlichen Liturgie am Altar von rückwärts mit dem Schwert durchbohren. Entgegen dieser Überlieferung berichtet uns der heilige Clemens von Alexandrien, dass der heilige Apostel  Matthäus nach einem asketischen Leben eines friedvollen Todes gestorben sei. 

 

Der heilige Apostel und Evangelist  Matthäus schildert uns in seinem Evangelium Christus als den von den Heiligen und Propheten des alten Bundes erwarteten Messias (= Christus). Dies tat er in der damaligen Alltagssprache der Hebräer, der aramäischer Sprache. Einen besonderen Schwerpunkt in seinem Evangelium setzte der heilige Matthäus  auf die vielen Aussprüche und Reden Jesu Christi, die er uns überlieferte.  Um die Zeit des zweiten Jahrhunderts wurde dann das Matthäus-Evangelium in Antiochien in die griechische Sprache übertragen. Der heilige Theophylact von Ohrid berichtet uns Ende des 11. Jahrhunderts, dass man auf Zypern Ende des 5. Jahrhunderts ein „hebräisches“ (= aramäisches) Manuskript des Matthäus-Evangeliums wieder aufgefunden hat.  Nach dem Bericht des heiligen Theophylact wurde diese Handschrift dann in Cäsaräa Maritima in Palestina aufbewahrt. Die Reliquien des heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus wurden im Jahre 954 nach Süditalien gebracht. Sie werden  seit dem Jahre 1084 in der nach ihm benannten Kathedrale von Salerno verehrt. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Heiliger Apostel und Evangelist Matthäus

 

16. November

 

Der heilige Apostel Matthaus hieß ursprünglich mit jüdischem Namen Levi. Er war Sohn des Alphäus und der Bruder des heiligen Apostels Jakobus. Zunächst übte er den Beruf des Zolleinnehmers aus. Da die Zöllner eng mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiten, aber auch weil sie oft mehr Abgaben als festgesetzt waren einforderten, waren die Zöllner im jüdischen Volk besonders verachtet, ja sogar verhasst.

 

Als Levi eines Tages in seinem Zollhaus saß, kam Jesus vorbei. Der HERR wurde dabei von einer großen Menschenmenge, die Seine Lehren hören wollte, begleitet. Als der HERR zur Zollstation des Levi kam, wandte er sich zu Levi um und sagte: „Folge mir nach!“ Der Zöllner lies daraufhin alles stehen und liegen und folgte Christus nach. Hieran erkennen wir, dass wir dann aus unserer Sündenverstrickung gerettet werden, wenn wir uns trotz unserer Sündhaftigkeit und Gottesferne vom Wort Gottes ansprechen lassen. Ohne einen Gedanken daran zu verlieren, was er hinter sich lies, lies sich Levi vom Ruf Christi ansprechen: „Komm, folge mir nach!“ In dem Wort des Heilandes war für Levi auch zu hören: Habe keine Angst, Dein Leben zu verändern! Bevor Levi nun als Jünger Christi in Seiner Gefolgschaft ins Land hinaus zog, gab er in seinem Haus noch ein großes Festmahl, an dem auch unser HERR Jesus Christus mit seinen Jüngern, aber auch zahlreiche andere Zöllner und öffentliche Sünder teilnahmen. Da die frommen Pharisäer am Handeln Christi Anstoß nahmen, sagte ihnen der Herr: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern die Sünder zur Umkehr. (Lukas 5: 31-32; Matthäus 9: 12& 13; Markus 3: 17).

 

Der Apostel Matthaus folgte CHRISTUS nun auf allen Seinen Wanderungen durch das Heilige Land und wurde dabei zum Zeugen Seiner Lehren und der vom HERRN gewirkten Wunder vor und nach Seiner Heiligen Auferstehung.

 

Nachdem er am Pfingstfest mit den anderen heiligen Aposteln von der Gnade des Heiligen Geistes erfüllt worden war, erhielt er vom HERRN den Auftrag, als Apostel seiner jüdischen  Brüder diesen das heilige Evangelium zu verkünden.

 

Zu diesem Zweck verfasste er acht Jahre nach der Himmelfahrt des HERRN in aramäischer Sprache, der damaligen Alltagssprache der Juden und anderer semitischer Völker der Vorderen Orients das erste Evangelium, das einen ersten Bericht über die Taten und Lehren des Erlösers enthielt.

 

Dieses erste Evangelium (des heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus) wurde dann einige Jahre später durch den heiligen Apostel Jakobus, den Herrenbruder und ersten Bischof von Jerusalem in die griechische Sprache übertragen und daraufhin dann  vom heiligen Apostel Bartholomaus abgeschrieben. Die griechische Fassung ersetzte bald das aramaische Original ganz, so dass uns bis heute keine Abschrift davon erhalten geblieben ist. Die heutigen syro-aramäischen Übersetzungen sind erst später entstandene Rückübersetzungen aus dem griechischen Text.

 

Später begab sich der heilige Apostel Matthäus ins persische Partherreich. Dort verkündete er mit dem heiligen Apostel Bartholomäus in Mesopotamien die Frohe Botschaft. So wurde der heilige Apostel Matthäus, neben den beiden anderen Apostel Bartholomäus und Thomas, zum Apostel der Christengemeinden im heutigen Irak.

 

Viele bis zur islamistischen Gewaltherrschaft des IS bestehenden Kirchengemeinden in Mosul konnten sich deshalb bis auf das Wirken des heiligen Apostels Matthäus  und seiner Schüler Addai und Mari zurückführen. Vor allem an den Ufern des Flusses Euphrat nahmen viele Heiden durch die Predigt des heiligen Apostels und Evangelisten Matthäus den Glauben an.

 

Im späteren Alter zog sich der Apostel auf einen hohen Berg zurück, wo er sich der Askese und dem Gebet widmete. Das Martyrium erlitt der heilige Apostel Matthias unter einem König der Parther mit Namen Fulvian. Der heilige Apostel wurde zuerst vielfachen, grausamen Torturen unterworfen und am Ende schließlich bei lebendigem Leibe verbrannt.

 

Aber durch die vielen Wunder, die seine heiligen Reliquien bewirkten, wurde noch vor der Zeit des heiligen apostelgleichen Kaisers Konstantin ein großer Teil der Bevölkerung im irakischen Bergland zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris Christen. Durch das Beispiel des heiligen Apostels Matthäus erblühte dort auch das frühe syrische Mönchtum.

 

Jedoch wandten sich die Christengemeinden im Irak in der späteren Zeit zuerst dem Nestorianismus oder dem Monophysitismus und ab dem 17.Jahrhundert dann der Union mit der römischen Kirche zu, so dass es im heutige Irak nur noch sehr wenige orthodoxe Christen gibt.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija v. Gojan

 

 

Unsere Mutter unter den Heiligen Hilda,

Äbtissin von Whitby

 

17. November

 

Die heilige Hilda kam um 614 zur Welt. Ihr Vater Hereric war ein Neffe von König Edwin von Northumbria. Ihre Mutter hieß Breguswith. Sie war durch ihre Schwester Hereswitha mit dem Königshaus East Anglias verschwägert. Im Jahre 627 wurde sie von heiligen Paulinus, dem Bischof von York getauft, als König Edwin der Heilige und seine Familie Christen wurden. 

 

m Alter von 33 Jahren beschloss Hilda in das fränkische Kloster Chelles zu gehen, wo ihre Schwester Hereswitha bereits Nonne war. Der heilige Aidan von Lindisfarne überzeugte sie aber, in Northumbrien zu bleiben. Er stellte ihr bei Wearmouth ein Stück Land zur Verfügung, wo sie mit wenigen gleichgesinnten Frauen ein klösterliches Leben begann. 

 

Später trat die Heilige dann in das Kloster Hartlepool ein, dessen Äbtissin sie um 649 wurde. Im Jahre 657 gründete sie ein Doppelkloster in Whitby Abbey. In diesem lebten sowohl Mönche als auch Nonnen, wobei ihre Quartiere aneinander grenzten und getrennt waren. Nur das Stundengebet und die Heilige Liturgie in Klosterkirche wurden von ihnen beiden gemeinsam gesungen. Die geistliche Leitung lag bei der heiligen Hilda, die als Äbtissin alle Monialen im Kloster betreute. Dabei legte sie ihr besonderes Augenmerk auf eine umfassende Bildung der Mönche und Nonnen, die über die theologischen und philosophischen Disziplinen hinaus ging. Dadurch wurde das Kloster in Whitby Abbey zu einem der bedeutendsten religiösen Bildungszentren in England. Fünf spätere Bischöfe der angelsächsischen Kirche wurden zur Zeit Hildas in Whitby ausgebildet. Auch der altenglische Dichter Cædmon war Mönch in Whitby. Sein Schöpfungshymnus ist das älteste erhaltene Gedicht in altenglischer Sprache. 

 

In diesem Kloster fand 664 die Synode von Whitby statt, wo entschieden wurde, ob Northumbria die Form der Tonsur und das Osterdatum aus der iro-keltischen oder römischen Tradition übernehmen sollte. Die Synode entschied sich für die römischen Traditionen, was zu einer Annäherung der Kirche Northumbrias an die Kirchen im Süden Englands und auf dem Kontinent führte. Die heilige Hilda persönlich zog zwar die iro-keltischen Traditionen, in denen sie gelebt hatte, vor; als aber die Entscheidung gefallen war, verwandte sie ihren Einfluss darauf, einen friedlichen Übergang vom  iro-keltischen zum römischen Gottesdienst zu ermöglichen. Im Zuge dessen führte sie die römische Liturgie und Typikon des heiligen Benedikt (Regula Benedicti) in ihrem Kloster ein. Die Heilige starb am 17. November 680 in Whitby Abbey nach sechsjähriger Krankheit.

 

Der Kalender des heiligen Willibrord, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts entstand, ist das älteste schriftliche Zeugnis, das die Verehrung der heiligen Hilda erwähnt. Die Hauptquelle für ihr Leben ist die Kirchengeschichte Englands des heiligen Beda Venerabilis.

 

Der Gedenktag der Heiligen Äbtissin Hilda ist in der orthodoxen und katholischen Kirche am 17. November, in der anglikanischen Kirche am 19. November. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan

 

 

 

Der heilige Philaret Metropolit von Moskau und Kolomna

 

19. November

 

Thomas Zmija

 

Der heilige Philaret (Drosdow), Metropolit von Moskau und Kolomna wurde am 26. Dezember 1782 in Kolomna, rund 93 km südöstlich von Moskau, als Sohn von Jewdokija Nikitischna Filippowa und des Diakons Michail Fjodorowitsch Drosdow geboren und auf den Namen Wassilij getauft. Am 13. Januar 1783 wurde sein Vater dann zum Priester geweiht. Wie zur damaligen Zeit in Russland üblich, schlug er als Sohn eines orthodoxen Geistlichen ebenfalls den Lebensweg des Priestertums ein. Doch war dies für den Jungen Wassilij nicht nur ein vorgezeichneter gesellschaftlicher Lebensweg, sondern zugleich auch innere geistliche Berufung. Am 20. Dezember 1791 kam er ins Geistliche Seminar von Kolomna, am 5. März 1800 in die Moskauer Geistliche Akademie in Sergijewskaja Possad. Bei der Mönchsweihe am 16. November 1808 erhielt er den Namen Philaret. Sein Namenspatron war der heilige Philaret der Mildtätige († um 792 in Konstantinopel).

 

Am Osterfest 1809 wurde Vater Philaret v im Alexander-Newskij-Kloster in St. Petersburg zum Priestermönch geweiht. Er unterrichtete dann dort an der Geistlichen Akademie die Fächer Altes Testament und Kirchengeschichte. Am 8. Juli 1811 wurde er in den Rang eines Archimandriten erhoben. Am 13. August 1814 verlieh man ihm den damals seltenen Grad eines Doktors der Theologie. Im Jahre 1817 wurde Archimandrit Philaret zum Bischof von Reval geweiht. Im Jahre 1819 wurde er dann Erzbischof von Twer, im Jahre 1820 Erzbischof von Jaroslawl und am 03. Juli 1821 dann Metropolit von Moskau und Kolomna sowie Igumen (Abt) des Sergijew-Dreifaltigkeitsklosters in Sergijewskaja Possad.

 

Der heilige Philaret war orthodoxer Bischof in einer schwierigen Zeitperiode im Leben der russischen Kirche. Große Teile der Intelligenzia und des auf den Westen orientierten Adels hatten sich damals vom orthodoxen Glauben und der orthodoxen Kirche bereits abgewandt. Durch die sogenannten „Reformen“ Peters des Großen war die orthodoxe Kirche in die sogenannte Synodalepoche eingetreten und in geradezu protestantischen Verwaltungsstrukturen gefangen und dadurch in der Entfaltung des geistlichen Lebens behindert. Der russische Staat hatte das Patriarchat abgeschafft und damit nicht allein die äußere Struktur der orthodoxen Kirche schwer getroffen. Unter Zarin Katherina der Großen waren viele Klöster aufgehoben worden und das monastische Leben hatte sich damals von diesem Schlag noch nicht wieder vollkommen erholten können. Erst ab den 1820-er Jahren begann mit der Erneuerung des russischen Starzentums zugleich auch eine neue Blüte des monastischen Lebens aufzuwachsen. Über das Staatkirchentum versuchte der russische Staat alle geistlichen Lebensäußerungen der orthodoxen Kirche zu reglementieren und die Kirche unter staatlicher Kontrolle zu halten. Der heilige Philaret trat während seines bischöflichen Wirkens unermüdlich dafür ein, dass die orthodoxe Kirche ihr geistliches und kirchliches Leben frei von staatlicher Einflussnahme, jedoch nach den Prinzipien der traditionellen orthodoxen Symphonia zwischen dem Kaiser und der Kirche gestalten dürfe. Nicht jeder teilte die Ansichten des heiligen Philaret und so machte er sich im Laufe seines Dienstes viele Feinde.

 

 

Trotzdem vertraute der heilige Hierarch fest auf Gott und setzte sein apostolisches Wirken zur Wiederherstellung des genuinen Kirchenlebens in der orthodoxen Kirche Russlands unermüdlich fort. So verfasste der heilige Sprache übersetzt worden ist (Filaret von Moskau. Ausführlicher christlicher Katechismus der rechtgläubigen, katholischen, morgenländischen Kirche. Bearbeitet von. Martin Tamcke. ISBN 978-3-458-70052-4). Er initierte die erste Bibelübersetzung in die moderne russische Schriftsprache. Diese Synodal-Übersetzung ist bis heute die Basis aller russischsprachigen Bibelausgaben. Ubermüdlich mühte sich der Heilige um die Verbesserung des kirchlichen Lebens. So hielt er zahlreiche Predigten ( in deutscher Sprache findet sich bisher keine Ausgabe der Predigten des heiligen Philaret jedoch in Englisch und Französisch: Select Sermons, London 1873. Choix de sermons, Übersetzt von A. Serpinet, 3, Bde., Paris 1866) und beriet die Kirchenleitung. Der heilige Metropolit Philaret von Moskau und Kolomna entschlief im Herrn am 19.11.1867 in Moskau. Im Jahr 1994 wurde sein Gedenken dem russischen Heiligenkalender hinzugefügt. Seine heiligen Reliquien ruhen heute in der Christi-Erlöser-Kathedrale Christi in Moskau.

 

 

Tropar des heiligen Philaret im 4. Ton

 

Die Gnade des Heiligen Geistes erwarbst du / gottweiser, heiliger Filaret / Wahrheit und Gerechtigkeit mit erleuchtetem Geist / hast du den Menschen verkündet / Frieden und Barmherzigkeit mit bewegtem Herzen / hast du den Leidenden erwiesen / denn als Lehrer des Glaubens und unermüdlicher Wächter / hast du die russische Herde mit dem Zepter der Rechtlichkeit bewahrt / Deshalb mit Beherztheit zu Christus Gott / erflehe der Kirche Festigkeit zu geben / und unseren Seelen Rettung.

 

Kondak des heiligen Philaret im 2. Ton

 

Als wahrer Nachahmer des ehrwürdigen Sergij / hast Du seit Kindheit die Tugend geliebt, gottbegnadeter Filaret / als gerechter Hirte und unbescholtener Bekenner / nach deinem heiligen Entschlafen / hast du empfangen von Gottlosen Schmähung und Beschimpfung / Gott aber hat dich durch Zeichen und Wunder verherrlicht / und erwies dich uns als Beschützer der Kirche.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Korbinian, der Erleuchter Bayerns 

 

20. November 

 

Der heilige Korbinian gehört mit seinem apostolischen Wirken noch ganz in die Zeit der ungeteilten Kirche. Er wurde als Sohn der Irin Corbiniana und eines Franken namens Waltekis geboren. Schon in jungen Jahren entschied er sich für das Leben eines Eremiten. Er baute seine Klause neben eine Kapelle unweit seines Geburtsortes Saint Germain de Châtres bei Arpajon im heutigen Frankreich. Im Jahre 710 brach er zu einer Pilgerreise nach Rom auf. Der Bischof von Rom, Constantius, bewog ihn, sein Einsiedlerdasein zugunsten der Missionsarbeit in Gallien aufzugeben und weihte Korbinian zum Missionsbischof für Gallien. Denn der christliche Glaube hatte sich damals in Gallien zwar schon in den römischen Provinzstädten durchsetzen können, aber die dauerhafte Christianisierung der Landbevölkerung stand vielerorts erst am Anfang. Jedoch konnte die neue Aufgabe als Missionsbischof in Gallien seinen inneren Wunsch nach einem Leben als Eremit nicht zum Schweigen bringen. Und so zog der heilige Korbinian nach sieben Jahren wieder nach Rom, damit der Patriarch des Abendlandes ihm erlauben sollte, aus den Verpflichtungen des Bischofsamtes wieder auszuscheiden, um das eremitische Leben wieder aufnehmen zu können. Der neue römische Bischof Gregor jedoch schickte ihn erneut ins Frankenreich zurück. So kam der Heilige auf seinen Missionsreisen auch ins Stammesherzogtum Bayern. Auf Wunsch von Herzogs Grimoald ließ er sich um das Jahr 720 bei Freising nieder, das durch Korbinians apostolisches Wirken noch seinen Lebzeiten zu einem bedeutenden christlichen Zentrum im deutschen Süden heranreifte. Auch gründete er die BenediktinerAbtei im benachbarten Weihenstephan. Als Bischof achtete der heilige Korbinian auf Glaube und Sitten. Nach einem Streit mit dem Herzog musste er aber dessen Herrschaftsgebiet verlassen. Er hatte dem Herzog die nach dem kirchlichen Recht verbotene Eheschließung mit Plektrudis, der Frau seines verstorbenen Bruders, vorgeworfen und sich dadurch ihren Hass zugezogen. 

 

Korbinian suchte darauf das von ihm gegründete Kloster in Kuens in Südtirol auf und wirkte dort einige Jahre. Nach dem Tod von Grimoald bat ihn dessen Nachfolger, Herzog Hugbert, die unterbrochene Tätigkeit in allen Ehren fortzusetzen. An einem 08. September zwischen 724 und 730 starb der Missionsbischof in Freising.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria in den Tempel

 

21. November

 

Thomas Zmija v. Gojan

 

Seit Beginn des 4. Jahrhunderts feiert die orthodoxe Kirche einige Tage nach dem Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit das Fest des Einzugs der allheiligen Jungfrau in den Tempel. Ursprünglich war das Fest der Gedenktag der Weihe der in Jerusalem unter dem Kaiser Justinian neu errichteten großen Marienbasilika auf dem Berg Zion. Nach ihrer Zerstörung durch die persischen Sassaniden im 7. Jahrhundert war der Ort lange unbebaut. Heute erhebt sich an ihrer Stelle erhebt sich heute die von deutschen Benediktinermönchen betreute Dormitio-Abtei.

 

Die Weihe der von Kaiser Justinian erbauten Kirche erfolgte am 21. November 543. Durch die Kreuzfahrer kam das Fest ab dem 11. Jahrhundert ins Abendland, wo er im 12. Jahrhundert in England und im im 14. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland gefeiert wurde. Seit 1472 wird es nun unter dem Namen „Mariä Opferung“ auch von den katholischen Mitchristen begangen. Auch die evangelische Kirche lutherischer Tradition kannte ursprünglich noch diesen Feiertag. Seit dem 19. Jahrhundert wird er jedoch als Buß- und Bettag mit deutlicher Akzentverschiebung gefeiert.

 

 

Grundlage des Festes ist, wie bei den meisten unserer Feste zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin, eine poetische Erzählung im apokryphen Protoevangelium nach dem heiligen Apostel Jakobus: „Als die allreine Jungfrau drei Jahre alt wurde, entschlossen sich ihre gerechten Eltern Joachim und Anna, das Gott gegebene Versprechen zu erfüllen und ihre Tochter in den Tempel zu Seinem Dienst[i] zu bringen. Sie riefen ihre Verwandten nach Nazareth, wo sie wohnten, denn beide stammten von bekannten Geschlechtern ab: Joachim aus dem Königsgeschlecht, Anna aus dem hohenpriesterlichen Geschlecht. Sie bereiteten viele Kerzen vor, luden einen Mädchenchor ein und statteten die allreine Jungfrau mit königlicher Pracht aus, wie die heiligen Väter schreiben. Als sie alles vorbereitet hatten, was für die Einführung in den Tempel notwendig war, machten sie sich auf den Weg. Der Weg von Nazareth nach Jerusalem nahm drei Tage in Anspruch. Schließlich kamen sie nach Jerusalem. Der Jungfrau kamen Priester aus dem Tempel mit Gesang entgegen. Beim Eingang in den Tempel von Jerusalem befanden sich fünfzehn Stufen, entsprechend der Zahl der Stufenpsalmen. Auf jeder dieser Stufen sangen die Priester und die Leviten, wenn sie zum Gottesdienst gingen, einen dieser Psalmen. Die heiligen Eltern stellten die allheilige Jungfrau auf die erste Stufe, und sie ging hinauf, obwohl sie niemand führte und ihr niemand half. Alle waren erstaunt, wie schnell und furchtlos die dreijährige Maria die letzte Stufe erreichte, besonders erstaunt war der große Hohepriester Zacharias, denn er sah durch eine Eingebung des Heiligen Geistes das Geheimnis ihrer großen Zukunft voraus. Er nahm das Mädchen an der Hand und führte es nicht nur in den Tempel, sondern auch in das Allerheiligste, hinter den zweiten Vorhang, wo die reich mit Gold verzierte Bundeslade stand und die Cherubim der Herrlichkeit mit ausgebreiteten Flügeln angebracht waren. Es war den Frauen nicht nur nicht gestattet, dort hineinzugehen, sondern auch den Priestern; nur der Hohepriester durfte diesen Ort einmal im Jahr betreten. Doch so hatte es nun, der Heilige Geist, Zacharias eingegeben. Die allreine Jungfrau betrat mit dem Hohenpriester voll Freude das Haus des Herrn wie einen Palast, denn obwohl sie dem Alter nach noch ein Kind war, war sie doch schon vollkommen in der Gnade Gottes. So wurde die allreine Jungfrau Maria in den Tempel eingeführt. Am erstaunlichsten ist, dass der Hohepriester Zacharias der allheiligen Jungfrau im Allerheiligsten einen Platz für das Gebet zugedacht hatte. Die anderen Jungfrauen, die sich im Tempel aufhielten, mussten zwischen dem Altar und dem Tempelschiff beten, d. h. im Vorraum der Priester, wo die Opfer dargebracht wurden und wo sich zu beiden Seiten die Wohnungen für die Gottgeweihten befanden. Niemand von ihnen durfte sich auch nur dem Allerheiligsten nähern, die Jungfrau Maria aber ging dort frei zum Gebet hinein. Zacharias tat dies gegen das Gesetz, aber gemäß einer besonderen Eingebung durch den Heiligen Geist. So verbrachte sie ihre Zeit betend und fastend im Tempel, von Engeln ernährt, und der Herr bereitete sie auf die Geburt des Erlösers der Welt vor. Die heiligen gerechten Joachim und Anna brachten Gott Opfer und Gaben dar und vertrauten ihre Tochter dem Willen des himmlischen Vaters an. Nachdem sie den priesterlichen Segen erhalten hatten, kehrten sie mit ihren Verwandten nach Hause zurück und hielten dort in Freude und Dank an Gott ein Festmahl…“

 

[i] Obwohl die Tatsache des Tempeldienstes von gottesfürchtigen Jungfrauen aus den vornehmen Familien Israels von modernen westlichen Theologen immer wieder grundlos bestritten wird, berichtet uns dagegen der jüdische Talmud eindeutig von einem solchen jungfräulichen Dienst für den Gottesdienst im Jerusalemer Tempel. Um als Mädchen in den Kreis dieser Jungfrauen aufgenommen werden zu können, musste man königlicher oder priesterlicher Abkunft sein und im Gegensatz zu den Gepflogenheiten des heutigen (rabbinischen) Judentums in der Thora und dem Zermonialgesetz gut bewandet sein und über handwerkliches Geschick im Weben uns Sticken verfügen.

 

 

Auf den besonderen adventlichen Charakter des Festes und seine Verbindung mit den bevorstehenden Fest der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach, weist das erstmalige Erklingen der weihnachtlichen Festgesänge hin: Beginnend mit der Nachtwache dieses Festes werden die freudigen Oden „Christus wird geboren...” am Ende der Kanon-Hymnen der Matutin bis Weihnachten als Katavasija gesungen.

 

So passt es gut, dass wir am Anfang der Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest unsere Gedanken der allheiligen Gottesgebärerin zuwenden, deren demütige und stille Erwartung ein Vorbild für unsere eigene Erwartungshaltung während der vorweihnachtlichen Fastenzeit sein sollte. Je näher wir der Geisteshaltung der Gottesmutter durch unser anhaltendes Gebet, unseren Gehorsam und unsere Reinheit kommen, desto besser können wir uns darauf vorbereiten, DEN in unseren Herzen zu empfangen, DER in Kürze geboren werden wird.

 

Dass die Jungfrau als ganz kleines Kind in den Tempel von Jerusalem eingeführt wurde und dort lebte, wird heute von vielen abendländischen "Theologen" als historisch nicht belegbar zurückgewiesen. Jedoch stellt sich bei näherem Hinsehen auch der wissenschaftliche Befund nicht so eindeutig dar, wie es gewisse Vertreter der abendländischen "Bibelwissenschaft" so gern als "historisch"-kritischen erwiesen postulieren. Wenn wir die gottesdienstlichen Texte dieses Festes näher betrachten, so fällt sofort auf, dass unsere orthodoxe Kirche die poetisch erzählten Berichte des Protoevangeliums in ihrem bildhaften und geistlichen Sinn annimmt und auf das kommende Christi-Geburts-Fest auslegt.

 

Die Ikonen der Geburt der Allheiligen Gottesgebärerin, der Einführung der Allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel, der Geburt unseres Herrn und Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach und des Entschlafens der Allheiligen Gottesgebäreringreifen alle auf die poetischen Schilderungen aus den Berichten des Protoevangeliums des Jakobus zurück. Sie bilden die in den Worten der Poesie wiedergegebenen geistlichen Wahrheiten unserer Erlösung im Bild ab. Deshalb kann der orthodoxe Gläubige aus der symbolhaften Deutung des auf der heiligen Ikone dargestellten und in den Gebetsgesängen der heiligen Kirche ausgedeuteten Bildes tiefe geistliche Einsichten erlangen. Mögen die einzelnen Berichte des Protoevangeliums vom Verfasser erzählerisch ausgeschmückt worden sein, ihr geistlich verstandener Inhalt gehört zur Heiligen Apostolischen Tradition und ist damit eindeutiges Glaubensgut unserer Heiligen Orthodoxen Kirche.

 

 

Zur Vesper, die am Vorabend als dem Beginn des Feiertages gehalten wird, beziehen sich die drei Lesungen aus dem Alten Testament alle auf den Tempel in Jerusalem. Die erste Lesung (Exodus 40) gibt die Anweisungen wieder, die Gott dem heiligen Propheten Mose über den Bau und die innere Anordnung des Allerheiligsten gab. Die zweite Lesung (1. Buch der Könige 7:51 - 8:11) beschreibt die Weihe des Tempels durch den heiligen Propheten und König Salomo und die dritte Lesung (Ezechiel 43:27 - 44:4), die auch am vorangegangenen Fest Mariae Geburt gelesen wurde, spricht vom Osttor des Heiligtums, das für alle Menschen verschlossen ist, weil Gott durch dieses Tor eingezogen war. Diese drei Lesungen aus dem Alten Testament haben alle symbolisch die allheilige Gottesgebärerin zum Thema, die der lebendige und perfekte Tempel Gottes ist.

 

Die Perikopen, die im Morgengottesdienst und in der Göttlichen Liturgie gelesen werden sind die gleichen wie für das Fest Mariae Geburt. Wir hören die zusammengezogenen Teile Lk 10:38 - 42 und 11:27 - 28, die die Kirche an allen Festen zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin liest. In der Perikope lobt der Herr Maria von Bethanien, die zu Seinen Füßen sitzt und Seiner Rede lauscht mit den Worten „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ denn „nur eines ist notwendig“. Der Herr tadelte jedoch ihre Schwester Martha nicht dafür, dass sie so in Anspruch genommen war, für ihn zu sorgen, sondern weil sie sich „viele Sorgen und Mühe“ machte. Die Kirche nimmt die Zustimmung, die Maria von Bethanien durch Jesus erfahren hat, als Zustimmung zum kontemplativen Leben der Mönche und Nonnen, insofern es verschieden, aber nicht entgegengesetzt zum aktiven Leben der in der Welt lebenden Christen ist. Die Kirche nimmt diese Zustimmung auch für Maria, die Mutter des Herrn, die als Vorbild für das kontemplative Leben betrachtet wird, denn wir lesen an anderer Stelle im Lukas-Evangelium: „... Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (Lk 2:19.51).

 

 

Vergessen wir auch nicht, dass die allheilige Gottesgebärerin sich schon vorher und in viel höherem Maße dem Dienst an Jesus Christus geweiht hatte, denn sie hat den Erretter genährt und aufgezogen. Im zweiten Teil des Evangelium hören wir, dass eine Frau dem Herrn zurief: „Selig die Frau, deren Leib Dich getragen und deren Brust Dich genährt hat“, der Er antwortete: „Ja, selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“

 

Diese Worte dürfen nicht als Zurückweisung des Lobes, das diese Frau der allheiligen Gottesgebärerin erweist missverstanden werden, oder als Geringschätzung ihrer Heiligkeit, vielmehr bringen sie die Dinge ins rechte Lot und zeigen worin gerade der wahre Verdienst der Allheiligen liegt. Dass Maria die Gottesgebärerin wurde, war ein Geschenk, ein Privileg, das sie in Demut annahm. Deshalb wurde sie zum Vorbild für alle Erlösten: Nämlich das Geschenk der Gnadengabe der Vergöttlichung aus Gottes Händen demütig anzunehmen. Der persönliche Wille Marias war nicht Ursache ihrer Vergöttlichung. Sie ist ein reines Gnadengeschenk Gottes. Andererseits war es ihr eigenes Bemühen, ihr freiwilliges Zusammenwirken mit dem Willen Gottes, indem sie das Wort Gottes hörte und bewahrte. Darin liegt die eigentliche Größe Marias.

 

So ist nach orthodoxer Auffassung Maria nicht in erster Linie heilig, weil sie Christus gebar, sondern vor allem weil sie in einzigartiger Weise gehorsam und treu war. In der Zustimmung und dadurch freiwilligen Mitwirkung am Heilsplan Gottes liegt die eigentliche Heiligkeit der allheiligen Gottesgebärerin. Deshalb lehnen wir als Orthodoxe auch die Lehre der römischen Katholiken von der „unbefleckten Empfängnis“ ab, die besagt, dass Maria schon von ihrer Geburt an vom Erbzusammenhang aus Schuld und Tod bewahrt worden sei. Maria ist für uns orthodoxe Christen die allheilige Gottesgebärerin, die Mutter des Herrn. Sie ist die helfende Fürbitterin, der Beistand und die Beschützerin der Menschen, aber zuerst und vor allem ist sie jene zur Verwirklichung unseres Heiles von Gott auserwählte Frau, die dem WORT GOTTES lauschte und Es bewahrte.

 

 

Hierin liegt die im Evangelium ruhende Begründung unserer Marienverehrung. Der Alleluja-Psalmvers, der nach der Epistel gesungen wird, drückt das sehr gut aus: „Höre, Tochter, sieh her und neige Dein Ohr“ (Psalm 44:11). Die Epistel die heute gelesen wird (Hebräer 9:1 - 7) spricht von den Vorschriften für das Heiligtum und das Allerheiligste: dieser Text bezieht sich wiederum symbolisch auf die allheilige Gottesgebärerin Maria. Die geistliche Bedeutung des Fests wird vor den Gläubigen in den verschiedenen Texten der Gottesdienste bis zu ihrem Höhepunkt in der Göttlichen Liturgie ausgebreitet. Deshalb legt die Orthodoxe Kirche auch so besonderen Wert darauf, dass wir nicht nur der Göttlichen Liturgie, sondern auch den Gottesdiensten an den Vorabenden beiwohnen. Die göttliche Liturgie ist nur die Krone und der Abschluss einer in der orthodoxen Kirche als untrennbare Einheit aufgefassten gottesdienstlichen Gesamtgeschehens. Der Feiertag und seine gottesdienstliche Feier ist Einer.

 

Die Haupthemen, die die Gebete und Lesungen am Fest der Einführung derallheiligen Gottesgebärerin in den Tempel vor uns entfalten, sind Folgende:

 

Erstens, die Heiligkeit der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria. Das kleine Kind, das der Welt entzogen wird und im Tempel lebt, ruft uns dazu auf, auch unser Leben zu einem geweihten Tempel Gottes, das heißt zu einem Leben des Gebetes und der innigen Verbundenheit mit Gott zu machen.

 

Das zweite Thema ist der Vergleich des Tempels aus Stein mit dem lebendigen Tempel: „Der reinste Tempel des Erretters ... heute wird sie eingeführt in das Haus des Herrn und sie führt mit sich hinein die Gnade im Göttlichen Geiste...“ (Kondakion zum Fest).

 

Die allheilige Jungfrau Maria, die den Gottmenschen in Ihrem Schoß tragen wird, ist ein Tempel, der heiliger ist als der Tempel in Jerusalem; es passt, dass die beiden Tempel sich begegnen, aber hier ist es der lebendige Tempel, der den erbauten Tempel heiligt. Dass der lebendige Tempel dem Tempel aus Stein überlegen ist, ist bei Maria in besonderer Weise wahr, denn sie war das Werkzeug der FLEISCHWERDUNG des WORTES GOTTES.

 

 

Und wieder wird uns hier die allheilige Gottesgebärerin als unsere Vorkämpferin, als Heerführerin aller Christen, vorgestellt. Denn im ersten Brief des heiligen Apostel Paulus an die Korinther ermahnt er uns: „… „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid …? … Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist ...?“ (1. Korinther 3:16.6,19).

 

Troparion im 4. Ton: Heute ist der Beginn des Wohlgefallens Gottes und die Ankündigung der Erlösung der Menschen; im Tempel Gottes erscheint deutlich die Jungfrau, und verkündet allen den Gesalbten voraus. Zu ihr wollen auch wir mit lauter Stimme rufen: Freue Dich, Du Erfüllung der Vorsehung des Schöpfers.

 

Kondakion im 4. Ton: Der allreine Tempel des Erlösers, das kostbare Gemach und die Jungfrau, die heilige Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes wird heute in das Haus des Herrn eingeführt. Sie führt mit ein die Gnade im göttlichen Geiste; die Engel Gottes besingen sie; sie selbst ist die himmlische Wohnstatt!

 

 

Der Eintritt der hochheiligen Gottesgebärerin in den Tempel

 

21. November 

 

Viele einzelne Motive für das Fest des Eintritts der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria in den Tempel (Введение во храм Пресвятой Богодицы/ Εἴσοδος τῆς ῾Υπεραγίας Θεοτόκου ἐν τῷ Ναῷ) wurden durch das Protoevangelium des Jakobus überliefert. Es handelt sich zwar um eine apokryphe Schrift, das heißt, sie gehört nicht zum Kanon der Heiligen Schrift, jedoch bietet sie viele Einzelheiten über das Fest, die auch Bestandteil der orthodoxen Tradition sind. Deshalb  schätzten wir Orthodoxen das Protoevangelium des Jakobus als eine geistliche Schrift, halten sie aber nicht von gleichen Rang wie die Heiligen Schriften des Neuen Testamentes. Das Protoevangelium, etwa um die Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden, erzählt, dass die Heiligen Joachim und Anna ihre dreijährige Tochter Maria als Weihegabe für Gott in den Jerusalemer Tempel gebracht haben, wo sie bis zur Verlobung mit Josef unter den dortigen Tempeljungfrauen lebte. Im Evangelium des Jakobus ist das Folgende zu lesen:

 

"Die Monate verstrichen, und das Kind wurde älter. Als es zwei Jahre alt war, sprach Joachim zu Anna: „Wir wollen es hinaufbringen in den Tempel des Herrn, um das Versprechen zu erfüllen, das wir gegeben haben, und der Herr uns nicht etwa gram sei und unsere Gabe unwillkommen werde!“ Aber Anna entgegnete: „Warte noch das dritte Jahr ab, damit das Kind dann nicht mehr nach Vater und Mutter begehre. „Und Joachim sagte: „Einverstanden!“ Als das Kind drei Jahre alt war, sagte Joachim: „Wir wollen die untadeligen Töchter der Hebräer rufen; die mögen jede eine Fackel nehmen, und diese sollen brennen, damit sich das Kind nicht zurückwende und sein Herz nicht vom Tempel des Herrn weggelockt werde!“ So tat er, und sie kamen zum Tempel des Herrn. Der Priester empfing das Kind, küsste es und segnete es. ... Dann setzte er es auf die dritte Stufe des Altares, und Gott der Herr legte Anmut auf das Kind, und es tanzte vor Freude mit seinen Füßchen, und das ganze Haus Israel gewann es lieb. ... Maria wurde im Tempel wie eine Taube gehegt und empfing Nahrung aus der Hand eines Engels."

 

Als Maria zwölf Jahre alt war, vertrauten die Priester sie nach Beratung und Gebet der Obhut des Witwers Joseph an, der über diese Aufgabe nicht erbaut war.

 

Der Priester sprach zu ihm: „Josef, du hast durch das Los die Jungfrau des Herrn zugeteilt bekommen; nimm sie in deine Obhut!“ Josef entgegnete ihm: „Ich habe schon Söhne und bin alt; sie aber ist ein junges Mädchen. Ich fürchte, ich werde zum Gelächter für die Söhne Israels!“ Da sprach der Priester zu ihm: „Fürchte den Herrn, deinen Gott!“... Und Josef nahm sie in seine Obhut."

 

Jakobus-Evangelium 7-9

 

Der angenommene historische Hintergrund ist bis heute nicht ganz vollständig geklärt. Am Jerusalemer Tempel gab es zwar, anders als in heidnischen Kulten, keine "Tempeljungfrauen", aber wie einige historische Quellen und inzwischen auch archäologische Funde vermuten lassen, eine Gruppe von jungen Mädchen, die die Textilien im Tempel und die hohenpriesterlichen Gewandstücke webten und ergänzten. Das jüdische Frauen keine religiöse Ausbildung erhielten, ist auch erst eine späte Entwicklung im alttestamentlichen Gottesvolk, die mit der Durchsetzung des religiösen Deutungsmonopols durch die rabbinisch-pharisäischen Partei im Judentum seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels in Jahre 70 nach Christus einherging.

 

Jedoch steht nicht der Jerusalemer Tempel, sondern der liturgische und theologische Gehalt des durch die Geburt der Gottesmutter herannahenden Christi-Geburts-Festes im Zentrum dieses Festes. Die allheilige Jungfrau Maria, der Anbeginn der Neuen Schöpfung, begibt sich in das Heiligtum und bereitet sich auf ihre Aufgabe vor, dem göttlichen Wort Christus den Eintritt in die Menschheit zu ermöglichen. In ihr erfüllen sich die alttestamentlichen Vor-Abbilder (τυποί) und Verheißungen. Sie ist selbst der eigentliche und lebendigen Tempel Gottes. Die Bedeutung des Festes liegt darin, dass die allheilige Immerjungfrau Maria sich im Haus des HERRN und in den Heiligen Schriften des Alten Bundes und seinen, auf Christus deutenden, Verheißungen ganz geborgen wusste.

 

 

Der liturgische Ursprung des Festes liegt in Jerusalem, wo Kaiser Justinian am 21. November 543 die Neue Marienkirche am Fuße des Ölberg, also in der Nähe des Tempelberges, einweihen ließ. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts ist das Fest durch den Patriarchen Germanos I. (715-730) auch in Konstantinopel bezeugt.

 

Mit diesem Festtag beginnt die Vorbereitung auf das kommende Weihnachtsfest. In den Gesängen der Vesper werden die Gläubigen am Vorabend mit Hymnen auf das Festgeheimnis eingestimmt:

 

Heute wollen wir Gläubige jubeln in Psalmen und Hymnen und dem Herrn Lieder singen und sein geheiligtes Zelt ehren, die lebendige Arche, die das unfassbare Wort umfasst hat. Denn dargebracht wurde Gott die, welche als Kind die menschliche Natur überragte. Der Hohepriester Zacharias nimmt sie auf voller Freude als Wohnstätte Gottes.

 

Stichire aus der Vesper

 

Das Mysterium der Erwählung der allheiligen Immerjungfrau Marias, die unverletzliche Wohnung Gottes zu werden, wird auch in den drei alttestamentlichen Lesungen angesprochen:

 

Mose hat das Bundeszelt errichtet und eingeweiht:  „Da bedeckte die Wolke das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit Jahwes erfüllte die Wohnung. Mose konnte nicht in das Offenbarungszelt eintreten, weil die Wolke sich dort niedergelassen hatte und die Herrlichkeit Jahwes die Wohnung erfüllte“.                                                  Exodus 40:1 ff. 34

 

Salomo, der in Jerusalem den Tempel erbaut hatte, lässt die Bundeslade in das neue Gotteshaus auf dem Zion hinauftragen. „Und die Priester brachten die Bundeslade des HERRN an ihren Platz in dem hinteren Raum des Tempels, im Allerheiligsten“.                                                                                                                                    1. Könige 8:1-11

 

Dass die Kirche mit dem Eintritt der allheiligen Immerjungfrau Marias in den Tempel auf das Kommen weihnachtlichen Geburtsfestes des Erlösers hinweist, macht das Fest-Troparion besonders deutlich:

 

Heute ist das Vorspiel zum Wohlgefallen Gottes und die Vorherverkündigung der Rettung der Menschen. Im Tempel Gottes erscheint strahlend die Jungfrau und verkündet im Voraus allen Christus. Ihr rufen auch wir mit lauter Stimme zu: Freue Dich, Du Erfüllung der Heilsabsicht des Schöpfers!

 

Im Morgengottesdienst wird dann als Hinweis auf Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen in der Geburt Christi das Evangelium vorgetragen, in dem die allheilige Immerjungfrau Maria das Danklied für ihre Erwählung, das Magnificat, singt: Der Herr hat geschaut auf die Niedrigkeit seiner Magd. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter. Großes hat an mir getan der Mächtige.                                                                                    Lukas 1:39-49.56 

 

Es erklingt programmatisch für die ganze Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest heute in den Oden des Kanon der als Katavasie zum ersten mal der Hymnus, der ab nun bis zum Christi-Geburts-Fest gesungen wird:

 

Christus wird geboren; rühmt IHN! Christus aus dem Himmel; geht IHM entgegen! Christus auf der Erde; erhebt euch! Singe dem HERRN, du Erde insgesamt, und mit Frohlocken preist IHN, ihr Völker, da ER Sich verherrlicht hat!

 

Die Lesung des Synaxarion des Tages greift die Erzählung des Protoevangeliums auf und würdigt die Feier als Vorbereitung der allheiligen Immerjungfrau Marias auf die Menschwerdung Gottes:

 

 Den Eintritt der Gottesmutter in den Tempel haben die frommen Menschen zum Anlass genommen, ein wundervolles und weltweites Fest zu begehen. ... Die Eltern brachten, ihr Gelöbnis erfüllend, Maria drei Jahre nach ihrer wunderbaren Geburt zum Heiligtum und übergaben sie den Priestern. Diese nahmen sie auf und führten sie in das Innerste des Tempels; so dienten sie dem Willen Gottes, der wollte, dass allein von ihr die Aufrichtung und Rettung des Alls geboren werde. Bis zur Vollendung des zwölften Jahres lebte sie einzig dort, wo nach den Vorschriften nur einmal im Jahr die Priester eintreten durften. Im Allerheiligsten hielt sie sich die ganze Zeit auf, und ein Engel nährte sie mit himmlischer Speise auf wunderbare Art. Dort blieb sie bis zur göttlichen Verkündigung und der wunderbaren Botschaft, dass Gott in Seiner Menschenfreundlichkeit Fleisch annehmen wolle, um die zu Grunde gerichtete Welt zu retten.

 

November-Menaion

 

In der Feier der Göttlichen Litugie wird als Apostel-Lesung aus dem Hebräer-Brief die Textstelle über die christologische Deutung des alttestamentlichen Bundeszeltes vorgetragen (Hebräer 9:1-7). Das Evangelium ist wiederum die übliche Textstelle, die an jedem Marienfest gelesen wird (Lukas 10:38-42.11,27 f.) Hierin wird die allheilige Gottesgebärerin, als diejenige, alle Wort Gottes in ihrem Herzen treu bewahrte, selig gepriesen: „Selig, die das Wort Gottes hören und befolgen“.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija v.Gojan

 

 

Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria in den Tempel

 

21 November

 

 

Seit Beginn des 4. Jahrhunderts feiert die orthodoxe Kirche einige Tage nach dem Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit das Fest des Einzugs der heiligen Jungfrau in den Tempel. Ursprünglich war das Fest der Gedenktag der Weihe der in Jerusalem unter dem Kaiser Justinian neu errichteten großen Marienbasilika auf dem Berg Zion. Nach ihrer Zerstörung durch die persischen Sassaniden im 7. Jahrhundert war der Ort lange unbebaut. Heute erhebt sich an ihrer Stelle erhebt sich heute die von deutschen Benediktinermönchen betreute Dormitio-Abtei. Die Weihe dieser Kirche erfolgte am 21. November 543. Durch die Kreuzfahrer kam das Fest ab dem 11. Jahrhundert ins Abendland, wo er im 12. Jahrhundert in England und im im 14. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland gefeiert wurde. Seit 1472 wird es nun unter dem Namen „Mariä Opferung“ auch von den katholischen Mitchristen begangen. Auch die evangelische Kirche lutherischer Tradition kannte ursprünglich noch diesen Feiertag. Seit dem 19. Jahrhundert wird er jedoch als Buß- und Bettag mit deutlicher Akzentverschiebung gefeiert. 

 

Grundlage des Festes ist, wie bei den meisten unserer Feste zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin, eine poetische Erzählung im apokryphen Protoevangelium, das dem heiligen Apostel Jakobus zugeschrieben wird:

 

„Als die allreine Jungfrau drei Jahre alt wurde, entschlossen sich ihre gerechten Eltern Joachim und Anna, das Gott gegebene Versprechen zu erfüllen und ihre Tochter in den Tempel zu Seinem Dienst zu bringen. Sie riefen ihre Verwandten nach Nazareth, wo sie wohnten, denn beide stammten von bekannten Geschlechtern ab: Joachim aus dem Königsgeschlecht, Anna aus dem hohenpriesterlichen Geschlecht. Sie bereiteten viele Kerzen vor, luden einen Mädchenchor ein und statteten die allreine Jungfrau mit königlicher Pracht aus, wie die heiligen Väter schreiben. Als sie alles vorbereitet hatten, was für die Einführung in den Tempel notwendig war, machten sie sich auf den Weg. Der Weg von Nazareth nach Jerusalem nahm drei Tage in Anspruch. Schließlich kamen sie nach Jerusalem. Der Jungfrau kamen Priester aus dem Tempel mit Gesang entgegen.

 

Beim Eingang in den Tempel von Jerusalem befanden sich fünfzehn Stufen, entsprechend der Zahl der Stufenpsalmen. Auf jeder dieser Stufen sangen die Priester und die Leviten, wenn sie zum Gottesdienst gingen, einen dieser Psalmen. Die heiligen Eltern stellten die allheilige Jungfrau auf die erste Stufe, und sie ging hinauf, obwohl sie niemand führte und ihr  niemand half. Alle waren erstaunt, wie schnell und furchtlos die dreijährige Maria die letzte Stufe erreichte, besonders erstaunt war der große Hohepriester Zacharias, denn er sah durch eine Eingebung des Heiligen Geistes das Geheimnis ihrer großen Zukunft voraus.

 

Er nahm das Mädchen an der Hand und führte es nicht nur in den Tempel, sondern auch in das Allerheiligste, hinter den zweiten Vorhang, wo die reich mit Gold verzierte Bundeslade stand und die Cherubim der Herrlichkeit mit ausgebreiteten Flügeln angebracht waren. Es war den Frauen nicht nur nicht gestattet, dort hineinzugehen, sondern auch den Priestern; nur der Hohepriester durfte diesen Ort einmal im Jahr betreten. Doch so hatte es nun, der Heilige Geist, Zacharias eingegeben. Die allreine Jungfrau betrat mit dem Hohenpriester voll Freude das Haus des Herrn wie einen Palast, denn obwohl sie dem Alter nach noch ein Kind war, war sie doch schon vollkommen in der Gnade Gottes. So wurde die allreine Jungfrau Maria in den Tempel eingeführt. Am erstaunlichsten ist, dass der Hohepriester Zacharias der allheiligen Jungfrau im Allerheiligsten einen Platz für das Gebet zugedacht hatte.

 

Die anderen Jungfrauen, die sich im Tempel aufhielten, mussten zwischen dem Altar und dem Tempelschiff beten, d. h. im Vorraum der Priester, wo die Opfer dargebracht wurden und wo sich zu beiden Seiten die Wohnungen für die Gottgeweihten befanden. Niemand von ihnen durfte sich auch nur dem Allerheiligsten nähern, die Jungfrau Maria aber ging dort frei zum Gebet hinein. Zacharias tat dies gegen das Gesetz, aber gemäß einer besonderen Eingebung durch den Heiligen Geist.

 

So verbrachte sie ihre Zeit betend und fastend im Tempel, von Engeln ernährt, und der Herr bereitete sie auf die Geburt des Erlösers der Welt vor. Die heiligen gerechten Joachim und Anna brachten Gott Opfer und Gaben dar und vertrauten ihre Tochter dem Willen des himmlischen Vaters an. Nachdem sie den priesterlichen Segen erhalten hatten, kehrten sie mit ihren Verwandten nach Hause zurück und hielten dort in Freude und Dank an Gott ein Festmahl…“ 

 

Auf den besonderen adventlichen Charakter des Festes und seine Verbindung mit den bevorstehenden Fest der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach, weist das erstmalige Erklingen der weihnachtlichen Festgesänge hin. Beginnend mit der Nachtwache dieses Festes werden die freudigen Oden „Christus wird geboren...” am Ende der Kanon-Hymnen der Matutin bis Weihnachten als Katavasija gesungen. 

 

So passt es gut, dass wir am Anfang der Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest unsere Gedanken der allheiligen Gottesgebärerin zuwenden, deren demütige und stille Erwartung ein Vorbild für unsere eigene Erwartungshaltung während der vorweihnachtlichen Fastenzeit sein sollte. Je näher wir der Geisteshaltung der Gottesmutter durch unser anhaltendes Gebet, unseren Gehorsam und unsere Reinheit kommen, desto besser können wir uns darauf vorbereiten, DEN in unseren Herzen zu empfangen, DER in Kürze geboren werden wird.

 

Dass die Jungfrau als ganz kleines Kind in den Tempel von Jerusalem eingeführt wurde und dort lebte, wird heute von vielen als historisch nicht belegt zurückgewiesen. Doch unsere heilige orthodoxe Kirche nimmt die poetisch erzählten Berichte des Protoevangeliums in ihrem bildhaften und geistlichen Sinn an. Deshalb sind sie auch ein Vorbild für unsere Ikonenmaler geworden. Die heiligen Ikonen der Geburt der Gottesgebärerin, der Einführung der Gottesgebärerin in den Tempel, der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach und des Entschlafens der Gottesgebärerin bilden die geistlichen Wahrheiten unserer Erlösung im Bild der poetischen Schilderungen aus den Berichten des Protoevangeliums ab. So kann der orthodoxe Gläubige aus der symbolhaften Deutung des auf der heiligen Ikone dargestellten und in den Gebetsgesängen der heiligen Kirche ausgedeuteten Bildes tiefe geistliche Einsichten erlangen. Mögen die einzelnen Berichte des Protoevangeliums vom Verfasser erzählerisch ausgeschmückt worden sein, ihr geistlich verstandener Inhalt gehört fest zum Glaubensgut unserer Heiligen Orthodoxen Kirche. 

 

Zur Vesper, die am Vorabend als dem Beginn des Feiertages gehalten wird, beziehen sich die drei Lesungen aus dem Alten Testament alle auf den Tempel in Jerusalem. Die erste Lesung (1. Buch Mose oder Exodus 40) gibt die Anweisungen wieder, die Gott dem heiligen Propheten Mose über den Bau und die innere Anordnung des Allerheiligsten gab. Die zweite Lesung (1. Buch der Könige 7,51 bis 8,11) beschreibt die Weihe des Tempels durch den heiligen Propheten und König Salomo und die dritte Lesung (Ezechiel 43,27 bis 44,4), die auch am vorangegangenen Fest Mariae Geburt gelesen wurde, spricht vom Osttor des Heiligtums, das für alle Menschen verschlossen ist, weil Gott durch dieses Tor eingezogen war. Diese drei Lesungen aus dem alten Testament haben alle symbolisch die allheilige Gottesgebärerin zum Thema, die der lebendige und perfekte Tempel Gottes ist. 

 

Die Perikopen, die im Morgengottesdienst und in der Göttlichen Liturgie gelesen werden sind die gleichen wie für das Fest Mariae Geburt. Wir hören die zusammengezogenen Teile Lk 10,38 bis 42 und 11,27 bis 28, die die Kirche an allen Festen zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin liest. In der Perikope lobt der Herr Maria von Bethanien, die zu Seinen Füßen sitzt und Seiner Rede lauscht mit den Worten „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ denn „nur eines ist notwendig“. Der Herr tadelte jedoch ihre Schwester Martha nicht dafür, dass sie so in Anspruch genommen war, für ihn zu sorgen, sondern weil sie sich „viele Sorgen und Mühe“ machte. Die Kirche nimmt die Zustimmung, die Maria von Bethanien durch Jesus erfahren hat, als Zustimmung zum kontemplativen Leben der Mönche und Nonnen, insofern es verschieden, aber nicht entgegengesetzt zum aktiven Leben der in der Welt lebenden Christen ist. Die Kirche nimmt diese Zustimmung auch für Maria, die Mutter des Herrn, die als Vorbild für das kontemplative Leben betrachtet wird, denn wir lesen an anderer Stelle im Lukas-Evangelium: „... Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (Lk 2,19.51). Vergessen wir auch nicht, dass die allheilige Gottesgebärerin sich schon vorher und in viel höherem Maße dem Dienst an Jesus Christus geweiht hatte, denn sie hat den Erretter genährt und aufgezogen.

 

Im zweiten Teil des Evangelium hören wir, dass eine Frau dem Herrn zurief: „Selig die Frau, deren Leib Dich getragen und deren Brust Dich genährt hat“, der Er antwortete: „Ja, selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Diese Worte dürfen nicht als Zurückweisung des Lobes, das diese Frau der allheiligen Gottesgebärerin erweist missverstanden werden, oder als Geringschätzung ihrer Heiligkeit, vielmehr bringen sie die Dinge ins rechte Lot und zeigen worin gerade der wahre Verdienst der Allheiligen liegt. Dass Maria die Gottesgebärerin wurde, war ein Geschenk, ein Privileg, das sie in Demut annahm. Deshalb wurde sie zum Vorbild für alle Erlösten: Nämlich das Geschenk der Gnadengabe der Vergöttlichung aus Gottes Händen demütig anzunehmen. Der persönliche Wille Marias war nicht Ursache ihrer Vergöttlichung. Sie ist ein reines Gnadengeschenk Gottes. Andererseits war es ihr eigenes Bemühen, ihr freiwilliges Zusammenwirken mit dem Willen Gottes, indem sie das Wort Gottes hörte und bewahrte. Darin liegt die eigentliche Größe Marias. 

 

So ist nach orthodoxer Auffassung Maria nicht in erster Linie heilig, weil sie Christus gebar, sondern vor allem weil sie in einzigartiger Weise gehorsam und treu war. In der Zustimmung und dadurch freiwilligen Mitwirkung am Heilsplan Gottes liegt die eigentliche Heiligkeit der allheiligen Gottesgebärerin. Deshalb lehnen wir als Orthodoxe auch die Lehre der römischen Katholiken von der „unbefleckten Empfängnis“ ab, die besagt, dass Maria schon von ihrer Geburt an vom Erbzusammenhang aus Schuld und Tod bewahrt worden sei. Maria ist für uns orthodoxe Christen die allheilige Gottesgebärerin, die Mutter des Herrn. Sie ist die helfende Fürbitterin, der Beistand und die Beschützerin der Menschen, aber zuerst und vor allem ist sie jene zur Verwirklichung unseres Heiles von Gott auserwählte Frau, die dem WORT GOTTES lauschte und Es bewahrte.

 

Hierin liegt die im Evangelium ruhende Begründung unserer Marienverehrung. Der Alleluja-Psalmvers, der nach der Epistel gesungen wird, drückt das sehr gut aus: „Höre, Tochter, sieh her und neige Dein Ohr“ (Ps 44,11). 

 

Die Epistel die heute gelesen wird (Hebr 9,1 bis 7) spricht von den Vorschriften für das Heiligtum und das Allerheiligste: dieser Text bezieht sich wiederum symbolisch auf die allheilige Gottesgebärerin Maria. Die geistliche Bedeutung des Fests wird vor den Gläubigen in den verschiedenen Texten der Gottesdienste bis zu ihrem Höhepunkt in der Göttlichen Liturgie ausgebreitet. Deshalb legt die Orthodoxe Kirche auch so besonderen Wert darauf, dass wir nicht nur der Göttlichen Liturgie, sondern auch den Gottesdiensten an den Vorabenden beiwohnen. Die göttliche Liturgie ist nur die Krone und der Abschluss einer in der orthodoxen Kirche als untrennbare Einheit aufgefassten gottesdienstlichen Gesamtgeschehens. Der Feiertag und seine gottesdienstliche Feier ist Einer. 

 

Die Haupthemen, die die Gebete und Lesungen am Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel vor uns entfalten, sind Folgende: 

 

Erstens, die Heiligkeit der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria. Das kleine Kind, das der Welt entzogen wird und im Tempel lebt, ruft uns dazu auf, auch unser Leben zu einem geweihten Tempel Gottes, d.h. zu einem Leben des Gebetes und der innigen Verbundenheit mit Gott zu machen. 

 

Das zweite Thema ist der Vergleich des Tempels aus Stein mit dem lebendigen Tempel: „Der reinste Tempel des Erretters ... heute wird sie eingeführt in das Haus des Herrn und sie führt mit sich hinein die Gnade im Göttlichen Geiste...“ (Kondakion zum Fest). Die allheilige Jungfrau Maria, die den Gottmenschen in Ihrem Schoß tragen wird, ist ein Tempel, der heiliger ist als der Tempel in Jerusalem; es passt, dass die beiden Tempel sich begegnen, aber hier ist es der lebendige Tempel, der den erbauten Tempel heiligt. Dass der lebendige Tempel dem Tempel aus Stein überlegen ist, ist bei Maria in besonderer Weise wahr, denn sie war das Werkzeug der FLEISCHWERDUNG des WORTES GOTTES.

 

Und wieder wird uns hier die allheilige Gottesgebärerin als unsere Vorkämpferin, als Heerführerin aller Christen, vorgestellt. Denn im ersten Brief des heiligen Apostel Paulus an die Korinther ermahnt er uns: „… „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid …? … Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist ...?“ (1Kor 3,16.6,19). 

 

Troparion im 4. Ton:

 

Heute ist der Beginn des Wohlgefallens Gottes und die Ankündigung der Erlösung der Menschen; im Tempel Gottes erscheint deutlich die Jungfrau, und verkündet allen den Gesalbten voraus. Zu ihr wollen auch wir mit lauter Stimme rufen: Freue Dich, Du Erfüllung der Vorsehung des Schöpfers.

 

Kondakion im 4. Ton:

 

Der allreine Tempel des Erlösers, das kostbare Gemach und die Jungfrau, die heilige Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes wird heute in das Haus des Herrn eingeführt. Sie führt mit ein die Gnade im göttlichen Geiste; die Engel Gottes besingen sie; sie selbst ist die himmlische Wohnstatt! 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan

 

 

Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria in den Tempel

 

21 November

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan 

 

Seit Beginn des 4. Jahrhunderts feiert die orthodoxe Kirche einige Tage nach dem Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit das Fest des Einzugs der heiligen Jungfrau in den Tempel. Ursprünglich war das Fest der Gedenktag der Weihe der in Jerusalem unter dem Kaiser Justinian neu errichteten großen Marienbasilika auf dem Berg Zion. Nach ihrer Zerstörung durch die persischen Sassaniden im 7. Jahrhundert war der Ort lange unbebaut. Heute erhebt sich an ihrer Stelle erhebt sich heute die von deutschen Benediktinermönchen betreute Dormitio-Abtei. Die Weihe dieser Kirche erfolgte am 21. November 543. Durch die Kreuzfahrer kam das Fest ab dem 11. Jahrhundert ins Abendland, wo er im 12. Jahrhundert in England und im im 14. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland gefeiert wurde. Seit 1472 wird es nun unter dem Namen „Mariä Opferung“ auch von den katholischen Mitchristen begangen. Auch die evangelische Kirche lutherischer Tradition kannte ursprünglich noch diesen Feiertag. Seit dem 19. Jahrhundert wird er jedoch als Buß- und Bettag mit deutlicher Akzentverschiebung gefeiert. 

 

 

Grundlage des Festes ist, wie bei den meisten unserer Feste zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin, eine poetische Erzählung im apokryphen Protoevangelium nach dem heiligen Apostel Jakobus: 

 

„Als die allreine Jungfrau drei Jahre alt wurde, entschlossen sich ihre gerechten Eltern Joachim und Anna, das Gott gegebene Versprechen zu erfüllen und ihre Tochter in den Tempel zu Seinem Dienst zu bringen. Sie riefen ihre Verwandten nach Nazareth, wo sie wohnten, denn beide stammten von bekannten Geschlechtern ab: Joachim aus dem Königsgeschlecht, Anna aus dem hohenpriesterlichen Geschlecht. Sie bereiteten viele Kerzen vor, luden einen Mädchenchor ein und statteten die allreine Jungfrau mit königlicher Pracht aus, wie die heiligen Väter schreiben. Als sie alles vorbereitet hatten, was für die Einführung in den Tempel notwendig war, machten sie sich auf den Weg. Der Weg von Nazareth nach Jerusalem nahm drei Tage in Anspruch. Schließlich kamen sie nach Jerusalem. Der Jungfrau kamen Priester aus dem Tempel mit Gesang entgegen. Beim Eingang in den Tempel von Jerusalem befanden sich fünfzehn Stufen, entsprechend der Zahl der Stufenpsalmen. Auf jeder dieser Stufen sangen die Priester und die Leviten, wenn sie zum Gottesdienst gingen, einen dieser Psalmen. Die heiligen Eltern stellten die allheilige Jungfrau auf die erste Stufe, und sie ging hinauf, obwohl sie niemand führte und ihr niemand half. Alle waren erstaunt, wie schnell und furchtlos die dreijährige Maria die letzte Stufe erreichte, besonders erstaunt war der große Hohepriester Zacharias, denn er sah durch eine Eingebung des Heiligen Geistes das Geheimnis ihrer großen Zukunft voraus.Er nahm das Mädchen an der Hand und führte es nicht nur in den Tempel, sondern auch in das Allerheiligste, hinter den zweiten Vorhang, wo die reich mit Gold verzierte Bundeslade stand und die Cherubim der Herrlichkeit mit ausgebreiteten Flügeln angebracht waren. Es war den Frauen nicht nur nicht gestattet, dort hineinzugehen, sondern auch den Priestern; nur der Hohepriester durfte diesen Ort einmal im Jahr betreten. Doch so hatte es nun, der Heilige Geist, Zacharias eingegeben. Die allreine Jungfrau betrat mit dem Hohenpriester voll Freude das Haus des Herrn wie einen Palast, denn obwohl sie dem Alter nach noch ein Kind war, war sie doch schon vollkommen in der Gnade Gottes. So wurde die allreine Jungfrau Maria in den Tempel eingeführt. Am erstaunlichsten ist, dass der Hohepriester Zacharias der allheiligen Jungfrau im Allerheiligsten einen Platz für das Gebet zugedacht hatte.

 

 

Die anderen Jungfrauen, die sich im Tempel aufhielten, mussten zwischen dem Altar und dem Tempelschiff beten, d. h. im Vorraum der Priester, wo die Opfer dargebracht wurden und wo sich zu beiden Seiten die Wohnungen für die Gottgeweihten befanden. Niemand von ihnen durfte sich auch nur dem Allerheiligsten nähern, die Jungfrau Maria aber ging dort frei zum Gebet hinein. Zacharias tat dies gegen das Gesetz, aber gemäß einer besonderen Eingebung durch den Heiligen Geist. So verbrachte sie ihre Zeit betend und fastend im Tempel, von Engeln ernährt, und der Herr bereitete sie auf die Geburt des Erlösers der Welt vor. Die heiligen gerechten Joachim und Anna brachten Gott Opfer und Gaben dar und vertrauten ihre Tochter dem Willen des himmlischen Vaters an. Nachdem sie den priesterlichen Segen erhalten hatten, kehrten sie mit ihren Verwandten nach Hause zurück und hielten dort in Freude und Dank an Gott ein Festmahl…“

 

 

Auf den besonderen adventlichen Charakter des Festes und seine Verbindung mit den bevorstehenden Fest der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach, weist das erstmalige Erklingen der weihnachtlichen Festgesänge hin. Beginnend mit der Nachtwache dieses Festes werden die freudigen Oden „Christus wird geboren...” am Ende der Kanon-Hymnen der Matutin bis Weihnachten als Katavasija gesungen. 

 

 

So passt es gut, dass wir am Anfang der Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest unsere Gedanken der allheiligen Gottesgebärerin zuwenden, deren demütige und stille Erwartung ein Vorbild für unsere eigene Erwartungshaltung während der vorweihnachtlichen Fastenzeit sein sollte. Je näher wir der Geisteshaltung der Gottesmutter durch unser anhaltendes Gebet, unseren Gehorsam und unsere Reinheit kommen, desto besser können wir uns darauf vorbereiten, DEN in unseren Herzen zu empfangen, DER in Kürze geboren werden wird.

 

Dass die Jungfrau als ganz kleines Kind in den Tempel von Jerusalem eingeführt wurde und dort lebte, wird heute von vielen als historisch nicht belegt zurückgewiesen. Doch unsere heilige orthodoxe Kirche nimmt die poetisch erzählten Berichte des Protoevangeliums in ihrem bildhaften und geistlichen Sinn an. Deshalb sind sie auch ein Vorbild für unsere Ikonenmaler geworden. Die heiligen Ikonen der Geburt der Gottesgebärerin, der Einführung der Gottesgebärerin in den Tempel, der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach und des Entschlafens der Gottesgebärerin bilden die geistlichen Wahrheiten unserer Erlösung im Bild der poetischen Schilderungen aus den Berichten des Protoevangeliums ab. So kann der orthodoxe Gläubige aus der symbolhaften Deutung des auf der heiligen Ikone dargestellten und in den Gebetsgesängen der heiligen Kirche ausgedeuteten Bildes tiefe geistliche Einsichten erlangen. Mögen die einzelnen Berichte des Protoevangeliums vom Verfasser erzählerisch ausgeschmückt worden sein, ihr geistlich verstandener Inhalt gehört fest zum Glaubensgut unserer Heiligen Orthodoxen Kirche. 

 

Zur Vesper, die am Vorabend als dem Beginn des Feiertages gehalten wird, beziehen sich die drei Lesungen aus dem Alten Testament alle auf den Tempel in Jerusalem. Die erste Lesung (1. Buch Mose oder Exodus 40) gibt die Anweisungen wieder, die Gott dem heiligen Propheten Mose über den Bau und die innere Anordnung des Allerheiligsten gab. Die zweite Lesung (1. Buch der Könige 7:51 bis 8:11) beschreibt die Weihe des Tempels durch den heiligen Propheten und König Salomo und die dritte Lesung (Ezechiel 43:27 bis 44:4), die auch am vorangegangenen Fest Mariae Geburt gelesen wurde, spricht vom Osttor des Heiligtums, das für alle Menschen verschlossen ist, weil Gott durch dieses Tor eingezogen war. Diese drei Lesungen aus dem alten Testament haben alle symbolisch die allheilige Gottesgebärerin zum Thema, die der lebendige und perfekte Tempel Gottes ist. 

 

Die Perikopen, die im Morgengottesdienst und in der Göttlichen Liturgie gelesen werden sind die gleichen wie für das Fest Mariae Geburt. Wir hören die zusammengezogenen Teile Lukas 10:38-42 und 11:27-28, die die Kirche an allen Festen zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin liest. In der Perikope lobt der Herr Maria von Bethanien, die zu Seinen Füßen sitzt und Seiner Rede lauscht mit den Worten „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ denn „nur eines ist notwendig“. Der Herr tadelte jedoch ihre Schwester Martha nicht dafür, dass sie so in Anspruch genommen war, für ihn zu sorgen, sondern weil sie sich „viele Sorgen und Mühe“ machte. Die Kirche nimmt die Zustimmung, die Maria von Bethanien durch Jesus erfahren hat, als Zustimmung zum kontemplativen Leben der Mönche und Nonnen, insofern es verschieden, aber nicht entgegengesetzt zum aktiven Leben der in der Welt lebenden Christen ist. Die Kirche nimmt diese Zustimmung auch für Maria, die Mutter des Herrn, die als Vorbild für das kontemplative Leben betrachtet wird, denn wir lesen an anderer Stelle im Lukas-Evangelium: „... Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (Lukas 2:19.51). Vergessen wir auch nicht, dass die allheilige Gottesgebärerin sich schon vorher und in viel höherem Maße dem Dienst an Jesus Christus geweiht hatte, denn sie hat den Erretter genährt und aufgezogen.

 

 

Im zweiten Teil des Evangelium hören wir, dass eine Frau dem Herrn zurief: „Selig die Frau, deren Leib Dich getragen und deren Brust Dich genährt hat“, der Er antwortete: „Ja, selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“ Diese Worte dürfen nicht als Zurückweisung des Lobes, das diese Frau der allheiligen Gottesgebärerin erweist missverstanden werden, oder als Geringschätzung ihrer Heiligkeit, vielmehr bringen sie die Dinge ins rechte Lot und zeigen worin gerade der wahre Verdienst der Allheiligen liegt. Dass Maria die Gottesgebärerin wurde, war ein Geschenk, ein Privileg, das sie in Demut annahm. Deshalb wurde sie zum Vorbild für alle Erlösten: Nämlich das Geschenk der Gnadengabe der Vergöttlichung aus Gottes Händen demütig anzunehmen. Der persönliche Wille Marias war nicht Ursache ihrer Vergöttlichung. Sie ist ein reines Gnadengeschenk Gottes. Andererseits war es ihr eigenes Bemühen, ihr freiwilliges Zusammenwirken mit dem Willen Gottes, indem sie das Wort Gottes hörte und bewahrte. Darin liegt die eigentliche Größe Marias. 

 

So ist nach orthodoxer Auffassung Maria nicht in erster Linie heilig, weil sie Christus gebar, sondern vor allem weil sie in einzigartiger Weise gehorsam und treu war. In der Zustimmung und dadurch freiwilligen Mitwirkung am Heilsplan Gottes liegt die eigentliche Heiligkeit der allheiligen Gottesgebärerin. Deshalb lehnen wir als Orthodoxe auch die Lehre der römischen Katholiken von der „unbefleckten Empfängnis“ ab, die besagt, dass Maria schon von ihrer Geburt an vom Erbzusammenhang aus Schuld und Tod bewahrt worden sei. Maria ist für uns orthodoxe Christen die allheilige Gottesgebärerin, die Mutter des Herrn. Sie ist die helfende Fürbitterin, der Beistand und die Beschützerin der Menschen, aber zuerst und vor allem ist sie jene zur Verwirklichung unseres Heiles von Gott auserwählte Frau, die dem WORT GOTTES lauschte und Es bewahrte.

 

 

Hierin liegt die im Evangelium ruhende Begründung unserer Marienverehrung. Der Alleluja-Psalmvers, der nach der Epistel gesungen wird, drückt das sehr gut aus: „Höre, Tochter, sieh her und neige Dein Ohr“ (Psalm 44:11). 

 

Die Epistel die heute gelesen wird (Hebräer 9:1-7) spricht von den Vorschriften für das Heiligtum und das Allerheiligste: dieser Text bezieht sich wiederum symbolisch auf die allheilige Gottesgebärerin Maria. Die geistliche Bedeutung des Fests wird vor den Gläubigen in den verschiedenen Texten der Gottesdienste bis zu ihrem Höhepunkt in der Göttlichen Liturgie ausgebreitet. Deshalb legt die Orthodoxe Kirche auch so besonderen Wert darauf, dass wir nicht nur der Göttlichen Liturgie, sondern auch den Gottesdiensten an den Vorabenden beiwohnen. Die göttliche Liturgie ist nur die Krone und der Abschluss einer in der orthodoxen Kirche als untrennbare Einheit aufgefassten gottesdienstlichen Gesamtgeschehens. Der Feiertag und seine gottesdienstliche Feier ist Einer. 

 

Die Haupthemen, die die Gebete und Lesungen am Fest der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel vor uns entfalten, sind Folgende: 

 

Erstens, die Heiligkeit der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria. Das kleine Kind, das der Welt entzogen wird und im Tempel lebt, ruft uns dazu auf, auch unser Leben zu einem geweihten Tempel Gottes, d.h. zu einem Leben des Gebetes und der innigen Verbundenheit mit Gott zu machen. 

 

Das zweite Thema ist der Vergleich des Tempels aus Stein mit dem lebendigen Tempel: „Der reinste Tempel des Erretters ... heute wird sie eingeführt in das Haus des Herrn und sie führt mit sich hinein die Gnade im Göttlichen Geiste...“ (Kondakion zum Fest). Die allheilige Jungfrau Maria, die den Gottmenschen in Ihrem Schoß tragen wird, ist ein Tempel, der heiliger ist als der Tempel in Jerusalem; es passt, dass die beiden Tempel sich begegnen, aber hier ist es der lebendige Tempel, der den erbauten Tempel heiligt. Dass der lebendige Tempel dem Tempel aus Stein überlegen ist, ist bei Maria in besonderer Weise wahr, denn sie war das Werkzeug der FLEISCHWERDUNG des WORTES GOTTES.

 

Und wieder wird uns hier die allheilige Gottesgebärerin als unsere Vorkämpferin, als Heerführerin aller Christen, vorgestellt. Denn im ersten Brief des heiligen Apostel Paulus an die Korinther ermahnt er uns: „… „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid …? … Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist ...?“ (1 Korinther 3:16.6:19).

 

Troparion im 4. Ton: Heute ist der Beginn des Wohlgefallens Gottes und die Ankündigung der Erlösung der Menschen; im Tempel Gottes erscheint deutlich die Jungfrau, und verkündet allen den Gesalbten voraus. Zu ihr wollen auch wir mit lauter Stimme rufen: Freue Dich, Du Erfüllung der Vorsehung des Schöpfers.

 

Kondakion im 4. Ton: Der allreine Tempel des Erlösers, das kostbare Gemach und die Jungfrau, die heilige Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes wird heute in das Haus des Herrn eingeführt. Sie führt mit ein die Gnade im göttlichen Geiste; die Engel Gottes besingen sie; sie selbst ist die himmlische Wohnstatt!

 

 

Der Einzug in den Tempel unserer Herrin,

der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

21. November

 

Es ist als sicher anzunehmen, dass die Wahl der Jungfrau Maria durch den Allmächtigen Gott zur Mutter Gottes keine blinde Wahl war. In Seiner Weisheit erwählte Gott nicht eine aus dem Adel, sondern die einfache, durch und durch fromme Tochter gleich frommer Eltern, deren Namen Joachim und Anna waren. Nach der Tradition erreichte Anna, viele Jahre kinderlos, einen Punkt in ihrem Leben, da sie kurz vor der Verzweiflung sehr ernsthaft Gott bat ihr ein Kind zu gewähren, mit dem Versprechen, sollte ihr Wunsch erfüllt werden, das Kind Seinem heiligen Tempel zu weihen. Es machte ihr nichts aus, dass das Kind, das ihr Gott gewährte, ein Mädchen war und sie brachte ihre Tochter mit dem Namen Maria, treu zu ihrem Wort stehend, im Alter von drei Jahren am 21. November zum Tempel. Sie blieb zwölf Jahre lang im Hause Gottes und verließ es im Alter von 15 Jahren mit einer Reinheit und Güte wie es in keinem anderen Geschöpf Gottes zu finden war. Da sie ihren Eltern zurückgegeben ward, war die heiligmäßige Maria nicht nur ein makelloses Mädchen, sondern hatte in diesen 12 Jahren auch das Wissen und die Religion der besten Lehrer erworben, die in jenen Tagen einem weiblichen Kinde normalerweise verwehrt waren. So viel ist schon über die Mutter Gottes geschrieben, dass wir uns hier mit einem Blick auf ihr Leben als Mensch befassen wollen. Die Jungfrau Maria wird in der Orthodoxie als die „Panagia“ gesehen, was man als Allumfassend-Heilige übersetzt. Griechische orthodoxe Christen gebrauchen nur einen Namen und der ist „Panagia“, der die volle Wirkung auf den christlichen Glauben beinhaltet, wie kein anderer Name in irgendeiner Sprache. Der Anfang des Christentums waren nicht verstreute Überbleibsel, die sich irgendwie zu einer Ideologie zusammenfügten. Durch göttliche Absicht stammte die große Religion Christi aus einem engen Kreis, der sich als die größte der menschlichen Erfahrungen ausbreitete. 

 

Der Hohepriester, der mit der Sorge um Maria betraut wurde, war Zacharias, der wiederum der Vater des Heiligen Johannes des Täufers war, der seinerseits als der Vorläufer des Messias gesehen wird und als der Mann, der Jesus taufen sollte. In ihren Jugendjahren besuchte der vom Allmächtigen Selbst gesandte Erzengel Gabriel, in einer Perikope, die man nicht oft genug wiederholen kann, die Jungfrau Maria, ein zartes Mädchen, sterblich doch gesegnet, um gesagt zu bekommen, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes werden würde. Man kann mit Sicherheit glauben, dass sie, so aufregend diese Botschaft war, sie mit Freude und großer Gelassenheit empfing. Ein Mädchen kann aufgeregt sein, wenn sie zur „Weinkönigin“ gewählt wird, aber „Königin des Universums“ zu werden muss eine Vorahnung nicht von Aufregung sondern der erhabensten Freude, menschlicher oder anderer gewesen sein. Es folgt, dass Joachim und Anna, beide sozusagen Großeltern des Sohnes Gottes, ebenfalls als Heilige der Kirche verehrt werden. So sehr, dass sie als die „Schutzheiligen der frommen Erziehung“ bekannt sind, hauptsächlich wegen der zwölfjährigen religiösen Studien ihrer Tochter Maria. Christen können sich aus den vier Tagen des Jahres, die den Festen der Jungfrau Maria gewidmet sind, den für sie beliebtesten aussuchen. Das ist Mariae Geburt am 8. September, Mariae Einzug in den Tempel am 21. November, Mariae Verkündigung am 25. März und Mariae Entschlafung am 15. August. Im Kalender der Kirche sind alle diese Tage von gleicher Bedeutung. Die Welt sieht die Jungfrau Maria wohl so wie sie Michelangelo gesehen hat, als der die berühmte Pietà schnitzte, die eine jugendliche Maria zeigt, die den leblosen Leib ihres gekreuzigten Sohnes in den Armen hält. Nirgends kann man sie als alte Frau sehen, jedenfalls nicht im Alter einer Frau, die Mutter eines 33jährigen Sohnes ist. Unter den verehrtesten Heiligtümern im Heiligen Land ist das am Fuß des Garten Gethsemane, der Ort des Todeskampfes Christi. Dieses Heiligtum ist der Jungfrau Maria und ihren Eltern gewidmet. Wenn man eine Steintreppe ungefähr 50 Stufen hinuntergeht, ist links das Grab Joachims und rechts das seiner Frau Anna. Nach weiteren 50 Stufen kommt das leere Grab der Jungfrau Maria, da sie, wie der Sohn Gottes, zum Himmel aufgefahren ist. 

 

Es gibt viele Erzählungen über die Jungfrau Maria, aber die wahre, die erhalten ist und immer erhalten bleiben wird ist, dass sie als die Mutter des Sohnes Gottes die Mutter der Welt ist. Deshalb ist der 21. November einer der heiligsten Festtage der Christenheit.

 

Quelle: Griechische Orthodoxe Erzdiözese von Australien; hier nach Andreasbote 11/ 2007

 

 

Hochfest des Einzugs der

Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau

in den Tempel zu Jerusalem

 

21. November 

 

Georges A. Barrois

 

 

Was bedeutet dieses Datum? Der Zeitraum von 74 Tagen seit dem Fest der Geburt der Gottesgebärerin entspricht in etwa der Zeitspanne, die eine Frau der Synagoge fernbleiben musste, wie es das Gesetz des Mose für eine Frau bestimmte, die eine Tochter geboren hatte (Leviticus 12: 5: 80 Tage). Aber symbolische Zeiten erlauben in der Regel keine Abweichungen; mehr noch, unsere Liturgen waren gar nicht daran interessiert, wann denn die Hl. Anna wieder in die ‚Kirche’ gehen durfte. Das Datum des Festes scheint ursprünglich mit der Weihe einer Kirche aus dem sechsten Jahrhundert zusammenzuhängen, die in Jerusalem als die „Νέα“ bekannt ist. In diesem Fall würde das Fest des Einzugs den Charakter einer Gedenkfeier haben, die an das erinnert, was im Westen oft „Mariae Opferung“ genannt wird.

 

Die Hymnen des Festes greifen auf das Protevangelium des Jakobus zurück, ein apokryphes Evangelium ägyptischer Herkunft aus dem zweiten Jahrhundert, das erzählt, wie Maria im Alter von drei Jahren von Joachim und Anna in Erfüllung eines Gelübdes in den Tempel gebracht und wie diese im Allerheiligsten von Engeln umsorgt wurde. Die Geschichte beeindruckte die Pilger, denen in den Straßen von Jerusalem ihr Geburtshaus und sogar das Haus gezeigt wurde, in dem ‚sie schreiben lernte’. Für Ikonographen und Hymnographen war dieses Quellenmaterial ein Geschenk des Himmels, sie wussten aber gleichzeitig, wie unter der Künstlichkeit der Legende die sicheren Merkmale eines Geheimnisses zu entdecken waren, das bald in seiner Fülle offenbart werden würde.

 

Die Lesungen aus der Schrift in der byzantinischen Liturgie gehen in diese Richtung. Die beiden ersten Lesungen der Vesper in der Vigil (Exodus 40: 1-5.9-10.16.34- 35 und 1. Könige 7:51.8:1.3-7:9-11) werden nur bei diesem Fest gelesen. Sie sind eng verbunden und stellen den alttestamentlichen Hintergrund der Epistellesung bei der Göttlichen Liturgie dar (Hebräer 9: 1-7). Wir beginnen mit der Beschreibung von Bau und Einrichtung des Offenbarungszeltes des Mose und des Tempels in Jerusalem: das tragbare Zelt, das Mose in der Wüste nach den Anordnungen Gottes Selbst gebaut hatte, und das ‚Haus’ aus Steinen und Mörtel, das Salomo in seiner Stadt in der Mitte des auserwählten Volkes errichtete, zum dauernden Aufenthaltsort Jahwes. Eine durch die Priester bewahrte Tradition identifizierte den felsigen Hügel, auf dem der Tempel erbaut wurde mit dem Berge Morija, auf dem der Glaube Abrahams durch den Befehl Isaak zu opfern auf die Probe gestellt worden war (2. Chronik 3: 1; vgl.: Genesis 22: 1-14).

 

Diese liturgische Auswahl zielt weniger auf eine Beschreibung der Heiligtümer als auf ihre theologische Bedeutung. Aber es ist nicht unerheblich, dass der Plan des Tempels: die Eingangshalle, êlâm oder ûlâm; die große Halle, hêkal, und das Allerheiligste, debîr, in der Dreiteilung unserer Kirchengebäude überlebt hat: der Narthex, das Kirchenschiff und der Altarraum. Besonders wichtig in dieser architektonischen Sukzession ist der Glaube an den Fortbestand der göttlichen Offenbarung; der Gott des Mose ist der Gleiche wie der Gott der Patriarchen und Der, Der zwischen den Cherubim des Tempels thront ist der Gleiche, Den wir in der Dreieinigheit der Personen verehren.

 

Die geheimnisvolle Gegenwart Gottes in den Heiligtümern der Hebräer war vergegenständlicht in einem sakralen Objekt, der Bundeslade, und wurde offenkundig durch eine Theophanie: die „Herrlichkeit“, kâbôd, δόξα, die die Stiftshütte und das Haus des Herrn erfüllte und die von menschlichen Händen errichteten Baulichkeiten zur Wohnung des Transzendenten machte, dem Profanen unzugänglich. Dies wird durch Ezechiel angedeutet in der Beschreibung des Osttores des Tempels, gelesen als dritte Perikope der Vesper (Ezechiel 43: 27-44: 4), die wir schon beim Fest Mariae Geburt gehört haben.

 

Die Bundeslade, mitten im Allerheiligsten, war sozusagen das Sakrament von Gottes unsichtbarer Gegenwart unter Seinem Volk gewesen. Nachdem der Tempel Salomos durch die Babylonier zerstört worden war, blieb das durch die zurückkehrenden Exilanten wieder erbaute Heiligtum leer; die Bundeslade war nicht mehr dort. Die erzwungene Spiritualisierung des Kultes, der nicht mehr von Personen abhängig war, beschleunigte die Ankunft einer Wirklichkeit, die im Hebräerbrief (9: 1-7) beschrieben und in der Göttlichen Liturgie verlesen wird. Während nämlich der Hohepriester der Juden das Heiligtum einmal im Jahr betrat um das Sühneblut für sich und die Sünden des Volkes zu opfern, betrat Christus Selbst ein für allemal das Zelt in der Höhe mit Seinem eigenen Blut, denn Er ist unser Hoherpriester. Maria, die dies durch ihre Hingabe und in ihrem freien Willen möglich machte, ist daher zurecht anerkannt als das „Zelt Gottes und des Logos ... Bundeslade, vergoldet durch den Geist“ (Akathistos-Hymnos, 23. Oikos) oder “Bundeslade“, arca foederis (in der Lauretanischen Litanei der römischen Kirche). Die Evangeliumsperikopen sind die gleichen, wie beim Fest Mariae Geburt, weil es eben keine Schriftstellen für das beherrschende Thema des Festes gibt. Die Lesungen werden lediglich vertauscht, die Perikope, die im Morgengottesdienst gelesen wurde wird nun bei der Göttlichen Liturgie gelesen und umgekehrt.

 

Über den Autor: Professor Georges A. Barrois wurde in Frankreich geboren, wo er auch studierte. In der Zwischenkriegszeit lehrte er als ausgewiesene Kapazität für altttestamentliche Archeologie an der  Ecole Biblique et Archeologique Francaise in Jerusalem. Infolge des Ausbruchs des zweiten Weltkrieg emigierte er in die USA wo er am  Princeton Theological Seminary lehrte. In Amerika konvertierte er auch zur Orthodoxie und war danach Gast-Professor für Altes Testament am St Vladimir's Orthodox Theological Seminary.

 

Quelle: Andreasbote November 2003.

 

 

Über das Fest des Einzugs in den Tempel unserer Herrin,

der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

21. November 

 

Über Geburt und Kindheit der Jungfrau Maria wird in den Evangelien oder in anderen Büchern des Neuen Testaments nichts berichtet, wohl aber kann man darüber etwas in einem Werk finden, das aus dem 2. Jahrhundert stammt und als Protoevangelium des Jakobus bezeichnet wird. 

 

Als Maria drei Jahre alt war, entschieden Joachim und Anna, die Zeit sei gekommen ihr Versprechen zu erfüllen und sie dem Herrn zu weihen. Joachim versammelte die jungen Mädchen der Nachbarschaft als Begleitung und ließ sie als Fackelträgerinnen vor Maria zum Tempel gehen. Von den Fackeln fasziniert, folgte das kleine Mädchen freudig, blickte nicht zurück und weinte nicht, als sie von den Eltern getrennt wurde. 

 

Die heilige Jungfrau lief zum Tempel, überholte ihre Begleiterinnen und warf sich in die Arme des Hohenpriestern Zacharias, der mit seinen Ältesten am Tor des Tempels auf sie wartete. Zacharias segnete sie und sprach: „Verherrlicht hat der Herr deinen Namen von Geschlecht zu Geschlecht! In dir wird Er am Ende der Tage die Erlösung offenbaren, die Er den Kindern Israels gewährt!“

 

Dann brachte Zacharias das Kind in das Allerheiligste – einem Ort, den der Hohepriester nur einmal im Jahr am Versöhnungstag betreten durfte. Er stellte sie vor die Stufen des Altars und die Gnade des Herrn kam auf sie herab. Sie erhob sich und drückte tanzend ihre Freude aus und alle, die es sahen waren verwundert. 

 

 

Die Jungfrau Maria blieb neun Jahre im Tempel, bis sie das Heiratsalter erreichte. Dann wurde sie von den Priestern und Ältesten Josef, als Bewahrer ihrer Jungfernschaft anvertraut.

 

Der Tempelgang der Gottesgebärerin bedeutet ihre völlige Hingabe an Gott und ihre Bereitschaft für ihre zukünftige Berufung als Mutter des fleischgewordenen Herrn. Dies ist ein Fest der Erwartung. Während Maria verehrt wird, sind die Gläubigen aufgerufen, sich auf die Fleischwerdung Christi zu freuen, die in etwas mehr als einem Monat am Fest der Geburt Christi am 25. Dezember gefeiert wird. 

 

Die Festikone erzählt die Geschichte von Marias Eintritt in den Tempel. Der Hohepriester, Zacharias, steht angetan mit seinen priesterlichen Gewändern auf der Stufe vor dem Tempel. Seine Arme sind ausgestreckt, bereit die Jungfrau zu grüßen und zu empfangen. Maria wird als kleines Kind gezeigt, das vor Zacharias steht und ihre Arme zu ihm erhebt. 

 

 

In einigen Ikonen werden die jungen Mädchen, die sie begleiteten hinter ihr stehend dargestellt. Wir sehen auch ihre Eltern, Joachim und Anna, die ihr Kind Gott und Seinem Dienst weihen.

 

In der oberen Mitte der Ikone sitzt die Jungfrau auf den Stufen des Allerheiligsten. Ein Engel dient der, die von Gott erwählt wurde den Erlöser zur Welt zu bringen.

 

Das Fest wird mit der Göttlichen Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomus am Morgen des Festes nach einem Orthros gefeiert. Eine große Vesper findet am Abend vorher statt. Die Lesungen für das Fest sind:

 

in der Vesper: Exodus 40:1-5.9-10.16.34-35; 1. Könige 8: 1.3-4.6-7.9-11; Esra 43:27-44:4.

im Morgengottesdienst: Lukas 1: 39-49.56; Liturgie: Hebräer 9: 1-7; Lukas 10:38-42.11: 27-28.

 

Troparion im 4. Ton

 

Heute ist der Beginn des Wohlgefallens Gottes * und die Vorverkündigung der Erlösung der Menschen; * im Tempel Gottes zeigt sich deutlich die Jungfrau * und verkündet voraus Christus allen. * Zu ihr lasset auch uns mit lauter Stimme rufen: * Freue Dich, Du Erfüllung der Heilsordnung des Schöpfers.

 

Kontakion im 4. Ton

 

Der reinste Tempel des Erlösers, * die kostbare Kammer und Jungfrau, * die gesegnete Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes, * wird heute eingeführt in das Haus des Herrn, * miteinführend die Gnade in dem göttlichen Geiste; * die Engel Gottes besingen sie; * sie selbst ist das himmlische Zelt!

 

Quelle: Andreasbote

 

 

Predigt zum Fest des Einzugs der Allheiligen Gottesgebärerin

in den Tempel

 

 21. November

 

Heute wird der lebendige Tempel der heiligen Herrlichkeit, Christi, unseres Gottes die allein unter den Frauen Gesegnete in den Tempel des (alten) Gesetzes geführt, um im Heiligtum zu leben. Joachim und Anna freuen sich mit ihr im Geiste, der Chor der Jungfrauen aber singt dem Herrn, jauchzt Ihm zu mit Psalmen, und verehret Seine Mutter.

 

Stichiron aus der Vesper

 

Die heutige Lesung (Hebr 9,1-7) wird für das Fest des Einzugs der Mutter Gottes in den Tempel vorgetragen. Die gleiche Lesung wird auch für das Fest der Gürtelniederlegung der Allheiligen Mutter Gottes (31. August) und für das Fest Mariae Schutz verwendet, wenn dieses Fest am 1. Oktober gefeiert wird. Wir sehen daraus, dass die Lesung weniger wegen eines besonderen Festes gewählt wurde, sondern wegen der Mutter Gottes. 

 

Bei anderen Muttergottesfesten wird eine andere Lesung aus dem Brief an die Philipper ausgewählt. Der erste Vers der heutigen Lesung lautet: „Der erste Bund hatte gottesdienstliche Vorschriften und ein irdisches Heiligtum.“ Der Autor des Briefes an die Hebräer, der Heilige Paulus, oder einer, der ihm an geistlicher Größe gleichkommt, will die Überlegenheit des Neuen Bundes über den Alten unterstreichen. Wenn der Ritus, wie er im Pentateuch niedergelegt ist, von so überwältigender Schönheit war und doch nur ein Schatten dessen, was kommen wird, wie können wir dann die Herrlichkeit des Neuen beschreiben? 

 

Der Autor nimmt an, dass die Einzelheiten des Offenbarungszeltes bekannt sind und bezieht sich nur auf einige seiner Schätze. Dass das alte Zelt nur ein irdisches Abbild dessen ist, was kommt, wird angedeutet mit dem Verweis auf den Leuchter und den Tisch mit den Schaubroten. Sie standen im vorderen Teil des Offenbarungszeltes, zusammen mit dem Weihrauchaltar. In diesem vorderen Teil gab nur der Leuchter ein Licht, das neben dem Glanz der Sonne nur schwach gewesen wäre. Gewöhnlich betrat der Hohepriester das Allerheiligste (das Innere des Offenbarungszeltes) nur einmal im Jahr. Er allein konnte dort am Tag der Versöhnung (Yom Kippur) eintreten, an einem der für die Hebräer heiligsten Tage. Er sollte damit jedes Jahr die Priester und das ganze Volk der Gemeinde entsühnen (Leviticus 16,33). Christus aber betrat es ein für allemal. 

 

Wenn wir heute die Mutter Gottes ehren, dann, weil sie den Unumfassbaren umfasste. Ihr Schoß zeigte sich als weiter als die Himmel, denn er umfasste nicht nur die Herrlichkeit Gottes sondern Gott Selbst, der in ihr Mensch wurde. Als Salomo den Tempel weihte, wurde dieser von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt (1. Könige 8: 11). Jetzt haben wir in Maria ein größeres Zelt – die Mutter Gottes. Dazu trug sie Christus, Gott und Mensch. In Ihm wohnt nicht nur die ungeschaffene Herrlichkeit Gottes sondern „wirklich die ganze Fülle Gottes“ (Kolosser 2: 9). 

 

Christus – in Seinem Leib – ist das nicht von Menschen erbaute Offenbarungszelt, auf den sich der Hebräerbrief gleich beziehen wird (9: 11). Er brachte uns in die Gegenwart Gottes und versöhnte uns ein für allemal mit Gott. Das alte Zelt konnte das nur auf schattenhafte und unvollkommene Weise. 

 

Quelle: Andreasbote

 

 

Das Hochfest des Einführung

der Allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel

 

Thomas Zmija

 

Das Fest der Einführung der Allheiligen Gottesgebärerin in den Tempel geht zurück auf die Kirchweihe der großen Marienkirche in Jerusalem, die der heilige Kaiser Justinian am 21. November 543 vollziehen ließ. Das Festgedächtnis schließt sich thematisch an das Fest Mariae Geburt am 08. September an. Die beiden Marienfest sind in ihrer Ausprägung jedoch keine Madonnen-, sondern Theotokienfeste, denn sie weisen voraus auf das kommende Hochfest der Geburt unseres Herrn, Erlösers und Gottes Jesus Christus dem Fleische nach. Vom Festgeheimnis des Christi-Geburt-Fest Christi her wollen die Hymnen und Festlieder dieser beiden Muttergottesfeste auch verstanden werden.

 

Der Inhalt des Festes ist, genau wie beim Fest Mariae Geburt wieder dem Proto-Evangelium des Jakobus entnommen. Hier wird berichtet, dass die Allheilige Gottesgebärerin infolge eines Gelübdes ihrer Mutter nach Vollendung ihres dritten Lebensjahres in den Tempel gebracht und dort bis zu ihrem zwölften Lebensjahr erzogen worden ist (Protoevangelium des Jakobus 7: 1-3).

 

Das Proto-Evangelium des Jakobus ist im 2. Jahrhundert entstanden, und fasst älteres kirchliches Überlieferungsgut zusammen, jedoch schmückt es dieses Überlieferungsgut zugleich weiter durch legendarische Wunderberichte aus. Zugleich greifen der oder die Verfasser der Schrift auf den Namen des heiligen Apostel Apostels Jakobus des Herrenbruders zurück. Deshalb gehört das Proto-Evangelium zu den Pseudo-Epigraphen genannten frühchristlichen Schriften, die bei der Prüfung des frühchristlichen Schriften anhand des überlieferten apostolischen Glaubensgutes (Heilige Apostolische Tradition) am Ende nicht in den Kanon der neutestamentlichen Schriften übernommen wurden. Ob dem Proto-Evangelium ein Kindheitsbericht Jesu durch den Heiligen Jakobus zugrunde liegt, der aus einer früheren Ehe des Heiligen Josephs stammend als Kind und Jugendlicher die Ereignisse vor und während der Geburt Christi hautnah miterlebt oder durch die direkten Erzählungen der Verwandten authentisch berichtet bekommen hat, können wir heute nicht mehr feststellen. In diesem Falle wäre das orginale Kindheitsevangelium des Jakobus später bis zum 2. Jahrhundert durch Hinzufügungen und Aussschmückungen zum heutigen Proto-Evangelium erweitert worden. Die Kirche hat jedoch wichtige Teile des Berichte Proto-Evangeliums als mit der  Heiligen Apostolischen Tradition übereinstimmend erkannt und deshalb das Proto-Evangelium als eine zwar legendarisch erweiterte, jedoch im Kern autenische Darstellung des kirchlichen Glaubensgutes mit herangezogen.

 

Diese apostolische Glaubensgut läßt sich wie folgt zusammenfassen: Schon vor ihrer Geburt Gott geweiht, verlässt das Mädchen Maria im Alter von drei Jahren aufgrund eines Gelübdes ihrer Mutter Anna ihr Elternhas( wörtlich: das "Heiligtum in seinem Schlafgemach" (vgl.: Protoevangelium 6: 1), um im "Tempel des Herrn", wie eine Taube" zu wohnen (vgl.: Protoevangelium 8: 1 f.). Das gesamte Proto-Evangelium überliefert uns als apostolisches Glaubensgut die Immerjungfräulichkeit Mariens und die große Heiligkeit ihres Lebenswandels von Kindesbeinen an und ist zugleich ein beredtes Zeugnis von ihrem universalen Lobpreis schon in der apostolischen Kirche. Das Proto-Evangelium berichtet uns ebenfalls die  in den Evangelien nach Matthäus und Lukas überlieferten Episoden der Verkündigung, des Besuches der Allheiligen Gottesgebärerin  bei Elisabeth, der Geburt Jesu und des Besuches der drei Weisen aus dem Morgenland. Dabei betont das Protoevangelium die aus ihrer besonderen Heiligkeit hervorgehende Immerjungfräulichkeit der Gottesmutter vor, während und nach der Geburt Christi.

 

Dass der Glaube an die Immerjungfräulichkeit der Allheiligen Gottesgebärerin bereits zum von den Aposteln gelehrten Glaubensgut der Kirche Christi gehört und nicht - entgegen den Annahmen der heutigen westlich-abendländischen Theologen - erst aus dem Glaubensumfeld des dritten Ökumenischen Konzils im 5. Jahrhundert stammt, wird deutlich durch die Schriften der Heiligen Väter ersichtlich, die in apostolischer oder direkter nachapostolischer Zeit lebten. So sieht der Heilige Justin der Märtyrer in Gottes wunderbarer Erschaffung Evas aus der Rippe des Adam das Wirken der Kraft des Heiligen Geistes bei der jungfräulichen Empfängnis des Gottessohnes vorabgebildet (Dialoge 84: 1 f.). In gleicher Weise äußert sich auch der Heilige Irenäus von Lyon, ein Schüler des Heiligen Polykarp von Smyrna, der nicht nur durch die Apostel unterwiesen worden war und mit vielen sprach, welche Christus gesehen hatten, sondern auch von den Aposteln in Asia als Bischof der Kirche von Smyrna eingesetzt worden ist (vgl.: Irenäus: Adversus haereses, III, 3.4.): "So fand auch der Knoten des Ungehorsams Evas seine Auflösung durch den Gehorsam Marias. Denn was die Jungfrau Eva durch ihren Unglauben gebunden hat, das hat die Jungfrau Maria durch ihren Glauben gelöst."  (Adv. Haer. III 22,4; vgl. auch V 1,1; 19,1). Wie der Tod und die Auferstehung des Herrn so gehören für den Heiligen Ignatius auch die Empfängnis der Allheiligen Gottesmutter durch den Heiligen Geist und ihr Immerjungfräulichkeit zu den von Gott gewirkten Mysterien (Geheimnissen) (vgl.: Eph. 19: 1; vgl. 7: 2; 18: 3; Smyr. 1: 1). Auch der Heilige Clemens von Alexandrien (+ vor 215) belegt eindeutig den apostolischen Glauben, dass "Jesus auf eine wunderbare Weise geboren wurde, die die Jungfräulichkeit Marias unverletzt ließ" (Strom. VII 16; 93,7).

 

Diesen apostolischen Glauben verkünden im betenden Lobpreis die Gesänge dieses Festes, indem sie die Geburt des Herrn aus der Immerjungfrau Maria gleichsam wie durch das Vergrößerungsglas des heutigen Festgeheimnisses hindurch betrachten:

 

Freude verkündet heute uns Anna, da sie die Frucht hervorgebracht hat, die allein Jungfräuliche, die alle Trauer zerstreut. Diese bringt sie heute zum Tempel des Herrn und erfüllt so ihre Gelübde, bringt dar den Tempel des göttlichen Wortes, die allreine Mutter des Herrn.

 

Troparion der Vorfeier im 4. Ton

 

Heute ruft das Weltall, ganz von Freude erfüllt, am glückseligen Fest der Gottesgebärerin: Sie selbst ist das himmlische Zelt.

Kondakion der Vorfeier: 4. Ton

 

 

Heute ist der Beginn des Wohlgefallens Gottes und die Vorherverkündigung der Erlösung der Menschen; im Tempel Gottes zeigt sich klar die Jungfrau, und verkündet allen im Voraus Christus. Zu ihr lasst auch uns mit lauter Stimme rufen: Freue Dich, Du Erfüllung der Heilsordnung des Schöpfers.

 

 

Troparion im 4. Ton

 

 

Der reinste Tempel des Erlösers, das kostbare Brautgemach, die Jungfrau, die heilige Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes wird heute eingeführt in das Haus des Herrn, und führt mit ein die Gnade im göttlichen Geiste. Die Engel besingen sie: Sie selbst ist das himmlische Zelt.

Kondakion im 4. Ton

 

Hochpreise, meine Seele, sie, die geehrter und herrlicher ist als die Heerscharen in den Höhen. Die Engel, die die Einführung der Allreinen in den Tempel schauten, erschraken, als sie in das Allerheiligste eintrat. Die Hand der Ungeweihten soll nicht berühren die beseelte Gotteslade. Die Lippen der Gläubigen aber mögen zur Gottesgebärerin jubelnd rufen und unablässig die Worte des Engels nachsingen: Du bist wahrlich erhöht über alle, allheilige Jungfrau.

 

Sadostynik des Festes, ebenfall Irmos der 9. Ode im Morgengottesdienst

 

 

Die heilige Märtyrerin Cäcilia von Rom

 

22. November

 

Die heilige Jungfrau Cäcilia lebte Anfang des 3. Jahrhunderts in Rom. Sie entstammte einem plebejischen Geschlecht, der Gens Caecilia. Besonders gegen Ende der römischen Republik zählte es zu den wichtigsten Familien der Stadt. Die männliche Namensform lautete Caecilius, die weibliche Caecilia. Unter diesem Geschlechternamen (Familiennamen) ist uns die heilige Cäcilia aus ihrer Vita bekannt. Die Heilige war eine kluge und hübsche Frau aus vornehmem Hause, die sich von Kindheit an vom Jungfrauenstand angezogen fühlte. Ihre Eltern jedoch verheirateten sie mit dem vornehmen, heidnischen Jüngling Valerianus. Im Brautgemach offenbarte sie ihrem Bräutigam, dass ein Engel sie in ihrer Reinheit beschütze. Valerianus gestand ihr die jungfräuliche Unberührtheit unter der Bedingung zu, dass auch er den Engel sehen dürfe. Darauf bewegte sie ihn, den greisen römischen Bischof Urban aufzusuchen und sich im christlichen Glauben unterweisen und taufen zu lassen. Denn nur im Stande der Gnade könne er den Engel sehen. Valerianus nahm den christlichen Glauben an und wurde von Bischof Urban getauft. Zu Cäcilia zurückgekehrt, sah auch er den Engel bei ihr. Dieser reichte ihnen Kränze von Lilien und Rosen, die den Raum mit einem himmlischen Duft erfüllten. Als in diesem Augenblick der Bruder des Valerianus, Tiburtius, hinzukam, wunderte er sich über den Rosenduft und so wurde auch er zum christlichen Glauben bekehrt. Da Valerianus und Tiburtius während der Verfolgungen unter dem Soldatenkaiser Severus Alexander verbotenerweise hingerichtete Christen beerdigten, wurden sie ins Gefängnis geworfen. Für die Bewachung der beiden vornehmen Römer war der aus dem römischen Ritterstand stammende Maximus zuständig. Als es nun Valerianus und Tiburtius gelang, auch diesen zum christlichen Glauben zu bekehren, ließ der römische Stadtpräfekt Almachius zuerst Maximus mit Bleistangen schlagen und danach alle drei enthaupten. Die heilige Cäcilia begrub die drei heiligen Märtyrer zusammen. Der Stadtpräfekt versuchte nun, den Besitz der drei hingerichteten Christen an sich zu bringen und bedrohte deshalb die verwitwete Cäcilia. Diese war sich der Gefahr für Ihr Leben durchaus bewusst. Deshalb überzeugte die Heilige die Sklaven und Clienten ihres Haushaltes, ebenfalls den christlichen Glauben anzunehmen. Daraufhin taufte Bischof Urban zusammen mit 400 anderen Katechumenen auch das gesamte Hauspersonal und die Schutzbefohlenen der Gens Caeciliae.

 

 

Bald darauf ließ Almachus sie verhaften und nach einem heftigen Streit ließ er die Heilige in ein kochend heißes Bad einschließen. Als die heilige Cäcilia dies aber überlebte, versuchte der Henker, sie drei Mal mit Schwert zu enthaupten. Dies misslang jedoch und die schwer Verwundete überlebte diesen Hinrichtungsversuch noch um drei Tage. Als die Heilige ihr Ende nahen fühlte, vermachte sie ihren gesamten Besitz den Armen und bekehrte noch weitere Menschen, die sie auf ihrem Krankenlager besuchten, zum christlichen Glauben. Als die Heilige nach dreitägigem Leiden schließlich verstarb, wurde sie gekrümmt, wie sie bis zuletzt gelegen hatte, in ein golddurchwirktes Gewand gekleidet und in einen Sarg aus Zypressenholz gelegt. Bischof Urban bestattete sie in der Callistus-Katakombe neben den Bischöfen von Rom und weihte ihr Haus zur Kirche. Nach der Überlieferung wurden die Reliquien der heiligen Cäcilia im Jahre 1599 so vorgefunden, wie die Vita Lage und Bekleidung der Heiligen beim Begräbnis geschildert hatte. Das Fest der heiligen Märtyrerin wird in der orthodoxen und katholischen Kirche am 22. November begangen. Auch die armenische Kirche gedenkt dieser großen Heiligen am 27. November. Die heilige Cäcilia ist eine besonders volkstümliche Heilige in der gesamten Westen Christenheit und ihr Name wird beim Gedächtnis der Heiligen in der römischen Form der Heiligen Liturgie an besonderer Stelle genannt. Die abendländische Kirche ehrt sie auch als Schutzpatronin der Kirchenmusik. 

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Der heilige Märtyrer Clemens,

Bischof von Rom

 

24. November

 

Der heilige Clemens von Rom (Cвященномученик Климент папа Римский), war einer der Apostolischen Väter. Sein lateinischer Name bedeutet der Sanftmütige. In der Liste der Bischöfe von Rom wird er vom heiligen Irenäus von Lyon als dritter oder vierter genannt: Simon Petrus, Linus, (Anaklet), Klemens. Seine Amtszeit als Bischof in Rom wird in etwa auf die Zeit von 88-97 n. Chr. datiert. Unter Klemens, der noch mit dem heiligen Aposteln Petrus und Paulus zusammengearbeitet hat, bekehren sich führende Angehörige des römischen Adels und des Kaiserhauses zum Christentum. Vermutlich war der heilige Clemens ein hellenistischer Jude mit guter Kenntnis der Heiligen Schriften und einer profundern, philosophischer Bildung. Die römische Kirche San Clemente in Rom steht wahrscheinlich über den Fundamenten seines Wohnhauses. 

 

 

 

Der Heilige starb als Märtyrer auf der Krim und wurde mit einem Anker um den Hals im Schwarze Meer versenkt. Später wurden seine Reliquien wieder aufgefunden. Als der heilige apostelgleiche Großfürst Vladimir im Jahre 988 im Baptisterium der Kathedralkirche von Cherson die Taufe erhalten hatte und dort auch die Ehe mit der purpurgeborenen oströmischen Prinzessin Anna geschlossen hatte, berichten uns altrussischen Quellen, dass der Großfürst "…Priester von Cherson mit den Reliquien des heiligen Clemens und seines Schülers Phöbus nach Kiew mitgenommen…" habe. Nach der Fertigstellung der Zehentkirche (Desjatina) in Kiew wurden neben "allem anderen, was er (der heilige Vladimir) in Korsun-Cherson mitgenommen hatte", auch die Clemensreliquien an diese Kirche gegeben. Spätestens seit dem Jahr l048 lässt sich das Haupt des heiligen Clemens in Kiew nachweisen. Heute ruht es in der Lawra des Kiewer Höhlenklosters. 

 

 

Der heilige Clemens erlangte durch einen später viel gelesenen Brief, den ersten Clemensbrief, an die Gemeinde in Korinth Bekanntheit. Auch wenn dieser Brief an die Korinther nicht in das Neue Testament aufgenommen worden ist, gehört er jedoch zu den bedeutendsten Schriften der alten Kirche. Der lange Brief besteht aus 65 Kapiteln. Darin beschreibt er die Situation der römischen Gemeinde am Ende des ersten Jahrhunderts, die, obwohl sie Verfolgung erlitt, fest in Glaube und Liebe zusammenhielt. Clemens erinnert daran, „dass den einzelnen Gliedern des Leibes Christi gemäß der empfangenen Berufung verschiedene Dienste und Aufgaben zukommen. Die Unterscheidung der hierarchischen Ämter (des Priestertums) von den Diensten der Gläubigen (der Laien als dem Volkes Gottes) stellt dabei kein Problem dar.“ Abgefasst wurde der Brief kurz nach der Verfolgung durch Kaiser Domitian (95-96). Anlass zur Abfassung des Briefes waren Wirren in der Gemeinde von Korinth. Der Brief ist ein schönes Beispiel für die apostolische synodale Struktur der Kirchenverfassung in der frühchristlichen Kirche, die in der Orthodoxie bis heute treu bewahrt worden ist. Die Kirche von Rom wandte sich durch ihren Bischof in liebevoller Ermahnung an die Schwesterkirche von Korinth. Auch diese war durch den heiligen Apostel Paulus gegründet worden und damit apostolischen Ursprungs. Die Kirche in Rom suchte nun als Vorsitzende in der Liebe und erste unter den anderen gleichrangigen Ortskirchen die orthodoxe Kirchenstruktur in Korinth zu stärken. Denn zum orthodoxen Glauben gehört unverzichtbar auch die von den heiligen Aposteln gestiftete Kirchenstruktur. So erkennt man im Brief des heiligen Clemens seine Sorge als Bischof der Lokalkirche von Rom für die Einheit, Synodalität und Rechtgläubigkeit in der gesamten orthodoxen Kirche. Der zweite Clemensbrief ist besonders bedeutend als die vermutlich älteste nachbiblische christliche Predigt, die uns überliefert worden ist. 

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

 

Der heilige Neumärtyrer Philoumenos vom Jakobsbrunnen

 

29. November

 

 

Im Tal zwischen den Bergen Gerizim und Ebal lag einst der Ort Sichem. An dieser Stelle befindet sich noch immer der Jakobsbrunnen und das griechisch-orthodoxe Kloster der heiligen Photini. In der biblischen Tradition wird der Ort zweimal bezeichnet. Einmal (Genesis 33:19) kauft Jakob bei Sichem jenes Grundstück, auf dem sein Lieblingssohn Josef später begraben wird. Nach dem Johannesevangelium hat er an dieser Stelle auch einen Brunnen gegraben. Im 5. Buch Mose wird Israel auch als „Quelle Jakobs“ bezeichnet.

 

Im Johannesevangelium wird geschildert, wie Jesus am Jakobsbrunnen bei Sichar einer Samariterin begegnet. In dem theologischen Gespräch zwischen den beiden bezeichnet Jesus sich als „lebendiges Wasser“ und offenbart ihr ihre Sünden und Sich Selbst als Messias. Diese Samariterin war die spätere Photini oder Photina, die apostelgleiche Heilige.

 

Heute befindet sich dort die Stadt Nablus. Der heilige Neumärtyrer Philoumenos war der Hüter des griechisch-orthodoxen Klosters der heiligen Photini, zu dem auch der Jakobsbrunnen gehört.

 

Der Neumärtyrer wurde um 1913 im Orounto auf Cypern, als Sophokles Orountiotis und Zwillingsbruder des späteren Archimandriten Elpidios Hasapis, und als Sohn des frommen Bäckers und Gastwirtes George Hasapis und seiner ebenso frommen Frau Magdalene geboren. Seine Großmutter war eine gottgesegnete Frau, die ihn in den Glauben einführte und ihm die orthodoxe, und, man könnte sogar meinen, monastische Lebensart beibrachte. Von Kind an lernte er zu beten, zu fasten, die Kirche regelmäßig zu besuchen und in den Heiligen Schriften und Heiligenviten zu lesen. Ihm gefiel das Leben des heiligen Ioannis (oder Johannes) des Kalyviten sehr (Anm.: wie auch dem heiligen Porphyrios). Ihn hatte er sich zu seinem Vorbild gewählt, so dass in ihm der Wunsch entfachte, die „Welt“ zu verlassen und als Mönch zu leben. Im Sommer des Jahres 1927 verließ er mit seinem Bruder Alexandros (dem späteren Priestermönch Elpidios) gemeinsam das Elternhaus und ließ sich zunächst im Kloster von Stavrovouni (Zypern) nieder, wo er fünf Jahre im Gehorsam verbrachte.

 

 

 

Um 1934, nach einer Eingebung Gottes, reisten die Zwillingsbrüder nach Jerusalem. Dort besuchte der Heilige das Gymnasium. Im dritten Jahr wurde er zum Mönch auf den Namen Philoumenos und ein paar Monate später zum Diakon geweiht. Um 1943 erhielt er die Priesterweihe und sechs Jahre später wurde er zum Archimandriten ernannt. Bis zu seinem Märtyrertod diente er in verschiedenen Pilgerstätten im Heiligen Land. Sein letzter Dienst sollte das Hüten der Pilgerstätte des Jakobsbrunnens sein. Er kümmerte sich liebevoll um die Erhaltung der Pilgerstätte, aber auch um die unzähligen Menschen, die entweder als Pilger kamen, oder als Touristen, oder aber auch nur, weil sie bedürftig waren. Alle hatten ihn liebgewonnen und respektierten ihn als einen Mann Gottes, der zwar ein wahrer Knecht Christi war, aber wenn er zur Hilfe eilen musste, keine Unterschiede kannte. Er hatte auch den Ruf eines ausgezeichneten Geistlichen Vaters und Priestermönchs. Sein Leben war einfach und demütig, und er führte es nach den strengen Regeln des Mönchslebens, die er zuerst in Stavrovouni gelernt hatte. Insbesondere fastete er sehr streng, aß nur das notwendigste; ebenso unnachgiebig zeigte er sich in der Abfolge der Gebete und Gottesdienste, die er nach bestem Wissen und Gewissen abhielt. Er hielt es für besonders wichtig, den Ablauf der Gottesdienste mit Genauigkeit einzuhalten.

 

Das Lesen von heiligen Schriften war ihm lieb und wichtig, deswegen war er theologisch sehr bewandert. Wenn Pilger kamen, trug er ihnen oft Abschnitte aus geistlichen Büchern vor. Die Kirche von Jerusalem wollte ihm ein Theologiestudium ermöglichen, damit er später ein höheres Amt bekleiden konnte; doch er verneinte stets, dankbar aber entschieden. Sein einziger Ehrgeiz bestand darin, seine Seele zu retten, das jeweilige Kloster würdig zu vertreten und ein guter Mönch zu sein.

 

ie letzte Pilgerstätte, zu der er berufen wurde, war der Jakobsbrunnen (das Kloster der heiligen Photini). Dort hatte er täglich mit fanatischen Juden zu kämpfen, die ihn immer wieder dazu aufforderten, das Kreuz und die Ikonen aus der Kirche des Brunnens zu entfernen (der Jakobsbrunnen wird auch von den Juden als Pilgerstätte geehrt). Oftmals drohten sie damit, ihn zu töten, wenn er den Ort nicht verließe, doch er hatte die endgültige Entscheidung gettroffen, die heilige Stätte nicht zu verlassen und sich den feindlichen Drohungen nicht zu beugen, was immer auch geschehen mochte!

 

Am späten Nachmittag des 29. Novembers 1979 schlichen sich während eines Unwetters Unbekannte in die Kirche hinein und stürzten sich auf den heiligen Priestermönch. Sie schlugen unbarmherzig immer wieder mit einer Axt auf sein Gesicht, seine Hände und seine Beine ein (36 Axthiebe in Kreuzform). Sie rissen ihm ein Auge heraus und schnitten ihm die drei Finger ab, mit denen wir uns bekreuzigen. Dann ließen sie ihn blutüberströmt liegen und schändeten die Kirche. Zuletzt zündeten sie eine Handgranate und liefen davon. Durch die Handgranate wurde das Innere der Kirche fast vollkommen zerstört. Zur gleichen Zeit hörte sein geliebter Zwillingsbruder Elpidios eine innere Stimme, die zu ihm sagte: „Bruder, man tötet mich, so dass der Ruhm bei Gott sei. Ich bitte dich, sei nicht außer dir vor Ärger“.

 

Der Leichnam, oder besser die Reliquie des Heiligen, wurde nach Tel Aviv zur Leichenschau gebracht und obwohl die Brüder des Patriarchates seinen Körper erst fünf Tage nach dem gewaltsamen Tod zurückerhielten, war er weich und beweglich als wenn er lebendig wäre (Anm.: ein besonderes Merkmal der Mönche, Nonnen und Heiligen nach ihrem irdischen Tod).

 

Die Bestattung fand in der Kirche der heiligen Thekla statt und sein Grab befindet sich auf dem Hügel Zion. Vier Jahre ungefähr nach dem Tod des Märtyrers, sollten seine Gebeine exhumiert werden, doch als man das Grab öffnete erblickte man ein Wunder Gottes: Sein Körper war unversehrt und verströmte Wohlgeruch. Das Grab wurde wieder geschlossen und um 1984 wieder geöffnet. Wieder war sein Körper fast unversehrt geblieben. Man brachte ihn den Altarraum der Kirche von Zion. Am Ort seines Martyriums wurde vor einiger Zeit eine größere Kirche errichtet, die u.a. dem heiligen Philoumenos gewidmet ist (auch der heiligen Photini und dem heiligen Justin). Dorthin brachte man auch seine heiligen Gebeine, wo sie ihren vorerst letzten Ruheort haben. Am 29 November 2009 ist Philoumenos vom Patriarchat von Jerusalem auch offiziell heiliggesprochen worden, nachdem er nach zahlreichen Zeichen und für das Volk bereits als Heiliger verehrt wurde. Vor allem Orthodoxe, aber auch Christen anderer Konfessionen und selbst Andersgläubige besuchen die Kirche und beten um seinen Beistand.

 

Sein Nachfolger am Jakobsbrunnen, Vater Justin, finanzierte auch den Bau der neuen Kirche. Der heilige Philoumenos ist ihm oft erschienen, um ihn vor Übergriffen zu warnen und hat ihm damit mehrmals das Leben gerettet. Einmal erschien er ihm und warnte ihn vor einer Bombe. Tatsächlich befand sie sich im Kirchenraum. Archimandrit p. Justin verständigte die Polizei, die sie daraufhin entfernte, bevor sie detonieren konnte. Die gewalttätigen Übergriffe setzten sich bis heute fort.

 

Es wird von zahlreichen Wundern berichtet, die durch die Fürbitten des Neumärtyrers geschehen.

 

Mögen wir auch deine innigen Fürbitten haben, heiliger Märtyrer Philoumenos!

 

Troparion im 1. Ton: Den Spross Orountas aus der Wurzel Zyperns und Neu-Hieromärtyrer des göttlichen Jakobsbrunnens, Philoumenos, lasset uns, o Gläubige, ehren als Verteidiger unseres Glaubens und ewigen Soldaten der Wahrheit Christi und inbrünstig rufen: Ehre sei Christus, der dich verherrlichte, Ehre sei Ihm, der dich unversehrt erhielt, Ehre sei Ihm, der dich offenbarte als unseren Wohltäter auf dem Weg zum Himmel.
2. Troparion im 4. Ton: Beim Jakobusbrunnen erwies sich, dass du deinen Namen zu Recht trägst: Christus liebend, Ihn bekennend, dein heiliges Blut vergießend. Da du in kleinen Dingen treu warst, wurdest du gesetzt über Große. Anbetend im Geist und in der Wahrheit, bist du nun Hüter der Heiligen Stätten auf ewig.

 

zusammengestellt und übersetzt aus dem Griechischen von Alexia Ghika- Kyriazi

 

 

Gedächtnis des heiligen und ruhmreichen Apostels Andreas,

des Erstberufenen

 

30. November 

 

Andreas (Святой апостол Андрей (Απόστολος Ανδρέας) Первозванный), der glorreiche Apostel Christi, war der Bruder des heiligen Apostels Petrus und stammte aus dem Dorf Bethsaida am Westufer des Sees Genesareth. Im Unterschied zu seinem Bruder, der verheiratet war, hatte er die Jungfräulichkeit vorgezogen und lebte im Hause Simons.

 

Die beiden Brüder übten zusammen den Beruf von Fischern aus und hielten gottesfürchtig alle Vorschriften des Gesetzes ein. Als der heilige Johannes der Vorläufer Judäa und die Jordan-Gegend durchzog und die Menschen zur Umkehr rief, verließ Andreas alles, was ihn an die Welt band und wurde sein Jünger. Nachdem Johannes den Herrn getauft hatte, begab es sich eines Tages, während er mit Andreas und seinem anderen Jünger Johannes dastand und redete, dass Jesus in der Nähe vorbeiging. Da sagte er zu ihnen: Seht das Lamm Gottes! (Johannes 1:35). Auf dieses Wort des Täufers hin folgten Johannes und Andreas dem Herrn, um mehr über Ihn zu erfahren. Da wandte Er sich um zu ihnen und sagte: „Was sucht ihr?“ Ehrerbietig antworteten sie: „Meister, wo wohnst du?“ „Kommt und seht“, sagte da Christus zu ihnen. Sie folgten Ihm dorthin, wo Er sich aufhielt wie ein Wanderer unterwegs, und befragten Ihn den ganzen Tag. Als sie Ihm folgten, begriffen sie noch nicht, dass Jesus der Sohn Gottes und Erlöser war. Auch hatten sie nicht im Sinn, Seine Jünger zu werden, doch sie fühlten sich auf unaussprechliche Weise zu Ihm hingezogen. Aus dem Gespräch mit Ihm gewann Andreas die Gewissheit, dass Jesus der Messias war, Den sein Volk seit so vielen Generationen erwartete, der Retter der Welt. Er vermochte seine Freude nicht zurückzuhalten eilte sogleich zu seinem Bruder Simon und rief: „Wir haben den Messias gefunden!“ (Johannes 1:41) Dann führte er ihn zu Jesus. Andreas war der erste, der Christus erkannte, und deshalb erhielt er den Beinamen „der Erstberufene“ (Nach dem Bericht des Evangelisten Johannes. Nach Markus (1:14) und Matthäus (4:12) erfolgte die Berufung der Jünger einige Zeit später, nach der Verhaftung Johannes’ des Täufers und Vorläufers).

 

Von da an folgte Andreas dem Herrn überallhin. Er zog mit Ihm durch Dörfer, Städte, Berge, Wüsten, sich erlabend an den lebendigen Wassern Seiner Worte. Er war zugegen bei der Speisung der 5000 (Johannes 6:8), und als später einige Hellenen dem Philippus sagten, sie möchten Jesus sehen, ging dieser zu Andreas, der dem Meister näher stand, und meldete es ihm (Johannes 12:20). Denn nach Petrus, Jakobus und Johannes, den Zeugen der höchsten Offenbarungen der Göttlichkeit Jesu, folgte in der Tat Andreas in der Rangordnung jener, die gegenüber den übrigen Aposteln nicht eine Autorität, jedoch eine gewisse Priorität hatten. Der Erstberufene wurde Zeuge der furchtgebietenden Geschehnisse, die die erlösende Passion des Herrn begleiteten. Am Pfingstfest empfing er wie die anderen die Fülle der Gnade des Heiligen Geistes, und wurde durch das Los für die Evangelisierung der Schwarzmeerküste, Bithyniens, Thrakiens, Makedoniens, Thessaliens und Achaias bestimmt. Getreu den Weisungen des Herrn, nahm er weder Geldbeutel noch Tasche oder Stab mit sich (Matthäus 10:10) und verkündete die Frohe Botschaft von Christus zum Preis unzähliger Drangsale: Entbehrungen aller Art, Krankheiten, Bedrohung durch Räuber, Misshandlungen durch Juden und Heiden...

 

Doch wohin er auch ging, war der Heilige Geist mit ihm, sprach durch seinen Mund, wirkte Wunder und gab ihm Geduld und Freude in allen Prüfungen. Diese Macht Gottes, die in ihm wohnte, war es, die die Mengen zum Glauben hinzog. Nachdem er die Menschen mit seiner Verkündigung erleuchtet hatte, taufte er sie und verhalf ihnen so zur Neugeburt von oben. Er ließ Kirchen bauen, organisierte den Gottesdienst, weihte Bischöfe und Priester, um die jungen Gemeinschaften zu leiten. In Sinope befreite er durch sein Gebet den heiligen Apostel Matthias von seinen Ketten, wurde aber seinerseits von den rasenden Heiden ergriffen, geschlagen und getreten. Das Vorbild seines Meisters, des Lammes Gottes, vor Augen, Der gekommen war, die Sünden der Welt hinwegzunehmen, suchte er sich nicht zu wehren oder zu fliehen, sondern ertrug alles mit Langmut. Angesichts seiner Standhaftigkeit, seiner Nachsicht gegen jene, die ihn quälten, und der vielen Wunder, die er wirkte, änderten die Bewohner von Sinope schließlich ihren Sinn, baten den heiligen Apostel um Vergebung und empfingen die heilige Taufe. Später nahm er am Apostelkonzil in Jerusalem teil, das einberufen worden war, um zu entscheiden über die Frage, ob die aus dem Heidentum Bekehrten beschnitten werden und das Gesetz Mose halten müssten (Apostelgeschichte 15:6 - 29).

 

Nach dem Pas´cha setzte er seine Evangelisierungsreisen fort, wirkte auf der Krim und kam dann in die Stadt Byzantion, deren Bewohner er durch seine Predigten erleuchtete. Er baute dort eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter und ließ heiligen Stachys als Bischof zurück. Schließlich kam Andreas nach Patras auf der Peloponnes, wo er in kurzer Zeit eine große Zahl für Christus gewann, darunter auch Maximilla, die Gemahlin des römischen Prokonsuls Egeatos, sowie dessen Bruder Stratokles. Erbost über diese Erfolge des heiligen Apostels, ließ ihn der Prokonsul festnehmen und einsperren, doch Andreas setzte seine Predigten im Kerker fort und weihte Stratokles zum Bischof.

 

 

Daraufhin verurteilte man ihn zum Tod und kreuzigte ihn mit dem Kopf nach unten. Seine Freunde wollten ihn befreien, doch er verwies es ihnen, erfüllt von heiliger Freude, auf diese Art seinem geliebten Herrn und Meister nachzufolgen bis in den Tod. Dann segnete er die Gläubigen und übergab seine Seele in Gottes Hand. Der Prokonsul aber erlitt wenig später einen gewaltsamen Tod. Lange Zeit danach, im Jahre 357, wurden die kostbaren Reliquien des Apostels Andreas vom heiligen Artemios von Patras nach Konstantinopel gebracht und zusammen mit denen des heiligen Evangelisten Lukas und des heiligen Thaddäus in der neuerbauten Kirche der Heiligen Apostel untergebracht. 500 Jahre später schickte sie Kaiser Basilios I. der Makedonier (867 -886) nach Patras zurück. 1460 schließlich verschenkte sie der Despot von Morea, Thomas Paläologos, an Papst Pius II. 1964 wurde das Haupt des heiligen Andreas der Kirche von Patras zurückerstattet, zur Freude und zum Trost der orthodoxen Gläubigen.

 

Quelle: Das Synaxarion, Die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, hrsg. vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2005-2006. 

 

 

Heiliger Apostel Andreas, der Ersterwählte

 

30. November 

 

Geboren ist der heilige Apostel Andreas in Bethsaida. Sein Vater hieß Jonas, und sein Bruder war Simon der als Apostel den Beinamen Petrus trug. Sie waren Fischer und erwarteten als gläubige Juden das Kommen des Christus. Wir wissen nicht, ob Andreas arm war oder reich, ob verheiratet oder Junggeselle, ob er älter war als Petrus oder jünger. Sicher ist, dass er mit dem Apostel Jakobus und dessen Bruder Johannes, dem Evangelisten, befreundet war. Andreas gehört zu den ersten Jüngern Jesu Christi. Andreas und Johannes warteten auf den Messias. Sie waren Schüler des heiligen Johannes des Täufer, der ihr religiöses Bewusstsein geschärft hatte. Durch ihn lernten sie auch Jesus Christus kennen. Als sie wieder einmal bei ihm waren, deutete der Täufer auf Jesus Christus, als er vorüberging, und sagte: „Dieser ist das Lamm Gottes.“ Die beiden folgten dem Herrn auf seinem weiteren Wege, und er gab sich ihnen als der Messias zu erkennen. Andreas eilte zurück in die Stadt, suchte seinen Bruder auf und sagte zu ihm: „Simon, wir haben den Messias gefunden.“ Aber noch verließen sie ihre Arbeit als Fischer nicht. Erst als Jesus die Brüder später einmal dabei antraf, wie sie ihre Netze im See Genezareth auswarfen, erfolgte ihre Berufung mit den Worten: „Folget mir nach, denn ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Die Evangelien führen den heiligen Andreas in drei verschiedenen Situationen namentlich auf: zum Ersten mal bei der Speisung der Fünftausend, wo er Christus auf den Knaben aufmerksam macht, der die fünf Gerstenbrote und zwei Fische bei sich hat und wo Andreas zu der Situation anmerkt: „Allein was ist das schon für so viele!“ Später sehen wir ihn mit Christus und dem Apostel Philippus über den Tempelplatz in Jerusalem gehen und die Bitte der gottesfürchtigen Heiden unterstützen, die Jesus kennen lernen wollten. Und endlich ist er beteiligt an dem Gespräch, das am Tage der Himmelfahrt auf dem Ölberg stattgefunden hat, als der Herr Zerstörung Jerusalems ankündigte. Von diesem Augenblick an schweigen die Heilige Schriften und die Berichte der Kirchenväter über das weitere Leben des Apostels Andreas sind spärlich und nicht übereinstimmend. Nach der kirchlichen Überlieferung ging der heilige Apostel Andreas nach Abschluss des Apostelkonzil über Byzanz, die rumänische Schwarzmeerküste und die Ukraine in die eurasischen Steppengebiete, die die Skythen, ein nomadisches Reitervolk, bewohnten.

 

 

Auf dem Weg nach Byzanz predigte er das Evangelium in Bythnien, Thrakien und Nordgriechenland. Nach der Überlieferung der Nestorchronik, die älteres, byzantinisches Traditionsgut verarbeitete, hat der heilige Apostel Andreas den ersten Bischof für die christliche Gemeinde in Byzanz geweiht. Von dort zog er über die Küstengebiete am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien bis an den Dnjepr, wo er am Ort der späteren Stadt Kiew das Evangelium verkündete und ein Kreuz errichtete. Von dort wandte er sich dann ostwärts zu den Skythen. Im Alter kehrte der heilige Apostel Andreas nach Griechenland zurück und ließ sich dann in Patras nieder, wo er der christlichen Gemeinde vorstand. Dort wurde ihm wahrscheinlich um das Jahr 60 unter der Regierung des Kaisers Nero durch den Prokonsul Ageas der Prozess gemacht wurde. Das Urteil lautete auf Geißelung und Tod am schrägen Kreuz. Er wurde mit Stricken daran gebunden und lebte so in dieser qualvollen Stellung noch zwei Tage lang. Nachdem der heilige Apostel Andreas das Martyrium vollendet und seine Seele in Gottes Hände zurückgegeben hatte, wurde er von den Angehörigen seiner Gemeinde in Patras beigesetzt. 

 

Seine Reliquien kamen von dort im Jahre 357 in die Apostelkirche in Konstantinopel. Aufgrund eines kaiserlichen Dekretes wurden die Reliquien des Apostel, der das Bistum in Konstantinopel-Byzanz begründet hatte in einem ungeheuren Triumphzug von Patras nach Konstantinopel überführt. Konstantinopel hatte in ihm seinen großen Schutzheiligen heimgeholt, dessen Verehrung sich bald über die gesamte Orthodoxie auszubreiten begann. Die Reliquien des heiligen Andreas blieben jedoch nicht dauerhaft in Konstantinopel. Nachdem die lateinischen Heere des vierten Kreuzzuges die Stadt erobert hatten, errichteten die Westeuropäer unter Führung des Dogen von Venedig, Enrico Dandolo, dort im Jahre 1204 ein lateinisches Kaiserreich, das über hundert Jahre andauerte. In dieser Zeit brachte der Kardinal Peter von Capua die Gebeine des heiligen Apostels Andreas von Konstantinopel in die Seestadt Amalfi, am Golfe von Salerno. Seit dem Jahre 1208 befinden sie sich dort im Dom. Von dort nahm im Jahre 1429, wegen der Bedrohung durch die Türken, Papst Pius II. Piccolomini das Haupt in einem kostbaren Reliquiar mit nach Rom, wo es bis zum Jahre 1964 sich im Domschatz von Sankt Peter befand. Anläßlich der dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde die verehrungswürdige Reliquie im Jahre 1964 auf dem Luftwege zurück nach Patras gebracht und der orthodoxen Kirche zurückgegeben. 

 

In Patras befinden sich das Reliquar mit seinem ehrwürdigen Haupt und die Reliquie seines schräggestellten x-förmigen Kreuzes bis zum heutigen Tag und werden in der dortigen orthodoxen Kathedrale aufbewahrt. Der Leib des heiligen Apostels Andreas befindet sich jedoch bis zum heutigen Tag in der katholischen Domkirche in Amafi im süditalienischen Apulien. Seit dem Jahre 1253 werden sie dort in der Krypta verehrt. Bis heute sondern die Reliquien heiliges Myron ab, das am 29. November jeden Jahres an die Gläubigen dort verteilt wird. Im gläubigen Volk nennt man dieses wundertätige Flüssigkeit „Manna des heiligen Andreas“. In Apulien ist der heilige Apostel Andreas der Schirmherr der Fischer. An seinem Festtag, dem 30. November, behängt man seinen Reliquienschrein mit zahllosen silbernen Votiv-Fischen, als Bitte und Dank für guten Fang. 

 

Besonders in der griechischen, aber auch in der rumänischen und russischen Kirche wird der heilige Apostel Andreas als der erste Verkündiger des Evangeliums in diesen Ländern hoch verehrt. Wie sich der Bischof von Rom in der Nachfolge des heiligen Apostels Petrus versteht, so weiß sich der Bischof von Konstantinopel in der Nachfolge des heiligen Apostels Andreas, der als erster Bischof dieser Stadt verehrt wird. Aus diesem Grund ist es in den letzten Jahrzehnten ein schöner Brauch geworden, dass zum Fest des heiligen Apostels Andreas der römische Bischof (Papst) als Nachfolger Petri den Ökumenischen Patriarchen als Nachfolger des heiligen Andreas in Konstantinopel besucht – persönlich oder in Form einer Delegation – während zum Fest der Apostel Petrus und Paulus der Ökumenische Patriarch dem Papst in Rom seinen Besuch abstattet. Die Feierlichkeiten zum Fest des heiligen Apostels Andreas finden traditionell in der Sankt-Georgs-Kathedrale im Phanar statt. Seine Allheiligkeit Patriarch Bartholomäus ist der 270. Nachfolger des heiligen Apostels Andreas auf dem Bischofsstuhl von Konstantinopel.

 

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija